vsw., enthalte» sind. Der herbeigerufene Arzt Dr. Eyrich stellte den Tod der Fron Schultze durch Vergiftung mit Cyankali fest; desgleichen wurden festgestellt, daß Schneider von diesem Gift genommen hat. Der Arzt, welcher dem Lebensmüden sofort Gegengift verabreichte, glaubt, denselben am Leben erhalten zu können. Schneider, welcher Vater von drei Kindern ist, wurde in das Katharinenhospial verbracht. Mit seiner Frau lebte er im Unfrieden.
* Kuttttt«ge«, 19. Aug. Dem gestern nacht hier fälligen Postwagen passierte am Fuß des sog. Bärenbuckels das Unglück, von einem in scharfem Tempo dahersansenden Automobil angefahren zu werden. Die Gewalt des Anpralls muß eine ganz bedeutende gewesen sein, denn Vorder- und Hinterteil des Postwagens wurden auseinandergerissen, umgeworfen und zur Seite geschleudert, wobei neben andern Beschädigungen sämtliche Fenster in Trümmer gingen. Der einzige Passagier, ein hiesiger Fabrikant, kam, abgesehen von leichteren Kontusionen, mit dem Schrecken davon. Der Postillon wurde einige Meter weit vom Bock geschleudert, zum Glück ohne Schaden zu nehmen. Das Automobil war so schlimm zugerichtet, daß es auf dem Platze blieb. Die zwei Herren, die es lenkte», erlitten keine Verletzung. Der Postillon ist soweit wie überhaupt möglich ausgewichen.
* Wo« Mainhardter Wald, 19. August. Habt acht auf die Kinder! Aus Altfürstenhütte schreibt man uns: Gestern abend verlief sich ein 4jähriger Knabe des Orts im nahen Wald. Da sofortiges Rufen und Suchen im Wald erfolglos war, machte sich bei einbrecbender Dunkelheit ein großer Teil der Einwohnerschaft und Leute von Neufürstenhütte mit Lichtern auf den Weg, um den verlorenen Knaben im Wald zu suchen, da man allgemein annahm, daß der Knabe, der mit zwei 7- und 8jährigen Knaben ins Zapfen- sammeln gegangen war, beim Spiel eingeschlafen sei. Die ganze Nacht wurde im Wald gesucht aber ohne Erfolg. Morgens früh machte sich der Lehrer mit den Schulkindern auf den Weg. Endlich ist der Knabe unter einer jungen Fichte weinend gefunden worden. Der Knabe war eine Stunde weit im Wald fortgelansen. Hätte nicht ein Mann vom Nachbarort Nrufürstenhütte den Knaben abends im Liemersbacher Tal auf der Höhe im Wald weinen hören, so wäre man ihm diesen Morgen kaum noch auf die Spur gekommen, und wer weiß, er wäre vielleicht in dem einsamen, abgelegenen Wald vor Hunger und Durst elend umgekommen.
* In Wade« sind zu den schon bestehenden dreizehn jüngst fünf neue Kreisvisitatorenstellen zur Aufsicht über die Volksschule» geschaffen worden. Auf die neuen Stellen find nach einer Mitteilung der „A. Z." aus dem Volksschullehrstande hervorgegangene Professoren berufen worden.
* Keideköerg, 20. August. Die neuesten Untersuchungen von Oberbaurat Eggert haben ergeben, daß der Otto Heinrich-Bau auf unabsehbare Zeit erhalten werden kann durch unsichtbare Eisenkonstruktionen auf der Rückseite derFacade.
* Mannheim. 19. Aug. Im Vorort Käferrhäl nahm gestern kindlicher Unfug ein böses Ende. Einige Knaben hatten in der Nähe des sogenannten Goldfischweibcrs aus Holzabfällen eine Hütte gebaut, sie mit Stroh und Reisig gefüllt und dann angezündet. Der herrschende starke Wind trieb die Flammen gegen einen in der Nähe stehenden Kinderwagen, in dem das kaum zwei Jahre alte Kind des Landwirts Galle schlief. Der ältere Bruder des Kindes versuchte zwar das kleine Wesen noch zu retten, erlitt aber selbst schwere Brandwunden. Das Kind starb und der ältere Knabe schwebt noch in Lebensgefahr.
* Eine Chasfepottkugel, die er am 6. Aug. 1870 bei Wörth erhielt, trug Rentner Joseph Kneip zu Hadamar (Provinz Hessen-Nassau) 34 Jahre im Körper herum. Bei einer Operation wurde sie nicht gefunden; schließlich fand sie am 24. Juni 1904 von selbst ihren Ausweg aus dem
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Im Fleiß kann dich die Biene meistern,
In der Geschicklichkeit ein Wurm dein Meister sein, Dein Wissen teilest du mit verzog'uen Geistern,
Die Kunst, o Mensch, hast du allein.
ALs Wismcrrck ging.
Zeitroman von Georg Paulsen.
(Fortsetzung.)
Ein Gewoge, fast ein Gedränge unten im Saale, und dieselbe Erscheinung oben auf den Zuhörer-Tribünen. Aber kein Andrang der Neugier, es war ein Lechzen nach dem befreienden Wort aus seiner peinigenden Ungewißheit, nach einem Fingerzeig für die Zukunft, der einen Trost für die Gegenwart zugleich bilden sollte.
Langsam erhob sich Bismarck. Schwer stützten sich beide Hände auf den Tisch seines Platzes. Und dann hob er an, die schmerzliche Mitteilung dem hohen Hause zu machen, daß der erste Hohenzollernkaiser des neuen deutschen Reiches verschieden sei. Leise nur entrangen sich die einzelnen Worte der gewaltigen Brust, und jetzt, als der Kanzler rühmte, wie der Entschlafene bis zum letzten Augenblick seine ganze Sorge Deutschland gewidmet, als er sich bei diesen Worten selbst so recht des nunmehr zerrissenen langjährigen Bandes inne ward, da übcrkam es auch den eisenfeste« Staatsmann, Bismarck schluchzte auf und mit Thränen in den Augen sprach er Wetter.
Und auch unten im Saal und oben auf den Tribünen hatte» sich viele Augen mit feuchtem Naß gefüllt. Rudolf Walther hatte das weiße Haupt tief auf die in eineinander gelegten Hände geneigt, es war, als ob er betete. Er war unwillkürlich zusammrngezuckt, als er das Aufschluchzen des Reichskanzlers gehört. Und so wie ihm war es Allen im Saale ergangen, die Bismarcks Charakter und
, Körper. Wie die „Trierer Zg." mitteilt, hat Kneip einem Freund in Trier geschrieben, daß die Wunde jetzt wieder geheilt sei und er sich gegen früher bedeutend wohler befinde. Die Großherzogin von Bade» habe von dem Fall in der Zeitung gelesen und ihm schreiben lassen, daß sie ihm die Kugel zum Anhängen an die Urkette in Gold fassen lassen wolle; wenn er dies wünsche, solle er die Kugel nach Karlsruhe schicken. Dies hat Kneip auch getan. Am 1. Anglist erhielt er die Kugel wieder zurück. Der obere Rand ist 1/2 Ctm. breit in Gold gefaßt und trägt die Inschrift: „Wörth, den 6. Aug. 1870."
* Neustadt a. H-, 19. August. Ein großes Schadenfeuer vernichtete in der vergangeven Nacht ein Wohnhaus und vier Scheunen mit sämtlichen Vorräten. Auch Vieh ist mitverbrannt.
* Ein zusammengcstohlenes Warenlager im Werte von 7000 Mk. hat nach der Tägl. Rundschau die Polizei in der Stettiner Straße zu KSersrvakde entdeckt. Dort find drei große Zimmer mit Waren aller erdenklichen Art angefüllt; neben den einfachsten Gebrauchsgegenständen sind Prunk- Waren in allen Schattierungen vorhanden. Ein Nebenranm in einer Scheune enthielt ein vollständiges Wein- und Delikat sfenlager. Seit Monaten wurden aus der ganzen Umgegend Einbrüche gemeldet, ohne daß man der Diebe habhaft werden konnte. Bei dem Diebstahle in Seelow ist uu» das Haupt der Bande, ein Arbeiter Koeppeu aus Eberswalde, dingfest gemacht worden, drei weitere Verhaftungen sind bereits vorgenommen.
* (Nack, der Dürre Hagel.) Aus Wüykhanse» (Elsaß) wird gemeldet: Nach wochenlanger Dürre, die manche Verluste im Gefolge gehabt hat, find in der gestrigen Nacht schwere Gewitter niedergegangen, verbunden mit starken Hagelschlägen, die großen Schaden verursacht haben. Die Zeitungen melden eine Menge von Blitzschlägen. Im Dorfe Benweiler wurden zwei Mädchen im Bette vom Blitz erschlagen.
Ausländisches
* Ildiue, 19. Aug. Die italienischen Vrbörden haben an der Grenze insgesamt vier österreichische Offiziere und 2 Unteroffiziere wegen Spionage verhaftet. Sie wurden in das Gefängnis zu Tonvza. gebracht, nachdem sie einem Verhör unterzogen wxrden waren.
* Warls, 20. August. Wie der Figaro aus Rom berichtet, habe der Papst, als er über die Lage der französischen Katholiken sprach, erklärt, sein Programm sei das Leos XIII. Die Katholiken dürften nicht die Republik bekämpfen, sondern müßten in dieselbe eintreten; sie würden so, indem sie sich auf konstitutionellen Boden stellten, ihren Anteil an der Freiheit erhalten.
* Amsterdam, 19. Aug. Eine sehr wichtige Erklärung gab der Präsident des allgemeinen Bundes der englischen Gewerkvereine ab: Sie hätten ungesehen, daß das Verbleiben der Arbeiterschaft in den bürgerlichen politischen Parteien nicht mehr möglich und die Organisation einer selbständigen Arbeiterpartei notwendig sei, so daß sie künftig alle nach kontinentalem Beispiel für die Revolutionierung der gesamten Gesellschaft durch Vergesellschaftung der Produktions-Mittel einträtev. In! der folgenden Sitzung beschäftigte sich der Kongreß mit dem Generalstreik, dem nur die Franzosen und die Russen als Mittel zur Befreiung des Proletariats eine prinzipielle Bedeutung beilegten. Mit großer Mehrheit wurde der holländische Antrag ange- s nommev, der den Generalstreik nur unter ganz speziellen politischen Verhältnissen zuläßt.
* Amsterdam, 20. Aug. Me anderen Einladungen zum nächsten internationalen Sozialistenkongreß wurden zurückgezogen, als die Deutschen mit einer Einladung nach Stuttgart hervortralen. Unter großem Jubel beschloß man, 1907 in Stuttgart zu tagen.
* Aus Wetersvnrg wird dem „Berl. Tagebl." vom
Wesen kannten. Dieser Mann von Stahl und Eisen hatte in den gefährlichsten Situationen des Staates und seines eignen Lebens nicht mit der Wimper gezuckt, und nun brach das rein menschliche Gefühl in seinem Innern durch, znm erstenmal für die Oeffevtlichkeit.
Was hatte der langjährige Berater des alten Kaisers in den langen Jahre» seiner Amtstätigkeit, während des Dienstes ewig gleichgestellte Uhr unverändert schlug, während er sich in der Sorge zermürbte, nicht alles bestanden? Die furchtbar ernste Zeit, als er, nur von dem König verstanden, allein dastand, in welcher aber zuweilen auch der alte Herr schwankend wurde, und Bismarck das düstere und trotzdem die ganze Energie seiner Persönlichkeit verratende Wort aussprach : „Man kann auch anderswo, als auf dem Schlachtfelde, den Tod fürs Vaterland sterben!" die bedrohliche Entscheidung vor 1866, in welche das erste Attentat auf seine Person fiel, die schweren Tage von Nikolsburg, als gar zu großer militärischer Schneid seine weitausschauende Politik zu durchkreuzen drohte und in denen er in dem späteren Kaiser Friedrich die teuerste Stütze fand, die Zeit vor und von 1870/71, die Kaiserproklamatiou, die folgenden inneren Parteistreitigkeiten, das Kullmannsche Attentat in Kjsfingev, die Arbeiter- und WitschaftSpolit'k, die Verwundung des greisen Kaisers 1879, und dazu gar mancherlei „Fusionen", die schwere Last der auswärtigen Politik, alle diese einzelnen Punkte auf dem weiten, von große» Erfolgen, aber auch von zahlreichen schlummerlosen Nächten, schmerzdurch- wühlten Wochen begleiteten Wege hatten den wägenden und sorgenden Staatsmann klar in seinen Entschlüssen und fest in seinem Willen gesehen, aber jetzt, wo dem alten Herrn der treue Diener laut das letzte Lebewohl znrief, da versagte einmal die nur mühsam bewahrte Fassung, die Menschennatur verlangte gebieterisch ihr Recht.
Schweigend und ergriffen waren die ebenso ehrerbietigen und gedankenvollen, wie herzlichen Abschieds- und
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19. d. M. gemeldet, daß es der Polizei nunmehr gelungen sei, die Persönlichkeit des Mörders des Ministers v. Plehwe festzustellen. Es sei ein gewisser Sasonow, früherer Student der Moskauer Universität, Sohn eines Holzhändlers aus dem Gouvernement Saratow. Die bisherige Untersuchung habe auch die Mitschuld Sikvrskis feftgestellt, der am d- Attentatstage ein geheimnisvolles Kästchen in die Newa versenkte.
ff Wetkrsvnrg, 21. August. Das Zernwniell der Taufe des Großfürsten Thronfolgers ist nunmehr festgestellt. Paten find dir Kaserin Maria Ferdorowna, Kaiser Wilhelm, König Eduard, der Großhrrzog von Hessen, Prinzessin Viktoria von Großbritanien, Großfürst Alexei Alexandrowitsch, Großfürst Michael Nikolajewrtsch nnd Großfürstin Alexandra Jostfowaa. ^
* Kelftagsors, 19. August. Fürst Obolenski wurde in Z-TPL der lutherischen Nicolaikirche von Bischof Norberg begrüßt, A Z der in deutscher Sprache der Hoffnung Ausdruck gab, die Wirksamkeit des neuen Grneralgouverneurs möge die Wohl-
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fahrt des finischen Volkes fördern. Obolenski erwiderte kurz
russisch, er hoffe, daß die lutherische Geistlichkeit sich als H wirkliche Dienerin der Kirche erweisen werde.
* Sofia, 20. Aug. Im Kricgsministcrium hat man sich in zwölfter Stunde eines ändern besonnen und hat bestimmt, daß anfangs Oktober die Manöver und zwar weitab von der türkischen Grenze im Herzen Bulgariens, in der Umgebung von Popowo bei Rasgrad und Schula abgehaltrn werden. Der Fürst ist der Oberleiter dieser Manöver. —
Der Mimsterral hat prinzipiell die Aufnahme einer hundert Millionen Franken-Anleihe beschlossen. Dieserhalb begibt sich demnächst Finanzmimfter Pajakow nach Paris, um mit einem französischen Bunksyndikat zu unterhandeln.
* Aew-N«rk, 20. Aug. Panama besetzte 500 Qaaörat- meilen Land, das Columbia gehört
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Wenn dies so weiter geht, wird Mir Island, das ^
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Fegfeuer der Einwanderer in Newyork, bald in der ganzen Welt berüchtigt sein, schreibt Henry Urban im „Tag." ^ --- Dort haust augenblicklich eine Meute amtlicher Zerberusse, deren Aufgabe es ist, den Einwanderern den Zutritt zu dem gelobten Lande, wo die Freiheit und Gleichheit fließt, so schwer wie möglich zu machen. Früher reifte der Einwanderer ans Europa ab und.landete »»belästigt in Newyork. Wenn er kein Verbrecher oder Aussätziger war, hieß HÄ"*4, man ihn willkommen. Heute ist er selbst verdächtig, wenn - «
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er ein anständiger Mensch und kerngesund ist. So einer „
bringt vielleicht einen Anstellungsvertrag mit, um dem arm?» Union-Arbeiter die Gänseleber-Pajrete vom Brot zu
essen. Es müßte denn sein, daß er ein Slowake oder «Pf Italiener ist und mit tausend anderen von den großen Eisen-
bahn-Gesellschaften, Bergwerksbcsitzern oder sonst einem all-
mächtigen Dollarkönig importiert wurde, um ihnen für kar-
gen Lohn Frohndienste zu leisten. Dann darf er auch als
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importierter Kontrakt-Arbeiter herein und die Beamten sehen ^ nichts, weil ihren Vorgesetzten Dollarbillets in die Hand gedrückt worden sind. Wenn einer sonst nicht verdächtig er- — scheint, ist er jedenfalls verdächtig, dem Gemeinwesen zur Last zu fallen. Da ist neulich ein junger Deutscher aus ^ ^ guter Familie in Ellis Island angckommeu, den sein Vater A Z. an eine» Geschäftsfreund verwiesen hatte. Der sollte aus " dem Jungen einen tüchtigen Menschen machen, denn der §>
Junge war daheim ein Tunichtgut gewesen. Das erfuhr U' die Einwanderungs-Behörde und schickte den junge» Men- § » ^ schen zurück, wiewohl sich der Geschäftsfreund verpflichtet ^ hatte, sich des Jungen anzunehmen. Außerordentlich ver- 8G dächtig ist es auch, wenn ein alleinstehender Herr oder eine alleinstehende Dame während der Ueberfahrt merken lassen, K §
daß sie aneinander Gefallen finden. Das sind am Ende -Z gar unmoralische Personen, die die weltberühmte ameri- ». kanische Moral gefährden, denn wie man weiß, ist Amerika fernerhin noch das Land, wo Tugend und Keuschheit herrschen. Im Augenblicke, wo die Beiden landen wollen, hat
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Gedenkworte Bismarcks für Kaiser Wilhelm I. vernommen 8
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und nun ging ein neuer Sturm bewegter Empfindungen durch den weiten Raum. Der Reichskanzler fuhr fort, daß der Thronerbe Seine Majestät Kaiser Friedrich — ein Rauschen ging bei dieser Namensnennung durch den Saal — sofort die Rückreise von der sonnigen Riviera nach dem G noch vom Winter gefesselten Deutschland antreten werde, die Zügel der Regierung in die Hand zu nehmen.
Das war der erste Lichtblick an diesem Tage für den Reichstag, wie für die Bevölkerung, in der das „Kaiser Friedrich" im Nu seine Verbreitung fand. Also konnte der Kronprinz doch nicht so krank, so sterbenskrank, wie es hieß, gewesen sein, wenn er jetzt die wtzite, weite Reise, unbekümmert um Eis und Schnee zu unteruehmen vermochte.
Und er kam! Große Schneeflocken durchwirbelten um die erste Stunde des zwölften März den Nachthimmel, als der Kaiserliche Extrazug, dem mit dem Reichskanzler das ganze preußische Staatsministerium bis zur Landesgrenze entgegengefahren war, ans dem Bahnhose das dicht bei LA ZI- Berlin gelegene Charlotteoburg, in dessen schnell in Stand ^ . A gesetztem Schloß Kaiser Friedrich vorerst seine Residenz nehmen wollte, einfuhr. Ja Leipzig, wo dem Kaiser Bis- ^ H marck entgegengetreten war, hatten die Männer sich um- A "
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armt: Der gütige, edle, vom hohen Ideal erfüllte Kaiser,
der greise, in bitteren Stürmen der Politik ergraute und
gestählte Staatsmann. Rudolf Walther hatte es sich nicht nehmen lassen, mit den vielen Tausenden sehnsüchtig Wartenden den kommenden Kaiser zu begrüßen, sie Alle sahen ihn nur einen Augenblick, auf dem kurzen Wege zu seinem Wagen, aber die Sekunde genügte, Hoffnungsströme zu entfesseln: Er mußte wieder gesund werden! Tobte jetzt noch der Winter, der Frühling war nahe, und dann war die Trauer um den entschlafenen Herrn gemildert, sollte den Frühlingskaiser ein einziger brausender Jubel, die tiefe Liebe seines Volkes auch in lauter, Heller Freude beweise».