Bahnen an ein größeres Eisenbahnnetz zu verbessern. Der frühere Plan der Reichseisenbahnen ist leider vereitelt worden und wird Wohl auch nicht mehr ausführbar sein. Auch die Durchführung des Art. 42 der Reichsverfassung würde keine vollständige Abhilfe bringen. Nur eine vertragsmäßige Betriebsgemc'inschaft und die Verteilung der Gesamteinnahmen nach einem gerechten Maßstab würde unsere Lage verbessern. Daß eine vertragsmäßige Eisen- Lahnbetriebsgememschaft ohne Beeinträchtigung der politische» Selbständigkeit der einzelnen Staaten ausführbar sei, dafür habe man durch die allseitig freudig begrüßte Postkonvention einen klaren Beweis erhalten. In kurzen Zügen berührte der Redner hierauf das finanzielle Verhältnis zum Reich und sprach den Wunsch aus, daß das Reich mcht mehr Kostgänger der einzelnen Staaten sein, sondern finanziell selbständig werden möchte. Sodann ging Redner über auf die am 1. April 1905 zur Einführung gelangende Steuerreform. Für die kleinen und mittleren Einkommen hätte seines Erachtens die Progression etwas milder festgesetzt werden sollen. Dann führte der Redner kurz die wichtigsten Fragen der neuen Gemeindeordnung auf. Er begrüßte, daß der Bezirksrat (6 von der Bezirksversammlung gewählte Bürger unter dem Vorsitz des Oderamtmanns) einen ausgedehnteren Wirkungskreis erhalten wird und wünsche die Beiziehung des Laieuelements auch zu der Kreisverwaltung. Das Plenum der Kammer wird sich mit den beiden Entwürfen etwa im April oder Mai, vielleicht auch erst im Herbst beschäftigen. Bei Besprechung der Bolksschulreform wies der Redner die Borwürfe mancher Lehrer gegen die Kammer und insbesondere gegen die Deutsche Partei als durchaus ungerecht zurück. Bezug!, der Verfasfuugsrevision erinnert der Redner an den einstimmig angenommenen Antrag der Deutschen Partei und der Volkspartei der Regierung die Bereitwilligkeit der (Kammern zu erklären, zu dem Zustandekommen einer zeitgemäßen Reform der Verfassung mitzuwirken. Wir bekämpfen das Privilegium des Amts und der Geburt; wenn die Privilegierten als gewählte Vertreter deS Volkes in die Kammer eimreten würden, wären sie uns herzlich will kommen. Zur Verbesserung der Geschäftsordnung, insbesondere zur Erfüllung unserer sozialen Pflichten werden wir stets bereit sein. Wir haben dabei stets das allgemeine Wohl im Auge. Als liberale Partei werden wir gleichermaßen sters die Rechte des Volkes wahren, rückschrittliche Pläne ablehnen. Wir werden endlich auch die Rechte der Kirchen schützen, jede konfessionelle Ueberzeugung achten, allein was das Zusammenleben der Menschen im staatlichen Verbände betrifft, so muß die mächtige; Hand des Staates ordnend walten, insbesondere auch den konfessionellen Friede« erhalten. Wir wollen vertrauensvoll der Zukunft entgegengehen mit dem doppelten Wahlspruch: „Hie gut Württemberg allweg!" und „Deutschland, Deutschland über alles!" (Lebhafter Beifall.) Abg. Dr. Hieber sprach über Reichstag und Reichspolitik. Kein Patriot werde sich der Ueberzeugung verschließen, daß die gegenwärtige politische Lage ernst sei, nach außen wie nach innen. Unsere auswärtige Politik lasse sich, das dürfe man wohl sagen, von dem auch von dem Fürsten Bismarck verfolgten Bestreben leiten, das mit schweren Opfern Erreichte nicht unnötig vor neue Entscheidungen zu stellen, solange dies mit Ehren vermiede» werden könne. Aber cs müsse lähmend auf unsere auswärtige Politik wirken, wenn das Ausland wisse, daß hinter der Reichsregierung nicht ein von dem Stolz des NationalbewußtseinS erfüllter Reichstag stehe. Bebel habe im Reichstag neulich sogar für die deutschen Interessen in der Mandschurei eine Lanze einlegen zu solle» geglaubt, aber daß eine erfolgreiche auswärtige Politik nur getrieben werden könne, wenn die nötige Macht hinter derselben stehe, das sehe Bebel nicht ein. Nach wie vor sei das deutsche Reich auf eine starke Rüstung zu Wasser und zu Land cm-
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gewiesen, wenn es auf dem Gebiet der auswärtigen Politik auf die Dauer sich erfolgreich betätigen soll. Der Redner ging hierauf über zur inneren Politik. Nach einer kurzen Pause, in welcher die Wahlen zum Landesausschuß vorgenommen wurden, sprach sodann »och Rechtsanwalt Dr. Schefold-Ulm über „die Aufgaben der nationalliberalen Partei." Der Geschäftsführer der Deutschen Partei, Dr. Fe Zer, erstattete den Tätigkeitsbericht, in welchem er hervorhob, daß die bisher mit dem neuen Parteiwochenblatt gemachten Erfahrungen und die eifrige Tätigkeit der Parteigenossen auf dem Lande zu der Hoffnung berechtige», daß das Wochenblatt in einer dauernden Auflage vou 20 000 Exemplaren verbreitet werden könne. Bei dem letzten Punkt der Tagesordnung „Anträge aus der Versammlung und Meinungsaustausch" wandte sich Schriftsetzer Fine gegen die Sozialdemokratie und forderte die Arbeiter auf, diejenigen Arbeiter, die nicht zur Sozialdemokratie übergehen wolle», in Schutz zu nehmen gegenüber dem Druck, der von sozialdemokratischer Seite ausgeübt werde. Oberförster Schleicher-Ebingen befürwortete die Herausgabe einer Zeitungs-Korrespondenz für die nationalliberale Presse Württembergs und redete einem Zusammengehen aller Liberalen zur Bekämpfung der gemeinsamen Gegner das Wort. An diese Versammlung schloß sich ein gemeinsames Mahl im Festsaal der Liederhalle an.
* Degerloch, 11. Jan. Gestern wurde im Walde, in der Nähe des Wasscrhauses, der frühere sozialdemokratische Reichstagsabgeordncte Agster erhängt aufgefunden. Agster, welcher früher den Wahlkreis Pforzheim im Reichstag vertrat, war im höchsten Grade nervenleidend.
* Höppi«ge«, 10. Januar. Der Konkurs Gutmann hält die Gemüter fortgesetzt in Spannung. Es werden fast täglich neue Unredlichkeiten des allgemein als Hauptschuldigen angesehenen Bernhard Gutmann bekannt. Der hinter ihm erlassene Steckbrief lautet auf Bankerott, Betrug und Untreue; es steht aber fest, daß damit die Zahl seiner Straftaten noch nicht erschöpft ist. Es soll übrigens nicht ausgeschlossen sein, daß das Verfahren auch auf seine angeblich nach Frankfurt a. O. abgereiste Frau ausgedehnt wird. Nach und nach wird bekannt, einen wie luxuriösen Haushalt Bernhard Gutmann geführt hat. Er bezog angeblich eine» Gebalt von 16 000 Mk. Pro Jahr. Seine Privathaushaltungskosten einschließlich der riesenhaften Lebens- verficherur-gsprämie — man spricht von 18 000 Mark im Jahr — und die seinem Schwiegersohn, einem aktiven Offizier gewährte Beihilfe dürften mit 80—100000 Mark im Jahr kaum zu hoch veranschlagt sein. In seiner ueu- erbauten Villa herrschte der denkbar größte Luxus; die ganze Einrichtung ist erst vor zwei Jahren nach der Vollendung des Neubaus der Villa, trotzdem eine ältere, gute Einrichtung vorhanden war, neu beschafft worden. — Die wiederholt verbreitete Nachricht von der Verhaftung des flüchtigen Fabritdirektors Bernhard Gutmann ist unzutreffend.
* Während ihr Mauv, ei» Taglöhncr in MSerach, in Württemberg im Gefängnis saß, ließ sich dessen 22jährige Frau mit einem Dicnftknccht in ein Verhältnis ein. Als dieser nach Amerika auswanderte, wollte die Frau ihm nachreisen. Sie wandte sich im August d. I. an ein in Bibe- rach zu Besuch weilendes Ehepaar mit der Bitte, sie nach Amerika mitzunehmen, was ihr bereitwilligst zngesagt wurde. Zunächst ließen sich die Amerikaner 280 Mark Reisegeld ausbrzahlen, dann packten sie die Habseligkeiten der Frau mit Len ihrigen zusammen und reiste» miteinander nach Zürich. Nachdem die Amerikaner der Frau dort den Rest ihres Geldes für ein angeblich an den Geliebten nach Amerika abgesandtes Telegramm abgenommen hatten, erklärten sie, daß sie lar-t Mitteilung des Agenten ihrer Umstände wegen und weil sie von ihrem Ehemann noch nicht geschieden sei, in Amerika nicht landen dürfe. Sie schickten
Der Märchenprinz.
Roman von H. v. G ö tzendorfs-Grab owski.
(Fortsetzung.)
„Sie sollten heimfahren und sich zur Ruhe begeben!" sagte Steinhaufen, besorgt in ihr bleiches Antlitz schauend. „Besonders, da Exzellenz Helmstedt morgen ihren Empfangstag hat, der Ihre Kräfte wieder in Anspruch nimmt."
Lächelnd wies Hertha seinen Vorschlag zurück. „Meine Tante würde es nicht gern sehen, wenn ich die Gesellschaft früher als sie selbst verließe," entzegnete sie. „Ich glaube, wir brechen bald alle auf. Bis dabin fühle ich mich recht behaglich in dieser geschützten Saalecke."
* *
Der Empfangsabend der Generalin schien glatt und harmonisch verlausen zu wollen. Vielleicht enden nun meine Prüfungen, dachte Hertha; vielleicht gelange ich jetzt zum Frieden. Dem aber war leider nicht so. Schon zog sich ein neues Ungewitter über dem Haupte des armen Mädchens zusammen.
Die alte Gräfin v. Brauvkirch trug nämlich aus ihrem dunklen Sammetgewande ein Arrangement von alten gelblichen mechelner Spitzen, deren groß? Schönheit allgemeine Bewunderung hervorrief. Da nun Exzellenz Me- dora wußte, daß die in ihrem Besitz befindlichen Spitzen jenen nicht nur gleichkamen, sondern sie sogar noch übertrafen, so forderte sie Hertha auf, das den Schatz bergende Sandelholzkästchen herdeizuholen. Mit einem leisen Schauer dachte diese daran, wie es nun geworden wäre, wenn Flora ihr tollkühnes Vorhaben mit den Spitzen ausgeführt hätte.
So begab sich denn Hertha ruhigen Gemütes in die Garderoberäume, um das altertümliche Kästchen mit seinen schweren Silberveschlägen aus dem Schrank zu nehmen. Sonderbarerweise befand es sich nicht an dem gewohnte»
! Ort. Hertha begann zu suchen, sie rief nnd befragte die Kammerjuugser, worauf Beide ihre Nachforschungen fortsetzten. Alles vergebens! Der Kasten war und blieb verschwunden.
Ein furchtbarer Argwohn stieg in Hertha auf. War Flora nicht gestern zur Abendzeit — nachdem sie und Exzellenz Medora sich bereits zu den Leamingtons begeben — allein hier im Hause gewesen, ohne recht eigentlich einen Grund für diese« ungewohnt späten Besuch angeben zu können? Wie, wenn sie diese günstige Gelegenheit benutzt und das Kästchen mit den Spitzen dennoch entführt hätte? War es denkbar?
„Sie werden so blaß, gnädiges Fräulein. Seien Sie doch unbesorgt," sagte das gutmütige Mädchen, „der Kasten muß sich ja finden, da niemals ein Fremder diese Räume betreten hat. Außer Frau v. Döbberitz, welche gestern hier einige Minuten ausrnhtr, während ich ihr eine aufgetrennte Naht an ihrem Atlasschuh zusammenvähte, war neben Ihne» und meiner Exzellenz Monate lang keine Menscheuseele darin, mich natürlich abgerechnet."
Hertha wandte sich zur Seite, um ihr Erschrecken vor der scharfsichtigen alten Dienerin zu verbergen. Also Flora hatte hier ausgeruht und das Mädchen daun — sie entsann sich, das vou Flora selbst vernommen zu haben — »ach einer Erfrischung sortgeschickt. Nun war alles klar. Ernige Augenblicke stand Hertha ratlos, ja unfähig, sich zu bewegen, da.
! „W:r müssen meine Tante herüberrufen, sagte sie dann, I sich zusammenraffend — „und ihr die Wahrheit sagen, j Ohne Zweifel wird sich die Sache in befriedigender Weise ausklären, aber die Gcueralin ist leicht erregt und aufgebracht, wie Sie wissen, daher muß ich ohne Zeugen mit ihr reden und sie zu beruhigen versuchen. Die Gesellschaft darf keinesfalls etwas von dieser Angelegenheit erfahren.
„So werden wir gut tun, eine Notlüge zu gebrauchen
das Weib, aller Mittel bar, wieder nach Haus, mit dem bisher nicht eingelösten Versprechen, ihr das Reisegeld und ihr Gepäck nachzusendcu. Als dieser Tage die Ehefrau des Amerikaners wieder zu Besuch ihrer Angehörigen in Bibeiach eintras, wurde sie aufAnzeige der betrogenen Frau in Untersuchungshaft genommen.
* (verschiedenes ) Ein verheirateter Mann aus Gebersheim, welcher imFeuerbacher Tunnel mit Krampen beschäftigt gewesen war, wurde vom Bahnzug überfahren und sofort getötet. — Im Neckar bei Rottenburg fand man die Kleider und das Gebetbuch der 70jähr. Witwe H. Dieselbe hatte ihr Haus verkauft und sollte demnächst auszieheu. Schwermut hierüber scheint die Bedauernswerte in den Tod getrieben zu haben. — In Crailsheim ist ein 7jähr. Knabe in der Jagst ertrunken. Derselbe belustigte sich mit seinem lOjähr. Bruder und anderen Gefährten auf dem Eis. Als sein Bruder einbrach, half er diesem heraus, der tapfere Retter selber aber sank an der brüchigen Stelle ins Wasser und fand so seinen Tod. — Auf der Fahrt zu einer Beerdigung nach Berbühlen Kürzte an einer Wegbiegung bei Bl and euren ein mit 3 Personen besetztes Gefährt um. Eine Frau Namens Allgaier und eine 80jähr. Frau erlitten lebensgefährliche Verletzungen. Letztere starb ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben.
* Ein junger Apothekerlehrlmg in Aippe«Hetm LeiLahr war des LebeuS schon so überdrüssig, daß er Strychnin nahm. Man saud.ihn, wie er sich iuSchmerzeu und Krämpfen wand, aber helfen konnte ihm niemand mehr. Der Unglückliche starb.
* Aus Kesse», 11. Jan. Die homöopathischen Aerzte, sechs an der Zahl, hatten an die Zweite Kammer eine mit 40 000 Unterschriften versehene Eingabe gegen eine Regierungsverordnung gerichtet, laut welcher dre Homöopathen ab 1. April 1904 verpflichtet sind, ihre Heilmittel aus den Apotheken zu entnehmen. Der mit der Prüfung betraute Kammer- Ausschuß hat der Petition stattgegeden und einstimmig beschlossen, die Regierung um Zurücknahme ihrer Verordnung zu ersuchen.
* Ein schlimmer Unfug ist bis jetzt auf der Eisenbahu zwischen Dutenhofen und Gießen geduldet worden. Die Dutenhofeuer Jugend, welche die Schule in Gießen besucht, pflegte den Schnellzug zur Heimkehr zu benützen, obwohl derselbe in Dutenhofen nicht hält, sondern nur langsamer fährt. Die Buben sprangen einfach während der verlangsamten Fahrt ab. Bei dieser Gelegenheit geriet soeben der 12jährige Sohn des Bahnwärters Weller unter die Räder und wurde völlig zermalmt.
* Dresde«, 11. Jan. Das Reichsamt des Innern soll — nach einer den „Dresdener Nachrichten" zugehenden Mitteilung — mit der sächsischen Regierung darüber verhandelt haben, ob von den Behörden in Crimmitschau nicht reichs- gcsetzliche Bestimmungen verletzt worden seien.
' Dresden. 11 . Jan. Das „Dresdener Journal" veröffentlicht den heute dem Landtag zugestellten Bericht, den Geheimrat Roscher der Staatsregieruug über das Ergebnis der von ihm am 4. Januar in Crimmitschau mit de» Vertretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer gepflogenen Besprechungen erstattet hat. Der Bericht legt eingehend die von den Arbeitern gemachten Vorschläge dar und teilt mit, diese Vorschläge seien von den Unternehmern mit Entschiedenheit abgelchnt worden. Denn in dem jetzigen Kampf handle es sich nicht mehr um die Arbeitszeit und einzelne Wünsche, sondein um eine Machtfrage. Daher seien auch die Unternehmer nicht darauf eivgegangeu, die Sache dem Gewerbegericht als Emignngsamt zu unterbreiten. Die Unternehmer seien von den Arbeitswilligen förmlich gebeten worden, den lediglich von einigen Führern der Sozialdemokraten gestellten Forderungen jetzt nicht nachzugeben, da sie anderu- ! falls dem Terrorismus der Führer schutzlos gegenüber-
Etwa daß das Schrankschloß verdreht oder der Schlüssel dazu verlegt sei," eutgeanete das Mädchen, welche Wohl merkte, daß es mit dem Verschwinden de Kastens eine ganz besondere Bewandtnis haben müsse.
Exzellenz Medora zeigte sich, wie zu erwarten, in hohem Grade zornig und erregt; es wäre nimmermehr gelungen, sie zum Schweigen gegen ihre Gäste und zur Anwendung der vorgeschlagenen Notlüge zu bewegen, hätte nicht auch ihr ein gewisses Etwas in Herthas Wesen verraten, daß es sich hier um etwas Anderes als um einen gewöhnlichen Diebstahl handeln müsse und deshalb Stillschweigen in der Tat geboten sei. . .
So war denn, wie Hertha hoffte, der Eclat für die nächsten Stunden abgewandt, aber es mußte nun etwas geschehen, um ihm — wenn möglich — ganz vorzubeugcn. Hertha kehrte in die Gesellschaftszimmer zurück und suchte Flora aus. Diese sah blaß und unruhig aus, plauderte aber trotzdem lustig mit einigen ihren Sessel umgebenden Cavaliere».
„Darf ich Dich bitten, mir einige Minuten Gehör zu schenken?" Hertha sagte daS sehr ernst, und so faltete Frau v. Döbberitz mit resigniertem Aufseufzen ihren Fächer zusammen und erhob sich.
„Du trägst eine wahre Leichenbittermiene zur Schau," sagte sie dann halblaut, als sie miteinander das Zimmer durchschritten, — „was sollen die Menschen davon denken?"
„Frage lieber, was sie denken sollen, wen» Deine unselige Verirrung an den Tag gelangt! O, daß meine Warnungen nichts über Dich vermochten! Jetzt sehe ich keine Rettung, keinen Ausweg für Dich."
„Predige nicht!" rief Flora mit zornig blitzenden Augen, „und kümmere Dich nicht um Dinge, die Dich nichts cmgehen. Was weiß ich, was wissen wir alle vou Tante Medoras Spitzen? Jemand von der Dienerschaft mag sie entwendet haben. Derartiges kommt ja alle Tage vor."