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Amtliches.
Nach einer Bekanntmachung des Kgl. Oberamts Freudeu- stadt darf der Verkauf von Backwaren durch die Bäcker, von Konditoreierzeugnissen durch die Konditoren, von Fleisch, Wurstwaren und Fett durch die Metzger, von Milch durch die Produzenten und Händler und der Verkauf vo r Eis und Mineralwasser, sowie die Beschäftigung der Gehilfen, Lehrlinge und Arbeiter, bei diesem Verkauf
a) am ersten Wechnachrs-, Oster- und Pfingsttag nur vormittags von 7 b s 8 Uhr und nachmittags von 5 bis 7 Uhr.
b) an den übrigen Sonn- und Festlagen vormittags von 7 bis 9 Uhr und von vormittags 11 bis nachmittags 7 Uhr statlfinden.
Zuwiderüaridluugen werden mit Geldstrafe bis zu 600 Mk., im UnvermögenSfalle mit Haft bestraft.
Uebertragen wurde die Schulstelle in Unterenztal, dem Unterlehrer Wilhelm Ostertag in Balingen; die schulstelle t r Hohengehren, Bez. Aichelberg (Schorndorf) dem Schullehrer Armbruster in Tumlingen. .
Oesterreich-Ungarns Ankunft.
(Nachdruck verboten.)
sj Die Dinge in der habsburgischen Monarchie find von deutscher Seite aus schon mehr als einmal mit stillem Kopfschütteln beobachtet worden und sie haben auch wohl die Aufmerksamkeit maßgebender Kreise.erregt. Ganz selbstverständlich liegt es Niemanden im Deutschen Reiche ob, nach Wien offizielle Ratschläge gelangen zu lassen, die österreichische Regierung würde sich solche Einmischungen in ibre murre Angelegenheit ebenso bestimmt verbitten, wie dies bei uns an gleicher Stelle geschehen WÜ.de, aber darum körmen gewisse Bedenken doch nicht unterdrückt werden. Die Innsbrucker Krawall-Szenen haben bewiesen, wie weit der Hader und der Haß unter den verschiedenen Stämmen Oesterreich-Ungarns gediehen find; sie haben aber auch gezeigt, wie die leitenden Staatsmänner in Wien trotz der gemachten sehr bitteren Erfahrungen keineswegs auf der Höhe der Zeit stehen, daß sie sich vielmehr von kleinen und mächtigen Konventikeln been flussen lassen, denen der rechte weite Blick für die staatlichen Ecfordermsse fehlt. Wenn es sich nur um diese Nationalität nzwiftigkeiten handelte, und wenn bei diesen irgendwelche Aussichten aus eine Besserung in absehbarer Zeit vorhanden wären, so brauchten die Verhältnisse noch nicht so tragisch aufgefaßt zu werden, aber das Bedenkliche ist, daß auch in den Beziehungen zwischen Oesterreich und dem nach unbedingter Selbstständigkeit strebenden Ungarn vieles nicht stimmt, und die Zukunftsaus- fichten um so dunkler werden, je älter der nunmehr 74jähr. Kaiser Franz Joses wird. Daß sein Nachfolger dereinst gegenüber den stürmischen Bewegungen im Innern einen viel, viel schwereren Stand Huben wird, als der in seinem Leben so hartgeprüfte und bei seinen Völkern so populäre Kaiser Franz Joses, ist außer allem Zweifel, und dies wird m der Bevölkerung, wie im Parlament ganz offen ausgesprochen.
Thronfolger in Oesterreich-Ungarn ist seir der Katastrophe, welche das Leben des Kronprinzeu Rudolf vernichtete, der älteste Neffe des Kaiser Franz Josefs, Erzherzog Franz Ferdinand, der mit der Gräfin Chotek in morganatischer Ehe vermählt ist. Seine Kinder sind nicht erbberechtigt, sein Nachfolger wird also einmal sein jüngerer Bruder, der mit einer Tochter deö verstorbenen Königs Georg voll Sachsen vermählte Erzherzog Otto werden. Nach menschlichem Ermessen steht diese letztere Möglichkeit im weiten Felde, hingegen wird bei dem hohen Alter Kaiser Franz Joses's schon heute mit einem politischen Einfluß ans der Umgebung des Erzherzogs Franz Ferdinand gerechnet. Der Erzherzog gilt als ein sehr gutmütiger, wohlwollender Herr, der aber gern Strömungen sein Ohr leiht, !
die nicht allen Politikern, und besonders nicht den heißblütigen Magy rreu Passen. ,Es ist daher mit Bestimmtheit aozuoehmen, daß die parteipolitische Leidenschaft wachsen wird, denn die persönliche Verehrung, die in .den Wirren viel Rücksicht auf den greisen Kaiser Franz Josef nehmen, läßt, fällt bei Erzherzog Franz Ferdinand fort. Mag soeben ein radikaler Abgeordneter sich zu gar zu übertriebenen Aenßerungen haben Hinreißen lassen, zu verkennen ist nicht, daß gerade die Deuffch-Oesterreicyer einem Wechsel auf dem Kaiserthrone mit durchaus begründeter Besorgnis entgegensetzen.
Die Ungarn möchten am liebsten mit Wien überhaupt nichts mehr zu tun und einen König haben, der nicht zugleich Kaiser von Oesterreich ist. Ihr nationaler Egoismus ist erklärlich, aber er >st eine schwere Last für eine gedeihliche Entwicklung der habsbnrgischen Monarchie. Nach sehr bedauerlichen Sturmszenen ist der ungarische Reichstag vertagt, er wird auch aufgelöst werden, aber die Neuwahlen werden, mögen sie ausfaüen, wie sie wolleu, die obwaltenden Schwierigkeiten auch nicht lösen. In beiden Ländern stehen die Parteien resp. Nationalitäten schlimmer wie Hund und Katze einander gegenüber, man sollte meinen, das sei genug. Aber es ist noch nicht Alles, die beiden so eng aneinander geketteten Staaten sind auch noch schlecht auf einander zu sprechen, und damit cs an gar nichts fehle, wollen auch die Bemühungen, endlich einmal die seit Jahren schwebende Frage der Begegnung mit dem König von Italien zu lösen, nicht glückeo. Auch Italien hat hierin noch viel Rücksicht auf den hochbetagten Kaiser Franz Joseph genommen, ist dessen N.ffe einmal Kaiser, wird es auch nicht mehr so, wie es heute ist, bleiben.
Tagespolitik.
Mit dem Zustandekommen der Eisenbahnbetriebsmtttel- Gemeinschaft scheint man in Bayern ernstlich zu rechnen, denn nach einer Münchener Meldung wurden die Vorbe- j rettuugen für die Kriegsauweisurigen über die Benutzung - der Güterwagen vorläufig eingestellt, daß sich zurzeit noch nicht übersehen läßt, wie sich der Wageudienft nach Einführung der Betriebsmittelgemeinschast gestalten wird. So nahe scheint aber der Abschluß noch nicht zu sein. Wenigstens wird von anderer Seite mitgeteilt, daß erst zn Beginn des nächsten Jahres weitere Verhandlungen in Berlin statt- sinken sollen.
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In der ungarischen Kammer hielt der Ministerpräsident bei Wiederöffnung der Oeffentlichkeit unter Lärm und Unruhe eine Rede, in der er ausführte: Es ist der Zeitpunkt gekommen, wo wir uns über die Lage Rechenschaft > geben müssen. Wir haben vergebens unsere Argumente I vorgelegt. Die Antwort war immer die Obstruktion. E» bleibt keine andere Wahl, als die Nation ihrem Schicksal zu überlassen oder aber der Komödie ein Ende zu machen. (Bei diesen Worten erhoben sich brausende Zurufe bei der Regierungspartei: Abstimmen ! Abstimmen j Abgeordnete beider Parteien erheben sich und drängen sich in die Mitte des Saales.) Präsident Prezel ruft: Es folgt nun die Abstimmung über den Antrag Daniel; die mit Ja stimmen, mögen sich von ihren Plätzen erheben! Während dies geschieht, Überreicht der oppositionelle Abgeordnete Ra- cost dem Präsidenten einen Bogen, um eine geschlossene Sitzung zu verlangen. Der Präsident ruft: „Ich habe die Abstimmung bereits ungeordnet.- Raevsi ergreift hierauf eine Scheere und bedroht den Präsiden reu. Mittlerweile eilt der Saalkommissär auf die Estrade, ebenso zahlreiche Mitglieder der Majorität, um den Präsidenten zu schützen. Letzterer hat inzwischen das Ergebnis der Aostimmung, die Annahme des Antrags Daniel bekannt gegeben. Sessel, Bücher, Tintenfässer fliegen gegen den Präsidenten. Der oppositionelle Abgeordnete Justh, der auf die Estrade geeilt ist, wird von einem Sessel getroffen. Ein Tintenfaß streift den Präsidenten. Es scheint sich ein Handgemenge zu ents pinnen. Ungeheures Toben und Geschrei der Abgeordneten. Zurufe und Beschimpfungen. „Schurke, Schuft, Fälscher des Gesetzes!" Der Präsident läßt hierauf ein K. Reskript verlesen, in dem die Vertagung der Kammer ausgesprochen wird.
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Die Kapregierung wird, wie der Standart ans Kapstadt meldet, von eiuem Teil der Bondpresse wegen der Entwaffnung der deutschen Schutztruppensoldaten, die bei der Verfolgung durch Aufständische die Grenze überschritten, heftig angegriffen. Der Regierung wird vorgeworfen, sie ! versuche, die Bemühungen der Deutschen, den Allsstaad im
Damaraland zu unterdrücken, zu durchkreuzen. Der deutsche Konsul äußerte in einer Uuterceouug, Deutschland habe sich mit einer Entwaffnung, die nur vorübergehend sein soll, einverstanden erklärt, und drückte der Kapregierung seioen Dank für ihre Bereitwilligkeit aus, den Deutschen Beistand zu leisten. Nach einer Kapftädter Meldung des Daily Telegraph sagte der stellvertretende deutsche Konsul, er habe über 1000 Bewerbungen zum Dienst in der deutschen Schutztruppe aus allen Teilen Brttisch-Südafrikas erhalten, habe aber fast alle abwcisen müssen.
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Wollte man ans der raschen Modernisierung Japans auf die Person seines Kaisers Mutsuhito Rückschlüsse ziehen, so könnte man leicht fehlgehen. Wir der Weltreisende von Hesse-Wartegg versichert, ist Mutsuhito durchaus kein moderner Reformator. Japans Wiedergeburt ist das Werk seiner Großen. Schon seine Jugenderziehung widersprach jeglicher Reform. Ebensowenig wie seine Vorgänger wurde Mutsuhito in Landeskunde, Staatswissenschafteu oder körperlichen Fertigkeiten unterrichtet. Ja Unkenntnis des Landes und der Außenwelt wuchs er auf und beschäftigte sich in Gesellschaft seiner Weiber hauptsächlich mit Poesie. Selbst das Gehen lernte er erst, nachdem er schon Kaiser war, und darum Hai er bisher eine gewisse Steifheit und Unsicherheit des Ganges beibehalten. Der Ueberlieferung folgend, hielt sich Mutsuhito Einheimischen und Fremden gleich fern und besaß deshalb auch bis zu seiner Uebersiedlung von den Stätten seiner Kindheit nach Tokio, ja noch länger keine Kenntnis vou den Errungenschaften unserer Kultur. Er verließ bei dieser Uebersiedlung überhaupt zum erstell Male seinen Palast, sah daun zum ersten Male das offene Land, grüne Reisfelder und bewaldete Berge, Dörfer, Städte und sein Volk. Die Anregung zu den Neuerungen des modernen Japan ist ausschließlich von seinen Ratgebern, vor allem von Graf Jlo, dem Bismarck von Japan, dann von Damagata, Juanye, Aamada usw. ausgegangen. Mit Vorliebe trägt der Kaiser noch heute, wo es geht, das japanische Natioualgewand, den Komino, und lebt in seinen Gemächern noch gerade so wie vor der Reformzeit, schläft in einem Raum mit Papierwänden auf einer Gartenmatratze, speist allein nach japanischer Art usw. Mutsuhito ist einer der köperlich größten Männer Japans, von hoher, schlanker Gestalt und fahlem, gelblichem Gesicht, aus dem große, schwarze, durchdringende Augen ziemlich finster dreinblicken. Das Gesicht ist entschieden unschön, die Nase ist fleischig, Schnurr- und Vollbart find dünn; die Augenbrauen sind buschig, die Träuendrüße i treten auffallend stark hervor. Sein dichtes, schwarzes, struppiges Zopfhaar ist länger, als es die Japaner gewöhnlich zu tragen Pflegen.
Kammer der Abgeordneten.
Stuttgart, 18. November.
Die Beratung der Gemeivdeordnung wird fortgesetzt Die Artikel 20 bis 27u enthalten Bestimmungea über die Wahlen zum Gemeinderat, über deren Giltigkeit, die Wählbarkeit der Kaudidaien und die Entschädigung der Mitglieder des Gemeinderctts. In letzterer Hinsicht wird bestimmt, daß die Mitglieder des Gemeinderats als solche keinen bestimmten Gehalt beziehen, daß sie jedoch in Gemeinden erster Klasse Anspruch auf Emschädigung für die ihnen entstandene Zeitversäumnis zu beanspruchen haben, wenn dies nicht durch Gemeiudesatzungea ausgeschlossen ist. Ja Gemeinden zweiter und dritter Klasse soll dieser Anspruch nur bestehen, wenn die Entschädigung durch Gemeiudesatzung bestimmt ist. Die Höhe des Tcigqeldes darf in Gemeinden dis zu 10 000 Einwohnern 5 Mk., in Gemeinden bis zu 50 000 Einwohnern 10 Mk. nicht übersteigen. Abg. Kloß empfiehlt einen sozialdemokratischen Antrag, wonach auch in den mittleren Gemeinden obligatorisch Tagegelder gewährt werden sollen, ohne daß dies durch Gemeiukesakung bestimmt werden muß. In Gemeinden 1. Klasse sollen die Tagegelder gewährt werden, wenn dies nicht durch Gemeiudesatzung ausgeschlossen ist. Er erklärt, wenn mau der minderbemittelten Bevölkerung den Zutritt zum Gemeindcrat ernstlich ermöglichen wolle, so müsse man die Entschädigung obligatorisch und nicht vou dem Erlaß eines besonderen Ortsstatuts abhängig machen. Das Zentrum beantragt, es bei dem bisherigen Zustande, wonach in allen Gemeinden durch Ortsftatut fest; sietzen sei, ob Diäten gezahlt werden sollen oder nicht, bewenden zu lassen. Die Abg. Haußmann - Balingen und Lieschiug (Vp.) bekämpfen diesen Antrag, der die Mitglieder vor die peinliche Frage stelle, ob sie für sich selbst Diäten bewilligen wollen oder nicht, sodaß vielfach aus einer gewissen Schamhaftigkeit der Erlaß einer Gemeiudesatzung in diesem Sinne unterbleiben werde. Nach längerer Debatte wurde schließlich