die Sache des Friedens ist, meinen Dank für den Besuch ans, den er mir in Venedig hat machen wollen, und der eine Bekräftigung der intimen Bezieh­ungen zwischen Ofterreich-Üngarn und Italien ist, und ich bitte, anzustoßen auf das Wohl des Kaisers von Oesterreich, Königs von Ungarn." Graf Goluchowski erwiderte: .Ich bin glücklich darüber, hierher gekommen zu sein, um die Hand meinem illustren Mitarbeiter au dem Werke des Frie­dens zu drücken, das den Gegenstand unseres beständigen Bemühens bildet, und um dadurch ein neues Zeugnis zu erbringen von der vollkommenen Uebereinstimm- ung der A nsichten, die in den ausgezeichneten Beziehungen zwischen Italien und Oesterreich-Ungarn obwalten. Ich trinke auf die Gesundheit des Freundes und Verbündeten meines erhabenen Souveräns, des Königs Vik­tor Emanuel."

ff Zfaris, 30. April. Der König von England traf heute abend 9.20 Uhr mit Souderzug von Marseille hier ein. Auf seinen ausdrücklichen Wunsch war auf dem Bahn­hof weder ein Abgesandter des Präsidenten Lonbet noch ein solcher des Ministeriums des Auswärtigen anwesend. Nachdem der König von den Mitgliedern der englischen Botschaft begrüßt worden war, fuhr er in das Hotel Bristol. Das am Bahnhof versammelte Publikum brachte Hochrufe auf König Eduard aus. Vor dem Hotel erwarteten den König zahlreiche Engländer und brachten ihm lebhafte Ova­tionen dar. Der König und der Präsident statteien sich gegenseitig Besuche ab.

* Aetersöttrg, 29. April. Ein kaiserlicher Erlaß ge­währt den Bauern einer Anzahl von Gouvernements neue Erleichterungen durch Streichung der Rückstände bei der Tilgung der von 1867 bis zur Geburt des Thronfolgers gewährten Darlehen bei Mißernten. DieTorgowo-Pro- wyschlennaja Gaseta" beziffert die Höhe der erlassenen Schulden auf 75 Millionen Rubel.

ff Petersburg, 30. April. Der heute veröffentlichte Toleranzerlaß bezieht sich auch auf die Lamäiten, welche in amtlichen Schriftstücken in Zukunft nicht als Götzendiener und Heiden bezeichnet werden dürfen.

ff Aetersöurg, zo. April. Die Ofteruacht verlief wie gewöhnlich. Es ist herrliches Wetter und lockt Tausende von Frauen und Kindern auf die Straße.

ff ßezenstochnm, 30. April. Hier kam es heute zu einem Zusammenstoß zwischen Militär und Arbeiter«, die aus einem Vorort zur Stadt fuhren. Die Truppen standen der Menge 3 Stunden lang gegen­über und versperrten ihr den Weg in die Stadt. Als schließlich der Menge der Befehl gegeben wurde, ausein- anderzugehen, aber von ihr nichr befolgt wurde, gab die Infanterie Gewehrsalven ab. 4 Arbeiter wurde« getötet «uv viele schwer verwundet.

ff London, 29. April. Arthur Lee, der Zivillord der Admiralität, sagte bei einer Rede iu Gosport, daß der Krieg im ferne» Osten die Engländer gelehrt habe, in der Kon­struktion ihrer Kriegsschiffe Beträchtliches zu ändern. Die Admiralität bereite sich vor, in Portsmouth ein Kriegsschiff zu bauen, mächtiger als irgend eines der Jetztzeit und von einer Schnelligkeit, wie man sie nur erreichen könne. Dieses Schiff sei das Resultat der Lehren, die die Admiralität aus dem Kriege gezogen habe. Um diese Lehren gehörig in Be­tracht zu ziehen und das, was sie lehrten, in unsere neuen Kriegsschiffe hineinzubringen, habe die Admiralität zeitweise einen Halt in dem Bau der Schiffe gemacht.

* Loudo«, 29. April. Bei Lloyds ist heute eine De­pesche aus Calcutta von dem Agenten des Dampfers ,Bea­trice" eiugegangen, nach welcher die Beschlagnahme dieses Dampfers durch die Russen in Abrede gestellt wird.

ff Aavger, 30. April. Die letzten Nachrichten aus Fez lauten dahin, daß die Unterhandlungen der französischen Mission wenig Fortschritte machen. Der deutsche

Hoheit und unbewußter Unnahbarkeit, daß ihm jedes leiden­schaftliche Wort auf der Zunge erstarb.

Sitte und Erziehung sind die sicherste Schutzwehr der Schwachen. Es scheint, als wären sie eigens für mich erfunden. Ich verzichte auf Glück und verkrieche mich hinter meine Schutzwehr."

Sie erhob sich und trat vor den jungen Mann hin.

Sie reisen nun ab", sagte sie so leise wie ein Hauch. Und es ist gut. Ich gönne sie dem Leben. Was ich von Ihnen behalten möchte, das ist eine schöne Erinnerung. Anders wäre es doch nicht mehr, wie es sein sollte. Ich habe meine Seele vor Ihnen entblößt; so oft Sie mich darauf ausähen, müßte ich erröten. Es ist am besten, daß ich Ihnen hiermitLebewohl" sage."

Sie legte ihre Hand auf seine zuckende Rechte.

Seien Sie ruhig, lieber Freund I Was wir ein­ander sein konnten, das sind wir uns geworden. Gehen Sie mit Gott. Das Leben braucht Sie. Zwischen Ihm und Ihnen wird es immer ein großes Geben und Nehmen seiu.- Biell eicht werden Sie auch einst ein glücklicher Manu vielleicht nicht: dem wahren Menschen darf das Glück nicht Endzweck sein."

Ihre Hände lagen ineinander. Es war, als könnten sie nie mehr voneinander lassen. BruuoS Haupt sank tiefer und tiefer, bis seine heißen Lippen ihre zarte, weiche Rechte küßten.

Da machte Melina sich los . . .

Im Garten ertönten Stimmen. Me» voran kam Hans Joachim neben Doris.

Er schwenkte vergnügt seinen Hut nach der Veranda hin.

Melina, Liebe! Wir haben alle einen Heidendurst bekommen. Ist der Kaffee fertig?"

Und Melina wunderte sich, daß sie mit diesem über- guelleuden Abschiedsweh im Herzen lächeln konnte.

Gesandte, Graf Tattenbach, sagte heute in einer Uuterred- > ung mit einem Zeitungsberichterstatter, Deutschland könnte ! nicht Sonderabmachungen treffen, wo schon internationale j Uebereinkommen bestehen.

ff Auschaer (Persien), 30. April. Die englische Hau- delskommisfion nach Persien ist hier eingetroffen. Ihr Führer ist mit gebrochenem Fußknöchel in Schiras zurück­geblieben. Seine Ankunft wird in 14 Tagen erwartet.

ff Aaktimore, 30. April. Im Aufträge des Königs von Württemberg hat Generalmajor v. Pfister der Jotra-Hopkow- Universität eine 4 Fuß hohe Schillerbüste überreicht. In seiner Ansprache an die Vertreter der Universität sagte der General, er entledige sich des Auftrags, um die Freund­schaftsbande fester zu knüpfen, und er bringe von dem Staatsoberhaupt des Heimatlandes Schillers ein Zeichen aufrichtiger Freundschaft. Generalmajor Pfister wurde zum Ehrendoktor ernannt. Die Kuratoren der Universität sandten dem König von Württemberg ein Danktelegramm.

* New-Kork, 29. April. Ein Telegramm desNew- Aork Herold" aus Washington meldet: Bowen erhielt vom Präsidenten Roosevelt die nachdrückliche Weisung, sofort nach Washington zurückzukehreu. Dieser Befehl steht in Zusammenhang mit dem von Bowen gegen den Uvterstaats- srkretär Loomis erhobenen Vorwurf, dieser habe als Ge­sandter in Venezuela von der New-Aork-Bermudez-Compagnie einen Scheck von 10,000 Dollars empfangen. DerNew- Dork Herold" fügt binzu, Bowen werde nicht nach Ca­racas zurückkehren. Loomis verwahrt sich energisch gegen die wider ihn erhobenen Anschuldigungen.

ff Laredo (Kr. Texas), 30. April. Gestern abend wütete hier ein Tornado mit starken Regengüssen. Viele Ge­bäude wurden ganz zerstört. Bei anderen wurden die Dächer heruntergerissen. Bei dem Einsturz einer Anzahl baufälliger Häuser kamen 25 Mexi­kaner um.

ff London, 1. Mai. Wie Blätter melden, find beim Torvado in Texas Aber 1VV Perfoue« getötet «uv «rehiere hundert Persoue« verletzt worden.

Zur Mittelmeerfahrt des Kaiferpaares.

* Wart, 29. April. Zu Ehren der Anwesenheit des Kaiserpaares wurden gestern abend Feuerwerke abgebrannt; heute morgen gegen 9 Uhr gingen der Kaiser und die Kaiserin bei herrlichem Wetter an Land, um eine ausge­dehnte Automobilfahrt zu unternehmen. Bei der Landungs- stelle hatten geschmückte Rennboote des hiesigen Ruderklubs Aufstellung genommen. Am Abend bildeten Vereine mit Fahnen Spalier. Eine große Menschenmenge brachte den Majestäten auf dem ganzen Wege lebhafte Ovationen dar.

Drr russisch-japanisch« Krieg.

ff Ueterskurg, 30. April. General Liunewitsch meldet dem Kaiser unter dem gestrigen Datum: Am 23. April griffen 2 russische Abteilungen in der Nähe der Stadt Tunkhusian den Feind gleichzeitig an, vertrieben ihn nach­einander aus 5 Stellungen und besetzten Tunkhusian.

ff Mogta«, 1. Mai. (Reuter.) Das zweite bal­tische Geschwader trifft mit dem dritte« i» der Nähe der Jusel Haiua« zusammen.

Vermischtes.

* Iahrradknude für Offiziere. Die zu den Gewehr- fabriken in Erfurt, Danzig uno Spandau kommandierten j Offiziere sollen neben der Ausbildung imWaffeuinstand- j setzuvgsgeschäft" auch darüber unterrichtet werden, wie sie die Fahrräder wieder in Ordnung bringen können und die Entfernungsmesser am besten gebrauchen. In diesem Jahre sollen 124 Offiziere an diesen Kursen teilnehmen.

* Wer kauft serbisches Köutgsgut? Das Wiener

17. Kapitel.

Kummervoll besserte Frau Meilke au ihrem alten Haus" , kleid herum. Ihre Tochter war krank. Den Mittag war j sie aus dem Geschäft nach Hause gekommen und hatte sich f zu Bett legen müssen. Sie verschmähte Speise und Trank i und wollte auch von einem Arzt nichts wissen.

! Inzwischen rückte der Abend heran, Frau Meilke horchte, ! ob sich in Fridas Stube nichts regte.

Ein paarmal glaubte sie etwas hören, als würde ein Stuhl gerückt, eine Schublade aufgezogen.

Bist dn wach, Fridachen?" Die Frau legte ihre Flickerei beiseite.Ich frag' mau bloß, weil ich dir 'ne warme Suppe gekocht habe. Soll ich fie bringen?"

Da wurde die Stubeutür geöffnet, und heraus trat Frida in Hut und Jackett.

Ach du meine Güte, Mädchen, wo willst hin?"

Arbeit suchen, Mutter, der Chef hat mir gekündigt."

! Die arme Frau war zwar längst auf Schlimmes gefaßt gewesen; trotzdem brach sie in ein jammervolles Gezeter aus.

Herrjeh, bist du schon fertig? Das hält' ich meiner einzigen Tochter im Leben nicht zugetraut . . ."

Das Mädchen hielt sich die Ohren zu.

Sei still Mutter! Es macht wich verrückt."

Tn du noch mau so, als wenn du nichts hören kannst l" schrie die Frau.Die Kinder auf der Straße werden es dir bald Nachrufen. Und dahinter steckt dein noblerJebildeter", was? Komm endlich mal raus mit der Sprache! Wer hat die Schuld?"

Düs Mädchen biß sich auf die Lippe, damit ihr nur kein Name entschlüpfe. In ihren glanzlosen, hohlen Augen lauerte die Verzweiflung.

Tu mir den Gefallen, Mutter, und frage mich nicht; es nimmt sonst kein gutes Ende. Ich bin nicht so, daß ich

Dorotheum, das Kaiserliche Versatzamt, hat den erfinderischen Gedanken gehabt, auch den unheimlichen Kitzel des Gruselus geschäftsmännisch auszunützen. Während die bereits in spekulationslustige Hände übergegangene LustyachtDraga" der Serbenköntgin schauervollen Angedenkens jetzt auf der Donau schaukelt und den lustigen Wienern, die eine Aus­gabe von 40 Hellern nicht scheuen, das unheimlich süße Vergnügen verschafft, ihren Fuß auf die Planken zu setzen, die Dragas Fuß so oft berührt hat, entsandte daS Doro­theum zwei Oberkommissare nach Belgrad, um den Rest der Konakausstattung Alexanders und Dragas anzukaufen und zur öffentlichen Versteigerung nach Wien überzuführen. Das Versatzamt versteht sich auf die Psychologie des hochgeehrten Publikums. Die halbe Million Kronen, die es für den An­kauf aufwandte, wird zweifellos einen hübschen Ertrag bringen. Vorläufig wird man freilich seine Ungeduld noch zügeln müssen, denn die öffentliche Versteigerung soll erst Ende dieses Jahres stattfiudeo. Zunächst werden nur mit Hilfe photographischer Aufnahmen den lüsternen Liebhabern -die Augen gereizt.

Literarisches.

Derselbstäudige Laudwirt «uv die Einkommensteuer.

Der Steuerzettel dieses Jahres wird manche Ueber- raschung bringen, angenehm für die kleinen und kleinster: Leute, weniger angenehm für viele aus dem Mittel- und Bauernstand. Letzterer hat einerseits die Wohltat eines neuen zeitgemäßen Katasters zu erwarten und weiter die Berechtigung, seine Schuldzinjen von seinem Einkommen ab- ziehen zu dürfen, was allgemein als gerecht empfunden wird. Andererseits berechnet die Steuerbehörde das Einkommen ganz anders, als es der Bauer seither berechnete; den» wem ist es seither eingefallen, den eigenen Verbrauch an Mehl usw., seine Wohnung u. dergl. als Einkommensteile avzu- sehen? Biele werden sich als falsch eiugeschätzt fühlen, andere werden ungenügende Angaben machen; aber wie will ein Landwirt beweisen, daß er zu hoch eingeschätzt wurde? Die Unterlage dazu, die genaue Buchführung fehlt ihm!

Viele werden jetzt erst merken, wie wichtig es ist, künf­tig wöchentlich eine Stunde darauf zu verwenden, Ausgaben und Einnahmen zu notieren. An einfach verständlichen Hilfsmitteln hiezu fehlt es jetzt nicht mehr. Das soeben er­schienene billigeJahrbuch für die Buchführung des Land­wirts" von Oberlehrer Mangler au der Ackerbauschule in Hohenheim z. B. ist so eingerichtet, daß zu einem guten Teil nur vorgedruckte Tabellen ausgefüllt werden müssen. Auch die Steuererklärung ist dort durch Formulare so ein­fach gemacht, daß kaum gefehlt werden kanu. Sobald di« Buchführung eiu oder zwei Jahre pünktlich gemacht wird, bereitet sie Freude und gibt Klarheit und Sicherheit, wo jetzt Vermutungen herrschen oder geradezu gerate» wird.

Das Mangler'scheJahrbuch für die Buchführung des Landwirts" schließt sich eng au die von demselben Verfasser bearbeitete und von Fachleuten als vorzüglich anerkannte Buchführung für die allgemeine Fortbildungsschule, Aus­gabe 8. für landwirtschaftliche Verhältnisse" an. Beide Werkchen find zum Preis von je eine Mark durch die W« Rieker'sche Buchhaudluug zu beziehen.

Soukurse.

Emilie Lang geb. Wolfinger, Ehefrau des Knopffabrikanten Wilhelm Lang in Arnbach. Heinrich Vogel, Kaufmann in Stutt­gart, Cannstatterstr. 135 wohnhaft gewesen, zur Zeit mit unbekanntem Aufenthalt abwesend, früher Inhaber der FirmaAlbert Schmid", Frottier- und Luffawarenfabrik, Urbanstraße 103.

Verantwortlicher Redakteur Ludwig Lauk, Altensteig.

nicht arbeiten könnte; wenu's nicht als Probiermamsell ist. dann als was anderes."

Fürs erste hast du so gut wie keine Aussichten, das merke dir man", versetzte die Frau jammernd. Sieh dich mal im Spiegel an! So nimmt dich keiner.Es wird'n unnützes Laufen nach Stellen werden uud du kommst dabei erst recht auf den Hund. Jetzt heißt es abwarteu und ruuter-

schluckeo wirft schon nicht dran sticken. So-nu

komm in die Küche und trink neu Schluck was Warmes."

Während fie über der Tochter am Herde Kaffee mischte, ging diese fort. Sie hörte die Flurtüreu auschlageu sonst nichts.

An der nächsten - Straßenecke stieg Frida in einen Omnibus und fuhr nach der Jägerstraße: dort hatte Dick ihr einst das Bankgeschäft gezeigt, wo er augestellt war. Sie wartete vor der Tür, bis das Kontor geschlossen wurde. Ein paar Herren kamen heraus und noch eiu paar, aber keinDick". Schließlich faßte sie sich rin Herz und redete einen von den Letzten an.

,Euschuldigen Sie, ist nicht ein Herr Dick hier ange­stellt?" Der Herr zuckte die Achsel:Mir gänzlich unbe­kannt."Ich weiß nicht"stotterte Frida.Es. könnte vielleicht nur sein Vorname sein. Des anderen erinnereich mich den Augenblick nicht."

Der Herr musterte fie scharf. Er war Berliner und besaß die nötige Menschenkenntnis.

Also Dick!" sagte er, seinen Schnurrbart zwirbelnd, während er das Mädchen unverschämtavblinzelte.Klingt englisch. Kommen Sie morgen um diese Zeit mal wieder mit vor, Fräulein ! Vielleicht kann ich Ihnen dann Bescheid geben. Solchem niedlichen Persönchen tut man ja gern einen Gefallen."

(Fortsetzung folgt.)