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stattfindet, denn nur dadurch, daß die Schuld oder Unschuld Dreyfus' in voller Klarheit vor Jedermann festgestellt wird, sind die stark erregten Gemüter dauernd zu beruhigen. Dieser Meinung verschließt sich auch die antisemitischeStaats­bürgers." nicht. Ob die französische Regierung sich dazu aber verstehen wird, ist mehr als fraglich. Jedenfalls braucht die Rücksichtnahme auf Deutschland von der Oeffentlichkeit der Verhandlung nicht abzuhalten. Es ist oft genug ver­sichert worden, daß die deutsche Regierung nicht das Ge­ringste dagegen einzuwenden haben würde.

* Berlin, 6. Sept. Nach einer Meldung der Voss. Ztg. aus London berichtet der Berichterstatter eines eng­lischen Blattes, er sei nach sorgfältiger Erkundigung in den bestunterrichteten Kreisen zu der Schlußfolgerung gelangt, daß die russischen Staatsmänner es niemals unternehmen werden, in der bevorstehenden internationalen Konferenz etwa eine allgemeine Abrüstung vorzuschlagen. Wahrscheinlich würden sie nichts mehr als die Bildung eines internationalen Schiedsgerichts oder möglicherweise ein beschränktes Maß von Abrüstung bei einigen Staaten Vorschlägen.

* Berlin, 6. Sept. Wie dieVossische Ztg." wissen will, ist in der zu erwartenden Militärvorlage eine größere Reorganisation der Kavallerie vorgesehen. Aus den fünften Schwadronen der 93 Kavallerieregimenter, die für den Fall j eines Krieges für den Ersatz bestimmt sind und nicht mit ausrücken, sollen etwa 23 neue Regimenter gebildet werden. Die Kavallerieregimenter werden dadurch in Zukunft nur noch aus je vier Schwadronen bestehen; hinzukämen 23 neue Regimentsstäbe. Außerdem soll eine Erhöhung der Mann­schaftsziffer stattfinden wegen der notwendig werdenden Ab­gabe von Mannschaften zur Bildung der Ersatzschwadronen für den Fall einer Mobilmachung. Die ganze Reorgani­sation wird begründet mit der taktisch angeblich notwendig gewordenen Aufstellung von Kavalleriedivisionen schon im Friedensverhältnis.

* Eine ernste Warnung für alle Wirte, wenigstens einem Gaste mit weißem Barte, wenn er Wein verlangt, ja nur echtes Gewächs vorzusetzen, liegt in folgendem Geschichtchen, das wir in derNordd. Allg. Ztg." lesen: Ein Gastwirt in Heide (im Dithmarschen) hatte von dem Weinhändler B. in Altonaechten Portwein", die Flasche zu 1,50 Mark ge­kauft. Als nun ein alter Stammgast mit schneeweißem Haar und Bart ein Probegläschen sich einschenken ließ und von dem Inhalte getrunken hatte, erscholl plötzlich lautes Ge­lächter von Seiten der anderen Zechgenossen, denn der Weiße Bort des Gastes war nach dem Genuß des Weines auffällig rot gefärbt. Der Wirt reichte zwar schleunigst dem Gaste ein Tuch, um sich den Bart damit abzuwischen, aber alles Wischen war vergebens; der Schnurrbart behielt seine röt­liche, etwas ins grünliche schillernde Farbe. Der Wein­lieferant wurde wegen Vergehens gegen das Nahrungsmittel­gesetz unter Anklage gestellt, und siehe da, der Wein war aus einem Bottich, in dem sich ein Aufguß von heißem Wasser auf Rosinen und etwas echtem Portwein befand, ge­keltert worden. Die feine Farbe war durch Anilin her- gestellt. Die Strafkammer verurteilte den Panischer zu 100 Mark Geldstrafe.

Ausländisches.

* Paris , 4. Sept. Frau Dreyfus richtete ein Schreiben an den Justizminister, worin sie zunächst ihr Gesuch vom Ju'.i in Erinnernng bringt, das unter dem Hinweis auf die Illegalität des Kriegsgerichts-Urteils die Initiative zur Revision verlangte. Sodann weist der Brief auf dieThat- sache hin, daß im Januar dieses Jahres gelegentlich des Prozesses Esterhazy die vorgenommene Begutachtung des Bordereaus ein anderes Ergebnis lieferte, als das Gutachten von 1894. Diese Thatsache sei Frau Dreyfus aus sicherer Information bekannt, wenn man ihr auch nicht erlaubt habe, dem Verjähren gegen Esterhazy beizutreten oder wenigstens

die Akten einzusehen. Schließlich verweist der Brief auf das Geständnis Henry's, der einer der Hauptintriguanten und Zeugen gegen Dreyfus gewesen sei. Dieses Geständnis, wodurch der Urheber jener Verurteilung sich als Fälscher bekenne, nehme den Aussagen, die den guten Glauben der Richter täuschten, jeglichen Wert. Nach dem Gesetz gestatte dieser neue Revisionsgrund weder dem ungerecht Verurteilten, noch seiner Frau, noch den Kindern die Initiative, die allein dem Justizminister zukomme. Deshalb bitte sie den Minister, ohne Verzug die Vorschriften des Gesetzes anzuwenden und ein Urteil zu annullieren oder zu revidieren, das weder gerecht, noch gesetzlich sei.

* Clemenceau fordert in der Aurore den Minister­präsidenten auf, zu untersuchen, warum alle in die Dreyfus- Sache verwickelten Mitglieder des Generalstabs in so auffallender Weise ausgezeichnet worden seien.

* Einer Pariser Drahtung der Voss. Ztg. zufolge ist das Wiederaufnahmeverfahren in der Dreyfus-Sache vom Mini­sterium einstimmig beschlossen.

* Paris, 5. Sept.La Patrie" droht Faure, falls er die Revision zulasse, mit einer Campagne gegen den Präsidenten. Man besitze Akten über die Madagaskar- Expedition, deren Publikation einen Skandal Hervorrufen würde, wogegen der Feldzug gegen Grevy nichts bedeute.

* Paris, 5. September. Ein Vertreter des hiesigen Newy. Her." in London hatte eine Unterredung mit einem bekannten Botschafter, der intime Kenntnisse der russischen Politik besitzt. Der Diplomat sagte, der Abrüstungsvorschlag des Zaren würde nur das großeDebacle" beschleunigen. Er könne keinen Augenblick daran glauben, daß derselbe andere Folgen haben sollte, als emen Weltkrieg zu zeitigen.

* Paris, 5. Sept. lieber die Unterredung Faure's und Cavaignac's erzählt derJntransigrant": Cavaignac wiederholte, daß er mehr denn je an die Schuld des Drey­fus glaube und setzte dann auseinander, welche schweren Folgen ein neuer Prozeß für Frankreich baden müßte. Faure erwiderte darauf nichts und die Audienz war beendet. Gegenüber einem Journalisten schlug Cavaignac die gleiche drohende Note an; die Regierung, sagte er, begehe einen groben Fehler und eine unglaubliche Thorheit, woran er nicht teilnehmen könne. Man werde sehen, in welchen Zustand das Land nach diesem neuen Prozesse versetzt sei.

* Paris, 5. Sept. DieAurore" und diePetite Republique" verlangen energisch, daß man endlich Picquart freigebe und ihn veranlasse, die Wahrheit über die Zustände im Generalstab zu offenbaren. Als Picquart Briffon die Wahrheit anbot, habe Cavaignac seine Einsperrung verlangt um ihn am Reden zu hindern; jetzt sei die Stunde der Wahrheit gekomwen. jetzt gebe man Picquart das Wort.

* Paris, 5. Sept. General Zur Linde» wurde zum Kriegsminister ernannt.

* Paris . 6. Sept. Der Ministerrat stellte den General Roget, den Kabinettschef Cavaignocs, zur Disposition und ernannte den General Borius zum Gouverneur von Paris. Sarriens Entscheidung wird offiziell noch nicht mitgeteilt; doch teilte er bestimmt mit, daß der Kassationshof sich mit dem Gesuche der Frau Dreyfus befassen werde.

* London, 4. Sept. Das Gerücht, Portugal habe die Delagoa-Bay an England verkauft, wird dahin modi­fiziert, daß die Bay an eine englische Gesellschaft verpachtet werden soll.

* Kopenhagen, 6. Sept. Die Regierung hat die Einladung des Zaren, an den Abrüstungskonferenzen teilzu­nehmen, angenommen und den Gesandten in Petersburg, Kammerherrn Loevenoern, als Delegierten ernannt.

* Madrid, 5. September. Der Generalkapitän von Madrid Hot den Zeitungen in einem Rundschreiben zu wissen gethan, daß sie Berichte über die Kortessitzungen veröffent­lichten und die Ausführungen der Redner kommentieren können, sich aber den Vorschriften der Zensur zu fügen,

d. h. sich aller Angriffe auf die staatlichen Einrichtungen, das Heer, die Marine und die Behörden zu enthalten haben. Die erste Verfehlung werde eine Buße, die zweite die Suspendierung des Blattes nach sich ziehen.

* Madrid, 6. Sept. Die insulare Regierung von Kuba verlangt Geld, allein die hiesige Regierung ist nicht geneigt, weiteres Geld dorthin zu senden.

* Kairo, 5. Septbr. General Kitchener besetzte am Samstag Omdurman ,die Residenz der Derwische (Mahdisten). In der Frühe schritten die Derwische, etwa 30000 Mann, zu einem heftigen Angriff, wurden aber von Kitchener nach einer Stunde zurückgeworfen. Um ^9 Uhr befahl Kitchener den Vormarsch auf Omdurman (Umdurman); seinen rechten Flügel griffen die vom Khalifen selbst befehligten Derwische wieder heftig an, aber sie wurden mit großen Verlusten zurückgeworfen. Um 2 Uhr war ihre Niederlage entschieden, worauf Kitchener Omdurman besetzte. Der Khalif floh, von Kavallerie verfolgt. Die Engländer verloren etwa 100 und die Aegypter etwa 200 Mann. (Omdurman liegt am Kr- sammenfluß des blauen und weißen Nils, unmittelbar bei Chartum, der zerstörten Handelsstadt des Sudan, welche 1885 durch Verrat vom Mahdi dem englischen General Gordon entrissen wurde. Die jetzige Wiedereroberung bedeutet einen großen politischen und moralischen Erfolg der Engländer.)

* Kairo, 5. Sept. Die letzte Depesche Kitchener Paschas besagt, der Rest der Streitkräfte des Khalifen habe sich ergeben. Kitchener habe eine große Zahl Gefangener. Kavallerie ist auf der Verfolgung des Khalifen begriffen, der sich mit nur 40 Mann flüchtete. Kitchener habe am Samstag Chartum besucht und die Stadt als vollständige Ruine vor­gefunden.

* Simla, 6. Sept. In 167 Distrikten der Präsident­schaft Bombay sind vorige Woche über 2000 Todesfälle an der Pest vorgekommen, im ganzen übrigen Indien nur 7, davon in Calcutta 2, in der Präsidentschaft Madras 3.

Handel und Verkehr.

* Walddorf, OA. Tübingen, 5. Sept. In voriger Woche wurde das hiesige Gemeindeobst verkauft. Der Er­lös war auf 800 Mark geschätzt, betrug aber 1208 Mark.

* Stuttgart, 6. Sept. (Kartoffel- und Krautmarkt.) Zufuhr 400 Ztr. Kartoffeln. Preis pr. Ztr. Mk. 44.50. 4000 Stück Filderkraut. Preis Mk. 20-25 per 100 Stück.

* Stuttgart, 6. Sept. (Mostobstmarkt.) 250 Ztr. Mostobst. Preis Mk. 5.205.50 per Ztr.

* Oftersheim, 5. Sept. Am Samstag wurden hier Hopfen um den Preis von 170 bis 180 Mark verkauft. Die Ernte wird diese Woche ihr Ende nehmen.

* Heilbronn, 3. Sept. (Obst- und Kartoffelmarkt.) Bei dem heutigen Markte stellten sich die Preise per Zentner: Obst, gebrochene Aepfel 911 Mark, Kartoffeln, gelbe 2,70-3,30 Mark, blaue 3,504 Mark. Wurstkartoffeln 3,40-3,50 Mark.

* Aalen, 4. September. (Schafmarkt.) Der hiesige Schafmarkt wurde mit ca. 1400 Stück Schafen befahren. Verkauft wurden hievon 1056 Stück. Das Paar Hämmel wurde verkauft um 58, 58 Vs Mk., Jährlinge 4047 Mk. d. P.. Brackschafe 28-36 Mk. d. P., Lämmer 26-32^2 Mark d. P. Händler waren weniger als Käufer am Platz. Händler resp. Schafhalter das nächstemal erwünscht.

* Tettnang, 5. Sept. (Hopfen.) Die Preise für trockene Ware sind weiter in die Höhe gegangen; gestern nachmittag kamen noch Käufe von 150 und 152 Mark zu unserer Kenntnis.

* Ulm, 2. Sept. Heute treffen 80 Stutfohlen, die der Landespferdezuchtverein in Ungarn aufgekauft hat, hier ein und werden in den Stallungen der Deutschhauskaserne auf­gestellt ; weiter kommen morgen 60 Tiere aus Mähren an. Die Pferde werden am Montag und Dienstag im Kasernen- hofe versteigert.

Be^nlworUicher Kedakleur: W. Kreter Ättenlieig.

Und dennoch fühlte sie, daß sie diesem inneren Zwie­spalt auf die Dauer nicht gewachsen! Die Stimme nach Glück wurde immer mächtiger, immer dringender. So lange sie sich ungeliebt wußte, hatte sie ja nichts zu fordern vom Leben, aber jetzt, wo sich ihr dasselbe in höchster Glückselig­keit erschloß, wo das Traumbild der Jugend zur Wahrheit geworden, jetzt begehrte das Herz sein Teil. War es nicht Diebstahl, wenn sie die Kette, die sie unbewußt um sich ge­schlossen, weiter trug? Diebstahl an sich, dem Onkel und Geliebten! Diebstahl am eigenen Gatten! Was blieb für den letzteren, wenn all die sehnsüchtigen Regungen ihres Herzens einem andern galten, einem andern, der diese Em­pfindungen teilte ?

Die Pflicht! O traurig fesselndes Wort, das oft zum größten Hohn wird für die Wünsche unseres Herzens! Pflicht, weiter band sie, Ritta, ja von jeher nichts an Oswald! Wurde es jetzt nicht vielmehr Pflicht, sich von der Pflicht zu lösen, jetzt, wo jede Stunde des Zusammenlebens zur qualvollsten Pein, zur Unnatur werden mußte? Rittas edle Natur bäumte sich auf gegen den Zwang, sie hatte auch eine Berechtigung an's Glüch an's Leben! Warum sollte sie, gerade sie, ihren Ante.il verwirkt haben? Und doch, warum war es so gekommen? Freiwillig hatte sie ihr Schicksal in des Gatten Hand gelegt, freiwillig ihm ihre Zukunft anvertraut, und nun genügte schon ein flüchtiger Augenblick, sie wankend zu machen an dem selbst Gewählten, zu deuteln an Satzungen, die geheiligt von Anbeginn der Welt.

Im bunten Wirrsal wogten die Gedanken durcheinander und ein klärender Lichtstrahl kam von oben, der das Dunkel ihres Lebens und Liebens etwas lichtete. Aus dieser quälen­den Selbstpeinigung riß sie endlich ein Brief des Onkels, den der Bote von Finkenstein herüberbrachte. Der alte Herr schrieb :

Mein liebes Kind! Du entziehst dich gänzlich dem

alten Onkel, der täglich fremder und verlassener wird auf dieser Welt. Der Oswald ist heimgekommen, freundlos und freudlos, ohne das erwünschte und erhoffte Glück. Der Junge fft krank an Leib und Seele, er erregt meine ganze Besorgnis. Heute ist sein Geburtstag und doch wäre er, wenn nicht sein leidensvoller Zustand ihn zum Bleiben nötigte, wieder ausgeflogen und diesmal, wie er mir ver­sichert, ohne Wiederkehr. Liebste Ritta, ihr Frauen seht in manchen Punkten Heller als wir, vielleicht gelingt es Dir, den Sitz der Krankheit zu erforschen, und ein richtig Heil­mittel zu finden. Laß Deinen alten Onkel mit der Unruhe und Besorgnis mi Heizen nicht so allein! In steter Liebe Dein Onkel

Alban."

Alle Bedenken schwanden dahin. In stürmischer Eile ging's Finkenstein zu. Oswald lag wirklich schwer erkrankt darnieder. Das ruhelose, unstäte Reisen der letzten Zeit, dazu die völlige Vernichtung des erhofften Glücks hatten auch die körperlichen Kräfte erschöpft. Die erborgte, er­künstelte Heiterkeit, die er anfangs behauptet, konnten das kundige Auge des alten Herrn nicht lange täuschen, erfühlte, daß etwas nicht richtig sei; daß Oswald irgendwie da draußen in der Welt kläglich Schiffbruch gelitten.

Mit Fragen in ein Geheimnis dringen, das der Mann dem Mann, der Sohn dem Vater verschloß, dazu war er zu feinfühlend. Vertrauen darf nicht erschlichen und erbeten sein, soll es zum Herzen gehen, muß es vom Herzen kommen.

Fort, sort von hier! war Oswalds einziger Gedanke. Die Luft, die von Wolfenshagen herüberwehte, war zu er­stickend, sie jagte das Blut fiebernd durch die Adern und beengte das freie Atmen.

Er hatte so lange Entsagung geübt, der schöne, lebens­kräftige Mann, manch schöne Frauenblüte hatte auf seinem Weg gestanden und sich ihm liebend zugeneigt, doch er war

achtlos daran vorübergeschritten. Und nun sich sein ganze- Fühlen und Denken auf einen Gegenstand vereinigt und er frei von jeder Selbstsucht, jedem Eigennutz sich nur seiner Liebe, seinem Glück weihen wollte, wurde das Heim, da- er mit allen Reizen geschmückt, zu einem Luftgebilde!

Mit Gift war sein Blut getränkt und der innere Zwiespalt löste sich in schrillen Akkorden nach außen. Scheu und verbittert mied er des Onkels Nähe und gefiel sich in unnahbarer kühler Zurückhaltung.

Der krankhafte, seelische Zustand Oswalds prallte ab an dem inneren Gleichmut, an ver stets liebevollen Fürsorge des alten Herrn von Finkenstein. Der kannte solchen Fall aus eigenem Leben, wo er sich rauh verschloß vor Menschen­blick und Menschenwort, wo Menfchenniedrigkeit ihn herb gemacht. Er übersah absichtlich des Neffen Kühle und Ver- schlosienheit. Geistig Leidende muß man nachsichtig behandeln, das war sein Grundsatz und der versehlte auch diesmal seine Wirkung nicht.

Oswald wurde ruhiger, bestrebte sich wenigstens es zu sein. Mächtig zog's ihn wieder hinaus, vielleicht gab's draußen das Vergessen, was er hier nimmer finden konnte. Der Ausbruch seiner Krankheit hinderte ihn vorläufig an der Ausführung seiner Reisepläne.

Eine sanfte weibliche Hand, wie war sie jetzt so nötig auf Schloß Finkenstein. Wie linderten sich die wilden Fieberträume des Kranken, wenn Ritta in zärtlicher Angst ihre kleinen Hände auf seine glühende Stirn legte. Es wurde bleicher und bleicher, das süße Frauenangesicht, die Züge immer gramvoller, wenn der Kranke in fieberhaften Träumen bald anklagend, bald zärtlich wehmutsvoll, nur immer einen Namen, den NamenRitta" wiederholte. Mit welcher Sorgfalt, mit welcher Umsicht ging sie auf alle An­ordnungen des Arztes ein.

(Fortsetzung folgt.)