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Donnerstag, 23. Mai

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Amtliche Rachrichte«.

Im Hinblick auf das Herannahen des Sommers sehen sich die K. Oberämter veranlaßt, den Landwirten die Ver­sicherung ihrer Felderzeugnisse gegen die überall drohende Hagelgefahr dringend zu empfehlen. Dabei wird darauf hingewiesen, daß durch die neue Uebereinkunft mit der Norddeutschen Hagelversicherungsgesellschaft in Berlin über die Regelung der Hagelversicherung in Württemberg, die den württembergischen Landwirten seit dem Jahre 1895 zu Gebote gestandene günstige Gelegenheit zur billigen Ver­sicherung ihrer Feldfrüchte gegen Hagelschaden bei der ge­nannten Gesellschaft nicht nur weiter erhalten, sondern noch wesentlich verbessert worden ist, indem denselben infolge der Uebernahme der Verpflichtung zur Nachschußleistung auf die Staatskasse künftig durch die Zahlung des Zu­schlags von 30 Prozent zur Vorprämie an den staatlichen Hagelversicherungsfonds von der Gefahr der Anforderung einer Nachschußprämie unbedingt befreit und infolgedessen gegen feste Prämien versichert sein werden. Die für die einzelnen Markungen geltenden Prämientarifsätze der Nord­deutschen Hagelversicherungsgesellschaft erfahren die Ver­sicherungslustigen von den aufgestellten Agenten. Zugleich werden die Landwirte, welche bisher schon bei der Nord­deutschen Hagelversicherungsgesellschaft versichert waren, darauf hingewiesen, daß sie ihre neuen Anträge bis spätestens 1. Juni ds. Js. einzureichen haben.

Die württembergischen Eisenbahnen.

Sehr beachtenswerte Ausführungen bringt die ,Köln.- Ztg.' über die wkrtt. Eisenbahnfrage. Sie schreibt: Wenn auch die Verhandlungen im württembergischen Landtage über die Möglichkeit eines Anschlusses an die preußisch- hessische Eis-nbahngemeinschaft und über die Aufrechterhaltung der Selbstständigkeit Württembergs in der Verwaltung seiner Eisenbahnen, nur das eine praktische Ergebnis erzielt haben, daß nunmehr hoffentlich für alle Zeiten mit dem Eisenbahn­partikularismus gebrochen ist, so zeigen sie doch anderseits auch, daß die Mehrzahl der württembergischen Abgeordneten von Jahr zu Jahr mehr zu der Ueberzeugung kommt, daß die Vereinsamung Württembergs im Eisenbahnverkehr für das Land recht verhängnisvoll werden kann. Es wäre unrecht, nicht anerkennen zu wollen, daß die Verwaltung der württembergischen Eisenbahnen im allgemeinen recht gut gewesen ist und namentlich den nahen Ortsverkehr zu einer hohen Entwicklung gebracht hat. Schon eine gewisse leicht- begreifliche Kirchturmspolitik hat dafür gesorgt, daß fast über das wirkliche Bedürfnis hinaus zahlreiche Lokalbahnen gebaut worden sind; auch ist es der württembergischen Ver­waltung gelungen, ein recht gutes Verhältnis mit der mächtigeren preußischen Staatsbahnverwaltung zu unter­halten, was für den Durchgangsverkehr von Nutzen gewesen ist. Aber gerade die große Ausdehnung des Lokalverkehrs hat dazu beigetragen, daß die Erträge der Bahnen verhältnis­mäßig niedrig geblieben sind, wenn sie auch in den letzten Jahren von 3 Prozent auf 3^ Prozent gestiegen sind. Dazu kommt, daß in nächster Zeit eine nicht unwesentliche Er­höhung der Betriebsausgaben durch mehrfache Betriebs­verbesserungen, vor allem durch eine unvermeidliche Erhöhung der Löhne und Gehälter mit Sicherheit in Aussicht zu nehmen ist; nicht minder bedrohlich ist die Rückwirkung, die der Zustand der Reichsfinanzen auf das Land Württemberg wird ausüben müssen. Staatssekretär Frhr. v. Thielmann hat bereits einen Fehlbetrag im Reichshaushalte in der Höhe von über 7080 Millionen Mark in Aussicht ge­stellt und bei der großen Abneigung des Zentrums, eine grundsätzliche Scheidung zwischen Reichs- und Landesfinanzen vorzunehmen, wird man schon jetzt in Stuttgart mit der Möglich­keit rechnen müssen, daß eine sehr ungünstig wirkende Ver­mehrung der Matrikularbeiträge eintreten kann. Es ist unter diesen Umständen allerdings begreiflich, daß in Württemberg in weitern Kreisen das Verständnis dafür zunimmt, wie wichtig es werden könnte, wenn Württemberg sich mit seinem Eisenbahnbetrieb an ein größeres deutsches Netz anlehnen und an einem größer» Einnahmetopfe auch seinerseits teil­nehmen könnte. Der Nächstliegende Weg, eine gemeinsame Verständigung oder gar eine Betriebsgrmeinschaft zwischen den 4 süddeutschen Eisenbahnverwaltungen (Bayern, Württem- berg, Baden und Elfaß-Lothringen) herbeizuführen, scheint dieses Jahr ungangbar zu werden. Ein Teil der süd­deutschen Verwaltungen geht in so unausgesprochener Weise eigenartige Wege und lehnt es so entschieden ab, auf seine Sondereinrichtungen zu verzichten, daß zur Zeit ein Ver­ständigungsversuch kaum noch Aussicht auf Erfolg bietet. Wenn infolgedessen hervorragende württembergische Ab­geordnete auf den Gedanken gekommen sind, nach Art Hessens, auch für Württemberg eine Eisenbahnbetriebsgemeinschaft

mit Preußen herzustellen, so hat allerdings der Verlauf der Verhandlungen bewiesen, daß für diesen Plan, selbst in der unbestimmten Form, in der er vorgetragen worden ist, nur knapp ein Drittel der Abgeordneten zu stimmen bereit ist. Dabei ist hervorzuheben, daß die Förderer dieser Gemein­schaft noch in keiner Weise klargestellt haben, welche Gegen­leistungen Württemberg für den Eintritt in eine solche Ge­meinschaft zu bieten in der Lage ist. In Preußen stehen die maßgebenden Kreise diesem Gedanken noch völlig fern. Das preußische Eisenbahnnetz erheischt keine größere Aus­dehnung nach dem Süden, zumal die Beziehungen zwischen den preußischen und süddeutschen Verwaltungen zur Zeit nichts zu wünschen übrig lassen. Auf der anderen Seite aber hat gerade die Erfahrung, die Preußen mit der hessischen Vereinbarung gemacht hat, nicht dazu beigctragen, zu einer schnellen Wiederholung dieses Beispiels zu drängen. Trotz der außergewöhnlichen Vorteile, die der Staat Hessen und die hessischen Beamten und Eisenbahnarbeiter durch den Eintritt in die hessisch-preußische Gemeinschaft erlangt haben, bieten gewissenlose hessische Agitatoren alles auf, diesen Ein­tritt als einen Nachteil für Hessen darzustellen und eine künstliche Abneigung gegen Preußen im Lande großzuziehen. Preußen hat nicht die geringste Ursache, dazu mitzuwirken, daß ähnliche Zustände sich demnächst auch in Württemberg breit machen. Demgemäß ist nicht anzunehmen, daß die Beratungen der Kammer in naher Zeit irgend ein praktisches Ergebnis erzielen werden. Erst wenn man in Württemberg in den weitesten Kreisen Klarheit darüber geschaffen haben wird, wie man sich überhaupt irgend eine Eisenbahn­gemeinschaft praktisch denkt, welche Vorteile man erwartet und zu welchen Gegenleistungen man bereit ist, erst dann wird sich eine Aussicht auf praktische Verständigung eröffnen.

* Nagold, 20. Mai. vr. msä. Baumann beabsichtigt hier ein Sanatorium zu errichten. Mit den baulichen Arbeiten ist bereits begonnen worden. Eine Badeanstalt, auch für Loh- und Tanninbäder, hat in der letzten Zeit Gerber Schwarzkopf errichtet.

*Grömbach, 20. Mai. Den ersten Bienenschwarm erhielt hier heute Adam Frei, Bauer. Für die Bienen läßt sich das diesmalige Frühjahr recht gut an und die Blüten­fülle allüberall läßt auf einen guten Honigertrag schließen. Jedem Imker sei deshalb die Mahnung und die frohe Aus­sicht zugerufen:

Lasset uns doch treulich pflegen Jedes Volk auch dieses Jahr Der ersehnte Honigsegcn Wird gewiß dann endlich wahr.

* In Dornstetten wollte der 71jährige Wößner aus Hallwangen eine Ladung Holz auf den Bahnhof führen. Ochsen wurden scheu und Wößner, der sie aufhalten wollte, kam unter den Wagen. Es wurden ihm beide Beine ab­gefahren, auch erlitt er schwere Verletzungen am Kopf. Be­wußtlos wurde er nach Hallwangen zurückgebracht, wo er schon nach 2 Stunden starb.

* Calw, 18. Mai. Die bürgerlichen Kollegien mußten gestern wiederum die Wohnungsfrage zum Gegenstand ihrer Beratungen machen. Verschiedene Familien konnten keine Wohnung finden und nirgends Unterkommen. Bei den Ver­handlungen wurde vom Vorsitzenden konstatiert, daß kleine Wohnungen obsolut nicht zu haben seien; an mittleren und größeren Wohnungen herrsche zwar kein Ueberfluß, aber auch kein fühlbarer Mangel. Um der augenblicklichen Not abzuhelfen, wurde die Anschaffung von zwei Eisenbahnwagen zur Unterbringung von 4 Familien beschlossen. Man hofft, daß bis Herbst die Wohnungsnot ein Ende habe. Der Bau der zwei städtischen Wohngebäude schreitet rasch vorwärts; sodann erbaut die Verein. Deckenfabrik zwei Arbeiterhäuser und von einigen Privatleuten werden ebenfalls Neubauten ausgeführt.

* Hochdorf O.A. Horb, 20. Mai. Als gestern abend der letzte Zug nach Horb auf hiesiger Station abfuhr, wollte ein anscheinend betrunkener Mann noch auf einen Wagen aufspringen. Er wurde aufs Geleis geschleudert und schien, wie die allgemeine Panik bewies, verloren. Der Zug wurde jedoch mittelst der Notbremse rasch zum Stehen gebracht und der Bedrohte konnte auffallender Weise un­verletzt unter demselben hervorgezogen werden.

* Stuttgart, 20.Mai. Der »Staatsanzeiger' schreibt: In einzelnen Zeitungen ist hervorgehoben worden, wie ein Widerspruch zu bestehen scheine zwischen der Thatsache, daß die großherzoglich badische Eisenbahnverwaltung erst vor wenigen Tagen den Bezug ihrer Kilometcrhefte erleichtert habe und der Erklärung des württembergischen Staats­ministers der auswärtigen Angelegenheiten, Freiherrn v. Soden, wonach sämtliche süddeutsche Eisenbahnverwaltungen auf seine Anfragen wegen einer nochmaligen Konferenz zum

Zweck einer Tarifverständigung abschlägig geantwortet hätten' Wie wir erfahren, bezog sich die Absage Badens nicht auf die Tarifermäßigung an sich, da ja, wie schon Freiherr v. Mittnacht am 19. Mai 1900 in der württembergischen Kammer der Abgeordneten mitgeteilt hat, Baden den württem­bergischen Vermittlungsvorschlag, in Süddeutschland für den Perfonenkilometer dritter Klasse in Personenzügen 2,3 Pfg., in Schnellzügen 3 Pfg. zu erheben, nicht annehmen zu können glaubte, weil ihm beim Wegfall seiner Kilometerhefte diese Sätze zu hoch, nicht weil sie ihm zu nieder waren. Die Absage bestand vielmehr darin, daß auch die badische Verwaltung, nachdem sie von Stuttgart auS über die Ant­wort Bayerns und der ReichSeisenbahnverwaltung verständigt worden war, einen erneuten Versuch der Verständigung über die gemeinsame Tarifreform für zur Zeit aussichtslos erklärt. In diesem Sinne ist auch die Mitteilung des württem­bergischen Verkehrsministers über die allseitigen Absagen, die sein Vorschlag gefunden, zu verstehen. (Der Widerstand liegt also in Bayern und dort müßten Parlament, Verkehrs­interessen und Presse einfetzen, um die Bahnreform zu fördern.)

* Stuttgart, 20. Mai. Der sozialdemokratische Ab­geordnete Kloß hat kürzlich im Landtage auSgeführt, daß Stuttgart als Sitz der Möbelindustrie nicht mehr die führende Rolle innehabe wie früher, vielmehr hätten Darmstadt, Mainz, Karlsruhe, Berlin größere Fortschritte gemacht. Der Vorstand des Verbandes Württembergischer Holzindustrieller veröffentlicht nun im Verbandsorgan eine kleine Statistik, die geeignet ist, die Befürchtung zu widerlegen, daß Stutt­garts Möbelindustrie im Rückgänge begriffen sei. Es be­trug die Zahl der Arbeiter in den Jahren 1898, 1899 und 1900 im Ganzen 1276, 1201, 1566, die Lohnsummen Mk. 1,407,545, 1,381,230, 1,772,078. Der Rückgang im Jahre 1899 ist durch den zwölfwöchigen Ausstand zu er­klären; dagegen ist die Arbeiterzahl und die Lohnsumme im Jahre 1900 um 30 Prozent gegen das Vorjahr ge­stiegen. In keiner der für die Konkurrenz in Betracht kommenden süddeutschen Städte ist eine gleich starke Steiger­ung (und zwar absolut wie relativ genommen) zu bemerken.

* Stuttgart, 19. Mai. Das Exportmusterlager Stuttgart hat ein sehr günstiges Jahr hinter sich; Aufträge und Umsatz haben im Jahre 1900 die höchsten Ziffern seit Bestehen des Institutes aufzuweisen. Die Zahl der Käufer betrug 337, die der erteilten Aufträge 2870. Von zahlreichen europäischen und überseeischen Plätzen kamen Be­sucher und Aufträge. Sehr reich ist auch das Verzeichnis der bestellten Artikel. Die günstige Entwicklung, die das Exportmusterlager ununterbrochen genommen hat, liefert den Beweis, wie sehr die Anstalt festen Fuß zu fassen vermocht hat.

* Stuttgart, 21. Jan. Das K. Hoflager wird am 4. Juni nach Bebenhausen verlegt werden. In der zweiten Hälfte des Juli wird der Hof nach Friedrichshasen über­siedeln. Ministerpräsident Schott v. Schottenstein, welcher in diesen Tagen mit seiner Gemahlin von Sr. Majestät dem König empfangen worden war, ist am Samstag von Stutt­gart abgereist und nimmt seinen Wohnsitz aus feinem Gute in Franken.

* Marbach, 20. Mai. Die Küfer des Bezirks haben sich in der letzten Zeit zusammengethan, um zur Wahrung ihrer Standesinteressen eine Freie Innung zu gründen. Zur definitiven Beschlußfassung in dieser Angelegenheit fand gestern in Großbottwar eine Versammlung der Angehörigen der Küfer- und Küblerbranche statt.

* Heilbronn, 18. Mai. (Sonntagsruhe der Rechts­anwälte.) Sämtliche hiesigen Rechtsanwälte haben sich ge­einigt, ihre Bureaux an Sonn- und Festtagen geschlossen zu halten. Sie folgen damit dem Beispiel ihrer Kollegen in Stuttgart, Hall, Mannheim, Karlsruhe und Pforzheim.

* (Verschiedenes.) Infolge starker Verbreitung von Masern und Scharlach mußten in Ne ck ar w esth e im die Schulen geschlossen werden. Zurückgenommen hat der Rottweiler Gemeinderat seinen vielangefochtenen Be­schluß, wonach die Leichen auf dem Friedhof nach 30 Jahren ausgegraben werden sollten.In Schwenningen kamen zwei Zigeunerinnen in einen dortigen Bäckerladen und ver­langten Geldstücke mit der Jahreszahl 1877, die sie gegen andere umzutauschen Vorgaben. Nichts Böses ahnend, wurde ihnen die Kasse zu dem gewünschten Zweck überlassen und als die Zigeunerinnen fort waren, fand sich im Geld ein Abmangel von 220 Mark. Schritte zur Ergreifung der Diebinnen wurden alsbald unternommen, allein sie konnten bis jetzt leider nicht beigebracht werden. Schlußfolgerung: »Die Dummen werden nicht alle!" In Sulz ließ sich der Messerschmied Solleder vom Nachtzug überfahren. Er wurde sofort getötet. Ein 16jähriger Lehrling namens Bletzinger, bei einem Schreinermeister in Heidenheim in der Lehre stehend, hatte an diesem Handwerk keine Freude