zu Schaden kamen. Auch beschloß das Gericht, den Ange­klagten gegen eine Sicherheit von 1000 Mk. aus der Haft zu entlassen.

* Stuttgart, 2. Nov. (Landgericht.) Der oftbestrafte, 26 Jahre alte, ledige frühere Verwaltungskandidat Georg Joseph Vetter von Ellwangen sperrte in seiner hiesigen Wohnung einen Handwerksburschen, der bemittelt war und dem er die Ausfertigung falscher Legitimationspapiere versprochen hatte, eine halbe Stunde lang ein and wollte von ihm Geld erpressen. Als letzterer damit nicht heraus­rückte, führte ihn Vetter zur Polizeiwache. Dort brachte aber der Handwerksbursche den Vorfall zur Anzeige. Vetter, der außerdem in Ellwangen mittels falscher Vorspiegelungen Unterstützungen erschwindelt hatte, wurde wegen Freiheits­beraubung, versuchter Erpressung und Betrugs im Rückfalle zu einer Gefängnisstrafe von 7 Monaten verurteilt, unter Abrechnung von 15 Tagen Untersuchungshaft.

* Wönnigheim, 2. Nov. Gestern wurde das SOjähr. Geschäftsjubiläum der Seidenfabrik Amann und Söhne be­gangen. Die Firma stiftete der Gemeinde 10 000 Mk. (die Zinsen zu wohltätigen Zwecken), 10 000 Mk. zu sofortiger Verteilung unter das Personal und 40 000 Mk. in den Unterstützungsfonds der Fabrik.

* Airchheirn« F., 3. Novbr. Ein hiesiger Bauer meldete nach den letzten Manövern des württbg. Armee­korps einen Flurschaden von 20 Mk. an, weil einzelne Meldereiter nach der Oehmdernte über seine Wiese geritten waren. Die Ortskommission fand aber keinen Schaden, das Gras stand sehr schön auf der Wiese. Bei der ver­suchten gütlichen Verständigung vor der Abschätzungskom­misston wurde dem Wiesenbesitzer trotzdem eine Entschädig­ung von 5 Mark angeboren, aber von diesem nicht ange­nommen. Die Abschätzungskommisfion, bestehend aus dem Oberamtmaunn, 2 Offizieren und 2 Schätzuugspersonen, mußte nun auf den Platz und entschied, daß kein Schaden entstanden und keine Entschädigung zu zahlen sei. Der Bauer erging sich auf dem Platz in sehr beleidigenden Ausdrücken gegen den Oberamtmann und wurde darum sofort vor das Obrramt geladen. Da er nicht erschien, erfolgte seine Vorführung durch den Landjäger und das Ende war eine ^tägige Haftstrafe wegen zweier Uebertrrtnngen, Beleidigung eines Beamten und Ungehorsams.

* Keidenheim, 3. Nov. Heute vormittag 9 Uhr ent­stand durch eine Explosion im Reinigungsraum des städt. Gaswerks ein Brand. Dem raschen Eingreifen der Betriebs­leitung ist es zu danken, daß das Feuer auf seinen Herd beschränkt werden konnte und Menschen nicht verunglückt find.

* Verschiedenes. In später Abendstunde kam es am Sonntag zu einem Streit zwischen jungen Leuten von Großgartach nnd Schlüchtern. Im Verlauf desselben wurde der 28jährige Sinn von Schlüchtern durch einen Stich in den Rücken lebensgefährlich verletzt. Am Sams­tag wurde in Waldenbuch der dortige Briefträger ver­haftet und an das K. Amtsgericht eingeliefert. Er hat sich verschiedene Unterschlagungen von Geldsendungen zu schulden kommen lassen.

* Mannheim, 2. Nov. Heute fand hier die 20. General­versammlung der Allgemeinen evangelisch-protestantischen Missionsvereine statt, zu welcher aus ganz Deutschland Ver­treter anwesend waren. Der Präsident der Versammlung, Dr. Kind-Berlin, kam in der Eröffnungsrede auf die blutigen Kämpfe in Ostasten zu sprechen. Dieser Krieg werde auch seine Rückwirkung ausüben auf China und in Verbindung mit anderen Ursachen auch das Reich der Mitte hineinziehen in das allgemeine Völkergetriebe. Für den Ausländer würde dadurch ein weites Feld der Betätigung erschlossen. Die Engländer und Amerikaner hätten längst begriffen, daß es

von der größte! Wichtigkeit sei, in Japan und China Boden ! zu fassen und überlassen diese Arbeit nicht den Diplomaten,

! sondern den Kaufleuten, Lehrern und Aerzten und nicht zum > wenigsten den Missionaren. Deutsche Stimmen in Ostafien I mahnten unausgesetzt, der Deutsche sollte hierbei nicht zurück- ! stehen, damit wir nicht wieder kommen, wenn die ganze Welt verteilt sei. Möge der Zug nach Osten auch in Deutschland lebendig werden, damit in Japan und China deutschem Geist und deutschem Einfluß die Tore geöffnet würden. Der Missiorisverein habe mit dafür zu sorgen, daß der deutsche Name in Ostasten angesehen werde. Die Hauptaufgabe aber sei, das Evangelium allen denen zugänglich zu machen, denen es bisher verschlossen gewesen sei. Der Redner ver­breitete sich dann über die schönen Erfolge, die in Japan und China bereits errungen worden sind. Aus einer ganzen Reihe von Anzeichen könne man schließen, daß sich die Chinesen jetzt mit dem christlichen Geiste befreundeten. Der Jahresbericht wurde auch vom Präsidenten erstattet. Die Einleitung desselben bildete eine Betrachtung über die kriegerischen Verwicklungen in Oftasten und Südwestafrika. Weiten Kreisen sei bei dem Emporkommen Japans bange, man sehe diegelbe Gefahr" in bedenkliche Nähe gerückt. Verborgen bleibe, welche Wege die göttliche Vorsehung gehen werde. Deshalb sei cs Pflicht, den Tatsachen ins Auge zu schauen nnd die Zeichen der Zeit zu beachten. Der Aus­tausch der matriellen und geistigen Güter mit Oftasien habe schon begonnen und werde immer lebhafter werden. Die sogen, gelbe Gefahr verliere viel von ihrem Schrecken, wenn es gelinge, geistige, sittliche und religiöse Fäden zwischen uns und Ostasien anzuspinnen. Die durch Vergangenheit, Geistesart und Rasse getrennten Völker könnte» sich vei ge­meinsamem Glaubensgrund am ehesten verstehen und gegeu- sertig fördern. So enthalte die Gegenwart die eindringliche Mahnung, das Christentum nach Ostasten zu bringen. Die Evangelischen deutscher Zunge dürfen bet dieser heiligen Aufgabe nicht Zurückbleiben. Der Aufstand der Herero habe wieder viele Angriffe gegen die Heidenmissiou, besonders gegen die evangelische, heroorgerufen. Die evangelische Heidenmisston tue gut. bei allen Anfeindungen sich immer aufs neoe die Frage vorzulegen, ob sie sich auf dem rechte» Wege befinde, denn es komme darauf an, daß der christliche Geist in der Welt um sich greife. Hierauf hielt der ehemalige Missionar, Pfarrer Dr. Christlieb von Freiftett einen interessanten Vortrag über: Politik und Miflion in den Kolonien. (Siehe morgige Ausgabe unseres Blattes unterTagespolitik.")

Müschen, 3. Nov. Der Ministerialrat im Finanzmini­sterium, Hermann Ritter v. Pfaff ist zum Finanzminister er­nannt worden.

* Bei einer Jagd unweit Moosburg in Bayern glitt die Gräfin Holnstein aus, ihr Gewehr entlud sich und die Schrotladung verletzte den in der Nähe stehenden Grafen nicht uuerheblick im Gesicht.

* Werkin, 3. Nov. Die Enthüllung des Hubertus- bruunens und der Jagdgruppen um Großen Stern im Berliner Tiergarten hat am Mittwoch in Gegenwart des Kaiferpaares stattgesunden.

* Werkt«, 3. Nov. Graf Posadowsky wurde in Wien gestern von Kaiser Franz Joseph in längerer Audienz em­pfangen.

" Ein Sergeant des 161. Regiments wurde nach einer Korrespondenz aus Frier in der Nacht zum Montag auf dem Heimwege von Kuerenz in der Bahnunterführung von 15 bis 20 Männern überfallen, seines Seitengewehres be­raubt und mit diesem vnd mit Ziegelsteinen lebensgefährlich verletzt. Acht Attentäter wurden am Dienstag verhaftet.

ss Memek, 3. Nov. Wie dasMemler Dampfboot" meldet, sind heute kurz nach Mittag infolge eines heftigen Nordweststurmes 2 mit Holz und Ziegeln beladene Kähne auf dem Haff bei Nidden untergegangen. Durch einen

Mi Lesefrucht. Z»

Das Glück, kein Reiter wird's erjagen, Es ist nicht dort, es ist nicht hier; Lern' überwinden, lern' entsagen,

Und ungeahnt erblüht es dir.

Fei« gesponnen

oder

DaS Fastrrachtsgeheimms.

.Kriminal Roman v. Lawrence F. Lynch. Deutsch v.E. Kramer» 2 (Fortsetzung.)

In der gestrigen Nummer und Sie sagten mir nichts davon, Mr. Carnow?"

Gnädige Frau," versetzte er mit Nachdruck.Das ist das Resultat eines halben Vertrauens. Ich gab Ihnen gestern Gelegenheit, mir Alles zu sagen, Sie wichen aber einigen meiner Fragen aus; die natürliche Folge war, daß ich annahm, die Annonce rühre von Ihnen her und daß ich, als ich Sie verließ, Schritte tat, um festzustelleu, ob dies der Fall wäre."

Ich ermittelte, daß sie nicht von Ihnen aufgegeben war; außer uns sucht noch ein anderer nach Ihrer Stief­tochter."

Wer?" zischte sie.Wissen Sie, wer?"

Ein Mann. Seine» Namen habe ich nicht erfahren."

Sie schritt in wachsender Erregung im Zimwer auf und ab.

Was denken Sie nuu zu tun?" fragte sie.

Nichts."

Nichts." Sie setzte sich ihm gegenüber (und sah ihn gespannt an.Wie meinen Sie das?"

Ich sagte Ihnen schon einmal," erwiderte Carnow langsam,daß ich, wenn wir Erfolg haben wollen. Ihrer

Hilfe bedarf. Sie helfen mir nicht. Sie wollen die Sache nicht im richtigen Lichte sehen. Wenn ich Ihr Anwalt wäre und Sie einen Prozeß gewinnen möchten, so würden Sie mir rückhaltlos alles erzählen, auf die Gefahr hin, sich selbst zu beschuldigen. Einem Detectiv gegenüber darf man noch weniger Geheimnisse haben wollen. Sie müssen mir entweder alles sagen, oder ich muß Ihnen Ihren Auftrag zurückgeben."

Ich ich verstehe Sie nicht," erwiderte sie.

Ich glaube nicht, gnädige Frau, daß Sie so schwer von Begriffen sind. Ich will Ihnen einige Fragen vor­legen. Von Ihrer Antwort wird es abhäugen, ob ich Ihre Sache weiter führe. Und beachten Sie Wohl: Alles, was Sie mir sagen, teilen Sie mir unter dem Siegel der Ver­schwiegenheit mit. Sind wir einig?"

Ja", sagte sie nach einigem Nachdenken.Fragen

Sie!"

Es ist also wirklich Ihr Wunsch, daß Bertha Warham gefunden wird?"

Ja."

Und Sie wünschen, daß dieser andere dieser Mann fie nicht findet?"

Nein."

Warum?"

Ihre Augen schweiften unruhig im Zimmer hin und her. Endlich erwiderte fie zögernd:

Ich hatte eine verheiratete Schwester, die in nuferer Nähe wohnte, and ich hatte sie und ihren ihren Sohu Jon sehr gern. Er war ein hübscher Knabe uud Bertha und er waren Spielkameraden. Sie schienen gut zu ein­ander zu passen und wir dachten öfters an eine spätere Ehe. Als fie aber heranwuchsen, wurde Bertha eigensinnig und phantastisch was weiter geschah, wissen Sie und jetzt tritt mein Mann gegen mich auf und will mich für Berthas Flucht verantwortlich machen. Er hat sich ganz

Memler Dampfer wurden 7 Personen gerettet Die De- mannrmg des einen Kahnes ist bis auf einen Matrosen, der sich auf den Mast geflüchtet hatte, ertrunken.

Ausländisches.

* Wie«, 3. Nov. In der gestern nachmittag im Mi­nisterium des Aeußeru abgehalteurn erfteu Handelsvertrags­konferenz begrüßte der Minister des Auswärtigen, Graf Goluchowsky, den Staatssekretär Grafen Posadowsky und dankte ihm dafür, daß er sich der Mühe unterzogen habe, nach Wien zu kommen, um durch Persönliches Eingreifen das Zustandekommen des Handelsvertrags zn fördern. Er sprach ferner den Wunsch aus, Posadowsky möge zu gün­stiger Stunde nach Wien gekommen sein, uud es möge ge­lingen, die wirtschaftlichen Beziehungen der politisch so in­nig verbundenen Reiche auf dauernde und sichere Gruud- lagen zu stellen. Graf Posadowsky dankte in herzlichen Worten für die Begrüßung und äußerte, er sei mit der größten Bereitwilligkeit »ach Wien gekommen, um das Han- uelsvertragswerk zu fördern und dadurch zu bekunde», wel­chen hohen Wert das Deutsche Reich auf dauernde kom­merzielle Beziehungen mit der Nachbarmonarchie legt. Es wurde hierauf auf die Erörterung der grundlegenden Fragen des Handelsvertrags sin..egangen, die Ifly Stunden währte. Heute beginnen die Programmgemäß festgesetzten Verhand­lungen der kommissarischen Vertreter, die bis Sonntag oder Montag Lauern dürften. Dann folgt eine zweite Konferenz der Minister, die wahrscheinlich in Budapest stattfinden wird.

* Wien, 3. Nov. Wie dasN. W. T." meldet, ver­lautet, daß die bisherigen Haudelsvertragsverhandlungeu noch keinerlei sicheres Ergebnis hatten und daß es nicht ge­lungen sei, auch nur bezüglich eines einzigen der bestehenden strittigen Punkte eine Einigung zn erziele».

sj Aus Waris-Wird der Voss. Ztg. gemeldet, dierustsche Regierung hat sich veranlaßt gesehen, der Pariser Presse halbamtlich zu versichern, daß die Linie der auswärtigen Politik Rußlands keine Aendemng erfahren hat, daß ein russisch-deutsches Bündnis nicht besteht, und daß die Be­ziehungen zu Deutschland, dank der persönlichen Freund­schaft beider Herrscher, einfach freundschaftlich sind. Nun werden die argwöhnischen Franzosen zufrieden sein.

* London, z. Nov. Daily Telegraph meldet ans Kap­stadt : 400 nach Britisch-Betschuaua-Land übergetrcteae Hereros wurden von den britischen Kolomal-Behörden ent­waffnet.

^ London, 2. Nov. DemStandard" zufolge wird aus Tientsin von gestern gemeldet, der Spezialgesandte für Tibet, der sich bei der indischen Regierung eine abschlägige Antwort holte, fragt jetzt an, ob seine Anwesenheit in London annehmbar erscheine, um über den Tibetvertrag zu ver­handeln. Die Kaiserin-Witwe von Cifina soll persönlich die strikte Anweisung erteilt haben, daß Aenderungen ?n dem Vertrag startzufinden hätten. Der NameTbet" sei überall durchChina" zu ersetzen.

js Fänger, 3. Noo. (Reuter.) Die jetzt hier vereinigte baltische Flotte wird 2 ooer 3 Tage vor Tanger bleibe». Dos englische Kreuzergeschwader begleitete die Flotte van Vigo hierher.

ss Fänger, 3. Nov. 4 russische Panzerschiffe und 2 Kreuzer sind von Vigo kommend, hier eiagetroffeu. Das baltische Geschwader ist jetzt vollständig hier versammelt. Alle Offiziere haben sich an Bord begeben in der Erwartung, daß vre Abfahrt unmittelbar bcvorsteht, doch ist die Stunde der Abfahrt noch nicht bekannt. Ein Dampfer mit auf Eis liegendem Fleisch wird dem Geschwader folgen. Bei der Ankuvst der russischen Schiffe wurde Salut geschossen.

js Wigo, 3. Nov. Der Offizier, der gestern mit Befehle» für den Admiral Roschdjestwensky eingetroffen war, ist heute morgen nach Gibraltar avgereist.

§ uud gar verändert; vorige Woche hat er sein Testament, ! in dem er mir fern halbes Vermögen aussetzie, zerrissen und ! mir erklärt, er würde mir lediglich den Pflichtteil verma- j cheu, wenn ich ihm das Mädchen nicht zurückbrächte. Aber § auch Ion hat gegen mich Partei genommen und der thö- ^ richte Junge würde sie sofort heiraten, wenn fie zurückkäme, ! und ihn nähme. Ich muß sie finden," rief sie mit wach- ! sender Erregung,ich will nicht, daß ein anderer sich ein- ! mischt."

zIch weiß, was Sie meinen," erwiderte Carnow lang-

- sam.Sie möchten das Mädchen finden und wenn Sie es in beschämender Lage fänden um so besser für

z Sie. Dann könnten Sie vor Ihren Gatten treten uud vor ! Ihren Neffen und sagen:Da seht sie! Habe ich ihr uu- § recht getan?" Sie könnten dadurch das Vertrauen JhreS ! Gatten zu seiner Tochter zerstöre» und den jungen Mau» s von seiner Leidenschaft heilen. Und wenn ich das Mäd- i chen finde, gnädige Frau, was soll ich dann tun?"

!Wenn Sie fie gefunden haben",rief sie hastig,dann ! geben Sie mir sofort Nachricht und bewachen sie unausgesetzt! ^ Ich will, daß fie sich beide mit eigenen Augen von der > Wahrheit überzeugen."

!Ich verstehe," sagte er, indem er nach seinem Hut j griff-

- Aber er ging noch nicht, sondern fragte ganz unver­

mittelt:Mrs. Warham, wo befindet sich gegenwärtig dieser

j junge Mann, Ihr Neffe?"

Er ist ich weiß nicht, wo er ist. Er ging kurz s nach dem Zwist mit Bertha weg und ist seitdem nur ein- i mal zu Hause gewesen."

Bei sich zu Haufe?"

! ,Ja."

?Wann?"

Etwa drei Tage nach Berthas Verschwinden." Können Sie mir den jungen Mann beschreibe»?'