Erfahrung, daß in den meisten Wirtschaften der Stallmist mangle und dann sei es ein Alt der absoluten Notwendig­leit, zum Kunstdünger zu greifen. Redner legte Nachdruck darauf, daß der Stallmist auf den Acker und nicht auf die Wiese gehöre und führte dann aus, welche Mengen Nähr­stoffe die verschiedenen Pflanzen aus dem Boden absorbieren, die wieder ersetzt werden müßten und zeigte bildlich, daß zumeist Phosphorsäure der Wirtschaft entführt werde, des­halb seien auch die meisten Böden arm an Phosphorsäure, die Zugabe eines Teils Phosphorsäure zum Stallmist sei immer empfehlenswert. Interessant waren die Ausführungen des Redners über die Bakterien, welche den Wurzellnollen der Schmetterlingspflanzen: Wicken, Kleearten rc. anhaften, durch welche in erhöhtem Maße bei lockerem Boden diesen Gewächsen der Stickstoff aus der Luft zur Ernährung zuge­führt werde. Klee brauche deswegeu überhaupt leine Stick­stoffgabe. Redner schloß mit der Mitteilung der Ergebnisse verschiedener Düngungsversuche auf größeren norddeutschen Gütern und über Begetationsversuche auf der landwirtsch. Akademie Hohenheim, welch' letztere aber zu einem sicheren Resultat nicht geführt hätten. Reicher Beifall wurde den Ausführungen gezollt und Herr Oberamtmann sprach dem Redner den herzlichsten Dank der Versammlung aus. An­schließend entspann sich ein Austausch der Erfahrungen über die Verwendung von Kunstdünger, und ging daraus der Beweis hervor, daß durch zweckmäßige künstliche Düngung ein mehr als doppelt so großer Futterertrag erzielt werde, als bei der altgewohnten Düngungsart. Der Vorsitzende bemerkte noch, daß die Wiesen und Kleeäcker noch vielfach mit Moos überwachsen anzutreffen seien. Es empfehle sich die Bearbeitung dieser Wiesen und Kleeäcker mit der Wiesen- egge. Hierauf hielt Her Oberamtstierarzt Mezger einen gediegenen Bortrag überdas Wesen und die Bedeutung der Schutzimpfungen gegen den Schweinerotlauf." Die Schutzimpfung der Schweine habe, so führte Redner zu­nächst aus, im Hinteren Bezirk noch nicht die Beachtung gefunden, wie sie das zahlreiche Vorkommen der Krankheit erheische. Der Vortragende entkräftete schlagend durch Tatsachen, daß die Schweine-Tuberkulose eine Folge derSchutz- ^ tmpfung gegen den Rotlauf sei, wie durch Gegner behauptet werde. Vielmehr sei erwiesen, daß durch bakterienhaltige Milch und Molkereirückstäude und namentlich der Centrifugen- schlamm die Verbreiter der Tuberkulose seien. Wo unter dem Rindvieh die Tuberkulose herrsche, sei diese Krankheit auch bei den Schweinen zu Hause. Der Centrifugeuschlamm, der Sammelplatz der Tuberkulose-Bakterien sollte verbrannt und die den Schweinen gereichte Magermilch zuvor gekocht werden. Die Pasteur'sche Impfung gegen den Schweine­rotlauf sei veraltet, die neue Lorenz'sche Methode, von der Redner eine eingehende Beschreibung gab, sei dagegen als absolut sicherwirkend entschieden zu empfehlen und als eine große Wohltat zu begrüßen. Die württembergische Regie­rung habe sich durch die Förderung der Lorenz'sche« Impf­ung sehr verdient gemacht. Die Handreichung der Regier­ung sollte nicht von der Hand gewiesen werde». Im Jahre 1903 seien bei 35000 Impfungen gegen den Schweine­rotlauf nur 15 Verluste zu verzeichnen gewesen, während vor Einführung der Impfung ganze Ortschaften im Sommer überhaupt keine Schweine mehr halten konnten. Auch dieser Vortrag fand dankbare Aufnahme und trug die daran geknüpfte Diskussion Vieles zur Aufklärung und Be­lehrung bei.

Spieköerg Wie alljährlich so beging auch dieses Jahr der hiesige Kriegerverein das Geburtsfest Seiner Majestät des Königs in schönster Weise. Bei Tagesanbruch verkün­deten Böllerschüsse die Bedeutung des Tages. An dem Festgottesdienst um 10 Uhr vormittags beteiligten sich die Mitglieder des Kriegervereins nahezu vollzählig. Das Fest­mahl im Gasthaus zum Ochsen zeugte von dem längst be­kannten und guten Renommee deS Besitzers und Vorstandes

Zur rechten Schmiede.

(Aus derArbeiter-Zeitung.")

Ein biedrer Mann, der Pächter Ziel, Blieb mit dem Pacht im Rest,

Zwei Jahr lang Mißwachs war zu viel, Zwei Jahr kein Erntetest.

In höchster Not ging er alsdann Betrübt zur Rentamtskaff'

Und bat den strengen Rentamtmann Um Frist und Pachterlaß.

Doch dieser wies ihn kurz zurück,

Jetzt hels', wer helfen kann,

Gleich spricht er vor mit trübem Blick Beim Oberrentamtmann.

Und der versprach etwas zu tun'

Da ging Ziel dankend fort.

Doch nachher blieb die Sache ruh'n,

Der Graf erfuhr kein Wort.

Die Zeit verstrich, Antwort blieb aus, Der Pächter Schlimmres ahnt;

Der Jammer mehrte sich im Haus,

Je mehr die Hoffnung schwand.

Noch führt ein Weg ins Grafenschlotz; Gar hochzebaut ruht's kühn Auf steilem, mächt'gem Felskoloß;

Die Not trieb ihn dorthin.

Der Graf hört ihn mit viel Geduld,

Ihn rührt des Mannes Not:

Er schenkt ihm gleich die ganze Schuld Und gibt ihm Wein und Brot-

Dann führt er ihn in einen Saal, Drinn hing manch' Heil'genbild:

Die hier, bei Not und Seelenqual Mt' ich um Fürsprach' mild."

G. Streb. Der Toast auf Seine Majestät de» König wurde von Lehrer Heckh ausgebracht und fand begeisterten Beifall. In schönster Harmonie und bei Gesang patriotischer Lieder waren bis zum Schluß die Mitglieder des Kriegervereins Spielberg beisammen.

Hrömöach, 26. Febr. Das Geburtsfest unseres Königs wurde hier in ganz festlicher Weise begangen. Vormittags 10 Uhr bewegte sich ein stattlicher Festzug der Schuljugend, des Veteranen- und Militärvereins, unter Borantritt zweier schneidiger Tambours, zur Kirche, woselbst Pfarrer Kentner eine markige Festrede hielt. Abends versammelten sich die hiesigen Vereine und eine große Anzahl patriotischer Bürger mit ihren Frauen im Gasthaus z.Hirsch", und bald herrschte allgemeine Feststimmung. Gemeinderat Klenk, Vor­stand des Militär-Vereins und Pfarrer Kentner ließen ihre Reden auf König und Vaterland ausklingen. Die Vereins- komlker brachten durch manch lustigen Schwank Leben und Heiterkeit in die zahlreiche Festversammlung, die Herren Roller und Kugler erfreuten dieselbe mit hübschen vier- händigen Klaviervorträgen, während der Gesang-Verein abwechseld seine Weisen erschallen ließ. Erst in der Morgen­frühe trennten sich die Festgäste, hochbefriedigt über den guten Verlauf der Feier.Gott schütze und segne den König'"

* Stuttgart, 27. Febr. Aus dem Königstoast des Oberbürgermeisters Gauß beim Festmahl der bürgerlichen Kollegien Stuttgarts zur Feier von Königs Geburtstag ver­dient eine Stelle hervorgehoben zu werden, in der eine be­merkenswerte Aeußerung des Königs von Württemberg mit­geteilt wurde. Der Stuttgarter Stadtvorstaud sagte, der König habe sich vor kurzem ihm gegenüber in einem Ge­spräche folgendermaßen geäußert: Er sei sich seit seiner Thron­besteigung stets bewußt gewesen, daß der politischen Betätigung eines Staates wie Württemberg verhältnismäßig enge Grenzen gezogen seien. Auf dem Gebiet künstlerischer und wissen­schaftlicher Bestrebungen aber haben die deurschen Bundes­staaten ein ebenso reiches wie dankbares Feld der Bearbeitung vor sich und er sei daher alle Zeit darauf bedacht gewesen, in Württemberg sozusagen ein Kulturzentrum zu schaffen und zu erhalten, eine Stätte, wo mancherlei Interessen idealer Natur eine liebevollere und wohl auch eigenartigere För­derung uud Pflege erfahren können als dies vielleicht da und dort sonst der Fall sein möge.

r Keilörsrn», 26. Febr. Ja der heutigen Gemeinderats- fitzung wurde ein Schreiben des Oberbürgermeisters a. D. Hegelmaier zur Kenntnis gebracht, wonach Hegelmaier er­klärt, daß er auf sein Heilbronner Bürgerrecht verzichte. Auf die vielfachen Verunglimpfungen und Beleidigungen hin, die ihm seit seinem Rücktritt uud besonders bei der Wahl seines Nachfolgers öffentlich in reichstem Maße zu teil geworden seien, stade er keine Ehre mehr darin, noch länger Heilbronner Bürger zu sein.

* Heislinge«, 26. Febr. In den Wäldern bei Hofftett wurde gestern abend von Jagdpächter Jeggle ein Wolf, rin prächtiges Tier, geschossen, der anscheinend aus den Vogesen herübergewechselt ist. Die letzten Wölfe wurden in Württem­berg 1839 bei Urach, 1843 bei Nattheim, 1847 bei Clee­bronn erlegt.

* (Aersch,'eöe«tS.) In Tro (singen brannte ein von 4 Familien bewohntes Wohn- und Oekonomiegebäude vollständig nieder. Die Abgebrannten sind alle versichert. Entstehungsursache ist unbekannt. Auf recht bedauerliche Weise verlor gestern Hirschwirt Heyd von Althengstett das Leben. Er besuchte einen kranken Freund und fiel beim Weggehen infolge Ausrutschens die Treppe herab und brach das Genick, so daß der Tod sofort rintrat.

* Aerkiu, 26. Febr. Der Kaiser hat an den Vorsitzen­den der Schantuugeismbahngesellschast, Wirk!. Geheimrat Dr. Fischer, folgendes Telegramm gerichtet:Das mir ge­

,,So!"" sagt der Pächter,ja warum Nicht gleich zum Herrgott gehn?

Der and're Weg ist lang und krumm,

Umsonst wird sein das Fleh'n!""

Drauf sprach der Graf:Zu hoch und hehr Ist Gott, zu unnahbar,

Da muß der Heilg'en großes Heer Fürsprecher sein fürwahr."

's könnt gehn'n, wie mir beim Rentamtmann,

Herr Graf! D'rum glaub' ich's nicht.""

Der Graf denkt:' ist ein kluger Mann,

Wenn auch ein Bauer schlicht."

Weil ihm gefiel die freie Red'

Ließ er ihn gnädig zich'n.

Dem, der zur rechten Schmiede geht Wird der Erfolg stets blüh'n.

A. Gtr.

Jer junge Kerr.

Von Leopold Sturm.

(Fortsetzung.)

Tini, Du solltest Dich .... besinnen, ehe Du so etwas sagst!' brauste Trude auf, und selbst Fräulein Lemme meinte:Dem Doktor Greif tun Sie jedenfalls Unrecht, Prinzessin, er ist ein so höflicher Mann Damen gegenüber, wie man eS nur verlangen kann. Und daß er mich zuerst um einen Tanz bat, finde ich durchaus takt­voll !"

Ernestine lachte.Das fehlte blos noch! Menschen­kinder brennen Ihr denn alle lichterloh!"

Aber Prinzesfin!"

Neidisch ist sie!" rief Trude lebhaft.

Warum sagst Du denn gar nichts von diesem Georg

meldete Eintreffen deS ersten Bahnzuges in Tsinanfu hat mich hoch erfreut. Ich beglückwünsche die Direktion zu diesem Erfolg, den der deutsche Unternehmungsgeist im fernen Osten errungen hat, und hoffe, daß ihrer rastlosen Arbeit in China weitere gleiche Erfolge beschieden sein werden. Wilhelm I. L."

* Merlin, 27. Februar. Wolffs Bureau berichtet aus Tokio vom 26. ds. Mts.: Admiral Kamiruru meldet: Nach einem Bericht der Torpedoflottille, die die Besatzung der zum Versinken am Hafeneingang von Port Arthur be­stimmten Brander aufzunehmen kommandiert war, ist der BranderHokomaru" am Hafeneingang, und zwar links unter dem Lenchtturme versenkt worden, der BranderBuf- hiumarn" außerhalb desselben. Beide Schiffe wurden durch ihre Besatzung versenkt. Die BranderTenshinmaru" und Buhomarnru" liegen östlich von Laothesan, diese und der BranderJinsemnaru" wurden ebenfalls durch ihre Be­satzung zerstört. Sämtliche Mannschaften wurden unver­sehrt gerettet; desgleichen ist die Torprdoflottille unbeschä­digt zurückgekehrt. In der Nacht vom 24. Februar unter­nahm die Torpedojägerflottille ein Rekognoszierungsgrfecht gegen Port Arthur, Talienwan und die Pigeon-Bay. Am 25. Februar beschoß die Hauptflottr die feindlichen Schiffe und die Befestigungen von Port Arthur auS großer Ent­fernung. Man beobachtete kurz nach Mittag die 3 Schiffe Nowik",Askold" undBajan", welche sich in den Hafen zurückzogen, und man gelangte zu der Ueberzeugung, daß das Versenken der Brander von keinem namhaften Erfolg gewesen sei. Hierauf »öffnete die Flotte ein heftiges Bom­bardement auf das Innere des Hafens; mau bemerkte Rauchsäulen, die aufstiegen. Während dieser Operation ver­nichtete unser Kreuzergeschwadrr einen Torpedojäger in der Nähe von Ratetsusan. Unsere Schiffs erlitten keinerlei Be- schädiguno, unsere Mannschaften keinerlei Verluste.Bei dem Ab­gänge dieser Meldung befand sich die Flotte noch in Aktion. Admiral Tago befindet sich noch im Vordertrkffen. Näheres wird von ihm berichtet werden.

* Aerli«, 27. Februar. Aus zuverlässiger russischer Quelle verlautet, daß einige 40 Familien jüdischer Aerzte aus Petersburg, Moskau und Kiew ausgewiesen wer­den, weil sie durch die Entsendung ihrer Familienväter nach der Mandschurei das Recht verloren haben, außerhalb des Ansiedrlungsrayons zu wohnen.

ss Merlin, 27. Februar. DieBoss. Zeitung" meldet aus Hamburg: Das 3jährige Söbnchen einer Auswanderer­familie stürzte gestern vormittag aus dem Zug Berlin- Hamburg bei voller Fahrt aus der plötzlich aufgesprungenen Türe und wurde tötlich verletzt. Ein Passagier, der nach dem Halten des Zuges die Strecke absuchte, wurde von einem entgegenkommenden Zuge überfahren und ebenfalls schwer verletzt.

0 Das königliche Opernhaus in Aerlirt wird am Dienstag mit einer Vorstellung derMeistersinger" wieder ernöffet. Die Umgestaltung, die der Kaiser nach dem Chicago» Theaterbrand befahl, beschränkt sich nicht nur auf die Anbringung von eisernen Nottreppen, Gallerten und Leitern an den Fassaden, es find vielmehr auch noch Sicherheitszugklappen auf dem Dache über der Bühne her- gestellt worden. Der Umbau macht keinen guten Eindruck, hoffentlich bewährt ec sich aber, wenn einmal Gefahr be­stehen sollte.

* Kalle, 26. Febr. In der Besorgnis, infolge des Krieges könne Rußland die Grenze sperren und damit 300 000 Arbeiter der deutschen Landwirtschaft diesen Sommer entziehen, entsandte die hiesige Landwirtschafts­kammer einen Beamten zur Erforschung der Sachlage über die russische Grenze. Eventuell soll Ersatz aus Galizien und Belgien, aus letzterem Laude allerdings zu höheren Löhnen beschafft werden.

0 Ueber Dentsch-Sübwestafrika verbreiten Londoner Blätter neue Lügevmelduugrn. Darnach sind dort englische

Eberhard?" fragte Gustel spitzig.Warum hast Du den« überhaupt mit ihm getanzt?"

Sechs Augen richteten sich mit durchbohrender Schärfe auf die junge blonde Durchlaucht, die sich stolz anfrichtete.

Ich habe überhaupt nicht mit ihm getanzt."

Oho! Sind wir denn alle blind?"

Nein! Aber Fräulein Grimm, unseres Oberförsters Tochter, hat mit ihm getanzt. Der Benedikt hat den neu­gierigen Patronen ein T für ein U vorgemacht. Uud als mich dieser Herr so anredete, kam mir die ganze Sache so komisch vor, daß ich tanzte, um nicht laut aufzulache».

Hm!" machte Trude.

Na, na!" äußerte sich Gustel.

Auch Fräulein Lemme schüttelte zweifelnd dm Kopf. Jedenfalls werden Sie gesehen haben, Prinzessin, wie ge­fährlich es ist, Fremden gegenüber d,e Position der äußersten Zurückhaltung aufzugeben. Ich hoffe, Sie werden sich dieses Tages immer von dem erwählten Standpunkt aus erinnern."

Ernestines Gesicht rötete sich leise; sie kämpfte mit allerlei auf sie einstürmenden Gedanken. Dann sagte sie kühl:Ich glaube, wir können das Thema Wohl fallen lassen, denn wir sehen diese Herren ganz sicher niemals wieder."

Damit hatte die Sprecherin aber den heftigsten Auf­ruhr entfesselt.

Was, ich sollte den Dr. Greif nie wieder sehen?" rief Trude avfrichtig erschreckt.

Ich hoffe im Gegenteil, dem Leutnant von Freilingen noch recht oft zu begegnen !" erklärte Gustel scharf.Und Du, Tini, solltest gar nicht so bestimmt reden, wer weiß, wie bald Du diesen Georg Eberhard wiederstehst!'

Wie meinen Sie das, Gustel?" fragte Fräulein Lemme, da die Prinzessin sich achselzuckend abgewandt hatte.

Das ist doch klar!" Und Gustel's hübsches Gesicht sprühte förmlich von Stolz über ihre genaue Beobachtung.