herzogliche und erbgroßherzogliche Paar von Luxemburg, das erbgroßherzogliche Paar von Baden, der Erbgroßherzog und Prinz Bernhard von Sachsen-Weimar, Herzogin Albany von England (Schwester der ersten Gemahlin des Königs) wlt Tochter Alice, Herzog und Herzogin Philipp, Prinz und Prinzessin Johann Georg von Sachsen, Herzog Nikolaus und Herzogin Maximilian von Württemberg. Fürst und Fürstin von Waldeck, Prinzessin Elisabeth v. Waldrck, Fürst und Fürstin Bentheim-Steinsurt, die Eltern der Königin mit Prinzessin Alexandra, sowie Prinz und Prinzessin Albrecht von Schaumburg-Lippe, welche auf Villa Berg Wohnung nehmen. Der Bruder der Herzogin Wera, Großfürst Kon­stantin, sowie der Bruder der Königin, Prinz Fred, welcher mit einer Tochter des Kronprinzen von Dänemark ver­heiratet ist. werdender tiefen Trauer wegen nicht erscheinen.

* Stuttgart, 14. Okt. Gerüchtweise verlautet, daß gleichzeitig mit der Vermählung der Prinzessin Pauline und des Erbprinzen von Wied zu Ende dieses Monats die Ver­lobung der jungen Königin von Holland am hiesigen Kömgs- hose gefeiert werden solle. Als künftiger Bräutigam wird der nächstälteste Bruder des Erbprinzen genannt, der 23jäh- rige Prinz Wilhelm von Wied, welcher zurzeit beim Olaräs äu oorxs in Potsdam steht. König Wilhelm II. ist be- kanntlich der Oheim der Königin Wilhelmine, deren Mutter die Schwester der ersten Gemahlin unseres Königs ist, der verstorbenen Prinzessin Marie von Waldeck-Pyrmont.

* Stuttgart, 14. Okt. (Schwurgericht.) Wegen Verbrechens der Körperverletzung mit nachfolgendem Tode wurde heute die 51 Jahre alte Schremerswitwe Marie Hoffacker, grb. Speidel, von Merklingen, OA. Leonberg, vorgcsührt. Die Anklage vertrat Staatsanwalt Dr. Cleß. Als Verteidiger war Rechtsanwalt Wirdmarer bestellt. Zu dieser V-rhandlung waren 17 Zeugen und als Sachverständige Oberamisarzt Dr. Ludwig von Leonberg und Dr. Dietter von Merklingen geladen. Zufolge der Anklage mißhandelte die Angeklagte am Montag den 13. Juni d. I. ihren 81jährigen Ehemann derart, daß er zwei Tage nachher starb. Dieselbe heiratete im Jahre 1884 den verwitweten, damals 67jährigen Schreiner Hoffacker zu Merklingen, welcher aber nicht sein Handwerk ausübte, sondern als Flurschütze diente und vier Kinder aus erster Ehe besaß, zu denen aus dieser zweiten Ehe ein fünftes kan. Die Ehegatten waren beiderseits mittellos, und dir Ehe war unglücklich. Da der Ehemann nach Aussage der Frau die Familie nicht ernähren konnte, ging sie. soweit sie nicht arbeitete, betteln; insbesondere aber bezog dir Frau viele Mittel von einem unlängst verstorbenen »ermöglichen Privatier. Außerdem hatte sie noch rin Verhältnis mit dem Taglöhner Link von Mühlacker, mit dem sie bettelnd in der Umgegend umherzog und wobei Link seine Begleitern« als seine Frau ausgab, dir aus der Schweiz und völlig erblindet sei; es fehle ihr das Geld zur Heimreise oder zum Besuche einer Augenheilanstalt. Wegen dieses Betrugs wurde Link, als rückfällig, am 19. August d. I. von der Ferirnkammer hier zu 8 Monaten, die Angeklagte zu 1 Monat Gefängnis ver­urteilt. Am 12. Juni fand sich diese mit Link wieder bei ihrem Manne ein, wobei es zu häßlichen Scenen kam. in deren Verlaus die Frau ihren betrunken im Bette liegenden Mann mit einem dicken Prügel mißhandelte, ihn aus dem Bette zog und an den Füßen die Treppe hinabschlcppte, wobei sein Kops aus den Stufen ausschlug. Im Stall ließ sie ihn liegen. Dann ging sie in den Wald, um Holz zu holen und kam nach einigen Stunden zurück, ohne nach ihrem Mann zu sehen. Dieser kam bald darauf wieder in die Wohnung und wurde von der Frau abermals mit einem Prügel mißhandelt. Die Folge davon war, daß Hoffacker andern Tags starb. Der Vorsitzende hielt der Angeklagten vor, ihr Verhalten lege den Gedanken nahe, daß sie beab­sichtigte, ihren Mann umzubringen, und erinnerte sie daran, daß sie schon im Jahre 1884 in gerichtlicher Untersuchung

stand, unter dem Verdachte, ihrem Manne abgeschabten Zündholzphosphor ins Essen gemischt zu hoben, um ihn um- zudringrn, damals jedoch wegen mangelnden Beweises außer Verfolgung gesetzt wurde. Die Angeklagte gab zu, geäußert zu haben: wenn mein Alter stirbt, dann heirate ich den Link und ziehe fort; jedoch will sie dabei nicht daran gedacht haben, ihren alten Mann aus der Welt zu schaffen. Die Zeugenaussagen ergaben, daß die Angeklagte auf die tiefste Stufe der Unsittlichkeit und Verworfenheit gesunken ist. Die letztere begleitete die meisten Zeugenaussagen mit einem Lächeln. Die Sachverständigen, Oberamtsarzt Dr. Ludwig und vr. insä. Dietter, fanden an dem verstorbenen Hoffacker innerlich die krankhaften Entartungen, welche.Alkoholikern eigen sind, und eine Menge Quetsch-, Schnitt- oder Riß­wunden, Schürfungen und Blutunterlaufungen vom Kopf bis zu den Füßen herab, teils von den Schlägen, teils von den Kanten der Stiege, über die er hinabgeschleppt wurde, herrührend. An einem Arme fand sich in einer Ader (Vene) eine Stichwunde, die mit einem Vorgefundenen spitzen Messer beigebracht worden fern mußte (was dis Angeklagte in Ab­rede zog.) Es fanden sich viele innerliche Blutergüsse vor; als letzte mitwirkendc Todesursache sahen jedoch die Sach­verständigen eine starke Hirnerfchütterung an, die Hoffacker am Tage vor seinem Tode, also nach den Mißhandlungen erlitten haben mußte. Als Todesursache sahen die Sach­verständigen die durch die vorausgegangenen Mißhandlungen entstandene Hirn- und Rückenmarckserschüttrrung und den Blutverlust an. Bei den Plaidoyers führte Staatsanwalt Dr. Cleß aus. eine häßliche Familientragödie habe sich heute abgespielt, bei der die Angeklagte einen seltenen Cynismus an den Tag gelegt habe. Die Frage, ob ein vorsätzlicher Mord vorliege, liege sehr nahe, die Anklage beschränke sich jedoch auf Körperverletzung mit nachgefolgtem Tode, da die Tötungsabsicht nicht klar erwiesen sei. Es sei anzunehmen, daß die Angeklagte gleich ihrem Manne dem Schnaps frönte, jedenfalls sei sie moralisch tief gesunken. Da die Anklage durch die heutige Beweiserhebung vollständig erwiesen sei, beantrage er, die Schuldfrage im Sinne der Anklage zu bejahen, mildernde Umstände aber zu verneinen. Der Ver­teidiger, Rechtsanwalt Wiedmaier, führte dis That auf die langjährigen Mißhandlungen seitens ihres Ehemannes zurück und den dadurch in ihr erzeugten Haß, und beantragte nur, Körperverletzung mittels gefährlichen Werkzeugs zu bejahen nebst mildernden Umständen, da nicht genügend erwiesen sei, daß die Mißhandlungen seitens der Angeklagten di« Todesursache gewesen, und auch ein nachträglicher Fall des Mannes auf den Boden den Tod herbeigrsührt haben könne. Die Geschworenen bejahten dir Schuldfrage: Körperverletzung mit nachgefolgtem Tode und verneinten mildernde Umstände. Hiernach beantragte der Staatsanwalt für das an Mord grenzende Verbrechen unter Berücksichtigung der etwas ge­minderten Zurechnungsfähigkeit der Angeklagten eine Zucht­hausstrafe von acht Jahren. Der Verteidiger bat um eine Mildere Strafe. Der Gerichtshof erkannte auf eine Zuchthaus­strafe von zehn Jahren und zwei Wochen, worin dis noch nicht verbüßte Gefängnisstrafe vom 19. August d. I. mit- eingerechnet ist. Für Untersuchungshaft wurden zwei Monate abgerechnet.

* Münsingrn, 15. Okt. Durch die Verlegung des Truppenübungsplatzes ins Münsinger Hardt kamen allein in den Gemeinden des Münsinger Oberamts annähernd 4 Millionen Mark als Kaufschilling für an die Militär­verwaltung abgetretene Güter. Der Oberamtssparkasse, welcher die meisten Barmittel zustoßen, bereitete die An­legung derselben zeitweise Schwierigkeiten. Die Münsinger Amtsversammlung beschloß daher, für dir niederen Korpo­rationsbeamten Dienstwohnungen zu errichten und hiebei die Kapitalien günstig anzulegcn. Diese Korporationsbauten sind nunmehr fertiggestcllt und bezogen worden.

* (Verschiedenes.) In Stuttgart feierten dieser

Tage der in westen Kreisen bekannte Kaufmann Eberhard Fetzer ssn. und seine Frau Amalie, geb. Widmann aus Biberach, das Jubelfest der goldenen Hochzeit, nachdem erst vor wenigen Tagen die von ihm gegründete Firma Eberhard Fetzer ihr fünfzigjähriges Geschäftsjubiläum begangen hatte. In Eßlingen erschoß sich rin 26 Jahre alter led. Heizer von Wäldenbronn. Eine Liebesaffäre scheint den Grund zum Selbstmord gebildet zu haben. Aus Aeußerungen, die der Bursche that, geht hervor, daß er seine Geliebte, die in einer in der Nähe des Thatortes befindlichen Fabrik beschäftigt ist, gleichfalls zu erschießen beabsichtigte. Das Mädchen hörte aber davon und ging deshalb nicht in die Fabrik.

* Der Bäcker und Gemeinderechner Wunsch von For- bach bei Gernsbach stand am 13. Oktober vor dem Karls­ruher Schwurgericht wegen Unterschlagung im Amte. Seit dem Jahre 1888 war der Angeschuldigte Gemeinderechner; er hatte anfänglich mehrere Kassen zu führen, in welchen aber stets Unordnung herrschte, da die Kenntnisse des Wunsch von rechnungsmäßiger Buchführung ganz minimale waren. Infolge davon gab es bei den Revisionen stets Beanstand­ungen. Das Bezirksamt sah sich deshalb veranlaßt, den Angeklagten im Jahre 1893 aufzufordern, sein Amt nieder­zulegen. Dieser kam dem Verlangen nicht nach, da er, wie er zugab, damals schon größere Unterschlagungen gemacht hatte und befürchtete, daß dieselben entdeckt würden, wenn er die Kasse übergeben müsse. Die späteren Revisionen thaten dar, daß in der Kassenführung des Wunsch eine Besserung nicht eingetrrten war. Es wurde ihm deshalb vom Bezirksrat «in Verweis erteilt und verfügt, daß ihm alle Kass-n bis auf die Gemeindeküsse abzunehmen seien. Dies geschah auch und Wunsch hatte vom Jahre 1895 an nur noch diese eine Kasse zu führen, was durchaus kein schwieriges Geschäft war, da dir Gemeinde Forbach keine Umlagen erhebt. Durch eine am 15. Juli dieses Jahres vorgenommene unvermutete Kossenrevision wurde festgestellt, daß in der Gemeindekasse über 10,000 Mark fehlten. Die Nachforschungen ergaben, daß die Unterschlagungen mehrere Jahre zurückreichten. Einen Teil des veruntreuten Geldes batte der Angeklagte für sich verbraucht, zum Teil zur Deckung früherer Unterschlagungen benutzt. Seine That entschuldigte Wunsch mit unglücklichen Familienverhältnissen, durch die er in eine schlimme finanzielle Lage geraten sei, welche ihn zu seiner Handlungsweise getrieben habe. Kurz nach der Verhaftung des Wunsch wurde über dessen Ver­mögen das Konkursverfahren eröffnet, durch das nunmehr eine Ueberschuldung des Angeklagten in Höhe von 10,962 Mark festgestellt werden konnte. Die Gemeinde Forbach erhält aus der Konkursmasse etwa 4000 Mark, so daß sie mindesten« um 6000 Mark geschädigt werden wird. Die Geschworenen bejahten die Schuldfrage wegen Unterschlagung und wegen falscher Buchführung, aber auch die Frage nach mildernden Umständen, worauf der Schwurgerichtshof auf eine Gefängnisstrafe von 1 Jahr 8 Monaten, abzüglich 2 Monaten Untersuchungshaft, und auf 3 Jahre Ehrverlust erkannte.

* Für einen thörichten Streich muß der Kaufmann Gustav Nutzinger in Heidelberg schwer büßen. Als im April d. I. sein für di« Zeit vom 7. April 1897 bis inkl.

6. April 1898 ausgestelltes Kilometerheft abgelaufrn war, hatte er noch ca. 80 Km. unbenutzt. Er änderte die Daten

7. bezw. 6. April in 17. und 16. April um und fuhr das Heft noch bis auf 986 Kilometer ab. Bei der Rückgabe des Heftes, die vorgeschrieben ist, wenn auf den Rabatt von 1 Mark Anspruch erhoben wird, wurde die Fälschung ent­deckt. Wegen Fälschung einer öffentlichen Urkunde, durch welche der Eisenbahnfiskus um einen Betrag von 2 Mark 50 Pfg. geprellt wurde, erhielt der bisher unbescholtene junge Mann vor dem Mannheimer Schwurgericht 5 Monate Gefängnis.

Zwischen zwei Wetten.

Roman von Louis« Cammrrrr.

(Fortsetzung.)

Frau Burgers Augen schimmerten feucht; voll zärt­licher Mutterliebe zog sie dis schöne, begabte Tochter an ihr Herz:Wie lange werde ich dich noch haben/ seufzte sie schmerzlich,bald wirst du die eigenen Schwingen er­proben müssen, die bange Sorge um deine Zukunft ver­düstert meinen Lebensabend."

Klage nicht, Mütterchen," sagte Irma sanft tröstend, mit größtem Vertrauen auf die Menschen trete ich in die Welt, um mir eine achtungswerte Lebensstellung zu er­kämpfen. Du hast mich gelehrt, Gott zu vertrauen, meinen Nächsten zu lieben, und sich auf eigene Kraft zu stützen. Meine Kenntnisse sollen dazu dienen, dir ein sorgenloses Alter zu bereiten. Auch Ernst wird alles thun, dich die schlimme Zeit vergessen zu machen."

Ein zweifelndes Lackeln umflog den Mund der bleichen Frau.Ernst braucht vorerst selbst noch große Hilfe und meine Mittel sind fast erschöpft. Bange Zweifel über das Ergebnis seines Examens erfüllten meine Seele; wäre er glücklich durchgekommen, müßte er längst hier sein."

Wieder wurde die Glocke gezogen; statt des sehnlich erwarteten Sohnes trat ein Briefträger herein. Mit zittern­den Händen nahm Frau Burger den Brief an sich.Lies du, Kind, ich ahne nichts Gutes."

Mit verdunkeltem Blick und fast versagender Stimme las Irma:

Liebe Mutter und Schwester!

Meine Befürchtung hat leider eine für uns alle sehr betrübende Bestätigung gesunden. Ich habe das Examen nicht bestanden und teile mit vielen meiner Studiengenossen dies große Mißgeschick. Meine Selbstachtung verbietet mir, Dir, liebe Mutter, länger die Sorgen für mein Studium

auszubürden, und deshalb will ich versuchen, aus eigenen Füßen zu stehen. Einer meiner ausländischen Studien­freunde hat mir das Anerbieten gemacht, mich mit nach Süd­amerika zu nehmen, um mich dort in dem Handelsgeschäft seines Vaters zum Kaufmann anszubildrn. Iw gehe, obwohl es mir sehr schwer fällt, ohne Lebewohl von Euch, ich ver­möchte den vorwurfsvollen Blick der Mutter nicht zu er­tragen. Mein; Freude am Studium war me recht groß, nun rächt sich dieser Mißgriff. Man kann in jeder Lebens­stellung ein braver, tüchtiger Mensch werden und ich hoffe einen meinen Neigungen besser entsprechenden Berus zu finden. Sobald ich eine grsichrrte Stellung einnehme, werde ich von mir hören lassen. Verzeiht mein eigenmächtiges Handeln, und gebt mir einen Segenswunsch aus den Weg. Mit tausend Grüßen und dem innigsten Lebewohl

Euer Ernst."

Tieferschüttert vernahm Frau Burger die Hiobsbotschaft. Schwere Thränen fielen über ihr« bleichen Wangen.Mein Gott, du prüfst mich hart!" kam es in klagendem Tone von ihren Lippen.

Mit liebreichen Worten suchte Irma die sorgenvolle Mutter zu beruhigen.Laß ihn ziehen, vielleicht findet er jenseits des Ozeans das Glück, welches die Heimat ihm ver­sagt. Seine Gedanken werden bei uns weilen und die Sehnsucht nach dem Vaterland ihn dereinst an unsere Herzen zurücksühren. Gott möge Ernst in seinen Schutz nehmen und seine Arbeit segnen."

Ihre Thränen flössen in stummer Trauer gemeinsam.

Hier Leid, dort Freud'. Während Irma durch eine Leidensschule gegangen, war Valeskas Leben im Sonnen­schein verflossen. Ihr Vater, einer der ersten Großindustriellen des Landes, hatte durch überseeische Handelsgeschäfte Millionen erworben. Kürzlich erst war rhm der Titel eines Kommerzienrats verliehen worden. Trotz Reichtum und Ansehen hatte der Handelsherr das Herz am rechten

Fleck. Vom Geist der Neuzeit beseelt und getragen von humansten, menschenfreundlichsten Gesinnungen, zeigte er sich gegen seine Untergebenen voll Teilnahme und Güte. Ohne seinen eigenen Vorteil aus den Augen zu verlieren, sorgte er doch auch für die Zukunft seiner Arbeiter und ließ deren Wohl und Wehe sich sehr angelegen sein. Von der Ansicht ausgehend, daß gute Behandlung gute Menschen bilde, han­delt« er stets nach seinen edlen Grundsätzen.

Valeska, di« sehr früh die Mutter verloren, war, seit sie denken gelernt, von allen Annehmlichkeiten und Reizen des Reichtums umgeben gewesen. Kommerzienrat 'Günther hatte das einzige Kind, das ihm seine früh verstorbene Gattin hinterlassen, wie seinen Augapfel behütet und bewacht und die liebevolle Erziehung hatte ein ebensolches Wesen heran­gebildet.

Günther, obwohl stolz daraus, von bescheidener Armut zu großem Reichtum gelangt zu sein, schrieb dies nicht allein seinem eigenen Verdienst, sondern vielmehr Gottes Güte zu, welche dir redliche Arbeit gesegnet hatte. Auch seine Tochter ermahnte er stets, auf äußerliche Glücksgüter nicht stolz zu werden und gegen ihre Mitmenschen nachsichtig und teilnahmsvoll zu sein.

In gedrückter Stimmung war Valeska aus der E.schen Preisverkeilung nach Hause gekommen. Das verschlossene, unzugängliche Wesen Irmas hatte das junge, lebensfrohe Mädchen in tiefster Seele gekränkt. So gern wäre sie ihr aus vollem, ganzen Herzen Freundin geworden, so gern hätte sie derselben mit einem geringen Teil ihres Reichtums die Sorgen des Daseins verscheucht, allein ihr herzliches Entgegenkommen wurde von Irma stolz zurückgewiesen.

Valeskas Papa sah die Sorgenfalte auf der Stirn seines Lieblings und fragte neckend:Nun, Valeska, auch diesmal ohne Preis heimgekommen bist doch ein recht faules Mädchen was würdest du beginnen, wenn