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Soldatenspruches: „Habt die Brüder lieb", veranstalteten Schullehrer Roller und Gemeinderat Klenk unter den Mitgliedern des Veteranen- und Militärvereins und des Gesangvereins eine Sammlung zn Gunsten der abgebrannten Kameraden in Jlsfeld. Dieselbe ergab die schöne Summe von 40 Mk., welche Unterstützung den hiesigen Kameraden um so mehr zur Ehre gereicht, als das Fest der Fahnenweihe enorme Ansprüche an ihre Kassen machte. Möchte dieses schöne Beispiel zu weiterer Nachahmung anspornen.
* Stuttgart, 5. Sept. Bei der Versteigerung der Plätze für die Wirtschaftsbuden für das Volksfest, die heute vormittag auf dem Wasen vor sich ging, waren die Interessenten sehr zahlreich herbeigeetlt und es entwickelte sich ein Wettbewerb von großer Lebhaftigkeit. Insbesondere für die auf dem oberen Teile des Platzes, gegen den Kreis zu, gelegenen Buden wurden Preise erzielt, die in vielen Fällen sich auf das Doppelte des vorjährigen Erlöses beliefen. Auch für die Plätze in geringerer Lage wurde wesentlich mehr angelegt, als im vergangenen Jahr. Schon aus dem flotte» Bieten konnte man entnehmen, daß die Stimmung eine sehr feste war, und daß viele Wirte, koste es, was es wolle, mit ihrem Betrieb aufs Volksfest wollen. Bei den angelegten hohen Preise» muß es sehr lebhaft auf dem Volksfest werden, wenn nicht bittere Enttäuschungen eintreten sollen. Angesichts solchen wilden Hineinsteigerns haben einige Wirtschaftsinhaber, die sonst stets auf dem Volksfest vertreten waren, für dieses Mal Verzicht geleistet. So hat die Brauerei „Englischer Garten" ihr bekanntes großes Doppelzelt dieses Mal fahren lassen, den Platz hat sich eine Augsburger Brauerei reserviert. Im Ganzen wurden diesmal zwischen 16- und 17 000 Mk. für die Wirtschaftsplätze erlöst gegen etwa 11000 Mk. im vorigen Jahre. Die Stadt Cannstatt hat sich also nicht zu beklagen. Hoffentlich macht nun das Wetter keinen Strich durch die Rechnung.
* Kake«, 4. September. (46. Verbandstag der Württ. Gewerbe-Vereine.) Zu Ehren des Verbandstages, mit welchem das 50jähr. Jubiläum des Gewerbevereins Aalen verbunden worden ist, hat die Stadt einen reichen Flaggenschmuck angelegt. Um diesem Jubiläumsfeste anznivohnen, hatten sich schon gestern abend der Ausschuß, sowie eine große Anzahl fremder Gäste eingefunden. Die Feier erhielt eine erhöhte Bedeutung noch durch die Anwesenheit des Vorstandes der Zentralkasse für Handel und Gewerbe, Ministerialdirektor v. Mosthaf und Regierungsrat Bechtle. Heute wurde im festlich dekorierten Saale des Vereinshauses, der bis auf den letzten Platz gefüllt war, der Ber- bandstag abgehalten. Auch hierzu war wieder Direktor v. Mosthaf erschienen, für das Ministerium des Innern Regierungsrat Schmidt, für die Regierung des Jagstkreises Regierungsrat Dieterle, dann der Stadtvorstand Schwarz- Aalen usw. Dir. o. Mosthaf führte des näheren die Mittel an, welche die Regierung ins Auge gefaßt habe, um zur Hebung des Gewerbes tätig mitzuarbeiten. Er habe seinerseits die Bitte vorzutragen, daß die Bestrebungen der Regierung auch seitens des Gewerbes und des Handwerks tatkräftig unterstützt werden. Die Verlesung eines Dankschreibens aus dem K. Kabinett für das übersandte Programm des Verbandstages beantwortete dieser mit einem dreifachen Hoch auf Se. Maj. den König, an welchen ein Huldigungstelegramm abgesandt wurde. Aus dem gedruckt vorliegenden Jahresbericht des Verbandes ist zu entnehmen, daß demselben 156 Vereine, 4 mehr als im Vorjahre, angehören. Ausgetreten sind die Gewerbevereine Scharnhausen und Sigmariugen, dagegen sind 6 neu eingelreten. Es erfolgten dann 2 Vorträge, von Finanzassesfor Hochstetter- Stuttgart über die Steuerreform und Verbandsrevisor Schumacher-Stuttgart über Handwerkergenossenschaften. Im Verfolg des letzteren wurde folgende Resolution einstimmig angenommen : „Der 46. Verbandstag württ. Gewerbesereine erkennt voll und ganz die hohe Bedeutung der Erwerbs
und Wirtschaftsgeriossenschaften für das Handwerk an. Er nimmt mit Befriedigung Kenntnis von der erfolgten Gründung desjVerbandes württ. Handwerkergenossenschaften, dankt der hohen Staatsregierung für das hiebei erwiesene wohlwollende Entgegenkommen und erklärt sich einverstanden mit der von der Zentralstelle für Gewerbe und Handel eingeleiteten Förderung des kleingewerblichen Genossenschaftswesens unter Zustimmung zn den heute zum Ausdruck gelangten leitenden Grundsätzen." In einer Resolution sprach der Verbandstag sich dann dafür aus, die deutsche Grwerbe- zeitung „Mit der Zeit" als Verbandsorgan des württ. Verbandes einzuführen. In Sachen eines vom Gewerbeverein Metzingen gestellten Antrages auf Gründung einer staatlichen Mobiliarfeuerversicherung gelangte eine Resolution zur Annahme, wonach die Erwartung ausgesprochen wird, daß die Regierung Schritte tun werde, den in der Prioalfeuerver- stcheruug sich zeigenden Mißständen entgegenzutreten. Unter den weiteren Anträgen, welche zur Sprache kamen, seien noch diejenigen des Ostgaues des Kammerbezirks Stuttgart erwähnt. Der erste derselben verlangt, dahm zu wirken, den Staats- und städtischen Beamten, welche 3000 Mk. und mehr Gehalt beziehen, die Mitgliedschaft zu den Konsum- Vereinen zu untersagen. Die Ansichten über diesen Antrag waren geteilt. Die Stimmung ging dahin, daß den Konsum- Vereinen gegenüber die Selbsthilfe einsetzen müsse und zwar auf dem Wege der Gründung von Rabattsparvereinen. Der zweite Antrag, „bei der Reichsregierung vorstellig zu werden, daß die ewigen Steigerungen der Beiträge zu den Berufsgenossenschaften endlich aufhören," wurde als nicht geeignet für die Verhandlungen angesehen. — Malermeister Schindler-Göppingen wurde durch Akklamation einstimmig zum Vorsitzenden wiedergewählt und bestimmt, daß der nächste Verbandstag in Heilbronn abgehalten werden soll. Im Laufe der Verhandlungen kam noch ein Begrüßungstelegramm des Kammerpräsidenten Payer zur Verlesung. Nachmittags war gemeiusames Mittagessen im Saale des Spritzenhauses und für morgen ist u. a. eine Besichtigung des Hüttenwerkes Wasseralfingen in Aussicht genommen.
In der Nacht vom Samstag -pinnerei Karlstal der Wächter
* Kaigerkoch, 4. Sept. auf Sonntag wurde in der Anton Leisle ermordet. Man fand ihn heute morgen 5 Uhr im Hauseingang mit zertrümmertem Schädel; ein gewaltiger Hammer, mit dem der Mord verübt wurde, fand sich dabei. Der Verbrecher scheint bei der Absicht, im Kontor einzubrechen, von dem Wächter überrascht worden zu sein. Die Tür zum Kontor fand man offen; doch fehlte nichts. Der Ermordet« ist 34 Zahle alt und verheiratet.
* Dresden, 5. Sept. Die sächsischen Gerichte lassen die Pruizesfi» Luise von Koburg und die Entführer »»verfolgt.
* Der Köaig von Sachsen sagte mit Rücksicht auf die durch den ungewöhnlichen Wassermangel für die Bevölkerung der Lausitz eingetretenen Mißstände die beim 12. Armeekorps angesetzten Manöver ab.
* Aus Sachse», 3. Sept. Folgende Geschichte erzählt das „N. W. Journal": „Um eine Schuld zu sühne», unternimmt soeben ein fürstliches Paar eine Pilgerreise von Sachsen aus zu Fuß nach der Ewigen Stadt. Prinz Friedrich von Schönburg-Waldenburg hatte sich im Jahre 1897 in Venedig mit Prinzessin Alice von Bourbon vermählt. Dort wurde das Paar von dem damaligen Patriarchen Sarto, jetzigen Papst Pius X., getraut. Die Ehe war indes, wie bekannt, keine glückliche und es kam zur Scheidung. Seither hat Papst Pius X. allen seinen Einfluß aufgewendet, um eine Aussöhnung der Geschiedenen herbeizusühren, und das ist ihm denn auch gelungen. Die weitere Folge hiervon ist die nunmehrige Pilgerfahrt des wieder- vereinigterr fürstlichen Paares nach Rom, um dort vom Heiligen Vater die volle Absolution zu erbitten. Das fürstliche Pilgerpaar kehrt auf seiner Fußreise in den gewöhn- !
lichen Gasthöfen ein, die es auf seinem Wege vorfindet, und bestätigt seine Büßfertigkeit auf dem ganzen weiten Weg durch Werke der Wohltätigkeit, indem es überall Almosen verteilt. Prinzessin Alice trägt eine schwarze Reisetoilette ohne jeglichen Schmuck; als Kopfbedeckung einen schwarzen Schleier. Der Prinz legt den weiten Weg iu einem schlichten grauen Anzug zurück; er trägt gleichsam zur Betonung des Wesens seiner Pilgerfahrt eine schwarze Armbinde. Als Fußbekleidung trägt er Sandalen und das Haupt bedeckt ein dunkler Filzhut."
* ZLerlia, 5 , September. Der „Reichsanzeiger" schreibt: Die Verlobung des Kronprinzen mit der Herzogin Cäcilie zu Mecklenburg ist gestern nachmittag in Gelbensande amtlich bekannt gegeben worden. Wir begrüßen die freudige Kunde mit' ehrerbieligsten Glückwünschen für die hohen Verlobten, für das kaiserliche und königliche Haus, für die großherzoglichen Familien von Mecklenburg und der verwandten Höfe. Mit herzlicher Sympathie wird es in allen deutsche» Gauen ausgenommen werden, daß der Erbe der Kaiserkrone zu seiner Lebensgefährtin die Tochter aus einem der altaugestcimmten Herrschergeschlechter Deutschlands erwählt hat, aus demselben Fürftenhanse, das einst dem Thron der Hohenzollern und dem preußischen Volke die unvergeßliche Königin Luise geschenkt hat. Mögen die Strahlen des Glückes, die heute das junge Fürstenpaar umgeben, über ihrem Lebenswege leuchten immerdar, zum Segen der Nation, zum Heil für Kaiser und Reich.
* Schweria, 5. Septbr. Von dem Großherzog von Mecklenburg-Schwerin ist heute morgen folgendes Telegramm an dos Staatsministerium eingetroffen : „Altona, 4. Septbr. Dem Staatsministerium mache ich die hocherfreuliche Mitteilung, daß meine vielgeliebte Schwester, Herzogin Cäcilie von Mecklenburg, am 4. September unter meiner Frau Mutter und meiner freudigen Einwilligung sich mit dem Kronprivzen des Deutschen Reiches und von Preußen verlobte. Ich hoffe zu Gott, daß auf dieser Verbindung, von der ich überzeugt vin, daß sie in ganz Mecklenburg freudigen Widerhall findet, der Segen meines teueren hochseligeu Vaters ruhen werde. Friedrich Franz."
* Heköerrsande, 6 . Sept. Der deutsche Kronprinz verbrachte den gestrigen Tag im Kreise der großherzoglichen Familie. Abends wurde dem Brautpaare von den Einwohnern von Gelbensande ein Fvckelzug gebracht. Im Zuge befanden sich etwa 200 Fackelträger. Forstmeister Oertzen brachte in einer Ansprache dir Freude über die Verlobung und Glückwünsche für das Brautpaar zum Ausdruck. Der Kronprinz dankte in herzlichen Worten.
* Frhr. v. Mirbach, der Oberhofmeister der Kaiseriu, ist an einem Herzleiden erkrankt, das ihn zwingt, vorläufig jeder aufregenden Tätigkeit zu entsagen.
ff Düttgekstadt im Eichsfeld, 6 . September. (Abends 8 Uhr.) Heute nachmittag brach hier Feuer aus, das eine große Ausdehnung annahm. Mehrere Straßen stehen in Flammen. Die katholische Hauptkirche ist vollständig verloren. Die Feuerwehren können wegen des herrschenden Windes und Wassermangels nicht erfolgreich Vorgehen.
* Kiek, 6 . Sept. Das Kanonenboot „Tiger" unter dem Kommando des Ksrvettercküpitäns Deimling, sucht seit 10 Tagen die Küste des Golfs von Petschili ab nach dem verschwundenen Kapitänleutnant Hentschel v. Gilgeuheimb und dem französischen Marine-Attache Libreville. Alle Bemühungen, sie auszufinden, waren bis jetzt erfolglos.
Ausländisches.
* London, 5. Sept. In General Frenchs Lager bei Southampton gerieten gestern früh 700 Kavallerie-Pferde in eine wilde Panik. Die Tiere rannten alle Zelte nieder; viele kamen um, mehr als die Hälfte verletzten sich. Auch Soldaten wurden niedergetreten und verletzt. Zwei Hnsaren- Regimenter wurden dadurch für die bevorstehenden Manöver
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Wenn dieißigmal man gutes tät Und eine Missetat begeht — Das Gute wird vergessen,
Das Böse voll gemessen.
Als Misnrurck ging.
Zeitroman von Georg Paulsen.
(Fortsetzung.)
So kam der Reichskanzler auf einer Spazierfahrt auch nach Hellenberg und ward gleich bei seiner Ankunft von Rudolf Walther, der einen Ausgang gemacht hatte, ehrerbietig begrüßt. Der Fürst erkannte den alten Wachtmeister sofort, er reichte ihm die Hand, er stieg sogar aus und ging mit ihm die Hauptstraße hinab, in der ein stattliches Haus sich an das andere reihte und in der doch — im Verhältnis zn dem nahen Berlin — eine wohltuende Ruhe herrschte.
„Ach, bei Ihnen ist's gut sein!" meinte er lächelnd. „Freut mich, daß cs einem so braven Manne wie Ihnen so geglückt ist."
„Hätten Durchlaucht keine Lust, sich hier draußen ein Plätzchen auszusuchen?" fragte Walther. „Es ist hier leichter auszuhaltrn, wie in dem großen Berlin. Ich hielte es nicht für immer drin aus."
„Ich auch nicht," gab Bismarck zurück; „drum bin ich auch so viel wie möglich schon draußen. Aber in der Wilhelmstraße werde ich schon aushalten, so lange ich noch im Dienst bin. Und nachher ..."
„Durchlaucht könnten Sie sich mal eine Zeit denken, wo . . ."
Der Fürst erhob heiter den Zeigefinger der rechten
Hand.
„Pst, lieber Walther, treiben wir auf der Hellenberger
Straße keine Politik. Dazu ist's zu nett hier. Keiner weiß, wann sein Dieust einmal aus ist. Aber ich denke doch, das wird noch dauern. Leben Sie Wohl und auf Wiedersehen!"
Kräftig reichte er dem alten Soldaten die Hand, bestieg sodann seinen Wagen und fuhr zur Stadt zurück. Rudolf Walther sah lauge den dichten Sraubwölkchen »ach, hinter denen die Equipage mit dem von ihm so hoch verehrten Manne verschwunden war.
„Es muß so bleiben," murmelte der alte Wachtmeister vor sich hin. „Wer 1870/71 mitgemacht hat, kann der's sich denken, daß einmal Deutschland ohne den alten Herrn, ohne Bismarck, ohne Moltke sein sollten? Freilich, der alte Kaiser ist tot, unser Fritz ist ihm bald gefolgt, Moltke ist nicht mehr in seinem Dienst, weil er kein Pferd mehr besteigen kann, wie er selbst dem Kaiser im vorige» Jahr geschrieben hat, einmal muß auch Bismarck merken, daß er alt geworden ist. Aber damit hat's gute Weile wie er's selber gesagt hat."
Nur wenige Wochen später war es, da saßen einander im alten Hohenzollernschloß an der Spree zwei Männer von mächtigem Körperbau gegenüber. Der Eine war Kaiser Alexander ill. von Rußland, der gespannt seine forschenden Blicke unter den buschigen Brauen hervor auf den deutschen Staatsmann richtete, der ihm in knappen, bestimmten Sätzen von einer der raffiniertesten Jntriguen berichtete, die zu dem Zweck gesponnen waren, Deutschland bei dem benachbarten mächtigen Zarenreich in Mißkredit zu bringen. Die zarten Hände einer schönen hohen Dame des Auslandes hatten im Verein mit denen eines ehrgeizigen Diplomaten ein Ge- ! webe geschaffen, welches die Ehrlichkeit des leitenden deut- ! scheu Staatsmannes bei dem rassischen Selbsterrscher ver- s dächtigen sollte. Es waren Aktenstücke des Fürsten Bis- j marck über den damaligen Streit wegen Bulgariens gefälscht, i so daß der deutsche Reichskanzler, der streng neutral sich - stets gezeigt, in diesen Dokumenten als ein heimlicher Feind
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Rußlands entlarvt erschien. Das Spiel war sehr schlau eiu- gefädelt, die Karten waren geschickt gemischt, aber die Geradheit des russischen Kaisers, sein Bewußtsein, daß ein Mann wie Bismarck nicht so handeln könne, vereitelten den Plau, die Erwartung der Jntriguanten, der sonst sehr mißtrauische Herrscher werde ein Aussprechen mit den Verdächtigen vermeiden. Ein warmer, aufrichtiger Handdruck des Zaren dankte für die aufrichtige Mitteilung, und die beiden Männer, von denen Kaiser Alexander der wahrhafteste Russe, Bismarck der offenherzigste Deutsche seiner Zeit war, schauten einander Auge in Äuge. In jener Stunde war Wohl auch der Grund zu einem neuen Vertrags - Verhältnis zwischen Deutschland und Rußland gelegt, welches vielleicht manches Jahr überdauert hätte, wenn es nicht anders gekommen wäre! Und dem russischen Selbstherrscher kam doch eine Frage über die Lippe», die bewies, wie er überzeugt war, in Bismarck den richtigen Beurteiler der Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland zu sehen, demselben Rußland, dessen Minister wiederholt die staatsmännische Klugheit eines Bismarck, des ehrlichen Maklers, nicht recht hatten verstehen wollen. Damals hatte der deutsche Reichskanzler gesagt: „Wir laufen Niemandem nach!" und in dieser Stunde legte der Zar dem greisen Staatsmann eine Frage vor, die offenbar einem doppelten Interesse entsprang, der persönlichen, warmherzigen, menschlichen Teilnahme und der politischen Beachtung und Ueberleguug.
Wie denken sich Ew. Durchlaucht die kommenden Jahre ? Meine aufrichtigste Anteilnahme gilt selbstverständlich Ew. Durchlaucht Wohlbefinden!"
Solche Worte waren aus einem so hohen Munde, in welchem sie eine ganz andere Bedeutung gewannen, als wenn es sonst eine Frage forschender Erkundigung gewesen wäre, noch nicht an Fürst Bismarcks Ohr geklungen. „Wie denken sich Ew. Durchlaucht die kommenden Jahre ?" Für den Mann, der ei»st als seinen Leitsatz die Worte uiederge-
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