die Tagwach! an, von der Stadtkapelle gespielt. Um 10 Uhr war ein Festgottesdienst, an dem sich die Staats- und Ge­meindebeamten und der Kriegerverein in geschlossenem Zug beteiligren. Festmahle fanden im Gasthof zum Waldhorn und im Gasthof zum grünen Baum statt. Bei beiden Ver­einigungen fielen von patriotischem Empfinden getragene Toaste auf Sc. Majestät den König und Ihre Majestät die Königin, die freudige Aufnahme fanden. Die Mahle ver­liefen in gehobendster Stimmung. Ueber das Bankett, das zur Feier der 300jährigen Zugehörigkeit des .Amts Altensteig" zu Württemberg abends im Gasthof zum grünen Baum stattfand und überaus zahlreich besucht war, werden wir in morgiger Nr. eingehend berichten.

* Atte«fteig, 26. Februar. Der heurige Winter ist nicht sehr streng, was Kälte und Schneemenge anbelangt, aber dafür sehr langweilig und ungesund. Schon seit Wo­chen herrscht regnerisches und dabei windiges und kühles Wetter, so daß' man allenthalben Klagen über leichtere und ernstere Erkrankungen hört. Wie oft schon brachte der Februar ein wahres Frühlingswetter, das den Winter fast vergessen machte, während diesmal ein Tag so rauh und unfreundlich ist, wie der andere. Für die Landwirtschaft ist freilich ein zeitiger Frühling ja immer bedenklich. Ein solcher ist daher auch nicht erwünscht. Dagegen dürfte jetzt doch auch einige Zeit trockenes Wetter der gegenwärtigen Witterung vorzuzieyen sein. Gestern ist wieder Frostwetter eingetreten.

* Auf das Geburtsfest Sr. Majestät des Königs find für langjährige treue Dienste im Staatswald von der Königl. Forstdirektiou ein Diplom und eine Geldprämie von 50 Mark aus der Forftkasse verwilligt worden: dem Holzhauer Johannes Finkbeiner I von Kohlwald im Forst­amt Baiersbronn, Holzhauer Johannes Finkbeiner von Kniebis im Forftamt Freudenstadt, Holzhauer-Obmann Bernhard Haift von Klosterreichenbach im Forftamt Reichen­bach, Holzhauer Adam Müller von Hallwangen im Forstamt Pfalzgrafenweiler, Holzhauer Gottfried Brösamle von Kälber- bronu im Forstamt Pfalzgrafeuweiler, Wegwart Georg Würth von Langenbach im Forftamt Schönmünzach, Wegwart Jakob Wein von Thonbach im Forftamt Schönmünzach. Holzhauer Friedrich Treiber alt von Sprollenhaus, Holzhanerodmann Philipp Grrrbach von Enzklösterle im Forstamt Enzklösterle.

* Alk«, 23. Febr. Gestern abend hielt Stadtschultheiß Conz seinem bei der Wahl gegebenen Versprechen gemäß im Badischen Hof eine öffentliche Bürgerversammlung ab, wobei er über die Gemeindeverwaltung seit seinem Amts­antritt Bericht erstattete. Er gab zunächst ein Bild der städtischen Verwaltung in Einnahme und Ausgabe, verbreitete sich dann über das eventuelle Eingehen der Fruchtschranne, über eine Zwangslatrinenleerung und Zwangskehrichtabfuhr, über Tagunterricht in der gewerblichen Fortbildungsschule, über die Kindersterblichkeit im ersten Lebensjahr, über Hand- werksburschenunt erstützung, sowie namentlich über das polizei­liche Meldewefen, gegen daS trotz aller Bekanntmachungen immer wieder gefehlt werde, ferner über die Notwendigkeit der Erbauung von Arbeiterwohnungen, über eine vorsorgliche Baupolitik im Hinblick auf unfern Kurort, über unsere Eisen- bahnverhältnisfe. Sodann gab der Redner noch einen ge­schichtlichen Ueberblick über die Ereignisse und Personal- Veränderungen in hiesiger Stadt.

* Ire»de«st«dt, 24. Febr. Auf eine Eingabe der bürgerlichen Kollegien und des Gewerbevereins Freuden­stadt, betreffend die Erstellung eines neuen Verwaltungs­gebäudes auf dem hiesigen Hauptbahnhof, hat die K. Generaldirektion der Staatseisenbahnen sich dahin geäußert, daßdie Erstellung eines neuen Stationsgebäudes auf dem hiesigen Hauptbahnhof insolange verschoben worden sei, bis genügende Erfahrungen über den Verkehr nach Inbetrieb­nahme der Murgbahn auf beiden hiesigen Bahnhöfen vor­liegen. Nachdem dies nunmehr der Fall sei, seien die Pläne

Aer junge Kerr.

Von Leopold Sturm.

(Fortsetzung.)

Wie ein Blitz durchzuckte es Tini's Gehirn: Das hat der Benedikt angcstiftet! Und nun war es ihr unmöglich, ein herzliches Lachen zu unterdrücken.

Gnädiges Fräulein lachen über mich?"

Nein, nein; ich lache nur, weil Sie meinen Papa streng nannten. Der ist der beste aller Väter. Aber, sehen Sie, unser Fräulein mahnt zum Aufbruch. Das Vergnügen ist zu Endel"

So war es in der Tat. Agnes Lemme war ent­schieden, der Unterhaltung ein Ende zu machen. Zudem fuhr nun bald der Zug. Ernestine erhob sich, die beiden anderen Paare stellten den Tanz ein.

Da konnte es Georg Eberhard nicht über sich ge­winnen; er schritt geradewegs aufLemmchen" zu. Gnä­diges Fräulein, verdient Fräulein Grimm, die sich am Klavier für unsere Unterhaltung aufgeopferl, gar keinen Lohn? Gestatten Sie der Dame nicht einen einzigen Tanz?"

Wem, Fräulein Grimm?" rief Agnes Lemme ver­ständnislos, und auch Gustel und Trude machten erstaunte Gesichter.

»Nun ja, unsere gütige Klavierspielerin! Freilivgen, spielen Sie einen einzige» Tanz I"

Und während der Leutnant lächelnd zum Instrument schritt, bat der Prinz Ernestine: Einen einzigen Walzer, ich bitte, Fräulein Grimm I"

Sie wollte wiedernein" sagen, aber die Lippen blieben geschlossen. Und so flogen sie zwei, dreimal den Saal herum. Plötzlich blieb Georg Eberhard stehen, er suchte die Augen des jungen Mädchens hinter den langen Wimpern, cs gelang ihm nicht. Er verbeugte sich tief und

für die Neubauten nunmehr in Arbeit genommen und sei beabsichtigt, die Aufnahme einer Forderung hiefür in das Eisenbahnbaukreditgesetz für 1905/06 zu beantragen." Damit ist der längst zum Bedürfnis gewordene Bau eines der Bedeutung der Stadt Freudenstadt als vielbesuchter Kurort und Fremdenplatz entsprechenden würdigen Bahnhofgebäudes in greifbare Nähe gerückt. (Gr.)

* Stuttgart, 24. Februar. Die Neuordnung der Ge- meindeverfassnng und -Verwaltung schreitet in der Kom­mission nur langsam fort. Bis jetzt kam nur die Gemeinde­ordnung zur Beratung. Erledigt find u. a. die neuen Be­stimmungen über die Eingemeindung und Gemeindeeintei­lung, den Gemeinderat und den Bürgeransschuß, die Ver­waltung deS Gemeindevermögens, des örtlichen Stiftungs­vermögens, ferner über die Gemeindeverbände, die Orts- Polizei, die Rechtsverhältnisse der Mitglieder der Gemeinde- kolttgieu und der Gemcindebeamten und endlich die Hand­habung der Disziplin gegen die letztgenannten. Bezüglich eines Hauptpunktes, der Lebenslänglichkeit des Ortsvor­stehers wurde beschlossen, eine lOjäbrige Wahlperiode ein­zuführen, jedoch ohne rückwirkende Kraft. Der Bürgeraus­schuß soll das Recht der Initiative erhalten, so daß also seine Anträge vom Gemeinderat beraten werden müssen. Die Klasseneinteilung der Gemeinden wurde abweichend von dem Entwurf folgendermaßen geregelt: große Stadt von über 50 000 Einwohner, mittlere Städte von 1050 000 Einwohner, kleine Stadt- oder Landgemeinden mit weniger als 10000 Einwohner; diese letzteren zerfallen wieder in drei Klassen. Gemeinden erster Klasse mit 210000, zweiter Klasse mit 5002000 und dritter Klasse mit we­niger als 500 Einwohner. Die Magistratsverfassung (Stadt­rat und Stadtverordnetenversammlung) wurde nach dem Entwurf für alle Stadtgemcinden von über 10 000 Ein­wohner vorgesehen, doch nahm die Kommission 50 000 Ein­wohner als Grenze. Die Erledigung in der Kommission dürfte noch mehrere Wochen in Anspruch nehmen.

* Stuttgart, 25. Febr. Zu Ehren des Geburtstags des Königs hat die Residenz reichen Flaggenschmuck an­gelegt. Heute abend fand in üblicher Weise großer mili­tärischer Zapfenstreich von sämtlichen Musikkorps der hiesigen Garnison statt. Die Reserve- und Landwehroffiziere hatten den Geburtstag gestern im Hotel Marquardt gefeiert.

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* Eine Anzahl Schulbuben spielte dieser Tage in Miudeck bei Baden-Baden Krieg, und da sollten auch Kanonen abgeschossen werden. In Ermangelung von solchen wurde eine Röhre verwendet. Ein anderer wußte, daß sein Vater Sprengpulver zuhause hatte. Dies wurde geholt und die Röhre damit gefüllt. Derjenige, welcher am besten springen konnte, mußte sie mittelst Papier anzünden. Prompt ging der Schuß los, aber das Schießinstrument traf den t3jähriaen Schüler L. Kist so unglücklich in den Hinter­kopf, daß er nach einigen Tagen der erhaltenen Verletzung erlag.

* DieNorddeutsche Allgemeine Zeitung" meldet: Auf Einladung des preußischen Ministers der öffentlichen Ar­beiten traten gestern Kommissare der süddeutschen Bundes­regierungen und der sächsischen Regierung mit Vertretern der preußischen Staats- und der Rerchseisenbahnverwaltung zur Beratung über Vereinfachungen in der Leitung deS Güterverkehrs zusammen. Im Aufträge des Ministers Budde begrüßte Unterftaatssekretär Fleck die Erschienenen und legte i

z küßte die feine Hand. Nur Tini hörte die Worte, die er > flüsterte:Leben Sie wohl!"

j Es war vorbei. Benedikt erschien, die Herren ver- s abschiedeten sich.

j Die Lehrerin beherrschte sich mühsam, Gustel von j Brandfels strahlte, endlich hatte sie in dem Leutnant von Freilingen einen Kavalier gefunden, der ihrem Wesen ver­wandt war, Trude von Gernsheim war selig. Ernestine machte den Herren eine Verneigung, sie vermied es, zu sprechen, um den wiedererwachten seelischen Aufruhr nicht zu zeigen. Und dann gingen die Damen langsam dem Bahnhof zu, während die Herren wieder ihren Tisch auf­suchten.

Eine Perle, diese Blondine!" rief der Leutnant. Aber für mich etwas zu unnahbar. Das ist Fürften- stolz !"

Isis nicht so?" stimmte der Doktor zu.Und diese junge Dame eine Oberförsters-Tochter?"

Der Prinz schwieg.Und sie ist's doch!" sagte er endlich.Werner hatte Recht, sie weiß sich von einem treuen Herzen geliebt, daher ihr Stolz jedem Manne gegen­über."

Freilingen und Greif schwiegen; Freilingen konnte dem Prinzen nicht Unrecht geben, und Greif wollte es nicht. Zudem war ihnen beiden aus dieser kurzen Episode ein so reicher Schatz von freudvollen Erinnerungen erwachsen, daß sie für die Stimmung Georg Eberhard's in diesem Moment kein rechtes Verständnis hatten und auch nicht haben konnten.

Die Gläser waren von Neuem gefüllt, die drei jungen Leute stießen hell mit einander an.

Auf eine glückliche Zukunft!" sagte Werner Greifwarm.

Auf die Liebe!" rief Kurt von Freilingen.

Allein der Prinz schwieg. Dann, als er die Blicke seiner Freunde auf sich ruhen fühlte, leerte er sein Glas mit einem Zug.

die Veranlassung und das Ziel der von Preußen angeregten Beratungen dar. Die Leitung des Güterverkehrs habe von jeher besondere Schwierigkeiten verursacht. Man klage üker zu weit getriebene Ausnutzung der eigenen Linien, über maßlosen Wettbewerb zwischen den Staatsdahnen, ja über Vergewaltigung der Schwächeren durch die Stärkeren. Wenn auch solche Vorstellungen übertrieben seien, so werde man doch nicht verkennen können, daß eine Vereinfachung, ja auch Verbesserung auf diesem schwierigen Gebiete sich er­zielen lasse. Eine Nachprüfung der Vereinbarungen über die Leitung des Verkehrs scheine daher wohl angebracht. Als Verwalter des größten Staatsbahnbesttzes glaube der Minister die Anregung zu einer solchen gemeinsamen Prüfung über eine wirtschaftliche allgemein nützliche Ver­kehrsführung unter den deutschen Bahnen geben zu sollen. Die Untersuchung werde darauf zu richte« sein, ob nicht unter Einschränkung des Wettbewerbs durch eine planmäßige Zusammenfassung des vielfach zersplitterten Verkehrs und durch Auswahl der leistungsfähigsten Linien eine wirt­schaftlichere Brtriebsführung im Interesse aller Beteiligten sich ermöglichen lasse.

* Aachen, 23. Februar. Der ostafiatische Krieg hat den belgischen Waffenschmieden eine ungemein reiche Arbeit gebracht. In den letzten Tagen passierten große Ladungen, welche für Rußlands Rechnung bestimmt waren, das nahe gelegene Veroiers. Teilweise ist der Verkehr derartig, daß am Bahnhof in Berviers-West Stockungen eingetreten find. Auch im rheinisch-westfälischen Industriegebiet wurden große Abschlüsse für russische Rechnungen in den letzten Lagen gemacht. Auch erhielten sinzelne große deutsche Tuchfab­riken seitens Japans umfangreiche Bestellungen auf sofor­tige Lieferung.

ss Ein Kuriosum teilen weftpreußische Blätter aus Kl- öittg mit. Einem Barbier wurde vor sieben Jahren ein Zwillingspaar geboren. Jetzt, geuau an demselben Tage, brachte der Storch wieder Zwillinge. Und beide Male waren es ein Knabe und ein Mädchen

* Es bleibt dabei, daß der Oberpostpraktikant Richard Wagner in Kana« Amt und Penftonsansprüche verliert, weil er in öffentlicher Versammlung ein Hoch auf die Sozialdemokratie ausbrachte. Der kaiserliche Disziplinar­gerichtshof in Leipzig hat das Urteil bestätigt.

* Penlsch-Südrvekafrika. Mit etwa 200 Mann Ver­stärkung für die Schutztruppe und acht Revolverkanonea und Maschinengewehren ist der DampferAdolf Wörmarm" am Mittwoch in Swakopmnnd eingetroffen. Das Schiff hat auch 75 Kisten 5,7 Centimeter-Granatpatrouen an Bord.

* Der von den Herero ungerichtete Schaden wird nach vorläufiger Schätzung auf 6 Mill. Mark angegeben. Da ein Drittel davon als notwendiger unmittelbarer Bedarf an­gesehen wird, sollen vorerst 2 Mill. Mk. in dem angekündigte« Nachtragsctat verlangt werden. Die nächste Postgelegenheit nach Süwestafrika bietet sich am 2. März.

Hrr/tsLcrnorfcHes.

* Kt. Halle«, 23. Februar. Gestern und heute gab es in der Ostschweiz großen Schaeefall und einen starken Kälterückschlag.

* Mer«, 24. Febr. Vierhundert russische Studenten und Studentinnen der Universität Bern faßten eine Resolution, welche die Hoffnung «usspricht, daß die revolutionären Ele­mente Rußlands sich mobilisieren und den russischen Krieg gegen Japan zu einem Kriege der russischen Volksmassrn ge­gen das offizielle Rußland gestalten. Die Resolution schließt mit den Worte» :Nieder mit dem Zarismus! Es lebe der internationale Sozialismus!"

* Es find nun mehr als zwei Jahre verflossen, seit die junge Bernerin Gertrud Hrlsvrunner bei Kze an der Ri­viera auf schreckliche Werse ermordet worden ist und noch beschäftigt sich die Oeffentlichkeit in jener Gegend mit

Es war einmal!" sagte er leise.

Das war eine stürmische Eisenbahnfahrt, die der vier Damen nach Freudau, und das Signal für den Ausbruch des Sturmes hatte die sanfte Trude wider ihren Willen gegeben. Allerdings hatte es von Fräulein Lemmes Stirn schon längere Zeit gewettcrleuchtet.

Das war recht, Tini, daß Du wenigstens einen Tanz getanzt hast > Er tanzte, als ob er ein Prinz wäre, der ganz und gar zn Dir Paßte. Und wie er Dir^ mit seinen braunen Augen treuherzig ansah!"

Bitte, lassen Sie solche Mitteilungen, Fräulein Trude!" sich: Fräulein Lemme scharf dazwischen. Das interessiert uns nicht!"

Aber Trude hat Recht!" rief Gustel kühn, die seit dem Erscheinen des Leutnants von Freilingen ihre An­schauungen wesentlich zu Gunsten der fremden Herren geändert hatte. Ein schneidiger Offizier war immer ihr Ideal gewesen, und die Persönlichkeit Kurt von FreiliugenS kam diesem Ideal sehr nahe, wenn sie es nicht verwirklichte. Dieser Herr Georg Eberhard und Tini gaben wirklich ei» wundervolles Paar ad."

Meine Damen," wollte Fräulein Lemme von Neuem beginnen, aber Ernestine kam ihr zuvor. Sie schien so kühl und unnahbar, wie stets, als sie nun sagte:Aber, Lemm- chen, ärgern Sie sich doch nicht. Die beiden jungen Dinger sind ja im siebenten Himmel, da mögen sie einmal reden. Morgen sind sie wieder auf unserer nüchternen Erde und da werden sie anders sprechen. Dieser windige Leut­nant . . . ."

Oho!" rief Gustel dazwischen, das verbitte ich mir. Ein Freifräuleiu von Brandfels tanzt nicht mit windigen Herren."

Und dieser stocksteife Doktor," fuhr Ernestine unbe-> irrt fort. (F. f.)