eine Ansprache, in welcher er der besonderen Gunst der Witterung gedachte und dem gastlichen Orte Oberschwandorf für die gute Aufnahme und dem schönen Kranz von Festdamen für die Teilnahme bei dem Feste herzlichen Dank zollte. Sein Hoch gal tder Gemeinde Oberschwandorf und den Festdamen. Das gelungene Fest beschloß abends ein Bankett.
* F re ud e n st a d t, 28. Juni. Gestern und heute machte eine in Straßburg garnisonierende Luftschifferabteilung auf dem nahen Kienberg hier, in der Nahe des Aussichtsturmes, Versuche mit der drahtlosen Telegraphie. Nach Appenweier, Straßburg und Metz wurden Nachrichten telegraphiert, und wie man hört, haben die Versuche gute Resultate ergeben.
ss Eßlingen, 29. Juni. Die Heuernte dürfte zum größten Teil diese Woche beendigt werden. Wenn auch quantitativ ein Ausfall zu verzeichnen ist, so ist das Futter qualitativ (mit Ausnahme des in voriger Woche in den Regen gekommenen) sehr gut. lieber Erwarten schön haben sich dagegen die Kartoffelfelder, die setzt in Blüte stehen, entwickelt, aber auch die Fruchtfelder stehen besser und schöner als man gehofft hatte, sodaß der Ausfall auch an Stroh kein empfindlicher werden dürfte. Die Saaten wachsen stattlich heran und auch der zweite Grasschnitt verspricht gut zu werden. Dagegen werden die Obstanssichten vom Kernobst täglich weniger.
* (Verschiedenes.) In Backnang erhängte sich der verheiratete Maurer Schiff. Er hatte sein Vermögen durch unglückliche Gebäudespeknlationen größtenteils eingebüßt, was den geachteten Mann in den Tod trieb. — An der Kammerz des Gottfried Göckeler in Schnaith sind mindestens 2000 Trauben zu sehen mit teilweise erbsengroßen Beeren. — In Stuttgart hat sich ein Ingenieur zwei Stiche in die Brust beigebracht. Er liegt jetzt lebensgefährlich verletzt im Krankenhaus.
* Berlin, 29. Juni. Aus Thoru wird gemeldet: Bei der großen Angriffsübung durch Truvpen des zweiten Armeekorps im Gelände des dortigen Schießplatzes war der Fesselballon der Festung Thorn zur Beobachtung ausgelassen worden. Als der Ballon eine Höhe von hundert Metern erreicht hatte, riß plötzlich das Drahtseil und mit rasender Geschwindigkeit flog er in nordöstlicher Richtung der russischen Grenze zu. In der Gondel befand sich ein Offizier der Luftschifferabteiluug. lieber eine Landung ist bisher keine Nachricht eingegangen.
* Berlin, 29. Juni. Die „Nationalliberale Korresp." schreibt: Der Zolltarif ist den einzelnen Bundesregierungen nunmehr zugegangen.
* Die Hypothekenbankkrache haben die Thätigkeit auf dem Bau-Markte in Berlin so beeinflußt, daß gegenwärtig verschwindend wenig gebaut wird, und zu einem fühlbaren Arbeitsmangel ist eine schwere Wohnungsnot getreten. Die Arbeitslosigkeit in Berlin ist so groß, daß in weitem Umkreise sich gelernte und gut gebildete Arbeiter zum Kirschenpflücken melden, zu einer Arbeit, welche sonst nur auf der Walze befindliche Personen verrichten. Die Leute erhalten freie Kost und wöchentlich 4 Mk., sie schlafen dabei in den Strohbuden an den Landstraßen. Für diesen Lohn sind Schmiede und Schlosser aus Berlin zum Kirschenpflücken zu haben, die sonst unter 30 Mk. Wochenlohn keinen Finger rührten.
* Das Berliner Bismarckdenkmal hat 1,200,000 Mark gekostet und ist doch bei weitem nicht so schön als das Niederwalddenkmal, welches sich viel billiger stellte. Schilling-Dresden, der Schöpfer des letzteren, hat für den Guß und als Honorar 195,000 Mk. erhalten, wozu Kaiser Wilhelm noch 30,000 Mk. fügte. Begas, der Verfertiger des Bismarckdenkmals, erhielt 500,000 Mk. Es heißt, das Berliner Komitee sei geradezu in Verlegenheit gewesen, wie es das viele Geld verwenden sollte, woraus s. Zt. der famose
Ei» bemerkenswerter Strafkammerfall.
Au den Kleinbahnen sind auch bei gefährlichen Wegübergängen keine Schranken angebracht. Wenn ein Zug einer solchen Stelle naht, giebt die Lokomotive zwar ein Pfeifen- oder Glockensignal, aber dieses wird oft zu spät wahrgenommen, und es giebt dann Unglücksfälle, für welche zum Ueberfluß auch noch die Passanten verantwortlich gemacht werden, statt die Bahnverwaltung. Der 64 Jahre alte Bauer Ehristoph Friedrich Wiuter von Möhringen fuhr am 23. April auf seinem mit zwei Kühen bespannten Leiterwagen auf das Feld. Er selbst stand vorne auf dem Leiterwagen und hielt das Leitseil, während seine 67 Jahre alte Schwester, die Gemeindepflegerswitwe Gottliebin Wagner, in der in der Mitte des Wagens sich befindlichen Lücke Platz genommen hatte. In dem Augenblicke, als das Fuhrwerk über das Bahngleis der Filderbahn fuhr, das nicht durch Schranken abgesperrt ist, sondern ganz offen liegt, wurde es von der Lokomotive eines rasch herankommenden Zuges erfaßt und zur Seite geworfen. Dadurch wurde die alte Frau aus dem Wagen herausgeschleudert und von den Rädern der Lokomotive zermalmt, Winter selbst wurde ebenfalls zur Seite geworfen, ohne Schaden zu nehmen, eine der beiden Kühe wurde derart verletzt, daß sie getötet werden mußte, und der Leiterwagen stark beschädigt. Winter kam soeben wegen Eisenbahngefährdung vor die Stuttgarter Strafkammer. Die Anklage machte ihm zum Borwurf, daß er beim Passieren des Gleises auf dem Wagen stand, anstatt vorne neben feinen Kühen herzugehen, und daß er in diesem Falle imstande gewesen wäre, das Unglück durch rechtzeitiges Zurückhalten der Kühe abzuwenden, während ihm mittelst des Leitseils eine solche Mort wirkende Lenkung des Gespanns nicht möglich gewesen sei. Hiergegen machte Wiuter geltend, daß an jener Ueberfahrtstclle keine Schranken angebracht gewesen seien, daß er selbst wegen eines die Aussicht hindernden
seiner Aussage, auf der etwas
jener Ueberfahrt, wie gewöhnlich die Zugsgeschwindigkeit, indem er den Dampf abstellte und die Handbremse anzog, außerdem gab er zu, daß er aus einiger Entfernung die Kühe auf dem Gleise stehen sah, jedoch nicht anhielt, weil er annahm, daß sie bis zum Anlangen des Zugs darüber hinweg gelangt sein würden. Ein Augenzeuge von Möhringen schrieb das Unglück einzig der schnellzugsartigen Geschwindigkeit des Zuges zu, Venn dieser sei nach dem Zusammenstoß noch etwa 40 Meter weitergefahren, ehe er zum Stillstand gebracht werden konnte. Seit dem Unfall werde an jener belebten Ueberfahrtsstelle langsamer gefahren. Die Strafkammer entschied schließlich, daß den Angeklagten das Verschulden treffe, zu spät von seinem Wagen abgesprungeu zu sein, sodaß es ihm nicht mehr möglich war, auf seine Zugtiere zur Abwehr des Unfalls
Gedanke entstand, dem Fürsten Bismarck zu schreiben, daß für sein Denkmal viel zu viel Geld da sei, er möge davon 400,000 Mk. für Kirchenbauzwecke hergeben. Bismarck hat darauf erwidert, er habe über das Geld keine Verfügung, man möge sich an diejenigen wenden, die es gegeben haben.
sj Eine ernste Warnung für junge Leute, welche sich durch Answauderung dem Militärdienst entziehen zu können meinen, enthält das scharfe Vorgehen deutscher Staatsbehörden, wenn solche Personen nach Jahren in die Heimat zurückkehren. Auch wenn die damalige Entziehung vom Militärdienst, resp. die Strafe dafür verjährt ist, selbst dann, wenn der Betreffende eine fremde Staatsangehörigkeit gewonnen hat, ist er nicht gegen die Folgen seines einstigen Jugendstreiches gesichert: Er wird dann als „lästiger Ausländer", wie der Ausdruck lautet, schonungslos ausgewiesen, alle Bitten, Beschwerden und Prozesse helfen dagegen nicht. Man kann gern zugeben, daß in Einzelfällen eine solche Ausweisung recht hart erscheint, aber auf der anderen Seite ist zu bedenken, daß mancher junge Mann sich fidel auf den Weg machen und auswandern würde, um das Gewehr nicht tragen zu müssen, wenn für solche Fälle allzugrvße Milde herrschte. Man überlege sich also solches jugendliche Wagnis zweimal; an den Folgen hat man nicht nur selbst, sondern auch die Angehörigen oft -schwer zu leiden.
sj Endgiltiger Sieger der Automobil-Wettfahrt Paris- Berlin ist der Franzose Fonrnier, der nicht nur in Aachen und Hannover, sondern am Samstag auch in Berlin als Erster eintraf und damit den von Kaiser Wilhelm gestifteten Preis gewonnen hat.
* Der Kaiser hat, der „Köln. Ztg." zufolge, einer der ersten amerikanischen Schiffswerften durch die deutsche Botschaft in Washington den Auftrag zugehen lassen, für ihn eine Privatrennyacht zu bauen. Der Kaiser ist, wie das Blatt schreibt, der lleberzeugung, daß in Bezug auf den Bau von Rennyachten die amerikanischen Werften zur Zeit noch den deutschen und englischen überlegen sind.
* Ein merkwürdiges Telegramm ist aus Viersen an den Kaiser abgesandt worden. Es lautet: „800 patriotische katholische Männer Viersens, versammelt in treuer vaterländischer Gesinnung zu Kaiser und Reich und zum Widerspruch gegen die hier stattfindende übertriebene Verherrlichung Bismarcks, versichern Ew. Majestät unwandelbarer Treue und Ergebenheit." Von einer Antwort ist bis jetzt nichts bekannt geworden.
* Hannover, 29. Juni. Bei der heutigen Automobilwettfahrt ereignete sich ein schwerer Unfall. Der erste deutsche Wagen Mercedes Nr. 38, geführt von Degrais, der um 6 Uhr 36 Min, von hier startete, ist bei Großort mit
mit der unter Schutz der Gemeinde Wien stehenden Verkehrsgesellschaft in Verbindung setzte. Die Angelegenheit wird in der nächsten Sitzung des Gemeinderates eine scharfe Debatte veranlassen. Die antisemitischen Blätter enthalten aus diesem Anlasse heftige Angriffe gegen den Minister des Auswärtigen, Grafen Goluchowski, sowie die englische Regierung und fordern, daß der Gemeinderat der Gesellschaft verbiete, Pferde an England zu verkaufen.
ss Pest, 28. Juni. (Abgeordnetenhaus.) Bor Eintritt in die Tagesordnung ergreift Ugron das Wort zu einer langen Verteidigungsrede; ei erklärt, er habe kein Geld von dem Minister Delcassee verlangt, er habe mit französischem Kapital eine Bank gründen wollen; er halte es für patriotisch, den ungarischen Interessen entsprechend, Beziehungen mit Frankreich zu unterhalten, da Frankreich stets für die Unabhängigkeit der Nationen eintrat, auch würde die Existenz der frauzoseufreundlichen Partei in Ungarn, das jetzt vor Deutschland im Staube liege, Ungarn davor bewahren, daß es von Deutschland bei jedem Anlaß, namentlich bei der Vieh- und Getreide-Einfuhr in seinen Interessen verletzt werde. Die gegen ihn gerichteten Angriffe entsprängen nur persönlichen Motiven und nicht dem Interesse für den Dreibund, da dieser mit allerlei Mitteln eine solche Festigung in Ungarn erhalten habe, daß seine Handlungsweise dem Bündnis nicht schaden könne, auch bedürfe das Bündnis mit Deutschland keiner Verteidigung. Als ein Teil der Galerie Ugron Beifall klatschte, läßt der Präsident den betreffenden Teil der Galerie räumen. Gajary erwidert, er beharre bei seiner Ansicht, eine Bankgründung, bei welcher politische Gegendienste in Aussicht gestellt würden, bedeute eine schwere Versündigung gegen die Politische Moral. Ugron widerspreche sich, wenn er in einem Atem ein französisches Bündnis empfehle und sich gleichzeitig dagegen verwahre, russenfreundlich gesinnt zu sein. Er wolle nicht weiter erörtern, inwieweit die von Ugron verlangte Einmischung des Vatikans in die inner» Verhältnisse Ungarns den Landesinteressen entspreche. Ugron ruft: „Fragen Sie Tisza!" Kolomann Tisza erklärt, er habe niemals den Vatikan um Beeinflussung der Geistlichkeit zu Gunsten der Regierung ersucht. Der Botschafter Graf Paar habe allerdings gegenüber dem Staatssekretär darauf hingewiesen, daß die Geistlichkeit durch eine feindliche Haltung in ein schlechtes Verhältnis zur Regierungspartei gerate, was gänzlich verschieden von der Auffassung sei, daß Rom bei der Parteileitung Hilfe leiste und daß römische Weisungen über das Gesetz gestellt würden.
* I n n sbruck, 26. Juni. Das Abbrennen der Sonnwendfeuer auf den Innsbrucker Bergen bot am Sonntag abend wieder ein großartiges Schauspiel. Die Jungmannschaft zahlreicher nationaler Vereine, Studenten und sonstige Sonn- wendfeuer-Frenude, im Ganzen über ein halbes Tausend, waren schon Tags vorher mit Pech, Werg, Holz rc. nach den für sie bestimmten, zum Teil einen Tagmarsch weiten Punkten des Gebirges hinaufgezogen. Als dann abends die Dämmerung hereinbrach, flammte es auf den höchsten Spitzen von Innsbrucks herrlicher Gebirgsumrahmung wie au den Gehängen in gewiß anderthalbhundert großen Feuern auf. Das Gehänge der Nordkette glich dem stern- besäeten Himmel und ganz oben längs des ganzen Kammes, vom Hechenberg bei Zirl bis zur Bettelwurffpitze bei Hall, der sich mit seinen Spitzen, Zacken und Zinnen von dem etwas lichteren Hintergrund des Himmels prächtig abhob, funkelten ebenfalls zahlreiche Sonnwendfeuer. Noch um Mitternacht leuchtcre es von einzelnen höchsten Punkten herab, dort, wo die Veranstalter in Zelten über Nacht blieben.
* Innsbruck, 28. Juni. An der vorgestrigen Sonnwendfeier nahmen mehr als 5000 Personen teil. Da Reden mit Rücksicht auf die Tagung des Landtags verboten waren, wurden zweckentsprechende lebende Bilder gestellt. Als ein
einzuwirken. Ob den Lokomotivführer auch ein Verschulden treffe, könne dahingestellt bleiben, denn dadurch würde das Verschulden des Angeklagten nicht aufgehoben. Mit Rücksicht auf sein Alter und seine Unbescholtenheit einerseits, die eingetretenen schweren Folgen andererseits, wurde der Angeklagte hiernach zu 5 Wochen Gefängnis und sämtlichen Kosten verurteilt.
Kin Hartes Hetöbnis.
Frei nach dem Amerikanischen von I. v. Böttcher.
(Fortsetzung.)
„Fahren Sie fort," bat Aline leise. „Sagen Sie mir, ob jene dunklen Wolken für immer aus meinem Leben lasten werden!"
„Das ist schwer zu sagen. Ich sagte Ihnen zwar, ich könne Ihre Zukunft lesen, aber die Wolken, welche sie verhüllen, sind zu dicht, ich kann sie nicht durchdringen. Vielleicht mag die Sonne wieder für Sie scheinen, möglich auch niemals! Lassen Sie mich sehen!"
Sie hielt die kleine Hand dicht vor ihre Augen.
„Ah, auf Ihrem Leben lastet ein Geheimnis, und Sie werden nicht eher wieder glücklich werden, als bis jenes Geheimnis enthüllt ist! Es kostet Ihnen viel, es zu bewahren ; denn alle Linien deuten auf die Ergründung desselben hin."
Sie ließ plötzlich die kleine Hand los, nahm ihren Korb auf und entfernte sich mit schnellen Schritten, während Aline und deren Mutter ihr starr vor Erstaunen nachschanten.
„Welch' alte Vogelscheuche! Ihre Hände waren so grob wie die eines Mannes, und ihre Stimme auch!" rief der lebhafte kleine Max. „Schönes Wahrsagen das! Sie sagte kein Wort davon, daß Du Dich verheiraten würdest. Ich hoffe, daß du es nie wirst, es war dumm genug, Elly