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Dienstag, 13. Septbr.

Bekanntmachungen aller Art finden die erwlg- reichste Verbreitung.

1898.

Bestätigt wurde die Wahl des KassierS Kern in Ludwigsburg zum Ortsvorsieher der Gemeinde Gültlingen.

Kaiserin Elisabeth vsn Oester­reich ermordet.

* Alten steig, 11. September. Die Kaiserin von Oesterreich ist in Gens von einem italienische» Anarchisten ermordet worden.

(Wiederholt aus einem Sonntag früh ausgegebenen Extra-Blatt).

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Nachstehend lassen wir die weiteren Nachrichten folgen :

* Genf, 10. Sept. Das Attentat wurde in der Nähe des Denkmals des Herzogs von Braunschweig begangen, auf dem Wege zwischen demHotel Beau Rivage" und der Landungsstelle am Quai du Montblanc. Das Individuum, gefolgt von einem Greise mit einem langen Barte, stürzte sich auf die Kaiserin und versetzte ihr einen heftigen Stoß. Jedermann glaubte, es handle sich um einen Faustschlag. Die Kaiserin erhob sich wieder mit Hilfe einer Dame des Gefolges und einiger Spaziergänger, konnte auch noch den Landungssteg erreichen und das Schiff besteigen. Inzwischen wurde der Angreifer verhaftet. Kaum an Bord angekommen, wurde die Kaiserin ohnmächtig. Der Kapitän zögerte, den Befehl zur Abfahrt zu geben. Einige Zeit daraus konstatierte man, daß die Kaiserin das Bewußtsein nicht wiedererlangte. Die um sie beschäftigten Damen fanden auf dem Kleidungs­stück eine kleine Blutspur. Das inzwischen abgegangene Schiff drehte alsdann und legte wieder am Quai an. Die Kaiserin wurde auf einer aus Rudern und Segeltüchern gebildeten Bahre in das Hotel geschafft. Die Merzte Dr. Golay und Dr. Mayer, sowie ein Priester wurden sofort herbeigerufen. Sodann wurde an Kaiser Franz Joseph telegraphiert. Nichts wurde versäumt, um die Kaiserin zu retten, aber alles war umsonst. Sie verschied gegen 3 Uhr. Nach dem Resultat der ärztlichen Untersuchung muß sich der Mörder einer dreikantigen spitzen Dolchklinge bedient haben. Nachdem der Stoß geführt war, floh der Mörder durch die Alpenstraße und wollte über den weiten Alpenplatz, wo er sich leicht hätte verbergen können, aber er wurde festgehalten von zwei Kutschern, Viktor Vuillemin und Louis Chamartin, die am Quai hielten und das Attentat bemerkt hatten. Sie übergaben den Gefangenen einem Fährmann, Albert Fiaux, und dem Gensdarm Kaiser, die ihn auf den Polizeiposten an den Paquis brachten. Der Mörder folgte willig, er sang sogar und sagte unter Anderem:Ich habe sie gut getroffen, sie muß tot sein." Aus dem Polizeiposten erklärte er, er sei ein Anarchist und ohne Brod; er habe nichts gegen die Arbeiter, aber gegen die Reichen. Später wurde er nach dem Justizpalast gebracht und vom Untersuchungs­richter Lechet verhört, im Beisein dreier Mitglieder der Kantousregierung des Kantonsanwalts, des Sekretärs des Polizeidepartements, sowie eines Polizeikommissars.

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* Die schreckliche Nachricht, daß die Kaiserin von Oester­reich ermordet worden ist, wird allgemein tiefes Mitgefübl Hervorrufen. Schwer lastet das Unglück auf dem Hause Habsburg. Bald wird es sich zum zehnten Male Mähren, daß Kronprinz Rudolf Hand an sich gelegt hat. Man weiß, wie schwer dies den Kaiser Franz Joseph und die Kaiserin Elisabeth niedergedrückt hat. Ist es schon ein großes Un­glück, ein Kind durch Selbstmord zu verlieren, so mußte das österreichische Kaiserpaar doppelt dadurch getroffen werden, da es dem Menschlich begreiflichen Wunsche einen Nachkommen als Thonerben zu sehen, nun zu entsagen ge­zwungen war. Schon damals erzählte man sich, daß die Kaiserin Elisabeth, hauptsächlich auch durch den Verlust ihres Sohnes, das psychische Gleichgewicht verloren habe. Seither ist dies den Eingeweihten zur Gewißheit geworden. Doch war ihr Zustand nicht derart, daß es nötig gewesen wäre, sie von der Außenwelt zu trennen. Sie liebte es bis in ihre letzten Tage, im Gebirge umherzuschweifen, da sie die landschaftlichen Reize gerne genoß. Es verlautete auch, daß sie sich bei ihren Bergtouren überangestrengt hatte und infolgedessen herzleidend geworden sei. Nun ist sie tot, von der Mörderhand eines tollhäuslerischen Anarchisten getroffen. In der Bevölkerung Oesterreich-Ungarns genoß die Kaiserin viele Sympathien, anfangs wegen ihrer großen Schönheit, später wegen des schweren Unglücks, das sie getroffen hatte. Und nun, im Jubiläumsjahr des Kaisers, wird seine Ge­mahlin ermordet! In der That, wenn man je mit Recht einen Kaiser einenarmen Mann" nennen konnte, den Kaiser Oesterreichs darf man jetzt so heißen. Die österreichischen Völker im Bruderzwischt, der Sohn tot, die Kaiserin er­mordet! Wer sollte mit Franz Joseph nicht aufrichtiges Mitgefübl haben? Kaiserin Elisabeth wurde als bayerische Herzogin am 24. Dezember 1838 geboren, sie erreichte ein '

Alter von sechzig Jahren. Am 24. April 1854 vermählte sie sich zu Wien mit Kaiser Franz Joseph. Sie hatte drei Kinder, von denen die beiden Töchter noch am Leben sind.

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* Gens, 11. Sept. Der Mörder erklärte bei seinem Verhör im Justizpalast, er sei ein Anarchist, Italiener, sei am 21. April 1873 in Paris geboren und sein Name sei Luigi Luccheni. Die Gensdarmerie forscht nach dem Instru­ment und danach, ob der Mörder einen Complicen hatte. Es herrscht große Erregung in der Stadt. Die Magazine sind geschlossen. Der Staatsrat vereinigt sich zu einer außerordentlichen Sitzung. Beim Verhör des Mörders erklärte dieser mit Cynismus, er sei Anarchist seit seinem dreizehnten Lebensjahr und bemerkte, daß er nichts bereue.

* Bern, 11. Sept. In der ganzen Schweiz rief die Ermordung der Kaiserin von Oesterreichschmerzliche Bewegung und Entrüstung hervor. Der Mörder, dessen Familie aus Parma stammt, muß nach dem Strafgesetz des Kantons Genf abgcurteilt werden. Dieses sieht nicht Todesstrafe, sondern nur lebenslängliche Einkerkerung vor.

* Wien, 11. Sept. Kaiser Franz Joseph war am Sonn­abend nachmittag mit den Vorbereitungen zu seiner in wenigen Stunden bevorstehcuven Abreise in das Manöver- göbiet seiner Armee beschäftigt, als die fürchterliche Nachricht von der Ermordung seiner Gemahlin einging.Mir bleibt doch nichts erspart auf dieser Welt!", ries der Monarch schluchzend aus, und sank dann fast ganz in sich zusammen. Und in der That, wenn es je einem Fürstenpaar beschieden war, Schweres zu erleben, Kaiser Franz Joseph von Oester­reich und die Kaiserin Elisabeth haben dies Schwere reich­lich erduldet! Kaiserin Elisabeth hat ihren einzigen Sohn, den Kronprinzen Rudolph, einen so jähen Tod finden sehen, ihre Schwester, die Herzogin von Alencon, kam vor nicht langer Zeit in den Flammen des großen Pariser Bazarbrandes ums Leben. Nun ist die Kaiserin selbst ge­waltsam geschieden und hat damit die lang ersehnte, vergeblich gesuchte Ruhe gefunden. Seit dem Tode ihres Sohnes tief nervös, an beständiger Schlaflosigkeit leidend, ist sie von Land zu Land gereist, um zu vergessen; es ist ihr nicht ge­lungert

Tsrsespslitik.

Zur Rede des Kaisers über den Schutz der Arbeits­willigen schreibt das führende Organ des Zentrums, die Köln. Volksztg.":Sollte das Gesetz wirklich den vom Kaiser angegebenen Inhalt haben, so können wir schon heute sagen, daß der Reichstag es nicht annehmen wird. Die Arbeiter haben das Recht in den Ausstand zu treten und einen Ausstand zu verabreden und sich gegenseitig dazu auf­zufordern, und dieses Recht wird ihnen verbleiben. Es ist insbesondere nicht daran zu denken, daß dasZentrum bereit sein wird, ihnen das wegzunehmen, und vom Zentrum hängt das Schicksal des Gesetzes ab."

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Die Ankündigung des Kaisers über die beabstchiigten scharfen Strafbestimmungen gegen Aufforderung zu Ausständen und Hinderung Arbeitswilliger hält das allgemeine Inte­resse fortgesetzt wach. DerNat.-Ztg." wird darüber ge­schrieben:Die Aeußerungen haben in amtlichen Kreisen um so mehr überrascht, da man Grund zu der Annahme zu haben glaubte, daß in Berlin überhaupt noch nicht an die Aus­arbeitung eines bezüglichen Entwurfs gegangen worden, zu­mal noch nicht die Antworten aller Bundesregierungen auf die Umfrage des Staatssekretärs Grafen Posadowsky vom Dezember v. in Berlin vorliegen dürften. Es muß ange­nommen werden, daß bei der Meldung über die Aeußerung des Kaisers ein Mißverständnis obwaltet, wenngleich nicht zu bezweifeln ist, daß ein gesetzgeberisches Vorgehen im Sinne des Posadowskyschen Erlasses, eine Wiederaufnahme des zuletzt 1891 gescheiterten Versuches, verschärfte Strafbestimmungen gegen Rechtsverletzungen bei Streikszu erlangen, beabsichtigt ist."

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Auf dem Galadiner am Mittwoch in Oeynhausen hat der Kaiser abermals eine Taselrede auf die Armee gehalten, in der die Stelle vorkommt:Der Friede wird nicht besser gewährleistet fein, als durch ein schlagfertiges, kampfbereites deutsches Heer." (Wenn man in diesem Ausspruch einen Widerspruch gegen die vom Zaren bekannt gewordenen Absichten erkennen will, so übersieht man, daß der Zar im wesentlichen dge weiter fortgesetzten Heeresvermehrungen und Rüstungen überall beseitigt sehen möchte; daß dagegen der jetzige Zustand bestehen bleiben soll.)

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Die Dreysusangelegenheit wird augenscheinlich geflissent­lich von der französischen Regierung verschleppt; es scheint, als wolle man erst den gewaltigen Eindruck, den das Ge- > ständnis und der Selbstmord Henrys auf die breiten

Volksmassen gemacht, etwas verflachen lassen, ehe man die Entscheidung trifft. And trügt hier der Schein nicht, so ist die Hoffnung der Dreyfusfreunde eine eitle gewesen und die Revision unterbleibt. Und doch beruht das allcrgeheimste Dossier, das dir angeblichen Briefe des Kaisers an Dreyfus enthält, nicht nur aus plumpen Fälschungen, sondern es ist auch von der französischen Regierung längst als Fälschung erkannt worden. So berichtet z. B. derSiecle", daß der frühere Minister des Auswärtigen, Hanotaux, dieses aller­geheimste Dossier schon als eine Fälschung erkannt habe, die von dem Spionagebureau des Generalstabs angekouft oder fabriziert worden und niemals aus den Diensträuwen dieses Bureaus herausgekommen sei.

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In den spanischen Kammersitzungen geht es jetzt, so erregt und stürmisch zu, daß das Kabinett Sagasta seines Bleibens nicht mehr sicher ist, ja daß stündlich sein Sturz erfolgen kann. Es war von vornherein gesagt worden, daß gelegentlich der Friedensverhandlungen das Ministerium das werde büßen müssen, was Jahrzehnte, ja Jahrhunderte lang betriebener Schlendrian im amerikanischen Kriege zur Reife gebracht hat. Die Abgeordneten haben es jetzt leicht, über die Unfähigkeit des Marineministers und die Kurzsichtigkeit des Ministerpräsidenten zu raisonreren; sie hätten es an deren Stelle nicht besser machen können. Ob die von der Opposition, den Carlisten, Republikanern rc. geplante Kund­gebung an das Volk dem Zustandekommen des Friedens­werks hinderlich fein wird, ist wohl kaum anzunehmen, da die Bereinigten Staaten sich keinerlei Verschleppung des Friedensschlusses gefallen lassen werden und über diese Willensmeinung auch in Spanien nirgends ein Zweifel besteht.

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Der Kaiser von China hat wieder einmal Anlaß, den passiven Widerstand zu tadeln, den die hohen Provin zialmandarinen so oft gegen ihnen unbequeme Verfügungen leisten. In einem Erlasse vom 16. Juli beklagt sich der Kaiser darüber, daß die verschiedenen Vizekönige, Tataren­generale und Gouverneure sehr lässig in der Befolgung des Befehles gewesen seien, alle überflüssigen Soldaten zu ent­lassen. Der Zweck dieser Verordnung war, das so ersparte Geld zu Reformen im Heerwesen zu verwenden. Von solchen Reformen ist aber noch nichts zu merken. Die Satrapen haben offenbar keine Lust dazu, sich das bisherige militärische Stillleben in den Provinzen stören zu lassen, bei dem Sold­hinterziehungen an der Tagesordnung sind. Am Schluffe des Erlasses wird der Sohn des Himmels sentimental. Er sagt nämlich, er hätte mehr Pflichttreue und Redlichkeit gegen seine Unterthanen gezeigt, als sie gegen ihn.

L^irdesir«retzr;iehteir.

* Altensteig, 12. Septbr. Die genossenschaftliche Organisation zum Zwecke des gemeinschaftlichen Absatzes landwirtschaftlicher Produkte hat im letzten Jahre in Würt­temberg erfreuliche Fortschritte gemacht, was in der Haupt­sache darauf zurückzuführen ist, daß die Landwirte mehr und mehr die Vorteile des genossenschaftlichen Zusammen­schlusses schätzen lernen, sowie, daß opferwillige Männer auf dem Lande die Gründung und Leitung der Genossen­schaften in die Hand nehmen. Gctreideverkaufsgenoffen- schaften giebt es bis jetzt m Württemberg 21. Unter diesen befindet sich auch Rottweil. Die meisten Genossenschaften haben sich darauf beschränkt, Gctreide-ReinigungSmaschinen und die sonst zum Betrieb erforderlichen Geräte anzuschaffen. Ihre Produkte verkaufen sie hauptsächlich an Proviantämter, Müller, Bierbrauer, zum Teil auch an größere Händler. Was den Absatz an die Proviantämter anbelangt, so ging derselbe im letzten Jahre nicht durchweg glatt von statten, da angebotene verregnete Ware zurückgewiesrn werden mußte, etwas, was in diesem Jahre glücklicherweise nicht zu befürchten sein wird. Die schönen Erfolge, welche immer­hin mit dem gemeinsamen Absatz der landwirtschaftlichen Produkte erzielt worden sind, empfehlen es, in noch weit größerem Maße auf den genossenschaftlichen Zusammenschluß der Landwirte für den Verkauf hinzuwirken. Eine Haupt­bedingung dabei aber ist, daß die Genossenschaften auch energisch auf die Einführung einheitlicher Getreidesorten durch gemeinsame Beschaffung der Saatfrucht hinarbeiten.

* Mit dem 1. Januar 1900 sollen die in Württemberg bisher geführten öffentlichen Bücher (Güterbuch. Unterpfands- buch, Servitutenbuch) zumHrrmdSuch" im Sinne des B> G. B. erklärt werden. Erst in der weiteren Folgezeit wird dann die Anlegung des eigentlichen Grundbuchs erfolgen. Dies wird in der Weise geschehen, daß der privatrechtliche Inhalt der derzeit im Gebrauch stehenden Güter-, Unter­pfands- und Servitutenbücher in das neue Grundbuch über­tragen wird. Das Bürgerliche Gesetzbuch kennt nun be-