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Nr. l L.

Erscheint Dienstag Donnerst., Gamstag und Sonntag mit der wöch. Beilage »Der Sonntags­gast".

LestellpreiS für das Merteljahr im Bezirk «. NachbarortSverkeyr v». 1.15, außerhalb Mk. 1.L5.

Wr. 184.

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Sonntag, 27. Wovember.

Bekanntmachungen aller Art finden die er­folgreichste Verbreitung.

1904.

HagespoMiK.

Beim Zusammentritt des Reichstags am nächsten Dienstag werden die Fraktionen in folgender Stärke in das hohe Haus einziehen: Konservative 52 gegen 53 bei der Vertagung am 16. Juni, Rerchspartei 21 (21), Antisemiten 21 gegen 20, Zentrum 103 (103), Polen 16 (16). National- ltbrrale 51 (51), Freisinnige Vereinigung 10 (10), Frei­sinnige Volksparter 20 (20), Deutsche Volkspartei 6 (6), Sozialdemokraten 77 (78 und 81 gegen die vorjährige Hauptwahi), Fraktionslose 17 (19). Während der Ver­tagung sind gestorben die Abg. Deppe (fraktionslos), Fürst Herbert Bismarck (kons.), Schmidt-Magdevurg (Soz) Nleder- grlegt hat sein Mandat Dr. Droescher (kons.) Für Deppe ist inzwischen der Abg. Bustermann (Äntff.) gewählt worden,

so daß im ganzen nur drei Mandate erledigt sind.

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In München wird am 6. und 7. Dezember die euro­päische Fahrplankonfercnz stattfiaden, deren Vorverhand­lungen schon am 3. Dezember beginnen. Es liegen dafür, wie die Münch. Mg. Zrg. hört, über 300 Anträge vor. Gemeinschaftliche Bestrebungen der preußischen, bayerischen, württembelgischen, badischen und sächsischen Verwaltungen zielen ab: auf eine wesentliche Verbesserung der Nachtschnell­zugsverb mduvg Mailand-Stuttgart Würzburg-Berlm und zurück, durch leicht herzu stellende erhebliche Beschleunigung, sowie auf deren Anschluß .an die auf der Strecke München- Nürnbeig-Bamberg-Hof nach Berlin, Dresden, Breslau nud Leipzig verkehrenden Nachtschnellzüge 24 und 25 durch Fortsetzung in der Strecke Schwemfurt-Bamberg. Auch eine Verbesserung der Schnellzagsverblnoiiag zwischen Stuttgart und München durch Einlegung je eines ZugeS in jeder Richtung, eines Morgevzuges Stuttgart-München und eines Abendzuges München-Stuttgart wird von Württemberg wie­der avgestrebt.

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ck *

In Oesterreich find die Erörterungen über die Inns­brucker Vorgänge noch immer nicht zur Ruhe gekommen; solange die Oesterreichische Regierung au ihrem System des »Fortwurstelns", wie man das Gegeneinander AuSspielen der einzelnen Nationalitäten spöttischerwelse genannt hat, fest­hält, werden Unruhen, wie die in Innsbruck, sich immer wieder bald hier bald da abspielen. Schlimmer noch als in O-sterreich steht es in Ungarn aus. Der große Skan­dal, der vergangene Woche im Adgeorduetenhause zu wüsten Szenen führte, hat die öffentliche Meinung außerordentlich erregt. Die Unabhängigkcuspartei schlägt daraus, daß die neue Hausordnung des Mmisterprästdentea Tcsza einem Gewaltakt sehr ähnlich steht, Kapital für ihre auf eiue Los-

reißung von Oesterreich gerichtete Politik.

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Als der Zar neulich nach Westrußland reiste, um sich von den nach der Mandschurei gehenden Gruppen zu ver­abschieden, schien der Zug durch Feindesland zu fahren, so scharf war dir Bewachung Und die Sorge um den Zaren. Die Bahn von Petersburg nach Grono in Litauen wurde während der Durchfahrt des kaiserlichen Sonderzuges von 20 000 Mann Infanterie bewacht. Tausende von Soldaten waren außerdem zur Bewachung des Bahnwegs südwärts durch Polen aufgevoten. Jeder Bahndurchlaß wurde von Schrldwachen mit aufgepflanztem Bajonett, jede Bahnkreuzung ebenso auf jeder SOte von 2 Posten bewacht, die Rücken gegen Racken standen. Die Anhöhen über sämtlichen Eisenbahndmchiässeu wurde von Jukanterie abpatrouüiert. As vielen Punkien standen Posten nur 120 Meter von einander entfernt. Besonders scharf war die Bewachung der Brücken; Boote mit Jnfanteriewacheu lagen unter ihnen auf Posten.

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Aus Anlaß der Militäraushebungen find jetzt in Ruß­land Unruhen an der Tagesordnung. In Jsmailm in Bessarabien stürmten über loOO Frauen und Angehörige von emgezogeuen R.seroisten das Regierungsgedände uud ver­langten Auszahlung der U krstutzungen, dce man ihnen während der Abwesenheit ihrer Ernährer versprochen, aber noch nicht geneben hatte. Der Bizegouverneur Blök war genötigt, 10000 Rubel aus der Ortskusse zu nehmen und sie unter die betroffenen Familien zn verteilen, um die Menge zum Ausein: vergehen zu bewegen. In Warschau gab es große Tumulte, wobei geschossen und gehauen wurde. Unter den Opf.ru des Tumultes befinden sich auch der hochbe­tagte Arzt Dr. Fraukenstein, der von einer Kugel getroffen wurde, als er fern Haus betreten wollte, der Chirurg Dr. Fräokel, dessen Schädeldecke zertrümmert wurde, sowie Ba­ronin Hirsch, die in einem Wagen vorüberfuhr. Für kom­menden Sonntag wird ein neuer Krawall augekündtgt. Die

Arbeiter sollen sich im Besitz von 6000 Revolvern befinden. Die Polizei nimmt fortwährend Verhaftungen vor. muß aber, da alle Gefängnisse überfüllt sind, die Feftgenommenen wieder sreilasseu.

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Im Senat des ausstralischen Bundesstaates beantragte Senator Stauiforth Smith, die Regierung zu ersuchen, daß sie Maßnahmen treffe, um der großen Schädigung entgegen zu wirke», dir dem ausstralischen Handel zugefügt würde, den deutsche« Handel auf de« deutsche« Insel« Australiens z« monopolisiere«. Namens der Bun­desregierung erklärte, der Attorney-General, bei der deutschen Regierung seien in der Angelegenheit neuerdings Borstel­ungen erhoben worden. Er müsse aber dringend von den australischen Repressalien abraten. Es handelt sich darum, daß australische Schiffe auf deutschen Inseln angeblich höhere Zulagen zahlen als die Deutschen. Seit Jahr und Tag werden dort der deutsche Handel und ditz deutsche Schiffahrt mit ausgesprochener Feindseligkeit behandelt und es hat nicht an Schädigungen und Schikanen verschiedener Art gefehlt. Wenn also die Australier jetzt auf den deut­schen Besitzungen sich beschwert fühlen, so haben sie sich das selbst znzuschreiben.

L«rir-t«s

Kammer der Abgeordneten.

Stuttgart, 24. Nov.

In der Abgeordnetenkammer wurde heute die Beratung über die Amtsdauer der Ortsoorsteher fortgesetzt. Abg. Betz (Vp.) begründet den von ihm gestellten Eoentualantrag, wonach das Gesetz auf die am 1. Januar 1904 gewählten Octsvorsteher zurückwirken joll. Abo. Gröber (Ztr.): Der Antrag des Zentrums sei gestellt, well bis zum Inkrafttreten des Gesetzes noch eine geraume Zeit vergehen werde. Er will die Wirkung des Gesetzes beschleunigen. Eine materielle Rückwirkung bedeute es nicht, da ja nach dem 1. Januar 1905 jeder neugewählte Ortsvorsteher wisse, daß er nicht auf Lebenszeit gewählt sei. Minister v. Pischek hält den Antrag des Zentrums für gefährlich. Er schaffe große Un­sicherheit für die Gemeinden, da man noch gar nicht wisse, wann und ob das Gesetz wirklich verabschiedet wexde. (Oho- Rafe.) Wenn das Zentrum die Rückwirkung bis zum 1. Januar 1905 wolle, dann lade er es ein, gleich die volle Rückwirkung auszusprechen. Prälat v. Sandberger ist mit dem Antrag Gröber einverstanden, will aber keine Rück­wirkung aussprechen. Abg. H a mann-Balingen. Man wolle wenigstens denjenigen Ortsvorstehern, welche sich frei­willig einer Wiederwahl unterziehen wollen, dies im Gesetz ausdrücklich gestatten. Man solle endlich Frieden schließen und sich für den Antrag Klecmana einigen. Die Abg. Liesching, Kleemann, Fchr. v. Gemmingen und Stock meier stellen in Ergänzung des gestrigen Antrages Kleemann einen weiteren Antrag, welcher den jetzt im Amte bcfindl chen Ortsvorstehern, die bei einer Neuwahl nicht wieder gewählt werden, Penstonsrechte in Höhe des vollen Gehaltes zuspricht. Abg. v. Geß (D. P.): Die Mehrheit seiner Fraktion sei gegen die Rückwirkung, aber es solle den Ortsvorsteheru gestattet werden, sich freiwillig einer Neuwahl zu unterziehen. Frhr. v. Seckendorfs bekennt sich als prinzipieller Anhänger der Lebenslänglichkeit. Nichsem die Abg. H außm a n n-Balingen und v. Geß einen Antrag im Sinne des von den beiden Antragstellern empfohlenen Vorschlags eingebracht.haben, erklärte der Minister sich damit einveistanden. Abg. Liesching (Vp.): Es sei wichtiger, Einheitlichkeit im öffentlichen Rechte zu schaffen, als ängstlich die Privatrechte einzelner Personen tn den Vordergrund zu schieden. Die wettere Debatte, welche zum großen Teil Wiederholungen und Duplikate brachte, wurde durch einen Schlußantrag nach -tVzstündiger Beratung beendet. Die Abstimmung wurde auf Freitag verschoben.

LcrndesnachrichLen

() Akteustetg, 26 Novbr. Anfangs Oktober d. I. wurde im B<z rk zum zweitenmal ein Gustav Adolf- Fest gefeiert, das oarch seinen Opferertrag mit 256 Mark bewiesen hat, daß der Verein in unseren Gemeinden viele treue Freunde hat. Die ans 1. Advent 1903 gesammelten Opfer und so stige Guben mit Einst ß eines Legats von Mk. 100 ergaben die erfreuliche Summe von Mk. 1024 80 Pfg. Sehen wir aber auf die Menge der Gemeinde.-,, an Venen der Verein sein Friedens- und Bibel- Werk treibt, uud hören wir, was sie alle bedürfen, so können wirs begreifen, wie immmer lauter der Ruf erschallt: .Kommt, ihr Brüder und helft uns mit euren Gaben!" Ir Würt­temberg allein ruht auf den Gemeinden der Diaspora aus

ihren Kirchen-, Schul- und Pfarrhausbantea eiue Schulden­last von über 500000 Mark. Die Gemeinden, die allein ans der eoangel. Bewegung in Oesterreich hrrausgewachsen find, bedürfen einer jährlichen Beihilfe von weit über 100 000 Mk. Dazu kommen noch all die Bedürfnisse der Diaspora im deutschen Vaterland, im Ost und West, Nord und Süd und fast aus allen Teilen der Welt sehen evang. Deutsche nach Hilfe aus, welche die Glaubensgenossen der Heimat ihnen bringen sollen. Die Not ist groß, der dring­enden Arbeiten sind jetzt schon viele, jedes Jahr aber er­weitert ihren Kreis. Darum sollten auch die Gaben der Freunde mit dem Anwachsen der Aufgaben gleichen Schritt halten. Möglich ists nur, wenn in den Kreis der seitherigen fröhlichen Geber immer neue eintreten und beide im Eifer des Gebens nicht müde werden. Möge das Opfer des Adventsfestes eia beredtes Zeugnis ablegen, daß unser Liebeseifer für das Werk des Gustav-Adolf-Vercius lebendig ist und in immer weiteren Kreisen lebendig wird.

* Aktensteig, 26. Nov. Eine sehr traurige Nachricht kommt soeben aus Simmersfeld. Der in den besten Jahren stehende Holzhauer Adam Schaible war gestern Abend damit beschäftigt, Garben von der Scheune zum Dreschen abzuwerfen. Er fiel dabei so unglücklich auf die Tenne, daß der Kopf fürchterlich zerschmettert wurde. Der Unglückliche starb nach kurzer Zeit darauf. Er hinterläßt eine Witwe mit drei Kindern.

-n. Keseköroua, 25. Nov. Unsere Jäger hatten bei dem gestrigen Treibjagen das Glück, außer einigen Rehen, ver­schiedenen Hasen, einen schönen Hirsch zu erlege» ; ebenso erbeuteten sie einen Auerhahn, gewiß ein seltenes Jagdglück dieser Jahreszeit.

(!) Korb, 25. Nov. Am Mittwoch ist in Grüumetstetten ein 18 Jahre altes Mädchen vom Iurbenloch herabgestürzt und zog sich einen komplizierten Schädelbruch zu, au dem sie hoffnungslos darnieder liegt.

* Güdingen, 25. Nov. Wie erinnerlich ist, entfloh vor einiger Zeit die Frau des Privatiers Bozenhardt in Calw ihrem Mann unter Mitnahme von 100 000 Mk. in Wert­papieren in Begleitung des Werkmeisters Krauß. Das Paar wurde aber iu Budapest verhaftet. Krauß mußte sich zur Rückreise bequemen. Gestern ist nua beim Untersuchungs­richter des hiesigen Amtsgerichts auch die Hauptsache wieder eingetroffm: die Wertpapiere. Es sind noch für 90000 Mark.

(!) Stattgart, 25. Nov. Das von der Zentralstelle für Gewerbe uud Handel herausgegedene Gewerbeblatt soll vom 1. Januar 1905 ab in erweiterter Form erscheinen. Dabei wird hauptsächlich beabsichtigt, iu dem Blatt sämtliche Alls­schreiben staatlicher Bauarbeiter! zu veröffentlichen, was be­sonders den kleinen Handwerksmeistern auf dem Lande von großem Vorteil wäre.

* Stuttgart, 25. Nov. Pariser Pr irät-Schwindel. Der Württ. Schutzverein für Handel und Gewerbe schreibt uns : Seit einigen Jahren werden zahlreiche Privatpersonen von Pariser Firmen aufgefordert ihre Photographie ernzu- senden und es wird ihnen die vollständig kostenlose Anfertig­ung von lebensgroßen Pcrlräts in Aussicht gestellt. Die Abgabe der Porträts wird daun nachher von der gleichzeitigen Abnahme eines zwar schlechten aber im Preise hohen Rahmens abhängig gemacht. Bor urs liegt ein solches Cirkular der Firma Reinhard Becker und Cie in Paris, in welchem vor solchen Angeboten anderer französis > er Firmen gewarnt und weiter ausgeführt wird: »Das ist bei uns nicht der Fall, (nämlich die Abaahme eines Rahmens) wir sind keine Rahmenhändler. Gleichzeitig ging uns ein an eine andere Adresse gerichtetes Cukular dergleichen Firma Becker zu, in welchem unter Verfügung eines Rahmen-Katalogs direkt zur Abnahme von Rahmen aufgefordert wird. Außer­dem sind uns gerade von der Firma Becker verschiedene Fälle bekannt, in welchen dieselbe genau das oben erwähnte ausaeübt hat. Wir empfehlen deshalb dem Publikum äußerste Vorsicht.

(!) Keiköronn, 25. Nov. In der Diözese Heilbronn wurden im verflossenen Berichtsjahre insgesammt 15 200 Mk. für die evangelische Mission aufgebracht. Hiervon waren 2400 Mk. für den Guftav-Adols-Veretn bestimmt, 1800 Mk. für die Los von-R.m Bewegung in Oesterreich und 11000 Mk. für die Heidenmisston.

(!) KirHHeim «. T, 25. Nov. In dem benachbarten Oethlingea, in dem kürzlich ein halbwüchsiger Bursche ein Mädchen erschossen hat, faßten Gemeinderat und Bürger- ausschuß einstimmig den zeitgemäßen Beschluß, jeden Wirt in Strafe zu nehmen, der an j.mge Leute unter 16 Jahren geistige Getränke verabreicht.

* Schorndorf» 25. Nov. Die an einem hiesigen Neu­bau arbeitenden Gebrüder Schaal, Maurer von Miedels-