(!) Tübingen, 17. Dez. Der am 20. April d. I. wegen Depotuuterschlagung und Betrugs flüchtig gegangene und in Dresden verhaftete Bankier Täger wurde heute vom Schwin­gen^ t zu der Gesamtzuchthausstrafe von 2 Jahren und 2 Monaten verurteilt. Mildernde Umstände wurden verweigert, aber an der Untersuchungshaft 5 Monate abgerechnet.

(!) Stuttgart, 17. Dez. Zusammenstellung der ersten Kammer. Nach langen Wochen, die seit der Beendigung der eigentlichen Protrstversammluvgen vergangen siuö, ohne daß mau von einem praktischen Erfolg hörte, erfährt man jetzt Näheres über die Grundlage für weitere Verhandlungen und die Zusammensetzung der ersten Kammer, wie sie geplant ist. DerMerkur" brachte zuerst die Meld­ung und wie wir von gut unterrichteter Seite hören, ist die Meldung, im Großen und Ganzen wenigstens, zutreffend. Der ersten Kammer sollen dennoch angehören: 4 Prinzen, 20 Ständesherren, 6 vom König gewählte Mitglieder, 6 Ritter, 2 Prälaten; außerdem sollen ihr angehören: der Präsident ves Konsistoriums, der Präsident der Landessinode. der Bischof, der älteste Domkapitular, der Kanzler der Landes- univerfttät. der Rektor der Technischen Hochschule und je ein Vertreter der Landwirtschaft, des Handels, des Hand­werks und der Arbeiterschaft. Die beiden letzteren find von den Handwerkskammern bezw. durch die zukünftige Arbeiter­kammer zu wählen. Zusammen 48 Mitglieder. Die Zu­sammensetzung der zweiten Kammer soll folgende sein : Die Abgeordneten der Oberämter, die der guten Städte, dazu noch 3 der Stadt Stuttgart und 19 durch Kreiswahlcn zu wählende, zusammen 93 Abgeordnete. Diese Angaben ent­sprechen übrigens den Wünschen, wie sie bereits in den Protestversammlungen der bürgerlichen liberalen Parteien von Anfang an geäußert worden sind.

)!( Stuttgart, 18. Dez. Ueber die Bahnhoffrage in Stuttgart verlautet, daß z. Zt. von der Generaldirektion der Eisenbahnen die Denkschrift ausgearbeitet wird, welche der den Ständen zu machenden Vorlage beigegeben werden soll. Wohin der künftige Bahnhof zu liegen kommen wird, kann noch nicht mitgeteilt werden, doch liegt die Vermutung nahe, daß er in der Hauptsache auf dem alten Platze bleibt.

ss Merlin, 18. Dez. General v. Trotha meldet aus Windhuk: Seit dem Patrouillengefecht bei Swartwater am 2. Dezember vermißt Sergeant Wilhelm Hermann, Reiter Otto Stobbe, Reiter Julius Schawransky. Gefreiter Max Fischer ist aus Unvorsichtigkeit eines Kameraden durch einen Schuß in die rechte Achselhöhle verwundet.

AusLänd i sch cs.

* Langer, 17. Dez. Der marokkanische Minister des Auswärtigen Mohammed el Torxes teilte dem französischen Gesandten mit, daß die marokkanische Regierung sich für die Sicherheit der französischen Mission nicht verbürge, falls diese von Tanger nach Fez abreise. Die Mission begibt sich zu Wasser von Tanger nach Larache und reist von dort über Land, wahrscheinlich am 20. Dezember weiter.

ff Moskau, 18. Dezbr. Heute vormittag sammelte sich in de? Hauptstraße eine etwa 3000 Menschen zählende, hauptsächlich aus Studenten und Studentinnen bestehende Menge unter Absingen revolutionärer Lieder an. Die Auf­forderung der Polizei, auseinanderzugehen, wurde nicht be­folgt, sondern die Menge bedrohte die Polizei, worauf diese einige blinde Revolverschüffe abgab. Da die Menge trotz­dem weiterlärmte, wurde sie von der Polizei mit blanker Waffe und von Kosakenabteilungeu mit Nagaiken ausein­ander getrieben und begab sich weiter lärmend in die Ne­benstraßen. Das Publikum verhielt sich gegen die Demon­stranten feindlich.

Deik russisch japanische Krieg»

* Einem ausführlichen Telegramm aus Tokio entnehmen wir das folgende: Zwei von den japanischen Torpedoboots­zerstörern, die den Angriff auf das im Außenhafen von Port Arthur liegende russische KriegsschiffSebastopol" unternahmen, wurden von den Slrandbatterien in den Grund geschossen. Als die beiden Zerstörer in Be­gleitung von vier Torpedobooten durch die Dunkelheit vor­wärts dampften, wurden sie Plötzlich von den Scheinwerfern der Russen entdeckt und heftig beschossen. Ungeachtet des furchtbaren Feuers drang die japanische Flotille weiter vor. Ei« in de« Munitionsraum des eine» Zerstörers gedrungenes Geschoß führte eine furchtbare Ex­plosion herbei. Das kleine Fahrzeug wurde in die Lust geschleudert Ei« zweiter Torpedoboot­zerstörer sank, von mehreren Geschossen getroffen, in drei Minute» in de« Grund. Die Torpedoboote kehrten nun zurück, worauf die Russen das Feuer einstellten. Durch Schwimmen und Anklämmern an Brettern und Plan­ken suchten sich die unglücklichen Mannschafteu der beiden vernichteten Zerstörer bis zum Eintreffen von Rettung über dem Wasser zu halten und traurige, verzweifelte Hilferufe durchhallten die dunkle Nacht. Da die Stelle, an welcher die Unglücklichen mit dem Tode rangen, im Bereiche der feindlichen Geschütze lag, konnte Hilfe nicht gebracht und von der gesamte« 130 Man» starken Besatzung auch nicht ein einziger gerettet werde«. Ei» drit­ter Torpedobootzerstörer endlich lies anf eine russische Mine aus «nd wurde in demselben Augen­blick in die Luft geschlendert.

Ueber die Kämpfe um den 203-Meter-Hügel berichten Londoner Blätter aus Tschifu, daß bei einem der Kämpfe um diesen Hügel die Japaner 12 000 Mann in zwei Stunden verloren. Die Leichen lagen bald in großen Haufen über einander. Nach den ersten Angriffen mußten die Japaner über die Leichen ihrer Kameraden vorwärts marschieren. In vielen Fällen waren sie auch gezwungen, über verwundete Kameraden, die der Tod noch flicht erlöst hatte, rücksichtslos vorzugehen, da die Verwundeten nicht so schnell geborgen werden konnten, wie sie niedergestrrckt wurden.

Ueber General Stöffel, den unerschütterlichen Kommandan­ten Port Arthurs liegen mehrere Nachrichten vor. Die einen behaupten, der General habe eine zweite, jedoch un­schwere Verwundung durch einen Gewehrschuß erhalten, die frühere Kopfwunde heile aus. Die andere, der General habe Port Arthur heimlich verlassen und sich in Tschifu in Sicher­heit gebracht, find gelogen wie telegraphiert.

Auf dem nordmandschurischen Kriegsschauplätze erhalten die Russen fortgesetzt so große Verstärkungen, daß sie heute schon den Japanern an Zahl überlegen sind. Im Verlaufe der beiden kommenden Monate wird sich das Verhältnis noch mehr zu Gunsten Rußlands gestalten. Ein Zurück gibt es für die Russen dort nicht mehr.

Der Befehlshaber der zweiten Armee, General Grißen- berg, erließ einen Tagesbefehl an die Truppen folgenden Inhaltes:Ich bin sicher, daß Ihr dem Feinde nicht nach­geben werdet. Ein Rückzug wird nicht mehr stattfinden. Wenn jemand seine Position aufgibt, so tötet ihn, wenn ich den Rückzug befehle, so tötet mich."

Wie Petersburger Meldungen wissen wollen, ist unter den Japanern die Beri-Beri-Krankheit ausgebrochen, die täglich bis 50 Opfer fordert.

Der Daily Mail zufolge werden Tausende von Tonnen des gefährlichsten Explosivstoffes von London nach dem fernen Osten geschmuggelt. Die Explosivstoffe werden in Schleppern bis zur Mündung der Themse genommen und dort auf Dampfer umgeladen. Ein zufälliger Zusammen­stoß mit einem dieser Schlepper auf der Themse, könnte einen großen Teil Londons vernichten. Die Explosivstoffe

werden in den Schleppern mit Heu bedeckt und sehen des­halb ganz harmlos aus. Das erwähnte Blatt fordert die Regierung auf, den gefährlichen Schmuggel zu unterdrücken.

Japan setzt seine Rüstungen mit Aufbietung aller Kraft fort. Sein Parlament bewilligte soeben ein­stimmig die Regierungsforderung von 100 Mill. Den zu Kriegszwecken. Neuerdings haben die Japaner auch einige Unterseeboote erworben, die wahrscheinlich dazu bestimmt sind, beim Empfange der Ostseeflotte des Admirals Rosch- djestwenski eine Rolle zu spielen.

ff Petersburg, 18. Dez. Wie Stöffel in einem Tele­gramm vom 2. Dez. meldet, wurde der 12tägige Sturm aus die Festung in der Nacht zum 2. Dezember end- .giltrg znrückgeworsen. Stöffel erklärt, dies sei bis jetzt der heftigste Sturm gewesen. Die Japaner sollen nach Aus­sage von Gefangenen und Chinesen nicht weniger als 20 000 Man» verloren haben.

Unter dem 6. Dezember meldet Stöffel: Im Kampfe um den hohen Berg, den die Japaner, nachdem im Laufe des Tages drei Angriffe abgeschlagen waren, am Abend des 6. Dezember nahmen, wurden der Inspektor der Hospital­schiffe, General Zeopitski, und der Oberstleutnant Batusow verwundet. Ein weiteres Telegramm vom 10. Dez. meldet, daß die im Hafen liegenden Schiffe durch die llzölligeu Bomben der Japaner litten und daß General Zeopitski seinen Wunden erlegen sein.

ff Petersburg, 18. Dezbr. Wie General Stöffel dem Kaiser unter dem 25. Nov. meldet, griffen die Japaner am 20. Nov. nach einem verstärkten Bombardement eines der Forts der Nordostfronl an, wurden aber zurückgcschlagen. Vom 21. bis 23. Nov. bombadierten sie die .Forts heftig und überschritten trotz großer Verluste die Gräben zweier Forts in der Noroostfront. Am Abend des 23. November griffen die Japaner, nachdem sie das Feuer verstärkt hatten, einige Befestigungen an und bemächtigten sich eines Teils der Schanzen, wurden aber durch einen heftigen Bajonett­kampf niedergemacht. Um 2 Uhr morgens des folgenden Tages war der Kampf beendigt, und die Truppen konnten sich an die Ausbesserung der durch das Bombardement an­gerichteten Beschädigungen machen. Alles ist in unserem Besitz geblieben. Unsere Verluste sind gering. Die Japaner haben vom 20. bis 24. Novbr. mehr als 2000 Manu ver­loren. Stadt und Hafen werden täglich beschossen. Ein Teil der Gebäude ist zerstört Der Hafen Hai gelitten. Die Stimmung der Garnison ist ausgezeichnet.

ff Gskio, 18. Dez. Reutermeldung. Nachrichten zufolge die von der Port Arthur belagernden Armee hier einge- troffen sind, ist der Sewastopol 10 mal von Torpe­dos mit vollem Erfolg getroffen worden Sie liegt aus Grnnd «nd ist wahrscheinlich vollkom­men unbrauchbar

ff Tschifu, 18. Dez. Reutermelduug. Major Mizzenoff, der an dem Kampf um den 203-Meter-Hügel teilnahm und gestern hier eintraf, berichtet, daß dieser Kampf der Heftigste und blutigste bisher in diesem Krieg gewesea sei. Die Japarrer erlitten «ngehenre Werlnste. Sie fiele» korn- pagnieweise, stürmten aber immer wieder an, um den Gipfel zu nehmen. Schließlich wurden sie durch das Feuer anderer Forts genötigt, sich zurückzuzieheu. Dann aber stürmten sie zum 2. und 3. mal au. Der Fahnenträger wurde getötet, ebenso 8 andere Japaner, die nach einander die Fahne ergriffen hatten. Bei dem 3. Ansturm steckten die Japaner das m der Nähe angehäufte Holz und Kohlen in Brand. Der Wind trug die Flamme und den Rauch gegen die Russen, welche gezwungen waren, sich zurückzu­ziehen. Mizzenow berichtet ferner, in Port Arthur sei alles ruhig. Die Garnison erwarte in 10 Tagen die Ankunft des baltischen Geschwaders.

Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Lauk, Altensteig.

«W Lesefrucht. D»

Denken, was wahr, und fühlen, was schön ist:

Darin erkennet der Geist das Ziel des vernünftigen Lebens.

Fein gesponnen

Kriminal-Roman v. Lawrence F. Lynch. - Deutsch v. E. Kramer

(Fortsetzung.)

Charly Jenkins saß unterdessen, in sein Geschick er­geben, in seiner Zelle. Alle Anstrengungen Scharffs von der einen und Fannys von der anderen Seite, ihm Mit­teilungen über sein Vorleben abzulocken, blieben erfolglos. Er erkannte die Gefahr seiner Lage vollkommen, aber da man ihm seine Angaben darüber, wie er in den Besitz der Schmucksachen gekommen, nicht glauben wollte, so konnte er sich auch doch flicht entschließen, über seine Vergangenheit etwas zu sagen, Man würde ihm auch hierin nicht glauben, und er hatte keinen Freund, der seine Aussagen bezeugt hätte. Er war des Mordes bezichtigt, die Umstände sprachen gegen ihn, und er hatte oft gehört, daß unschuldige Menschen hingerichtet worden waren. Dies Schicksal würde auch ihn treffen, und er hatte sich damit abgefuuden.

Als eines Tages wieder ein vergebliches Verhör mit ihm angestellt worden war, sagte Schorfs zu seinem Wärter:

Lassen Sie jeden zu ihm, der ihn sprechen will aber versäumen Sie nicht, mir über alle Besuche zu berichten, die er empfängt." Und um ganz sicher zu gehen, ließ Scherfs jeden genau überwachen, der Interesse für seinen Gefangenen an den Tag gelegt hatte.

Die Zirkus-Fanny war die erste, die kam. Sorgfältig von Carnow gedrillt, wußte sie auf jede Frage, die ihr von den Beamten vorgelegt wurde, eine paffende Antwort.

Charly Jeukins freute sich Wohl über den Besuch

Fannys; aus seinen fieberhaft leuchtenden Augen fielen schwere Tränen, aber er blieb auch ihr gegenüber verschlossen.

Ich habe Ihnen erzählt, wie ich zu dem Ohrringe gekommen bin," sagte er im Laufe des Gesprächs.Und sie haben mich ausgelacht. Warum soll ich sagen, wer ich bin? Wenn ich auch wirklich einen anderen Namen als Charly Jenkins babe, warum soll ich ihn jetzt mit Schande be­decken? Meinen Sie, meine alten Freunde wenn ich wirklich welche hätte würden mir dankbar dafür sein?"

Als Fanny Carnow am anderen Tage von ihrem resultatlosen Besuche berichtete, bemerkte sie:

Der arme Junge sieht schlecht aus ; das viele Hungern, die Angst und Sorge, und besonders, daß ihm jetzt aller Whisky entzogen wird, machen ihn krank."

Sie hatte Recht. Charly Jenkins verfiel in ein lang- dauerades Fieber, und als der zur Verhandlung gegen ihn festgesetzte Tag herankam, lag der Angeklagte bewußtlos auf seinem Lager.

Füufundzwanzigstes Kapitel.

Für Rufus Carnow folgte eine schlimme Zeit; Charly Jenkins hatte sich wohl wieder etwas erholt, er war nicht kcauk genug, um zu sterben, aber ebensowenig im Stande, aufzustehen und sich hinrichten zu lassen.

! Einmal hatte Carnow, als Seelsorger verkleidet, den ! Gefangenen aufgesucht, um einen Eindruck von seiner Persöu- ! lichkeit zu gewinnen; auch Joseph Larsen hatte er all- s wöchentlich einen Besuch abgestattet, aber der Wahnsinn ! hier und das Fieber dort wollten nicht Weichen, und der i Detektiv fing an, au der Schwierigkeit seiner Aufgabe und ! der Untätigkeit, zu der er verdammt war, zu verzweifeln.

! Inzwischen war Steinhoff in New-Iork um so be- ! schäftigter.

! Kaum war er dort angekommen, so suchte er seinen i Freund Jones auf und erfuhr auch sofort den Grund, der den Reporter zu einem Telegramm veranlaßt hatte.

Ich wußte, daß Du nicht zögern würdest, Dick," redete er Steinhoff, mit dem er von Jugend auf befreundet war, an.Ich habe, wie Du es wünschtest, die Theoter- bureaux nach der verschwundenen Dame abgesucht und bei Willens eine Spur gefunden. Direktor WilkenS, der ein ganz geriebener Bursche ist, verhandelt stets Persönlich mit allen Bewerberinnen, die ein vielversprechendes Aeüßeres haben. Als ich ihm die Photographie zeigte, erkannte er sie sofort. Das Original hatte vor zwei Tagen um ein versuchweises Engagement gebeten. Er hatte ihr gesagt, daß ein neues Ausstattungsstück in Szene gehen sollte, bei dem eine große Anzahl Damen gebraucht würden; sie möchte sich nach Ablauf einer Woche wieder melde».

Und ist die Woche schon um?" fiel Steinhoff schnell ein.

Morgen ist der letzte Tag, Du kommst aber gerade zur Zeit! Du willst natürlich gleich mit Willens sprechen?"

Ja. Je eher, desto besser. Hiuterließ die Dame keine Adresse bei dem Direktor?"

Nein. Wie der alte Fuchs meint, tun das die jungen Mädels selten. Nun, Dick, höre! Wieviel willst Du mir von der Sache anvertrauen?"

Alles !" lachte Steinhoff

Am Abend desselben Tages machte» die Freunde Mr. WilUns, dem Direktor eines der größten Theater New-Iorks, einen Besuch.

Es wurde Steinhoff nicht schwer, einem Manne wie Mr. Willens, die Bedeutung seines Anliegens klar zu machen, und der Direktor sicherte seine Hilfe zu.

Ich bin gespannt, ob sie bei Ihnen cintreten wird," bemerkte Steinhoff.

Das hoffe ich sicher," erwiderte der Direktor.Die junge Dame sprach so bestimmt, daß ich glaube, es war ihr Ernst mit ihrem Wunsche I

(Fortsetzung folgt.)