und äußerte des öfteren, daß er sich noch etwas anthun werde. Am Samstag abend wurde er in einer tiefen Wasser- grube im dortigen Gemeindewald als Leiche gefunden. — In Steinheim a. A. wollten einige Knaben in einer mit Wafser angefüllten Lehmgrube baden; dabei geriet der zehn Jahre alte Sohn des Gipsers Haslanger an eine tiefe Stelle und versank. —- Bei der Neumühle in Crailsheim wurde der Leichnam des 21jährigen Bäckers Heumann ans der Jagst gezogen. Der Verstorbene war Epileptiker, wollte im offenen Flusse baden und verunglückte dabei. — Angeblich infolge Arbeitslosigkeit legte sich inCannstatt ein junger Mann auf das Schienengeleise: nur mit vieler Mühe konnte derselbe vom Bahnwärter vor Ankunft des Zuges entfernt werden, da er sich mit beiden Händen an den Schienen anklammerte. — Totgefahren wurde das 3 Jahre alte Töchter- chen des Stationswärters Mayer in Aalen von einem schwerbeladenen Langholzfuhrwerk.
lj München. 21. Mai. Der verstorbene Mitbesitzer des Spatenbräu, Johann Sedlmayr vermachte letztwillig der Stadt München 200 000 Mk. zu einer Stiftung, welche die Förderung der Wohlfahrt und Verschönerung der Stadt bezweckt.
* Auf dem gedruckten Programm eines Ausfluges, den
kürzlich ein Frankfurter Verein unternahm, wurde von dem Führer bei der Nummer „gemeinschaftliches Mittagessen" folgender Zusatz gemacht: „Im Interesse derjenigen Teilnehmer, welche das Mittagessen gern in warmem, unverdorbenem Zustande zu sich nehmen und dabei nicht unnötigerweise gestört sein wollen, werden vor dem Aufträgen des Nachtisches keine Toaste und dergleichen gehalten. Es sind alsdann auch nur humoristische, das Dessert würzende, die Verdauung fördernde und die Unterhaltung ermunternde Reden gestattet. Lobhudeleien auf den Präsidenten, den Vorstand oder andere Mitglieder des Vereins sind strengstens verboten und werden Zuwiderhandelnde durch Rufe „Schluß" auf das unstatthafte ihres, die intelligenteren Teilnehmer sehr langweilenden Unternehmens aufmerksam gemacht und zur Ordnung verwiesen, sowie zur Zahlung einer Runde verurteilt." Das Beispiel kann zur Nachahmung aufs wärmste empfohlen Werden. i
* Während eines Tanzvergnügens entstand in einem! Gasthofe in Mälsen St. Niklas in Sachsen Feuer. ! Die erschreckten Anwesenden drängten wie wahnsinnig i nach den Ausgängen und dabei wurden zwei junge! Mädchen tot getreten. Eine Anzahl Personen, die aus - den Fenstern sprangen, erlitten Arm- und Beinbrüche. ! Das Feuer entstand sehr wahrscheinlich infolge Brandstiftung. §
* Berlin, 20. Mai. Graf Bülvw hat, wie die Nordd. Allg. Ztg. soeben meldet, die zuständigen Minister Preußens, Bayerns, Sachsens, Württembergs, Badens und Hessens zu einer Besprechung zollpolmscher Angelegenheiten aus den 4. Juni nach Berlin eiugeladen.
js Berlin, 21. Mai. Dem Lokalanzeiger zufolge fand heute vormittag im Auftrag der Staatsanwaltschaft eine umfassende Haussuchung bei den beiden verhafteten Direktoren der Pommerschen Hypothekenbank statt, wobei eine große Anzahl Papiere beschlagnahmt worden ist.
js Berlin, 21. Mai. Zur Feier des 50jährigen Bestehens der Berliner Feuerwehr fand Generalappell auf dem festlich geschmückten Exerzierhof der Hauptfcuerwehr statt. ! Nach der Festrede des Garnisonspsarrers Goens verlas Minister von Hammerstein eine Kabinettsordre, worin der Kaiser der Feuerwehr zum heutigen Ehrentag seinen Gruß entbietet und bedauert, der Feier nicht persönlich beiwohnen zu können. Der Rückblick auf die verflossenen 50 Jahre weise einerseits eine ununterbrochene schwere Arbeit auf, liefere aber andererseits ein ruhmvolles Zeugnis aufopferungsvoller Treue, wodurch sich die Mannschaften unter Leitung bewährter Offiziere allzeit auszeichneten. Die Käbinettsordre
M L s s e f r rr ch t M
Wie selten ist der Mensch mit dem Zustand zufrieden, in dem er sich selbst befindet! Er wünscht sich immer den seines Nächsten, aus welchem sich gleichfalls dieser heraussehnt.
Goethe.
Kin Hartes Gelöbnis.
Frei nach dem Amerikanischen von I. v. Böttcher.
(Fortsetzung.)
„Ich glaube nicht, daß ich fähig bin, kaltblütig zu verhandeln. Ich erschrecke vor den Geheimnissen dieses Hauses und vor den Geheimnissen, mit denen Sie mich umgeben. Ich liege hier verwundet und hilflos, nur einen Steinwurf weit von meinem elterlichen Hause entfernt, während meine Angehörigen voll Kummer und Verzweiflung nach mir suchen. Kann ich da kalt und gelassen sein? Ich bin vollständig elend, das werden Sie doch nicht in Abrede stellen können."
„Wollen Sie mich anhören?" fragte Oran Delaney.
„Ja," erwiderte sie ungeduldig.
„Ich werde mich kurz fassen," sagte er. Zuvörderst, Miß Rodney, trifft mich die Schuld, Sie in mein Haus geführt zu haben, ich hätte Ihnen nicht einmal erlauben dürfen, meinen Garten zu betreten. Aber ich hielt Sie für ein Kind, das sich langweilte, und hatte nichts dagegen, daß Sie sich an der Schönheit meiner Blumen erfreuten."
„Jener teuer erkauften Blumen!" seufzte Aline.
„Durch Ihre eigene und meine Unbedachtsamkeit haben Sie das Geheimnis von Delaney-House entdeckt, ein Geheimnis, das zu hüten ich willig, wenn es notthut, mein Leben zum Opfer zu bringen, bereit bin. Deshalb —" er hielt in seiner besonderen Weise wiederinne und sah sie an.
„Deshalb," wiederholte sie gespannt.
„Die Delaney's sind immer ein stolzes Geschlecht ge-
betont weiter, daß die Berliner Feuerwehr wustergiltig nicht nur für die Feuerwehren des engeren Vaterlandes, sondern fast aller Länder Europas geworden sei, sich infolge ihrer ausgezeichneten Leistungen und ihres vortrefflichen Verhaltens des besonderen Schutzes der hochseligen Kaiserin Augusta und der jetzigen Protektorin, der Kaiserin Auguste, erfreue. Der Kaiser schließt mit dem Wunsche, daß der vortrefflich? Geist, welcher bisher die Offiziere und Mannschaften beseelte, auch fernerhin fortleben möge, damit sie tüchtig bleiben und ihrer Aufgabe zum Wohle Berlins und dessen Einwohnern gerecht werden. Der Minister sprach sodann persönlich seine Glückwünsche aus und betonte, es sei ihm eine besondere Freude, als eine seiner ersten Diensthandlungen an der Feier teilzunehmen. Hierauf gab Polizeipräsident v. Windheim die vom Kaiser verliehenen Auszeichnungen bekannt und schloß mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf den Kaiser und die Kaiserin. Letztere übersandte 1000 Mk. für die Königin-Augusta-Stiftung.
jf Berlin, 21. Mai. Laut einer Meldung des Wolfs - schen Bureaus telegrafierte Generalfeldmarschall Graf Walder- see aus Peking vom 19. Mai: Die Boxerbewegung im Rücken von Paotingfu scheine durch das Eingreifen der Franzosen unter General Bailoud schnell unterdrückt zu werden. —Bei der Explosion von Kalgan sind 200 Chinesen verunglückt; der Rücktransport unserer Verwundeten ist im Gange. — Die an der südlichen Demarkationslinie gemeldeten Boxerbewegungen werden nach Mitteilungen des Generals Bailloud durch chinesische Truppen mit Erfolg bekämpft.
* Die „Kölnische Zeitung" meldet aus Berlin: Der türkische Postzwischenfall kann als erledigt angesehen werden. Der Sultan befahl, den früheren Zustand in vollem Umfang wieder herzustellen und wies den Minister des Aeußern an, den Botschaftern die bündige Zusicherung auszusprechen, daß die Wiederkehr eines derartigen Vorkommnisses dauernd verhindert würde. Wenn gemeldet wurde, daß einzelne Botschafter eine größere Genugthuung forderten, so dürften diese Botschafter schwerlich dafür die Zustimmung ihrer Kabinette hinter sich haben.
* Große Berliner Kauf- und Handelshäuser klagen darüber, daß es an geeigneten kaufmännischen Kräften für überseeische Unternehmungen fehle. Zum Teil bleiben die Sprachkenutnifse der sich meldenden Kandidaten hinter den notwendigen Anforderungen zurück, zum Teil zeigt sich bei den jungen Leuten eine auffällige Unlust, auch nur für eine beschränkte Reihe von Jahren hinauszugehen, obwohl tüchtigen Kräften, die sich in den Dienst der vielfach sehr sicher begründeten Unternehmungen stellen wollen, ausgezeichnete Aussichten für ihre Zukunft eröffnet werden.
* Die „Nationalzeitung" hört: Die Veranlagung zur Einkommensteuer in Preußen für 1901 ergab 17 Mill. Mark mehr als für 1900.
* In der Umgegend von Berlin veranstalten die Syringen-Diebe förmliche Raubzüge, um sich in den Besitz der Blüten zu setzen und sie in den Straßen Berlins zu verkaufen. In Hermsdorf und Birkenwerder sind ganze Gärten verwüstet worden, da die Diebe, um den Flieder zu erlangen, die Anlagen einfach nicdergetreten haben. Auch die Berliner Kirchhöfe werden stark heimgesucht.
* Kiel, 19. Mai. Die Versuche mit dem für Rechnung eines ehemaligen Torpedooffiziers der deutschen Marine auf den Howaldtswerken erbauten Unterseeboot scheinen vollständig aufgegeben zu sein, denn seit reichlich 1(^ Jahren liegt das Boot an Land und niemand weiß, was damit geschehen soll. Die hochgespannten, seiner Zeit an das Projekt geknüpften Erwartungen haben sich nicht erfüllt. Trotz der mannigfach vorgenommenen Veränderungen und Verbesserungen ist man nicht über einige Tauch- und Fahrversuche herausgekommen. Die Geschwindigkeit des 12 Meter langen
Wesen — ich bin indessen der stolzeste von ihnen," sagte er. „Das, was Sie über Delaney-House erfahren haben, Miß Rodney, dürfen Sie nie über dessen Schwelle hinaustragen, um es der neugierigen, hämischen Welt zu offenbaren. "
„Wollen Sie mich töten?" fragte das Mädchen, schaudernd vor ihm zurückbebend.
Er fuhr empor und sah sie an.
„Ich bin sicher, daß Sie es nicht thun werden."
„Armes Kind, habe ich Sie wirklich so erschreckt? Halten Sie mich denn für einen Währwolf? Nein, Aline, Sie sind noch ein solches Kind, daß ich Sie so nennen darf, ich will Sie gewiß nicht töten. Ein Mörder bin ich nicht. Aber ehe Sie mein Haus verlassen, sollen Sie mir durch einen feierlichen Eid Schweigen geloben über alles, was geschehen ist."
„Schweigen geloben?"
„Ja," antwortete er ernst. „Sie sollen mir schwören, nicht zu verraten, wo Sie die Zeit Ihrer Abwesenheit zugebracht, nichts von der Wunde zu verraten, welche Sie empfangen, kurz Sie sollen mir geloben, zu schweigen über alles, was das geringste Licht auf Ihr geheimnisvolles Verschwinden aus dem Elternhause werfen könnte."
„Und wenn ich den Schwur verweigere?" fragte Mine
trotzig.
„Wenn Sie den Schwur verweigern, werden Sie Delaney-House nie wieder verlassen," sagte er streng und bestimmt.
„Nie wieder?" wiederholte sie.
„Nie wieder!" klang seine bestätigende Antwort.
4.
Wer beschreibt den unglaublichen Schrecken, die unnennbare Bestürzung, als die Familie wieder zu Hause ankam und Aline nirgends zu finden war. Jeder Winkel,
Bootes war nur gering, nämlich 6 Seemeilen in der Stunde. Zu Fahrtversuchen auf hoher See ist es überhaupt nicht gekommen.
* Zur Typhusepidemie in Metz schreibt die „Allg. Ztg." Wie aus den letzten Militärdienstesnachrichten ersichtlich, ist dem Oberst Born, Kommandeur des achten Infanterie-Regiments in Metz, der Abschied mit Pension bewilligt worden. Ob die Verabschiedung dieses Offiziers, der das genannte Regiment noch nicht gar lange kommandiert, mit der im zweiten Bataillon dieses Regiments herrschenden Tpphusepidemie zusammenhängt, läßt sich vorerst nicht mit Gewißheit sagen, doch liegt nach der „Augsb. Abdztg." die Vermutung nahe, daß dem so ist. Es wurde nämlich, in der öffentlichen Kritik der sanitären Zustände im Fort Manteuffel u. a. darauf hingewiesen, daß del Regimentskommandeur bei der maßgebenden Stelle (Generalkommando VXi. preußischen Armeekorps) rechtzeitig und energisch Vorstellungen hätte erheben sollen, was er aber versäumt zu haben scheine. Die Typusepidemie hat bekanntlich etwa dreihundert Erkrankungen und zahlreiche Todesfälle zur Folge gehabt.
* Wien, 20. Mai. In politischen und diplomatischen Kreisen ging gestern das Gerücht um, König Alexander von Serbien habe abgedankt. Diese Mitteilung ist unrichtig. Thatsächlich aberbot der König hier und in St. Petersburg seinen Verzicht auf den Thron an. Es ist abzuwarten, welche Haltung das St. Petersburger Kabinett einnehmen wird.
* Vom Bodenfee und Rhein, 20. Mai. Wer jetzt in Basel Häuser kaufen will, der kommt mit wenig Geld billig dazu. Als typisch kann die Ausschreibung vom Verkauf mehrerer Häuser gelten, nach welcher die Liegenschaften um jeden Preis losgeschlagen werden. Leider ist noch keine Aussicht vorhanden, daß die ungünstige Lage bald ernstlich besser werde.
* Paris, 20. Mai. Der Krieg mit Marokko rückt in bedrohliche Nähe. Die französischen Kreuzer „Duchayle" und „Pothuan" sind gestern abend nach Mozagra abgegangen. An Bord des „Pothuan" befindet sich der diplomatische Agent, welcher die von der französischen Regierung anläßlich der Ermordung des Kaufmanns Pouzet aus Oran erhobene Sühne-Forderung überreichen soll. Bor Tanger haben außer den französischen Kriegsschiffen englische, deutsche und spanische Fahrzeuge Anker geworfen. Auch ein russisches Geschwader kreuzt augenblicklich in den marokkanischen Gewässern. Man spricht von der Möglichkeit einer Beschießung der Stadt durch die französischen Kriegsschiffe.
* Paris, 21. Mai. Mehrere hiesige Blätter veröffentlichen unter Vorbehalt eine Meldung aus London, wonach Esterhazy die Absicht habe, demnächst nach Paris zu kommen und die Regierung zur Wiederaufnahme des Dreyfus-Handels zu zwingen. Esterhazy sei entschlossen, für die Unschuld von Dreyfus einzutreten und sich selbst dem Gericht zu stellen, falls die Behörden seine Verhaftung nicht anordnen sollten.
* Paris, 21. Mai. Die Vertreter Chinas haben die von den Gesandten der Mächte vorgeschlagene Abgrenzung der Gesandtschafts-Territorien in Peking anerkannt.
* Wer in Paris viel Geld hat, kann es los werden, wenn er Liebhaber der ersten Früchte und Gemüse ist. Diese werden zu lächerlich hohen Preisen angeboten, dafür aber auch in allerliebster Verpackung, die einem schon Appetit macht und einem das Wasser im Munde zusammenlaufen läßt, wenn man die Sachen nur liegen sieht. Ein Pfirsich, auf Watte gebettet, mit Papierspitzchen verziert ist gewiß ein leckeres Ding, trotzdem bezahlt aber nicht jeder gern 30 Franken dafür, wie sie hier angeboten werden. Eine kleine Melone, nicht größer wie ein großer Apfel, wird mit 40
jede Ecke des Hauses wurde vergeblich durchsucht. Gleich einem Vogel war sie aus ihrem Käfig entflohen. Man rief ihren Namen, aber keine Antwort erschallte. Sie suchten nach ihr an ihren Lieblingsplätzen, aber sie fanden sie nicht. Sie standen ratlos da.
Die Köchin hatte das junge Mädchen seit einigen Stunden vermißt, als sie ihr das zweite Frühstück hinauf getragen. Da sie aber an die mutwilligen Streiche ihrer jungen Herrin gewöhnt war, hatte sie geglaubt, dieselbe habe sich irgendwo im Zimmer versteckt, hatte das Thee- brett mit den Speisen auf den Tisch gestellt und war, nachdem sie die Thür wieder hinter sich zugeschloffen hatte, hinuntergegangen.
Die Thür war auch noch verschlossen, als sie früher, als sie beabsichtigt hatten, von ihrem Picknick wieder zurückkamen. Wie sie aus dem Zimmer entkommen war, konnte sich niemand erklären. Die kleine Stube lag im ersten Stockwerk. Sie hatte drei Fenster, zwei derselben gingen auf die Straße hinaus, das dritte auf den Garten von Delaney-House; durch keins derselben hatte sie entweichen können, sie hätte sich denn an ihren Betttüchern herablasfen müssen.
Sie konnte nur den Weg durch die Thür genommen haben. Der Verdacht fiel sofort auf die Köchin, daß diese die ihr anvertraute Gefangene hinausgelasfen habe.
Allein diese beteuerte hoch und heilig ihre Unschuld und, da sie als wahrheitsliebend bekannt war, zweifelte niemand an ihren Versicherungen.
Das Geheimnis wurde immer rätselhafter. Vielleicht hatte Mine einen Nachschlüssel, sonst war es undenkbar, daß sie sich hätte entfernen können.
Die Nacht brach herein, und immer größer wurde die Angst. Ihre Angehörigen wußten, daß sie sich im Dunkeln fürchtete, und hatten gehofft, daß sie mit Einbruch der Dunkelheit zurückeilen werde.