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Jervsprrcher Ar. 11.
Erscheint Dienstag Donnerst., Samstag und Sonntag «it der wöch. Beilage »Der Sonntags- Gast«.
Bestellpreis sür das Vierteljahr im Bezirk «. Rachbarortsverkehr Mk. 1.15, außerhalb Mk. 1.35.
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Einrückungs-Gebühr für Altensteig und nahe Umgebung bei einmal. Einrückung 8 Pfg., bei mehrmal. je 6 Pfg.. auswärts je S Pfg. die einspaltige Zeile oder deren Raum.
Verwendbare Beiträge werden dankbar angenommen.
Mr. 131.
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Samstag- 27. August.
Amtliches.
Arn Samstag den 3. September d. Js. vormittags S Uhr
findet die
Amtsversammlung
auf dem Rathause in Nagold statt, bei welcher folgende Gegenstände zur Beratung kommen:
1. Wahl des AmtsversammluugL-Ausschusses.
2. „ „ Schriftführers der Amtsversammlung.
3. „ der Bezirksschätzer für die Einkommenssteuer rc.
4. Vornahme verschiedener Kommisstonswahlen.
5. Wabl der Katastergeometer des Bezirks als Körperschaftsbeamte und Regelung der Pensionsverhältnisse derselben.
6. Publikation der Amtspflege-Recbnung pro 1903/4 der Rechnungen der Bezirkskrankenpflegeverficherung und der Oberamtssparkasse pro 1903, sowie der Abhör- Ergebnisse zur Amtspflege-Rechnung pro 1902/3 und zu den Rechnungen der Bezirkskcankenpflege-Ver- ficherung Pro 1902 und der Oberamtssparkasse pro 1901.
7. Erhöhung der Belohnung der Hausärzte des Bezirkskrankenhauses.
8. Gewährung eines Beitrags für den Besuch der Handwerker-Genossenschastskurse.
9. Haftpflichtversicherung der Amtskörperschaft.
10. Bestellung eines Kaminfegers für den Kehrbezirk Wildberg.
11. Neuregelung der Kaminfegergebühren.
12. Publikation der Uebersichten über die Einnahme« und Ausgaben der Amtspflege pro 1. Oktober 1903 und 1. April 1904.
13—Dekretier der Amtsvergleichurrgskosten pro 1. April 1903/4.
14. Beratung des Amtskörperschafts-Etats und Festsetzung der Amtsschadeus-Umlage pro 1904/5.
15. Eine Reihe mivderwichtiger Gegenstände.
Für die Beschickung der Amtsversammlung ist Turnus XIX. maßgebend.
Bekanntmachung der K. Zentralstelle sür Gewerbe und Handel, betreffend de« Beginn «ener Unterrichtsknrse an der Webschule in Heidenheim.
An der unter der Oberaufsicht der Zentralstelle für Gewerbe und Handel stehenden Webschule in Heidenheim beginnen Anfangs Oktober d. I. wieder neue Unterrichtskurse.
Der in dieser Schule erteilte theoretische und praktische Unterricht erstreckt sich auf alle Zweige der gesamten Hand- Jaqaard- und mechanischen Weberei, auf Materiallehre und j Warenkunde, Kalkulation, Musterzeichnen und -Entwerfen, . Maschinenzeichnen u. s. w.
Den Webschülern ist zugleich Gelegenheit zum Besuch der in Heidenheim bestehenden kaufmännischen und gewerblichen Fortbildungsschule geboten.
Anmeldungen sind zu richten an den Schulvorstand Inspektor C. Leopold in Heidenheim.
VUs e tz t wurde der Oberbahnsekretär Gann bei der Betriebs - Lnspektion Calw auf Ansuchen zu der Generaldirektion der Staatseifenbahnen.
^ Entschiedene Fragen.
(Nachdruck verboten.)
Selbst im guten Glauben soll mau sich hüten, neue, unerfüllbare sozialpolitische Phantasie-Gebilde hervorzu- zauberu, die hochgespannte Erwartungen erwecken müssen, ohne daß jenen eine solide Verwirklichung in absehbarer Zeit folgen könnte, wenigstens nicht in solcher Form, wie angenommen worden ist. Nach der Ueberwindung der ärgsten Schwierigkeiten der industriellen Krisis steht unser gewerbliches Lebe» zur Stunde zwar gegen die letzten Jahre gebessert da, aber die Haupt-Aenderung, auf die es ankommt und die za einem wirklichen Gedeihen erforderlich ist, ist noch nicht erzielt; es fehlt ein gerechtes Verhältnis zwischen Einnahmen und Ausgaben, der selbständige Nährftand arbeitet und schafft, aber ein wirklicher, genügender Gewinn ist noch nicht vorhanden. Es ist unnötig, alle die Gründe auzuführen, welche die Ursache bilden, daß der Nährstand »och über die Gebühr mit gedrückten Preisen rechne» muß, genug, das Faktum ist da und mit ihm ist zu rechnen. Es ist ferner eine Tatsache, daß der Arbeiter, der kein Geschäfts- Risiko zu tragen und nicht mit Ausfällen in den Einnahmen für gelieferte fertige Waren oder für Produkte zu kämpfen hat, sich im Verhältnis heute besser stellt, wie sein Arbeitgeber, und wir wissen, daß recht viele tüchtige junge Leute, die Wohl befähigt wären, ein eigenes Geschäft zu führen, doch
davon absehen, weil sie zu aut wissen, daß die Konkurrenz und andere Umstände den Profit zu sehr Herabdrücken. So ziehen sie eine nicht selbständige, aber ihnen weniger gefahrvoller düukende Existenz dem »Herr sein im eigenen Hause" vor, sie verzichten auf den „eigenen Herd, der nach dem bekannten Wort, Goldes Wert ist." Natürlich gehen Aengstlichkeit und Scheu vor einer eigenen Existenz mitunter etwas zu weit, im Allgemeinen ist aber die Ansicht nicht unzutreffend, daß der tatsächliche Verdienst und die Lasten aller Art nicht im rechten Einklang zu einander für den deutschen Nährstand stehen, der an geistiger Regsamkeit und Arbeitslust doch gewiß nichts zu wünschen übrig läßt. Weil dem so ist, soll aber auch vermieden werden, allerlei neue Phantasie-Gebilde sozialpolitischer Natur heraufzubeschwören, die zu einem Schreckgespenst für jede Neigung, sich selbständig zu machen, wirken müssen. Wir leben wirklich in einer Zeit, in der in allererster Reihe auf den Nährstand Rücksicht zu nehmen ist, denn das bedeutet praktische So- zial-Politik, die mehr wert ist, als die Liebäugelei mit Theorien, die heute, morgen und übermorgen wenigstens undurchführbar sind.
Es wird heute wieder sehr stark von einer Versicherung gegen Arbeitslosigkeit gesprochen! Wer hat prinzipiell etwas dagegen, wenn jeder Mensch davor behütet werden soll, durch Arbeitslosigkeit zum Brotmangel zu kommen? Wohl Niemand! Abe* wer gibt dem fleißigen, tüchtigen, einsichtsvollen selbständigen Gewerbetreibenden etwas, der durch übermäßige Konkurrenz, durch unvorhergesehene neue Erfindungen, die seinen Betrieb lahm legen, ruiniert wird? So etwas ist in der Vergangenheit schon oft genug vor- gekommeu und es wurde immer mit den Achseln gezuckt. Das ist ein Hauptgrund gegen solche einseitige Sozialpolitik, die ebenso unpraktisch, wie ungerecht und gefährlich dazu, weil sie bei begehrlichen Persönlichkeiten die Ansprüche ins Ungemessene steigert, dem. eine« Arbeits-Faktor Alles gibt, den Prinzipalen aber, die das ganze Risiko haben, ihr Kapital opfern, Alles verweigert. Das geht nicht wohl und darum sagt man am besten von solchen Projekten klipp und klar, daß sie für die heutige Zeit noch nicht spruchreif sind. Ob sie in späterer Zeit spruchreif werden, das können wir getrost dieser überlassen.
Tagespolitik.
Tie Einfuhr deutscher Wurst nach Amerika soll verböten werden. Das Nahrungsmittelgesetz gestattet der Regierung der Vereinigten Staaten von Nordamerika die Einfuhr von Artikeln zu verbieten, falls das Ursprungsland den gleichen Artikel ausschließt. Die Einfuhr amerikanischer Wurst ist glücklicherweise in Deutschland verboten. Es ist das ein Glück insofern, als die in den Vereinigten Staaten beliebte Massenfabrikation sich erhaben blinkt über die kleinlichen Vorschriften hygienischer Natur. Umgekehrt birgt Deutschland dafür, daß seine Erzeugnisse den kritischsten Ansprüchen genügen. Es ist daher keineswegs selbstverständlich, daß Amerika hier nach dem Grundsatz Wurst Wider Wurst handelt. Deutsche und amerikanische Wurst ist notorisch zweierlei. Und es fehlt auch drüben nicht au Leuten, die dem deutschen Fabrikat vor dem eigenen den Vorzug geben. Aus diesem Grunde ist es auch noch nicht entschieden, ob das angeregte Einfuhrverbot wirklich Gesetz werden wird.
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* 50 Millionen Mark für Deutsch-Südwestafrika. Die Schlesische Zeitung teilt mit, daß der dem Reichstage im Herbst zugegangene Nachtrags-Etat für die Bekämpfung des Aufstandes in Deutsch-Südwestafrika 20 Millionen Mark überschreiten wird. Die Gesamtkosten für die Bewältigung des Aufstandes seien mindestens auf 50 Millionen Mark zu beziffern.
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* Der Amnestie-Erlaß des Zaren aus Anlaß der Taufe des Thronfolgers Alexis enthält eine Amnestie für politische Verbrecher nicht; was er gewährt, kommt im Wesentlichen auf den Nachlaß von rückständigen Steuern und Abgaben hinaus und auf die Beseitigung der Prügelstrafe. Er wird alle diejenigen bitter enttäuschen, die einen wirklichen Gnaden- akt erwartet hatten; dagegen gibt er denen recht, die der Meinung find, daß die Kaiserin-Witwe Maria Feodorowna dafür sorgt, daß das Herz mit Nikolaus II. nicht durchgeht. — Im Einzelnen heben wir ans dem Erlaß das Folgende hervor: Die Prügelstrafe für die bäuerliche Bevölkerung und für die Soldaten des Heeres und der Flotte wird abgeschafft. Alle Rückstände von Ablösuugszahlungen, Landschaftsabgaben und anderen Steuern werden den Bauern erlassen. Auch befreit das Manifest die Bauern von der Rückzahlung der bei Mißernten für Verpfleguvgszwecke ge-
! Bekanntmachungen aller Art finden die er- I folgreichste Verbreitung.
1904
währten Darlehen. Verschiedene Geldstrafen werden erlassen. Vergehen, die mit Geldstrafe, Arrest oder Festung geahndet werden, ohne den Verlust der Ehrenrechte zur Folge zu haben, bleiben unbestraft, wenn sie am Tage der Geburt des Thronfolgers begangen find und noch keine Verurteilung stattgefunden Hai. Einmal verhängte Strafen werden also auch nicht einmal dann aufgehoben, wenn es sich um geringfügige Delikte handelt. Von einer Begnadigung in dem bei uns üblichen Sinne kann also bei dem ganzen Manifest gar keine Rede sein. Weiter heißt es in dem Erlaß: Politische Verbrecher, die sich gut geführt haben, können nach Ablauf ihrer Strafzeit ihre bürgerlichen Rechte auf Fürsprache des Justizministers wieder erhalten. Politische Verbrechen, welche mindestens 15 Jahre vor der Geburt des Thronfolgers begangen worden find, fallen der Vergessenheit anheim. Personen, die ins Ausland geflüchtet sind, können um die Erlaubnis zur Rückkehr nach Rußland ersuchen. Drei Millionen Rubel werden zu dem unantastbaren Fonds hinzugeschlagen für die Bedürfnisse der kein Land besitzenden Personen. Einige Souderbestimwungen des Erlasses betreffen die Finnländer, andere die Juden. Im Reiche sollen die jüdischen Familien, deren Mitglieder sich der Militärpflicht entzogen haben, straffrei bleiben. Das ! Manifest stellt zum Schluß die Versorgung und Erziehung von Kindern der im japanischen Kriege gefallenen Offiziere
und Untermilitärs in Aussicht.
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4 -
Seitdem sich Marokko unter dem unmittelbaren Schutze Frankreichs befindet, geht in dem Sultanate alles darunter und darüber, von Ruhe und Ordnung ist keine Spur zu bemerken. Vor einigen Tagen war von der sonderbaren Beantwortung des Ehrenprätendeuteu Bu Hamara die Rede, der 83 seiner Getreusten zum Kaid Hamada gesandt hatte, die im Namen ihres Auftraggebers um die Hand der Tochter des Kaid anhalten sollten. Der Schwiegevater in sps ermordete alle 83 Abgesandte. Um sich zu rächen, schickte I Bu Hamara eine Abteilung seiner Soldaten gegen den Kaid, die Truppenabteilung wurde jedoch geschlagen, sie verlor viele Tote und Verwundete, sowie Pferde, Waffen und einen Teil ihres Gepäcks. Natürlich wird das Blutvergießen nun noch weiter fortgesetzt werden. Daß unter diesen Umständen die fremden, also auch die deutschen Handelsinteressen in Marokko leiden, ist selbstverständlich.
Landesnachrichten.
* Kklertstekg, 25. Aug. Der August neigt seinem Ende zu. Viel Gutes kann man ihm nicht nachsagen. In der ersten Woche war die Temperatur zu heiß, dann sank sie für die Jahreszeit zu stark, so daß die Durchschnitts-Luft- Wärme unter dem normalen Mittel liegt. Was der Juli zu siedend war, ist der Auaust zu kühl, besonders morgens und abends. Der lieben Menschheit wird es niemals recht zu machen sein; so unvollkommen sie selbst und ihr Schaffen ist, nörgeln muß sie.
* (Rebhühnerjagd.) Mit dem heutigen Tage hat in Württemberg die Rebhühnerjagd begonnen. In Jägerkreisen herrscht allgemein die Anstich daß das Ergebnis der Jagd Heuer ungleich besser aussallen wird als in den Vorjahren. Die jungen Hühnervölker sind großenteils gut herangewachsen und stark entwickelt. Die Preise für das geschätzte Wildgeflügel sind Heuer verhältnismäßig mäßig.
* ßgenhausen, 26. Aug. Für die Abgebrannten in Jlsfeld find au freiwilligen Gaben (nicht Hauskollekte) eingegangen: in Spielberg Mark 39,10 und in Egenhausen Mk. 145,90, zusammen Mk. 185, welch' schöner Betrag sofort abgesandt wurde.
* Aagold, 23. Aug. Die Methodisten unseres Landes beabsichtigen, am Eisberg, gegenüber dem Bahnhof, ein Erholungsheim zu errichten. Mit dem Bau wird jetzt begonnen.
* Schramöerg, 24. August. Die bürgerlichen Kollegien haben beschlossen, von der Metzger-Innung daS Areal der früheren „Masse-Mühle," bestimmt für die zu erstellende Schlachthausanlage, zurückzukaufen. Die Gemeinde hat dafür 73600 Mark zu zahlen. Außer dem Schlachthaus soll auf dem Bauplatz noch eine Wirtschaft errichtet werden, deren Ertrag zur Tilgung des Schlachthausaufwands verwendet werden soll. Die Metzgeriunung stellte bei dem Handel noch die Bedingung, daß sie im Bau und sonstigen Schlachthausaogelegenheiten durch ständige Vertretung in der Schlachthauskommisston ein Mitbestimmuugsrecht habe.
* Krosstugen, 24. August. Ueber die Auffindung der drei bei dem Gewitter vom Blitz erschlagenen jungen Leute wird noch bekannt, daß die beiden Männer tot nebeneinander lagen, etwa 15 Meter vom Mädchen entfernt. Schwere Verletzungen konnten an ihnen nicht bemerkt werden; das Mädchen dagegen war schrecklich zugerichtet. Es scheint