unseres Schwarzwaldes sollten es nicht versäumen, auch von dieser dargebotenen Gelegenheit Gebrauch zu wachen, um ihre Kenntnisse im eigensten Interesse zu erweitern und aus dieser dankenswerten Veranstaltung für sich und das Gewerbe Nutzen zu bringen
6. Walddorf, 18. Mai. Unser Ort hatte, wie noch in aller Erinnerung sein dürste, vor 2 Jahren eine überaus reiche Obsternte. Für dieses Jahr ist wieder Hoffnung auf eine solche vorhanden. Die Zwetschgen haben reichlich und bei schönem Wetter geblüht, die Birnbäume prangen im Blütenschnee und die Apfelblüte ist am Aufbrechen. Von den Verheerungen, die in sonstigen Jahren die Obstbbaum- schädlinge, namentlich die Apfelrüßler angerichtet haben, merkt man Heuer kaum etwas. Das warme Frühlingswetter bringt die Blütenknospen so rasch zur Entfaltung, daß die Entwicklung der Obstbaumschädlinge nicht gleichen Schritt mit ihr halten kann. Ein Ausblick über den Ort mit seinen Obstgärten von einer Anhöhe bei Walddorf aus gewährt einen köstlichen Genuß. Ueber Pfingsten macht man gern einen Ausflug. Wer noch nicht weiß wohin, der komme hie- her; es dürfte gegenwärtig kaum einen lohnenderen Punkt in der Umgegend geben.
* Stuttgart, 18. Mai. Oberbürgermeister Dr. Mülberger hat seine Bewerbung um die hiesige Stadtvorstandsstelle zurückgezogen, nachdem die Sozialdemokratie beschlossen hat. für die Kandidatur Lautenschlager einzutreten.
* Kleineng st ingen, 17. Mai. In der hiesigen Gemeinde grassiert schon seit zwei Jahren die Diphtheritis, die in dieser Zeit schon über 30 Opfer gefordert hat. Das K. Oberamt hat in Verbindung mit dem Oberamtsphysikat allerlei sanitärpolizeilichr Maßnahmen getroffen, um der Seuche Einhalt zu thun. Nunmehr soll eine inmitten des Ortes gelegene Albhülbe, welche eine Menge Sumpfgas entwickelt und besonders im Sommer übelriechende Miasmen verbreitet und in der wohl die Brutstätte des Krankheitserregers vermutet werden kann, laut Verfügung der Sanitätspolizei eingefüllt werden. Durch die in Angriff genommene Wasserleitung werden sodann auch die Wafferverhältnisse gebessert werden.
(Verschiedenes.) Seit dem 5. ds. Mts. wurde in Lauffen, O.-A. Rottrveil, der Taglöhner Lorenz Hugger. ein 69jähriger Mann vermißt. Dieser Tage nun fanden Arbeiter aus Deißlingen den Hugger im dortigen Pfarrwald erhängt auf. Die allgemeine Vermutung geht dahin, daß sich H. selbst den Tod gegeben habe. — In Tiefenbach stürzte letzte Woche der 12 Jahre alte Sohn des Bauern Neher vom Obert auf die Tenne und starb infolge des Sturzes. — Vor der Strafkammer in Ulm wurde der Photograph R. Schultheiß, welcher aus Spaß die Verlobungsanzeige seines Freundes ohne dessen Willen veröffentlichte. wegen Urkundenfälschung zu 7 Tagen Gefängnis verurteilt.
* (Konkurs e.) Saemann Thekla, ledig, vollj., Gutsbesitzerin in Lerchenhof, Gde. Köngen. — Alfred Haegrle, Besitzer des Apollotheaters in Heilbronn. — Karoline Heid, Werkmeisters Witwe in Honau. — Paul Federle, Fabrikant in Oberndorf; Dampfsägewerk Oberndorf, Paul Federle und Co., Kommanditgesellschaft in Oberndorf.
* Ein robuster Fuhrknecht in einem Dorfe bei Scho nach fühlte ein ziemlich heftiges Magenbrummen. „Was für mein Gaul guet isch, wird au dir net schade", dachte der biedere Bursche, und nahm von den „Koliktropfen", die für seine Pferde verschrieben worden waren, einen kräftigen Schluck. Statt des Brummens" gab es jetzt ein gewaltiges „Surren" und unruhig wälzte sich unser Mann auf seiner Lagerstätte, drei Tage hatte er das Gefühl, als wen» Magen und Ge- därme zerreißen wollten. Aber endlich beruhigte sich doch der erzürnte Leib, die Qual ließ nach und drei Tage später lenkte der Knecht wieder seine Pferde auf der Straße nach Triberg.
(1532 bis 1603) von tausend Menschen jährlich 42, während im Jahre 1846 sich diese Zahl auf 26 und im Jahre 1891 auf 19 verminderte. In Berlin sank nach der Kanalisierung (1876—1885) die Sterblichkeit plötzlich von 29 auf 24. Namentlich ging der Tod an Typhus von 4 Proz. aller Gestorbenen in den fünfziger Jahren auf 0,8 Proz. im Jahre 1885 zurück. Aehnliche Beobachtungen sind in fast allen deutschen Städten gemacht worden, welche in der letzten Zeit durch Kanalisierung ihre Gesundheitsverhältnisse nicht nur in Bezug auf den mit Boden- und Grundwasser-Verhältnissen eng zusammenhängenden Typhus, sondern auch bezüglich aller ansteckenden und epidemischen Krankheiten verbesserten. Im Mittelalter dagegen waren die Städte eng gebaut, schlecht oder gar nicht gepflastert, starrten vor Schmutz und Unrat, erfüllten die Luft mit Leichendust, da die Gestorbenen in den Kirchen beigesetzt oder auf dem „Kirchhof" inmitten der Stadt begraben wurden. Deshalb richteten Epidemien geradezu unglaubliche Verheerungen unter der Bevölkerung an. So hat in London die jetzt ganz verschwindende Pest in den Jahren 1592, 1597, 1603, 1625, 1686 jcdeSwal die Hälstrbis zweiDrittrl derEinwohner hinweggerafft. Ueber- haupt bildet das Verschwinden der großen Epidemien früherer Jahrhunderte, wie Pocken, Pest, schwarzer Tod, Aussatz, Heilige- Feuer eine der Hauptursachen für die größere Langlebigkeit der Gegenwart. Die Verheerungen, welche in unserer Zeit die Cholera anrichtet, sind ganz verschwindend im Vergleich mit jenen Geißeln des Menschengeschlechts, welche mitunter ganze Städte und Landstriche entvölkerten. So starben zwischen den Jahren 1300 und 1500 in Wien auf einmal 70000, in London 80000, in Köln 40000, in Konstantinopel sogar 340000 Menschen! Dazu kommt in unserer Zeit außer den zahlreichen Verbesserungen der äußern LebenS- verhältnisse der hohe Stand der ärztlichen Wissenschaft. Schon allein durch die antiseptische Wundbehandlung werden unzählige Menschen am Leben erhalten, welche früher dem
ss Die älteste Tochter des bayrischen Thronerben l Prinzen Ludwig erkrankte vor einigen Wochen plötzlich sehr schwer. Als Krankheitsursache wurde Blutarmut angegeben, eine Kundmachung, die in München wenig Glauben fand, da man die Prinzessin noch wenige Tage vor ihrer Erkrankung frisch und gesund gesehen batte. Jetzt hört denn auch die Frkf. Ztg., daß es sich um di« Verstopf- ung einer Arterie im Gehirn handelte. Durch ein aus einem Blutorgan losgelöstes und in die Blutbahn gerissenes Wand- Partikelchen war die Verstopfung vermutlich herbeigeführt worden. Sie wußte schwere Erscheinungen zur Folge haben und in schlimmster Weise auf alle Ograne und Körperteile einwirken. Nun haben sich die kleinen Nebengefässr entsprechend erweitert, so daß sie den Dienst des bleibend verstopften Hauptgefässes aufnehmen können. Damit begannen sich die schlimmen Folgeerscheinungen der Verstopfung zu bessern.
* Kassel. In der Umgegend ging am Montag unter starkem Gewitter und Sturm ein Hagelschlag nieder. Ein Blitzstrahl traf eine Gruppe von 10 jungen Mädchen, die im Walde arbeitend, unter Bäumen Schutz gesucht hatten. Sämtliche Mädchen wurden betäubt, eines sofort getötet, mehrere wurden gelähmt und schwer verletzt. Die angewandten Wiederbelebungsversuche verliefen bei den Betäubten erfolgreich.
* Leipzig, 16. Mai. Der aus Berlin nach Mitnahme von 200,000 Mark flüchtig gewordene Bankier Riese wurde mit seiner Konkubine Fanny Fechner hier verhastet. Riese vergiftete sich.
* Berlin, 16. Mai. Die Regierung veranstaltet Erhebungen darüber, inwieweit bei grundsätzlicher Anerkennung der Haftpflicht des Staats für Mißgriffe seiner Beamten diese Haftpflicht für einzelne Kategorien von Beamten auszuschließen ist. So sind seitens der Justizverwaltung namentlich Gutachten betr. der Haftung für Notare und Gerichtsvollzieher eingesordert worden.
* Berlin, 17. Mai. Die Postkommission des Reichstags beendete die zweite Lesung der Fernsprechgebühren- Ordnung wesentlich den Beschlüssen der ersten Lesung rnt- spechend. Die Pauschgebühren in der Fünskilometertaxe wurden bis zu fünfzig Anschlüssen auf 80 Mk. festgesetzt, mit sieden weiteren Stufen bis 180 Mk. bis über 20000 Anschlüsse. Bei Bezahlung der Pauschgebühr ist dir unentgeltliche Benutzung durch Dritte gestattet. Die Gesprächsgebühr zwischen verschiedenen Orten bis zu 25 km Entfernung wird auf 20 Psg. festgesetzt.
* Berlin, 18. Mm. Die Kommission für die Gewerbenovelle nahm bezüglich des Ladenschlusses folgenden Antrag Hitze an: Von 9 Uhr abends bis 5 Uhr morgens müssen die Verkaufsstellen für den geschäftlichen Verkehr geschlossen sein. Beim Ladenschluß im Laden schon anwesende Kunden dürfen noch bedient werden. Ueber V» nach 9 Uhr bis spätestens 10 Uhr dürfen Verkaufstellen für den geschäftlichen Verkehr nur geöffnet sein 1) in unvorhergesehenen Notfällen, 2) an höchstens 40 von den Ortspolizeibehörden zu bestimmenden Tagen, 3) nach näherer Bestimmung der höheren Verwaltungsbehörden für ländliche Gemeinden in welchen der Geschäftsverkehr sich auf einzelne Tage der Woche oder einzelne Stunden des Tages beschränkt. Ferner wurde die Vorschrift, daß in Gemeinden mit mehr als 2000 Einwohnern in offenen Verkaufsstellen die ununterbrochene Ruhezeit mindestens 11 Stunden betragen muß, auf Geschäfte mit mindestens 2 Gehilfen und Lehrlingen eingeschränkt. Dagegen beschloß die Kommission, an der Bestimmung festzuhalten, daß die Mittagspause für auswärts Wohnende mindesten- IV 2 Stunden betragen müsse.
* Berlin, 18. Mai. Der „Lokalanzeiger" berichtet
aus Petersburg : Der im Kaukasus reisende General Lissrnko und Gymnasialdirektor Pobjedonoszew wurden von Räubern überfallen. Elfterer wurde getötet. ^
0 Eine Feuerlöschprobe mit geradezu überraschendem Erfolg fand neulich in Charlottenburg statt. „Pyros- best" nennt sich die Erfindung des Wiener Professors v. Kittel, mit der im Beisein zahlreicher Fachleute Versuche gemacht wurden, die bestens gelangen. Das neue Feuerlöschmittel besteht auS fünf Salzen und drei Flüssigkeiten und ist für den Handgebrauch, wie auch für jede Spritze verwendbar, da es keine Säuren enthält. Hände, die in die mit Wasser aufgelöste Löschmasse getaucht sind, können Helle Flammen auslöschen, ohne daß sich Schmerzen oder gar Brandwunden auf den Händen bemerkbar machen. Brennende Fässer,die mit Karbolineum, Firniß und Terpentin gefüllt waren, eine hrlllodernde Theergrube, ein mit Petroleum getränkter Holzstoß wurden mit wenigen Eimern „Pyrosbest" im Nu gelöscht.
* Rhein und Elbe sollen durch einen Kanal verbunden werden. Das Werk soll 50—60 Millionen Mark kosten. Im preußischen Landtage ist die Kanalfrage der Schwerpunkt aller Verhandlungen. Sehr wahrscheinlich werden die Mittel zum Bau bewilligt werden, da der Kanal auch von militärischer Seite als unbedingt notwendig bezeichnet wird. Versagen im Kriegsfälle die Eisenbahnen vorübergehend wegen Zerstörungen, Unfällen, Betriebsstockungen, Kohlen-, Personal- oder Materialmangel u. s. w., so muß sich die Heeresleitung auf Land- und Wasserstraßen stützen, die übrigens auch fortlaufend die Schienenwege entlasten und ergänzen sollen. Unser Bahnnetz hat sich zwar seit dem Kriege 1870—71 sehr entwickelt und der Bahnbetrieb hat große Fortschritte gemacht; aber auch die Anforderungen, die m einem künftigen Kriege an das Bahnnetz hrrantreten werden, sind ins Riesige gestiegen. Solche Massenheere mit Millionen von Streitern, wie sie in einem künftigen Kriege sich gegenüberstehen werden, sind noch nie in kurzer Frist versammelt und mit allem Erforderlichen versorgt worden. Diese Aufgabe zu lösen, bleibt der künftigen Kriegführung Vorbehalten und diejenige Heeresleitung, der die Lösung gelingt, hat einen großen Schritt zum glücklichen Ausgang des ganzen Krieges gethan. Der damalige Chef des Generalstabes der Armee, Feldmarschall Graf von Moltke, wurde im Jahre 1883 zu einem Gutachten über den Dortmund-Ems-Kanal und den Rhein-Elbe-Kanal aufgefordert und sprach wörtlich aus: „Im Interesse der Landesverteidigung ist e- wünschenswert, daß beide Projekte sich verwirklichen." Er erklärte aber den jetzt zur Beratung stehenden Rhein-Elbe-Kanal erheblich wichtiger, als den bereits ausgeführtrn Dortwund-Ems-Kanal.
sj Die deutsche Einwanderung nach Nordamerika nimmt neuerdings wieder zu; sie betrug im Januar dieses Jahres 612, im Februar 898, im März 1858 Personen und ist seither noch weiter gestiegen.
* Die Londoner Mestminster Gazette' schreibt: „Der Herzog von Connaugth, Sohn der Königin von England, hat niemals daran gedacht sein Erbfolgerecht auf den Thron von Koburg-Gotha aufzugrbrn. Dazu ist die Einnahme des regierenden Herzogs zu bedeutend." —Natürlich! Die deutschen Michel zahlen dem Herzog jährlich 600000 Mark Zivilliste, damit er im deutschen Fürstenrate den Agenten Englands machen kann.
Magdeburg. Das Kriegsgericht verurteilte einen Kanonier wegen militärischen Aufruhrs (wegen Aufforderung, der Wache Widerstand zu leisten) zu acht Jahr Zuchthaus.
* In Hildburghausen durchzog ein Bärenführer die Straßen. Als Kinder das ohnehin schon geplagte Trer neckten, verstand dieses den Spaß falsch, begann «in kleine- Mädchen zu packen und drückte es fest an sich. Nur mit Mühe gelang es dem Führer, das Kind wieder zu befreien; beim Kampfe mit dem Bären war diesem der Maulkorb vom Kopfe gefallen, was die Gefahr noch erhöhte.
* Hamburg, 16. Mai. Wie die „Hamburgische
mit Recht so gefürchteten Wundfieber zum Opfer fielen. Klar und deutlich also läßt sich zahlenmäßig feststellen, daß mit der Zunahme in der Verbesserung der äußeren Lebensumstände auch das Leben bezüglich seiner Dauer immer mehr Macht und Herrschaft über den Tod gewonnen hat.
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* Den Bewohnern Spandaus schwankt der Boden unter den Füßen. Besonders die Gegend am Personenbahnhof, an den Militärwerkstätten und der Geschützgießerei sind unsicher. In einer der letzten Nächte erbebte ein Gebäude dermaßen, daß ein Mieter, der Amtsgerichtsrat R., sogleich das Haus verließ und die Polizei aufsuchte, um dieser Mitteilung zu machen. Er steht jetzt iw Begriff, dir Wohnung gänzlich zu räumen, aus Besorgnis vor einer Katastrophe; ebenso ergeht es anderen Bewohnern jener Gegend. Bisher vermag sich niemand die Erscheinung zu erklären. Der Untergrund des Stadtteils ist früher sumpfig gewesen, und die ganze Gegend mit Hilfe von Aufschüttungen für die Bebauung nutzbar gemacht worden. Vermutet wird, daß äußere Einwirkungen, vielleicht die schweren Dampfhämmer der benachbarten Fabriken, die Erschütterungen Hervorrufen. Um die Ursachen der beunruhigenden Erscheinung durch Bohrungen im Grund und Boden festzustcllen, hat die Stadtverordnetenversammlung auf Antrag des Magistrat- 1500 Mk. bewilligt.
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* Bei gefüllten Kästen verhungern, das ist das schmutzig« Rätsel des Geizes. Die alte Jungfer Bertha Lück in Arnswalde lebte nur von Kartoffeln und Heringsbrühe, die sie sich im Kaufladen erbettelte. Wie eine Bettlerin ging sie gekleidet, und in ihrer Stube starrte es von Schmutz. Nach ihrem Tode wurden in Kasten und Beuteln 10 000 Mk. bares Geld vorgefunden, welches schon lange nutzlos dort gelegen haben muß, denn es waren Thalerstücke aus den
40-r Jahren darunter, die noch ganz neu aussahen. Außerdem kamen noch große Ballen Leinwand, Kleiderstoffe und Wolle zum Vorschein. Der Gesamtwert des Nachlasses wird auf 18 000Mk. geschätzt, welcher nun entfernten Verwandten zufällt.
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* (Ein zerstreut« rVater.) Der Gymnasialrektor T. in I. ist glücklicher Vater von 10 lebenden Kindern. Natürlich geht es infolge dessen in seinem Haushalte häufig etwas lebhaft zu. Heute ist auch rein wieder der Teufel los! Die Mutter ist nicht daheim, dies scheint ausgenutzt zu werden. Schon mshreremale hat der Herr Rektor sich vom Schreibtisch erhoben und dringend Ruhe geboten. Die Kinder lärmen fort. Da reißt ihm der Geduldsfaden. Zornrot springt er auf und treibt die ganze Herde seiner Kinder mit dem Röhrchen in der Hand in die Schlafzimmer des Oberstockes und kommandiert: „Zu Bett!" Es ist erst 6 Uhr abends; die Kinder lamentieren, doch es giebt kein Erbarmen. Ein kleines Mädchen will absolut nicht Ordre parieren und muß sein Widerstand durch Verabfolgung einer kleinen Tracht Prügel gebrochen werden. —Tiefe Stille herrscht nun in den unteren Räumen und der glückliche Vater kann ungestört arbeiten. Als die Gattin heimkehrt, ist ihre erste Frage: „Wo stecken denn die Kinder?" Der Vater berichtet und erwähnt auch die Tracht Prügel, die er notwendigerweise zur Ausrechterhaltung seiner Autorität habe verabfolgen müssen. — „Nun, da muß ich doch mal sofort nach dem Rechten sehen," erwidert die Gattin und eilt flugS nach oben. Nach wenigen Augenblicken kommt sie in höchster Aufregung zurück und ruft dem Gestrengen schon von weitem zu: „Aber Mann, was hast dunurangerichtet? Das Kind, welches du geprügelt hast, weil es nicht zu Bett wollte, ist gar nicht das unsere, sondern war nur auf Besuch hier, es ist ja die kleine Frida von Dr. Niemeyrr nebenan.