so ist das zu wenig. Wir werden für de» ersten Teil des Antrages stimmen, müssen uns aber Vorbehalten, darauf zu dringen, daß endlich eine wahre Glaubens- uud Gewissens­freiheit durchgeführt wird. Gröber (Ztr.): Kardmal Rampolla hat nur von Preußen, aber nicht von den hier augeklagten Bundesstaaten gesprochen und hat betont, daß noch verschiedene Wünsche bleiben, die S. M. dem Kaiser mitgeteilt seien. Das ist etwas ganz anderes als Hieber ausführte. Leider ist der Bundesratsbevollmächtigte für Sachsen schleunigst wieder abgezogen. So muß ich meine Frage, ob denn der Bundesrat schon Beschluß gefaßt hat in Sachen unseres Antrages, an leere Bundesratsbänke richten. Konstatieren aber möchte ich, daß Graf Hoheuthal den Tatbestand der Fälle zugegeben hat. Nach einem Schlußwort Bachems wird über den Antrag, die Vorlage an eine Kommission zu verweisen, namentlich abgestimmt; eS stellt sich Bes chlußunfähigkeitdes Hauses heraus. Nächste Sitzung Montag 1 Uhr. 2. Beratung der Handels­verträge.

LandesnachrichLen.

-s. Mensteig, 20. Februar. SamStag uacht wurde in eine hiesige Schreinerwerkstätte eingestiegen. Bis jetzt wurde ermittelt, daß zwei innere Fensterflügel auszehoben, die Scheiben zertrümmert und die Rahmen in die Nagold ge­worfen wurden. Landjäger Döttling gelang es, den Täter, einen Schreinergesellen, der früher bei dem geschädigten Meister in Arbeit stand, zu ermitteln. Es soll derselbe Ge­selle sein, welcher jüngst nachts von einem Wagen ein Rad entfernte und dasselbe in den Mühlkanal warf. Die em­pfindliche Polizeistrafe, welche ihn traf, hat nachdem neue­sten Vorgang bei ihm nicht gefruchtet. Diesmal dürfte er wohl etwas härter gerügt werden.

-n. Hlagold, 20. Febr. Im Festsaal des Seminars fand gestern abend ein Konzert statt, das außerordentlich stark besucht war. Als auswärtige Solisten wirkten mit, Frl. Else Staudenmaier aus Stuttgart und H. Sanier aus Ludwigsburg. Zur Aufführung gelaugten Scenen aus zwei berühmten Chorwerken:Die Frithjofssage" von Max Bruch undErlkönigs Tochter" von W. Gade, dazu noch zwei Tonbilder für Streichorchester, Klavier und Orgel von C. Reinecke. Die ganze Aufführung darf als gut ge­lungen bezeichnet werden. Chor, Orgel- und Klavier­begleitung reihten sich würdig au die schönen Sologesänge von H. Sauter (Tenor) und Frl. Staudenmaier (Sopran). Bolle Anerkennung verdient vor allem auch der Dirigent H. Mufikoberlehrer Schäffer für die tüchtige Einübung der Chöre und Schulung des Orchesters. Die Klaoier- und Orgelbegleituugen stellten hohe Anforderungen an die Fertigkeit der Spieler, worden aber von den Seminarober­lehrern Schilling und Maier gut Lurch geführt.

* Stuttgart, 18. Febr. Sehr beachtenswert ist eine Verhandlung, die sich gestern vor der Strafkammer abspirlte. Ein hiesiger Weinhändler hatte im Mai vorigen Jahres von einem Weingärtner in Großbottwar, einem unbeschol­tenen, 70jährigen Manne, 10 Eimer 1903er Wein, den Eimer zu 115 Mk., gekauft, davon aber nur 5 Eimer be­zogen und die weiteren 5 Eimer beanstandet, weil er fand, daß der Wein gezuckert worden sein müsse. Vor dem Un­tersuchungsrichter gab der Weiuhäudler an, der Weingärt- uer habe beim Verkaufe gesagt, der Wein sei so, wie er vom Stocke komme. Die Folge war die Erhebung einer Anklage wegen Täuschung auf Grund des K 13 Abs. 1 und 2 des Weingesetzes. In der heutigen Verhandlung versicherte der angeklagte Weingärtner auf das bestimmteste daß kein Wort darüber gesprochen worden sei, gab jedoch zu, daß dem Weine 810 Liter Wasser und 810 Pfund Zucker auf den halben Eimer habe zusetzen müssen, um ihn gutschmeckend und besser verkäuflich zu machen, eine Ver-

M Lesesr recht. U»

Die Welt ist reich und wohlberatcn.

Nur zäume nicht das Pferd am Schwanz, Wolle die Nachtigall nicht braten Und nicht singen lehren die Gans!

Jugendstürme.

Roman von A. Andrea.

(Fortsetzung.)

Viel Zeit zum Nachdenken hatte Doris nicht; sie nahm daher einen tapferen Anlauf mochte er ausfallen, wie er wollte.

Muttie," Du wirst nachher was erleben 'ne feine Urberraschuug!"

Frau Traute bekam einen Schreck. Sie hatte mit Ueberraschuugen böse Erfahrungen gemacht. Aber Doris tröstete sie:

.Es ist nichts Schlimmes, Muttie! Bloß ich Hab den Jangens versprochen, Dir nichts zu verraten. Du wirst schon sehen."

Trotzdem fuhr es Frau Traute durch alle Glieder als die Jünglinge, Bruno in der Mitte, sie alle vier um­ringten.

.Kinder, wenn das Vater erfährt!'

Sie legteu sich aber aufs Bittenselbst Bruno, dem selten eine Liebkosung entfuhr, küßte sie schmeichelnd ab. Nein, es war ihr nicht möglich, ihnen denSpaß" zu verderben. Noch mehr sie wußte selbst nicht, wie es kam der blonde Junker machte seine Verbeugung und stotterte etwas von .großer Ehre" undseiner eigenen Mutter", und sie trat mit ihm als Erste in der Reihe ihrer Kinder zur Polo­naise au.

besserung, die nach dem Weingesetz ausdrücklich erlaubt und nur dann strafbar ist, wenn der Zuckerwasserzusatz derart stark ist, daß nicht mehr die Verbesserung der Quali­tät, sondern eine unverhältnismäßige Vermehrung des Quan­tums damit erzielt wird. Das traf aber hier nicht zu. Der Weinhändler hielt heute seine frühere Aussage nicht aufrecht, sondern schränkte sie dahin ei», er habe als selbstverständlich vorausgesetzt, daß ein Weingärtner, bei dem er einen Einkauf mache, ihm nur Naturwein verkaufe. Andernfalls hätte er den Wein mit einem kleinen Nachlaß am Preise dennoch gekauft. Da nun aber der Weingärtner seinen Wein voll­ständig rationell, innerhalb der Grenzen einer richtigen Kellerbehandlung verbessert hatte, so konnte es sich nicht mehr um eine Täuschung handeln, und der Staatsanwalt beantragte unter Verzicht auf die Vernehmung der weiteren Zeugen und des Sachverständigen, Weinkontrolleurs Schäfer, ohne weiteres die Freisprechung des Angeklagten, die das Gericht auch unter Ueberuahme..der Kosten auf die Staats­kasse anssprach.

ss Stuttgart, 18. Febr. Der Gesamtvorstand des württ. evangel. Lehrerunterstützungsvereins hat den Beschluß ge­faßt, eine Sammlung der schönsten Sagen uud Geschichten für die Heranwachsende Jugend und das Haus herauszugeben.

fl WfuNuge», 18. Febr. Hier soll am 9. Mai eine allgemeine Schillerfeier stattfindev, bei der Wallensteins Lager aufgeführt werden soll. Auch eine Schillerlinde soll gepflanzt werden.

fl Wo« Wodeusee, 18. Febr. Bei heftigem Schneege­stöber wären in dieser Woche die beiden Dampfer .Ruprecht" (bay.) undBodan" auf offener See beinahe zusammenge­stoßen. Trotz der Alarmsignale beider Schiffe waren sie nur noch etwa 1015 Meter auseinander. Dem sofort eingesetzten Stoppen und kräftigen Rückwärtsbeweguugeu ist , es zu danken, daß der DampferRuprecht" nicht in den 1 Bodan" hineiugefahren ist.

* Verschiedenes. Auf der Station Uutertürkheim ereignete sich ein Eisenbahnnnfall. Ein Zug war eben im Begriff, die Station zu verlassen; der Zugführer gab das Zeichen zur Abfahrt; die vordere Maschine uud die am Ende des Zuges angebrachte Schiebmaschine gaben Dampf; es stellte sich aber heraus, daß die vordere Maschine noch nicht angekuppelt war. Als der Lokomotivführer dieser Maschine das merkte, brachte er die Maschine zum Holten ; inzwischen fuhren aber die Schiebmaschine und, von ihr geschoben, die Wagen des Zuges weiter und auf die vordere Maschine auf. Durch den Anprall wurde der Packwagen schwer, einige weitere Wagen leichter beschädigt; dem Zugführer wurde der Arm abgedrückt. Bei einem Familienfest wollte in Kusterdingen der Fabrikarbeiter Armbruster einen Kame­raden heimbefördern. Dieser wehrte sich und stach seinem Gegner so unglücklich ins Auge, daß er in die Klinik über­führt werden mußte und das Sehvermögen verlieren wird.

fl Gffenöurg, 19. Febr. Gestern und heute fand hier der sozialdemokratische Parteitag für Baden statt. Es wurde u. a. die Errichtung eines Parteisekretariats beschlossen. Als Sekretär mit dem Sitz in Karlsruhe soll der Reichstagsabg. Eichhorn bei der Parteileitung in Berlin vorgeschlagen werden. Die Sozialdemokraten wollen völlig selbständig in den Wahlkampf gehen. Demokraten und Freisinnige sollen bei Stichwahlen nicht mehr bevorzugt werden. Der Landesverband der Sozialdemokraten zählt in 114 Mitglied­schaften 7400 Organisierte. Aus Württemberg wohnten dem Parteitag die Abgeordneten Keil und Sperka an.

fl Won der bayerischen Grenze, 18. Febr. Im Steinen- tal bei Aichstetten brannte das Anwesen des Oekonomeu Zaudler vollständig nieder. Gerettet wurden nur 2 Pferde, während 19 Stück Vieh, 2 andere Pferde, 7 Schweine und das Geflügel, sowie alle Fahrnis verbrannte. Nur der gün­

,Dieser Krautjauker kommt einem immerhin in den feinsten Absichten zuvor," sagte Leu Stamer zu seiner Dame.

Warum bist Lu so'n Pappstoffel?'

.Nanu ich? Doris, du vergreifst dich in deinen Belegen ..."

Nee, gar nicht. Die älteren Damen gehen immer voran, und Muttie ist obenein die schönste im ganzen Saal."

Ausgenommen ihre jüngste Tochter au I"

Doris kniff ihn für das Kompliment so derb in den Arm, daß er beinahe den Takt verlor. Aber sie amü­sierten sich alle großartig. Muttie immer unter ihnen.

Mit allen mußte sie tanze». Bruno engagierte sie zur Quadrille. Er war ziemlich schwach darin, doch mit ihr ging es vortrefflich, obgleich sie Doris und Stamer zum Vis-ä-vis hatten, die nie aufpaßteu. Ja, es war ein wundervoller Abend, und unvergeßlich dieser Tanzftunden- Ball der letzte gemeinsame, fröhliche auf lange, lange Zeit.

Gegen drei Uhr morgens gingen sie nach Hause. Bruno wollte durch das Küchenfeuster hiueinsteigeu; aber Frau Traute ließ eS nicht zu.

Ich werde Vater morgen alles erklären", sagte sie voll Zuversicht.

Als sie aber nachher noch Licht in der Stube des Oberhauptes bemerkte, wurde ihr bänglich ums Herz. Ihr Gatte war also die ganze Nacht bei seinerpädagogischen Erziehung" sitzen geblieben kein gutes Zeichen das I

Alle wurden sehr kleinlaut, selbst Leo Stamer, der sonst nicht tot zu kriegen war.

Das kann gut werden", sagte Richard gähnend. Vater ist noch auf. Ich rate, Bruno bleibt draußen, bis die Luft rein ist."

Hätte Frau Traute sich nur dies eine Mal noch be­wegen lassen, auf eine neueHeimlichkeit" eiuzugehen I Aber sie hatte sich seit der Entdeckung des Reservekuchens

stigeu Windrichtung ist es zu danken, daß der 390 Ein­wohner zählende Ort nicht in Flammen aufging.

fl Darmstadt, 19. Febr. Der Großherzog und die Großherzogin werden sich zur Beisetzung des Großfürsten Sergius nach Moskau begeben. Die Prinzessin Ludwig von Battenberg, Schwester der Großherzogiu Sergius, ist von London bereits nach Moskau abgereist.

Ausländisches.

fl Wien, 18. Febr. Den Blättern zufolge nahm eine gestern abend stattgehabte Versammlung des Verbands der Interessenten für den Handel uud Export inlandwirtschaft­lichen Produkten einen Beschlußantrag an, der besagt, die Versammlung steht in der Höhe der durch den neuen Han­delsvertrag festgesetzten Gersten- und Malzzölle sowie tu den die Unterscheidungsmerkmale betreffenden Bestimmungen eine ernste Bedrohung des österreichischen Gerstenexports und der österreichischen Malzfabrikatiou. Ein Aktionskomitee wurde zur Erstattung von Vorschlägen behufs Abwendung dieser drohenden Gefahren eingesetzt.

* London, 18. Febr. DtehierlebeudenT error ist eu erklären, der Zar erhielt sofort nach Ermordung des Groß­fürsten Sergius die Aufforderung, nunmehr dem Reiche eine Verfassung zu verleihen und den Großfürsten Wladimir und den Diktator Petersburgs, General Trepow, durch liberale M ä n n e r zu ersetzen, widrigenfalls erst diese und dann der Zar selbst das Schicksal des Groß­fürsten Sergius teilen würden.

fl Petersburg, 19. Febr. Die Fabrikbesitzer haben dem Finanzminister einen Bericht eingereicht, in welchem auf die Forderung hiugewiesen wird, daß die Beratung über die Arreiterfrage am 6. ds. Mts. resultatlos verlaufen sei. Man habe nun gesagt, die Fabrikbesitzer wollten auf die Lage der Arbeiter nicht erngehen. Die Arbeiterfrage könne jedoch nicht getrennt von der allgemeinen Lage be­handelt werden. Sogar bei einer völligen Bewilligung aller Forderungen der Arbeiter würde eine Beruhigung nicht erzielt werden. Die Bewegung sei nicht zurückzuführen auf die Ueberzeugung der Arbeiter, daß es sich bei ihnen um eine wirtschaftliche Notlage handele, sondern auf die all­gemein herrschende Erregung. Die russische Industrie sei uicht in der Lage, ohne sich selbst zu schaden, größere Forderungen zu bewilligen. Bei der allgemeinen Notlage sei ein Rückgang der Industrie festgestellt worden. Die Industrie könne nicht mit Verlust arbeiten und sich uicht von wohltätiges Motiven leiten lassen ; ihre Lage sei schwierig. Sie gebe den Arbeitern was sie könne. Eine Beruhigung der Arbeiter könne jedoch uicht durch Konzessionen, sondern durch Reformen allgemein staatlichen Charakters erreicht werden.

fl Lodz, 18. Febr. Die Einigung zwischen Arbeitgebern uud Arbeitnehmern kommt nur langsam zustande uud täglich ereignen sich noch Zusammenstöße der Streikenden mit dem Militär, bei denen es zu Verlusten an Menschenleben kommt.

fl DieVoss. Ztg." meldet aus Lodz: In der Fabrik PoSuanskifand ein Zusammenstoß von Militär uud Arbeitern statt, wobei 7 Personen erschossen und viele verwundet wurden.

fl Der KrakauerCzas" meldet aus Warschau: Nach den letzten Unruhen wurden massenhaft Hinricht­ungen vorgeuommeo. Im 4. Polizribezirk wurden 20 Personen au einer Mauer aufgestellt und erschossen.

* Moskau, 18. Febr. Die Gemeindeverwaltung be­schloß heute in außerordentlicher Sitzung, den Minister des Innern zu ersuchen, dem Kaiser das Beileid Moskaus aus- zusprechen und ihm zu sagen, daß Moskau zu Gott für die Seele des Großfürsten Sergius bete. Sie beschloß ferner, der Großfürstin Elisabeth tiefes Beileid auszusprecheu mit dem Wunsche, daß Gott ihr Kraft gebe, den fürchterlichen

gelobt, es nie wieder zu tun, und dachte nun:Ich bitte für meinen Aelteften und nehme schließlich alles auf mich."

Im geheimen hoffte sie auch wohl auf einen glücklichen Zufall: Bruno konnte vielleicht unbemerkt nach oben gehen. Da sie den Hausschlüssel hatten, brauchte das Oberhaupt ja nicht herauszukommen . . .

Doch Normaun kam heraus, seine Stehlampe in der Hand, blaß, eine unzufriedene Falte zwischen den Augen.

Das muß ich aber sagen, Frau," begann er grollend, so was geschieht in meinem Hause nicht zum zweiten Male, Es hat eben vier geschlagen."

Es war so nett, lieber Mann ..."

Frau Traute verstummte vor der jäh aufzuckendeu Miene ihres Gatten und dem Blick, mit dem er Bruno fixierte.

Du! Wie kommst du hier her? Wo hast du dich rumgetrieben?"

Ich bitte dich, lieber Mann!"

StA!" schmetterte er seiner Frau zu. flammend vor Zorn. Mit einem Male wurde er eisig.

--Guten Abend, lieber Westernkamp I Na, Stamer, werden Sie bis acht ausgeschlafea haben? Guten Morgen, Richard ! Doris, marsch, zu Bett l Bruno" eine kleine Pausedu kommst zu mir herein."

(Fortsetzung folgt.)

* (Von der Schmiere.) Direktor (zur ersten Dar­stellerin) :Wenn Sie meine Strümpfe noch einmal so schlecht waschen, laß ich Sie nie wieder als Jungfrau von Orleans auftreten.

* (Kindermund.) Dem dreijährigen Fritzcheu wird erzählt, daß Onkel Karl sich verlobt hat uud daß die neue Taute Heuuy heißt. Fritzcheu fragt darauf ganz unschulds­voll:Legt die auch Eier?"