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Erscheint Dienstag Donnerst., «Samstag und Sonntag mit der wSch. Beilage »Der SonntagS- G-st-.

BrstellpreiS für das Vierteljahr im Bezirk »- RachbarortSoerkehr vtt. 1.18, außerhalb Mk. 1L5.

Nr. 176 . !

Man abonniert auswärts auf dieses Blatt I L^***«Lk^*^ I Bekanntmachungm aller Art finden die er­bet den K. Postämtern und Postboten. f ^ folgreichste Verbreitung.

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Etnrückuugs-Gebühr für Mtensteig und nahe Umgebung be einmal. Einrückung 8 Pfg., bei mehrmal je 6 Pfg., auswärts je 8 Pfg. die ein­spaltige Zeile oder deren Raum.

Verwendbare Bei­träge werden dankbar angenommen.

1904.

Amtliches.

Das Kgl. Oberamt Nagolb macht bekannt, daß der Untermüller Christian Kemps ui Ebhausen um die Erlaub­nis nachsucht: 1. An Stelle der 3 unterschlägigen Wasser­räder seiner Getreidemühle daselbst eine Francisturbine eiu- setzen und dabei den Unterwcrsserspiegel erheblich vertiefen zu dürfen. Dabei sollen die 3 Ardeitsfallen der Getreide­mühle durch eine solche von 3,00 m Lichtweite ersetzt wer­den, ferner auch die beide» Wasserräder (samt Lehrlauf) der Walke und Tuchschererei entfernt und die beiden letztere» in Zukunft durch elektrische Kraftübertragung von der Dynamo der Getreidemühle ans betrieben werden. 2. Das Stauwehr, an dessen Höhenlage gegenüber früher riuige, Wenn auch nicht genau bestimmbare, Aenderungen ein­getreten zu sein scheinen, in seinem jetzigen Zustand belassen zu dürfen. Etwaige Einwendungen gegen das Gesuch können binnen der Frist von 14 Tagen beim Kgl. Overamt ange­bracht werden.

Am<irtt«rirr; etzes.

(Nachdruck verboten.)

Die Vereinigten Staaten von Nordamerika haben ihren neuen Präsidenten, ohne daß es bei der Wahl besondere Ueberraschungen gegeben hätte. Bis vor dreißig Jahren etwa ging es bei dieser Wahl noch ganz anders her wie heute. Da wurden Summen zu Wahlzwecken für diese» oder jenen Kandidaten von seinen Parteien ausgcgcben, ge­gen welche die heute aufgcwevdkteu Millionen verschwinden. Der einstige Wahlauswar-.d in klingender-ze hatte auch seinen guten Grund; denn die siegende Partei fegte erbar­mungslos olle Staatsbeamten von ihren seit der letzten Präsidentenwahl innegehabten Plätzeu und besetzte die Stellen mit ihren Leuten, die dann zuscheu mußten, wie sieUrcle Sam" (der Spitzname für die Bereinigten Staaten) in den vier Jahren bis zur nächsten Wahl nach Kräften schröpften, um sich für die Zukunft zu sichern. Unter dem Präsidenten Grant, dem vorherigen siegreichen Heerführer der Nord­staaten im Kriege mit den Südstaateu, hatte diese Stellen- und Aemterjägerei einen solchen Umfang genommen, daß den anständigen Leuten nachgerade doch ein Bedenken kam. Für die wichtigsten Beamterposten ward gesetzlich eine ge­naue Vorbildung vorgeschrieden, und dir Anzahl dieser, der skrupellosen Aemterjägerei entrückten Stellen ist mit den Jahren immer weiter vergrößert worden. Natürlich kommen auch hrute noch meist Angehörige der siegenden Partei in diese Aemter hinein, aber es sind doch ehrenwerte Leute, und nicht gewissenlose Menschen, die lediglich ans Bereichern denken. Diese Tatsache hat die allergrößte Hitze des Wahl­kampfes etwas abgeschwächt, immerhin ist die Zahl der . Beut« Posten" noch groß genug. Was in dieserBeziehu-sg die Parteikliqne in der aordamerikanischeu Metropole N-w- Jork leistet, ist ja allgemein bekannt. Derartiges rft in Eu­ropa doch nicht entfernt möglich!

Wie bei England, so kann man hrute auch von den Bereinigten Staaten von Nordamerika fast sagen, daß cs für die wirklich wichtige» Fragen der Politik beinahe gleich- giltig ist, ob diese oder jene Partei am Ruder ist; hüben und drüben ist für solche hochbeoeutenden Angelegenheiten die nun einmal feststehende Volksströmung maßgebend. Ob eine Regierung will oder nicht will, sie reißt sie mit! Wir haben das in England erlebt, wo weder König Eduard, noch sein Ministerium etwas gegen die deutschfeindliche Volksstimnmug cmszmichten vermochte», sondern mit ihr rechnen mußten, ukd der seit Jahren von London aus ge­kündigte dentsch-englische Handelsvertrag schwebt ja diesen Tag noch in der Luft. Ein Seitcnstück dazu bildet die Haltung dernordamerikanischen Nation" während des Streitfalles mit Venezuela; der deutschfreundliche Präsident Roosevelt durchschante ohne Weiteres die Streiche des Schwindel-Präsidenten Ci-stco von Venezuela; aber der nordamerikanische Gesandte Bowen legte als Bevollmächtig­ter Castros dem Deutschen Reiche so viel Schwierigkeiten, wie nur möglich, in den Weg, und die Arukee's klatschten jubelnden Beifall. Die Vereinigten Staaten sind nun ein­mal mit vollen Segeln in eine weitaasgedehnte Weltpolitck eingefahren, und die Bevölkerung tut tapfer mit. Die sen­sationslüsternen Zeitungen machen die Stimmung, und nach der muß man sich in Washington richten. Kommen kritische Augenblicke, so gibt es nur eine einzige Richtung der ame­rikanischen Politik, und wer da Präsident ist, der muß mit. Deutschland ist die Friedfertigkeit selber, und hoffentlich ver­steht es Präsident Roosevelt, mit seinem Schtedsvertrags- Gedanken für die Zukunft unliebsamen Möglichkeiten, wenig­stens was Deutschland betrifft, vorzudeugen.

Steht es so mit der hohen Politik, so können auch in wirtschaftlichen Punkten die Präsidenten der Vereinigten

Staaten nicht mehr so, wie sie wünschen. Bei seinem ersten Amtsantritt hat es Herr Rooseoelt wiederholt ausgesprochen, daß den Trusts, den Spekulanten-Bereinigungen zur Er­zielung übertrieben hoher Preise, energisch entgegengetreten werden müßte. Gesagt har er es, er hat auch Versuche zur Durchführung seiner Absichten unternommen, aber der Er­folg war gering. Sein heutiger Gegenkandidat Parker hat in seinen Rede» vor der Wahl betont, daß der hohe Zoll­tarif der Vereinigten Staaten geändert werden müsse. Nie­mand war im Zweifel darüber, daß aach dieser Plan nicht gelingen würde, wenn Mr. Parker Präsident geworden wäre. In der gesamten nordamerikanischen Politik zeigt sich eben das Charakteristische der Jankecs, auf Kosten Anderer so viel zu nehmen, wie sie bekommen können, die Europäer aus Amerika fernzuhalten, in Europa aber einen heißen Konkurrenzkampf in Scene zu setze». Alle momentane Freund­lichkeit kann diese charakteristischen Tatsachen nicht verdrängen.

Tagespolitik.

Zuschuß««leihen und kein Ende" überschreibt dieNat. Ztg." einen Artikel, in dem sie ansführt, daß die national- liberale Partei der Ansicht sei, daß eine lediglich als vor­übergehende Erscheinung zu billigende Aushilfe nicht einen ständigen Charakter annehmen dürfe. Im Reichsttat für

1902 erschien zum ersten Male der Vorschlag einer Zu­schußanleihe zur Deckung eines Teils der fortlaufenden Aus­gaben Di« Zuschußanleihe war nur mit 35 Millionen Mk. in Aussicht genommen, der Reichstag konnte sie aus dem Etat beseitigen durch Abstriche in den Ausgaben, uameutlich aber durch Erhöhung der Einnahmesätze. Der Etat für

1903 enthielt eine Zuschußanleihe von mehr als 72 Mil­lionen, von denen der Reichstag nur etwa 30 Millionen tilge» konnte, die Zuschußavleihe für 1904 betrug 59^/z Mill. Mk., die der Reichstag ans 5^/g Millionen herabdrückte, wobei es jedoch zweifelhaft erscheint, ob er dabei recht be­halten wird. Für 1905 soll sich nun die Notwendigkeit einer Zuschußavleihe m ganz besonderer Höhe herausgestellt haben. Infolgedessen wird allgemein der Wunsch rege nach Emfährung einer durchgreifenden Reichsfinanzreform, die die Heranziehung derartiger Auskunftsmittel überflüssig macht.

rVirirtteiirbevSifshev Sarr-tag.

Kammer der Abgeordneten.

Stuttgart, 9. November.

Es wird in der Beratung der Gemeiudeordnung fort- gefshren. Von der sozialdemokratischen Fraktion sind eine Reihe von Anträgen eingelaufen, welche die Wiederherstel­lung der Einwohuergemeinde an Stelle der Bürgergemeiude bezwecken. Nach diesen Anträgen soll das Bürgerrecht in Zukunft nicht mehr besonders erteilt werden, sondern von selbst erworben werden von jedem männlichen Gemeinderiu- wohner, der Angehöriger des Deutschen Reiches, 25 Jahre alt und seit einem Jahr im Gemeindebezirk ansässig ist, und von jedem ledigen oder verwitweten weiblichen G:meiude- einwohner, der die für die männlichen Einwohner ausge­stellten Bedingungen erfüllt. Abg. Tauscher (Soz.) be­gründet die Anträge. Die Bürgergemeiude sei in Württem­berg im Jahre 1884 mit der Begründung cingeführt worden, daß mit der Eiiiwohuergememdc die Rathäuser von den Sozialdemokraten erobert würden. Diese Furcht herrsche auch heute noch. Wer das sei nur ein Gewinn für die Gemeinden. Württemberg stehe mit der Bürgergemeiude hinter den meisten anderen Bundesstaaten zurück, welche die Einwohnergemrinde hätten. Abg. Harttmann (Volksp.) könnte sich mit dem Kern der Anträge einverstanden erklären, hält sie aber im ganzen doch für zu wenig klar. Abgeord. Schock (Bp.) hält gewisse Grenzen für die Landes- und Gemeilldeangehöcigkeit für unentbehrlich. Er bekämpft na­mentlich auch das Wahlrecht der Frauen. Abg. Liesching (Bp.): Wohl in keinem anderen Bundesstaat existiere ein so freies Wahlrecht, wie gerade in Württemberg. Gerade in den Bundesstaaten, in denen die Eiuwohnergemeinde be­steht, sei das Wahlrecht durch Zensus oder durch Klassen­einteilung eingeschränkt. Es handle sich lediglich um die Vorbedingungen für die Erwerbung des Bürgerrechts. Es sei doch natürlich, daß das Wahlrecht nur von Staatsan­gehörige» ausgeübt werde, wie auch das Wahlrecht zum Landtage nur von Württembe^gern ausgeübt werden könne. Er sei dafür, daß die Gebühr für Erwerbung des Bürger­rechts auf 2 Mark herabgesetzt werde. Aber mau müsse verlangen, daß, wer Bürger sein wolle, dies auch durch einen besonderen Willensakt kundgebe. Der als Bedingung für das Bürgerrecht vorgesehene einjährige Aufenthalt in einer Gemeinde sei zu kurz. Bei einer stark fluktuierenden Bevölkerung, wie sie in manchen Gemeinden vorkomme, würden für die Gemeinde arge Mißstände entstehen. Auch

für die Erteilung des Gemeindewahlrechts an die Frauen liege ein Bedürfnis noch nicht vor, wenn sie auch vielleicht eine spätere Zukunft bringen werde. Man könne nicht das Gemeindewahlrecht allein den Frauen geben, sondern müsse ihnen dann auch das Reichstags- und Landtagswahlrecht erteilen. Es sei aber auch inkonsequent, daß man nur den ledigen und verwitweten Frauen, nicht aber den verheirateten und geschiedenen, das Wahlrecht geben wolle. Der Redner stellt gegenüber einem Angriff derSchwäb. Tagw." auf diereaktionäre" Mehrheit der Kommission fest, daß ein detaillierter Antrag über diesen Gegenstand von dem Ver­treter der Sozialdemokratie gar nicht gestellt worden sei. Abg. Schick (Ztr.) und Frhr. v. Ow (Fr. Bgg.) bekämpfen ebenfalls den Antrag, der große Unklarheiten und Wider­sprüche enthalte. Minister v. Pis chek verhehlt sich nicht, daß die Bürgergemeiude manche Mängel habe und daß ihre Schranken mit der Zeit erweitert werden müßten. Ob dies in dem radikalen Sinne des sozialdemokratischen Antrages geschehen werde, das bezweifle er. Der Antrag sei nicht bloß hinsichtlich des Wahlrechts der Frauen, sondern auch hinsichtlich der Bürgernutzungen unklar und widerspruchs­voll. Die Abgg. Räder (D. P.), Mai er-Rottweil (Z.) und Kraut (kors.) sprechen für Ablehnung der Anträge. Abg. Hilde nbrand (Soz.) begründet die Anträge als einen Ausfluß der Forderung des gleichen Rechts für alle. Durch Festsetzung eines einjährigen Aufenthalts in der Ge­meinde als Vorbedingung für die Erwerbung des Bürger­rechts komme seine Partei dem Verlangen einer längeren Seßhaftigkeit entgegen. Wenn alle Einwohner der Gemein­den an den Lasten teilnehmen müßten, dann müßte ihnen auch eine Teilnahme an den Rechten gestattet sein. Eine Herabsetzung der Bürgerrechtsgebühr auf 2 BNrk sei in­konsequent. Wenn man nicht die Bürgerrcchtsgebühr als ein Mittel zur Einschränkung des Wahlrechts ansehe, habe eine Bürgerrechtsgebühr keinen Sinn. Nachdem man für bessere Bildung der Frauen die Grundlage geschaffen habe, werde man auch die Konsequenzen durch Erteilung des Wahlrechts an die Frauen ziehe« müssen. Seine Fraktion sei übrigens bereit, die verheirateten und geschiedenen Frauen in den Antrag mit aufzunehmen, wenn die Aussicht ans An­nahme besteht. Die Bürgernutzungen könne er durchaus nicht als ein Zeichen einer guten Gemeindeverwaltung an- sehen. Abg. Liesch ing (Vp.) findet es auffallend, daß die Antragsteller die Steuerleistuag zum Maßstabe für die Erteilung des Wahlrechts machen wollen; damit komme mau znm Wahlzeosus. Dagegen müsse mau die Staats- uud Gemeinde-Angehörigkeit als Voraussetzung für das Wahlrecht verlangen, und man könne auch verlangen, daß der, der in oer Gemeinde mitwählen wolle, mit de» Verhält­nissen der Gemeinde vertraut sei. Dazu sei ein längerer Aufenthalt nötig. Das Fcauenwahlrecht werde sich ganz von selbst ergeben, wenn einmal die Frauenbewegung die Mehrheit der Frauen ergriffen haben werde, was eben jsSt noch ui hi der Fall sei. Nach Erwiderungen der Abgeord­neten Tauscher und HilSenbrand wird der erste in dem Atrag formulierte Artckel gegen die Stimmen der Sozial­demokraten und einiger Volksparteiler abgelehnt, die übrigen

Artikel werden hierauf von den Antragstellern zurückgezogen. * *

Der Landesverband Württ. Militäranwärter hat au die Kammer der Abgeordneten eine Petition eingereicht, worin gebeten wird, die Ständeversammlung möge die Kgl. Staats­regierung ersachen: 1. den Kreis der den Militäranwärteru im Wärtt. Staats- und Gemeindedienst oorbehaltenen Stellen zu erweitern und 2. geeignete Maßnahmen zur Einführung eines zweckmäßigeren Kapitulautenunterrichts für die auf Versorgung dienenden Unteroffiziere bei sämtlichen Truppen­teilen des 13. (K. W.) Armeekorps zu treffen.

LcmdesnachrichLen.

* Attenffeig, 11. Nov. Zn einer Lutherfeier anläßlich des Geburtstages von Dr. Martin Luther hatte sich gestern abend im Saale des Gasthauses zurLinde" eine stattliche Anzahl Teilnehmer eingefunden. Der Kirchenchor eröffnete die Feier mit einem anregenden Gesang, worauf Hr. Stadt­pfarrer Breun in ger die zahlreich Erschienenen in herz­lichen Worten begrüßte. Herr Stadtpfarrer Müller von Berneck schilderte in einem Bortrag das Leben und Wirken' Luthers auf der Wartburg mit fernen inneren und äußeren Kämpfen. Hr. Stadtvikar Fritz von hier gab, ausgehend von Gustav Adolfs Tod in der Schlacht bei Lützen, eia aus­führliches Lebensbild des Herzogs Bernhard von Weimar, der zuvor schon Gustav Adolf zur Seite stand und nach dessen Tod für die Sache des Evangeliums weiterkämpfte. In einer weiteren Ansprache behandelte Herr Stadtpfarrer Breuuinger den Bauernkrieg zur Zeit Luthers. Er wies auf die grund-