nehmen zu wollen erklärten, während dieselben in Wirklich- keit um solche Darlehen nie nachgrsucht und auch von dem Inhalte der Urkunden keine Kenntnis hatten. Auch die Mitglieder der UnterpfandSbehörde Ohmenheim wußte Schultheiß Heckmaun in diesen drei Fällen zu täuschen, so daß sie für die angeblichen Darlehen die Pfandscheine ausstellten und in gutem Glauben Unterzeichneten. Der Sparverein folgte die Summe an den angeblich bevollmächtigten Schultheißen Heckmann aus, und dieser verbrauchte das Geld für sich. Das Oberlandesgericht verurteilte nunmehr in der Berufungsinstanz die hereingefallenen Mitglieder der Ohmenheimer UnterpfandSbehörde, dem Privatsparverein Künzelsau seinen Verlust (einschließlich der Kosten ca. 40000 Mark) zu ersetzen. Ein weiterer ähnlicher Prozeß der Oberamtssparkasse Neresheim gegen die dortige Unterpfandsbehörde wegen eines gefälschten Pfandscheins über 7000 Mark, wobei Franz Heckmann die Hände im Spiel hatte, kommt am 5. Juni zur Verhandlung.
* Alten steig, 26. Mai. In den Blättern findet sich eine Aufforderung der Staatsanwaltschaft in Tübingen an Viehhändler und Viehzüchter, die von dem wegen Betrugs und betrügerischen Bankerotts in Untersuchungshaft befindlichen Viehhändler Christian Jakob Schnauffer aus Unter- jettingen, Oberawts Herrenberg, durch Viehverkauf geschädigt worden sind. Schnauffer, der bei dem Geschäft durchseinen Sohn Johannes und den Unterhändler Job. Gg. Seeger, beide gleichfalls in Haft, unterstützt wurde, pflegte bei seinen ausgedehnten Viehkäufen den Bauern alsbaldige Zahlung in Aussicht zu stellen und, wenn sie Geld haben wollten, ihnen zu erklären, daß er mittellos sei und nur einen Prozentsatz von 30—50 Proz. des Guthabens im Vergleichsweg zahlen könne. Gar mancher Bauer ist auf den Trik hereingefallen, weil auf Anfrage thatsächlich die Auskunft t erfolgen mußte, daß Schnauffer nichts besitze; denn er hatte ; s. Zt. iein Hab und Gut an die Frau und an seinen Schwiegersohn abgetreten. Das Vieh war natürlich stets gleich wieder verkauft worden. Schnauffer hatte den einträglichen Betrug schon längere Zeit getrieben, bis schließlich ein Geprellter sich an die Staatsanwaltschaft wandte. Man sieht, der bieder« Bauer hat sich im Schwindel recht gut ausgekannt.
* Nagold, 24. Mai. In den letzten Tagen hat Fabrikant Speidel aus Pforzheim hier eine Anzahl Grundstücke erworben, um darauf eine Kettenfabrik zu erstellen, in der 250 Arbeiter beschäftigt werden sollen. — Gestern ist hier mit dem Bau des auf 95 000 Mk. veranschlagten Bezirkskrankenhauses begonnen worden.
-I- Göttelfingen, 24. Mai. Das Kirchspiel Göttel- fingen feierte gestern von gutem Wetter begünstigt ein gelungenes Kinderfest. Der Festzug bewegte sich durch das festlich geschmückte Dorf, eröffnet durch eine Gruppe von Kindern in Bauernkostümen auf dem Festwagen. Auf dem Festplotz entwickelte sich bald ein reges Treiben. Gemeinsame Gesänge und Vorträge von Gedichten wechselten ab mit den Preisspielen: Wettlauf, Sacklauf, Eierlauf, „Wurstlauf", Kletterbaum. Nach einer Ansprache des H. Ortsschulinspektors verließen die Kinder sichtlich befriedigt gegen 7 Uhr den Festplatz. Der Tag wird gewiß bei allen Beteiligten angenehme Erinnerungen zurücklassen.
* Stuttgart, 22. Mai. Ihre Majestät die Königin hat heute den Drehsrgehilfen Karl Frohnmüller von Feuerbach empfangen, um demselben die Allerhöchste Anerkennung für das mutvolle Verhalten, durch welches er die Rettung seiner Schwester bewirkt hat, auszusprechen und ihm Allerhöchst Ihr Bild und ein Geldgeschenk zu überreichen. (Wie auch in weiteren Kreisen bekannt sein dürfte, war die Schwester des rc. Frohnmüller in ein Gefäß mit siedendem Malz gefallen und hatte sich dabei dermaßen verbrüht, daß ihre Rettung nach dem Ausspruch der Aerzte nur dann zu erhoffen war, wenn auf die verbrühten Körperstellen die
Haut eines andern Menschen gebracht wurde. Der Bruder ließ sich bereitfinden, die hiezu erforderliche Haut von seinem Körper wegnehmen zu lassen.)
* Stuttgart, 24. Mai. Nach dem einzigen Artikel des den Ständen zugegangenen Entwurfs eines Gerichtskostengesetzes soll die Regelung des GerichtskostenwesenS in Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit, sowie im Zwangsversteigerungs- und Zwangsverwaltungsverfahren bis Ende 1905 durch K. Verordnung erfolgen dürfen.
* Auf keinem Kongreß ging es seither so ruhig und leidenschaftslos zu. wie auf dem Taubstummenkongreß, der an den Pfingsttagen in Stuttgart stattfand. Etwa 200 Taubstumme trafen aus allen Teilen Deutschlands ein. Die Verhandlungen wurden hauptsächlich in der Zeichensprache, unterstützt durch lebhaftes Mienenspiel geführt. Beschlossen wurde unter anderem eine Eingabe an den Reichstag mit der Bitte, es möge solchen Taubstummen, die iw schriftlichen Gedankenausdruck genügend gewandt sind, gesetzlich gestattet werden, nicht nur sich selbst vor Gericht und anderen Be- börden zu vertreten, sondern auch anderen minder begabten Schicksalsgenossen als Dolmetscher bei gerichtlichen und anderen Verhandlungen vor Behörden zu oienen. An den Kaiser und König sandte der Kongreß Huldigungstelegramme.
* Großsachsenheim, 20. Mai. Am Donnerstag (18. Mai) vormittags 11 Uhr trafen Brieftauben, welche um 9 Uhr vormittags in Ingolstadt aufgelassen wurden, hier ein. Dieselben wurden laut Anweisung des Vorstandes vom Brieftaubenklub nur getränkt und nicht gefüttert. Am folgenden Tage morgens 6 Uhr wurden die Tauben von Großsachsenheim wieder ausgelassen und kamen am gleichen Tage vormittags 8 Uhr in Ingolstadt wieder in ihrem heimatlichen Schlage an. Die Bahnentfernung zwischen hier und Ingolstadt beträgt ca. 228 lem, welche die Tauben in 2 Stunden zurücklegten.
* (Verschiedenes.) In Tübingen kam der Postunterbedienstete Karl Schmid bei Ausübung seines Berufes auf dem Bahnhofe unter die Räder und wurde eine große Strecke weit geschleift, ohne daß es jemand bemerkte und gräßlich verstümmelt. Als Leiche aufgefunden, wurde er ins Krankenhaus überführt. — Der Prozeß bezüglich des Dampfers „Heilbronn", der sich für die Fahrt von Heidelberg nach Heilbronn als ungenügend erwies, ist nunmehr entschieden. ! Die Gesellschaft, welche den Dampfer erbaute, ist verurteilt! worden, das Schiff zurückzunehmen und zwar ohne jegliche ! Entschädigung. — In Altbach bei Plochingen entstand bei dem Wirt Grünewald eine Acetyleagasrxplosion. An dem Gebäude selbst, sowie an Thüren rc. wurde größerer Schaden angerichtet; die in der Gaststube anwesenden Personen kamen mrt dem Schrecken davon. — Dem 69 Jahre alten, ledigen Alois Götz von Pfauhausen entglitt beim Leiten einer Ackerwalze die Deichsel und schlug ihm mit solcher Wucht auf den Unterleib, daß Götz eines qualvollen Todes starb. — In Laufs en a. N. erschoß sich der dort beschäftigte 18 Jahre alte Zigarrenmacher Karl Weilemann aus Wimpfen. — Die Gemeinden Oeffingen, Neckargröningen und Aldingen beschlossen, eine gemeinsame Wasserleitung zu erbauen.
* (Konkurse.) Johann Georg Wahl, Bauer in Seifertshosen, Gde- Eschach. — Margarethe Geiger, geb. Rüd, Alleininhaberin der Firma Gebr. Geiger, Maschinenfabrik in Großeislingen. — Wilhelm Kehrwecker in Mühlhausen a. E. — Daniel Breuninger, Gerber in Backnang. — Gottlob Möhrer, Bauer in Höpfigheim, OA. Marbach.
* Karlsruhe, 25. Mai. In dem zum Amtsgericht Buchen gehörigen Ort Rütschdorf ereignete sich ein schweres Unglück. Drei Kinder des Landwirts Boehrer, zwei Knaben von 15 und 6 Jahren und ein Mädchen von 8 Jahren wollten in einem Zuber auf dem kleinen Weiher vor dem elterlichen Hause Nachen fahren. Das Fahrzeug schlug um und die drei Kinder ertranken.
* Pforzheim, 24. Mai. Gestern vormittag wurde
ein lokalgeschichtlicher Akt vorgenommen: es wurde die Fahne der Flößer-Jnnung nach dem Rathaus« gebracht und hier in Verwahrung gegeben. Damit hat hauptsächlich die Jahrhunderte alte Flößer-Jnnung aufgehört zu bestehen. Flößerfahrten werden von Pforzheimer Flößern nicht mehr unternommen.
* Straubing, 23. Mai. Infolge Reißens des Seile» bei der Donaufähre Hoermannsdorf schlug die Fähre um, wobei 14 Personen ertranken.
*AuSderRheinpfalz, 24. Mai. In Wachenheim bei Dürkheim a. d. Haardt wurde ein elfjähriges Mädchen namens Anna Lelling, das dem aus dem Sterbebette geäußerten Wunsche seiner Mutter gemäß auf gesetz- lichem Wege der protestantischen Kirche zugeführt worden war und am Montag vor acht Tagen zum ersten Male die protestantische Schule besuchen sollte, am vorhergehenden Sonntag seiner Großmutter unter dem Vorgeben entlockt, daß es in der Apotheke etwas holen solle. Das Kind ist seitdem spurlos verschwunden. Die angestellten Ermittelungen haben bisher nur zu dem Ergebnis geführt, daß das Kind noch am Tage seiner Entführung, und zwar mit dem abends 9 Uhr von Wachenheim abgrhenden Personenzuge, fort- gebracht worden ist. Die Sache ist der Gerichtsbehörde übergeben, von welcher die Untersuchung eifrig betrieben wird.
* Berlin, 23. Mai. Vor einigen Monaten veruntreute ein Hausdiener, Willy Lang, der hiesigen Verlagsbuchhandlung von Bruer 40000 Mk. Er hat nun einem Gefängnisgenossen anvertraut, daß er das Geld in SelterS- wasserflaschen im Grunewald vergraben hat. An der angegebenen Stelle sind nun thatsächlich von der Kriminalpolizei etwa Mk. 30000 aufgefunden worden.
* Die Reichspost fordert die Oberpostdirektionen wieder durch Rundschreiben auf, tüchtige Postbeamte für das Schutzgebiet und deutsche Postanstalten im Auslande anzugeben. Die Beamten sollen ledig, gesund, kräftig, umsichtig, selbständig, von guten Umgangsformen sem und in Führung und Leistungen befriedigen.
* Im März fanden in Deutschland 54 Streiks statt, im April 84. Im Vorjahr zählte man im April nur 74. Die Lebhaftigkeit dieser Bewegung ist, wie der Arbeitsmarkt betont, auf den überaus guten Gang der Industrie zurückzuführen, an der auch die Arbeiter mehr als bisher teilnehmen wollen. Im Baugewerbe gab es verhältnismäßig die meisten Streiks (38), doch ist auch das Metall- und Maschinen-, sowie das Textilgewerbe mit 8 bis 11 Fällen vertreten. Die meisten Streiks waren indessen von geringer Bedeutung.
D Das deutsche Kreuzergeschwader in Ostasien bestand bisher aus zwei Divisionen; der Geschwaderchef führte die erste, ein besonderer Divisionschef die zweite Division. Nunmehr ist verfügt worden, daß versuchsweise alle Schiffe direkt dem Geschwaderchef unterstehen sollen, wodurch für die Schiffe der bisherigen zweiten Division eine Instanz weggefallen und eine Vereinfachung des Dienstbetriebes eingetreten ist. Der Chef der bisherigen zweiten Division wird zweiter Admiral und Stellvertreter des Geschwaderchefs. Die Maßnahme ist auf einen Antrag des bisherigen Chefs des Kreuzergeschwoders, Vizr-Admiral v. Diedrrichs, zutückzu- führen, dem sich der neue Chef, PrinzHeinrich, angeschloffen hat.
* Auswüchse des guten Standes der Industrie sind die Spekulation und das Börsenspiel. „Wir stehen vor einem Krach!" schreibt bereits „Die Welt am Montag." „Der Börse ist bange vor den Geistern, die sie rief, und die sie nun nicht wieder loswrrden kann. Den Börsianer schaudert es, wenn er die hohen Kurse aller Spekulationswerte betrachtet, aber er hat die Herrschaft über die entfesselten Elemente verloren. Mit dumpfer Resignation muß er erkennen, daß die übertrieben hohen Kurse noch weiter in die Höhe getrieben werden können, daß aber vielleicht auch schon morgen das Ende erreicht sein wird. Er ist zur Un- thätigkeit verdammt, wenn er nicht vorzieht, sich an dem allgemeinen Hazard zu beteiligen. Denn Hazard ist da»
Eine kleine Pause trat ein, während welcher die beiden Männer schwiegen. Balthasar überlegte, wie er am beten die Leiche transportieren könne. ^
„Wird es nicht besser sein, ich stelle die Laterne einstweilen dort auf den Fenstersims und faß den Bauern mit an?" fragte Seppel. „Du wirst schwerlich den Körper allein fortbringen, er ist sehr gewichtig."
„Ich dank' Dir Seppel, es wird schon gehen, leucht' mir nur voran, den Dienst erweis' ich meinem Vater gern." —
Die Bäuerin war auf ihre Stube zurückgekehrt; sie konnte nicht bei dem Toten verweilen. Wie draußen das Wetter noch immer tobte, furchtbar, wie wenn das wilde Heer im Anzug wäre. Aber dies war es sicher nicht, was die Einödbäuerin so sehr entsetzte, gewiß nicht, denn sie war eine resolute Person. — War es der Gedanke an das schreckliche Ende des Bauern, welcher ihre Phantasie erregte, daß sie wie von Fieberfrost geschüttelt wurde? Hatte sie eine Ahnung, was den Verunglückten bei Sturm und Wetter Hinausgetrieben, und erwachte nun das Gewissen darüber, weil sie sich nicht ganz frei von Schuld wußte? Hu! Das Gewissen, ja das Gewissen ist doch zuweilen ein recht unbequemer Mahner und Grwissenspein schlimmer als Strafe. —
Die wie ein Irrlicht auf dem Hofe hin und her schwankende Laterne, mit welcher der Sepprl Balthasar leuchtete, lenkte den Gedankengang der Bäurin auf eine andere Bahn. Aber es war nicht etwa das Gefühl der Reue, welches sie erfaßte darüber, weil sie ihren Stiefsohn so allein das schwere Werk verrichten ließ und ihren Wili- bald so in Schutz nahm, beileibe nicht — warum sollte sich der gute Junge bei einer Sache, di« einmal nicht mehr zu ändern, nutzlos der Unbill des Wetters aussetzen — dazu war Balthasar da, der Knochen wie ein Bär besaß. Nein, ganz andere Erwägungen kamen ihr jetzt in den Sinn.
Was wurde nun aus ihr? Mußte sie vom Hof mit ihrem Einzigen, wenn ihr Stiefsohn seine Forderungen geltend machte und die Hypothek kündigte? Gewiß würde er dies thun — von ihm hatte sie wohl schwerlich Nachsicht zu erwarten, und der Bauer hatte ihr erst ganz kürzlich vor seinem Ende Eröffnungen gemacht, die ihr wie ein tiefer Abgrund erschienen waren und hinreichend Grund zu ihrer jetzigen Befürchtung boten. Was hatte sie nun davon, daß sie vor mehr denn zwanzig Jahren, den als reich erschienenen Einödbauern um seines Geldes willen geheiratet hatte — sie war jetzt vielleicht ärmer dran, außerdem war sie alt geworden und ihre frühere Schönheit, auf welche sie so große Hoffnungen gesetzt, dahin — als arme Wittib bekam sie sicher keinen Mann mehr, der ihr ein angenehmes Leben bieten konnte — der, auf den sie damals ihre Hoffnungen gesetzt hatte, lag unten tot — ihr Leben war verpfuscht — unter dem Gerede der Leute, die ihr sowieso niemals recht das Glück gegönnt hatten, mußte sie vielleicht mit ihrem Willibald den Hof verlassen und sich wieder verdingen.
Gab es keinen Ausweg? Ein häßlicher Zug huschte über das volle, runde und noch immer anziehende Gesicht der Witwe und gestattete einen Einblick in den Charakter des Weibes. Ein wunderliches Feuer flackerte in ihren Augen, daß einem Grauen und Entsetzen vor ihr erfassen konnte.
„Es muß einen geben!" murmelte sie vor sich hin.
Der Sturm hatte etwas nachgelassen, nur der Regen plätscherte noch. Der Schrei eines Vogels, eines Käuzchens ertönte von ferne — die Bäurin fährt unwillkürlich zusammen — im Volksmunde heißt dieser Vogel der Toten- vogel, und sie ist nicht frei von Aberglauben. Galt dieser Schrei des Totenvogels dem Verstorbenen, der unten in der Stube lag, oder galt er jemand, der ihm bald folgen sollte?
2. Kapitel.
Gab das ein Gerede im Dorfe, als der Unfall des
Einödbauern bekannt wurde. Aber gerade weil so wenig darüber zu erfahren war, wurden um so eifriger allerhand Vermutungen ausgesprochen. Er war abends in der Dunkelheit abgestürzt — wie war das möglich? So ging die Frage von Mund zu Mund. War der Bauer nachts ver- botenerwrise auf den Anstand gegangen? So was war ja nicht unmöglich, aber dem reichen Einödbauern hätte kein Mensch dies zugetraut; oder hatte er sich an noch Schlimmerem beteiligt?
Mehr dis Neugier, weniger wohl das Mitleid mit der Wittib und den beiden Söhnen des Verstorbenen trieb dir nächsten zwei Tage die Dörfler hinauf zum Einödhof. Man hoffte doch schließlich ein Wort zu erfahren, welches sich auf das geheimnisvolle Ende des Bauern bezog.
Inmitten einer Fülle von Blumen lag der Bauer in der unteren Wohnstube auf dem Paradebett, angethan mit seinem Sonntagsstaat, an dem man die schweren silbernen Knöpfe belassen, in den erstarrten Händen ein kleines Kruzifix von weißem Elfenbein. Ganz deutlich sah man in dem wachsbleichen Gesicht die Spuren des schweren Falles, die eine Hälfte der Stirn war eingedrückt; die schmerzlich verzerrten Züge bekundeten selbst in der Starrheit, welch schweres Ende der Bauer gefunden hatte, und angesichts dessen wurden selbst diejenigen, welche aus Neugierde heraufgekommen waren, von tiefem Mitgefühl erfaßt.
Die Bäurm bekam niemand zu Gesicht; sie hatte sich vom erste Tage an zurückgezogen und verbrachte die meisten Stunden oben in der guten Stube mit ihrem Wilibald. Balthasar blieb es überlassen, alle Anordnungen zum Begräbnis des Vaters zu treffen ; in seiner stillen, gottergebenen Art hatte er mit Hilfe der Leichenfrau den Vater auf das Paradebett gelegt und es mit Blumen geschmückt. Der Vater hatte ihm im Leben manchmal Unrecht gethan, aber Balthasar hegte nicht den geringsten Groll gegen ihn; er hatte starke gesunde Nerven, aber die letzten Tage hatten ihn doch angegriffen. (F. f.)