Bäume, an die vorjährige Katastrophe erinnert. Fast alle wirklich alten Bäume mit geschwächter Lebenskraft sind zeitig entsernt worden. Was noch steht, sind junge Bäume und solche im mittleren Alter, aber in welchem Zustand! Die meisten haben nur hin und wieder etwas ausgcschlagen. Die jungen Bäume sind am Stamm total zerfetzt. Die Birnbäume haben sich etwas besser erholt als die Aepfelbäume. Auch die Waldbäume, ob Nadel- oder Laubbäume zeigen ein gleich trauriges Aussehen. Bei den Obstbäumen hat die sorgfältige Behandlung der Wunden und das Zurückschneiden junger Bäume allem Anschein nach gut gewirkt. Doch ist im ganzen Gebiet natürlich von einem Apfel oder einer Birne Heuer nichts zu sehen. Die Getreideernte dagegen ist sehr gut ausgefallen. Dagegen liefern die Rebberge nur ganz schwache Erträge.
* Polizeidiener Kreuß inOßweil, welcher am 31. Juli ds. Js., nachts 12 Uhr in dem Hausflur der Wirtschaft zum „Löwen" dort, in bewußtlosem Zustande im Blute liegend schwer verletzt aufgefundcn wurde und seither nicht mehr zum Bewußtsein gekommen ist, ist am Sonntag seinen Verletzungen erlegen. Der Verstorbene war erst 34 Jahre alt, hinterläßt eine Witwe, welche ihrer Entbindung entgegensieht, und sieben unversorgte Kinder. Hoffentlich gelingt es durch die Sektion, Licht in die dunkle Sache zu bringen.
* Die Unsitte, Kinder auf Fahrrädern mitfahren zu lassen, hätte in Göppingen einen größeren Unfall herbeiführen können. In der Hauptstraße stießen zwei Radfahrer zusammen, von denen der eine vor sich ein Kindchen sitzen hatte, das infolge des Zusammenstoßes aus dem Sattel geworfen wurde und auf die Straße stürzte. Glücklicherweise war aber der Sturz nur ein leichter. Jedenfalls ist die Unsitte des Mitnehmens von Kindern auf Rädern ganz entschieden zu mißbilligen. Es ist geradezu sträflich leichtsinnig, das Leben eines Kindes dadurch aufs äußerste zu gefährden.
* Giengen a. Br., 4. Sept. Morgen begebt die hiesige Stadt wie alljährlich das Gedächtnis der vollständigen Einäscherung Giengens im Jahre 1634 durch Abhaltung zweier Gottesdienste in den beiden Kirchen. Von der früheren allgemein streng gehaltenen Feier des Tages durch Schließen der Geschäfte, Anlegen schwarzer Kleidung und Unterlassung aller irgend entbehrlichen Feuerung ist von Jahr zu Jahr weniger zu bemerken.
* Ulm, 5. Sept. Ingenieur Hillenbrand hier, der schon m der Nähe der Stadt eine Ziegelei besitzt, bat zwischen Söflingen und Ehrenstein, am sog. roten Berg, 50 Morgen Lehmgrube gekauft und daselbst im Laufe des Sommers eine zweite große Ringofenziegelei neuesten Systems erbaut. Der gewaltige Ringofen faßt 150000 Backsteine und das Werk kann, da es auch für Winterbetrieb eingerichtet ist. im Jahr 3 Millionen Backsteine produzieren. Das Lehmmaterial ist an dieser Stelle sehr gut und bei der raschen baulichen Entwicklung der Stadt Ulm wird es an der Verwendung für die Erzeugnisse der neuen Ziegelei nicht fehlen.
* Ulm, 5. Septbr. Die Ulmer sind mit dem neuen Geläute des Münsters nicht ganz zufrieden. Man kann vielfach sogen hören, das alte sei zwar nicht ganz streng harmonisch gewesen, aber viel reicher ins Ohr und für das Gemüt ansprechender; namentlich die alte große Betglocke habe ihre Schwingungen viel feierlicher und majestätischer durch die Luft gesandt. Hinter ihr stehe die neue große Glocke an Klangschönheit und Fülle weit zurück, sie brumme zu sehr, und der Ton der neuen kleineren Glocken sei zu scharf und kurz, sie mögen vielleicht in eine kleinere Kirche passen, nicht an einen Dom. Doch stehen diesen strengen altulmer Kritikern auch andere Stimmen gegenüber, die sich von dem neuen Münstergeläute befriedigt erklären; die Gewohnheit muß auch da manches ausgleichen. Von Interesse dürste sein, was die neuen Glocken kosten. Der Glockengießer erhält pro Pfund Metall, bestehend aus 178°/o reines Kupfer und 22°,o reines Zinn, 1 Mark 10 Pfennig; das macht für
die große Glocke, die er gegossen, 10208 Mark und für die zwei kleineren zusammen 6600 Mark. In Anbetracht der kunst- und mühevollen Arbeit des Glockengießers ist dieser Preis gar nicht zu hoch.
* Die erste Zwangsinnung in Württemberg ist unter den Handwerkern in Leutkirch errichtet worden. Die Kreisregierung Ulm erläßt im „Staatsanzeiger" folgende Bekanntmachung : Nachdem bei der Abstimmung sich die Mehrheit der beteiligten Handwerker für die Einführung des Beitrittszwangs erklärt hat. wird hiemit angeordnet, daß mit Wirkung vom 1. Januar 1899 an eine Zwangsinnung für das Schuhmacherhandwerk im Oberamtsbezirk Leutkirch mit dem Sitz in Leutkirch errichtet werde.
* (Verschiedenes.) Dem Gemeindewaldschützen Johs. Bauer von Röthenbach ist in Anerkennung seiner Verdienste um den Jagdschutz vom allg. deutschen Jagdschutzverein rin Diplom und eine Prämie von 10 Mark zugestellt worden. — Letzten Montag hatte der Bauer R. von Oberwach i n g e n Schweine nach Riedlingen gefahren. Auf dem Retourwege wich er einem Fuhrwerke zu weit aus, so daß der Wagen umfiel. Dem Bauer hatte es nichts gethan; das Pferd jedoch war scheu geworden und in den 2 Meter tiefen Tobelbach gefallen, wo es mit gebrochenem Rückgrat verendet aufgefunden wurde. Dasselbe hatte einen Wert von 300 Mark. — In Cannstatt wurde von der Polizei der verheiratete Packer eines kaufmännischen Geschäfts festgenommen, welcher zugestandenermaßen seine Arbeitgeber seit längerer Zeit bestohlen hat. Eine Durchsuchung bei demselben förderte ein ganzes Warenlager an Messern, Bestecken rc. im Wert von einigen Hundert Mark zu Tage. Ueberdies fällt ihm ein Gelddiebstahl zum Nachteil eines Angestellten des Geschäfts zur Last. — In Wangen starb das vierjährige Kind des Taglöhners Rösch infolge des Genusses von Tollkirschen. — InUlm hat sich aus Furcht vor Strafe der Unteroffizier Wilh. Kneule im Infanterieregiment Nr. 127 erschossen. — In einer Lederfabrik in Backnang waren mehrere Arbeiter mit der Reinigung eines Dampfkessels beschäftigt. Plötzlich ftrömre durch Verschulden des Heizers Dampf in denselben hinein, wodurch zwei in dem Kessel sich befindende Arbeiter derart verbrüht wurden, daß sie wobl an ihren schweren Verwundungen sterben werden.
^ (Konkurse.) Seibold, Karl, Schmied in Kirch- berg a. I. — Bertha Klopfer, seither Inhaberin einer Spezereihandlung, wohnhaft in Bückingen.
* Die Damenriege eines Turn- und Fechtklubs, welche kürzlich dem Feldberg einen Besuch abstattete, schrieb in das Fremdenbuch ein Gedicht über das Turnermotto: „Frisch, fromm, fröhlich und frei!" Touristen lasen die Herzensergüsse und setzten folgende ulkige Verse darunter:
„Frisch und fromm den Strumpf gestrickt Und fröhlich dann die Hof' geflickt!
Das ist für Euch, ich sag' es frei,
Die allerbeste Turnerei!"
* An einer Baustelle in der Unterstadt in Mannheim warf ein Maurergeselle einem 4jährigen Kinde eine Kelle mit Kalk in die Augen. Ob das Augenlicht gerettet werden kann, ist zweifelhaft. Der Thäter sieht einer strengen Strafe entgegen.
* Kempten, 4. Sept. Das „Staats- und Anzeigeblatt" meldet aus Heffelwang: Als am Freitag abend nach beendetem Manöver die Geschütze zusammengestellt waren und viele Leute sie umstanden, entlud sich eines der Geschütze, dem die Kartusche noch nicht entnommen war. Sechs Zivilpersonen wurden verwundet, darunter ein junger Mann lebensgefährlich. Ein Militärarzt war rasch zur Stelle. Der schwerverletzte wurde ins Krankenhaus, die Uebrigen in ihre Wohnung gebracht.
* Ueber das große Manöver-Unglück in Heffelwang bei Kempten werden folgende Einzelheiten berichtet: Das
Brigademanöver war beendet, und die Geschütze einer Batterie des 3. bayr. Feld-Art.-Reg. wurden auf einem freien Platz hinter der Kirche aufgestellt. Eine neugierige Menge drängte sich an die Geschütze heran und beschaute sich dieselben aus nächster Nähe, selbst in die Rohre guckten manche hinein. In den Geschützen befanden sich noch die Manöverkartuschen unter entsprechender Sicherung. Ein Artillerist (Einjährig- Freiwilliger) war beauftragt, nachzusehen, ob die Sicherungen in Ordnung seien. Dabei scheint er nun selbst einen Fehlgriff begangen zu haben, denn das Geschütz entlud sich. Da mehrere Personen unmittelbar vor der Mündung standen, waren die Folgen schrecklich. Sie wurden zu Boden geschleudert, und 6 erhielten Verletzungen, meist Brandwunden. Zwei sind lebensgefährlich verletzt, darunter ein junger Zimmermann, der eben mit dem Metermaß die Mündung des Geschützrohrs abgemessen hatte. Ihm wurde der Arm völlig zerschmettert, so daß er sofort abgenommen werden mußte. Außerdem erlitt er lebensgefährliche Verletzungen am Hals. Man wird in Zukunft jedenfalls Maßregeln treffen, um Neugierige von den Geschützen fern zu halten.
* Im Regierungsgebäude in Wiesbaden ist am Samstag nach Schluß der Bureaustunden in dem Bureau des Kanzlei-Jnspektors ein Pult erbrochen und daraus eine Summe von ungefähr 1200 Mk., meist amtliche Gelder, gestohlen worden. Der Dieb, von dem man annimmt, daß er mit der Oertlichkeit vertraut war, ist noch nickt ermittelt.
* Homburg, 6. Sept. Die Kaiserin Friedrich unternahm gestern früh einen Spazierritt nach Kronthal. Das Pferd scheute vor einem Dompfpflug. Die Kaiserin fiel vom Pferd. Der Direktor der Mineralquellen, der gerade mit seinem Wagen vorüberkam, brachte die Kaiserin nach Friedrichshof. Der Unfall scheint keine weiteren Folgen gehabt zu haben.
* Berlin, 5. Sept. Der Kaiser wird den Manövern des Gardekorps am 15. und 16. Sept. bei Prenzlau beiwohnen. — Nach einer Meldung der Times aus Kairo ist bei der dortigen diplomatischen Agentur gestern folgende Drahtnachricht des deutschen Kaisers eingegangen: „Ich bin aufrichtig erfreut, Meine Glückwünsche aussprechen zu können zu dem herrlichen Sieg von Omdurman, der endlich des armen Gordon Tod rächt." Dies war der erste Glückwunsch, welcher aus Europa einging.
* Unsere Manöverflotte hatte auf ihrer Fahrt von Neufahrwasser nach Kiel so schweren Sturm zu bestehen, wie er auf der Ostsee selten vorkommt. Am schwersten hatten die Torpedoboote zu kämpfen. Eine Sturzsee brach nach der andern über das Deck hin, schlug durch die Lucken und sogar von oben in den Schornstein, Wasser drang in alle Räume. Dem Torpedoboot „8. 83" wurden die Bugklappen fortgeschlagen, an Bord „8. 19" verstarb der Deckoffizier Hoffmann, als eine Welle in den Heizraum schlug. Das Boot wurde leck eingeschleppt. Auf dem Flottillenfahrzeug „v. 9" wurden ein Obermaat und ein Matrose durch Hinschlagen erheblich verletzt. Die Torpedoboote „8. 18" und „8. 6" waren erst ganz ausgeblieben. Das Torpedoboot „8. 85" wurde schwer leck und versank. Die Mannschaft wurde gerettet. Im Ganzen mußten zwölf Boote sofort zur Reparatur gebracht werden. Auch andere Skiffe sind infolge des schweren Seegangs mehr oder weniger beschädigt worden. Das Panzerschiff „Oldenburg" muß Reparaturen halber in Kiel bleiben; Panzerschiff „Hagen" hat an zwei Kesseln Havarie erlitten.
* Berlin, 6. Sept. Der „Reichsanzeiger" meldet: Der Kaiser verlieh dem Staatssekretär des Reichspostamtes, v. Podbielski, den Charakter eines Wirkl. Geheimen Rats mit dem Prädikat Exzellenz.
* Berlin. 6. Septbr. Nachdem die Revision des Dreyfus-Prozesses als beschlossene Sache gelten darf, muß es im Interesse aller Beteiligten als wünschenswert erscheinen, daß die neue Verhandlung in voller Oeffentlichkeit
M Lefefrucht. K
Wer nie sich selber untreu ward Und nie gewankt in seinem Streben Und nie gezweifen an sich selbst,
Hat ehrlich nie gekämpft im Leben.
Die Kerrin von WotfensHagen.
Novelle von Luise Cammerer.
(Fortsetzung.)
So wandelte er nun unter den schattigen Bäumen des Parkes. Das Herz pochte und hämmerte in ihm, es war doch so eigen, der Frau in die Augen zu s-üauen, die fein Bild in ihrem Herzen getragen, und ihn geliebt, ohne ihn zu kennen und die ihm des Onkels Herz so entzogen. „Einbildung eines jungen Mädchens war's, überlegte er, „die mit der Liebe, die ich empfinde, nichts gemein hat. Die Form war der Heiligenschein, der meine Persönlichkeit umgab, eine mädchenhafte Schrulle, die gar nicht entstanden wäre, wenn ich von Kindheit auf mit ihr verkehrt. Nun ist sie, dem Himmel sei Dank, geheilt davon."
Was wußte er von den Seelenkämpfen dieser edlen Frauennatur? Was wußte er von dem qualvollen Ringen eines zcrritteten Seins, nach dem seelischen Gleichgewicht? Was wußte er von dem Opfer, das sie ihm gebracht, damit er sein Glück nicht so lange entbehren müsse?
„Sie wünschten uns zu sprechen, mein Herr?" eine melodische, weiche Stimme schlug an sein Ohr, während eine schwere Samtschleppe den Kies bis an seinen Fuß streifte.
Alles Blut drängte sich ihm zu Herzen, strömte dann siedend in Augen und Schläfe. „Sie sind?" kam es heißer, fast tonlos aus feiner gepreßten Brust.
„GräfinRittaDchnhardt!"Siehob verwundert die langen Wimpern und schaute plötzlich in ein völlig blutleeres, heftig zuckendes Männerantlitz, das sie zu erblicken sich gesehnt im
Traum und Wachen, und auch sie stand starr, regungslos eine lebende Statue.
Heller Sonnenschein lag auf dem Herrenhaus, vergoldete die Bogenfenster und flutete über die reichen Gefilde, die sich weithin erstreckten.
Vor Oswalds Augen, in Oswalds Herzen war es dunkel geworden. Er starrte wie vernichtet auf die schlanke, scköne Frauengestalt. Dann fragte er leise hohnvoll nach dem Wirtshaus deutend: „Warum den Trug? Sie sagten mir in jener Stunde, die mir zum Verhängnis wurde, Sie wären aus der Pfarre!"
Es kam Leben in ihre Gestalt. Die kleinen Hände langten nach dem Medaillon, das wohl verborgen auf der Brust geruht. Sie drückte an die Kapsel. Sein Bild aus Knabenjahren schaute ihm entgegen. „Weil dies mein Teuerstes war seit meiner Kindheit Tagen, und es mir doch unweiblich und unwürdig schien, um eines Mannes Liebe zu werben!" In weichen zitternden Lauten entfloh es dem kleinen zuckenden Munde.
Er starrte wieder finster vor sich nieder, dann kam es in wildem Ungestüm von seinen Lippen: „Ich liebte Sie von jener Stunde an, Ihr Bild ließ mir die Ferne zur Verbannung werden, es begleitete mich auf allen Wegen, schlich sich in meine Träume. Sie wurden mein verkörpertes Ideal, das mich zur Heimat zog. Die Loreley, die mich gelockt mit zauberischen Klängen, sie war falsch, sie sang das Sirenenlied, das den Schiffer in den Abgrund treibt! Das erträumte Glück wird nun zum Trugbild meiner Phantasie, zum Trugbild wird mir auch die Heimat."
Er hörte keine Antwort, doch sein Blick streifte ein Antlitz mit trostlos wehem Ausdruck, streifte zwei todestraurige Augen. Seine Härte schmolz. „Warum dies rasch geschlossene Band ?"
„Der Onkel war so allein, ich tötete mein Herz zum Schweigen, mit meiner geopferten Freiheit fiel der Zwang, der Sie von Glück und Heimat schied!"
„Ich verstehe!" — er sagte es dumpf. „Es war ein verhängnisvoller Irrtum, der uns beiden das Glück des Lebens kostete, wir tragen selbst die Schuld, doch ich vergesse Sie niemals, Ritta, niemals!"
In wildem Schmerzensschrei kam ihr Name von seinen Lippen. Sir schauerte zusammen. Ein tiefer Seufzer entfloh ihrer Brust. Besinnungslos lag sie in seinen Armen. Und er küßte den kleinen, flechtengekrönten Kopf, küßte das bleiche, tbränenfeuchte Antlitz immer und immer wieder, un- zähligemal. Sie ruhte an seinem Herzen, hörte den pochenden Schlag. Sie trank die flüsternden, süßkosenden Liebesworte, das berauschende Getränk der Liebe. Es waren wonnige, ungekannte Laute, die in ihr Ohr drangen. Ein seliger Augenblick für em verlorenes Leben. Mit einer sanften Bewegung macht- sie sich frei und sagte schwer: „Ich heiße Ritta Gräfin Dehnhardt! Der Traum zerstob. Ein endlos langer Blick hielt sie gefangen, ein stummer Gruß! War's nun zu Ende?--
Düstere traurige Tage folgten diesem Widersehen. In fieberhafter, fast aufreibender Thätigkeit hatte Ritta Vergessenheit gesucht, allein vergebens. Wie eine dumpfe Erstarrung lags in ihren Gliedern und wenn sie auch nachts durch gesuchte Ueberwindung und Abspannung einen sofortigen Schlaf erzwang, so waren doch am Morgen die Gedanken wieder dort, wo sie zur Sünde wurden. Einer Pflanze glich sie, die der Sturmwind dem heimischen Boden entrissen und die nur entwurzelt, nimmer sicheres Erdreich zu fassen vermochte!
Die Sehnsucht trieb sie mit Macht nach Schloß Finkenstein. Sie entbehrte des Onkels Rat und That. Sein treues Auge, sein mild beschwichtigend Wort würden gewiß den mnern Sturm, die Aufregung zur Ruhe dämpfen, allein in seiner Nähe weilte jemand, dessen Anblick genügen würde, all die edlen Vorsätze in nichts zerrinnen zu lassen, deshalb mied sie Schloß Finkenstein, wie die Gefahr, die Leib und Seele bedroht.
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