der Antrag des Zentrums iu namentlicher Abstimmung mit 34 gegen 33 Stimmen abgelehnt. Auch der Antrag der Sozialdemokraten wurde abgelehnt, und darauf der Kom- misstonsantrag mit großer Mehrheit angenommen.
Morgen Fortsetzung.
LandesncrchrichLen.
-s- Alteusteig, 21. Nov. Liederkranz und Kirchenchor gaben gestern ein gemeinsames Konzert im Saale des Gasthofs zum „grünen Baum." Beide Vereine warteten mit neueingeüdten Liedern auf und überraschten durch ihren kräftigen, harmonischen Gesang, der iu allen Teilen richtige Auffassung bekundete. Effekrvoll erwiesen sich die Mannerchöre: „Wo die Woge braust", Schifferlied von C. Eckert, „Nichts gleicht der Heimat", Volksweise, dann die gemischten Chöre: „Feldeinwärts flog ein Vögelein," Herbstlied von I. Abel, das Schlummerlied: „Nacht ist gekommen" von V. Schurig und „Gute Nacht" von Golder. Herzerfreuend ging das Männerquartett „Im schönsten Wiesengrunde" in Volksweise vor sich, das schöne gute alte Lied, so vortrefflich gesungen, übt eben immer einen großen Reiz aus. Herr Lehrer Leins von Zwerenberg entzückte durch sein meisterhaftes Violivspiel in mehreren Stücken und Herr Lehrer Böhmler gab in einigen Baritonsolos einen erneuten Beweis von der Kraft und dem Wohllaut seiner Stimme. Das Konzert zeigte, was man bei gemeinsamem Zusamenwirken zu leisten vermag, und wenn man wie die Herrn Dirigenten in beiden Vereinen das Zarte und das Starke in so gewählter Folge zu geben versteht. Das Konzert war überaus zahlreich besucht, nicht alle Teilnehmer waren im Saal unterzubringen, ein gutes Versprechen für künftige Veranstaltungen, die sicher auf ein allseitiges „Willkommen" rechnen dürfen.
* Schrruöach, 21. Noo. Einen bedeutungsvollen Festtag feierte gestern die hiesige Einwohnerschaft, die nach langer Entbehrung eine Wasserleitung bekam und sie nun feierlich eröffnen konnte. Der Einladung zu dieser Feier folgten viele Freunde und Gönner von nah uud fern, die in fröhlichen Scharen in das schön geschmückte und begrenzte Dorf eiozogen, begrüßt durch die Eingangspforte mit der Aufschrift:
„Herzlich willkommen
Werte Gäste,
Zu unsrem heutigen Wasserfeste."
Mit einem Festgottesdienst in dem schmucken Kirchlein wurde die Feier eröffnet. Diesem folgte ein Festessen bei Wirt Koch, bei dem Herr Anwalt Frey die Anwesenden begrüßte. Hierauf dankte Herr Overamtmann Krauß von Freudenstadt für die Einladung; er freue sich bei dieser Gelegenheit die Gemeinde kennen zu lernen. Herr Verwalter Glock gab in einer Ansprache seiner Freude über das Zustandekommen der Wasserleitung Ausdruck ».bemerkte, daß alles froh sei, nun ein gutes, trinkbares Wasser zu haben, für das berichtigte seitherige Wasser, von dem der frühere Anwalt einmal gesagt habe: „Zam Kochen und in die Küche sei's schon recht, aber seine Ochsen trinke's nicht!" Nach dem Festessen, von dem die Teilnehmer Wohl befriedigt Ware», bewegte sich der Festzug unter Vo cantritt der Musik unter Beteiligung der erschienen Feuerwehren von Hochdorf und Erzgrube zu dem Reservoir, von dem man eine Prächtige Aussicht auf das Ort uud die engere und weitere Umgebung hat. Hier hielt Herr Pfarrer Schnell mit kräftiger, klarer Stimme die Festrede. Er erinnerte an die seitherige mühsame Wasserbeschaffung und die Angst, in der mau seither lebte, in einem eventuellem Braudsalle keine richtige Hilfe zu haben; es sei eine große Befriedigung und Freude uun das Werk vollendet zu sehen, ,das eine große Erleichterung bringe. Er wies auf die prächtige Umgebung hin, die mit ihre» fruchtbaren Obstbäumen einem Unterländer Dorf gleichkomme. Schließlich gedachte er noch
der mühsamen Erstellung der Wasserleitung und der Söhne Italiens, die in heißem Sommerbrand ihre harte Arbeit verrichten mußten und schloß mit einem Hoch auf alle Arbeiter, hoch oder nieder, die zum Gelingen dieses Werkes deigetragen haben. Der Feier am Reservoir reihte sich noch eine Feuerwehrprobe an uud eine gesellige Unterhaltung schloß das Wasserfest ab, das einen schönen Verlauf nahm.
* ßalw, l9. Nov. Gestern abend nach 8 Uhr brach in der höheren Handelsschule Feuer aus. Die Schüler entdeckten nach dem Nachtessen das Feuer, das in dem früheren Oekouomiegebäude, jetzt Wohnzimmer für die Schüler, ent» standen war. Die sofort herbeigerufene Feuerwehr konnte das Feuer bald ersticken. Einige Zimmer der Schüler sind ausgebrannt.
(!) Stuttgart, 20. Nov. Die Lcmdesveisammlung des Bundes der Landwirte fand heute von l/z2 bis gegen 6 Uhr im Stadtgartensaale statt. Der Vorstand Schmidt- Platzhofm begrüßte die Versammlung und Kerner-Stuttgart verlas sodann den Geschäftsbericht, aus dem hervorgeht, daß der Bund gegenwärtig 860 Ortsabteilungen 20650 eingeschriebene Mitglieder und 32 Bezirksvorstände zählt.
* Mergentheim, 21. Noo.' Beider Landtagsersatzwahl hat Oberforstrat Keller-Stuttgart nicht die nötige Stimmenmehrheit erhalten und findet deshalb zwischen Keller und Mittnacht Stichwahl statt.
" Werschiedeues. Der Sägerknechr Wildbrett aus Höfen wurde verhaftet, weil er abends in der Wirtschaft seinen Vater und einen Bruder durch Messerstiche schwer verletzt hatte. — In Schorndorf fiel ei» verheirateter Gipser so unglücklich über einen Wagen, daß er die Wirbelsäule brach. An seinem Auskommen wird gezweifelt.
* Darmstadt, 21. Nov. (Teleph. Nachr.) Der großherzogliche Staatsminister gievt die Verlobung des Großherzogs vonHessen mitder Prinzessin Eleonore zu Solms-Hohe n- solms-Lich im Aufträge des Großherzogs bekannt. Die Verlobung fand gestern im Schloss ein Lick statt.
Alle, die gehcfft haben, der Großherzog von Hessen werde sich im Falle ftmer Wicdervermählung eiue Gemahlin aus einem souveränen F: isienhause juchen, und die von einer derartigen Verbindung eine weitere Stärkung der an sich schon reichen Beziehungen Darmstadts zu den großen Füisteu- höfen erwarteten, wrrd die Nachricht von der erfolgten Verlobung des Landesfürsten mit der Prinzessin Eleonore zu Solms-Hohensolms-Lich einige Enttäuschung bereiten. Das hessische Volk in seiner Allgemeinheit wird die Wahl, die der Großherzog getroffen hat, mit Sympathie begrüßen. Prinzessin Eleonore stammt aus einer der ältesten hessischen ftandesherrlichen Familien. Die Einwohner von Lich sehen in der Heirat die Besiegelung einer früheren Jugendliebe. Sie erzählen davon, wte der nunmehr 36jähr. Großherzog und seine nur 3 Jahre jüngere Braut schon als Kiuver im hiesigen Schlosse spielten und wie er besonders als Gießener Stndent später noch häufig seine Jugendfreundin ausgesucht habe.
* Kökn, 17. Nov. Drei Maurer, die Gebrüder Hüsch in Wonngen, ein Handlanger, sowie ein 17jakriger Bursche als Fährmann wollten in einem Nachen von Monheim von der rechten Rheinseile aus hier über den Strom setzen. Sie kamen nur knapp an einem zu Berg fahrenden Hanielschen Schraubendampfer vorbei, stießen aber dafür gegen einen vom Schraubendampfer mitgeschleppten großen Kohlennachen. Ihr Nachen schlug um und die Insassen stürzten in die Flut. Vier Mann konnten Ketten oder Taue ergreifen und sich auklammern, bis sie von den Schiffsleuteu gerettet wurden. Zwei hatten It. „Fkf. Z." Kopf- und Schlagwunden davongetragen. Der etwa 48jährige Maurer Heinrich Hübsch fand seinen Tod in den Wellen.
Ausländisches.
ss Budapest, 20. Nov. Die vereinigte Opposition beschloß heute nacht einstimmig, an den König eine im Abgeordnetenhause einzureichende Adresse zu richten, in welcher wegen des gestrigen Verfassungsbruches die Entfernung des Ministerpräsidenten gefordert wird. Ebenso wurde ein Manifest an die Nation befohlen.
ss London, 20. Nov. Reuter wird aus Petersburg berichtet, daß England und Rußland über den Text der Konvention Übereingekommen seien, welche in einigen Tagen unterzeichnet werben soll. Die Konvention weicht dem Vernehmen nach nicht wesentlich vom ersten Entwurf ab, aus dem nur alle Ausdrücke entfernt find, die Rußlands Empfindlichkeit irgendwie zu nahe treten könnten.
* Kapstadt, 16. Nov. Nach einem Telegramm aus Upington seien dort 2 Frauen eingctroffen, welche die brutale Ermordung ihrer Männer, sowie anderer holländischer Farmer ans deutschem Gebiete durch die Hottutotten berichten. 23 Frauen, denen es gelang, mit ihren Kindern den ausständigen Eingeborenen zu entkommen, haben Ringfontein erreicht. Sie find vollständig mittellos.
* New 19. Nov. Bei der heutigen Enthüllung
des Denkmals für Friedrich den Großen waren 20 000 Personen anwesend, davon etwa 4000 auf den Tribünen. Ganz Washington machte Festtag. Die Stadt ist großartig geschmückt mit deutschen und amerikanischen Farben sowie Transparenten, die Aussprüche Friedrichs aufweisen. Der Festakt währte drei Stunden, da ein umfangreiches Programm vorbereitet war. — Die Szene der Denkmalsent- hülluug war eine sehr eindrucksvolle. Generalmajor Gillespie, der die Zeremonien leitete, bot nach dem vom Bischof Sat- terlee gesprochenen Gebet der Baronin von Sternberg den Arm und führte sie zur Statue, die in deutsche und amerikanische Flagaen gehüllt war. Die Baronin löste ein Band und sofort fielen die Flaggen zurück, die Statue den Blicken aller zeigend. Sofort ertönte ein von 20 Trompetern gegebenes Signal. Alle zur Feier zugezogenen Regimentskapellen intornierten die deutsche Nationalhymme, worauf Generalleutnant von Löwenftld im Aufträge des Kaiser- die Statue dem deutschen Botschafter überwies, der hinwiederum sie mit einer Ansprache au den Präsidenten dem amerikanischen Volke übergav. Jetzt wurde die amerikanische Nationalhymne gespielt, Worauf Roosevelt, General Chasse und Botschafter Tower Ansprachen hielten und der deutsch-lutherische Pastor Menzel den Segen sprach. Die Rede Roosevelts zeigte ihn als einen großen Bewunderer Friedrichs II.
Der russisch-japanische Krieg.
* Petersburg, 19. Nov. Der Generalstab bestätigt die Angabe von der Verwundung des Generals Stöffel. Er hat eine Kugel gegen die Wange erhalten, als er einen Angriff auf die Japaner leitete. Der Generalstab beobachtet strengstens Stillschweigen über die Telegramme, welche auö Port Arthur eingetroffen sind.
* Wukde«. 19. Nov. General Knrovatkin erhielt von General Stöffel die Mitteilung, falls «icht bald Hilfe Von irgend einer Seite komme, müsse Port Arthur geopfert werde».
ss Schanghai. 20. Nov. (Neuter.) Ei« heftiger Angriff ouf Port Arthur wurde am 17 ds.Mts. wieder unternommen, und es heißt, die Japaner hüllen einige Minengänge in wichtigen Stellungen besetzt.
ff Mnkdeu, 20. Nov. (Reuter.) Man erklärt hier, daß die baltische Flotte durch die Einnahme von Port Arthur nicht in Mitleidenschaft gezogen werden würde, wenn die Einnahme vor ihrer Ankunft erfolgt, denn sie habe als Zielpunkt Wladiwostok. Die Japaner have» am 15. vor Fort Arthur eiue «eue Niederlage erlitten. Die Eisen-
W Lesesrucht. Z»
Es führt ein Schicksal an verborgnem Band Den Menschen auf geheimnisvollen Pfaden; Doch über ihm wacht eine Götteryand Und wunderbar entwirret sich der Faden.
Kein gesponnen.
oder
DaS Fastnachtsgeheimnis.
Kriminal-Roman v. Lawrence F. Lynch. — Deutsch o.E. Kramer.
(Fortsetzung.)
„Sie wissen, Carnow," sagte der Direktor, „daß mir absolut unbekannt ist, was Sie mit der Ermordeten verhandelt haben."
Carnow nickte.
„Als ich erfuhr, sie sei tot — ermordet — gab mir dos zu denken. Aber ich entschlrß mich, das Wenig«, das ich wußte, für mich zu behalten, bis ich Sie gesprochen hatte. Es wäre auch von kurier großen Bedeutung gewesen, wenn ich erzählt hätte: Ich kenne die Frau und weiß, was sie nach der Stadt geführt. Deshalb bin ich still gewesen, und niemand weiß, daß sie sich an mich gewandt hat, uud daß ich sie an Sie gewiesen. Aber Sie werden begreifen, daß ich mich in gewisser Hinsicht für ihr Geschick verantwortlich fühle. Sehen Sie — es kommt eine Frau zu mir, dem Polizeidirektor — eine Frau, die in der Stadt wildfremd ist, und bittet um meine Hilfe bei Auffindung ihrer Tochter. Ich schicke sie zu Ihnen — einem Detektiv — und zu einer Zeit, wo Sie unglücklicherweise krank sind und ich abwesend, wird sie tot auf der Straße aufgefunden. Ich glaube, Carnow, wir wünschen wohl Leide nicht, daß diese Sache so in den Zeitungen besprochen würde."
„Der Teufel hole die Zeitungen!"
„Amen," sagte der Polizeidirektor. „Aber wie ich schon betonte, ich fühle mich verantwortlich, und ich will jeden Dollar uud jeden Manu, den ich zur Verfügung habe, daran wenden, um den Mörder ausfindig zu machen."
„Amen und nochmals Amen," sagte Rufus Carnow ernst. „Darin stimme ich Ihnen bei."
„Soll das heißen, daß Sie mit mir zusammenarbeiten wollen?"
„Nein."
Beide Männer schwiegen eiue Weile, dann sagte der Direktor:
„Ich kann Sie nicht verstehen, Carnow, aber mein Vertrauen in Sie ist unbegrenzt. Ich will Ihnen deshalb zunächst alles erzählen, was ich ftlt meiner Rückkehr erfahren habe."
„Erzählen Sie, erzählen Sie I" drängte Carnow.
„Als Colton die Beschreibung der ermordeten Frau iu der Zeitung las und erfuhr, daß sie als eine Mrs. War- ham identificiert worden war, ging er sofort zum Schau- Hans und verlangte als John Warhams Anwalt die Herausgabe der Leiche. Gleich darauf kam er in mein Bureau, aber ich war, wie Sie wissen, nicht anwesend."
„Eb, weiter, weiter!"
„Am nächste» Tag — ich war eben zurückgrkehrt — kam er wieder und erzählte, daß die Ermordete in die Stadt gekommen sei, um ihre verschwundene Stieftochter zu suchen, und daß er ihre Leiche nach Warhams Farm senden werde. Er sagte mir auch, daß er vor fast zwei Wochen auf Wunsch des alten Warhom einen ungemein tüchtigen, jungen Detektiv engagirt und ihn nach Uyton geschickt habe."
„Ja, ja I" rief Carnow ungeduldig.
„Colton wünschte nun, ich sollte mich mit Mr. Warhams Detektiv iu Verbindung setzen, um ihm in die Hand zu arbeiten. Er wußte damals noch nicht, daß Scharff sich
schon der Sache angenommen. Darüber habe ich ihm erst ein Licht aufgesteckt."
„Und?" fragte Carnow mit wachsendem Interesse.
„Colton schien auf Scharff kein übermäßiges Vertrauen zu setzen. Er ist ein zugeknöpfter alter Bursche und besitzt ein gut Teil Reserve; aber er läßt Sie nicht im Unklaren über seine Meinung. Er will seine Sache lieber jenem jungen Detektiv und mir, dem Direktor der Stadlpolizei, überlassen."
„Sie haben den Namen des tüchtigen, jungen Detec- tivs, den Colton für den alten Warhaw ausgesucht hat, noch nicht genannt."
„Sein Name," sagte der Direktor, und sein Gesicht verzog sich zu einem breiten Lächeln, „ist Steinhoff, Richard Steinhoff."
„Das wußte ich," rief Carnow erregt. —
„Warten Sie," fiel der Direktor ein, „lassen Sie mich zu Ende erzählen. Der bewundernswerten Schlauheit und Hellseherei des Kellners im Promenaden-Hotel haben Scharff und Co. es zu danken, wenn sie bereits eine Spur gefundeu haben, von der sie viel Redens machen."
„Eine Spur?"
„Es scheint, daß Mrs. Warham zu niemaad im Hotel über ihre Angelegenheiten gesprochen ha'. Aber sie hat den Besuch eines Mannes empfangen."
„Wirklich? natürlich —" Carnow hielt plötzlich inne-
„An zwei aufeinander folgenden Nachmittagen," fuhr der Polizeidirektor fort, „erhielt sie einen Besuch. Ein Mann in mittleren Jahren, der für einen ältlichen Stutzer gelten konnte, besuchte sie und blieb jedesmal über eine Stunde bei ihr.
Carnow begann zu grinsen.
(Fortsetzung folgt.)