stenographischen Bericht über die Rede des Abg. Frohme (soz.) vom 4i Februar über den Gesetzentwurf betr. die Ent­schädigung unschuldig Verhafteter fest, die eine Erwiderung des elfteren unverständlich erscheinen lassen. Sodann wird die Beratung des Etats des Reichsamts des Innern beim KapitelReichsgesundheitsamt" fortgesetzt. Müller- Sagan (fr. Vp.) fordert für die Veterinärärzte die Verlei­hung des Doktortitels. Unterstaatssekretär Hopt erwidert, das Reich sei in dieser Frage nicht zuständig. Württemb. Bundesratsbevollmächtigter Schicker tritt den gestrigen Ausführungen des Abg. M ülle r-Meiuingen (fr. Vp.) über die Geheimmittel entgegen; er bleibt aber, da er sehr leise spricht, unverständlich. Der Präsident des Reichsge­sundheitsamts Köhler bestreitet die Richtigkeit der Aus­führungen des Abg. Müller-Sagan, daß in der bio­logischen Abteilung der Formalismus überwiege. Gegen­über Sch ei bemann, der gestern unter anderem gesagt hat, die Großgrundbesitzer hätten ihre Vorbildung als Ka­vallerieoffiziere erhalten, führt Abg. Reventlow (wirtsch. Vgg.) aus. diese Tätigkeit brauche nicht absolut lähmend auf die Intelligenz zu wirken; vielmehr sei dies der Fall bei Jemand, der berufsmäßig über Dinge zu sprechen und zu schreiben habe, von denen er nichts verstehe. Mit der Einführung der Fleischbeschau für die Hausschlachtungen würde man gerade den minder erwerbsfähigen Kreisen der Landwirtschaft und den Arbeitern große Lasten auserlegen. Graf Bernstorff (Welfe) erkennt die Leistungen der biologischen Abteilung und die daraus entspringenden Vor­teile für die Land- und Forstwirtschaft und für den Obst­bau an und bedauert, daß über diese Arbeiten nichts Au­thentisches in die Oesfentlichkeit komme. Staatssekretär Graf Posadowsky sagt weitgehende billige Veröffentlichung de: Arbeiten dieser Abteilung zu. Wall au (nlb.) hält eine genaue Kontrolle des importierten Fleisches für sehr angebracht. Die Bestimmungen über die Hausschlachtunge« seien Sache der Einzelstaaten. Wenn die Hausschlachtung kontrolliert werden soll, muß sie mit der obligatorischen Viehverficherung Hand in Hand gehen. Drösch er (kons.) meint, eine vermehrte Einfuhr der Lebensmittel habe eine vermehrte Gefahr für die Volksgesundheit zur Folge. Die Hausschlachtungen zu kontrollieren, sei schädlich für die kleinen Landwirte. Die deutsche Viehzucht befinde sich er­freulicherweise in einem- gewaltigen Aufschwung. Dahlen (Ztr.) beschwert sich über den Beschauzwang der Haus- jchlachtung in Hessen und über zu hohe Gebühren hiefür. Kulevski (Pole) hält es für eine Kautschukbestimmung, daß nach der neuen Prüfungsordnung für Mediziner von der Prüfung ausgeschlossen wird, wer strafrechtliche und fitttliche Verfehlungen sich zu schulden kommen ließ. Da­durch gelangte man schließlich dazu, den polnischen Aerzten die Approbation zu verweigern, da in manchen Kreisen die Zugehörigkeit zum polnischen Volke als sittliche Verfehlung angesehen werden könnte. Redner wendet sich dann gegen eine Verstaatlichung der' Apotheken. Horn - Sachsen (Soz.) tütt für Einführung der obligatorischen Fleischbeschau ein und verlangt dann energische hygienische Schutzmaßnahmen für die Landar­beiter. Staatssekretär Graf P o s a d o w s k y erklärt entgegen einer Bemerkung des Vorredners, daß nach ß 24 des Fleisch­beschaugesetzes die Bundesregierungen Wohl befugt sind, Ausnahmen zuzulassen und auch für die Hausschlachtungen die obligatorische Fleischbeschau vorzuschreiben. Gegen den Gedanken, die Kosten für die Fleischbeschau auf die Staats­oder Reichskasse zu übernehmen, müsse er entschieden Stellung nehmen. Er sagt wohlwollende Untersuchung der Arbeitsstätten und der Verhältnisse der Arbeiter zu. Kanitz (ko»s.) versichert, mit seinen Freunden bereitwilligst für bessere Arbeitsverhältnisse der Glasarbeiter eintrelen zu wollen, bedauert dann den augenblickliche» niedrigen Preisstand für Schweine und fordert Abschaffung der Mahl- und Schlacht­steuer und ausreichenden Schutz der Landwirtschaft u. Viehzucht.

Les-frucht. K

O sanfter, süßer Hauch Schon weckest du wieder Mir Frühlingslteder,

Bald blühen die Veilchen auch.

Der junge Kerr.

Von Leopold Sturm.

(Fortsetzung.)

An diesem Abend ließ der Herzog die beiden jungen Herren zu einer Unterredung bitten. Sie fanden ihn allein mit seinem ergrauten Kammerdiener, der Herzog sah abge­spannt und leidend aus, einer der in letzter Zeit häufiger aufgetretenen gichtischen Anfälle schien ihn ziemlich hart mit­genommen zu baden. Ader auf die teilnahmsvollen Fragen nach seinem Befinden antwortete er mit einem kurzen:Es ist nichts I"

Eine Zeit lang hielt sich das Gespräch in gewöhn­lichen Bahnen, dann aber erkannte Georg Eberhard, wie Werner Gieif unschwer, daß der Herzog einem bestimmten Ziele zusteuce, und dies war, wie sie bald merkten, ein Pro­jekt über die Vermählung des Prinzen, eine Eröffnung, die den Letzteren einen Augenblick so perplex machte, daß Greif rin leises Lächeln nicht unterlassen konnte.

Zum Thronfolger hatte der Großneffe des Herzogs nur geringe Neigung, aber zum Ehemann schien er, seinem Gestchtsausdruck nach zu schließen, für jetzt wenigstens noch weniger Lust zu haben.

Der Herzog harte etwa so gesagt :Mein lieber Georg, daß ich regen und aufr cht'gen Anteil au Dir nehme, der Du mir nach dem Erbprinzen am nächsten stehst, mußt Du erkannt haben und wirft Du begreifen; ich bin Dir auf­richtig Dank für Deine freundliche Anwesenheit schuldig, die Du einem Greise erweisest. Daß für Dieb selbst der Auf­

anstellen, ob die Markenklebung für die unständigen Ar­beiter in Ordnung ist. Es ist deshalb jedem Arbeitgeber, wenn er sich vor Nachzahlungen und Strafen schützen will, zu empfehlen, daß er sich die Quittungskarte seiner Wasch­frau, Kundennähterin usw. beim Beschäftigen stets vor­zeigen läßt und für Einklebung der Beitragsmarken sorgt.

* Katterbach, 8. Februar. Wegen starker Verbreitung der Masern mußte heute die Elementarklasse der hiesigen Volksschule bis auf weiteres geschlossen werde».

* Irendenstadt, 8. Februar. In Böffingen, hiesige» Oberamts, wurde an Stelle des zurückgetretenen Schult­heißen Weinhändler M. Eberhardt daselbst zum Orts Vor­steher gewählt.

* (Strafkammer Tübingen.) Der ledige Mechaniker Heinrich Kehrer aus Brochenzell besuchte im Oktober seinen Onkel, den Darlehenskassierer Gottlieb Frisch in Deren­dingen, benützte die Abwesenheit seines Onkels, erbrach die Kommode, in welcher die Darlehensgelder verwahrt sind, stahl gegen 90 Mark und verschwand. In Briefen an sei­nen Onkel räumte Kehrer die Tat ein, bat um Verzeihung und sicherte Ersatz zu. Heute leugnete er der Täter zu sein und gab nur zu, daß er wußte, daß sich in der Kom­mode Geld befind-, daß er um die Zeit, zu welcher der Diebstahl begangen wurde, allein im Hause war und daß er sich ohne Abschied entfernt habe. Der Angeklagte hatte in Tübingen ein von ihm gestohlenes Fabrrad zur Repara­tur. deren Kosten er nachher mit einem Goldstück bezahlte. Der Angeklagte, der zur Zeit in Rottenburg wegen Dieb­stahls eine zweimonatliche Gefängnisstrafe verbüßte, wurde wegen schweren Diebstahls unter Einrechnung obiger Strafe zu 10 Monaten Gefängnis und Tragung aller Kosten ver­urteilt.

* HllwLUgeu, 8. Februar. Der König hat .der Bitte um Begnadigung des zum Tode verurteilten Emil Fink von Pforzheim nicht stattgegeben Die Hinrichtung findet am Mittwoch 10. Febr., vorm. ^8 Uhr im Hofe des Amts-

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gerichtsgebäudes statt.

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'Verschiedenes.) Ein 72 Jahre alter Mann, der aus Amerika kam um in Schwenningen seine Verwandten zu besuchen, wurde in Vlllingcn. wohin er einen Abstecher gemacht hatte, vom Zuge überfahren und sofort getötet. Von Wasseralfingen wird berichtet: Durch das Spie­len eines 4jäbr. Knaben mit Zündhölzchen geriet ein Bett in Brand, in dem ein f/^jähr. Kind schlief. Bis die Mutter dazu kam, hatte das Kind derartige Brandwunden, daß es nach kurzer Zeit verschied. In Enzberg erhielten die Georg Fischer'schen Eheleute die Trauerbotschaft, daß der Hamburger FrachtdampferFortuna" mit Mann u. Maus untergegangen sei. Auf dem Schiff befand sich ihr hoff­nungsvoller, 20 Jahre alter Sohn als Matrose. Am Donnerstag Hai sich der 62 Jahre alte Landwirt F. G. von Baumerlenbach ertränkt. Der Mann soll schon längere Zeit Selbstmordgedanken gehabt haben. Verhaftet wurde in Gmünd der Leichenschauer B. wegen mehrfacher Ver­untreuungen und Unterschlagungen, sowie Fälschungen seiner Register. Die Polizei ist in reger Tätigkeit das Beweis­material zu sammeln. Die Stadtkasse soll sehr in Schaden kommen.

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* Um der wachsenden Sittenverderbnis vorzubeugen, hat der Pfarrer von Hckkadt in Hessen angrordnet, daß Kna­ben und Mädchen nicht mehr zusammen Schlittschuh laufen dürfen. Sie dürfen nur auf getrennten Eisflächen sich ver­gnügen. So meldet dieMitteldeutsche Sonntagszeitung", und sie empfiehlt gleichzeitig, der Herr Pfarrer möge noch anordnen, daß die Familien entweder nur Knaben oder Mädchen haben dürfen.

* Dresden, 8. Febr. Der König spendete für die im Hereroaufstande Geschädigten 1000 Mark.

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Stauffer (B. d. L.) meint, Deutschland sei in der Lage seinen Bedarf an Fleisch selbst zu decken. Darauf müsse besonders beim Abschluß neuer Handelsverträge speziell Rußland gegenüber Rücksicht genommen werden. Paasche (ntl.) verlangt Vorlage eine« Reichsviehseuchengesctzes. Die Weiterberatung wird hierauf auf morgen 1 Uhr vertagt.

Lcrndesna chrichten.

* Akteusteig, 10. Februar. Schon zwei Nächte hatten wir gewaltigen Sturm und Regenschauer. Die Stöße, das Brausen und Rütteln hielten fast ununterbrochen an und ließen einen gesunden Schlaf der Menschen nicht aufkom- meu. Tagsüber herrscht milde Temperatur und die häufig aus den Wolken hervorbrechenden Sonnenstrahlen find ein freundlicher Vorbote des nahenden Frühlings. Vom Unter­land weiß eine Zeitung schon den Einzug der Staren zu berichten.

* (Zum Jnvalidenversicherungsgesetz.) In den letzten zwei Jayren sind vom Vorstand der Versicherungsanstalt Württemberg vielfach Strafen über solche Arbeitgeber ver­hängt worden, welche die Versicherung von unständigen Arbeitern und Arbeiterinnen (land- und forstwirtschaftliche Taglöhner, Holzspälter, Wäscherinnen, Putzerinnen, Kunden­nähterinnen und Büglerinnen), also für solche Personen, welche einer Krankenkasse nicht anzugebören haben, unter­lassen haben. Auch ist der Fall vnrgrkommen, daß Arbeit­geber zur Bezahlung von Invalidenrenten verurteilt worden sind, weil den von ihnen beschäftigten Personen aus dem Grunde eine Rente nicht zuerkannt werden konnte, weil die Arbeitgeber die Anmeldung zur Versicherung bezw. die Einklebung der Beitragsmarken in die Quittungskarten ver­säumt haben. Um die Arbeitgeber vor solchen Unannehm­lichkeiten und Vermögensnachteilen zu schützen, wird den­selben dringend geraten, beim Beschäftigen von unständigen Arbeitern sich die Quittungskarte stets vorzeigen zu lassen und die Beitragsmarke einzukleben. Die letztere kann von jeder Postanstalt bezogen werden und es ist''pro Woche für weibliche Personen eine Marke 2. Klasse (20 ^) und für männliche Personen eine solche 3. Klasse (24 ^) zur Klebung zu bringen. Nach § 140 des Gesetzes ist von demjenigen Arbeitgeber, welcher den Versicherten während der Woche zuerst beschäftigt, der volle Wochenbeitrag zu entrichten. Wurde dieser Verpflichtung vom ersten Arbeit­geber nicht genügt und hat der Versicherte den Beitrag nicht selbst entrichtet, so hat derjenige Arbeitgeber, welcher den Versicherten weiterhin beschäftigt, den Wochenbeitrag zu entrichten, doch steht ihm gegen den zunächst Verpflichteten Anspruch auf Ersatz zu. Der Arbeitgeber hat die Bei­tragsmarke selbst zu kleben und hat das Recht, den hälftigen Betrag für die Marke am Lohn in Abzug zu bringen. Dadurch, daß der Arbeitgeber den Versicherungsbeitrag in bar an den Versicherten verabfolgt, wird er seiner Ver­pflichtung nicht entbunden, wenn sich später herausstellt, daß der Versicherte die Markenklebung für diesen Beitrag unterlassen hat. Ja, der Arbeitgeber hat in diesem Fall noch den weiteren Nachteil, daß er die rückständigen Bei­träge in vollem Betrag nachzuzahlen hat, ohne daß er Anspruch auf Ersatz der Hälfte gegen den Versicherten hätte. Die Monaisfrauen, Lauffrauen rc, also solche Per­sonen, welche jeden Tag oder in mehreren Tagen der Woche in ein und demselben Hause beschäftigt werden, sind vom betr. Arbeitgeber der Ortsbehörde für die Arbeiter- Versicherung anzuzeigen, bei welcher Formulare hiezu er­hältlich find. Solche Arbeitgeber, welche bezüglich der Verficherungspflicht über eine Person im Zweifel sind, tun am besten, wenn sie sich Hierwegen bei der Ortsbehörde für die Arbeiterversicherung Rats erholen. Es sei hier noch darauf aufmerksam gemacht, daß die Kontrollbeamten der Versicherungsanstalt Württemberg in jeder Gemeinde des Landes von Zeit zu Zeit genaue Erhebungen darüber

enthalt in meinem stillen Hohenburg keine überwältigenden Reize haben wird, ist mir natürlich klar, und ich sinne be­ständig darauf, wie es mir gelingen möchte, Dir Dein Ver­weilen interessanter und die Jugend will ja doch ihr Recht haben auch amüsanter zu gestalten. Hast Du selbst über diesen Punkt nicht bereits nachgedacht, Georg?"

Der Prinz hatte während dieser Worte nur einen flüchtigen Blick mit Dr. Werner Greif tauschen können, aber was er in des Freundes Auge las, war für ihn verständ­lich genug: Vo sichtig, behutsam sein! Das war in des Gelehrten ernsten Blicken zu lesen.

Mein gnädiger Herr Oheim wolle versichert sein, daß mir Ew. Hoheit Huld, den Aufenthalt in Hobenburg so angenehm gestaltet hat, daß mir keine Wünsche weiter übrig bleiben. Und wenn ja wie Ew. Hoheit anzuerkennen ge­ruhten. der Jugend noch ein herzhaftes Aufatmen zuweilen erwünscht schien, dort sitzt der Freund," er wies auf Wernerin dssen Gegenwart es geschehen ist. Ich habe Ew. Hoheit für die gnädige Fürsorge meinen aufrich­tigsten und herzlichsten Dank abzustatten und kann es nicht wagen, noch feinere Huldbezeugungen zu erbitten."

Der Herzog nickte lächelnd, als ob die ziemlich diplo­matisch gehalten« Antwort seinen vollen Beifall finde. Dann schaute er aufme, ksam zu dem in respektvoller Haltung verharrenden Dr. Greif hinüber.

Ich bin Ihnen aufrichtig dankbar, lieber Herr Doktor, daß Sie sich in so uneigennütziger Weise meinem Groß­neffen widmen. Ich habe versucht, Sie dauernd hier in Hohenburg zu fesseln; Sie haben, zu meinem Bedauern, erklärt, daß sie menren Wünschen nicht für eine längere Zeit Rechnung tragen könnten, da Ihre Neigungen einer rein wissenschaftlichen Laufoahn gelten. Daß ein tüchtiger Mann, wie Sie, ein Anrecht darauf hat, seine Zukunft sich selbst zu bestimmen, erkenne ich ohne Weiteres an; ich bin nicht

so verblendet, daß ich annehmen sollte, eine angesehene Stel- lang an meinem Hofe, an einem fürstlichen Hofe überhaupt, ^ A sei das Erstrebenswerteste, was ein Mann, wie Sie, verlangen -Z s ^ kann. Ich glaube im Gegenteil recht gern, daß für Sie die Bande, welche Sie mit einem Hof verbinden, recht »» drückend werden können, weil Sie Ihre Zeit und Ihre Eigenart einschcäuken; aber, und darauf kommt r!^iH es mir an, wenn Sie die Lust am Verweilen hier in Hohen- bürg verlieren, dann würde auch dasselbe bei Georg der ge Fall sein!"

Ew. Hoheit bitte ich . . ." fiel der Prinz ein. ss.»^

Bitte noch einen Augenblick!" war die Antwort des Herzogs.Herr Doktor, ich wende mich nochmals an Sie, weil Sie mit dem Leben in seiner Alltäglichkeit, in seiner ganzen Nüchternheit, aber auch unerbittlichen Folgerichtig- keit vertrauter sind, als mein Neffe. Ich weiß sehr wohl, daß man mich einen Regenten nach dem Herzen des anoisn « rögstwo nennt. Und wer so sagt, der hat Recht! Das bin ich und werde ich bleiben, weil ich auf dem Standpunkt stehe, daß namentlich der Herrscher eines kleinen Staates * mit seinen Untertanen in einem gewissen traditionell patri­archalischen Verkehr bleiben muß, wenn er nicht jeden Bo­den unter den Füßen verlieren soll. Meine Herren Land­stände sind natürlich der Anschauung, daß sie allesamt das Regieren gerade so gut verstehen, wie ich, aber wenn ich sehe, wie die eine Partei auf die andere loshackt, wie sie Dingen eine übernatürliche Wichtigkeit beimißt, von welchen in fünf Jahren vielleicht Niemand mehr spricht, dann er­kenne ich doch, daß es um eine fürstliche Würde etwas Großes ist. Niemals dem Winde der Meinungsverschiedenheit preisgegeben, wurzelt in mir die Ucberzrugung meiner Vor­fahren, und mögeu meine Untertanen au der Bicrbank noch fo sehr schelten und kritisieren, was ihnen ihr Herzog ist, wisfen sie doch. Darauf bin ich stolz; ich bin in dieser meiner stolzen Fürstenwürde ein einsamer Mann geblieben,