bach, vergnügten sich damit, nach dem Taglöhner Schwäble mit »"gelöschtem Kalk zu werfen. Schwäble wurde dabei so unglücklich in die Augen getroffen, daß ein Auge verloren und das andere sehr gefährdet ist. Gegen die Schuldigen ist Strafverfahren ein geleitet worden.
* Hroß-Zimmem. (Hessen) 24. Nov. Auf eigenartige Weise fand in der vergangenen Nacht eine ganze aus 36 Stück bestehende Schafherde in hiesiger Gemarkung den Tod. Die Trere waren auf einer Wiese in der Nähe des Dorfes untergebracht und gerieten in der Nacht auf eine tiefer gelegene Wasserstelle, wobei sie fast alle umkamen. Mau glaubt, daß während der Nacht ein Hund unter die Herde geriet und die ängstlichen Tiere in die Wasserlache hiueiutrieb. Die Schafe gehörten einem Metzger aus Darmstadt und repräsentierten einen Wert von 1800—2000 Mark.
* Zierlitt, 25. Novbr. Aus der Tatsache, daß der Bundesrat gestern sowohl dem Gesetzentwurf über die Friedenspräseozftärke des Heeres als auch dem über Aen- derungeu der Wehrpflicht zustimmte, folgern die Blätter, daß die 2-jährige Dienstzeit nunmehr gesetzlich festgelegt ist.
ff Zierli«, 25. Nov. Die „Voss. Ztg." meldet aus Lübeck: In der Ostsee herrscht starker Sturm. Die regelmäßige Dampfschifffahrt zwischen Lübeck und Kopenhagen ist seit 2 Tagen eingekeilt. Der schwedische Dampfer „Amerika" ist seit einer Woche überfällig.
* Zierli«, 25. Nov. Nach einer amtlichen Mitteilung find bis heute vom schweizerischen politischen Departement im Namen des Bundesrates und unter Vorbehalt der Ratifikation durch die Bundesversammlung vier Schiedsgerichts- f Verträge abgeschlossen worden, nämlich mit Belgien, Groß- ! britannien, Italien und den Vereinigten Staaten. Ferner s ist der schweizerische Gesandte in Berlin ermächtigt worden, § mit Schweden einen solchen Vertrag abzuschließen.
ff Berlin, 25. Nov. Die Nordd. Mg. Ztg. meldet: Der Vergleich des Etatsansatzes der Marine für 1905 mrt der Geldbedarfsrechnung zum Flottengesetze ergibt 238,4 gegen 222,8 Millionen, also 15,6 Millionen wehr. Dagegen betragen die tatsächlichen Ausgaben bezw. die Etatsansätze von 1900—1905 1070,1 gegen 1070,6 Millionen, im Vergleich mit der Geldbedarfsrechnung mithin 0,5 Mill. weniger. Die einmaligen Ausgaben des Ordinariums belaufen sich auf 111498 450 (mehr 10 632 480) Mark, davon für Schiffsbauten 70070 000 (mehr 835 000) Mark. Hierunter sind zahlreiche zweite und spätere Raten. Neugefordert werden erste Raten für die Linienschiffe Qu und R, einen großen Kreuzer, zwei kleine Kreuzer und 1 Ausland- kauonenboot. Ferner werden gefordert: 1 Flußkauoneuboot für Ostafien, eine erste Rate für einen Minendampfer, dessen Bau durch die Erfahrungen des russisch-japanischen Krieges notwendig ist, sowie als neuer Posten I V 2 Millionen zu Versuchen und zur Beschaffung von Unterseebooten. Auch wird eine besondere Minenkompagnie mit 300 Mann ge- bildet.
* Berlin, 25. November. Umfangreiche Lieferungen an Kriegsmaterial für Deutsch-Südwestafrika, die an hiesige Metallindustrielle vergeben waren, können von diese» infolge des Gürtlerstreiks nicht ausgeführt werden. Ihre Erledigung ist daher den Militärwcrkstätten in Spandau übertragen worden. Da der deutsche Metallarbriterverband der Ansicht war, daß es sich hierbei um Streikarbeit handle, so hat er unter den Arbeitern der Spandauer Werkstätten eine Agitation zwecks Ablehnung der betreffenden Arbeiten eingeleitet. Seine Bemühungen hatten jedoch bisher keinen Erfolg.
* Berlin, 24. Nov. Im „L.-A." veröffentlicht Haupt- manu Dannhauer Mitteilungen, wonach Heudrik Witdoi auch den Aufstand der Herero angezettelt habe, während er den Deutschen noch immer Treue heuchelte. Gefangene Hereros hätten dies verschiedentlich durchblicken lassen, ohne
daß man ihnen Glauben schenkte. Ebenso hätte ein Bure, der von den Hereros gefangen, aber wieder entkommen war, einen Brief Witbois gesehen, in welchem dieser die Hereros zum Aufstand auffordert; auch ihm wurde nicht geglaubt. Hauptmann Dannhauer beklagt sich bitter über die Vertrauensseligkeit der leitenden deutschen Stellen.
* Köln, 25. Nov. Die „Kölnische Zeitung" meldet aus Wien von heute: Staatssekretär Graf Posadowsky hat beschlossen, am Sonntag abend von Wie» abzureisen. Es ist auch nicht anzunehmen, daß an diesen Reisebestimmungen noch etwas geändert wird, selbst für de» Fall, daß man bis dahin mit den Handelsvertragsverhaudlungeu noch zu keinem Endergebnis gelangt sein sollte.
Ausländisches.
* Jansörnck, 25. Novbr. Der Bürgermeister hat den bisher gestatteten italienischen Gottesdienst in der Spitalkirche verboten.
* Winterthur, 25. Nov. In einem hiesigen Gasthaus hat sich am Mittwoch nackmittag ein deutscher Offizier mit dem Revolver erschossen. Das Motiv ist unbekannt.
ff Haag, 25 Nov. Bei der Beratung in der 2. Kammer erklärte der Kolomalminister, die Kolonialflotte sei für den Krieg in Ostasien genügend stark, die Expedition gegen die Gajus und Alas sei notwendig, um die letzten Spuren des Widerstandes der Atchinesen zu brechen, die sich in dieses Land geflüchtet hätten, de Stours hatte nicht das Recht gehabt, die Kolonialtruppen, welche sich tapfer, menschlich nnd mäßig gegen den fanatischen Feind betragen hätten, Hunnen und Tartaren zu nennen. Die Regierung lasse sich die Sorge um die Kolonie ebenso angelegen sein, wie das Ausland um die seinige; von dem Verkauf der Besitzungen könne keine Rede sein.
* ßhateankin, 25. Nov. In den Schieferdrüchen von Kerflous wurden 3 Arbeiter infolge eines Felssturzes getötet-
* London, 25. Novbr. Die bisherigen Enthüllungen und vertraulichen Informationen ergeben, daß patriotische Verbände* in Rußland wie in Japan eine Anzahl Torpedojäger in England und Italien, angeblich auch in Schweden, gekauft haben, sowie daß diese Verbände durch Privatyachte« das Geschwader der russischen Ostseeflotte begleiten lassen.
* London, 24. Nov. Drei chinesische Aufseher der Van Rya Goldmiue wurden, wie aus Johannesburg gemeldet wird, in ihren Räumen ermordet aufgefanden. Alle waren durch Messerstiche getötet worden, ein vierter Aufseher hatte auf gleiche Weise schwere Wunden erhalten. Man vermutet, daß religiöse Streitigkeiten der Grund der Mordtaten stad. Mit Rücksicht auf die wachsende Ungebärdigkeit der chinesischen Bergleute bewaffnen sich die weißen Bergwerksbeamteu mit Revolvern und Gewehren.
ff Athen, 25. Nov. Der griechische Dampfer „Elpis" ist im Schwarzen Meere mit Mann und Maus unterge - gangen. Alle Bemühungen, eine Spur des Dampfers zu finden, sind vergeblich aewesen. Etwa 60 Personen haben mit dem Dampfer ihren Untergang gefunden. Im Piräus herrscht große Aufregung.
ff Suez, 25. Nov. Zwei Schlachtschiffe, 3 Kreuzer und 9 Transportschiffe des russischen Geschwaders sind wohlbehalten auf den Bittersten eingetroffen, wo sie während der Nacht ankern werden. 7 Toipedobootszerstörer sind, aus dem Kanal kommend, hier eingetroffen.
" Sydney, 25. Nov. Der Bundes-Senat hat die Weiter- beratuug des Antrags Smith (die Bundesregierung aufzufordern, zur Ausgleichung des Schadens für den australischen Handel Maßregeln zu ergreifen, falls das von der deutschen Regierung in der Südsee beabsichtigte Monopol der deutschen Händler verwirklicht werde) bis zum 1. Dezember vertagt. Der Generalanwalt lehnte Repressalien momentan ab, deutete jedoch solche beim Versagen anderer Mittel an.
* New-'Hork, 25. Nov. Präsident Roostvelt reiste heute nach St. Louis ab. Die gesamte Bahnstrecke wird von zweitausend Mann bewacht. Außerdem wird eine besondere Lokomotive dem Präsidentenzuge vorausgesandt, ferner find zwanzig Beamte des Geheimdienstes zur direkten Bewachung Roosevelts detachiert.
ff In Aerv-Ksrk will mau einen sogenannten Wolkenkratzer errichtender 7500 bis 8000 Schulkindern Unterkunft gewähren soll. Wie mag es mit der Sicherheit der Kinder in einem solchen Haust bestellt sein?!
Der russisch-japanische Krieg.
ff Isttersönrg, 25.. Novbr. Telegramme Generals Kuropcukins au den Kaiser besagen: I« der Nackt zum 23. d. führten Freiwillige auf der Front unserer Stellungen Rekognoszierungen aus und »ahmen 11 Japaner gefangen. In der Nacht zum 24. liefen keine Meldungen über Kämpfe ein. — Wie Generalleutnant Sacharow dem Generalstab unter dem heutigen Latum meldet, sind in der Nacht zum 25. d. keine Berichte über Kämpfe eingegangen.
ff Tokio, 25. Nov. (Reurermeldung.) Ein amtliches Telegramm aus dem Hauptquartier der mandschurischen Armee vom 23. ds. Mts. meldet, daß um Mitternacht des 22. ds. eine feindliche Jnfanterieabtcilung von 600 Mann Hstu- lungtun angriff. Die japanische Vorpostenabteilung zog sich nach mehrstündigem Widerstand wohlbehalten auf das Hauptkorps zurück. Das Dorf wurde vom Feinde vollständig verbrannt. Am 23. ds. machte der Feind in der Nähe der über den Schaho führenden Eisenbahnbrücke u»d des Dorfes Paotzugen einige überraschende Angriffe, wurde aber vollständig zurückgeschlagen. Ein amtliches Telegramm von der Port Arthur belagernden Armee von gestern besagt, daß ein durch Geschosse aus japanischen Schiffgeschützeu verursachter Brand in der Nähe des Arsenals vom 22. ds. 12^/2 Uhr mittags bis zum 23. ds. 2 Uhr morgens gedauert habe. Wahrscheinlich seien die Kohlenlager verbrannt.
* London, 25. Nov. Das Reutersche Bureau meldet j aus dem Hauptquartier der russischen Ostarmee vom 23. i d. Mts.: Ja den letzten Tagen fanden verschiedene Rekog-
noszierungögefechte statt. An dem Putilow-Hügel wurden die Japaner mit dem Bajonett znrückgeworfe«. Das Gefecht war sehr heftig, dauerte aber nur 6 Minuten. Alle aufgefundeuen japanischen Gewehre find von Geschossen zerschmettert. Die Russen verloren 30 Mann.
* London, 25. Novbr. Das Reutersche Bureau meldet aus dem Hauptquartier des Geirerals Kuroki über Fasan vom 24. Novbr.: Die Russen zeigen an der Front des Generals Okus einige Tätigkeit. Bei Tagesanbruch griffen 2 Abteilungen auf 2 Stellen die auf dem linken Flügel und im Zentrum stehenden Divisionen an. Während der Feind im Zentrum nach kurzem K ampf zurückgeworfe n wurde, hatte der Angriff auf dem linken Flügel daS Ergebnis, daß die Japaner nach heißem Kampf Putueu nahmen. Die Russen ließen viele Tote auf dem Schlachtfeld«.
ff Tokio, 25. Nov. (Reuter.) Die Lanfgräben «ud Berscha»z««ge» der Forts Erlnngfcha« und Snng- schttsa» wnrden genomme«. Den Russen blieb nur der Besitz der Brustwehren. Die japanischen Kanonen begannen später das Feuer und richteten großen Schade» an Die Einnahme dieser Forts wird in kurzer Zeit erwartet. Wenn sie genommen find, scheint die Einnahme von Port Arthur in nicht langer Zeit gesichert zu sein.
* Tokio, 25. Nov. Die Regierung beanstandet nicht mehr die Veröffentlichung von Privatmeldungen über die Lage von Port Arthur. Die Arbeiten dortselbst gehen schnell vorwärts. Am 14. November wurde» verschiedene neue japanische Batterien aufgestellt. Am 15. November wurde ein russischer Ausfall zurückgewiesen.
W Lefefrucht. M
Merkt auf die kleine Ameise,
Sie spürt den Winter weise Und sammelt Sommers Ernte ein,
Daß sie im Schnee nicht müsse sein,
Ohn' Leibspeise.
Das Beispiel sollst du borgen,
Und Mensch, schon frühe sorgen.
Ein starker Winter geht dir an;
Der macht durch Sorgen einen Mann — Zum Greise.
So bau' und sä' auf Erden,
Daß dir mag Gnade werden,
Und wenn die letzte Fahrt angeht,
Ein guter Schatz dort oben steht Im Paradiese.
Kein gesponnen.
oder
Das Fastnachtsgeheimnis.
Kriminal-Roman v. Lawrence F. Lynch. — Deutsch v.E. Kramer. (Fortsetzung.)
Einundzwanzigstes Kapitel.
Das fieberhafte Bemühen, dem Ziele näher zu kommen, das jeden der drei Beamten mit gleichem Eifer erfüllte, ließ die Begrüßung nur kurz ausfallen. Die Tür wurde verriegelt man rückte zusammen und Steinhoff begann seinen Bericht.
„Ich vermute, Sie wissen, wo ich gewesen bin?"
Die Zuhörer nickten.
„Colton hat mir erzählt. Herr Direktor, daß er mit Ihnen in Verbindung gelreten ist, daher erklärt sich mir Ihr
Eingreifen, aber dies Individuum hier," dabei deutete er auf Caroow, „scheint seine Nase ebenfalls in die Sache gesteckt zu haben und das verstehe ich nicht."
„Hm!" brummte Carnow, „desto schlimmer ; so werde ich um so mehr kostbare Worte an Dich verschwende» müssen. Vor der Hand laß cs Dir genügen, daß ich meine Nase hineingesteckt habe und sage uns, was Drch hierher führt."
„Ich habe," erwiderte Stcinhoff, „wie ich schon sagte, Sie Beide nötig — Ihre Hilfe, .Ihren Rat. Doch vor Allem, wozu wird Joe Larseus Bild gebraucht ?" Bei diesen Worten zog er eine Cabinetphotographic aus der Tasche und legte sie auf den Tisch.
Carnow griff eilig nach ihr.
„Puh I da ist er — sehen Sie ihn an, Capitän!"
Der Polizeidirektor nahm das Bild und betrachtete es aufmerksam.
„DaS ist ein widerwärtig aussehender Kunde!" rief er endlich.
„Das Bild ist nicht halb so widerwärtig, wie das Original," bemerkte Steinhoff.
Augenblicklich wandten sich die Augen seiner Kollegen ihm zu und fixierten ihn gespannt.
„Haben Sie ihn — hast Du ihn gesehen?" ertönte es fast gleichzeitig.
„Ihn gesehen? — Ja, ich sollte meinen!"
„Steinhoff!" rief Carnow, indem er aufsprang und den jungen Detektiv bei den Schultern Packte. „Hast Du den Kerl gesehen, seitdem Lucretia Warham ermordet wurde?"
„Was ficht Dich an, alter Freund! versetzte Steinhoff lachend. „Natürlich habe ich ihn seitdem gesehen. Ich sah ihn bei chrem Begräbnis, an ihrer Leiche. Er war in John Warhams Hause, als die Nachricht von der Ermordung dort eintraf. Aber Carnow, alter Junge, was ist Dir denn?"
„Was mir ist?" rief Carnow, blaß vor Erregung. „Dick" Haft Du den Verstand verloren? Wo waren Deine
Augen, Du Erforscher menschlicher Phyfignomien, daß Du nicht sahst, nicht ahntest, nicht erraten konntest, daß Lucretia Warhams Mörder vor Dir stand?"
„Nein !" Steinhoff hatte die Hände seines FreundeS abgeschüttelt und war aufgesprungen; auch er war blaß geworden. „Nein, nein, Carnow," rief er wieder, „das kann nicht sein! Großer Gott, das wäre schrecklich! Mensch, Du weißt nicht, was geschehen ist."
„Ich weiß nur, daß wir uns einen Mörder entwischen ließen. Ich weiß, daß Joseph Larsen Mrs. Warham tötete und will auch Dich davon überzeugen, wenn Du mir ruhig zuhören willst. Vor allen Dingen: weißt Du, wo Larsen fich jetzt aufhält?"
Steiuhoff setzte sich wieder, zog sein Taschentuch hervor und trocknete fich die Stirn.
„In," sagte er langsam, „ich weiß es."
Der Polizeidirrktor war die ganze Zeit über ein stiller aufmerksamer Beobachter gewesen; jetzt machte er eine ungeduldige Handbewegung und sagte in sarkastischem Tone:
I „Ein uneingeweihter Zuschauer würde die Szene höchst dramatisch gefunden haben, meine Freunde. Ich bedaure, sagen zu müssen, Mr. Steiuhoff, daß allerdings genügende Gründe vorliegen, Larsen für den Mörder Warhams zu halten. Weshalb Ihnen dies so unwahrscheinlich und über alle Maßen entsetzlich scheint, bin ich außer Staude zu begreifen."
Steinhoffs Augen richteten fich auf den Direktor, und sein Ton war respektvoll, aber nicht rin geschüchtert, als er erwiderte:
„Weder andere, noch ich selber haben mich je für weich gehalten, aber ich bin noch nicht so alt in meinem Beruf geworden, daß mich dies entsetzliche Verbrechen — wenn es wirklich geschehen wäre — nicht ergreifen sollte. Hat Josef Larsen Mrs. Warham getötet, so ist er der Mörder seiner eigenen Mutter geworden, ohne es selber zu