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Samstag, 5. November
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I 1898.
In den Ruhestand versetzt wurde Oberförster Mezger in Wildberg. Gleichzeitig wurde ihm das Ritterkreuz I. Klasse des FrtedrichsardenL verliehen.
Von der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft find für das Jahr 1898 für Leistungen im Fischereiwesen u- a. folgende Preise vergeben worden: ein Preis von 45 Mark dem Mühlebesitzer David Hatsch in Li.benzcil; ein Preis von 25 Mark dem Fischzüchter Georg Pfeiste in Schönmünzach.
Für besondere Leistungen im Fischerei«-sen werden auch im Jahre 1899.Preise von 20 Mark bis 100 Mark vergeben. Bewerbungen sind bis 1. März k. I. an die Zentralstelle für die Landwirtschaft in Stutt- gart einzusendeu. Näheres stehe Staats-Anz. Nr». 255.
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Nachdem der Festgottesdienst bei der Einweihung der Erlöserkirche beendet war, trat der Kaiser selbst an den Altar und verlas salzende Ansprache: .Gott hat in Gnaden uns verliehen, daß wir in dieser allen Christen heiligen Stadt an einer durch ritterliche Liebesarbeit geweihten Stätte das dem Erlöser der Welt zu Ehren errichtete Gotteshaus haben weihen können. Was Meine in Gott ruhenden Vorfahren seit mehr als einem halben Jahrhundert ersehnt und als Förderer und Beschützer der hier im evangelischen Sinne gegründeten Liebeswerke erstrebt haben, das hat durch die Erbauung und Einweihung der Erlöserkirche Erfüllung gefunden. Mit der werbenden Kraft dienender Liebe sollen hier die Herzen zu Dem geführt werden, in dem allein das beängstigte Menschenherz Heil, Ruhe und Frieden findet für Zeit und Ewigkeit. Mit fürbittender Teilnahme begleitet die evangelische Christenheit weit über Deutschlands Grenzen hinaus unsere Feier. Abgesandte der ev. Kirchengemeinschast und zahlreiche ev. Glaubensgenossen aus aller Welt sind mit uns hierher gekommen, um persönlich Zeuge zu sein der Vollendung des Glaubens- und Liebeswerkes, durch das der Name des höchsten Herrn und Erlösers verherrlicht und der Bau des Reiches Gottes auf Erden gefördert werden soll. Jerusalem, die hochgebaute Stadt, in der unsere Füße stehen, ruft die Erinnerung wach an die gewaltige Erlösungs- that unseres Herrn und Heilands. Sie bezeugt uns die gemeinsame Arbeit, die alle Christen aller Konfessionen und Nationen im apostolischen Glauben eint. Die welterneuernde Kraft des von hier ausgegangenen Evangeliums treibt uns an, ihm nachzufolgen. Sie mahnt uns mit glaubensvollem Aufblick zu Dem, der für uns am Kreuze gestorben, zu christlicher Duldung, zur Bethätigung selbstloser Nächstenliebe an allen Menschen, sie verheißt uns, daß bei treuem Festbalten an der reinen Lehre des Evangeliums selbst die Pforten der Hölle unsere teuere evangelische Kirche nicht überwältigen sollen. Von Jerusalem kam der Welt das Licht, in dessen Glanze unser deutsches Volk groß und herrlich geworden ist. Was die germanischen Völker geworden sind, sie sind es geworden unter dem Paniere des Kreuzes auf Golgatha, dem Wahrzeichen der selbstaufopfernden Nächstenliebe. Wie vor fast zwei Jahrtausenden, so soll auch heute von hier der Ruf in alle Welt erschallen, der unser aller sehnsuchtsvolles Hoffen in sich birgt, der Ruf: Friede auf Erden! Nicht Glanz, nicht Macht, nicht Ruhm, nicht Ehre, nicht irdisches Gut ist es, was wir hier suchen. Wir lechzen, flehen und ringen alle nach dem einen, dem höchsten Gute, dem Heil unserer Seele. Und wie Ich das Gelübde Meiner in Gott ruhenden Vorfahren: „Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen", an diesem feierlichen Tage hier wiederhole, so fordere Ich Sie alle auf zu dem gleichen Gelübde. Jeder sorge in seinem Stande und Berufe, damit alle die den Namen des gekreuzigten Herrn tragen, in dem Zeichen dieses hochgelobten Namens ihren Wandel führen zum Siege über alle aus der Sünde und der Selbstsucht stammenden finsteren Mächte. Gott verleihe, daß von hier aus reiche Segensströme zurückfließen in die gesamte Christenheit, daß auf dem Throne wie in der Hütte, in der Heimat wie in der Fremde Gottvertrauen, Nächstenliebe, Geduld in Leiden und christliche Arbeit de« deutschen Volkes edelster Zug bleibe, daß der Geist des Friedens die evang. Kirche immer mehr und mehr durchdringe und heilige. Er, der gnadenreiche Gott, wird unser Flehen erhören, das ist unsere Zuversicht; er, der Allmächtige, ist der starke Hort, auf den wir bauen. „Mit unsrer Macht ist nichts gethan, wir sind gar bald verloren, es streikst für uns der rechte Mann, den Gott hat selbst erkoren. Und fragst du, wer der ist, er heißet Jesus Christ, der Herr Zebaoth, und ist kein andrer Gott, das Feld muß er behalten." — Alle Anwesenden sprachen das „Amen" nach.
Selbst den gastfreundlichen Orientalen ist der Sultan das Ideal der Gastfreundlichkeit. Um seinen Gästen, dem deutschen Kaiserpaar, deutsche Speisen vorsetzen zu können, ließ er sich vom kaiserlichen Oberküchenamt in Berlin drei deutsche Köche kommen, die nach der Abreise des Kaiserpaares, da dieses in Palästina unter Cooks Leitung reiste, in Konstantinopel geblieben waren. Als der Sultan dies
erfuhr, war er sehr ärgerlich und befahl sofort, daß die Köche mit zahlreichem Küchenpersonal und Silbergeschirr nach Palästina reisten, um in Damaskus, Baalbek und Beirut, wo das Kaiserpaar wieder vom Sultan bewirtet wird, die Mahlzeiten zu bereiten, und zwar in Damaskus im Palast Muschuri das Mittagessen, in Baalbeck das Frühstück und in Beirut ebenfalls das Mittagessen. — Während der Seefahrt des Kafferpaares nach Haifa wurden stets Depeschen mit dem Sultan gewechselt, der sich stets mit dem größten Interesse nach dem Befinden der Reisenden erkundigte. Schon Sonntag, bei der Ankunft in Mitylene nach der ersten Nacht, fand das Kaiserpaar eine Depesche des Sultans mit der besorgten Anfrage vor, ob auch unterwegs Sturm gewesen sei, und mit dem Zusatz, daß der in der letzten Nacht herrschende Wind ihm, dem Sultan, vor Besorgnis für das Kaiserpaar den Schlaf „weggeblasen" habe. Das Kaiserpaar antwortete herzlich dankend, daß das Wetter günstig gewesen sei.
Jerusalem, 1. Nov. Beim Durchgang durch die Templer-Kolonie von Jerusalem erwiderte der Kaiser auf die Ansprache, die der Führer der deutschen Kolonisten, Herr Sander, an den Kaiser richtete: „Ich freue mich, hier so viele Landsleute zu sehen, und ich danke Euch für den schönen Empfang. Es freut mich, daß Ihr es verstanden habt, durch Euer persönliches Leben Euren Nachbarn ein gutes Beispiel zu geben, und daß Ihr gezeigt habt, wie man es machen muß, um in diesen Landen dem deutschen Namen Achtung zu verschaffen. Ihr habt, wie ich schon in den anderen Kolonien gesehen habe, durch Euren Fleiß und durch Eure Frömmigkeit dem deutschen Namen Ehre gemacht und Euch einen guten Ruf erworben, hier und auch im Auslande und habt gezeigt wie man es angreifen muß, öde Felder wieder fruchtbar zu machen. Ihr seid dem größten Teile nach, soviel ich weiß, Schwaben. Ich habe dem König von Württemberg telegraphiert, daß ich seine Landsleute in Haifa und Jaffa in gutem Wohlsein an- gctroffen habe, und habe auch von ihm eine freundliche Antwort erhalten, und er hat mir aufgetragen, Euch zu grüßen. Ihr habt es hier leichter als wir andern, weil Ihr in nächster Umgebung der heiligen Stätte wohnt, wodurch Ihr immer wieder neue Antriebe zum Guten schöpfen könnt. Ich hoffe, daß wie augenblicklich, so auch in Zukunft die freundschaftlichen Beziehungen zum osmanischen Reiche und insbesondere die Freundschaft zwischen Seiner Majestät dem Sultan und mir dazu dienen wird, Eure Aufgabe Euch zu erleichtern. Wenn irgend einer von Euch meines Schutzes bedarf, so bin ich da und er kann sich an mich wenden, welcher Konfession er auch angehören möge, und erfreulicherweise ist das Deutsche Reich im Stande, seinen Angehörigen im Auslande nachhaltigen Schutz zu gewähren.
Die Köln. Ztg. meldet ausIerusalem vom 1. Nov.: Das Grab Davids, welches dem Kaiser und der Kaiserin gezeigt wurde, ist bisher noch keinem Nichtmuhamedaner gezeigt worden. Der Deriman hielt an den Kaiser eine Ansprache, in welcher er diesen Umstand hervorhob und hinzufügte, daß dem deutschen Kaffer, dem Freunde des Sultans, alle muhamedanischen Institute offen ständen. Dieses Entgegenkommen des Sultans hat nicht verfehlt, hier großes Aufsehen zu erregen.
Jerusalem-Kreuze hat der Kaiser seinem gesamten Gefolge übergeben. Zu diesem Zweck suchte derselbe die Herren am Abend in ihren Zelten selber auf. Auch einige der deutschen Matrosen erhielten Jerusalem-Kreuze.
Jerusalem, 2. Nov. Nachdem der großen Hitze wegen die ganze Tour nach Nazereth, Tabor und Tiberias aufgegeben worden ist, verläßt das Kaiserpaar Jerusalem am 4. Nov. morgens.
An eine Witwen- und Waisenversicherung der Arbeiter kann vorläufig nicht gedacht werden. Eine offiziöse Berl. Korrespondenz führt das des Näheren aus. Die Regierung habe versuchsweise eine Berechnung über die eventuelle Belastung durch die Witwen- und Waisenversicherung für die Zeit von 1890 bis 1900 aufgestellt. Dabei habe sich ergeben, daß in dieser Beitragsperiode, wenn vom Jahre 1897 ab jede Witwe nur 60 Mark und jedes Waisenkind nur 33 Mark jährlich erhielte, ein Deckungskapital von 349 Millionen erforderlich wäre. Jede Versicherungsmarke würde demnach eine Erhöhung von etwa 29 Pfg. erfahren müssen. ^ *
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Das rechtzeitige Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs zum 1. Januar 1900 ist von juristischer Seite neuerdings wiederholt als eine Unmöglichkeit bezeichnet worden, weil bis dahin in den einzelnen Bundesstaaten die erforderlichen Einführungsgesetze nicht fertig würden. Die „Köln. Ztg."
hat sich daraus hin an maßgebenden Stellen erkundigt und ermittelt, daß diesen Befürchtungen jeder thatsächliche Grund fehlt.
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Einen äußerst scharfen Angriff gegen die deutsche Reichsregierung bringt die Nowoje Wremja wegen angeblicher Beschränkungen der russischen Einfuhr, welche die deutsche Regierung unter agrarischem Druck immer unmotivierter anordne. Rußland könne dieses „Zum Narren halten seiner Lebensinteressen" nicht länger gleichgültig ausehen und werde die deutsche Herausforderung energisch erwidern müssen. Hiezu wird aus Berlin geschrieben: „Ein sehr energischer Artikel der Nowoje Wremja gegen angebliche unmotivierte Beschränkungen der russischen Einfuhr von deutscher Seite wird hier für nicht recht verständlich gehalten. Die zuletzt hierher gelangten Wünsche der russischen Regierung, die hauptsächlich eine Erleichterung der russischen Gänse- Einfuhr bezweckten, sind erfüllt worden. Von neuen Beschwerden oder Forderungen ist bisher nichts bekannt."
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Der „Temps" bespricht die Faschodasrage und sagt, es sei schwer zu glauben, daß die englische Regierung plötzlich die Verhandlungen abbrechen, die Fassung einer beinahe abgeschlossenen Vereinbarung zurückweisen und eine brutale Aufforderung an Frankreich erlassen werde. Man müsse gleichwohl alles voraussehen, sich auf alles vorbereiten. Es gebe aber diplomatische Siege, welche teuer gebüßt werden. Wenn England seinen augenblicklichen Vorteil mißbrauchen und Frankreich demütigen sollte, so liefe es Gefahr, eine andere internationale Konstellation herbeizu- sühren, welche seinen wirklichen Interessen zuw'derlaufe.
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England rüstet. Am letzten Donnerstag hat ein Kabinettsrat stattgesunden und nun arbeitet in fieberhafter Eile die Admiralität daran, ein großes, „für alle Fälle bereitstehendes" Kriegsgeschwader zu bilden, aber nicht die Faschodasrage, in der Frankreich nachgegeben, ist die Ursache dieser Rüstungen, sondern die angebliche Mahnung Rußlands an England, endlich Egypten zu räumen und dafür einen bestimmten Termin festzusetzen.
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Obwohl Rußland es gewesen ist, das die Friedensund Abrüstungskonferenz anregte, so giebt es doch keinen europäischen Staat, der seine Machtbefugnisse so stark auszudehnen und seinen Einfluß so weit geltend zu machen bestrebt wäre, wie gerade das russische Kaiserreich. Es ist keineswegs ausgeschlossen, daß Rußland sich der Faschoda- frage annehmen wird, um zugleich mit dieser die Erledigung der ganzen ägyptischen Frage herbeizuführen und nebenher sich auch noch im eigenen Interesse etwas im nordöstlichen Afrika zu schaffen zu machen. Die Orientreise des deutschen Kaiserpaares beschäftigt die russische Diplomatie gleichfalls noch immer sehr ernsthaft und man scheint in Petersburg die Absicht zu haben, eine Gegendemonstration gegen diese deutsche Kaiserreise ins Werk zu setzen. Selbst auf dem Balkan scheint die russische Diplomatie noch ihre Pläne zu schmieden. Es geht offenbar etwas vor, wenn auch Rußland offiziös dementieren läßt, daß es in der ägyptischen Frage Schritte zu thun beabsichtige. Englands enorme Rüstungen gelten jedenfalls nicht Frankreich, was schon aus dem Umstande hervorgeht, daß ein großes russisches Geschwader kampfbereit in Port Arthur liegt, und daß die sieben in Weihaiwei liegenden englischen Kriegsschiffe Kohlen eingenommen haben und sich im kampfbereiten Zustande halten.
*Baiersbronn, 30. Oktbr. Eine für die königlichen Hüttenwerke Christophsthal und Friedrichsthal von hervorragender Bedeutung werdende Neuerung wird gegenwärtig in hohen maßgebenden Kreisen besprochen und beraten. Es soll nämlich dieses Hüttenwerk künftig nicht mehr durch die unzulängliche Wasserkraft des Forbachs, sondern durch elektrische Kraft betrieben werden. Zu diesem Zweck soll an der Murg beim Rauhfelsen eine Dynamomaschine aufgestellt und die gewonnene elektrische Kraft nach Friedrichsthal geleitet werden; hier wird eine zweite Maschine diese Kraft aufnehmen und auf die einzelnen Abteilungen des Werkes übertragen. Die nötigen Aufnahmen und Vorarbeiten wurden in letzter Zeit hier aus diesem Grunde vorgenommen. Diese beabsichtigte Neuinstandsetzung des Werkes, sowie die projektierte Erbauung der Zahnradbahn von Freudenstadt nach Friedrichsthal mit der Fortsetzung über hier nach Reichenbach bieten dem Kgl. Hüttenwerke unschätzbare Vorteile und werden zu erneutem Aufblühen dieses Etablissements wesentlich beitragen. Eine baldige Realisation dieses guten Gedankens wird auch für unsere Thalbewohner manchen Vor-