V
Jernsprecher
M. rr
Ernruckungs - Gebühr für Altenstcig und nahe Umgebung bei einmal. Einrückung 8 Pfg., bei mehrmal. je 6 Pfg., auswärts je 8 Pfg., die einspaltige Zeile oder deren Raum-
MenML.M
ünö'AittertjaltuntzFblatt
MMblatt für
Allgemeines Kn^ige
Erscheint Dienstag Donners'., Samstag und Sonntag mit der wöch. Beilage „Der Sonntags- Gast".
Brstellpieis für das Vierteljahr im Bezirk u. Nachbarortsverkehr Mk. 1.16, außerhalb Mk 1.25.
Verwendbare Beiträge werden dankbar angenommen.
Nr. ss.
Man abonniert auswärts auf dieses Blatt bei den K. Postämtern und Postboten.
Donnerstag, 9 . Jebruar.
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1905 .
Amtliches.
Ernannt wurde der Amtsgerichtssekretär Haux in Calw zum Landgerichtsschreiber in Stuttgart mit dem Titel Landgerichtssekretär.
Bow Stande der Dinge in Ostafien.
(Nachdruck verboten.)
ss Seit dem Fall von Port Arthur und dem Ausbruch der tuueren Unruhen ia Rußland ist dem Stande der Dinge auf dem oftafiatischen Kriegsschauplatz verhältnismäßig wenig Aufmerksamkeit gewidmet worden; zudem warea auch die offiziellen Kriegsberichte so abgefaßt, daß mau nach ihrer Lektüre nicht viel klüger war als vorher. Das ist freilich eine Eigenheit während dieses ganzen Krieges gewesen, in welchem an die Stelle der vorbereitenden Berichterstattung die Tatsache» traten, welche alle Kombinationea mit einem male über den Haufen Warfe».
Ein volles Jahr dauert jetzt der Feldzug. Am 7. Februar 1904 brach die japanische Regierung nach Monate langen Verhandlungen über die Räumung der Mandschurei durch die Rassen die diplomatrschen Beziehungen mit dem russischen Reich ab, und fchon in der Nacht zum 9. Februar fiel vor Port Arthur der erste Torpedoschuß. In diesem ersten Seegefecht, welches den Krieg einleitete, ward die Unglücksperiode für das russische ostafiatische Geschwader eröffnet, drei stolze Kriegsschiffe wurden schwer beschädigt. Und so folgte denn Schlag auf Schlag. Eine erschütternde Katastrophe stellte der Untergang des Panzerschiffes Petropoulowsk dar, welches durch einen japanischen Torpedo in die Luft gesprengt wurde; mit ihm fanden der Admiral Makarow und fast sein ganzer Stab den Tod. Auch der berühmte Schlachtenmaler Wereschtjagin kam dabei in den Wellen um. Nachdem die russische Flottille verschiedene Monate untätig verharrt, gelang zum Herbst einem halben Dutzend Schiffen der Durchbruch. Auch iu unserem deutschen Hafen Krautschau suchten verschiedene Fahrzeuge Zuflucht, dre natürlich sofort entwaffnet wurden. Der Rest des Port Arthur-Geschwaders wurde dann gegen den Schluß der Belagerung von den Japanern zusammesgeschossen. Die Flotte des zweiten russischen Hafens ia Oftasten, die von Wladiwostok, hat durch kühne Kreuzerzüge die japanische Handelsmarine mehrfach geschädigt, schließlich wurde aber auch sie von den überlegenen japanischen Streitkräsien lahm gelegt. Damit ist die japaoifche Oberherrschaft zur See für Ostasten entschieden, denn die unterwegs befindliche große russische Flotte wird so lange wenig auszurichten vermögen, als die Dinge zu Lande sich nicht ändern. Und darüber kann im günstigsten Fall noch sehr viel Zeit vergehen. Bei dem Mangel einer festen Kohlenzufuhr kann sich jetzt das russische Geschwader nicht in Ostafien halten, die Japaner sind ihm durch die gesicherten Stützpunkte.seit überlegen.
Brachte so der Beginn des Krieges den Russen zur See schwere Schlappen, so war man um so mehr auf das erste größere Zusammentreffen zu Laude gespannt. Man wußte damals noch nicht, wie weit die russische Schlagfertigkeit zu Lande im Rückstand war. daß der Generalgouverneur der Mandschurei, Admiral Alexejew, eine unglaubliche Unfähigkeit auf seinem verantwortungsvollen P.sten gezeigt hatte. Es ist überhaupt mit den Führern der Russen m Ostasten ein eigenes Ding gewesen; am Zsrenhofe rn Petersburg waren sie alle hochangesehene Personen, im Felde leisteten sie nichts. Der für Alexejew ernannte Oberbefehlshaber Kuropatkln, der frühere russische Kriegern mster, hat lange mit der Eifersüchtelei seiner Unterbefehlshaber zu kämpfen gehabt, die zu wenig die Situation b herrschten und trotz allem Selbständigkeitsgefühls stch dem schneidigen Draufgeyen ihres Gegners nicht gewachsen zeigten. Das wurde namentlich in der ersten eigentlichen Schlacht am Jalu klar, wo der japanische General Kurokt einen großen Steg erfocht. Planmäßig landeten dann die Japaner ihre Truppen in der Mandschurei und drängten in langen Gefechten die Russen, diese immer mit Umzingelung bedrohend, dis z,m Haup quartier Kuropatk ns, bis Liaujang, zurück. Voiher hatte der russische Oberbefehlshaber einen Versuch z nn E itsutz des belagerten Port Arthur mache» lassen, der aber völlig scheiterte, und auf dem das russische Koips tu hö pster Gefah-, abgeschabten zu werden, schwebte.
Für all' dieses Mißgeschick sollte nun bei Liaujang Rev .uche genommen werden. Allein es kam, trotzbem mau i> P.tersburg außerordentlich stegesgewlß war, anders. Anfänglich war das Schlachtenglück allerdings den Russin freundlich gtstnnt, dann aber zwang eine Umgchum.süe- wegung des Generals Kurokt Kuropatkln, seine wichtigste Stellung zu räumen, und damit war Liaujang unhaltbar geworden. War eS somit auch keine entscheidende Niederlage, welche die Armee des Zaren erlitt, die moralische Wirkung
war eine große, und dieser Eindruck verstärkte sich noch, als der später unternommene russische Versuch, die Japaner aus ihren neu gewonnenen Positionen herauszuschlagen, scheiterte. Dann folgte eine durch den harten Winter der Mandschurei gebotene längere Rahe, in die die Kapitulation von Port Arthur hineiufiel. Erst iu allerletzter Zeit ist auf dem Hauptkriegsschauplatze mit neuen Kämpfen begonnen, Siege haben sie für die Russen noch nicht gebracht. Eine entscheidende Wendung im Kriege kann bei den festen, verschanzten Stellungen der Japaner jedenfalls nur durch Ströme von Blut errungen werden.
Von beiden Seiten ist ia diesem blutigen Kriege mit ausdauernder Tapferkeit, von Seiten der Japaner mit einem Fanatismus gefochten worden, der ihnen von Niemanden für möglich gehaltene große Vorteile gesichert hat. War der formelle Grund zu dem Kriege die japanische Forderung, die Russev sollten binnen einer bestimmten Zeit die von ihnen okkupierte Mandschurei räumen, so war doch die eigentliche Veranlassung die von den japanischen Staatsmännern für unabweisbar erkannte Notwendigkeit, sich den Einfluß auf das ostasiatische Festlaud zu sichern, wenn anders der Staat florieren sollte. Japan allein ist nicht reich genug, die Kosten eines modernen Aufwandes für einen Großstaat zu decken, es gebrauchte weitere Absatzgebiete für seine Produktion. Und so ist es diesem Staate, der vor vierzig Jahren noch allen europä scheu Einrichtungen und modernen militärischen Verhältnissen fremd gegenüberstaod, gelungen, sich iu dieser kurzen Zeit so eingehend in all' dies Neue hiueivzuarbeiten, daß er nicht nur dem russischen Koloß Stand zu halten, sondern ihn auch, bisher wenigstens, matt zu setzen wußte. Bor zehn Jahren, nach dem japanisch-chinesischen Kriege, konnten die Großmächte, Rußland an der Spitze, Japan noch diktiere», unter welchen Bedingungen es mit China Frieden schließen könne, heute imponiert das junge, moderne Japan Europa, wo man eingcsehea bat, daß eine fremde Einmischung in diesen Streit nicht mehr Platz greifen kann. Zum Kriegs- beairm wurde, wie erinnerlich sein wird, gefürchtet, die Verbündeten der beiden Parteien, Frankreich und England könnten in den Krieg mit hinemgezogeu werden. Das ist nicht geschehen und nicht mehr zu erwarten.
Das zweite Jahr des Krieges beginnt nunmehr. Im kühnen und entschlossenen Angriff hat Japan Alles genommen, wonach sein Herz begehrte, das Königreich Korea; der Hauptteil der Mandschurei mit der stolzen Festung Port Arthur sind sein, es braucht das Gewonnene nur zu verteidigen, und seine Generale haben es nicht mehr nötig, auf Kosten der Russen sich iu Unkosten zu stürzen. Das ist für die Heeresleiter des Zaren die bittere Aufgabe, einen sieggewohnten Gegner, der mit einer ganzen Reihe von fast uneinnehmbaren Stellungen zu rechnen hat, wenn er wirklich aus der einen oder der anderen herausgedräugt werden sollte, entscheidend zu schlagen. Die russische Armer in Oftasten ist sehr stark geworden, aber die Kämpfe, die ihr de- vorstehru, müssen sie gewaltig dezimieren.
Tagespolitik.
Der Generalansstaud im Ruhrgebiet dauert jetzt schon drei volle Wochen an, länger, als man ursprünglich erwartet hatte. Die Streikenden hrbea ihre Bereitwilligkeit zur Wiederaufnahme der Arbeit erklärt, wenn ihnen gewisse Garantien geboten werden, aber die Grubenbesitzer beharren auf ihrem alten Standpunkt. Die Zahl der Arbeitswilligen nimmt zwar zu, jedoch ia kaum merklicher Weise. Sie beträgt jetzt rund 62 000, die der Streikenden dagegen etwa 197 000.
* *
*
Di«. Siebenerkommission der streikenden Bergleute im Ruhrrevier hat folgendes Telegramm an den Reichskanzler Grafen v. Bülow gesandt: „Die von den streikenden Bergleuten des Ruhrreviers gewählte Siebenerkommission wird stch erlauben, Euer Exzellenz umgehend eine Eingabe einzureichen bezüglich der Stellung der Bergleute zu der im preußischen Landtage angekündigten Novelle betreffend das preußische Berggesetz und den im Reichstage angekündigten Gesetzentwurf betreffend die Rechtsfähigkeit der Arbeiter- berufsoereine. Eurer Exzellenz teilen wir dann ergebenst mit, daß die genannte Siebenerkommission bei dem Verein für die bergbaulichen Interessen telegraphisch um eine U >ter- redunz nach gesucht hat zur Besprechung folgender ermäßigter Forderungen: 1. eine ISprozentige Luhne:höbung (anstelle des zuerst geforderten Mimmallohnes); 2. kommt ein Gedinge nicht zustande, so soll der Durschmttlohn gleichartiger Arbeiter gezahlt werden und nicht wie bisher der ortsübliche Tagelohn; 3. nach Aufnahme der Arbeit soll keine Maßregelung der Streikenden vorgenommen werden;
4. gute Dcputatkohlen auch für bedürftige Invaliden und Bergmannswitwen; 5. humane Behandlung. Auf Grund der beabsichtigten Verhandlungen soll die Arbeit eventuell sofort ausgenommen werden. Die Siebenerkommission Johann Effert, Altenessen, Karlstr." Der Reichkanzler hat Effert darauf telegraphisch geantwortet: „Ihr Telegramm habe ich erhalten und danke Ihnen für Ihre Mitteilung. Im allgemeinen halte ich es für dringend geboten, daß die Arbeit jetzt, wie Sie am Schluß iu Aussicht stellen, sogleich wieder ausgenommen wird. Für diesen Fall bin ich auch gern bereit, Vertreter der Arbeiter und der Unternehmer zur weiteren Verhandlung zu empfangen. Reichskanzler Graf Bülow." Nach Einlaus des Telegrammes des Reichskanzlers hielt die Siebenerkommission eine Sitzung ab. Nach eingehender Besprechung der Lage wurde beschlossen, den Bergleuten die Arbeitsaufnahme nicht zu empfehlen und die definitive Stellungnahme zu dem Telegramme der auf Donnerstag vormittag in Essen eiuzuberafenden Revierkon- frrenz der Delegierten aller Bergarbeiterverbände zu überlassen.
, *
*
Unsere Leser werden sich erinnern, daß im vorigen Jahre in verschiedenes aus welfischen Kreise» stammenden Aufsätzen Seiner Majestät dem Kaiser besondere Bemühungen um eine Aussöhnung mit dem Welfeuhause nachgesagt wurden. Iu einem österreichischen Blatte hieß es gar, der Kaiser habe in Gmunden für den Kronprinzen um die Hand einer Tochter des Herzogs von Cumberland ungehalten, und wenn auch der Plan gescheitert sei, so äreu doch Politische Verhandlungen auf der Grundlage im Gange, daß ein neues Welfeureich in den Grenzen des alten Kurfürstentums Hannover und des Herzogtums Lüneburg vom Jahre 1803 wieder hergestellt werden solle. Jeder Verständige sah in diesen Angaben von vornherein nichts anderes als freie Erfindungen. Zum Ueüerfluß wurden die Nachrichten in den der Regierung nahe stehenden Blättern widerrufen. Die Führer der welfischen Partei ließen sich jedoch dadurch nicht beirren. Nach wie vor setzten sie Fabeln über Aiw.äheruuzs- versuche des Berliner au de» Gmuudener Hof iu die Welt, um die Bevölkerung Hannovers in Spannung zu halten. Bezeichnend waren die Reden bei dem am Geburtstage des Herzogs von Cumberland im September vorigen Jahres von den Häuptern der Welfen in Hannover veranstalteten Fest-Kommers. Da sagte Baron von Lenthe-Schwarmstedt: „Grade von höchster Stelle aus ist in den letzten Jahren so viel geschebeu, was die Welfen mit Freude begrüßt haben. Das läßt einen guten Schluß aus die Zukunft des Harmoverlandes zu. Die Zukunft des Welstnhanses ist Prinz Georg Wilhelm!" Noch deutlicher drückte sich der Reichstagsadgeordncte Freiherr von Hvdenberg aus, indem er kindlich meinte, am besten sei es schon, wenn die Preußen diu Platz iür Hannoverlande wieder räumten. Nu« ist es ja allerdings richtig, daß es der Kaiser an mannigfachen Handlungen des Entgegenkommens gegen die Hannoveraner p.icht hat fehlen lassen. Allein die den Hannoveranern erwiesenen Aufmerksamkeiten haben ihre Grenze, und diese beginnt bei der Forderung nach der Wiederherstellung Hannovers als Königreich. Kaiser Wilhelm wird niemals auch nur ein Stück dieses Erbes aufgebeu. Das hat er jetzt erst wieder in seinem Telegramm an den General von Kamlah, den Vorsitzenden des hannoversche» Prooinzial-Kriegerver- bandes, über allem Zweifel feftgestellt. Der Kaiser hat darin die zuversichtliche Hoffnung ausgesprochen, duß die Treue der alten Soldaten das feste Band der „unauflösliche» Zu sammen gehö rigkeit der Provinz Hannover zu dem preußischen Vaterlande", zu ihm und seinem Hause
immer inniger knüpfen werde.
* »
Der englische Zivillord der Marine, Mr. Lee, macht bekannt, daß die in Deutschland verbreitete Version seiner Rede übertrieben sei; seine Rede sei allgemein gehalteu gewesen, ohne arrti-d rutsch e Sp tze. Veischredeue englische Blätter versuchen außerdem diese Rede so belanglos als möglich hmzuftellen, nachdem mau gesehen hat, welches Echo sie in Deutschland hervorrief. Doch für uns Deutsche gibt es hier keine Bemäntelung, sondern eine Mahnung, jederzeit einzutreten für eine schlagfertige Marine. Denn, jedermann weiß ganz genau, warum die Hauptstärke der britischen Macht zur See nach der Nordsee hin verlegt ist. Nur durch eine starke Fiotre find wir iu der Lage, unseren kriegslustigen Vettern R-spekt eivzuflößen und ans dadurch de» Frieden zu erhalten I Interessant ist eine Aeußerung der englischen Zeitung „Suuday Spez al", diese lautet: Bekannte Politiker hätten in allen Klubs weit mehr Zustimmung als Widersp uch gegen die bekannte Rede des Zwillords der Admiralität Lee hören können. Ein