vom Blitzstrahl zweimal getroffen, und zwar an der rechten Halsseite unterhalb dem Kinn, sowie auf der linken Seite unterhalb dem Ohr. Der Strahl nahm seinen Weg durch den ganzen Körper und fuhr am rechten Fuß bei der ersten und zweiten Zehe wieder heraus, noch etwa einen Meter dem Boden entlang, denselben aufreißend und dann in die L> rde hinein. Kleider und Schuhe wurden vom Körper gerissen und lagen dieselben im Umkreis von 12 Meter zerfetzt umher. Ein Schuh wurde bis zum Absatz in die Erde geschlagen.
* Stuttgart, 25. August. Auf dem Truppenübungsplatz Münfingen fand heute in Gegenwart des kommandierenden Generals von Hugo das jährlich stattfindende Vcrgleichsschießen um das Königsabzeichen statt. Die 6. Kompagnie Grenadier-Regiments Königin Olga Nr. 119 und die 8. Kompagnie Infanterie-Regiments Kaiser Wilhelm Nr. 120 nahmen daran teil.
* Stuttgart, 25. Aug. Der Vormittagsschnellzug München-Stuttgart erlitt in der Nähe der Station Dinkelscherben einen Unfall, indem der Speisewagen entgleiste. Die Passagiere mußten oussteigen und längere Zeit trotz des Regens in dem nahen Walde sich aufhalten. Die Passagiere des i Schnellzuges trafen statt um 11 Uhr erst um 2 Uhr in ! Stuttgart ein. Sic kamen mit dem Schrecken davon.
js Keikvrsu«, 24. Aug. Wie wir hören, sollen die seit einigen Jahren verbotenen Sountagsherbstfeiern nunmehr wieder gestattet werden.
* Arackeuheim, 25. August. Die Entstehungsursache . des großen Brandes in Nordheim in der Nacht vom letzten Sonntag auf Montag konnte immer noch nicht aufgeklärt ! werden. Die Brandbeschädigten haben durchweg genügende ! Unterkunft gefunden und find mit einer einzigen Ausnahme versichert; es ist daher in keiner Weise beabsichtigt, meinem ! öffentlichen Aufruf oder dergleichen die Privatwohltätigkeit i auch für Nordheim mobil zu machen ; vielmehr soll, soweit Hilfe von nöten ist, das Erforderliche in der hiesigen Gemeinde selbst und gebotenen Falls durch Eingreifen des Bezirkswohltätigkeitsvereins aufgebracht werden. — Ein herber Ernst hat sich der Gemüter der Einwohnerschaft bemächtigt und zugleich herrscht eine dumpf grollende Erbitterung gegen den verruchten Brandstifter. Es gehen die schauerlichsten Gerüchte um, denen nach zu schließen Nordheim einer schweren Zeit entgegen gehen soll, so daß es hier bald schrecklicher aussehen soll wie in Jlsfeld. Nur mit Angst sieht man der sonst in der arbeitsreichen Zeit herbeigesehnten Nacht entgegen, und froh atmet man wieder auf, wenn einem das Tageslicht wieder blinkt, ohne durch gellende Rufe aus dem Schlafe geweckt worden zu sein. Vernehmungen von einzelnen Personen haben ohne Resultat schon statigefundeu.
* Avleudorf, 25. August. Freiin v. Masfenbach, viel- jährige Staatsdame weil. I. M. der Königin Olga, ist heute nachmittag auf dem Schloß Königsegg bei Goßkirch des Grafen von Königsegg-Aulendorf gestorben.
* Alm, 23. Aug. Die Unterbringung von Geisteskranken läßt gegenwärtig sehr viel zu wünschen übrig. Alle Irrenanstalten des Landes, die staatliche» wie die privaten, find überfüllt und, wie in der heutigen Sitzung der bürgerlichen Kollegien konstatiert wurde, können in absehbarer Zeit nirgendwo Geisteskranke untergebracht werden. Die Grenzstadt Ulm hat besonders unter dieser „Jrrennot" zu leiden, denn sowohl Bayern wie Oesterreich Pflegen, allerdings ^ nach vorhergegaugenen Verhandlungen mit der Krcisregier- ung, mittellose Irre, die die württembergische resp. eine andere süddeutsche Staatsangehörigkeit besitzen, in vielen Fällen nach hier transportieren und den städtischen Behörden zu übergeben, die sie wegen fortdauernder Ueberfüllung aber nicht mehr ordnungsgemäß unterbriagen können. Die bürgerlichen Kollegien faßten deshalb heute den Beschluß, Leim Ministerium vorstellig zu werden unter besonderem Hinweis
! darauf, daß der jetzige Zustand unerträglich und es auch nicht im Interesse der Kranken gelegen sei, wenn diese nur j mangelhaft untergebracht und verpflegt werden könnten.
* Mm, 24. Aug. Als gestern vormittag der Post- paketwagen auf dem Wege zur Wilhelmsburg sich befand, I sprang oberhalb des Kienlesbergeö plötzlich ein Mann aus dem Gebüsch des Glacis und wollte sich vom Wagen ein Paket aneigven. Ter Posturterbeamle bemerkte jedoch den Räuber noch rechtzeitig, der das Paket in eine Schießscharte schob und dann das Weite suchte. Trotzdem sofort ! die Verfolgung ausgenommen wurde, entkam er.
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* Ein fünf Jahre altes Bübchen fiel in Keidelöerg vom dritten Stock in den Hof. Der Zufall wollte es, daß das Bübchen auf einen gleichaltrigen Spielkameraden fiel. Beide sind bedenklich verletzt, kommen aber mit dem Leben davon.
* MÜvche», 24. August. Gestern abend brach in der Waggonfabrik von Ratgeber in der Marsstraße Feuer aus und brannte ein großer Teil der Fabrik nieder. Ein großes Aufgebot von Feuerwehren erschien am Brandplatz, unterstützt von Militär.
* Rittmeister Freiherr von Horn in Muucheu wurde vom dortigen Kriegsgericht zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt, und zwar wegen eines Verbrechens des Betrugs, dreier militärischer Vergehen des Mißbrauchs der Dienstgewalt und 13 Verbrechen der Privat-Urkavdenfälschung. Cs folgt nun noch eine Verhandlung gegen den Mann wegen Sittlichkeits-Verbrechens.
* Ilegevsöurg, 25. August. Der internationale Mädchenschutzkongreß nahm gestern hier seinen Anfang.
* In Darwfladt ereignete sich in der dortigen Altstadt ein blutiges Familiendrama. Der f 46jährige Fuhrmann Michael Schmidt, ein dem Trünke ergebener roher und gewalttätiger Mensch, lebte seit mehreren Wochen von seiner Fron gerrennt. Gestern erschien er kurz vor 11 Uhr in seiner Wohnung in der kleinen Bachgasse und stach nach kurzem Wortwechsel mit einem langen Fleischermesser auf seine Frau ein. Auf die Hilferufe der Gestochenen holten die Nachbarn einen Schutzmann herbei, der vergeblich versuchte, dem Wüterich das Messer zu entreißen. Schmidt flüchtete iu ei» Nebenzimmer und durchschallt sich plötzlich den Hals bis auf den Wirbelknochen. Er war sofort tot. Ihre Verletzungen scheinen nick t lebensgefährlich zu sein.
sj Wegen Giftmordversuchs und Brandstiftung wurde in Hflaffroda in Sachsen das 15jährige Dienstmädchen des Pfarrers verhaftet. Es hatte versucht, den iyr anvertrauten 2^/gjährigen Knaben mit Lysol zu vergiften, weil ihr der Kleine „zu viel Arbeit" machte!
* Werkiu, 25. Aug. General v. Trotha meldet: Heide ist mit Esto:ff vereinigt und steht unter dessen Befehl. Fiedler mit der Kompanie Welk und der 2. Batterie bildet eine Militärftation Waterberg. Vrockdorff unter Fiedler deckt mit 60 Mann von der ehemaligen Besatzung Outjos Naidaus. Winkler mit 50 Mann und einem Geschütz Lricht von Oijosondu nach Epuko auf, sobald die Spitze
von Deimling Oijosondu erreicht. Heydebreck rückt mit der 5. Kompanie des Regimentes Nr. 2 und mit der neu aufgestellten Artillerie auf Epukao, um sich den Hereros vor- zulegeu. Estorff folgt dem Feinde, ihn östlich umfassend, Mühlenfcls frontal, Deimling ihn westlich umfassend.
ff In Deutsch-Südwestafrika hat der Typhus wieder zwei deutsche Soldaten dahiugerafft: Die Reiter Buchheim aus Rothenditmold im Regierungsbezirk Kassel und Deichwann aus Ducherow im Kreise Ankiam in Pommern.
ss Dem Zsutralhilfskomitee für die deutschen Ansiedler in Südwestafrika ist aus den Erträgen einer im westfälischen Regierungsbezirk Münster veranstalteten Sammlung der vorläufige Betrag von 4000 Mk. überwiesen worden.
sj Ein neuer Truppentransport, 800 Mann umfassend, soll am 30. Aug. von Hamburg nach Südwestafrika iu See gehen. .Ja Berliner militärischen Kreisen wird angeblich mit der Notwendigkeit gerechnet, die dienstfähigen Mannschaften etwa zwei Jahre rn dem Schutzgebiet zu belassen.
* D-e Mahnung „Spiele nicht mit Schießgewehr" gilt auch für Soldaten. In Südwestafrika hatte Leutnant HaaS eine Station fest verschanzt. Alsdann wollte er eine Schanze photographieren, und sein Bursche mußte in die Schanze treten und auf Len Leutnant anlegen. Da der Bursche das Gewehr des Leutnants Halle »nd dieses nicht gesichert war, so drückte er ab und traf den Leutnant in den Oberschenkel. Abends starb der Leutnant, da eine Ader durchrissen war.
* In Werlia vergiftete sich in einem Anfall von Schwermut Rechtsauwalt Holtzendorf, ein Sohn des verstorbenen Münchener Strafrechtslehrers.
* Der Tischler K. in der Falkensteinstraße in Werkt« wollte am Sonntag mit seiner Frau und dem 1 ^jährigen Söhnchen seine Schwiegermutter besuchen. Er nahm den Knaben an der Hand, zeigte auf seinen Sonntagsstaat und sagte: „Jetzt sind wir beide hübscher als Mama." Die 24 Jahre olle, etwas nervöse Frau nahm diese ganz harmlose Aeußerung aber sehr übel, fragte ärgerlich, ob ste denn so häßlich sei, und weigerte sich, den Besuch bei ihrer Mutter noch mitzumachen. K. ging nun mit dem Knaben allein. Nach zwei Stunden kam er zurück. Seine Frau sprach den ganzen Tag kein Wort mehr. Nachdem er sich um 10 Uhr zur Ruhe gelegt hatte, näherte ste sich ihm mit einer Flasche, um ihm Karbol ins Gesicht zu gießen. Er merkte die Absicht noch zeitig und sprang auf, um ihr die Flasche aus der Hand zu schlagen; bevor er jedoch dazu kam, trank sie den Inhalt aus und brach zusammen. Der als ordentlich und besonnen geschilderte Mann ließ die innerlich schwer verletzte Fcau nach dem Krankenhaus bringen.
* Kaunover, 24. August. Im Kalibergwerk Eime bei Gronau fand infolge eines Spreugschusfes eine Explosion schlagender Wetter statt. 4 Bergleute wurden getötet, 11 verletzt. 20 Mann waren im Schacht.
js Köaigsverg i. Wr., 23. August. Au dem Pulvermagazin bei Karschau wurde in der vergangenen Nacht ein Posten von Grenadierregiment Nr. 3 von Ztvilisten überfallen und durch einen Schuß in den Unterleib verwundet. Der Posten ist heute früh im Garnisonslazarett gestorben.
Ausländisches.
* Wie«, 24. August. In Ostgalizien find die Wasser- not und der Futtermangel so arg, daß der ganze Viehstand und der Ackerbau bedroht und für den Winter eine Hungersnot zu tefürcbteu ist. Seit gestern nachmittag ist indessen iu ganz Oestreich-Uugarn ein vollständiger Wetter-Umschlag eingetreten. Es regnet fortwährend, die Temperatur ist gesunken.
* Wie». 24. Aug. In hiesiegen katholischen Kreisen verlautet: Der Papst werde demnächst eine Enzyklika zu Gunsten Rußlands erlassen und in derselben erklären, alle Christen müßten wünschen, daß in Ostafien Rußland siege,
M L-s«s»»rch1. S»
Nichts gibt es, was helleres Licht entzündet, Als Irrtum, wenn man ihn selber findet.
Als Wismerrck ging.
Zeitroman von Georg Paulsen.
(Fortsetzung.)
„Aber das will ich ja gar nicht!"
„Was willst Du denn?"
„Siehst Du, Grete, als ich heute aus dem Gefängnis kam, holten mich meine Freunde feierlich ab. War das nicht nett von ihnen?"
Grete schwieg.
„Und dann sagten sie mir, ich sei nun auch ein Märtyrer für unsere Sache, ein Reichstagsmandat könne mir nicht fehlen !"
Die Schwester sprang von ihrem Platze auf. „Du, August, willst Reichtagsabgeordneter werden?"
„Ich will nicht, ich soll!"
„Grete schüttelte den Kopf. „Lieber August, ich kenne Dich besser, als Du Dich selbst. Das wird Dein Unglück."
„Aber, Grete!" Er war doch etwas betroffen.
„Ja, August! Denke mal brau, wie Du als junger Mensch mir so oft Zeichnungen von schönen Häusern brachtest, so hübsch, wie ich noch keinS gesehen. Darüber saßen. wir manche Stunde." Sie trat nahe zu ihm heran, indem ste liebevoll ihren rechten Arm um seine Schulter legte. „Und dann sagtest Du, daS eine wunderhübsche Haus mit den Säulen, das bautest Du einmal für den Vater, und ich bekäme, wenn ich mich verheiraten wollte, ein kleines Schlößchen. Ich lachte, die Elterulachten, aber Du nahmst die Sache ganz ernst. Siehst Du, August, wie ich Dich kenne, ist die Arbeit, das Entwerfen und Schöffen immer Düne Freude und Dein Leben gewesen, und weil ich wußte,
was Da könntest, daß in Dir viel mehr stecke, als Du zeigtest, deshalb habe ich von Dir immer so viel gehalten."
„Grete!" Er war weich geworden.
„Siehst Du, lieber Junge," fuhr sie fort, „Du mußt mir Recht geben! Und nun denke Dir, alles das soll für Dich ein Ende haben, es soll nichts Wecker geben, als all' den Zank und Streit von der Politik. Dabei mußt Du die Lust zum Arbeiten verlieren, und auch die Zeit, und was dann aus Dir werden wird? Ja lieber Bruder, ich weiß es nicht." schloß sie traurig.
„Aber Andere hatten dieselben Ziele" rief er laut. Man sah es ihm an, wie sehr seiner Eitelkeit diese Zukunfts- Vorspiegelung geschmeichelt hatte, „und sie haben das schon erreicht, was ich auch erlangen will. Bin ich etwa schlechter als Andere? schloß er in gereiztem Tone.
Grete schüttelte den Kopf. „Nicht schlechter bist Du, sondern besser, das ist's ja, weshalb ich Dich warne und abrate. Du bist nicht rücksichtslos, nicht gewissenlos genug, um eine solche Rolle zu spielen!"
„Nicht gewissenlos genug? Grete, das ist doch etwas stark!"
„Aber es ist nicht übertrieben: August ich kenne Dich, Du stehst auch das, was Du Recht nennst, da willst Dn nicht uachgeben. Uud gerade solch' Trotzkopf, glaube ich, könnte ich sein, wenn ich ein Mann wäre. Deshalb habe ich Deine Partei genommen, so lange ich konnte. Ich glaub's schon, Leute, die sich zu schmiegen und zu biegen wissen, kommen weiter, aber es muß auch Menschen geben, wie wir sind. Der Fürst Bismarck ist auch so einer!"
„Na, nun hör' auf!" sprudelte er hervor.
Grete hatte jetzt ihren Humor wiedergewonnen, sie mußte über sein erbostes Gesicht lachen: „Ich höre schon auf, aber Recht Hab' ich doch ! Bismarck will keine geduckte Nocken, aber er will auch keine Torheiten. Und es ist eine Torheit, wenn Du Dich von anderen bevormunden lassen
willst, alles nachsprechen mußt, was die für Recht halten. Der Partei wegen I"
„Das tue ich nicht!" trumpfte er auf.
„Wir werden ja sehen, was kommt!" Sie legte ihm von neuem auf seinem Teller vor und füllte sein Glas. „Sprechen wir nicht mehr davon, da Du schon entschieden hast, und, willst Du mir eine Liebe erweisen, so sage dem Vater nichts. Zweck hat es nicht, wie Du Dir selbst sage» mußt, und ich will ihn langsam darauf vorbereiten, daß sein Jüngster nun gar Reichstagsabgeordneter werden will."
„Ihr sollt noch stolz auf mich sein!" prahlte er, der rasch getrunkene Wein begann ihm zu Kopfe zu steigen.
„Bleibe nur selbst stolz auf Dich!" sagte sie leise. Uebermütig zündete er sich eine Zigarre an, während Grete den Tisch abzuräuiren begann.
„Guten Abend möcht ich dem Vater und der Mutter wenigstens noch sagen, bevor ich nach Berlin zurückfahre. Wann kommen sie Wohl wieder?"
„Eine Stunde oder noch etwas mehr mag es wohl dauern." Die Uhr zeigte erst wenig über die neunte Abendstunde, August nickte und machte sich an die Lektüre der auf dem Tische liegenden Zeitung. Mit allerlei ironischen Bemerkungen begleitete er den Inhalt des seinen Anschauungen freilich wenig entsprechenden, von seinem Vater aber schon seit langen Jahren gehaltenen Blattes. Grete hatte anfänglich Lust, zu antworten, ste besann sich aber, daß es vergeblich sein werde, und nähte daher still an ihrer Handarbeit weiter.
Plötzlich ertönte die Korridor-Klingel. „Sollten die Eltern schon zurückkommen? Das ist unmöglich," sagte Grete zu sich selbst, „ob Bernhard etwas will?"
„Er wirds schon sein," meinte August; „kann mir auch denken, daß es sich wieder einmal um die bei ihm knapp gewordenen Moneten handelt. Ich werde mich iu das Nebenzimmer einstweilen verziehen, da kann ich ja