Schlag zu ertragen, und sie in ihrem wohltätigen Wirken erhalte.

ss 150 000 Arbeiter müssen nach Madrider Meldungen in Katalonien unfreiwillig feiern. Als Ursache wird Absatz- Mangel infolge Verlustes der spanischen Kolonien angegeben.

Das Bombenattentat auf den Großfürsten Sergius

* Aetersvurg, 18. Febr. Dem Zaren wurde die Nach­richt von der Ermordung des Großfürsten Sergius vom Minister des kaiserlichen Hofes, Baron Fredericks, über­bracht, der um 6 Uhr mit Souderzug nach Sarskoje-Sselo fuhr. Er fand den Hof beim Galafest zu Ehren des Prinzen Friedrich Leopold von Preußen. In St. Petersburg hat die Ermordung des Großfürsten der politischen Bewegung neues Leben zugeführt. Amtlich wird mitgeteilt, daß der Attentäter, der etwa 30 Jahre alt ist, alle Angaben über seine Person verweigert. Man weiß nur, daß er sich in der letzten Zeit ohne Paß in Moskau aufgehalten hat.

ss Der Eindruck der Schreckenskunde auf denZaren war ein unbeschreiblicher. Der Kaiser hatte gerade den vom Kriegsschauplatz zurückgekehrten Ge­neral Gripenberg empfangen und diesen zum Bericht über die Lage im fernen Osten aufgefordert, als schreckensbleich ein Offizier vom Dienst in das Gemach trat und dem Kaiser Meldung von dem Vorgefallenen erstattete. Der Zar brach in Tränen aus und rief: WaS soll dieses gräß­liche Verbrechen? Gripenberg versuchte den Kaiser zu trösten, dieser aber wehrte ab und verlangte, allein gelassen zu werden. Die Kaiserin fiel infolge der Schreckenskunde iu eine Ohnmacht. Von heroischem Mute bewies sich dagegen die Gemahlin des Großfürsten. Als ihr die Meld­ung von der Mordtat überbracht wurde, verließ sie ohne Begleitung, schnell einen Schal umwLrfend, den Kreml und eilte zur Stätte des Unglücks, traf dort persönlich einige Anordnungen und kehrte dann iu den Palast zurück, wo die schwere Serlenerschütterung sie zu Boden wart.

* Hfetersöm-, 18. Febr. Die Blätter veröffentlichen schwarz umränderte Sonderausgaben, in denen Einzelheiten über das Attentat auf den Großfürsten Sergius mitgeteilt werden. Viele Offiziere telegraphierten das tragische Ende des Großfürsten an ihre Freunde nach Mukden. Die Be­völkerung als solche legt keine besondere Erregung an den Tag. Generalgovvernenr Trepow soll erklärt haben, daß er die Revolution erwürgen werde.

* Betersvnrg, 18. Febr. Der hiesige Korrespondent des .Petit Paristen" gibt folgende von der amtlichen Dar­stellung abweichende Schilderung des Attentats auf den Großfürsten Sergius. Der Großfürst bemerkte, als er am Nckitin-Tor vorüberfuhr, einen andern Wagen hinter sich, der in Eile auf ihn zufuhr. In diesem befanden sich zwei Nonnen, welche Personen auf dem Bürgersteige Zeichen gaben, woraus diese Personen sich auf die Pferde des groß­fürstlichen Wagens warfen und diese anhielten. Hierauf wurden zwei Bomben unter den Wagen des Großfürsten geworfen. Nach dem Attentat fand eine Kundgebung statt, welche für die Unbeliebtheit des Ermordeten Zeugnis ablegt. Mehrere Personen tauchten ihre Finger in das Blut des Großfürsten und mal­ten damit ein Kreuz an dieMauer und riefen: .Dieses Blut läutert Rußland!"

* Betersvnrg, 18. Febr. Aus Moskau treffen Nach­richten ein, wonach der Großfürst in letzter Zeit von Todes­ahnungen erfüllt war. Vor einigen Tagen hatte er ein vom revolutionären Komitee unterfertigtes Schreiben erhalten, in­dem ihm mitgeteilt wurde, daß das Maß voll sei und daß er wegen der zahlreichen willkürlichen Akte, die er als Ge­neralgouverneur von Moskau gegen Studenten und Arbeiter begangen hatte, zum Tode verurteilt worden sei. Der Großfürst zeigte den Brief, den er auf seinem Schreib­

tisch fand, seinen Adjutanten, und äußerte sich schmerzlich bewegt, daß er nicht mehr lange zu leben habe.

* HfetersSurg, 18. Febr. Die in Regierungskreiseu herrschende düstere Stimmung infolge der Ermordung des Großfürsten Sergius wird verschärft durch Nachrichten über die verzweifelte Lage der Russen am Sch aho.

0 Unter den Großfürsten herrscht infolge des Moskauer Attentates Panik. Ihnen allen sind Drohbriefe des re­volutionären Komitees zugegangen, in denen ihnen ihre Ver­urteilung zum Tode mitgeteilt wird. Die Militärposteu sämtlicher von den Großfürsten bewohnten Petersburger Palais wurden verdoppelt und vervierfacht. Da alle offi­ziellen Festlichkeiten abgesagt find, so verlassen die Groß­fürsten ihre Wohnungen nicht. Es heißt aber, daß sie und auch der Zar selbst au der Beisetzung des ermordeten Ser­gius, die in Petropawlowsk stattfiaden wird, teilnehmen wer­den. Bei dieser Gelegenheit befürchtet mau den Ausbruch von Unruhen und die Wiederholung von Schreckenstaten wie der von Moskau. Es bleibt daher abzuwarteu, ob die gewaltigen polizeilichen und militärischen Sicherheitsmaß­regeln, die selbstverständlich getroffen find, für den Schutz der hohen Persönlichkeiten werden als ausreichend befunden werden. Ist das nicht der Fall, so bleiben Zar und Groß­fürsten dem Leichenbegängnis fern. Der Petersburger Ge­neralgouverneur Trepow hat zwar erklärt, er werde die Re­volution erwürgen; aber das hat vor ihm schon Plehwe gesagt. Gleich diesem steht auch der Name Trepows auf der Liste der zum Tode Verurteilten.

Was das Privatleben des Großfürsten Sergius be­trifft, der infolge seiner Hartherzigkeit und seiner geringen geistigen Fähigkeiten selbst in den Kreisen der finstersten Re­aktion keine Beliebtheit genoß, erfahren wir: Als im Mai 1884 der verstorbene Großfürst in Darmftadt erschien, um sich mit der anmutigen Prinzessin Elisabeth zu vermählen da hatte er sich nicht gescheut, außer seinem Adjutanten auch weibliches Gefolge mitzubringeu, und nur dem takt­vollen Verhalten des Großherzogs Ludwig von Hessen ist es zu danken, daß damals ein Skandal vermieden wurde. Die Hessen ahnten die Bitterkeit voraus, die ihrer geliebten Prinzessin im Zarenreiche harrte. Sie hat ein übervolles Maß erreicht. Die Frau Großfürstin aber ertrug standhaft alle Leiden und zeigte sich in der Oeffentlichkeit an der Seite ihres Gemahls als eine zufriedene und glückliche Frau. Auch des Großfürsten Sergius Mutter, die Gemahlin Alexander ll. von Rußland, war eine hessische Prinzessin. Ihre Ehe wurde nach kurzem Glück infolge der fortgesetzten Untreue und Ausschweifungen des Zaren ein Martyrium, in der ihr Geist tiefer Melancholie sich zuueigt-, bis endlich der Tod sie erlöste. Der Zar heiratete darauf eine seiner Geliebten. Als dann Großfürst Sergius zur Werbung nach Darmstadt kam. war in Deutschland der Gedanke er­wacht, ob die deutschen Dynastien wirklich noch so stolz sein dürften, ihre hübschesten uud liebenswürdigsten Prinzessinnen dem Zareuhause hinzugeben, um dann zusehen zu müssen, wie die jungen Mütter vernachlässigt ! und gar noch von einem drersten und skrupellosen Hofgesinde verhöhnt und ver­spottet wurden. Auch kam die Erkenntnis, wie unwürdig es doch sei, daß jede deutsche Prinzessin so hohe Ehren mit einem Wechsel ihres Glaubens noch obendrein bezahlen mußte, während es keiner Großfürstin je ein fiel, um der Heirat mit einem Deutschen willen, den entsprechenden Schritt zu tun.

ff Der Großfürst Sergius ist an demselben Tage er­mordet worden, an dem vor 50 Jahren Kaiser Nikolos I von Rußland starb. Der Großfürst war nicht nur R tter des Schwarzen Adlerordeos, sondern besaß auch den preußychen Orden kour le wsrits, der ihm am 22. März 1879, dem Geburtstage Kaiser Wilhelms l, von diesem verliehen ward. Großfürst Konstantin begab sich noch am Mordtage von

Moskau nach Petersburg und von dort zum Zaren. Sämtliche Staatsoberhäupter uud Regierungen drückten dem Zaren direkt oder durch Vermittelung der Botschaften ihr Beileid an der Katastrophe von Moskau aus.

* Bei einer Durchsuchung ist bet dem Attentäter ein Schriftstück gefunden worden, wonach der Zar, alle Großfürsten, der Diktator Trepow, Pobjedow- noszew uud die meisten Gouverneure zum Tode verurteilt seien.

* Das Attentat soll die Antwort sein auf den letzten Brief des Großfürsten an den Zaren, in welchem er sich rühmte, daß seinem Einfluß der Sieg der kouservativeu Partei in der Moskauer Adelsversammlung bei der Abfassung der Adresse an den Zaren zuzuschreibeu sei.

Vermischtes.

* Eine hübsche Schulgeschichte erzählt Friedrich Strau- mer iu seinem BucheAllerlei aus dem sächsischen Erzge­birge" :Einmal nach Michaelis 1864 als ich schon ein ganzes halbes Jahr in Annaberg (als Lehrer am dortigen Realgymnasium) gewesen war. kam der Direktor ins Lehr­zimmer und erklärte, daß sich, eiu junger Manu bei ihm zur Aufnahme gemeldet habe, der allerdings schon vierundzwan- zig Jahre alt und doch höchstens für Quinta reif sei, den er aber dennoch nicht zurückweiseu wolle, da der junge Mensch ihm leid tue. Er sei Gerber gewesen, könne aber das Stehen im Wasser nicht vertragen, sei davon krank ge­worden und wolle sich nun, denn er besitze ein kleines Ver­mögen, für den Gemeindedienst und das Steuerfach vorbe- reiten. Der Mensch mache einen guten Eindruck und werde den Frieden der Klasse nicht stören, auch auf die Sitten seiner Mitschüler einen schlechten Einfluß gewiß nicht aus- üben. So wurde Meier, so wollen wir ihn nennen, ausge­nommen, uud der große Mensch, er war fast einen Kopf größer als ich, fügte sich willig in alles, war fleißig und sittsam und ließ sich überhaupt nichts zu schulden kommen. Da plötzlich gegen Weihnachten verbreitete sich das Gerücht, der Quintaner Meier habe sich auf die schlechte Seite ge­legt, treibe sich Soautag für Sonntag auf den Tanzböden herum und tanze dabei es ist schrecklich zu sagen immer nur mit einem und demselben Mädchen. Nun wurde eine Synode abgehalten und ein hochnotpeinliches Gericht veranstaltet. Quintaner M. wurde zitiert und erschien, der Rektor hielt ihm eine schöne Rede, die Kollegen musterten ihn, mit grimmigen Blicken die einen, die anderen stumm und erwartungsvoll. Meier stand unbeweglich und erwiderte auf alle Anklagen nichts, bis ihn endlich der Rektor mit bebender Stimme fragte, was er zu seiner Entschuldigung vorzubriageu habe, und ob er denn nicht selbst einsehe, wie unrecht es sei, daß er als Quintaner den Tanzboden be­suche uud mit einem Mädchen tanze, und wer denn diese sei. Da sagte Meier, und stolzes Bewußtsein leuchtete aus seinen Augen:Entschuldigen Sie, Herr Rektor, es ist meine Frau!" Und so war es, Meier war verheiratet und zwar glücklich verheiratet seit ungefähr zwei Jahren. Bei der Aufnahme hatte man ihn zwar nach dem Impfschein usw. gefragt, nach dem Trauschein aber nicht."

Handel und Verkehr.

* Krcrilsk'irn, 15. Febr. Holzpreise. Wir leben in einer holz­reichen Gegend. Auf drei Seiten ist die Stadt von schönen Wäldern umgeben. Dennoch habe» die Holzpreise eine noch niedagewesene Höhe erreicht. Heute wurde aus den Stadt- und Stiftungswaldungen Holz verkauft. Für buchene Scheiter wurden bis zu 12,50 Mk., für buchene Prügel 1u,50 Mk., für tannene Scheiter 10,50 und für tannene Prügel 9 Mk. durchschnittlich erlöst. Für das Raumeler Anbruchholz wurden ca. 8 Mk bezahl» Gegenüber dem Revierpreis wurden ca. 170 Prozent erlöst.

* Köpping 16. Febr. Hohe volzpreise. Bei allen Holzver­käufen in der Gegend werden in diesem Winter auffallend hohe Preise erzielt, zum Teil 150200 Prozent. Es hat den Anschein, als ob die befürchtete aber nicht eingetroffene Kohlennot hierauf eingewirkthabe.

Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Lauk, Altensteig.

Bekanntmachung.

M Dir Frier des Gebnrtsfrstes ^

E Keiner Majestät des Königs ^

wird am

Samstag, den 25. Februar 1905

iu herkömmlicher Weise begangen.

der FestgotteHdienst findet um 10 Uhr vormittags,

Der Aestzug vom Rathaus zur Kirche um 93/4 Uhr statt.

Das Festessen beginnt um 12 ^ Uhr im Gasthaus

zurTraube".

Zu zahlreicher Beteiligung an dem Fest und zur Beslaggung der Häuser wird eingeladen.

Altenfteig, den 18. Februar 1905.

«ameralverwalter KcWjNlWWS AlUt'. Köhler. Breuuiuger. Welker.

A l t e n st e i g.

Mittwoch, den 22. Febr.

Metzel­suppe

bei gutem Stoff.

Jakob Schwarz

Bäcker und Wirt.

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Ein gut erhaltenes

Centralfeuergewehr

(Auchsfliute bevorzugt) nach Stutt- aart zu kaufe» gesucht

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Aus dem Gemeiudewald Auchtert, Bahn und Hohlensteinberg werden am

Donnerstag, de« 23. Febrnar 1995

vo» Vormittags S Uhr a«

117 Stamm LLüfer,, KIVns««* Eichen mit 58 Fm. bis zu 60 M Durchm.; 4 Linden- Stninrne, 35 birkene wnsnerftnnse«, sowie noch 23 Stamm rrndeitzslz, Lnns k Snstzsiz, «reift Fsrretze«

einzeln im Aufstretch verkauft; Abgang vom Rathaus vorm. 9 Uhr. Den 17. Februar 1905.

Gemeinderat«

Waldverkauf.

Die iuAus den Tauuen" Nr. 23 beschriebenen Waldungen kommen

am Freitag, de« 24. Febrnar WaWisfeinW

nachmittags 3 Uhr

auf dem Rathaus in Göttelsingen zum letztenmal zum Verkauf. Liebhaber sind eiügeladeu.

zur Kropfmühle.