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Dienstag, 2. Juli

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

Verwendbare Beitrage werden dank­bar angenommen.

1901.

Amtliches.

11 ebertragen wurde die Schulstelle in Stammheim dem Schullehrer Reichle in Eberdingen.

^ Drei Lehren.

lieber Umfang und Bedeutung der finanziellen Kata­strophen, welche das deutsche Nationalvermögen in den letzten Monaten betroffen haben, werden wir vielleicht erst in Jahresfrist, oder noch später, volle Aufklärung gewinnen,' dann werden die gewaltigen Summen ziffernmäßig festzu­stellen sein, die in den Abgrund auf Nimmerwiedersehen geglitten sind, Kapitalien, die in anderer Weise so pracht­voll hätten Verwendung finden können, Millionen aber auch, die zeigen, was Deutschland aushalten kann. Aber ganz abgesehen von diesem später genau zu berechnenden Verlust sind heute schon drei Thatsachen, drei Lehren zu konstatieren, die man nicht einfach auf sich beruhen lassen kann, wenn das deutsche Wirtschaftsleben nicht neuen und bedenklichen Zufällen ausgesetzt sein soll. Diese drei Lehren sind: Erstens ist zu viel gegründet! Zweitens ist über diese Gründungen oft nicht die Wahrheit gesagt, ist, um den kaufmännischen Ausdruck zu gebrauchen, der eigentliche Stand der Geschäfte verschleiert! Drittens haben die sehr hochbezahlten Personen, welche den Gang der Geschäfte zu kontrollieren hatten, Aufsichtsräte, oder wie sie nun heißen, sich einer sträflichen Nachlässigkeit oder Leichtgläubigkeit gegenüber den Worten der Direktoren schuldig gemacht. Diese drei Thatsachen stehen fest, davon läßt sich nichts abhandeln.

Das Publikum, dessen Geld man zu industriellen Unternehmungen erbittet, kann unbedingte Wahrheit ver­langen ! Deshalb sollten die Bestimmungen für wahrheits­gemäße und allgemein verständliche Angaben in Gründungs- Prospekten und Rechenschaftsberichten wesentlich verschärft, die Strafe für eine Verschleierung bedeutend erhöht werden. Es ist noch weit mehr faul, als die verkrachten Unter­nehmungen und wenn die betreffenden Persönlichkeiten die Katastrophe aufzuhalten vermögen, so danken sie es mehr dem Spiel des Zufalls, als der eigenen kaufmännischen Redlichkeit. Es ist nicht damit gethan, daß man gründet und am Ende triumphierend konstatiert:So, nun sind wir die Aktien an so und so viel Dumme losgeworden!" man hat auch eine gewisse Verantwortung, daß dem Publikum zu Teil wird, was ihm direkt oder indirekt versprochen ist. Natürlich kann kein industrielles Wien-Unternehmen für einen jähen Umschwung der Konjunktur, aber man muß doch von seinen Leitern eine gewisse Fähigkeit in der Be­urteilung der Marktverhältnisse voraussetzen. Und was sie sich selbst sagen müssen, darf in keinem Falle verschleiert werden. Lieber keine Unternehmungen, als solche, die aus Verletzung der Verpflichtung von Treu und Glauben be­trieben werden. Lügen haben zwar kurze Beine, aber es soll überhaupt nicht gelogen werden in solchen Dingen.

Wer ein Amt hat, der warte sein! Entweder Aufsichts­räte, die ihre Pflicht erfüllen, oder gar keine! Erfüllen sie ihre Pflicht nicht, wie sie müssen, dann nicht nur Vermögen- Haftbarkeit, sondern Ehrenstrafe. Alle Aufsichtsräte, die sich selbst sagen müssen, wirverstehennicht genug vom Metier, um das Thun und Lassen der Direktoren richtig beurteilen zu können, sollen nicht blos, sondern müssen abdanken. Schein-Aemter darf es in kaufmännischen Betriebennicht geben, darin liegt eine Beraubung der Aktionäre. Daß es früher so gewesen und anderswo unwidersprochen noch so ist, beweist nicht, daß es so bleiben muß! Je größer ein Institut, um so schärfer müssen seine Ehrbegriffe sein. Nicht ein Hauch darf darauf fallen. Mit Recht ist gesagt: Die Leute, die heute den schlechtesten Schlaf haben, sind Finanz-Direktoren und Aufsichtsräte. Soll man sie bedauern? Wie man sich bettet, liegt man.

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Kammer der Abgeordneten.

* Stuttgart, 28. Juni. (62. Sitzung.) Die Kammer nimmt ohne Debatte die Kommissionsbeschlüsse betr. Gehalts­erhöhung der Lehrer der höheren Lehranstalten au. Die Petition der Volksschullehrer betr. Gehaltsaufbesserung wird für erledigt erklärt. Alsdann wird der Repräsentationsaufwand der Ge­sandtschaften und des Ministerpräsidenten bewilligt. Dann tritt die Kammer in die Beratung der Resolutionen der Kommission über die Zulagen ein. Referent ist Prälat von Sandberger. Die Resolutionen gehen darauf hinaus, daß die nichtvollbeschäftigten Kollegien beseitigt und die Häufung von Aemtern vermieden wird. Gebühren, die die Beamten für amtliche Verrichtungen erheben, sollen der Staatskasse zufalleu. Zulagen und Nebenbezüge sollen thunlichst ein­gezogen, dem nächsten Landtag soll eine Uebersicht über die Zulagen u. s. w. vorgelegt werden. Endlich tritt die Kom­mission dafür ein, daß den Beamten die Teilnahme an der Leitung und Verwaltung der Konsumvereine untersagt wird.

Ferner hat die Kommission einenGrundsatz" angenommen, wonach im Allgemeinen die Nebenbezüge 900 Mark bei der 1. und 2., 700 Mark bei der 3. und 4. und 500 Mark bei den beiden untersten Beamtenklassen nicht überschreiten sollen. Wie sich aus dem Referat v. Sandbergers sowie aus der daran geknüpften Debatte ergiebt, ist die Regelung der Frage eine sehr schwierige. Auf der einen Seite ist die Ueber- wucherung mit Nebenämtern so angewachsen, daß sich ganz erhebliche Mißstände ergeben; andererseits ist der Charakter der Nebenämter so verschieden, daß man ohne ungerecht zu sein nicht einfach alles beseitigen kann. Die Anträge der Kommission sollen die Beseitigung der vorhandenen Uebelstände und Mißbräuche teilweise stehen die Zulagen und Nebenzüge in gar keinem Verhältnis zu dem Hauptamt anstreben, ohne daß unbillig verfahren wird. Eine völlige Beseitigung der Nebenämter ist auch nicht thunlich. Der Ministerpräsident steht im Allgemeinen den Anträgen zu­stimmend gegenüber, meint aber, der von der Kommission vorgeschlagene Grundsatz bedürfe der Nachprüfung. Eigent­lich bedürfte es einer gesetzlichen Regelung der Frage, denn schließlich habe die Kammer kein Recht, solche Direktiven durch einfache Resolutionen zu geben. Die Anträge der Kommission wurden schließlich angenommen. Es entstand noch eine längere Debatte über den weiteren Antrag der Kommission, den Beamten die Teilnahme an der Leitung von Konsumvereinen zu untersagen. Der Abg. Gröber ver­teidigte den Kommissionsantrag, gegen den Kloß, Haußmann- Balingen und Prälat Sandberger sprechen. Schließlich wurde der Kommissionsantrag gegen die Stimmen des Zentrums und einiger weniger Abgeordneter abgelehnt.

Mitglieder-Berzeichuis, das er nunmehr in seinem neunten Jahrgang veröffentlicht, eine anerkennenswerte Neuerung ge­troffen, indem er nämlich dem Verzeichnis einen Abschnitt mit Ratschlägen an die Besucher des Schwarzwaldes voraus­gestellt hat. Diese Ratschläge beziehen sich auf die Wahl der Sommerfrische oder des Kurorts, die Art der Bestellung, Pension, Abgabe von Geld und Wertsachen, Hapstpflicht u. dgl., sowie über Kündigung und Abreise, und sie werden allen Gästen, die den herrlichen Schwarzwald besuchen wollen, sehr willkommen sein. Das Verzeichnis weist jetzt die stattliche Zahl von 251 Gastwirten des badischen und württembergischen Schwarzwaldes auf, von Pforzheim bis Waldshut, von Freiburg bis Tübingen. Den einzelnen Orten ist eine kurze Angabe ihrer Höhenlage, Verkehrsmittel,

Sehenswürdigkeiten, Spaziergänge, Waldgelegenheiten und Ausflüge angegeben; bei den einzelnen Hotels stehen die Preise für Zimmer, Frühstück Indio ä'bots, Pension u. s. w. vermerkt, sodann ist auch angegeben, wie viel Zimmer und Betten zur Verfügung der Gäste stehen, ob Wagen im Hause, elektrisches Licht, Bäder, Restauration u. dgl. vorhanden sind. Mehrere Illustrationen bringen hübsche Schwarzwald- Ansichten, den Schluß bildet eine Uebersichtskarte des ganzen Schwarzwalds, sowie seiner Eisenbahn- und Hauptstraßen- Verbindungen und für das Ganze hat der Schwarzwald­maler E. Liebich ein ansprechendes farbiges Titelbild gemalt; es stellt einen Wirt in Schwarzwäldcr Tracht vor, der mit gelüftetem Käppchen in Gesellschaft von drei hübschen Schwarzwälderinnen freundlich zum Besuche seines Hauses einläd. Das Büchlein ist von der Geschäftsstelle des Vereins in Hornberg (Schwarzwaldhahn) unentgeltlich zu beziehen und ist auch in einer französischen sowie in einer englischen Ausgabe erschienen. Der,Verein feiert im nächsten Jahre das Fest seines zehnjährigen Bestehens ; er kann sich rühmen, Vieles in den Wirtschaftsverhältnissen des Schwarzwaldes verbessert zu haben. Den Erfolg feiner Bestrebungen sieht er denn auch in der wachsenden Beliebtheit, deren sich der Schwarzwald bei allen Sommerfrischlern, Wanderlustigen und Erholungsbedürftigen erfreut.

* Oberschwa ndorf, 1. Juli. Gestern fand hier der Bezirkskrieger tag und zugleich das 2 5jähr. Iubiläum des hies. Vet.- und Militärvereins statt. Obwohl sich mehrfach am Himmel drohende Gewitterwolken bildeten, so wurde doch das Fest nicht durch einen Regenguß gestört. Der Ort hatte sich hübsch geschmückt durch Ehrenpforten, Beflaggung und Bekränzung der Häuser. Morgens mit Tagesgrauen kündeten Böllerschüsse das Fest an. Bon 10 Uhr an wurden die auswärtigen Vereine empfangen. Es erschienen die Veteranen- und Militär-Vereine von Altensteig, Berneck, Bösingen, Beihingen, Ebhausen, Egen­hausen, Emmingen, Ebershardi, Effringen, Gültliugen, Gündringen, Haiterbach, Holzbronn, Jselshausen, Minders­bach, Nagold, Oberjestngen, Pfrondorf, Thumlingen, Ober­und Unterthalheim, Rohrdorf, Nothfelden, Schönbronn, Spielberg, Sulz. Nachmittags um sis2 Uhr ordnete sich der Festzug, der einen imposanten Anblick bot. 25 Vereins­fahnen zählten wir in dem Zuge. Nach Begrüßung der Gäste und Kameraden durch den Vorstand des Krieger­vereins Oberschwandorf, Acciser Walz, trat als Festredner Hr. Schullehrer Haug auf. In zündender Darstellung führte er u. a. aus, daß die Kriegervereine Kinder jener glorreichen Zeit von 1870/71 seien, berufen die Kameradschaft zu pflegen und das Gedächtnis an jene Ruhmestage festzuhalten. Jung Deutschland habe die Pflicht, der wackeren Kämpfer zu gedenken, die in jenen heißen Tagen zur großen Armee einrückten, wie derer, die noch unter uns leben. Deutsch­land habe sich 1870 als schlafender Riese erhoben, es erinnerte sich endlich seiner.Kraft und Stärke, um reckenhaft seinen Angreifer niederzustreckcn. Besonders sei auch der Württemberger zu gedenken, die bei Champigny und Villiers Schwabenstreiche ausgeteilt hätten. Dann sei zu gedenken der Schmiedmeister des deutschen Reiches, Bismarck, Moltke, und des Mannes, der sie auf den Platz gerufen, Kaiser Wilhelm I., der wiedergekommene Barbarossa. Durch den heiligen Krieg sei die Grundlage zum Blühen und Aufleben der deutschen Nation geschaffen worden, wir können und wollen nunmehr Deutsche sein. Recht und Gerechtigkeit fände nun in Deutschland seine Stätte und jedem Bürger komme das Maß von Freiheit zu, das mit der Wohlfahrt der Allgemeinheit vereinbar sei. Redner schloß mit einem Zfachen Hoch aufs deutsche Vaterland und seinen Schirmherrn Kaiser Wilhelm II. Brausend wurde in das Hoch eingestimmt. Im Namen und Auftrag des Präsidiums vom W. Kriegerbund beglückwünschte H. Oberförster Weith von Altensteig den hies. Verein zu seiner Jubelfeier. Der Redner erinnerte an die ergreifenden Scenen, wo alte Waffenbrüder sich jüngst in Heilbronn wieder trafen, die einander seit jener denkwürdigen Zeit von 1870/71 nicht mehr gesehen hatten. 15 000 Kameraden seien in Heilbronn zusammen gekommen, um den Bund zu erneuern in kamerad­schaftlichem Geist und in Treue zu König und Kaiser. Das von Redner auf König Wilhelm II. von Württemberg aus­gebrachte Hoch fand brausenden Widerhall. Ein weiterer Toast wurde nach einer kurzen Ansprache von H. Schult. Beutel in Haiterbach auf den Präsidenten des W. Kriegerbundes, Prinzen Hermann v. Weimar ausgebracht. Die patrio­tischen Gesänge des Haiterbacher Gesangvereins und die Weisen der Musikkapelle verschönten das Fest, und auch die gesellige Unterhaltung auf dem Festplatz. Leider schon um 4 Uhr schlugen wieder einzelne Vereine den Heimweg ein, die letzten verließen gegen 6 Uhr den Festort. Vor dem Hirsch hielt Hr. Oberförster Weith noch