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Samstag, 24. Septbr.
Bekanntmachungen aller An finden die erfolgreichste Verbreitung.
1898.
D«rs rr«rHfviel zrrirr letzte« Lr<riese.
In Parts werden nun die Verhandlungen zwischen den Vertretern der Vereinigten Staaten von Nordamerika und Spaniens beginnen, welche den definitiven Friedens- Vertrag ausarbeiten sollen. Diese Arbeit wird, darüber täuscht man sich aus keiner Seite, eine recht schwere sein, eine so schwere, daß amerikanische Generale sogar von der Möglichkeit eines neuen Krieges gesprochen haben. Das ist nun allerdings nicht zu erwarten, Spanien ist, wie man zu sagen pflegt, gründlich fertig, es fehlt ihm an Geld und an Schiffen, womit allein eine Wiederaufnahme der Feindseligkeiten zu ermöglichen wäre. Bei der fast gänzlichen Vernichtung der spanischen Kriegsflotte können die Amerikaner jede Truppensendung nach den Philippinen-Jnseln, diesem Zankapfel der Friedens-Verhandlungen, in den Grund schießen.
Die Aankee's haben keine Sieger-Großmut, aber sie haben die Macht. Und so werden sie Spanien den wertvollsten Teil der Philippinen mit Manila abzwacken. Was dann bleibt, verlohnt die Verwaltungskosten nicht mehr, und so wäre es für die Spanier am Gescheidtesten, wenn sie wenigstens von vornherein versuchten, die ganzen Philip- Plnen-Jnseln an Amerika zu verkaufen. Große Summen würden die Vereinigten Staaten schwerlich heute bezahlen, immerhin ist etwas besser, wie nichts; und Spanien kann bei seinen b utigen jammervollen Verhältnissen nachgerade eine jede Million gebrauchen.
Aber nun kommt die kitzliche Seite der Sache, welche die Philippinen-Angelegenbrit zu einer außerordentlich ernsten gestalten kann: Rußland und Frankreich haben sehr wenig Lust, eine so entschiedene Festsetzung der Vereinigten Staaten in den ostasiatischen Gewässern zu dulden, während England im Gegenteil die amerikanischen Pläne begünstigt. Sind doch die Träume von einem möglichen englisch-amerikanischen Bündnis noch immer nicht zerronnen. Und in Amerika, wo man heute an Ländergier auch die annektionslustigsteu Staaten übertrifft, wird man nicht geneigt sein, auf irgend welches Abwinken von russischer oder französischer Seite zu achten. Hat man doch drüben von der Friedens-Botscha t des Zaren eigentlich gar keine besondere Notiz genommen, solü r Ideen passen der wuchernden Aankee-Großmaunssucht nick f.
So kann der Philippinen-Streit recht unliebsame Erörterungen wachrufen und er übertrifft an ernster Bedeutung jedenfalls die Kretafrage; sind doch ohnehin die Beziehungen der in Ostasien interessierten Mächte zueinander heute schon recht lockerer Natur.
LsrsesvsliLik.
Die Gesetzgebung hat in den letzten Jahren immer mehr darauf gesehen, der Nahrungsmittelverfälschung nachdrücklich entgegenzutreten. Mit dem 1. Oktober 1898 wird ein weiterer Schritt auf dieser Bahn insofern gethan werden,
als das aus der Initiative des Reichstages stammende, in der letzten Sitzung der vorigen Tagung angenommene und vom Bundesrat gleichfalls erledigte Gesetz über den Verkehr mit künstlichen Süßstoffen dann in Kraft treten wird. Das Gesetz ist für das allgemeine Gebiet der Nahrungs- und Genußmittel-Herstellung von Bedeutung, weil es die Verwendung von Saccharin als Verfälschung im Sinne des 8 10 des Gesetzes über den Nahrungsmittelverkehr bezeichnet, es wird aber auch im besonderen gerade auf die Herstellung von Bier und Wein bessernd einwirken, weil es die Verwendung künstlicher Süßstoffe, namentlich des Saccharin, hierbei verbietet. Die segensreichen Folgen des Gesetzes werden nicht ausbleiben. In Brauereikreisen hofft man auch, daß es den Anfang des allgemeinen Surrogatverbots für die Bierbereitung darstelle und daß in einer nahen Zeit ein auf das letztere bezüglicher Gesetzentwurf dem Reichstage werde vorgelegt werden. Es läßt sich nicht leugnen, daß die bayerischen und badischen Biere infolge des Surrogatverbots in den betreffenden Bundesstaaten «inen Teil ihres guten Rufes erworben haben. Wenn nun, wie gewiß ist, demnächst Württemberg zu demselben Surrogatverbot, wie seine Nachbarn, gelangen wird, wird die Lage der norddeutschen Brauereien gegenüber den süddeutschen noch unangenehmer.
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Ueber die Bedeutung des in letzter Zeit aus Anlaß der Kaiserreise nach Palästina so viel besprochenen „Protektorats" der Franzosen über die Christen in Palästina schreibt die „Köln. Ztg." Von verschiedenen deutschen Blättern, darunter auch die „Germania", ist die Forderung des französischen, im Orient auch über nicht französische Christen und deren Anstalten auszuübenden Schutzrechts mit allem Nachdruck zurückgewicscn worden. Nach der ganzen Lage der Verträge und jeder vernünftigen Auslegung des Völkerrechts konnte ein solcher Anspruch im Ernste garnicht aufrecht erhalten werden. Da man aber trotz aller von deutscher Seite beigebrachten vollgiltigen Beweise noch in einem Teile der französischen Presse der Behauptung begegnet, daß das französische Schutzrecht doch bestehe, ist es vielleicht nicht ganz überflüssig, noch einmal mit ganzer Schärfe hervorzuheben, daß Deutschland ein solches Recht, soweit seine Untcrthanen und deren Anstalten in Frage kommen, nicht anerkennt und jedem Versuche, es auszuüben, sich widersetzen wird. Jeder souveräne Staat besitzt kraft seiner Souveränität das Recht und die Pflicht, seine Angehörigen und Anstalten in fremden Ländern zu schützen. Das ist elementarer Satz des Völkerrechts, der nur dann in Frage gestellt werden könnte, wenn eine Macht zu Gunsten einer anderen verzichtet. Sicher ist, daß Deutschland mit Frankreich niemals einen solchen Vertrag abgeschlossen hat und ein französischer Anspruch jeder berechtigten Grundlage entbehrt.
* Bismarck fiel, als der einheitliche Geist im Staatsministerium durch Nebenströmungen untergraben wurde und er durch Inkraftsetzung der Kabinettsordre von 1852 die Zügel fester in die Hand nehmen wollte. Hohenlohe scheint jetzt auf ähnliche Schwierigkeiten gestoßen zu sein. Die Münchener „Allg. Ztg." bringt folgende auffällige Notiz: Man beschäftigt sich jetzt in der Oeffentlichkeit, wenn von Fragen der Reichspolitik die Rede ist, stets mit der angeblich maßgebenden Auffassung einzelner Staatssekretäre. Es muß daran erinnert werden, daß dieser Standpunkt verfassungsmäßig nicht vertretbar ist. Sämtliche Staatssekretäre sind ohne Organ des Reichskanzlers und haben lediglich die politischen Auffassungen dieses Chefs der Reichsverwaltung zu vertreten. Es kommt mithin wesentlich darauf an, welche Stellung der Reichskanzler zu den politischen Tagesfragen hat und welche Verantwortlichkeit er bereit ist, gegenüber
den gesetzgebenden Faktoren zn übernehmen.
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* Karl Peters veröffentlicht Aufsätze, in denen er die Verwaltung unserer Kolonien als völlig verfehlt und namentlich Ostafrika als jeden Fortschritts bar erkärt. Die „Hamburger Nachrichten" schreiben, daß, wenn diese Schilderung richtig wäre, diejenigen, die die Verantwortung für diese Politik tragen, vor Gericht gestellt werden müßten. Der Schluß der Petersschen Auslassungen lautet: „Wenn man die englische Politik in Afrika, wie auf der ganzen Erde beobachtet, so muß einem die Zähigkeit imponieren, mit welcher sie ihre Ziele im Auge behält, und der kaltblütige Wagemut, mit welchem sie Risikos und Verantwortungen auf sich nimmt, wo schwächere Seelen scheu zurückschrecken. Es ist derselbe Geist, welcher der einen Stadt Rom die Herrschaft über den ganzen Erdkreis gab. Von Jahr zu Jahr steigt der Union-Jack höher über dem dunklen Erdteil empor, und in seinem Gefolge schlagen Dampf und Elektrizität die Klammern, mit denen allein das spröde Afrika zu überwinden ist. Daß auch hier das Banner Großbritanniens und nicht, wie es einen Augenblick möglich schien, die schwarz-weiß-rote Flagge die Führung übernommen hat, besiegelt das Verhältnis der beiden Nationen über See endgültig. Zum angelsächsischen Nordamerika, zum englischen Australien und britischen Südasien, wird hinzukommen das Afrika „englisch, von Kapstadt bis Kairo." Immer deutlicher steigt am Horizont der Zeiten eine eng- lisch- Weltepoche empor, und den andern Völkern bleibt nichts übrig, als sich mit dieser geschichtlichen Thatsache im Bösen oder im Guten abzufinden."
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Nach einer Meldung des Kl. Journ. aus Paris wächst die Aufregung stündlich. Das ganze Offizierkorps erscheint einig in dem Bestreben, die Revision zu Hintertreiben oder eine neue Verurteilung des Dreyfus zu erzwingen. Dem
^Lefefrucht.^
Kein Thränenthal ist diese Welt Und auch fürwahr kein Paradies,
Sie ist ein fruchtend Ackerfeld,
Dem Gott die Ewigkeit verhieß.
Me Kerrin von Wotfenshcrgen.
(Fortsetzung.)
Ritta starrte auf den Toten. Der Sinn feiner Worte war ihr dunkel, jedenfalls war sein Geist schon verw rrt gewesen! Doch eines ging wie Flammenschrift daraus b- r- vor: Graf Dehnhardt war durch ein Verbrechen an den Toten gekettet gewesen, und dieses Verbrechen war an Oswald von Finkenftein begangen worden! Wie gelähmt war ihr Denken und Fühlen, nur die Augen glühten und leuchteten aus dem geisterbleichen Angesicht. — —
Die Neuigkeit, daß der Förster erschossen im Walde aufgefunden worden, machte in der Umgegend großes Aufsehen. Allgemein nahm man an, daß er sich selbst aus Furcht vor Strafe den Tod gegeben, da feine großen Betrügereien ziemlich offenkundig geworden waren. Graf Dehnhardt teilte sie feiner Gattin beim Frühstück mit, er sah bleich, verstört aus.
„Er hat mein Vertrauen im höchsten Grade mißbraucht," sagte er gepreßt, „ich wäre genötigt gewesen, ihn dem Gericht zu übergeben, nun bin ich all' der Plackereien überhoben, allerdings, hätte ich ahnen können, daß er in meinem Beisein den verzweifelten Schritt begeht, wäre ich weniger hart mit ihm verfahren!"
Er blickte aufj Zwei glühende Augen aus einem marmorweißen Antlitz bohrten sich in die seinen.
„Bist du unwohl, Ritta?" fragte er unheimlich berührt.
„Nicht im geringsten, nur etwas angegriffen. Ich wurde gestern zufällig;, im Neidecker Walde Zeugin eines Mordes und bewundere jetzt die Kaltblütigkeit des Mörders!"
Ein dumpfer Laut rang sich von seinen Lippen, seine Hände krallten sich am Stuhle fest, unwillkürlich wich er Schritt um Schritt zurück vor der flammenden, drohenden Erscheinung. Sich fassend, sagte er heiser: „Du bist die Urheberin desselben, um deinen B-sitz habe ich gemordet!"
Sie lachte so markerschütternd, daß es ihn durchschauerte. „Morde aus Liebe werden sitzt zur Modesache," erwiederte sie eisig, ein grausames Hohnglächter verzog ihren Mund, „ich danke für solche Anerkennung meiner Person! Ich lasse dir einen Tag Zeit, mich über das an Oswald von Finkenstein begangene Verbrechen aufzuklären. Morgen mag der Staatsanwalt die Aufklärung fordern."
Seine Lippen bewegten sich, allein die Stimme versagte ihm den Dienst, die Worte erstarken ungesprochen in der Kehle. Hochaufgerichtet stand Ritta vor ihm, in jedem Zug die strenge, unerbittliche Rlchteriu.
Am andern Tage wehte eine schwarze Trauerfahne von Schloß Wolfenshagen, Graf Dehnhardt sei Plötzlich an einem Schlagfluß verschieden, wurde den Leuten berichtet. In Wirklichkeit hatte er seinem Leben durch Gift ein schnelles Ende gemacht und dann sein Ableben als Folge eines amerikanischen Duells hingestellt.
Obwohl Ritta einen ähnlichen Ausgang befürchtet, so war sie durch die Erlebnisse der letzten Zeit gänzlich niedergeschmettert; nur das fieberhafte Verlangen, Enthüllung von Oswalds dunklem Schicksal zu erfahren, hielt sie aufrecht, dieselbe wurde ihr bald.
Auf dem Schreibtisch des Grafen fand sich ein Brief mit der Aufschrift: „An meine Gattin sofort nach meinem Tode zu lesen."
Nun befand sich Ritta mit dem verhängnisvollen Schriftstück auf ihrem Zimmer. Was sollte das Schreiben ihr bringen? Endlich fand sie den Mut, es zu erbrechen.
Graf Dehnhardt schrieb: „Wenn Deine Augen auf
diese Zeilen fallen, habe ich mein Verbrechen durch den Tod gesühnt. Nicht die Befürchtung vor weltlichem Gericht treibt mich zu dieser That, denn selbst wenn Du den Mut zur öffentlichen Anklage gegen den eigenen Gatten gefunden, hätte ich Deine Aussagen in vielem zu entkräften vermocht. Betrachte meinen Tod als letzte ehrenwerte Handlung eines Mannes, der Dich geliebt bis zum letzten Atemzug, geliebt in einer Weise, die ihn bis zum Ende führt!"
In dem Brief hieß es dann weiter: „Nun wisse, Oswald von Finkenstein lebt noch, lebt in der Irrenanstalt Dr. Sterns in B., wo er auf meinen Antrieb untergebracht worden! In völliger Unkenntnis deiner früheren Beziehungen zu dem jungen Finkenstein überraschte ich dich bei meiner Heimkehr vom Reichstag in traulichem Zusammensein mit ihm. Dem Schädiger meiner Ehre die wohlverdiente Kugel durch den Kopf zu jagen, war meine Absicht, die Vorsicht gebot mir, klügeres zu thun. Ich ließ ihm selbst die Wahl der Waffe und den ersten Schuß. Seine durch Krankheit geschwächte Hand verfehlte ihr Ziel. Der Haß machte auch wich unsicher, ich verwundete ihn stark, doch nicht tödlich. Dem begünstigten Nebenbuhle Hilfe zu leisten, ließ meine Eifersucht nicht zu, mein zweiter Schuß wurde Mord. Beides widerstrebte mir.
Mein Diener half mir zur Beseitigung des Finkensteiners. Noch in der Nacht reiste er mit meinen besten Pferden von Neideck ab und brachte den Verwundeten vorläufig bei Verwandten unter. Leider erfüllte sich mein Wunsch, der Finkensteiner möchte den Folgen der nächtlichen Fortschaffung und der Verwundung unterliegen, nicht so bald; doch zeigten sich merkliche Geistesstörungen, die durch die unkundige, unvollkommene Pflege der Verwandten meines Dimers sich noch steigerten.
Nun war mir auch so geholfen, ich lieferte ihn in die Privatirrenanstalt Doktor Sterns ab, wo er bis heute verblieb! Sein damaliger Zustand machte seine Aufnahme