1870/71 in die Erscheinung. Höchst ergrnartig gestaltete sich die letzte Nummer des Programms : eine Damen-Quadrille aus dem Jahre 1898, wobei die Offiziersdamen der beiden Dragoner-, Ulanen-, Artillerie-Regimenter mitwirkten und in den Uniformen der betreffenden Regimenter erschienen. Außerdem beteiligten sich noch zwölf Herrn an dem hippo­logischen Schauspiel. An den früheren Nummern hatten sich beteiligt und zwar bei dem ersten Bild: das Gren.- Reg. Königin Olga und das Kaiser Friedrich-Regiment; bei 2) das Trainbataillon; bei 3) die Ludwigsburger Ulanen; 4) die Jnfanterie-Regimenter 121, 122, 126; 5) die Ulmer Ulanen; 6) die Königsdragoner; 7) Feld-Art.-Reg. 13; 8) die Infanterie-Regimenter 123 und 124, sowie di« Pioniere; 9) Fcld-Art.-Regiment 29; 10) die Infanterie-Regimenter 120,127 und 180. Den Slußeffekt bildete eine Huldigungs­apotheose sämtlicher, etwa 200, Milwirkenden, die sich zu einem wundervollen Gruppenbild vereinigten. Der Kreis- obrfft sprach den Epilog, worauf begeisterte Hurrah-Rufe erschallten und nachdem dasWürttemberger-Lied" verklungen war, hatte das Fest, das in den Annalen Stuttgarts vor­dem seinesgleichen kaum gehabt, sein Ende gefunden.

* Stuttgart, 29. Okt. Heute nachmittag erfolgte im Residenzschloß nach vorausgegangener Ziviltrauung die kirchliche Trauung des Erbprinzen Friedrich zu Wied mit der Prinzessin Pauline in Anwesenheit des Königspaares, sämtlicher Prinzen und Prinzessinnen des königlichen Hauses, der beiden Königinnen von Holland, der Herzogin von Albany, des Prinzen Karl von Bentheim und anderer Gäste. Beim Ringwechsel ertönte von den Bergen ein Kanonensalut und alle Glocken der Stadt läuteten. Das Neuvermählte Paar wird sich heute nachmittag nach Bebenhausen begeben.

* Der Aufsichtsrat der Aktiengesellschaft Brauerei Wulle in Stuttgart beschloß eine Dividende von 7'/a Proz. Die Aktienbrauerei Zahn in Böblingen gewährt 8 Proz.

* Nürtingen, 28. Okt. Aus Zürich wird gemeldet: Der Postassistent Friedrich Kolb aus Nürtingen, der von dort wegen Unterschlagungen im Amte flächig wurde, ist hier von der Polizei entdeckt worden und sollte verhaftet werden. Zwischen dem Polizisten und Kolb entspann sich ein regelrechter Revolverkampf; der Polizist sank stark ver­wundet zu Boden; Kolb gelang es, zu entkommen, obwohl er ebenfalls verwundet worden war.

* (Verschiedenes.) Auf dem Kreuthof, Ge­meinde Stödtlen, brach Feuer aus, das in kurzer Zeit das ganze Anwesen, Wohnhaus und Stallung, sowie die gefüllte Scheuer einäscherte. Brandstiftung wird vermutet. In der DeutschenVerlagsanstalt (vormals Hallberger) inStutt- gart stürzte ein Buchbinder, welcher Papier auf den Auf­zug verbringen wollte, vom vierten Stockwerk ins Parterre hinunter, wo er schwere Verletzungen erlitt und verstarb. Derselbe hintcrläßt eine Frau und 4 Kinder. Von einem Bürger in Unterjesingen wurde kürzlich ein Kürbis geerntet, der bei einer vorgenommenen Wägung 77 Pfund wog.

* Ein überaus trauriger Vorfall ereignete sich in Kon - st an z. Die beiden kleinen Kinder einer Frau Wink waren allein zu Hause geblieben, weil die Mutter einen Gang zu besorgen hatte. Als das 5 Monate alte Bübchen schrie, wollte das 3jährige Schwesterchen den Kleinen beruhigen und steckte ihm einen Guwmischnullrr in den Mund. Das geschah jedoch so unglücklich, daß der Knabe erstickte. Die heimkehrende Mutter nahm sich den Tod ihres Kindes so zu Herzen, daß sie auf den Speicher ging und sich mit einem Taschentuch erhängte. Sie war erst 33 Jahre alt.

* Ueber Arbeitermangel klagt man in Mannheim. Der Aufschwung der Industrie hat alle dort verfügbaren Arbeitskräfte an sich gezogen. Andere Betriebe müssen darunter leiden. So macht sich der Arbeitermangel bei den Jndustrie-Hafenbautrn in unangenehmer Weise fühlbar. Der Unternehmerfirma Phil. Holzmann in Frankfurt a. M.

ist es nicht möglich, die genügend große Arbeiierzahl zu erhalten, um die Arbeiten so zu fördern, wie es die Stadt­gemeinde Mannheim wünscht. Es entsteht deshalb eine be­deutende Verzögerung der Hafenbauten, so daß der Termin der Inbetriebnahme hmausgeschobcn werden mußte. Für Arbeitslustige ist Mannheim gegenwärtig ein günstiges Feld.

* Dresden. 29. Oktbr. Heute sind fünfundzwanzig Jahre verflossen, daß König Albert von Sachsen den Thron seiner Väter bestieg.

«Berlin, 29.Okt. DerdeutscheKaiser istmitseinerhohen GemahlininJerusalem.dervielbegehrtenheißumstrittenen Stadt eingetroffen und mit einem stürmischen Enthusiasmus von allen Teilen der buntgemischten Bevölkerung begrüßt worden. Sein Quartier nimmt der Kaiser, wie bekannt, im Zeltlager vor der heiligen Stadt, da bei den dortigen Verhältnissen eine würdige Unterkunft innerhalb der Stadtmauern nicht zu finden ist. Am Montag erfolgt dann die feierliche Weih« der neuen evangelischen Erlöserkirche, dem Centralhause der deutschen Protestanten in Palästina. Damit wird dann die Kaiserreise auf ihrem Gipfel angelangt sein; nach verschiedenen Ausflügen innerhalb des gelobten Landes wird die Heim­reise ins deutsche Vaterland angetreten, das Kaiser Wilhelm II. in dem frohen Bewußtsein wieder sehen wag, den großen moralischen Eroberungen Deutschlands in der Fremde neue und wichtige hinzugefügt zu hoben.

sj (In denKriegervereinensollesgähren.) DieGerm." berichtet: Die Mehrzahl der Kriegsveteranen, die die letzten Feldzüge witgemackt haben, weigert sich, die Erklärung zu unterschreiben, die jetzt jedem einzelnen Mit­glieds eines Kriegervereins zugesandt worden ist. Der Wortlaut dieser Erklärung ist folgender:Ich, der Unter­zeichnete, Mitglied des Vereins . . . ., erkläre hiermit nach Kenntnisnahme des mir gleichzeitig übersandten Zirkulars nebst Anlage, daß. wie ich bei meiner Aufnahme in den Verein bereits erklärt habe, sich meine Gesinnung auch jetzt noch im Einklang mit dem Z 1 unserer Satzungen befindet, und es mein Bestreben bisher war und weiter sein wird, die in diesem Paragraphen zum Ausdruck gebrachten Grund­sätze der Liebe und Treue zu Kaiser und Reich, Landesfürst und Vaterland, sowie die P'lege treuer nationaler Gesinnung und echter Kameradschaft iw bürgerlichen Leben, soweit es in meinen Kräften steht, zu betätigen und, wo es nötig, öffentlich zu bezeugen. Zugleich erkläre ich mich ausdrück­lich damit einverstanden, daß, wenn Gegenteiliges von mir bekannt wird, mnne Ausscheidung aus dem Verein angeordnet werden kann." Biele Mitglieder haben diese Erklärung ohne Unterschrift zurückgeschickt und andere sie gänzlich unbeachtet gelassen.

* Deutschland besitzt gegenwärtig die schnellsten Torpedo- boot-Zrrstörer. Sie wurden soeben auf der Schichauwerft fertiggrstellt. Ihre Maschinen erzeugen 6000 Pferdekräfte, die Schnelligkeit der Boote ist 65 Kilometer in der Stunde; das ist Eisenbahnzugs-Geschwindigkeit.

* Bon den Zigeunern geraubt wurde in Straßburg am Hellen Tage ein lljähriger Knabe. Ueber den Vorfall erzählte er Bürgern von Eckartsweiher, die den Knaben weinend in der Nähe ihres Ortes antrafen, das Folgende: Ich bin von Straßburg und war heute mittag auf dem Wege zur Schule. In einer wenig belebten Gasse begegnete mir ein Zigeunerwagen. Plötzlich kamen aus demselben 2 Zigeuner, ergriffen mich und warfen mich in ihren Wagen. Weil ich laut um Hilfe rief, bedeckte man mich mit Tüchern und Bettzeug und fuhr davon. Unterwegs wurde mir gedroht, daß ich in den Rhein geworfen würde, wenn ich nicht ruhig wäre. Ich fing wieder an zu schreien und wurde dann noch längerer Fahrt aus dem Wagen geworfen." Der Knabe wurde wahrscheinlich zwischen Marlen und Fort Kirchbach wieder ausgesetzt. Die telegraphisch benachrichtigten Eltern kamen am Tage darauf ihr Kind zu holen, während die Gendarmerie sich an die Verfolgung der Zigeuner machte.

Airsläir-rfeher.

* Wien, 29. Okt. Die Politische Korrespondenz erfährt von unterrichteter Seite aus Petersburg: Sowohl die Au­dienz Murawieffs bei Kaiser Franz Joseph, als auch dessen wiederholte Besprechungen mit Goluchowski lieferten die volle Gewähr, daß das 1897 zu stände gekommene Einvernehmen durch keine einzige der seither aufgetauchten politischen Tages­fragen im mindesten berührt wurde, vielmehr im vollen Um­fange bestehe.

* Di« künstliche Bazillenzucht hat in Wien nicht zum erstenmal« die übelsten Folgen gezeitigt. Es wird jetzt an einen ähnlichen folgenschweren Fall erinnert, der auch da­durch entstand, daß österreichische Forscher es an der Vor­sicht fehlen ließen. In den 70er Jahren verwüstete die aus Amerika herübergeschlcppte Reblaus die Weingärten Frankreichs. Die österreichische Regierung trug Sorge uw ihren blühenden Weinbau. Sie sandte deshalb Fachleute zum Studium der gefährlichen Krankheit nach Frankreich. Diese brachten bei ihrer Rückkehr angesteckte Weinstöcke mit, um die Entwicklungsstufen des Ungeziefers zu Hause mit Muße zu beobachten. Im Versuchs-Weingarten der k. k. Weinbauschule in Klosterneuburg bei Wien wurde ein Stück Garten durch hohe Mauern und tiefe Gräben abgeschlossen und die Reblaus daselbst gezüchtet. Vorsichtsmaßregeln waren getroffen, daß die Arbeiter an ihren Stiefeln u. s. w. die Brut nicht verschleppten. Zwei Jahre später war die Umgebung des Versuchsgartens von der Reblaus befallen und von dort ging die Ansteckung weiter. Viele Millionen Gulden an Volksvermögrn wurden vernichtet und Hundert­tausende von Weinbauern verloren ihre nutzbringende Be­schäftigung. Die Gelehrten hatten übersehen, daß unter den vielen Umwandlungsstufen der Reblaus eine auch Flügel besitzt, mit deren Hilf- sie über Mauern und Gräben hin­weg die Umgebung heimsucht.

* Bern, 29. Okt. Heute hielt Fräulein Dr. Tumarkin an der Berner Universität ihre Antrittsvorlesung als Privat­dozent der Philosophie. Der Bortrag hatte zum Gegen­stand:Goethe über das Wesen des Dramas." Fräulein Tumarkin ist die erste Dame, die an der Berner Hochschule als Privatdozent lehrt.

* Paris, 29. Okt. Freycinet nahm im Prinzip das Portefeuille des Kriegs an. P-ylral lehnte die Annahme des Ministeriums der Kolonien aus Gesundheitsrücksichten ab. Die Gruppe der antisemitischen Deputierten richtete ein Manifest an das Land, das mit den Worten schließt, man müsse die Regierung von dem Einflüsse der Juden, die sie zu Grunde richteten, befreien und Frankreich dem jüdischen Joch entreißen.

^ Paris. 29. Oktbr. Labori richtete einen Brief an den interimistischen Kriegsminister Lockroy, in dem er gegen den Brief des Generals Gonse an den Kassationshof prote­stiert. Er sagt:Ich verwahre mich laut dagegen, daß die Behauptung Gonse's irgendwelche Schädigung Picquart's zur Folge habe. Picguart ist Gegenstand einer Anklage, die von dem Fälscher Henry ausgegangen ist. und wir werden demnächst beweisen, daß diese Anschuldigungen einer kontradik­torischen Debatte bei vollem Licht nicht Stand halten können. Aber Picguart kann nicht antworten; man läßt nicht einmal seinen Verteidiger zu chm." Labori erneuert dann sein Ge­such um Aufhebung der Geheimhaft Picquarl's.

* Paris , 29. Okt. (Kassationshof.) Mornard, der Ver­teidiger des Dreyfus schließt sein Plaidoyrr mit folgenden Wor­ten :Ich glaube gezeigt zu haben, daß die Grundlage der An­klage gegen Dreyfus unrettbar zerstört ist und daß die Ein- wändeZurlinden's, dcrsich der Revision widersetzte, schwankende Argumente darstellen, aber daß gerade gegenüber diesen Einwänden eine ergänzende Untersuchung geboten ist. Und nun lassen Sie mich an Ihr Herz appellieren. Glauben Sir wirklich, daß die Brief« jenes unglücklichen Dreyfus nichts als gemeine Heuchelei seien? Glauben Sie wirklich.

M Lefesrircht.A

Ein Geist, ver auf zur Gottheit strebt,

Muß zwar vom Staube sich erheben,

Doch kann, wer nicht der Erde lebt,

Auch nicht dem Himmel leben.

Zwischen zwei Welten.

Roman von Louise Cammerer.

(Fortsetzung.)

Sie öffnete das Fenster. Park und Garten lagen in lichtem Sonnenglanz vor ihr. Ueber der Blütenpracht der Bäume zitterten goldene Lichtspiegelungen, der laue Frühlingswind trug ganze Wellen von Wohlgeruch zu ihnen herein.

Die Welt ist herrlich allenthalben," sagte sie fröhlich, sorge doch nicht allzusehr um den kommenden Tag, Papa, noch immer lebt unser Herrgott. Die Götter im Olympo lebten von Nektar und Ambrosia und wir begnügen uns mit Blumenduft und Vogelfang."

Wenn das möglich wäre," entgegnete der Kommerzien­rat lachend;schon um deinetwillen will ich retten, was zu retten ist und deshalb in wenigen Tagen selbst nach Amerika reisen, um mich um den Stand der Angelegenheit zu kümmern. Es wäre zum Verzweifeln, wenn ich das ganze Kapital verloren geben müßte."

Die Ungewißheit um dein Schicksal würde mich ent­setzlich ängstigen. Du wirst mich mit dir nehmen, Papa," bat sie flehentlich.

Kind, das ist unmöglich," erwiderte er freundlich, zur Zeit herrschen in Amerika epidemische Krankheiten. Du stellst dir die Reise viel zu leicht vor."

Entweder kommst du in meiner Begleitung nach New- Aork oder gar nicht," sagte sie sehr entschieden;wenn du fortgehst, ohne mich mitzunehmen, reise ich mit dem nächsten Zuge nach."

So sei es denn, Valeska, rüste dich in einigen Tagen zur Abreise, besuche vorher noch Frau Burger, viel­leicht können wir über ihren Sohn etwas in Erfahrung bringen."

ValeSka traf sofort Vorbereitungen zur Abreise, wählte sich einen dunklen, bequemen Reiseanzug, und nachdem der Tag der Abreise festgestellt war, nahm sie sich vor, Frau Burger zu besuchen, um sich zu verabschieden und ihr Grüße an Irma aufzutragen.

Drei Jahre waren seit der heimlichen Abreise Ernst Burgers verflossen. Für Frau Burger drei Jahre voll aufreibender Sorgen und Kummer. Von dem leichtsinnigen, dem Mutterherzen trotz alledem noch teuren Sohn war kerne Kunde in die Heimat gelangt.

Frau Burger hatte von Tag zu Tag, dann von Monat zu Monat, zuletzt von Jahr zu Jahr auf eine Botschaft ge­hofft. Daß dabei ihr Haar grau und ihre Augen vom Weinen trübe geworden, war ihr ganz entgangen. Zu dem seelischen Kummer gesellten sich die Sorgen um das Dasein. Die einst so traulich behagliche Wohnung war kahl und un­wirtlich geworden. Die besten Möbel und Bilder, das gut erhaltene Instrument waren verpfändet worden, um die Kosten für Irmas letztes Studienjahr und einige drückende Schulden Ernsts zu decken.

Kommerzienrat Günther hatte wohl hilfreiche Hand geboten, aber Frau Burger die Hilfe stets unter irgend einem Vorwand abgelehnt. Ein Rest des alten Stolzes bäumte sich gegen die gebotenen Wohlthaten auf und dann wollte sie auch niemand einen vollen Einblick in ihre Ver­hältnisse gewähren. Selbst Valeska hatte keine Ahnung, welch drückende Entbehrungen sich ihre Freunde auferlegten; vor ihren Augen wurde immer eine gewisse Wohllebigkeit erkünstelt.

Trotz der geringen Mittel hatte Frau Burger in den bestgelesensten Zeitungen Amerikas einen Aufruf erlassen,

in welchem sie ihren Sohn dringend zur Heimkehr aufgefordert, Als auch dieser ohne Erfolg blieb, erstarb langsam die Hoffnung auf ein Wiedersehen. Dunkle Stunden kamene Stunden voll bitterer Reue, daß sie den Sohn in eine Laufbahn gezwungen, gegen die sich sein Wille bestimmt aufgelehnt.

Auch von Irma, die anfangs, um die Mutter nicht zu beunruhigen, tröstliche Briefe sandte, kamen in letzter Zeit unklare, verworrene Nachrichten. -Kleine Kinder, kleine Sorgen, große Kinder, große Sorgen" die Herde Erfahrung blieb der ohnehin schwer geprüften Frau nicht erspart.

Valeska kam häufig, um sich nach Frau Burgers Befinden zu erkundigen oder von Irma zu sprechen, doch selbst die Besuche des jungen, liebreizenden Mädchens machten Frau Burger Qual. Sie fühlte sich unangenehm berührt durch den großen, erstaunten Kinderblick, der so seltsam fragend durch die leergewordenen Räume glitt und manch­mal wie ein banger Vorwurf auf Frau Burgers Antlitz hasten blieb.

Wer nie sein Brot in Thränen,

Wer nie in kummervollen Nächten Aus seinem Bette meinend saß,

Der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte!"

Diese Worte unseres großen deutschen Dichters, welche Preußens erhabene Königin Luise, die edelste deutsche Patrio­tin, in der Zeit tiefster Schmach und bitterster Herzensqual um ihr bedrücktes, so schwer entwürdigter Vaterland so sehr empfinden mußtetrafen jetzt auch Frau Burger voll und ganz. Doch noch immer hatte sie das Schlimmste nicht erlitten, noch immer konnte Ernst am Leben sein. Allein auch dieser letzte tröstende Hoffnungsschimmer erblaßte.

Nach vielen Umwegen kam rin Brief von völlig fremder Handschrift in ihren Besitz. Eine unheilvolle Ahnung dämmerte in ihr auf. als sie das Blatt in den Händen hielt. Die