hervorragender, der Regierung nahestehender Parlamentarier habe erklärt, Deutschland sei s ch nl d au d c r D e- mütiguna, die England in dem Hul Ist reitf alle habe hinnehmeu müssen. Die einzige Antwort, welche England auf die russische Herausforderung Lei Hüll hätte erteilen dürfen, sei die Vernichtung der russischen Flotte gewesen. Die drohende Haltung Deutschlauds habe jedoch England daran gehindert. Das englische Volk gewinne daher immer mehr die Ueberzeugang, daß die Aktionsfähigkeit Englands dnrch die stetige Vergrößerung der deutschen Flotte völlig gelähmt werde.— DaS wäre allerdings ein schöner Erfolg unserer Flott-!
Deutscher Ketchstag.
Berlin, 6. Febr.
Das Haus genehmigt in dritter Lesung die Nachtragsetats debattenlos. Es folgt die Beratung der Interpellation Ablaß betr. die Schiffahrtsabgaben auf den natürlichen Binnenwasserstraßen. Graf Posadowsky erklärt sich zur sofortigen Beantwortung bereit. Kaempf (frs. Vksp.) begründet die Interpellation, sie sei eine Folge der Beunruhigung, die durch den Widerspruch der früheren Erklärung des Reichskanzlers und durch später? Aeußerungrn Buddes im preußischen Abgeordnetenhaus, bei weiteren Kreisen geweckt worden sei. Im November 1904 wurde indrrKa- nalkommisfion die Erklärung abgegeben, die Erhebung von Schiffahrtsabgaben sei berechtigt und geplant. Dann habe im Dezember verlanret, das SiaatsMinisterium habe bereits in diesem Sinne beschlossen. Redner fuhrt unter Hinweis ans Artikel 54 der Reichsgesetzverfassuvg aus, daß eine solche Abgabeertzedung ohne Befassungsänderung unmöglich sei und teilweise auch durch die internationalen Verträge gehindert sei. Staatssekretär Graf Posadowsky erklärte unter Bezugnahme auf die Erklärung des Reichskanzlers vom? 10. Dezember 1903 und seine eigene Erklärung rom 12. April 1904, daß zweifellos kein Bundesstaat Abgaben über die Grenzen des Artikels 54 hinaus erheben könne und somit internationale Verträge entgcgenstehen die Zustimmung de? Kontrahenten Vorbedingung sei. Wenn Preußen die Beseitigung einer Ungleichheit der Adgaben- erhebuug auf Kanälen und kanalisierten Flüssen einerseits und natürlichen Wasserstraßen andererseits durch geeignete Schritt; anstrebt, so werde es zweifellos nicht unterlassen, die erforderliche reichsgesetzliche Genehmigung nachzusuchen, wie auch tatsächlich die preußische Regierung cs in der Kom- misfionsfitzung des Abgeordnetenhauses ausgesprochen habe. Erst wenn Preußen sich mit bestimmten Erklärungen an die Rerchsorgane wenden sollte, was bisher nicht geschehe« sei, bestehe für die Reichsorgane Veranlassung zur Frage der Schiffahrtsabgaben in Preußen sachlich Stellung zu nehmen. — Nachdem Staatssekretär Graf Posadowsky die Stellungnahme der Regierung dargetan, erfolgt auf Antrag der Linken die Besprechung der Interpellation. Abgeord-- nrter David (Soz.) bezeichnet die Antwort des Maats- sekretärs als durchaus unzureichend. Aba. Gothein (frs. Bg.) sagt, die heutige Erklärung des Staatssekretärs sei vollständig nichtssagend, denn sie gehe nicht aus de» Kern der Sache ein. Abg. Walbrecht (natl.) spricht sich für Ausdehnung der Wasserstraßen im Interesse der Volkswohlfahrt aus, ist aber ohne aus die Rechtsfrage einzugehen auch für Einführung von Abgaben. Abg. Graf Limburg- Stirum (kons.) führt aus, das was der Staatssekretär erklärt habe, sei mystisch gewesen. Abg. Haußmann (südd. Vp.) stimmt dem zu, daß die Antwort des Staatssekretärs eine mystische gewesen sei. Abg. Dreesbach (Soz.) bekämpft die Erhebung von Schiffahrtsabgaben auf natürlichen Wasserstraßen als rechtlich unzulässig und volks-
M Lefefrucht. W
Was Unglück und Sorgen dir bringen, Es ist nicht vergebens;
Immer aus dunklem Grunde springen Die Quellen des Lebens.
Ingendstürme.
Roman von A. Andrea.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Als Hans Joachim aus der Schule kam, fand er die Kerben und Tintenkleckse des Tisches auf seiner „Bude" mit einem schneeweißen Damasttuch bedeckt, in der Mitte den offiziellen Napfkuchen, von JdaS kunfigeübter Hand mit Blumen bekränzt. —
Den größten Raum auf dem Tische nahm aber die übliche Kiste von zu Hause ein, um die Doris grünes Taunen- reis gelegt hatte.
Dann erschien das Oberhaupt — hinter sich aufmarschiert Leo Stamer, Bruno, Jda und Doris. Nur Frau Traute fehlte. Sie hatte beim besten Willen nicht aufstehen können.
Ehe jedes seinen Glückwunsch auf eigene Rechnung anbringen durfte, hielt das Oberhaupt eine Ansprache so voll Ermahnungen und guter Lehren, daß dem also gefeierten Jüngling der Angstschweiß ausbrach.
Stamer, hinter dem Röcken des Gestrengen, tat, als ob er sich vor Rührung den Bauch hielt, Bruno unterdrückte ein Gähuen, und der Knabe Richard steckte dem Jubilar die Zunge auS, wofür ihm Doris einen Rippenstoß verabfolgte. Die einzige, welche wirklich andächtig zuhörte, war Jda, die angehende Seminaristir:.
wirtschaftlich schädigend. Abg. Beumer (natl.) führt aus, er gehöre zu deuen, die im Gegensatz zu der Mehrheit im preußischen Abgeordnetenhause Abgaben auf dem Rhein für unzulässig halten ohne Aenderung der Verfassung und Verträge. Seinen Standpunkt teile der größte Teil seiner politischen Freunde. An der Erörterung beteiligten sich noch die Abgg. Os er und Gothein, worauf die Besprechung geschlossen wird.
LcmdesnachrichLsn.
* Akteusteig, 8. Febr. Eine «eue Einrichtung hat die Postverwaltuvg im Telephonwesen getroffen. Die Sprech- strllen der Fernsprechteilnehmer können auf Antrag statt mit gewöhnlichen Sprechapparaten mit Automaten ausgestattet werden. Statt der jährlichen Pauschgebühr, durch deren Zahlung der Inhaber eines Fernsprechanschlusses das Recht erwirbt, Gcsprächsverbinduugen zwischen seiner Sprechstelle und den an dieselbe Fernsprechanstalt angeschlossenen übrigen Sprechstellrn während des Tagesdienstes ohne weitere Gebühr Herstellen zu lassen, ist für jedes Gespräch, das von einer Teilnehmerstelle mit Automatenbstrieb aus mit einer andern Teilnehmerstelle derselben Fernsprechanstalt geführt j wird, eine Gebühr von 10 Pfg. zu bezahle«. Der Teilnehmer kann deu Automaten gegen diese Gebühr jedermann I zur Verfügung stellen. Im übrigen finden auf die Teil- ! nehmerstellen mit AutomatenLetrieb die gleiche» Bestimmungen - Anwendung, wie auf die gewöhnlichen Teilnehmerstelle». , Die Automaten können HKnach auch zum Sprechverkehr j rach auswärts benützt und von anderen Sprechstellen aus angcrufeu werden. Im Vorortsverkehr beträgt jedoch die ; Gesprächsgebühr 10 Pfg. Die Teilnehmer haben die Ge- j währleistung dafür zu übernehme«, daß die jährliche Ein- s nähme an Gebühren für die im Ortsverkehr und nach Orten ! im Umkreis von 15 Irin geführten Gespräche die Höhe der Pauschgebühr erreicht, welche für eine» gewöhnlichen Fernsprechauschiuß in dem betreffenden Netz zur Erhebung kommt.
* LoßSurg, 7. Februar. Unerwartet schnell starb Sonntag nachmittag im Aler von 76 Jahren Schultheiß Grünenwald von hier. Erst vor wenigen Wochen feierte er sei» 40jähriges AmtLjubiläum. Mit unermüdlichem Eifer und großer Treue fuhrt; er sein Amt, und nur uuger» konnte er sich von demselben trennen, als er erst kürzlich infolge seines Leidens dazu gezwungen war. Welcher Beliebtheit sich der Verewigte erfreute, war aus dem gestern stattgefunLenen Leichenbegängnis zu ersehen, an dem eine außerordentlich große Zahl Leidtragender teilnahm.
* Göppingen, 7. Februar. Das diesjährige 20.Landes- schützenfest findet m den Tagen vom 1. bis 5. Juni in Göppingen statt.
* (Berschiedeues.) Durch einen schrecklichen Unglücksfall wurde die Familie des Seilers Frohmaier iu Sind elfin gen dadurch betroffen, daß dessen jüngste Tochter im Alter von 14 Jahren in die Wohnung ihrer Eltern eilen wollte, dabei durch die zufällig aufsteheude Kellerlucke, die sich ;m Hausgang befindet, in den Keller stürzte und sich so schwer verletzte, daß sie starb. — In Cannstatt stürzte die verwitwete, 54 Jahre alte Händlerin Katharine Lindenberger so unglücklich die Treppe herab, daß sie an den erlittenen Verletzungen im Krankenhause starb. — In Hegersberg OA. Eßlingen wurde durch eine sbstürzevde Sandmasse der verheiratete, etwa 55 Jahre alte Weingärtner Christian Weber in einer Sandgrube verschüttet und dabei getötet. — Das Kursschiff „Kaiserin Elisabeth" fuhr vor dem Hafen Lind au auf einen Felsen aas und erhielt unter dem Salonboden ein großes Leck. Das Schiff konnte s-ch nur mit Mühe in den Hafen schleppen und sank dort. Verunglückt ist niemand. — In Kiebingen fand man am Sonntag einen schon älteren Mann tot auf dem Felde. Er
Nach Tisch zitierte Stamer die beiden jungen Dame» nochmals auf die Bnde der Sekundaner — Hans Joachim »nd Richard bewohnten nämlich dasselbe Zimmer — za einem gemeinschaftlichen Auspacken der Geburtstagskiste.
Eine jubelnde Ueberraschung erregte eine Gänseleberpastete, die Doris säuberlich aus ihrer weißen Papierhülle schälte.
„Gebe ich die in der Küche ab?" fragte der gewissenhafte Junker.
„Nee," entschied Richard, der seinem egoistischen Triebe niemals Zwang auferlegte. „Die kommt mit auf den Hängeboden. Wir haben so nichts Rechtes zu essen."
Da steckte die Küchenwiese den Kopf zur Tür herein.
„Die beiden Fräulein sollen mal runter kommen zum Herrn — na, das kann jut werden! Ich wasche meine Hände in Unschuld!"
„Was ist los?" riefen alle zugleich; aber Wiese hatte schon wieder Kehrt gemacht.
Die beiden jungen Mädchen sahen sich bestürzt an. „Denn man zu I" sagte Doris schließlich, ihrer Schwester vorangehend.
„Telegraphiere uns gleich!" rief Stamer ihr »ach. „Wir gehen zum Singen."
Doris allein duzte sich mit den Pensionären. Jda mit ihren 16 Jahren mußte auf Befehl des Oberhauptes von de« Gymnasiasten als „Dame" behandelt werden.
Im Speisezimmer nahm Normann seine Töchter in Empfang, und zwar — mit dem flagranten Beweis ihrer heimlichen Umtriebe, dem Reservekuchen.
„Ich entdeckte zufällig" — o, man kannte dies „zufällig"! — „düs allerdings vorzüglich geratene Gebäck unter dem umgeflülpten Marktkorbe in der Speisekammer. Wiese behauptet, nichts davon zu wissen. Köant ihr mir darüber i Aufklärung geben?"
Tie beiden Mädchen hatten nur söen einen heißen
scheint von einem Schlaganfall betroffen worden zu sei». — Aus der Gegend von Mergentheim wird ein Ranb- anfall berichtet: Der Bote von der Domäne Neuhaus, der die Milchgelder in Mergentheim eingesammelt hatte, wurde von drei ihm vorangehenden Burschen räuberisch überfallen und niedergeschlagen. Glücklicherweise hatte er das eingenommene Geldgjin Papiergeld umwechseln lassen und in seiner innersten Brusttasche geborgen, sodaß es seine Angreifer nicht fanden. Erst nach mehreren Stunden gelang es, den Ueberfallenen wieder zum Bewußtsein zu bringen. — In Murrhardt vollendete in verhältnismäßig guter körperlicher Gesundheit und geistiger Frische die Witwe Anna Maria Huber ihr 103. Lebensjahr.
* Karlsruhe, 8. Febr. In den Vorstand des Landes- ausschussis der national-sozialen Partei in Bade» wurde als Schatzmeisterin Frau Dr. E. Jaffe v. Richthofen gewählt. Es dürfte dies die erste Frau im Vorstand einer bürgerlichen politischen Partei in Deutschland sein.
js Berti«, 7. Febr. Prinz Karl von Bourbon, Infam von Spanien, ist mit einer Offiziers-Deputation, die dem Kaiser die Uniform des General-Kapitäns der spanischen Armee und Kommandeurs des Regiments „Numautta" Überbringt, abends hier eingetroffen und feierlich vom Kaiserpaar empfangen worden. Der Kaiser verlieh dem Prinzen Karl von Baurbon den Schwarzen Adlerordeu.
js Berti«, 7. Febr. Die Budgetkommisfion des Reichstages bewilligte bei Beratung des Etats von Südwestasrika für die Bahnlinie Swakopmund—Wiudhnk und für die Unterhaltung der Mole iu Swakopmund geforderte Summe.
* Berti«, 6. Febr. Nach einer Meldung des Generals v. Trotha wurde am 27. Januar bei Uriknribis ein unter Bedeckung einiger Reiter von Swartfontetn kommender Ver- pflegungswagea von 20 Hottentotten überfallen. Am gleichen Tage griffen etwa 100 Hottentotten, darunter 25 Berittene, die im Marsche von Windhuk nach Kalkfontein mit einem Viehtransport befindliche zweite Kompagnie des Feldartillerie-Regiments Nr. 2 und die halbe 7. Batterie etwa 60 Kilom. nördlich von Hoachanas an. Der Feind wurde unter Verlust von 13 Toten zurückgeworfen und zersprengt. Eine Anzahl Gewehre wurde erbeutet. — Der Umkreis von Warmbad ist vom Feinde gesäubert. Moreriga soll sich mit Morres in den Karrasbergen vereinigt haben.
ss Berlin, 7. Febr. Aus Deutsch-Südwestafrika kommt wieder eine große Verlustliste.
* Potsdam, 7. Febr. Prinz Eitel Friedrich ist jetzt fieberfrei. Das Allgemeinbefinden hat sich so weit gebessert, daß keine weiteren Krankheitsberichte ausgegeben werden.
* Aste«, 7. Febr. In der gestrigen Bergarbeiterversamm- lung erklärte der sozialdemokratische Reichstagsabgeorduete Sachse, daß heute eine halbe Million an Unterstützungen gezahlt werden müssen und daß ans diesem Grunde die Wochenunterstützung von 10 Mark auf 9 Mark reduziert werden müsse.
* Kstes, 7. Febr. In den 18 Revieren des Oberberg- amtes Dortmund und auf Zeche Rheinpreußen sind heute 65 697 Arbeiter bei einer Gesamtbelegschaft von 261517 Mann angefahren; mithin fehlten 495,820 Arbeiter, gegen 196,288 am Montag.
* Bochum, 7. Febr. Auf Zeche Bruchstraße wurde bei der heutigen Lohnzahlung im Gegensatz zu anderen Zechen den Arbeitern der Lohn für drei Schichten als Schadenersatz abgezogen. Es herrscht allgemeine Erbitterung hierüber.
* Ksttowitz, 7. Febr. Aus Sosnowice wird gemeldet: Nachdem gestern über Polen der Belagerungszustand verhängt und die Militärgewalt von einem Jnfanteuegeneral aus Koczinctz übernommen war, traf heute ein weiteres Regiment ew, so daß jetzt vier Regimenter in Sosnowice liegen. Man befürchtet ernste Zusammenstöße mit dem Militär.
Wunsch, zehn Klafter tief in die Erde sinken zu können — so durchdrungen waren sie im voraus von ihrer Schuld.
„Nun? Ihr seid doch sonst nicht auf den Mund gefallen !"
Mit wahrer Todesverachtung hob Doris den Blick in das väterliche Antlitz:
„Das — das ist der Reservekuchen."
„Reserve? Wozu?"
Verzweifeltes Schweigen.
„Damit ihr euch untereinander nachher daran gütlich
tut?"
„Ja" gestand Doris mit rührender Offenheit.
Da brach der Sturm los.
„Eine nette Wirtschaft! So was in einem solide», ordentlichen Haushalt — hinter meinem Rücken. Und eure Mutter steckt am Ende mit euch unter einer Decke I"
Den Kuchen in den Händen, wollte er zu seiner Frau hinein, aber die Mädchen hingen sich au ihn, bittend und bettelnd:
„O Papa, Muttie ist ja krank! Es ist alles unsere Schuld."
Das Oberhaupt stellte seine Entdeckung auf den Tisch.
„So — also ihr, im Bunde mit dem verlogenen Frauenzimmer, der Wiese!" donnerte er. „Das sieht euch ähnlich I Zur Strafe habt ihr heut nachmittag zu danke», wenn der junge Wefiernkamp euch von seinem Kuchen anbietet. Für diesen hier weiß ich Verwendung: die Frau Direktor wird eure Mutter morgen oder übermorgen za einem Täßchen Kaffee besuchen. Daß ihr euch aber nicht untersteh!, daran zu rühren! Selbst wen» ich euch in ihrer Gegenwart die Kuchenschale aobieten sollte, habt ihr in aller Bescheidenheit zu danken. Das soll vorläufig eure Strafe sein!"
Als sie endlich entlassen wurden, flüchtete sich Jda weinend in die Einsamkeit ihres Stübchens, und Doris nahm