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Ax. 11.
Erscheint Dienstag Donnerst., EamStag und Sonntag mit der wöch. Beilage »Der SonntagS- Gast".
BestellpreiS für das Vierteljahr im Bezirk «. Nachbarortsverkehr Mk. 1.1S, außerhalb ^ ^
Mk. 1LS.
Mr. 197.
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Einrückungs-Gebühr für Altensteig und nahe Umgebung bei einmal. Einrückung 8 Pfg., bei mehrmal je 8 Pfg. auswärts je 8 Pfg. die einspaltige Zeile oder deren Raum-
Mau abonniert auswärts auf dieses Blatt bet den K. Postämtern und Postboten.
Dienstag, 20. Dezember.
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
Verwendbare Beiträge werden dankbar Lj angenommen.
1904.
Amtliches.
Bekauiltmachurrg der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft.
Gemäß der Verfügung des K. Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens, betreffend die Wembauversuchsavstalt i« Weinsberg, wird in dem mikroskopischen und chemischen Laboratorium der Weinbauversuchscrastalt vom 30. Januar bis 11. Februar k- I. ein Kurs über Obst- und Beeren- weinbereirung abgehalten.
Von Württembergern wird ein Honorar für den Besuch des Kurses nicht erhoben. Jeder Kursteilnehmer hat 10 Mk. Ersatzgeld für Materialverbrauch u. s. w. und 1 Mk. für Bedienung zu bezahlen. Das Honorar und die sonstigen Gebühren sind vor Eröffnung des Kurses an das Kasfenamt der K. Weinbauschule Weinsberg zu entrichten.
Gesuche um Zulassung zu dem Kurs, welche den Beruf und das Alter dsS Gesuchstellers enthalten müssen, sind spätestens bis zum 5. Januar k. I. an das Vorffeyer- amt der Weiubauversuchsaustalt zu Weinsberg zu richten, das sie mit seinen Anträgen der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft zur Entscheidung vorlegcu wird.
Stuttgart, Dezember 1904.
v. Ow.
Uebertra gen wurde die Pfarrei Heuchlingen dem Pfarrver- weser Ferdinand Carl in Neuweiler.
Die Beisetzung des Expräsideirten Krüger und sein politisches Testament.
Die Leiche Krügers wurde gestern in Pretoria feierlich beigesetzt. Der Feier wohnten 2000 Bürger bei. Drei holländische Geistliche hielten Gedächtnisreden, worin sie die Vaterlandsliebe und das musterhafte religiöse Leben des Dahingesckiedene» betonten. Der Hauptredner, Pastor Bormann, führte aus, baß die B u r e n oer ueuenFlagge, dem Symbol der Gleichheit und Freiheit, treu ergeben sein werden, sie dürften aber niemalsKrügersGrund- sätze vergessen. Ihr Volk müsse den von Krüger vor- gezrichneten Linien der Entwicklung folgen.
Nach den Reden der Geistlichen sprachen Schalk Burger, Dewet und Bot ha.
Schalk Burger pries den Charakter des Toten.
Dewet erklärte, die Ideale Krügers seien die der Bevölkerung der beiden früheren Republiken.
Bot ha verglich den Krüger der Buren mit dem Moses der Israeliten. Die Hoffnung auf ein großes Reich nördlich des Vaalflusses, das von Meer zu Meer reiche, sei sein Ideal gewesen. Auch mit Treue gegen England lasse sich dies noch heute durchführen. Die Einigkeit der Weißen Rasse in Südafrika sei notwendig, und er begrüße es mit Freuden, daß englische und holländische Kolonisten gemeinsam dem größten Toten Südafrikas die letzte Ehre erwiesen. Botha mahnte zur Einigkeit, damit das „äiviäs et imxsrg." niemals den Buren gegenüber wirksam angeweudet werden könne.
M verlas sodann Krügers politisches Testament. Das Testament ist in der Form eines Antwortbrieses ans eine Mitteilung, die der im Mai d. I. in Pretoria abgehaltene Burenkongreß au Krüger sandte, gehalten. Es lautet:
In aller Traurigkeit und allem Leid, die mein Teil sind, hat mich dieser Trost mit Dankbarkeit erfüllt, und mit ganzem Herzen danke ich allen denen, die, versammelt, um über die Gegenwart und die Zukunft zu beraten, an ihren alten Staatspräsidenten gedacht uud dadurch gezeigt haben, daß sie die Vergangenheit nicht vergessen haben; denn wer eine Zukunft schaffen will, möge die Vergangenheit nicht aus dem Auge verliere». Deshalb suchet in der Vergangenheit all das Gute und Schöne, was in ihr zu finden ist. Entfaltet darnach Euer Ideal und versucht, dieses Ideal in der Zukunft zu verwirklichen. Es ist wahr, vieles von dem, was gebaut wurde, ist jetzt vernichtet, zerstört, zerfallen, aber mit Einheit des Geistes und mit vereinter Kraft ist es möglich, das wieder aufzubauen, was niedergerissen wurde. Es erfüllt mich mit Dankbarkeit, zu sehen, daß Einigkeit in Eurem Bunde besteht. Vergesset niemals die Warnung, die in dem Worte äiviäs et iwxsrs, liegt und sehet zu, daß dieses Wort uiemals auf die Afrlkandernatiou Anwendung finden möge. Dann wird unsere Nationalität und unsere Sprache erhalten bleiben und blühen; was ich selbst noch davon erleben werde, steht in Gottes Hand. Unter der englischen Flagge geboren, habe ich nicht den Wunsch, unter ihr zu sterbe». Ich habe gelernt, mich mit dem bitteren
j Gedanken za beruhigen, daß ich meine Augen in einem , fremden Lande, im Exil, allein, fern von Verwandten und , Freunden, die ich niemals Wiedersehen werbe, schließen muß, in weiter Ferne von der afrikanischen Erde, die ich voraussichtlich niemals wieder betreten werde, in weiter Ferne von dem Lande, dem ich mein Leben gewidmet habe, um es der Zivilisation zu eröffnen, uud wo ich die Entwicklung einer Nation sah. Aber diese Bitterkeit wird gemildert, so lange ich an der Ueberzeugung sesthalten darf, daß das einmal begonnene Werk fortgeführt werden wird. Denn daun erfüllt mich die Hoffnung uud Erwartung, daß das Ende gut sein wird. So sei es! Aus dem Grunde meines Herzens grüße ich Euch alle. Krüger.
Während der Beisetzung wurde ein von König Eduard befohlener Geschützsalut von 21 Schössen abgegeben.
An der Beerdigung nahmen Delegierte aus allen Teilen Südafrikas, frühere Mitglieder des Rates und Beamte der Republiken, sowie Regierungsvertreter der englischen Regierung und der Kolonien teil. Die Zahl der bei dem Leichenzuge Spalierbildeudeu wirb auf 30,000 geschätzt.
Die deutsch-österreichischen Handelsvertragsverhandlungen werden im Laufe dieser Woche aus den Wunsch Oesterreich-Ungarns in Berlin wieder ausgenommen werden und hoffentlich jo schnell zum Ziele führen, daß der Abschluß des Vertrages dem oeutschen Volke noch als Weih-
nachtsaugebinde dargebracht werden kann.
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Der französische Abgeordnete de Cassagnac veröffentlicht Erinnerungen an den deutsch-französischen Krieg. Hierbei leistet er sich folgende Sätze: „Offenbar haben die Deutschen Spione gehabt. Bei ihnen zu Lande ist der Spionendieost wunderbar gut organisiert. Die ausgezeichnetsten Offiziere tragen dort kein Bedenken, jene bei uns als niedrig und verächtlich betrachteten Verrichtungen zu versehen. Ihr Ehreopunkt ist nicht der gleiche wie der uns- rige. Einem Franzosen gilt als verwerflich alles, was nicht lauter und klar, recht und billig ist; beiden Deutschen aber heiligt der Zweck das Mittel." — Wer die Verhältnisse nur einigermaßen kennt, wird zuzeben müssen, daß das, was Herr Cassagnac hier sagt, gerade auf Frankreich paßt. Man erinnere sich nur an die Dreyfusgeschichtrn.
Kammer der Abgeordneten.
Stuttgart, 15. Dezember.
(Fortsetzung.)
Abg. v. Kiene (Z.) beantragt, die Anstellung des Polizeichefs der Bestätigung der Kreisregieruag zu unterstellen, wie es der Entwurf der Regierung verlangt hat. Er hält die staatliche Bestätigung namentlich deshalb für notwendig, weil in den großen Städten, insbesondere in Stuttgart, schon in naher Zukunft die Sozialdemokratie die Mehrheit der Wähler und damit im Gemeinderat die Alleinherrschaft erlangen werde. Abg. v. Geß (D. P.) spricht sich gleichfalls für das Vestätigsrecht der Regierung aus. Ein Antrag Lirsching verlangt, daß die Anstellung des Leiters der Ortspolizei nur aus begrenzte Zeit erfolgt. Abg. Röder (D. P.) empfiehlt die Anstellung ans Lebensdauer. Abg. Haußman n-Balingen bekämpft das Bestätigungsrecht der Kreisregierung, daS höchstens von politische» Gesichtspunkten aus, wie sie der Abg. v. Kiene geltend gemacht habe, nicht aber organisatorisch gerechtfertigt werden könnte. Einzelne Bemerkungen von sozialdemokratischen Abgeordneten und die Furcht vor der sozialdemokratischen Gefahr, welche Abg. v. Kiene an die Wand gemalt habe, dürfe nicht zu rückschrittlichen Beschlüssen führen. Die Polizeichefs waren nach dem bisherigen Rechtsstande „Hilfsbeamte", jetzt will sie der Entwurf und der Beschluß der Kommission zu selbständigen Beamten machen. Die Stellung sei nicht klar. Es frage sich, ob der betreffende Beamte vom Gemeinderat und dem Ortsvorsteher völlig unabhängig sei. Er beantrage das Wort „Beamte" wieder durch „Hilfsbeamte" zu ersetzen. Die Lebenslänglichkcit der Polizeiamtmänner würde angesichts der Abschaffung der Lebensläuglichkeit der Ortsvorsteher ein Widersinn sein uud möglicherweise den Beamten in seinem amtlichen Verhalten gegen Gemeinde und Publikum ungünstig beeinflussen. Abg. Kloß (Soz.) polemisiert gegen den Abg. v. Kiene, der das rote Gespenst zitiert habe. Minister v. Pischek hält das Bestätizungsrecht der Regierung für den Vorstand des Stadtpolizeiamts für unentbehrlich. Abg. Lie- sching (Vp.) fragt, welche Mißstände sich denn aus den
bisherigen Zuständen, unter denen eine Bestätigung des Polizeivorstandes nicht stattfaud, ergeben hätten; man habe gar keine anführen können. Die Bestätigung durch die staatliche Behörde gebe durchaus keine Garantie für eine bessere Qualifikation des anzuftelleudeu Beamten. Der Entwurf der Regierung suche die Autonomie der Gemeinden paragraphweise zu beseitigen. Minister v. Pischek, sowie die Abg. Kraut und v. Kiene (Ztr.) verteidigen nochmals das Bestätigungsrecht der Regierung. H a u ß m a u n-Baliugen warnt davor, aus Furcht vor der sozialdemokratischen Gefahr die Gemeinden in ihrem Rechte zu beschränken und Einrichtungen zu treffen, welche doch nur geeignet seien, der sozialdemokratischen Agitation neue Angriffe zu bieten, und dadurch gerade das bewirken, was die Verfechter des staatlichen Bestätigungsrechtes verhüten wollten. Eine lebhafte Auseinandersetzung zwischen dem Präsidenten und Abg. Remb old-Aalen gab es, als dieser auf die Gemeinde- Wahlen in Gmünd und Ravensburg, die bereits von den Abg. Kloß und v. Kiene erörtert waren, noch weiter eingehen wollten. Der wiederholte Versuch Rembolds, trotz des Widerspruchs des Präsidenten diese Sache zu besprechen, wurde unter steigender Heiterkeit und Zustimmung deS Hauses mit Entschiedenheit vom Präsidenten verhindert, bis sich der Abgeordnete endlich widerwillig fügte. In der Abstimmung wurden von allen Abänderungsanträgeu nur der Antrag Kiene, welcher die Anstellung des Polizeivorstandes von der Bestätigung der Kreisregierung abhängig macht, gegen die Stimmen der Volkspartei, der Sozialdemokratie, einiger Mitglieder der Deutschen Partei uud einiger Zeutrumsabgeord- neten angenommen. Alle andern Anträge wurden aögelehnt, der Artikel wurde im übrigen in der Fassung der Kommission angenommen. Nur die Bestimmung für die Dauer der Anstellung der Polizeichefs wurde zurückgestellt bis zur Regelung der Anstellungsvertzältnisse der übrigen Gemeindebeamten. Morgen Fortsetzung der Beratung.
Stuttgart, 16. Dezember.
In der weiteren Beratung der Gemeindeordnung wurde» die übrigen Artikel, welche die Verwaltung der Ortspolizei behandeln, ohne Debatte nach de» Kommisstonsbeschlüssen angenommen. Ebenso die ersten beiden Artikel des Abschnittes über die Rechtsverhältnisse der Gemeindebeamten. Dagegen gab Artikel 191, welcher den Betrieb von Privatgeschäften neben dem Gemeindeamt einschränkt und teilweise ganz verbietet, zu lebhaften Debatten Anlaß. Die Uebernahme eines Nebenamtes oder einer Nebenbeschäftigung kann »ach diesem Artikel durch den Dienstvertrag von der Zustimmung des Gemeiaderats abhängig gemacht werden. Der Betrieb eines Wirtschaftsgewerbes oder eines gemischten Warenhauses soll nach den Kommisstonsbeschlüssen den Octsvorstehern und Anwälten (Vertretern der Schultheißen in Teilgemeinden), derjenige des Wirtschaftsgewerbes auch den Gemeiudepflegern untersagt werden. In der Debatte wurde mehrfach über die Mißstände geklagt, welche sich durch den Betrieb von Privatgeschäften neben dem Gemeindeamt für die Grmeiudebürger ergebe« hätten. Minister v. Pischek sprach sich dafür aus, daß die Rückwirkung auf die jetzt im Amt befindlichen Ortsvorfteher, soweit der Betrieb gemischter Warengeschäfte in Betracht kommt, ausgeschlossen wird. Es wäre eine solche Rückwirkung unbillig. Der Wirtschaftsbetrieb war den Ortsvorfteher» bisher schon untersagt. Abg. Haußmann-Balingeu hält es für unmöglich, den Betrieb eines Privatgeschäfts neben dem Gemeindeamt für die neugewählten Ortsvorsteher als unschicklich zu verbieten, ihn den im Amte befindlichen Ortsvorstehern aber zu gestatten. Um keine zu großen Härten für diese Ortsvorfteher entstehen zu lassen, solle mau eine gewisse Uebergangszeit festsetzen, etwa bis zum Jahre 1908. Man dürfe uicyt aus Billigkeit gegen die Ortsvorsteher gegenüber den Bürgern, die einem ungehörigen Drucke ausgrsetzt gewesen seien, unbillig verfahren. In der Abstimmung wurde die Entscheidung über die Frage der Rückwirkung vertagt bis zur Beratung der Uebergaugsbestimmuug des Gesetzes im übrigen der Artikel nach den Kommisfionsbeschlüssen angenommen mit der Aenderung, daß den Gemeiudepflegern auch der Flaschenbierhandel verboten wird. Nach einem ausführlichen Referat des Abg. Nieder über die in Artikel 194 getroffene Regelung der Anstelluugsverhältuisse der Gemeindebeamten wurde die Sitzung auf Samstag vertagt.
LcmöesnachrichLsn.
* ßalw, 16. Dezbr. In Stammheim ist in vergangeuer Nacht der Maurer Zorzel bei Beschützuug eines Verwandten vor dem Angriff durch den Maurergesellen Walz von diesem durch Stiche in den Unterleib und Kopf lebensgefährlich verletzt worden. Der Täter ist in Haft.