Jer» spreche* * Kr. 11.
Erscheint Dienstag Donnerst., Samstag und Sonntag mit der wöch. Beilage
»Der SonntagS- Gast".
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Wr. 129.
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Dienstag. 23. August
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
1904 .
Amtliches
Erledigt und zur Bewerbung ist ausgeschrieben die erste Schulstelle in Gechingen und die Schulstelle in Schönmünz, OA. Freu- denstadt.
Uebertragen wurde die Schulstelle in Plieningen dem Schullehrer Streich ist Zavelstein, die Schulstelle in Schmieh, dem Schullehrer Dietrich in Unterensingen.
I j Internationale Verwickelungen
(Nachdruck verboten.)
Gegenwärtig find es neben den bevorstehenden Entscheidungen von Port Arthur und Liaujang, namentlich die Verwickelungen, die eine Ausdehnung des Krieges über die bisher ione gehaltenen Grenzen befürchten lassen, welche die gespannteste Aufmerksamkeit der Staatsmänner in Anspruch nehmen. Als der Krieg selbst unvermeidlich geworden war, da trachtete man nur nach dem einen, Garantien für die Neutralität Chinas zu schaffen. Eine Hineinziehung Chinas in den Krieg gilt heute noch gerade so wie vor einem halben Jahre als das Signal für den Ausbruch eines Weltkrieges. Es war ganz besonders das Verdienst der deutschen Reichsregierung, daß China versprach, während des Krieges strikte Neutralität zu üben. Bisher hat er sein Versprechen im Allgemeinen auch gehalten. Seit dem 10. August, dem Tage des Durchbruchsversuches des Port Arthur-Geschwaders, find in der Neutralitätsfrage Chinas leider ernste Verwirrungen eingetreten. Was der kraftvollen Energie der deutschen Kriegsflotte in Tsingtau ohne weiteres gelang, dem Gesetze Geltung zu verschaffen, das vermag China nicht zu erreichen und versucht es anscheinend auch gar nicht durchzusetzen. In Tschifu wie in Schanghai sind die hand- greifltchsten Verletzungen der Neutralität begangen und seitens Chinas geduldet worden. Ob die Japaner mit der Behauptung recht haben, daß Tschifu schon längst nicht mehr als neutraler Hafen anzuseben sei, da China diesen den Russen für verschiedene Zwecke zur Verfügung gestellt habe, bleibt abzuwarten. Tatsache ist, daß die japanische Regierung sich entschieden weigert, den in Tschifu weggenommenen russischen Torpedobootszerstörer „Retschitelny" zvrückzugeben. Die Behandlung, die dem russischen Kreuzer „Askold" und einem russischen Torpedobootszerstörer in Schanghai zu teil wird, spricht allen Bestimmungen des internationalen Seerechts Hohn. Die Lage ist infolgedessen eine äußerst gespannte geworden und überall kann man die Besorgnis von einer Hineinziehung Chinas in den Krieg aussprechen hören.
Wir hoffen auch heute noch, daß sich eine derartige Komplikation, die nichts Geringeres als den Ausbruch eines Weltkrieges bedeuten würde, verhüten lassen wird. Ungünstiger wären die Aussichten auf die Erhaltung der neutralen Stellung Chinas, wenn dieses zu Gunsten Japans die Neutralität verletzt hätte. Bisher ist aber das Gegenteil der Fall gewesen. Rußland ist bevorzugt worden. Japan liegt aber, und im gegenwärtigen Augenblicke mehr als je, an der Erhaltung freundschaftlicher Beziehungen zu China, zu dessen Gunsten es ja angeblich den kostspieligen und blutigen Krieg mit Rußland begonnen hat. Auch hat Japan den Rat Englands und Amerikas eingeholt und von beiden sicherlich die ernste Mahnung erhalten, China außer dem Spiele zu lassen. Gewiß wird einmal die Notwendigkeit der Aufteilung Chinas eintreten, der Zeitpunkt liegt vielleicht auch garnicht mehr so fern; daß die Frage jetzt schon aktuell geworden'sei, glauben wir nicht. Japan wie Rußland haben das größte Interesse daran, un gegenwärtigen Augenblick, da ihre Kräfte arg geschwächt sind, die Aufrollung der Chinafrage zu vermeiden. China fällt den Kulturvölkern wohl auch einmal ohne großes Blutvergießen als reife Frucht in den Schoß. Der Diplomatie ist hier jedenfalls eine große und der Aufbietung aller Kräfte würdige Aufgabe gestellt.
Tagespolitik.
(Zur Schulinspektion der Geistlichen.) Eine Versammlung der geistlichen Ortsschulinspektoren des Regierungsbezirks Hildesheim hat an die Regierung zu Hildesheim eine Eingabe gerichtet, worin die Geistlichen erklären, daß die Weiterführung der Octsschulaufficht in ihrer gegenwärtigen Gestalt mit der Ehre des geistlichen Standes unvereinbar sei. Sie könnten die gegenwärtige Entwicklung nicht aufhalten und sprächen daher den dringenden Mansch nus, daß die Regierung auch ihrerseits nach Kräften dahin wirke, daß die Geistlichen möglichst bald allgemein von dem Amte der Ortsschulaufstcht befreit werden. Ja einer zweiten Eingabe, die dem Landtage und dem Kultusminister zugehen wird, bitten die Geistlichen, bei der Neuregelung der Volksschulverhältnisse die heutige Ortsschulaufstcht wegfallen zu
lassen, dagegen die Geistsichen als solche zu Mitgliedern der zu bildenden örtlichen Schulvorstände zu machen. Diese Stellungnahme einer großen Gruppe von Geistlichen in Hannover schließt sich wirksam den Kundgebungen unserer rheinischen Kreissynoden gegen die geistliche Ortsschulauf- ficht an.
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(Mirbach, der protestantische Oberhofmeister, Gründer einer katholischen Kirche.) Die „Fcki. Ztg." schreibt: Es j ist Tatsache, daß der protestantische Oderhofmeister auch . Gründer und Besitzer einer katholischen Kirche in dem Eifel- ! dörfchen Mirbach ist, von dessen zerstörter, aber durch ihn wieder renovierter Burg der Freiherr den Ursprung seiner Familie herleitet: Das kleine Dörfchen, so erzählt ein Gewährsmann, hat nur 115 Einwohner, die alle katholisch sind. Hier erhebt sich seit kurzer Zeit eine prachtvolle Kirche, welche Freiherr v. Mirbach hat erbauen lassen und die den Namen „Erlöser Kapelle" trägt. Die Bauern im Orte erzählten mir Wunderdinge vo» dieser Kirche, zu der sie keinen Pfennig beigesteuert hätten, allxs hätten die reichen Berliner, und noch dazu die Lutherischen, gegeben. Im Innern ist die Kapelle ein wahrer Schmuckkasten; verwundert beobachtet man in diesem katholischen Gotteshause alle die Zutaten, Bibelsprüche usw., aber man muß sagen, daß hier alles von kunstverständigen Händen geschaffen ist, es umweht uns ein Hauch anheimelnder reiner Kunst und vollendeter Technik, einer Kunst, die hier in Deutschland
einst in höchster Blüte stand. Freiherr v. Mirbach
hat aber auch ein Kapital, das mit 35000 Mk. gestiftet war, aber bis 60000 Mk. erhöht werden soll, festgelegt, aus dessen Zinsen die Kirche zu unterhalten ist. Bei der Einweihung erwähnte Freiherr v. Mirbach, daß diese heilige Stätte aber Gnade und Güte unseres erlauchten und vielgeliebten Kaiserpaares und der Freigebigkeit seiner Freunde zu verdanken sei."
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Die Farmer im Bezirk Windhuk haben erklärt, nur dann ihre Tätigkeit wieder aufnehmeu zu wollen, wenn die Regierung ihnen folgende Wünsche erfüllt: 1. Entschädigung für die durch den Herero-Aufstand erlittenen Verluste in einer Höhe, um den Betrieb in bisheriger Weise aufzunehmen; 2. Sicherheit für Leben und Eigentum; 3. vorläufige Verpflegung in angemessener Weise; 4. Lieferung des allernotwendigsten Baumaterials, Handwerkszeug usw. auf die be- tnffendeu Farmen; 6. Bestellung und sofortige Verfrachtung von Saat- und Pflanzgut mit der Bahn; 7. käufliche Ueber- lassung einer bestimmten Anzahl Kühe und Färsen aus dem sich jetzt im Besitz der Truppe und Regierung befindenden, zirka 2000 Stück betragenden Rinderbestande auf Konto s der Entschädigung nach Schätzungswert und zwar unter Berücksichtigung der Ansprüche der mitgeschädigten Farmer. Um diese Rinder überhaupt der Kolonie zu erhalten, erscheint eine baldige Verteilung als dringend ratsam. — Den sämtlichen Weißen sind durch die Herero 20000 St. Vieh geraubt worden. 160 Farmen wurden (im ganzen) zerstört. Ermordet sind 27 Farmer mit zahlreichen Angehörigen.
LcrndesncrchricHLen.
* AltenAeig, 22. August. Mit dem heutigen Dienstag verlassen wir die Periode der Hundstage und treten in den Nachsommer ein. Noch wenige Wochen, und der Herbst beginnt, der seine Boten immer zahlreicher über das Land sendet. Die Abende werden länger, die Nächte oft schon recht kühl, die Wandervögel wenden sich dem warmen Süden zu.
Akleusteig. (Eingesandt.) Die letzte Nummer „Aus den Tannen" enthielt einen Artikel, in dem für Hebung des Fremdenverkehrs eingetreten wird. Diese Anregung kann nur mit Freuden - begrüßt werden, nicht nur von den zunächst Beteiligten, sondern von der ganzen Einwohnerschaft, die sich von einem großen Fremdenverkehr schöne Vorteile erringen könnte, die nicht nur ihr, sondern auch der Stadt und deren fernerer Entwicklung zu gute kommen würde. Einsender dieses hatte gestern in Calw Gelegenheit, die dortige 7. Karliste anzusehen, die den besten Beweis dafür gibt, was eine geschickte Agitation mit Unterstützung der Stadt zu tun vermag. Wie die Kurliste zeigt, ist die Frequenz eine so große, daß nicht nur die Gasthöfe gut besetzt sind, sondern daß auch die sonstige Bürgerschaft durch Ver- mietungentbehrlicherZimmeroder Wohnungen, die seither wenig Nutzen boten, ihre gute Rechnung finden und so ihr Einkommen in leichter Weise zu steigern wissen. Nicht nur die Wirte, Metzger und Bäcker haben somit Nutzen, sondern auch die Kaufleute und Handwerker, ja die ganze Ein
wohnerschaft. Auch Einsender ist der Ueberzeugung, daß die Einsetzung einer Kommission die erste Notwendigkeit in dieser Angelegenheit ist. Dieser Kommission sollten die weiteren Schritte überladen werden; sie sollte mit der Körperschaft in Verbindung treten and so mit ihr die zum Ziel führenden Wege gemeinsam beschreiteu. Freilich, für diese Saison kann nichts mehr geschehen, aber um bis Frühjahr wirksam hervortreten zu können, müßten diesen Herbst und Winter die nötigen Vorarbeiten schon getan werden. Sicher würde in der ganzen Einwohnerschaft diesem Bestreben jede Unterstützung entgegengebracht, sei es durch gute Ratschläge oder durch finanzielle Unterstützung, die sich je nach dem Interesse des Einzelnen richten könnte und die als jährlicher Beitrag zunächst für einige Jahre bindend, festzusetzen wäre. (—)
* Korö, 19. August. Von ruchloser Hand wurden dem Ssnnenwirt Geckle in Rexin gen 1100 Hopfenstöcke, abgeschnitten.
* Aevtliugett, im Aug. Unter Hervorhebung des Umstands, daß für die Industrie Württembergs, weil feruab- liegend von den Produktious- und Verbrauchszeutren, die erhöhten Rohstoffkosten und Frachten eine ganz besondere Rolle spielen, registriert der Jahresbericht der hiesigen Handelskammer die Klagen über zu teure Kohlen und Frachten und die dringenden Vorstellungen nach deren Ermäßigung. Der Bericht bemerkt, daß in einer Zeit rückläufiger Betriebseinnahmen zwar wenig Geneigtheit bestehen dürfte, eine Verbilligung der Tarife zuzugestehen, hält es aber aus eben diesem Grunde für umso notwendiger, daß Regierung und Landstände alle Maßnahmen ergreifen und unterstützen, die neben gebotenen Tariferleichterungen im Eisenbahnverkehr geeignet find, sei es durch Vereinheitlichung unseres Bahnwesens oder Erstellung billigerer Verkehrswege, wie sie die Kanalisierung des Neckars bieten würde, günstigere Produktionsbediuguugeu zu schaffen und unsere, einen schweren Kampf ums Dasein führende Industrie lebens- und konkurrenzfähig zu erhalten. Der Konzentration der Kräfte, wie sie in der Bildung vo« Syndikaten, Kartellen rc. sich äußert, will die Kammer an sich keine Fesseln angelegt wissen, aber um zu verhüten, daß diese Organisationen zur Verfolgung einseitiger Interessen mißbraucht werden, fordert sie, daß der Staat gleichwie die Gründung und den Geschäftsbetrieb der anderen Handels-Gesellschaften, der Aktiengesellschaften und der auf Erwerb abzielenden Genossenschaften, so auch das Geschäfts- Gebahren jener größeren wirtschaftlichen Verbände regelt und überwacht und gegenüber etwaigen Auswüchsen entschieden einschreitet. Lebhafte Klagen führt der Bericht in dem Kapitel Kreditwesen. Es ist, wie bemerkt wird, ans dem Gebiet des Kreditverkehrs eine Verwilderung der kaufmännischen guten Sitten eingerisfen, die unter der Ungunst der allgemeinen Wirtschaftslage immer weitere Kreise gezogen und sehr ungesunde Verhältnisse herbeigeführt hat, und darum hoch an der Zeit, daß hier Wandel geschaffen wird. Als Mittel kommt auch hier in erster Linie die Selbsthilfe, das eigene gute Beispiel in Betracht, dagegen strikte Einhaltung gleichwie der Lieferungsbedingungen so auch der Zahlungsbedingungen. Andererseits wird über zu große Schwierigkeiten bei der Krediterlangung geklagt, namentlich jungen Anfängern gegenüber. Weniger Engherzigkeit und genaueres Individualisieren bei Beurteilung der Kreditwürdigkeit wäre manchmal angezeigt. Gewünscht wird weiter schnellere und einfachere Erledigung von Wechsel-Klagen. Ein mangels Zahlung protestierter Wechsel sollte sofort vollstreckbar zur Pfändung sein, ohne weitere Wechselklage usw. anstelle» zu müssen. Bei Erledigung vo» Konkursen durch Zwaugsvergleich sollte der KonkurS-Ver- walter gesetzlich verpflichtet sein, den Gläubigern Mittteilung zu machen, ob der Zwangsvergleich durchging oder nicht, damit Gläubiger, die nicht der Abstimmung beigewohnt haben, auf pünktliche Bezahlung der Akkordraten drängen können.
* Tuttlingen, 19. August. Gestern abend wurde die 31jähr. verheiratete Emilie Pauline Schultze, geb. Hilzinger, Ehefrau eines Instrumentenmachers, tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Im gleichen Zimmer lag der verheiratete Eifenbahnassistent Fr. Schneider von Langenschemmern noch lebend, jedoch bewußtlos. Frau Schultze und Schneider unterhielten schon längere Zeit ein Liebesverhältnis, und es ist mit Sicherheit anzunehmeu, daß beide mit gegenseitigem Einverständnis Selbstmord begangen haben, und zwar durch Vergiftung mit Cyankali. Auf dem Tische lagen Telegramme, Briefe, ein aufgeschlagenes Gesangbuch und eine Bibel. Ein Schreiben der Frau Schultze an ihre Mutter gibt die Gründe an, welche sie zum Selbstmord getrieben haben; ebenso ein Schreiben des Schneider, in welchem noch verschiedene Wünsche betr. der Erziehung der Kinder