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Samstag, 20. War

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

EinrückungSpreiL für Mtensteig und nahe Umgebung bei einmaliger Ein­rückung 8 Pfg. bei mehrmall je 8 auswärts je 8 Pfg. die Ispaltige Zeile oder deren Raum.

Verwendbare ! Beiträge werden dank­bar angenommen.

1899 .

Bestätigt wurde die Wahl des Bauern Michael Dürr von Gaugenwald zum Schultheißen dieser Gemeinde.

In Schönbronn und Nothfelden ist die Maul- und Klauenseuche auSgebrochen.

DeirtsHeir Reichstes

* Berlin, 16. Mai. Fortsetzung der Beratung des Jnvalidenversicherungsgesetzes bei 8 20 a, welcher über die Gemein- und Sonderlasten der Versicherungsanstalten Be­stimmungen enthält. Hiezu liegt eine Reihe von Anträgen vor. Nach längerer Debatte wird 8 20a in der Kom­missionsfassung mit einem Abänderungsantrag Müller-Fulda angenommen. Die übrigen Anträge werden abgelehnt. Als Graf Ballestrem darauf vorschlägt, die Abstimmung über den zurückgestellten 8 8 vorzunehmen, erheben Richter und Singer dagegen Einspruch, weil der Paragraph nicht auf der Tagesordnung stehe. Nach längerer Debatte, woran sich auch Lieber und Arendt beteiligen, kommt es zur Ab­stimmung. 8 8a wird hierauf unverändert angenommen, ebenso 8 16 betr. Wartezeit mit dem Unterantrag von Richt­hofen, der auch bei Zwangsversicherung 400 Beitragswochen festsetzrn will, wenn nicht mindestens für 100 Wochen Bei­träge geleistet sind.

* Berlin, 17. Mai. Fortsetzung der Beratung des Jnvalidenversicherungsgesetzes. 8 21 a, Gemeinvermögen und Sondervermögen der Versicherungsanstalten, wird gemäß dem Kommissionsantrag debattelos gestrichen. 8 22 betreffend Lohnklassen wird unter Ablehnung eines Antrags Albrecht in der Kommissionsfassung angenommen. Hinter 8 30 be­antragt Hitze einen 8 30a einzufügen, wonach erwerbs­unfähigen Personen, wenn ihnen für die Zeit des Bezugs der Unfallrente ein Anspruch auf Jnvaliditätsrente nicht zu­steht, auf ihren Antrag die Hälfte der Beiträge zu erstatten ist. Geh. Rat Kaufmann widerspricht dem Antrag, der von der bisherigen Rechtslage abweiche und die Rechtslage der Arbeiter nicht bessere. Abg. Sachse empfiehlt den An­trag. Abg. Richthofen erklärt sich gegen denselben. Der Antrag Hitze wird angenommen. 8 30 und 8 30a werden in der Komwissionsfassung angenommen. Eine Reihe weiterer Paragraphen wird ohne erhebliche Debatte unter Ablehnung einiger sozialdemokratischer Anträge gemäß den Beschlüssen der Kommission angenommen. Es folgt Abschnitt 5 betr. Rentenstellen. 8 51 in der Kommissionsfassung bestimmt, daß Rentenstellen zur Wahrnehmung der den unteren Ver­waltungsbehörden obliegenden Geschäfte errichtet werden können. Die Landeszentralbehörde kann nach Anhörung des Vorstandes die Errichtung anordnen. Lenzmann be­antragt die Vertagung des Hauses. Der Antrag findet ge­nügende Unterstützung und wird angenommen.

der Tagesordnung und zwar I. Titel Das Zentrum giebt

Kammer der Abgeordneten.

* Stuttgart, 16. Mai. (40. Sitzung.) Das Haus tritt in Beratung der Bestimmungen über das Sachenrecht, und zwar das Jagd- und Fischerei-Recht. Der Entwurf wird ohne Veränderung nach den KommissionSanträgen an­genommen. Ebenso wird glatt das Bergrecht erledigt. ES folgen die Bestimmungen betr. Uebertragung der Auf­hebung von Dienstbarkeiten an nicht in's Grundbuch ein­getragenen Grundstücken, die nach Kommissionsantrag an­genommen werden. Hierauf geht man zur Beratung des Nächbarrechtes über. Auch hier findet eine Debatte nicht statt. Der TitelFamilienrecht" wird zurückgestellt und die Kammer berät die Ausführungsvorschriften zu mehreren Reichsgesetzen. Zunächst wird die Ausführung-Vorschrift zum Reichs-Gerichtsverfassungs-Gesetze angenommen. Desgleichen werden erledigt die Ausführungsvorschriften zur Civilprozeß- Ordnung sowie betr. Zwangsversteigerung und Zwangs- Verwaltung und zum Handelsgesetzbuch. Die Beratung der Schlußabstimmuug wird ausgesetzt.

17. Mai. (41. Sitzung). Auf steht die Beratung des Familienrechts Bürgerliche Ehe. (Art. 240 bis 248.) vorher die Erklärung ab, daß es Gegnerin der Zivilehe sei, da die Eheschließung Sache der Kirche sei. Da nun aber das Bürgerliche Gesetzbuch den Gegenstand behandle, wolle das Zentrum sich zwar an der Debatte beteiligen, indeß müsse es den Titel ablehnen. Berichterstatter ist Hauß- m a n n - Balingen, Mitberichterstatter Frhr. v. Secken­dorfs. Die Art. 240245 werden teils erledigt, teils zurückgestellt. Art. 246 betrifft die Frage der Ueberleitung des Güterstandrechtes. Der gesetzliche Güterstand des bis­herigen Rechtes wird ersetzt durch ein neues gesetzliches Güterrechtssystem, dessen Wesen in der Herstellung einer das Vermögen ver Ehefrau der Verwaltung des Mannes unterstellenden Verwaltungsgemeinschaft besteht, das die engere Rechtsgemeinschaft und namentlich jeden Anteil der Ehefrau an dem während der Ehe Errungenen ausschließt und darin mit dem württ. Recht in Widerspruch steht. Auch werden die Ehegatten zur vertragsmäßigen Regelung ihrer Gütrrrechtsverhältnisse gedrängt. Auf die vor dem 1. Januar 1900 geschlossenen Ehen haben die neuen Be­stimmungen keinen Einfluß, wenn nicht landesgesetzlich das neue Güterstandsrecht eingeführt wird. In der Kommission sind sehr eingehende Verhandlungen gepflogen worden, da sowohl für die Überleitung der neuen Bestimmungen als für die Beibehaltung der bisherigen Normen schwerwiegende Gründe sprechen. Endlich wurde ein Beschluß im letzten Sinne gefaßt. In der heutigen Sitzung entspinnt sich wiederum eine sehr ausgedehnte Debatte, an der nament­

lich die Berichterstatter, die Abgg. Rembold, Kiene, Haug u. s. w., sowie der Justizminister teilnehmen. Schließlich wird der Kommissionsantrag mit einigen vom Berichterstatter vorgeschlagenen Aenderungen angenommen. Danach be­gründet der Güterstand der landrechtlichen Errungenschafts- gesellschast und der allgemeinen Gütergemeinschaft das Recht der lebenslänglichen Nutznießung des überlebenden Ehegatten. Dies gilt auch von dem Rechte des Ehegatten, den überlebenden Teil testamentarisch auszuschließen. Die übrigen Artikel des TitelsBürgerliche Ehe" sowie des TitelsVerwandtschaft" werden ohne erhebliche Debatte erledigt.

L«rir-erit«r^h<riHLeir.

* Alten steig, 19. Mai. Im Interesse von Indu­striellen und Gewerbetreibenden wollen wir nicht versäumen, auch an dieser Stelle auf die hochinteressante Ausstellung von Werkzeugen und Maschinen aufmerksam zu machen, welche gegenwärtig im Landesgewerbemuseum zu Stuttgart von der K. Zentralstelle veranstaltet und von einheimischen und aus­ländischen Fabrik- und Handelsfirmen außerordentlich zahl­reich beschickt ist. Solche periodische Ausstellungen erstreben dem Industriellen, dem Handwerker behilflich zu sein, sich über alle Fortschritte der Technik auf dem Laufenden zu er­halten und ihm erforderlichen Falls die Quellen zu weisen, an welchen er sich mit den für seine Zwecke paffenden neuen und neuesten Werkzeugen und Maschinen vorteilhaft versehen kann. Daß derartige Ausstellungen für alle Beteiligten gleich wertvoll, ja unentbehrlich sind bei den sich über­stürzenden Fortschritten der Technik, dürfte jedem intelligenten, strebsamen Industriellen und Handwerker ohne weiteres klar sein. Es ist daher der K. Zentralstelle sehr zu danken, daß sie dieses Mittel, der Industrie und dem Handwerk des Landes zu dienen, in so verständnisvoller Weise durch eine fortwährende Werkzeug- und Maschinen-AuSstellung in dem Erdgeschoß des Landes-Gewerbemuseums zur Anwendung bringt; daß sie nun aber in der König Karls-Halle und anderen Gelassen eine Extra-Ausstellung ins Werk setzte, um wieder einmal nur neueste Erzeugnisse der Werkzeug- und Maschinen-Jndustrie und zwar Erzeugnisse vom In- und Aus­land vorzuführen, ist doppelt anerkennenswert. Der Katalog, soweit er bis jetzt imGewerbeblatt" erschienen ist, weist denn auch eine solche Fülle von Werkzeugen für die ver­schiedensten Industrien und Handwerke (Uhrmacher, Schlosser, Schreiner, Mechaniker, Gold- und Silberarbeiter, Schuh­macher, Gerber u. s. w.), sowie Maschinen für alle denk­baren Vorrichtungen im Handwerks- und Industriebetrieb auf. daß wir über die Reichhaltigkeit dieser Ausstellung, bei welcher zudem freier Eintritt für jedermann gestattet ist, nur staunen müssen. Die Industriellen und Gewerbetreibenden

PfLnsftzett.

Von Georg Pauls« n.

Der alte Hartwig fuhr Pfingstmaien frischgeschlagene Birkenzweige nach der etwa zwei Meilen entfernten Stadt. Um die Stadt herum war eine industrielle Anlage nach der anderen entstanden, die Schornsteine ragten wie lange schwarze Ausrufungszeichen gegen den Himmel! Da war überall mit dem jungen Grün ein schönes Geschäft zu machen. Je grauer und düsterer der Kohlenstaub Alles gefärbt, um so mehr sehnten sich die Bewohner nach einem Zeichen des pfingstlichen Frühling.

Hartwig war im ersten Morgengrauen aus seinem Heimatsort fortgefahren; wer zuerst kam, dem klingelte der höchste Verdienst in die Hand. Der Mond war noch sicht­bar, es war ein frisches Mailüftchen, das den knorrigen Mann mit dem harten Gesicht umwehte, der gleichmäßig den bekannten Weg einherschritt. Aus seiner Pfeife paffte er dichte Wolken.

Er war früher wohl jede Woche in der Stadt gewesen, nun seit verschiedenen Jahren nicht. Auch heute hätte er lieber einen Knecht oder sonstwen geschickt, aber es gab dringende Feldarbeit. Da war er denn nun selbst mit dem Geschirr unterwegs.Gern fahr ich aber doch nich!" brummte er mit einem Male halblaut vor sich hin. Und dann bekam das Haudpferd einen tüchtigen Klaps.

Ja! Wie sollt ich sie zu sehen kriegen!" meinte er dann wieder halblaut. Wen er meinte, das war seine Tochter Auguste. Der hatt's zu Haus nicht mehr gefallen, hatte einen flotten jungen Menschen kennen gelernt und ihn auch geheiratet. Hartwig hatte die Zähne zusammen- gebiffen, er hatte ganz andere Gedanken. Aber er hatte nicht gezürnt, nicht gescholten. Kalt hatte er gesagt: Gehst du deinen Weg, geh' ich meinen! Dreihundert Thaler kriegst du, da hast' se. Adjes!"

Das war der Abschied gewesen! Seitdem hatten sie sich nicht wiedergesrhen. Die Auguste hatte den stolzen Nacken vom Alten. Die bat nicht! Und Hartwig verlangte es auch nicht. Aber eines Tags, vor einem halben Jahre, war ihm doch die Helle Röte ins Gesicht gestiegen. Da stand in der Zeitung ein Inserat: Bei dem und dem war ein gerichtlicher Verkauf! Er suchte die Stirn: nun sagten alle Leute, bei oll' Hartwigen sein' Schwiegersohn ist der Exkutor gewesen! Das wurmte! Noch jetzt m Gedanken hieb er auf's Pferd los.

Im Tritt und Trott war er nun an die ersten Häuser von der Stadt gekommen. Die Schornsteine rauchten schon, es gab reges Leben auf der Straße. Und da begann auch schon der Handel. Selbst in Hartwigs eisernes Gesicht kam eine leise Fröhlichkeit, als ihm seine Ware beinahe unter den Händen verschwand, in kleinen Teilen, aber dafür schönen Preisen.

Nun machte er eine Frühstückspause. Er saß vor einer Wirtschaft, um seinen Wagen im Auge zu behalten. Dabei schnitt er von seiner Wurst und seinem Brot behaglich seine Stücke. Ein blasser Junge von fünf, sechs Jahren stand vor ihm und sah ihn so eigen an.Haste Hunger, Junge? Da!" Und der biß ein, kräftig!

Das is ja der Fritze Vogel!" sagte ein anderer Bengel.Fritze, habt ihr Maien ?" Der Gefragte schüttelte den Kopf.Na ja, wie werd't Ihr ooch Maien haben, Ihr seid ja Bettelleute, das weiß ja jeder!" Frktze Vogel sah den Anderen mit großen Augen an, ganz still. Dann legte er den Rest von Brot und Wurst bei Seite.

Dem alten Hartwig war zu Mut, als würge ihn Jemand an der Kehle. Er rang nach Luft, er war glüh­rot an der Stirn. Nun sprang er auf, er ruckte sich:

Wie heißte?"Fritze Vogel!"-Bettelleut' sind

se doch und Maien können se nich koofen," wiederholte der andere Junge.

Du Naseweis!" stieß Hartwig heraus,Fritze kriegt den größten Baum, den ich habe, komm' mal mit, Fritze!" Und damit zog Hartwig einen stattlichen Busch hervor. Da, Fritze!" Das lassen Sie nur!", rief der Junge, mein Vater sagt, wenn Vogel's was haben, holt's gleich der Exkuter!" Hartwig drohte der Boden unter den Füßen zu schwinden.

Fritze! wo wohnt Ihr?"Da oben, aber Mutter wascht unten in 'n Keller. Vater is krank und kann nischt verdienen!"Habt' Ihr denn keinen Onkel oder Tante oder Großvater?"Bei uns kommt Keiner. 'Nu Groß­vaterhab' ich, sagt Mutter, aber der wird wohl keine Zeithaben!"

Wieder war's Hartwig, als wanke er.Komm' mal. Junge, zeig' mal, wo Deine Mutter ist?", sagte er dann. Und er ließ Maien Maien sein und schritt entschlossen in den niedrigen Keller-Eingang. . .

De<r<iirf^ht-K

* Es ist nicht wahr, daß die Menschen immer schwächer und hinfälliger werden. Im Gegenteil, sie werden kräftiger und langlebiger. Im 16. Jahrhundert starben in Genf von 100 Kinder im ersten Jahr nicht weniger als 26. im 17. Jahrhundert dagegen 24, im 18. Jahrhundert 20, iw 19. Jahrhundert nur 12! Aehnliches ist für England, Frank­reich, Schweden und andere Länder nachzuweisen. Im Großherzogtum Baden ist nach amtlichen Berichten die Sterbe­ziffer von 28 auf 24 herabgesunken, und im Großherzogtum Hessen von 25 auf 21. Besonders groß und auffallend erscheint die Verminderung der Sterblichkeit in den großen Städten, die durch Einführung der Kanalisation und Be­seitigung der Abfallstoffe, ferner durch bessere Wasser-Ver- sorgung, weitläufigere Bauart, überhaupt durch gesundheitliche Maßregeln verschiedener Art ihren Gesundheits-Zustand auf eine vorher nicht gekannte Stufe gehoben haben. In der Riesenstadt London starben zur Züt der Königin Elisabeth

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