losen Verdächtigungen von Seiten Andersgläubiger hin, die i Luther und die Reformation als Veranlassung zu den Un- , ruhen beschuldigen. Luther sei cs gerade gewesen, der zwar ! die Forderungen der hart bedrückten Bauern anerkannte, aber in scharfen Worten und Schriften sich gegen die Ge­walttätigkeiten der Bauern wandte. Zum Schlüsse dankte Herr Stadtpfarrer Breumuger dem Dirigenten, Herrn Lehrer Finkb, sowie den Mitwirkenden des Kirchenchors, der durch seine Gesänge zur Beleburrg des Abends beitrug, und sprach den Wunsch aus, daß fernerhin noch mehr solcher Familienabende unter Mitwirkung des Kirchenchors statt- ! finden möchten. I

* Dietersweiter, 9. Nov. Gestern wurde hier das neu j erbaute Schulhaus eingeweiht.

(!) Vaihingen a. I., 9. Nov. Heute nachmittag gegen j 3 Ubr verunglückte der 57jährige Bahnarbeiter Burckhardt von Rohr auf dem hiesigen Bahnhof. Er ging auf dem j Gleise, als ein rangierender Zug mit 10 Wage» hinter ihm j herkam, dessen Nahen er bei dem herrschenden starken Sturm § sicht hören konnte. Der Zug warf ihn nieder und durch j die Wucht des Falles trat der Tod sofort ein, ohne daß s äußere Verletzungen za konstatieren gewesen wären.

* Stuttgart, 10. Nov. Die hiesige Volkspartei hielt j gestern abend unter dem Vorsitz von Professor Hoffmann ^ im Bürgermuseum eine Versammlung ab, welche auch von ; den Abgeordneten Galler, Liesching, Schmidt, Schmied, i Schickhardt, Schock und Kaeß besucht war. Rechtsanwalt ! Schickler sprach über die Aufgaben des neuen Landtags. ;

(!) Mietigheim, 9. Nov. Am letzten Viehmarkt ging ! hier ein Schreibbuch mit 350 Mark Inhalt verloren, ebenso j ein junges Rind. Ja. derNeue" ! !

(!) Mrchheim u. Teck, 10. Nov. In der hiesigen - Fabrik 'der Firma Carl Faber waren gestern nachmittag > Zimmerleute damit beschäftigt, ein Reservoir in die Höhe ? Hu schaffen. Hiebei brach eine Kette, wobei zwei Zimmer- Fleute schwer verunglückten. Der eine Arbeiter, Zimmermaun Elsäßer senior von hier verstarb an den erlittenen Verletz­ungen kurz nach der Verbringung ins Krankenhaus; dem andern Arbeiter, in Notzingen wohnhaft, ist ein Arm abge­schlagen worden.

* Alsfeld, 9. Nov. Am Sonntag wurde die Interims- Kirche, die in kaum mehr als 2 Monaten unter der Leitung von Professor Böklen-Stuttgart entstanden ist, ein­geweiht.

(!) Krach, 10. Nov. Gestern verließ das hiesige Post­amt seine bisherigen Dienfträume, um in das frühere Erms- talbahngebönde zu überfiedeln, das zweckentsprechend umgebaut und erwettert wurde. Das Personal der Post besteht heute aus 25 Köpfen. Dem Postamt zugeteilt find 4 Postagen- ture», wovon eine mit Posthalteret, 1 Posthülfstelle und 9 öffentliche Sprechstellen.

. Verschiedenes. Ja Heidenheim brannte die SchreiuerwerWtte von Knaier, gegenüber der Reichsbank, vollständig nieder. Ja Möckmühl brannte der obere Teil des Wohnhauses der Kaufmann Brählers Witwe, das von mehreren Familien bewohnt war, nieder.

* Berti«, 10. Nov. Der nächstjährige Etat enthält eine Forderung für neue Maschinengewehrabteilungen.

* Berti«, 10. Nov. Die infolge der Nachrichten über Unruhen im Gebiet der Station Bamenda bei dem Gouver­neur in Kamerun eingezogenen telegraphischen Erkundigungen haben ergeben, daß die Bafun ruhig find, dagegen in der Nähe von Babadju lokale Unruhen aus Anlaß des unter Leutnant von Puttlitz stattfindenden Wegbaus entstanden waren. Bei dem am 18. September stattgehabten Gefecht verlor der Gegner seinen Häuptling und 30 Tote, während auf unserer Seite keine Verluste zu verzeichnen waren. Der neue Häuptling hat auf der Station Bamenda seine Unter­werfung angeboten. Nach übereinstimmender Ansicht des

stellvertretenden Gouverneurs und des Truppenkommandeurs ; bietet die Lage keinen Anlaß zur Beunruhigung.

* Berlin, 10. Nov. Eine große Zahl von früheren und jetzigen Offizieren deS Expeditionskorps in Südwest­afrika erhielten Ordensauszeichnungen. U. a. erhielt Major v. Glasenapp den Roten Adlerorden 3. Klasse mit der Schleife und mit Schwertern; Kapitänleutnant Gygas, der ehemalige Kommandeur des ausgeschifften LanduvgSkorps des Kanonenboots Habicht, die Hauptleut» Lieber und Schering den Roten Adlerorden 4. Klasse mit Schwertern. Zahlreiche Unteroffiziere und Mannschaften des Mariue- expeditionskorps uns des Kanonenboots Habicht erhielten das Militärehrenzcichen erster bezw. zweiter Klasse oder das allgemeine Ehrenzeichen.

* Köln, 9. Nov. Seit gestern abend herrscht in ganz Westdeutschland ein Sturm, wie mau ihn schon lange nicht mehr erlebt hat. Gestern wurde hier ein Dachdecker vom Dach eines hohen Hauses weggefegt und starb sofort. Unter­halb Remagen wurde von eiuem Schleppschiff das 5jährige Söhnchen einer Schifferfamilie durch den Sturm in den Rhein geweht. Das Kind kam nicht mehr zum Vorschein. Drei Personen, welche bei Daun in der Eifel einen hohen Berg erstiegen und während des Sturmes den Abstieg wagten, wären beinahe Opfer dieses Leichtsinns und durch den Sturm in das große Maar (kraterförmige Erdeinsenkung) gejagt worden, nur dadurch, daß sie sich auf die Erde legten uud stundenlang in dieser Lage zubrachten, entgingen sie dem ! sicheren Tod.

* Kiek, 9. Nov. Der letzte orkanartige Südweststurm hatte zahlreiche Unfälle im westlichen Teile der Ostsee im Gefolge. Die dänische BarkasseVenus" strandete bei Ry- land. Auf Geland strandete die schwedische BarkeGeorg". Der schwedische SchoouerRuteuderg" wurde mit schwerer Havarie in Kappelshamm eingeschleppt. Vor der Kieler Außenföhrde strandete der Stettiner DampferHilda".

ff Verhaftet wurde in Kamönrg das Dienstmädchen ! Urbanik, das gemeinsam mit ihrem noch nicht ermittelten Bräutigam Andreschnoski die Tochter ihres Dienstherr«, des Distnktskommissars in Kreuz in Posen ermordete und beraubte, die Leiche in einen Sack steckte uud ins Wasser warf.

Ausländisches.

* Irmsörrrck, 10. Nov. Zurzeit ist hier alles ruhig, trotzdem wird das italienische Konsulat scharf bewacht, auch ist noch fremdes Militär hier stationiert. Nun beginnt der Kleinkrieg uud der wirtschaftliche Boykott gegen die Italiener. Die Kaufleute haben die Warenlieferung auch für die ver­hafteten Italiener adgelehnt. Die organisierten Maurer ver­weigerten die Wiederherstellung der zerstörten Fakultät. Auf dem Marktplatz wurden die Italiener schon verdrängt. Ein allgemeiner Boykott der italienischen Kaufleote wird folgen, ebenso einzelne Zusammenstöße zwischen Deutschen und Italienern bei Tag nnd Nacht. Täglich laufe» unzählige Teilnahme-Kundgebungen aus Oesterreich und Deutschland ein.

* Itt«sbrn«k, 10. Nov. Wie gemeldet wird, forderte der Kaiserjäger seine Leute auf, daß derjenige sich melde, der den tötlichen Stoß gegen den Maler Pezzey geführt hat; darauf trat, wie schon gemeldet, der Unterjäger Lutgi Menatto mit der Entschuldigung vor, Pezzey habe sich nach seine« Hunde, den er bei sich führte, gebückt, dies habe Menatto als Widerstand aufgefaßt, und daher mit dem Bajonett zu­gestoßen. Von diesem Hunde erzählt man übrigens der Allg. Ztg." zufolge, folgende rührende Geschichte: Einen seltsamen Anblick bot daS Wachtlokal des Stationskommaudo- Gebäudes, wohin die Leiche des unglücklichen jungen Man­nes er war 29 Jahre alt verbracht wurde. Auf einem Militärstrohsack wurde der Tote gebettet. Hemdkragen uud Weste find geöffnet, an der Brust liegt lose das blut- durchträukte gesteifte Vorhemd, das vom Stiche des Bajo-

W Lefefrucht. M

Sei nicht ein Wind- und Wetterhahn Und fang nichl immer neues an, Was du dir wohl hast vorgesetzt, Dabei beharre bis zuletzt.

Kein grjponue«

oder

Das Aastrrachtsgeheiumis.

Kriminal-Roman v. Lawrence F. Lynch. Deutsch v.E. Kramer.

(Fortsetzung.)

Als das Gewitter zu verziehen sich begann, wurde Steinhoff durch ein Geräusch im unteren Stockwerk veran­laßt, die Tür zu öffnen und behutsam die Treppe hinab­zuschleichen.

Susan," rief er gedämpften Tones.

Susan hatte scharfe Ohren; sie kam sofort auf den Zehenspitzen in die Halle, und als der Detektiv die Finger auf die Lippen legte und ihr winkte, folgte sie ihm. Am Fuße der Treppe stand er still. »

Kommen Sie hinauf," flüsterte er.Kein Licht! Es ist ein Mann draußen auf dem Rasenplatz; Sie können ihn von meinem Fenster aus sehe». Er benimmt sich höchst wunderbar.Vielleicht kennen Sie ihn."

Sie ging mit ihm und trat dicht au die Jalousie. Das Gewitter war fast vorüber und der Regen tröpfelte nur noch sachte herab. Eine kurze Zeit blickten sie in die Dunkelheit hinaus, bis sie ein Blitzstrahl zerteilte. Der Mann stand noch auf demselben Fleck; die Arme hoch er­hoben und na,h hinten gebeugt, sah er wieder zu den Fen­stern hinauf. Plötzlich fiel er glatt auf die Erde, mit dem

Gesicht in den Rasen. Susan hielt den Atem au und trat vom Fenster zurück.

Es ist Larsen," sagte sie,wir müssen zu ihm gehen," und als sie leise die Treppen hiuabstiegen, setzte sie hinzu: Glauben Sie, daß der Blitz ihn getroffen hat?"

Nein, Susan, gewiß nicht. Aber wenn es Joe Larsen ist, helfen Sie mir, ihn hier fest zu halten, bis bis ich seine nähere Bekanntschaft gemacht habe."

Susan Herkins näherte sich, von Steinhoff begleitet, der dunklen Gestalt auf dem Rasen.

Joe! Joe Larsen!" rief sie und beugte sich über ihn.

Er fuhr leicht zusammen, hob den Kopf in die Höhe und ließ ihn wieder finken.

Was in aller Welt ist Dir, Joe?" fragte Susan uud legte ihre Hand auf des Mannes Arm.Hat Dich der Blitz getroffen?"

Ja," erwiderte er heiser,es muß so etwas ge­wesen sein."

Komm' ins Haus," sagte sie in milderem Tone, als sie sah, daß er am ganzen Leibe zitterte.Du bist naß bis auf die Haut und wirst Dir den Tod holen. Und er ist krauk, er wird sich freuen, Dich zu sehen."

Wer der alte Warham?

Ja. Warum kamst Du nicht gleich ins Hans? Das sieht ja aus, als ob Du ein schlechtes Gewissen hättest."

Sie fühlte, wie er zusammenfuhr, uud half ihm schweigend, sich emporzurichteu.

Als Larsen und Susan in die Küche traten, sah Stein­hoff bei dem Licht der auf dem Tisch stehenden Lampe ein abgemagertes, fahles Gesicht mit grausamen, brennenden Augen vor sich.

.Setz' Dich vors Feuer," wandre sich Susan kurz an Larsen.Ich will Dir trockene Kleider holen."

netts durchbohrt ist. Ganz unverändert sind die Züge; kaum, daß das Gesicht blässer erscheint als im Leben. Er muß einen ruschen Tod gehabt haben. An die Leiche ge­schmiegt, liegt auf dem Strohsack der schwarze langhaarige HundSatan", der seinem Herrn ans dem Gewühl hierher gefolgt ist. Eine erschütternde Szene war es, als Freunde des toten Malers versuchten, den Hund von der Leiche weg- znbringen. Das Streicheln und Anrufen wollte einige Zeit nicht helfen; endlich schien das Tier einen der Herren er­kannt zu haben, denn mit allen Zeichen der Freude sprang es an ihm hinauf. Nuu wurde der treue Hund an der Leine bis zur Türe des Wachtzimmers gebracht, dort riß er aber auS und kauerte sich wieder neben seinen toten Herr«. Schließlich gelang es, den Hund vor die Wachtzimmertür zu bringen und diese hinter ihm zu schließen. Vor der Haustüre riß er sich abermals los, doch als man ihn daun an der Leine bis in die Straße gebracht hatte, folgteSatan" willig seinem Führer.

* I««svruck, 9. Nov. Der deutsch-freiheitliche Hoch- schul-Ausschuß erklärte mit Bezug auf die neuerlichen Ueber- fälle Deutscher durch Italiener uud den mangelhaften Schutz der Deutschen durch die Sicherhritsbehörde, fortab auf diesen Schutz ganz zu verzichten and von der gerechten Notwehr Gebrauch machen zu wollen.

* Me«, 10. Nov. Graf Posadowsky besichtigte gestern mittag in Begleitung des deutschen Botschafters, Graf Wedel, das Hof- und Staatsarchiv, wobei der Minister des Aeußeru, Graf Goluchowski, und der Archivdirektor Hofrat Winter die Honneurs machten. Nachmittags begaben sich Graf Posadowsky, Graf Goluchowski, der deutsche Botschafter in Wie« und der österreichisch-ungarische Botschafter in Berlin nach Budapest, von wo sie am Freitag nach hier zurück­kehren. Die Herren Wersen morgen dort auch einem Diner beim Kaiser beiwohnen. Hier sind weiter Geheimer Le­gationsrat Johannes und Geheimsekretär Friedeklee aus Berlin eingetroffev.

ff Graz, 10. Nov. Im Laufe der heutigen Landtags- fitzuug erklärte der Statthalter auf Grund allerhöchster Er­mächtigung den Landtag für vertagt. Die Sitzung wurde unter großer Bewegung der Abgeordneten geschlossen.

* Friest, 10. Nov. Gestern abend fanden Kundgeb­ungen für eine italienische Universität in Triest statt, au denen sich etwa 4000 Personen beteiligten. Die Polizei schritt ein, um einen Zusammenstoß mir ca. 800 Gegen- demovstrauten zu verhindern. 14 Personen sind leicht ver­wundet. 11 Personen wurden verhaftet.

jj Budapest, 10. Nov. Abgeordnetenhaus. Die heu­tige Sitzung war der Schauplatz einer stürmischen Scene. Der Ministerpräsident hatte sich zu einer Rede erhoben, als ein Abgeordneter aufsprang und unter stürmischen Zurufen der Rechten das Wort zur Hausordnung verlangte. Der Präsident verweigerte dies, da der Ministerpräsident schon vorher das Wort erbeten habe. Letzterer erklärte im Ver­laufe seiner Rede unter dem Lärm der äußersten Linken, man werde nicht dulden, daß diese die Hausordnung mit Füßen trete.

ff Belgrad, 10. Nov. Der Zeitung Tryovinoki zufolge begibt sich der Finanzminister mit dem Sektionsches Kukitsch und 2 Revisoren zur Eröffnung von Handelsvertragsver­handlungen demnächst nach Berlin. Die hierauf bezügliche Vollmacht des Finanzministers sei bereits vom König unter­zeichnet.

* Maris, 9. Nov. Eine halbamtliche Nachricht teilt mit: Das Befinden des Kriegsministers Andre ist nicht zu­friedenstellend. Die Besserung, auf die die Aerzte gehofft haben, ist nicht eingetreten, verschiedene Blätter behaupten sogar, daß eine Verschlimmerung eingetreten sei. Jedenfalls ist der Zustand des Kranken, ohne für den Augenblick be­unruhigend zu sein, deshalb nicht weniger ernst. Der Gene-

Er sank in den Stuhl, hielt aber die Augen auf Steiu- hoff gerichtet, als er fragte:

Wer ist der Kerl?"

Steinhoff trat an das Feuer und rieb scheinbar ver­legen die Handflächen aneinander.

O," sagte er langsam, Susan dabei einen warnenden Blick zuwerfeod,nichts Besonderes. Ich bin so'n Mittel­ding zwischen Student und Detectiv. Ich habe von Miß Warhams Verschwinden gehört und denke, ich werde die Sache Herauskriegen."

Susan hatte unterdessen eine zweite Lampe angezündet. Steinhoff blickte auf den Manu im Schaukelstuhl uud sagte freundlich:

Wie befinden Sie sich jetzt, Mr. ähMr."

Mr. Larsen," ergänzte Susan.

Joe," wandte sie sich dann diesem zu,der junge Mann (auf Steiuhoff deutend) sagt, sein Name wäre Braun, uud das mag ja wahr sei. Du brauchft's aber auch nicht zu glauben, wenn Du nicht Lust hast." Mit diesen Worte« verließ sie das Zimmer.

Mr. Braun" lachte leise hinter Susan her und wiegte sich, die Hände in die Taschen der Beinkleider versenkt, auf den Fußspitzen auf und nieder.

Ich glaube, die alte Dame sieht mich nicht gem hier," begann er.Sie scheint eine spitze Zunge zu haben."

Larsen war augenscheinlich nicht in der Stimmung, zu scherzen, er machte indessen eine gewaltsame Anstrengung, sich zusammenzuraffen und erwiderte:

Sie ist grob genug, wenn Sie das damit sagen wollen. Mich kann sie auch nicht leiden. Sie ist ein alter Drache!"

Er schüttelte sich in seinen nassen Kleidern vor Frost.

Lassen Sie mich Ihnen helfen, den nassen Rock aus- ziehen, Mr. Larsen. Was ich sagen wollte, Sie sind wohl