Aer« spreche!

Nr. 11.

Erscheint Dienstag Donnerst., Samstag und Sonntag mit der wöch. Beilage »Der Sonntags- Gast".

Bestellpreis für das Vierteljahr im Bezirk u. Rachbarortsverkehr Mk. 1.15, außerhalb Mk. 1L5.

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MöMlerhaltungsblatt

Amtsblatt für

Einrückuugs- Gebühr für Altenstcig und nahe Umgebung bei einmal. Einrückung 8 Pfg., bei mehrmal. je 6 Pfg. auswärts je 8 Pfg. die ein­spaltige Zeile oder deren Raum.

Man abonniert auswärts auf dieses Blatt bei den K. Postämtern und Postboten.

Sonntags 3. Aprit.

Bekanntmachungen aller Art finden die er­folgreichste Verbreitung.

Verwendbare Bei­träge werden dankbar angenommen.

1904.

Amtliches

Vom 1. April an sind die Postanweisungen im Ver­kehr zwischen Deutschland und Oesterreich-Üugarn (ein­schließlich Bosnien-Herze gowina und Sandschak Novibazar) von den Absendern in der Währung des Bestimmungslandes auszustellen, in der Richtung nach Oesterreich-Ungarn usw. also in Kronen und Heller und in der Richtung nach Deutsch­land in Mark und Pfennig. Bei Einzahlungen auf Post­anweisungen nach Oesterreich-Ungarn usw. kommt bis auf weiteres das Umwaudlungsverhältnis von 100 Kronen 85 Mk. 7 Pfg. in Anwendung.

Ucbcrtragen wurde eine Hauptlehrstelle an der mittleren Abteilung des Gymnasiums in Ludwigsburg dem Prof. Dr. Wagner in Altensteig.

U ebertragen wurde eine Expcdientenstellc dem Eisenbahn­gehilfen Neuberg in Liebenzell.

Bestätigt wurde die Wahl des Schultheißenamtsassistenten Friedrich Kaiser in Ebhauscn, zum Ortsvorsteher der Gemeinde Rieden, OA. Hall.

Die Aufnahmeprüfung in die Präparandenanstalt Nagold haben u. a. bestanden: Johannes Bauer von Göttelfingcn, Christian Betsch imd Johannes Schaible von Effringen, Ernst Essig von Nagold, Gustav «ruber von Neuenbürg, Friedrich Seeger von Hornberg, Eugen Wörner vov ^Walddorf Christian Wurster von Schönbronn und desgl. in die Privatlehrerbildungsanstalt Lempelhos: Philipp Bischofs von Wildberg.

Das Osterfest.

Mit frischem Grün, mit neuem Reiz schmückt sich die Erde, frohe Wünsche und schimmernde Hoffnungen geben uns das Geleit zum Frühling. Das Licht hat gesiegt über die Finsternis, das Leben über den Tod, Christ ist er­standen, so erklingt es tausendfach in der Runde, und freu­dige Bewegung erfüllt die Menschheit. Auf Erden gibt es bei der heutigen Entwicklung der Arbeitskräfte, bei der Aus­bildung der in den Dienst des Menschen gezwungenen Naturgewalten keine länger andauernde Ruhe, rastlos dreht sich das Rad an der Maschine, pocht der Hammer, rauscht der Hobel und fliegt die Feder; neue und größere Werte werden geschaffen, auf und nieder geht der Jüngling an der Waage des Erfolges, und es ist für unsere Tätigkeit in ihrem ganzen, großen Umfange gleich, ob sie unter dem lachenden, blauenden Himmel des Sommers oder unter dem Frost und Schnee des Winters erfolgt. Nur solche Arbeit, und es ist verhältnismäßig wenig, die von der Witterung abhängig ist, pausiert iu den Monaten, die hinter uns lie­gen, im klebrigen geht es rastlos vorwärts, heißt es stets und ständig:Volldampf voraus!" So steht unser Zeit­alter groß da, und wenn wir erkennen, wie eine neue, sen­sationelle Erfindung und Entdeckung sich an die andere reiht, wie es anscheinend keine Unmöglichkeit mehr zu geben pflegt, dann ist der Stolz verständlich, welche Tausende be- selt. Aber sie sind doch nur Sterbliche, und da kom­men für Jeden, wir wissen es aus dem letzten Winter, auch für die Größten auf Erden, nicht nur minder angenehme Stunden, auch solche, die sehr ernste Sorge mit sich brin­gen. Aber Ostern, das schöne Fest bringt unserem Geist, unserem Blut eine frische Regung, die neue, bessere Zeit ist da, es ist Frühling geworden! Christ ist erstanden! ruft uns die heilige Kunde zu, und wir empfinden, was das heißt, wir trinken froh aus dem Quell göttlicher Tröstung. Nicht lange währen nach der ersten Karwoche die schönen Feiertage, aber darum bleibt uns das Osterfest doch ein Markstein in des Jahres-Eutwicklung auf lange hinaus!

Schwere Schäden hat die letzte Zeit ans Licht ge­bracht, mehr als dem Vaterlandsfreund erwünscht sind und unter der modernen Entwicklung mußte die Pflege des Ideals vielfach leiden. Daß es besser werden und baß alle edlen Bestrebungen zum Ziele führen mögen, die die Wohlfahrt unseres deutschen Vaterlandes erheischt, das ist unser Oster­wunsch.

Tagespolitik.

Mit der Entwicklung und den Zielen der Schulgesund­heitspflege befaßt sich ein Aufsatz derPost", der zu folgen­den Schlüffen kommt: Mit der Einführung von Schulärzten ist die Schulhygiene in ihre letzte und verheißungsvollste Epoche eingetreten; denn ihre Aufgaben waren genau Prä­zisiert, es fehlten nur noch die Persönlichkeiten, welche deren Ausführung zu übernehmen hatten. Daß dies nur Aerzte sein können, liegt auf der Hand, und sehr rasch haben sich die Lehrer mit den neuen Schulbeamten ausgesöhnt, denn die erwartete Störung des Unterrichts ist nicht eingetreten. Einer der wichtigsten Erfolge der schulärztlichen Tätigkeit besteht darin, daß jedes einzelne Kind individuell behandelt wird, daß jetzt Krankheitsanlagen aufgespürt werden, au

die weder die Eltern noch die Lehrer gedacht hatten, und daß sie der Heilung Angeführt werden. So ist die Wissen­schaft der Schulhygiene im schönsten Aufblühen begriffen und sie wird neben dem direkten Nutzen auch noch indirekt den Vorteil herbeiführen, daß die Kinder, in der Schule an hygienisches Verhalten gewöhnt, ein Bedürfnis nach solchem im Leben empfinden werden, sie werden besseres Verständnis für die Fragen der Gesundheitspflege haben.

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Die Schandwirtschaft der Händler im Hereroland be­leuchte! kraß ein Bericht des MajorS Lcutwein vom 2. Januar 1899, den dieNational-Zeituug" veröffentlicht. In dem Bericht heißt es:Es werden Schulden eingeklagt, die be­reits zehn bis fünfzehn Jahre zurückdatieren. Da es ganz unmöglich ist, deren Richtigkeit zu kontrollieren, während die Eingeborenen zwar auch Genaues nicht mehr wissen, aber ehrlich genug sind, nicht in Abrede zu stellen, daß sie in der fraglichen Zeit mit dem betreffenden Händler überhaupt Geschäfte gemacht hätten. Um nur ein Beispiel zu erwähnen, so wurde das jetzige Stat'onhaus in Bethanien seiner Zeit seitens des dortigen Kapitäns einem englischen Händler für 6000 Mk. zum Verkauf augeboten. Sofort hatte der letztere zur Deckung des Kaufpreises eine alte Schuld von gleicher Höhe zur Hand. Als dann die Regierung den Kaufpreis für zu niedrig erklärte, und denselben auf 20 000 Mk. fest­setzte, präsentierte der Händler eine weitere alte Schuldforder-

uug von 14 000 Mk.

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König Peter von Serbien hat jetzt endlich einen kühnen Entschluß gefaßt, um sich aus der mißlichen Lage zu befreien, in der er sich nun schon seit Weihnachten in­folge der Abwesenheit der Vertreter der Regierungen des Auslandes befindet. Die auswärtigen Regierungen haben dem Könige bekanntlich erklärt, sie könnten so lange keine diplomatischen Beziehungen zu ihm unterhalten, als er fort­fahre, sich mit den Königsmördera zu umgeben. Daß Pererl. dabei mit der größten Schonung gegen die Verschwörer zu Werke geht, kann man nach Lage der Dinge begreifen, wenn man es auch nicht zu entschuldigen braucht. Der König wird also alle Ordonnanzen und Adjutanten aus sei­ner Umgebung entfernen, die von der Regierung ernannt worden sind, ohne Unterschied, ob sie zu den Verschwörern gehören oder nicht. Alle diese Offiziere werden gleichzeitig befördert, dagegen werden alle diejenigen Offiziere sofort pensioniert, die als Günstlinge des ermordeten Königspaares galten und sich noch im Heere befinden. Das ist die Kon­zession, die den Verschwörern gemacht werden mußte, um ihre Einwilligung in die Anordnungen des Königs zu er­reichen. Rußland und nach ihm dann auch die übrigen Mächte werden sich angeblich mit dieser Erledigung der Angelegenheit einverstanden erklären und ihre Vertreter

wieder nach Belgrad senden.

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Die Tatsache, daß man in russischen Militärkreisen zu der Ansicht neigt, die japanische Armee mit Leichtigkeit vor sich Hertreiben zu können, hat den Obersten Werescht- schagin, der früher zum Stabe des Generals Kuropatkin gehörte, veranlaßt, seine Landsleute in einem Artikel in der Wjedomosti" vor Unterschätzung des Feindes zu warnen. In Bezug auf die Behauptung, daß die Japaner nicht mehr als 250 000 Mann würden landen kötinen, sagt der Oberst:Meiner Ansicht nach sind derartige Behauptungen außerordentlich gefährlich. Sie können uns nur schade», denn man muß die Gefahr mit klarem Blick ansehen und darf sie weder übertreiben noch unterschätzen. Man denke daran, wie es im türkischen Kriege zuging. Wir redeten uns ein, die Türken könnten nur 200 006 Mann gegen uns ins Feld stellen. Darauf fußend begannen wir den Krieg mit vier Armeekorps. Wir hatten uns vollständig getäuscht und mußten uns auf 600 000 Mann verstärken. In­folgedessen dauerte der Krieg 2 Jahre und kostete uns zwei Milliarden Rubel. Die Türkei ist aber nicht Japan. Sie hatte keine 50 Millionen Einwohner und lag uns nahe. Wir brauchten nicht unsere Truppen 10 000 Werft weit zu j schicken. Wir kämpften sozusagen zu Hause. Heute spricht alles gegen uns, die Entfernung vom Kriegsschauplatz und die Nähe des Feindes an dem Kriegsschauplatz. Nem, wir haben einen mutigen und starken Feind, der sich entschlossen hat, seine ganze Existenz aufs Spiel zu setzen. Mit der See im Rücken kann er nicht zurückweichen. Er muß siegen oder unterliegen. Wie können wir uns einbilden oder hoffen, daß ein so gewandter Gegner zum Krieg schritt, ohne sich seiner Stärke bewußt zu sein? Die Japaner find nicht weniger schlau als die Buren, aber die letzteren konnten alles in allem nicht mehr als 30000 Mann ins

Feld stellen. Trotzdem zwangen sie die Engländer, eine Armee von 250 000 Manu zu unterhalten. Warum sollten wir leugnen, daß die Japaner 6700 000 Manu gegen uns ins Feld stelle» können?"

L«ndesn«ctzricHLen.

* Altensteig, 2. April. Gründonnerstag und Karfreitag, die Leidensgedenktage des Welterlösers sind vorüber; das Firmament legte fast während der ganzen Karwoche einen Trauer-Schleier au, ganz passend zu der ernsten Stimmung, welche sich der Herzen der Christen bemächtigte. Erstmals wurde in der hiesigen Stadtkirche am Abend des Grün­donnerstag das heilige Abendmahl nach unmittelbar vorher­gegangener Beichte gereicht. Die Anordnung fand günstige Aufnahme, denn recht zahlreich strömte die Einwohnerschaft zum Tische des Herrn. Verkündigt wurde sodann am Kar­freitag, daß bei den ferneren Gottesdiensten die Gemeinde sich nicht mehr beim Eintritt des Geistlichen in die Kirche von den Sitzen erheben soll, auch nicht bei dem Gesang, sondern erst vor dem Verlesen der Epistel, als Zeichen der Ehrerbietung vor einer Gottesbotschaft. Bei liturgischen Gottesdiensten soll bei den verschiedenen Gesängen das Er­heben von den Sitzen ebenfalls unterbleiben, damit die Ge- samtwirkung der Andacht keine Einbuße erleidet. Diese An­ordnungen dürften allenthalben gerne gesehen werden.

.»- Attensteig, 2. April. In der Hauptversammlung des Schwarzwald-Bieneuzüchtervereins am Gründonnerstag im Gasthaus zur Linde verbreitete sich der Vorstand Schull. Gehring über die Arbeiten deS Im­kers am Bienenstand im März und April. Hauptgegeu- stand der Tagesordnung war ein Vortrag von Schullehrer Glück in Walddorf über die Spekulationsfütterung der Bienen. Aus dem anregenden Bortrag sei hervorgehoben, daß eine spekulative Fütterung nur wünschenswert sei im Frühjahr und Sommer, wenn infolge ungünstiger Witter­ung iu der Honigtracht eine Pause eingetrete» sei Speku­lativ zu füttern im Frühjahr bei kalter Witterung sei nach­teilig, da die Biene« dann zum Ausflug gereizt werden, bald aber erstarren und nicht mehr zurückkommeu. Von großem Nutzen sei es, wenn man die Schwärme spekulativ mit flüssigem Zucker füttere. Man erziele dadurch regen Brutansatz und infolge davon Stärkung des Volkes. Im September sei allen Stöcken dünner oder flüssiger Honig zu reichen, da der Tannen- und Heidehonig zu wenig Wasser enthalte, was zur Folge habe, daß die Völker im Winter in Durstnot komme», wodurch später sich häufig die Ruhr­krankheit einstelle. Nach der Mitteilung des Wander­lehrers Glaser Luz find in hiesiger Gegend die Bienen­völker im allgemeinen gut über den Winter gekommen. Hierauf wurde der Rechenschaftsbericht vorgetragen und namens des Vereins dem Kassier Verw.-Aktuar Maier vom Vorstand der wohlverdiente Dank ausgesprochen für seine gewissenhafte und pünktliche Rechnungsführung. Als Ort der nächsten Hauptversammlung wurde Eb Hausen bestimmt.

* Alteusteig, 2. April. Die Notariatsbezirke des Ober­amts Nagold haben eine neue Einteilung erfahren und sollen besondere HilfZämter errichtet werden. Zunächst soll ein Hilfsbeamter in Haiterbach angestellt werden. Infolgedessen wird die Assistentenstelle beim hiesigen Bezirksnotariat auf­gehoben. Der seitherige Not.-Assistent, Herr Roller, wird beim Grundbuchamt Stuttgart angestellt. Mittwoch abend feierte Herr Roller im Gasthof zur Traube seinen Abschied bei zahlreicher Beteiligung von Freunden und Bekannten. Von seinen Vorgesetzten, Hrn. Bezirksnotar Beck und Hrn. Oberamtsrichter Sigel in Nagold wurde dem Scheidenden, als tüchtigem und fleißigem Beamten, ungeteilte Anerkennung gespendet, auch durch humorvolle Ansprachen in gebundener und ungebundener Form wurde Hr. Roller gefeiert. Für all' die erwiesenen Aufmerksamkeiten dankte Hr. Roller in verbindlicher Weise. Die Zwischenpausen wurden mit passen­den gemeinsamen Gesäugen ausgefüllt und es verlief die Feier in gemütlichster Weise.

-u. Köhause«, 2. April. In einer landwirtsch. Ver­sammlung, die am Gründonnerstag nachm, hier im Gast­haus z. Sonne abgehalten wurde und sehr zahlreich besucht war, hielt Oberamtsbaumwart Bihler von Walddorf auf Veranlassung hiesiger Baumbesitzer einen Vortrag über Obstbaumzucht. In eingehender Weise teilte Bihler seine praktischen Erfahrungen in der Pflege der Obstbäume mit und gab hierauf den Anwesenden Gelegenheit, sich über verschiedene Gebiete des Obstbaues bei ihm Rat zu holen. Sehr rege und belehrend gestaltete sich der Gedankenaustausch in der Versammlung. Allgemein wurde der Wunsch bei den Anwesenden geäußert, derartige örtliche landwirtschaftliche

8W" Das nächste Blatt erscheint am Mittwoch nachmittag. "WU