Ministerpräsidenten Brisson wird Doppelspiel vorgeworfen, da alle seine Kriegsminister offen die antirevisionistische Bewegung fördern. Wie gespannt die Lage ist, beweisen die umlaufenden Gerüchte üb-r ein bevorstehendes militärisches Pronunciamento. Picquarts neue Verfolgung gilt allgemein als ein Komplott des Generalstabs gegen die Revision des Dreyfus-Prozeffes.
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Der Kaiser von China hat in einer langen Proklamation an sein Volk seine neue Politik angekündigt. Die westliche Gesittung, sagt er darin, sei in vieler Beziehung dem Zustand der Dinge in China überlege». Seine Äbstckt sei, das Gute einzuführen und das Schlechte beiseite zu losten. Em zweites El ikt fordert das Volk auf, den Kaise r zu unterstützen, damit der im ganzen Reich einzuführeude Postdieust ein Erfolg werde. Dadurch würden die Hilfsquellen des Reiches gestärkt werden. Ein weiteres Edikr verleiht jedem Chinesen das Recht, Bittschriften an d-n Thron zu senden. Dieses R-cht hatten cisher nur die bevorzugten Klasien. Die Vizekönig-- der Provinzen haben hmfort monatlich über die Skaataeinnohmrn und -Ausgaben Berichte zn erstatten, die veröff ntlicht werden sollen. Die kaiserlichen Edikte sollen Hinfon auf öffenilichen Plätzen im ganzen Lande angeschlagen werden, damit das Volk insieht, wie lebhaft der Kaiser bemüht ist, sein-- Wohlfahrt zu fördern.
L«rrr-esn»retz*ri-tzteir.
* Altensteig, 22. Septbr. (Landwirtschaftliches Bezirks-Fest.) Ans speziellen Wunsch eines Sachverständigen möchten wrr dezw.üch der Obstansstellung behufs späterer Nutzanwendung noch bemerken, daß dieselbe zu reichlich mit den mannigfaltigsten, auch minderwertigen Obstsorten de schickt war uns daß hierin ein Wetteifer zu Tage trat, der an anderer Stelle das beste Lob verdient hätte. Darunter litt denn auch d;e Sortierung, d. h. die Zusammenstellung der einzelnen Arten, welche dem Laien die erwünschte Belehrung geboten hätte. In diesem Sinne hat sich auch der Vorstand des Württemberg. Obstbau-Ver-ttns in Stuttgart, Herr Gemernderat Fischer daselbst, ausgesprochen. — Von dem Nagolder Bienenzüchter-Verein wurden für ausgestellte Völker, bezw. Produkte oder Geräte mit Prämien bedacht: Gotrlieb Klaiß, Th. Kehle, Schreiner Lutz, Gärtner Raas und Ehr. Schwester, je von Nagold. Die vom Brzirks-Obstbauvereiii und Schwarzwald-Bienenzüchterverein prämierten Aussteller sind im Inseratenteil der heutigen Nr. verzeichnet. Von den Geflügclzucktveremen wurden folgende Aussteller prämiert: Schullehrer Belz, Altenstsig-Dors; Stationswärter Vogt, Gündringen; Schneider Klmß, Bierbrauer Köhler, Schreiner Döitling, O.-A.-Tierarzt Wallraff, Fabrikant Finckh, Schreiner Lutz und Schuhmacher Fcitz, je von Nagolo; Sattler Becker, Badwirt Uhl, Müller Faist, Gerber Pfeifle, Holzhändler Philipp Maier Sohn, Holzmeister Werner, Stationsvorstand Maute, Lindenwirt Luz und Uhrmacher Schaible, je von Altensteig; Schullehrer Glück, Walddorf; Kaufmann Wolf und Schullehrer Walz, je von Roihfelden; Kaufmann Sitzler und Landwirt Wagner, Rohrdorf; Fr. Walz, Obersü-wandors. Die Preise bestehen in Geldprämien von Mk. 1.50 bis Mk. 5.—, auch erhielt jeder prämierte Aussteller ein Diplom ausgefolgt. — Recht zahlreich hat sich auch der Hintere Bezirk in allen Zweigen an der Ausstellung beteiligt und dadurch sein gut Teil zum Erfolg derselben beigetrugen. Die Oberamtsstadt Nagold kann auf das Landwirtschaftliche Fest, das in jeder Beziehung befriedigend verlief, mit Genugthuung zurückblicken und dem landwirtschaftlichen Bezirksverein mit feinem eifrigen Vorstand darf zu dem Erfolg herzlich gratuliert werden. Vorwärts und nicht stille stehen möge auch fernerhin die Devise der segensreichen Bestrebungen des Vereins sein und bleiben.
Die Gewinne der landwirtschaftlichen Lotterie
können bis 3. Oktober ds. Js. bei Herrn Amtspfleger Rapp in Nagold täglich von nachmittags 1 bis 3 Uhr abgeholt werden.
* Alten steig, 23. September. So sehr man sich in diejeM Frühjahr nach Sonnenschein sehnte, wo die Regenperiode gar kein Ende nehmen wollte, so sehr sehnt man sich jetzt wieder nach einem durchfeuchtenden Regen, welcher die Saatbestellung ermöglichen und dem Herbstfutter noch in Etwas auf die Beine helfen könnte. Das Obst leidet unter der Dürre, es bleibt klein und fällt zu viel noch unreif ab. 71 sonnige Tage sind seit Mitte Juli zu verzeichnen; wer hätte sich wohl zu Beginn des Juli träumen lasten, daß die Sonne noch in solchem Maße ihre Herrschaft geltend wacht. Viel, recht viel hat die Sonne noch gut gemacht. was das nasse Frühjahr frevelte und Falb ist mit seiner Prophezeiung, in welcher er auch ein nasses Spätjahr vorhersagre, gründlich hereingefallen. Es gi-bt eben keine Wettermacher, sondern nur Einen Regenten, der alle? wohlweislich regiert. — Wir machen auch an dieser Stelle auf aen im Inseratenteile angckündigtcn Vortrag des Negers Milo Zamba aus Kamerun aufmerksam. Die Vorträge unseres schwarzen Landsmannes, der recht gut'deutsch spricht, wurden überall, wo derselbe solche gehalten hat, mit großem Beifall ausgenommen.
X. Simmersfeld, 22. Sept. Nun sprudelt das köstliche Naß aus den Hahnen der Wasserleitung zu jedermanns Freude. Am Dienstag wurde dw Wasserversorgung durch Herrn Oberbaurat Ebmann im Beisein von Werkmeister Köhler und Bauführer Schm i d und Wurster inspiziert und sodann, da sie keinen Anstand ergab, der Gemeinde offiziell zur Benützung überaeben. Die Hydranten wurden einzeln probiert und ihr,- Leistungen haben unerwartete Resultate ergeben; das Wasser ergoß sich aus 3 Strahlrohren bis an die Spitze des Kirchturms. Bei der gegenwärtigen trockenen Witterung, welche die Wasserbeifnbr zur Notwendigkeit machte, erweist sich jetzt die Wasterleiiung els eine große Wohlthat, wcs auch der eingefleischteste Gegner einzusehen lernt. Denkbar ist man allgemein der Bauleitung, welche dos Werk -asch und solid ausgesührt hat. Man darf sich der sichere-- Hoffnung hwqebcn, daß nicht nne Halbheit geschaffen wurde, wie einzelne Gemeinden solche auszuweisen haben, sondern eine Wasserversorgung, welche im wahren Sinn des Worts jederzeit der an sie gestellten Anforderung voll und ganz Genüge leistet. Unfern Herz- lichen Glückwunsch der Gemeinde zu dem gemeinnützigen Werk.
-u. Aich Halden, 22, Sept. Heute holten die Nagolder Bienenzüchter ihre Bienenvölker (ca. 60 Stöcke), die sie zum Zweck der Ausnützung der Heidetracht seit dem 4. August hier und in Oberweiler ausgestellt hatten, wieder ab. M-t dem Erfolg der Wanderung sind die Nagolder Imker wohl zufrieden. Honigarm kamen die Stöcke hier an; und wenn auch wegen allzugroßcr Trockenheit die Heidenblüten nicht so honigten, wie man erwartete, so sammelten die Völker doch so viel Honig, daß sieXgut durch den Winter kommen, ja manche Stöcke weisen sogar einen Ueberschuß an Honig aus.
* Calw, 20. Septbr. Die freie Bäcker-Genossenschaft hat mit dem heutigen Tage einen weiteren Brotabschlag eintreten lassen. Es kosten nun 4 Pfund Weißbrot 56 Psg. und 4 Pfund Schwarzbrot 48 Psg.
* In dem Befinden des Stuttgarter Oberbürgermeisters v. Rümelin ist neuerdings eine langsame, aber erfreulicherweise stetig fortschreitende erhebliche Besserung zu verzeichnen.
* (Verschiedenes.) Der Brandstifter Jakob Bvttner von Aalen, welcher das Haus der Bäckerrwitwe Kirsamer in Mössin gen am 7. ds. Mts. anzündete, weil er als Bettler nur einige Pfennige Almosen erhielt, ist durch Landjäger Späth verhaftet und eingeliesert worden. Da für die
Ermittelung des Tbäters mehrere Prämien ausgesetzt waren, so dürfte Späth einen guten Fuug gemacht haben. — Von den Veruntreuungen des seinerzeitigen Armen- und Stistungs- pflegers Häberlen inGeisIingen find bei der Stiftungspflege ca. 5400 Mk., bei der Armenpflege ca. 1800Mk. nicht zum Ersatz gekommen. In einer der letzten Sitzungen beschäftigten sich die bürgerlichen Kollegien mit der Frage der Regreß- nähme an die einstigen oberamtlichen Aussichtsbeamten (den früheren Oberamtmann Häute, jetzt in Ravensburg, und den früheren Oberamtsverweser Vöhringer, jetzt Stadtschultheiß dort.) Das von Rechtsanwalt Scheffolb-Ulm eingeholte Rechtsgutachten neigt der Zweifelhaftigkeit einer etwaigen Schadenersatzklage zu; aus der Mitte der Kollegien wurde von fachmännischer Seite die Aussichtslosigkeck eines Prozesses dargethan, worausbeschlosien wurde, von einem Prozeß Umgang zu nehmen. — In Buchau bildet folgende Hexengeschichte seit einigen Tagen das Gttpcäcvsthema. Eine Bürgersfrau leidet schon seck Jahren an gewissen krankhaften Anfällen, ohne daß es bis jetzt gelungen ist. ihr Heilung zu verschaffen. Was lag nun näher als die Vermutung, daß die Frau verhext sei! Wo aber war die vermeinil'.che Hexe zu suchen? Doch das Ehepaar wußte Rat, denn wo es Hexen giebt, da giebt es auch Hexenmeister, so kalkulierte es und flugs wurde zu einem Hexenmeister im Oberamt Biberach Zuflucht genommen. Ebenso wurde auch ein Buchauer Hexenbanner zu Rate gezogen und beide bestätigten, daß die Frau verhext sei, machten ihren Hokus Pokus und schoben das Trinkgeld ein, doch die Frau wurde von ihrem Uebcl nicht erlöst. Die Hexenmeister ließen sich aber nicht irre machen, demonstrierten noch einmal und bezeichnet«!!, man sollte es kaum glauben, kurzweg die fron s-it 9 Jahren im Hause bedienstete als solid und rechtschaffen bekannte Dienstmaqd als diejenige Person, die ihre Dienstsrau verhext habe. Die Magd wurde sosorr aus dem Hanse gejagt und öffentlich als Hexe bezeichnet. Die in so frivoler Weise als Hexe gedrandmarkte Dienstmagd bat nun aber bereits gegen die Hexenmeister Klage erhoben und so sieht man einem baldigen Hexenprozeß entgeg n. — Dieser Tage fuhr ein Mädchen aus dem Obcr- amt Schorndorf aus der Schweiz, wo es 5 Jahre gedient hatte, in die Heimat zurück, um „Hauchzig z'mache." Die Mutter des Mädchens hatte demselben vorher von Taschend-edcn u. s. w. geschrieben und dabei gemahnt, das Geld im Hermfahren doch gut auszubewahren und einzunährn. Und die Tochter folgte auch der Mahnung der Mutter und nähte 3 20-Marksckeine in ihren Hut ein, wo es doch am sichersten sei. Bis zum Bodensee hielt die Tapfere gut aus und der Hut kam nicht herunter. Auf dem Wasser mußte doch nachgesehen werden, ob alles in Ordnung und der neue Hut wurde heruntergehvlt. Doch im selben Augenblick hatte ihn auch ein Windstoß erfaßt und im Nu lag er im See. Da gabs kein Wiedersehen mehr. Die Sprachlose bekannte erst in Friedrichshofen, daß ihr Hut als Portemonnaie gedient hatte und hatte noch zum Schaden den Spott der Milreisenden. Sie will ihrer Mutter auf diese Art und Weise nicht mehr folgen und ihr Geld im Geldbeutel aufbewahren. — In Unterhäuser! bei Reutlingen stürzte bei den Grabarbeitcn zur Erbauung einer Baumwollweberci, Filiale der Gebr. Bmkhardt in Pfullingen, am Diensiag srüh ein Teil des Schachtes ein, der der Fundamrutierung des Schornsteins dienen soll, und verschüttete zwei Arbeiter, Keppler und N-ubrander von Obcrhausen, m einer Tiefe von 7 Metern, so daß sie nach einer halben Stunde nur als Leiche zu Tage gefördert werden konnten. — Eine Kgl. Verordnung ermächtigt die Kgl. Eisenbahnverwaltung zur Erwerbung des für den Bau einer Eisenbahn von Beckstein nach Heckbronn erforderlichen Grundeigentums un Wege der Zwangsenteignung.
* Brötzingen bei Pforzheim, 22. Septbr. Der Ort brennt an fünf Stellen. Bis jetzt stehen vier Wohnhäuser
erforderlich. Spätere Entweichungsversuche scheiterten an der Wachsamkeit der Wärter, da der Arzt in gänzlicher Unwissenheit des Vorlebens des Kranken, dessen geistige Wiederkehr und die damit verbundenen Wünsche nach Freiheit als irrige Vorstellungen verwarf.
Die Erpressungen meines Försters, die Vcrpflegungs- kosten des Verhaßten, dazu meine Spielwut, wurden mein Verderben. Der Sache und den endlosen Quälereien des Försters ein Ende zu machen, war längst mein steter Gedanke. Nun ist's geschehen, in andrer Weise, als ich gehofft! Nütze meine Bekenntnisse nach Deinem Gutdünken, möge Dir aus meinem Grabe das Glück erblüh'n, das Du an meiner Seite nicht finden konntest!"
Viele dunkle Stunden hatten die letzten Jahre für Ritta gebracht, viele dunkle Stunden die letzre, wirre Zeit, dunkler und grausiger wie diese, keine.
„Oswald, armer, ärmster Oswald !" In verzweifelten Klagetönen rang es sich aus ihrer Brust, „und ich habe gelebt all' die Jahre und gezweiselt an dir!" Ein Grausen erfüllte sie vor dem toten Gatten.
Nimmermehr sollte er in der Grabstätte, die die Hüllen ihrer edlen Vorfahren barg, seine Ruhe finden! Sie, di- nie eine Anwandlung von Furcht gekannt, fürchtete noch seinen Haß, seine Rachsucht über die Gruft hinaus; deshalb ordnete sie noch in dieser Stunde seine Beisetzung in Neideck an.
Die Gutsnachbarn von Schloß Wolfenshagen fanden zu ihrem größten Leidwesen keine Gelegenheit, der jungen Witwe ihre Beileidsbesuche abzustatten und mit allerlei rührendem Wortgepränge zu trösten. Sie war gleich nach der Beisetzung des Verstorbenen in Begleitung des Onkels abgereist!-—
Vor der Irrenanstalt Dr. Sterns in B. hielt ein einfaches Gefährt. Eine Dame in tiefes Schwarz gekleidet und rin älterer Herr stiegen aus und fragten nach dem Hausarzt.
Ritta zog an der starken Hausglocke, allein ihre zitternden Finger waren zu kraftlos, laut weinend sank sie in die Arme des Onkels zurück!
„Still. Kind," beschwichtigte dieser, selbst furchtbar erregt, „nur noch für Minuten beherrsche dich!"
Aus sein lautes Schellen erschien der Diener und fragte nach den Beiehlsn der Herrschaft.
„Wir lassen Herrn Dr. Stern um eine kurze Unterredung bitten," sagte der alte Herr von Finkenstem seine Karte abgebend.
Der Diener kehrte zurück und geleitete sie artig in das Sprechzimmer des Arztes, der wenige Augenblicke später erschien.
Sein Aeußeres schon verscheuchte jeden Argwohn des alten Herrn; wenn hier ein Verbrechen gegen Oswald vorlag, so war dieser Mann kein Mitwisser davon.
„Sie wünschten mich zu sprechen?" fragte er sehr freundlich, mit sichtlichem Wohlgefallen Rittas edelschöne Gestalt betrachtend.
„Vor allem muß ich Sie herzlich bitten, mir eine Frage zu beantworten " sagte der alte Herr höflick. aber bestimmt. „In diesen Mauern befindet sich seit sechs Jahren ein Leidender, für den Sie regelmäßig die Verpflegungskosten von dem Förster Steiner aus Neideck erhielten. Ist in dem Zustand dieses Mannes im Lauf der Zeit keine Veränderung eingetreten, die aus wesentliche Besserung oder gänzliche Hebung der geistigen Umnachtung hoffen ließe?"
Der Arzt errötete. „Ihre Frage berechtigt mich zu einer gleichen. Darf ich erfahren, welchen Anteil Sie an dem Kranken nehmen, oder welche verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen Ihnen und meinem Pflegebefohlenen bestehen?"
„Er ist mein Neffe," erwiderte der alte Herr sehr ernst, „durch Verbrechen anderer in jenen geistigen Zustand
versetzt, der ibn in Ihre Anstalt führte, er ist vielleicht auch in verbrecherischer Absicht hier festgehalten."
Der Arzt erblaßte, doch sein Blick begegnete fest und sicher dem durchdringenden des alten Herrn. „Ich muß Sie um vollstständige Aufklärung bitten, bevor wir weiter verhandeln."
Der alte Herr von Finkenstein gab dem Arzt eine Schilderung von Oswalds seelischem Zustand, von seiner Verwundung und Unterbringung hierher, und wie beides zusammenwirkend, jedenfalls dieses reiche geistige Leben gestört habe. Der Arzt stand bewegt, erschrocken.
„Dir Papiere des Erkrankten befinden sich in voller Ordnung in meinem Besitz, sein damaliger Zustand war äußerst beunruhigend, mackte seine Aufnahme zur Notwendigkeit, ich erwartete eine gänzliche Auflösung. Doch kann ich nicht verhehlen, daß in oer letzten Zeit die lichten Tage sich mehrten; und vor ganz kurzem eine vollständige Umwandlung bemerkbar wurde! Eine heftige Gemütsund Seelenerregung könnte vielleicht die wohltätigste Umstimmung, womöglich gänzliche Heilung mit sich führen!"
„Der unerwartete Anblick dieser Dame, die ihm das liebste auf der Welt, würde vielleicht die gewünschte Wirkung herbeisühren!" sagte der Onkel.
Der Arzt nickte zustimmend. „Fühlen Sie sich stark genug oiesem Eindruck gegenüber?" fragte er bedeutsam, „mein Pflegebefohlener zeigte sich in letzter Zeit in einer starken körperlichen Ermattung. Diese heftige Erregung könnte auch entgegengesetzte Folgen haben. Es ist meine Pflicht, Sie darauf aufmerksam zu machen. Mein Rat ist der, Sie verlassen bei einem etwaigen unvorhergesehenen Ereignis sofort mit dem Kranken dieses Haus. Eine Auseinandersetzung der Verhältnisse kann später erfolgen!"
(Schluß folgt.)