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Erscheint Dienstag Donnerstag, LamStag und Sonntag «it der GrattS-Beilage »Der Sonntags- Gast.'

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Samstag, 3. Septvr.

Bekanntmachungen aller Art «Inden die erfolg­reichste Verbreitung.

1898.

Der auf 24. August fallende, wegen Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche verbotene Viehmarkt in Nagold ist auf 9. September ds. Js. verlegt worden.

Se-<rir.

Wenn wir in diesem Jahre des großen deutschen Ehrentages von Sedan gedenken, so ist es unmöglich, damit nicht die Erinnerung an den Mann zu verbinden, welcher unter den gewaltigen Gestalten dieses Tages mit in erster Reihe steht und der nun aus unserer Mitte gerissen ist, des Fürsten Bismarck. War auch Fürst Bismarck nicht bei der Leitung der Schlacht beteiligt, hat er zu dem militärischen Erfolge nicht beigetragen, seine Gestalt ragt hoch hervor aus dem Ruhmesbild; der gefallene, gefangene französische Cäsar und der energische, zielbewußte deutsche Staatsmann, sie Beide nebeneinander, das ist ein Moment, der nicht ver­gessen werden wird. Unser Moltke hatte das Seinige ge- than und dann sorgte Bismarck dafür, daß durch die Feder nicht wieder verdorben wurde, was das Schwert errungen. Fast Alle ruhen sie nun im Grabe, die an diesem Tage voran genannt wurden, nur König Albert von Sachsen, damals Befehlshaber der Maas-Armee, und Feldmarschall Graf Blumenthal, damals Generalstabschef des späteren Kaisers Friedrich, sind uns noch erhalten geblieben. Wir aber gedenken in Dank Aller, der Führer und der Geführten.

Die Erinnerung an den Sieg von Sedan, die herzliche Freude über den Riesen-Erfolg der deutschen Waffen, welchen die geniale Führung und der Todesmut unserer Truppen errungen, sind im deutschen Volke ungeschmäht geblieben, und dem wird so bleiben. Wir wollen diese Erinnerung hegen und pflegen, es thut heute doppelt not, wo die Zeit so manches Unerfreuliche bringt, wo leicht Thaten gepriesen werden, die nur künstlich zu einem Heldentum gestempelt werden. Die bewegte Zeit schafft Gährung und Erregung unter den Nationen, die Begehrlichkeit ist wieder stark im Wachsen begriffen, die Liebe zum Frieden nicht immer mehr eine aufrichtige, die Abneigung gegen den Fluch des Krieges beträchtlich gesunken. Wenn wir solche Erscheinungen wahr­nehmen, wenn oft Worte, die vom Haß und vom Neid dik­tiert sind, an unser Ohr schlagen, dann sollen und müssen wir der großen Thaten unserer großen Zeit gedenken, und sie sind es, welche in uns die Gewißheit festigen: Was wir damals gekonnt haben, wir werden es wieder können!

Die Welt starrt in Waffen, und die Rüstungen nehmen kein Ende, um die größtmöglichste Gewißheit für einen Sieg im künftigen Waffentanze zu erlangen. Ausbleiben wird er nicht, wir haben in den letzten Jahren arge Kriegsleicht- sertigkeit kennen lernen, wir haben auch von fern schon Donner rollen hören, der ein ernstes Kriegswetter an­kündigen könnte. Bisher ist uns eine jede direkte Bedroh­ung fern geblieben, und daß dem so ist, dafür gelten als triftige Gründe unsere Friedensliebe und unsere Kraft. Auch anderswo denkt man noch sehr an den Sedantag, doppeltes Unrecht wäre es also, wenn wir die Erinnerung daran auf ein Minimum reduzieren wollten.

Das Gedächtnis und die Feier großer Thaten ist nicht an Stund und Zeit gebunden. Wir sollen nur beweisen, daß uns der Geist erfüllt, der jene großen Thaten voll­bringen hals. Wir treten mit unserer Sedanseier Niemand zu nahe, wir fordern Niemand heraus, wir sind keine Händel­sucher. Mehr als einmal hat der französische Chauvinismus ganz bedenkliche Erscheinungen gezeitigt; hätte das deutsche Volk diese selbe Leidenschaft, die Degen wären schon längst wieder an einander geklirrt. Deutschland hat in den langen Jahren seit dem großen Nationskriege der friedlichen Arbeit gelebt und sich auch auf diesem Gebiete solche Lorbeeren errungen, daß es nach Anderen nicht mehr begierig zu sein braucht. Und was das deutsche Volk empfindet, das beseelt auch den deutschen Kaiser und die deutschen Fürsten, oft genug ist das ausgesprochen.

Die Schöpfer der deutschen Einheit hatten unüber­windliche Bundesgenossen in der unbegrenzten Opserwilligkeit unserer Krieger, in ihrer vor nichts zurückschreckenden Tapfer­keit. Und die genialen Männer, die Führer zur Größe, haben dafür gesorgt, daß dieser Opfermut den rechten Lohn fand, das deutsche, das einige Vaterland wurde mit Blut und Eisen neu gefestigt. Die großen Männer der großen Zeit haben dem Geschick Aller ihren Tribut bezahlen müssen, aber ihr Werk besteht, und es zu halten, zu lieben und zu schützen, ist unsere Pflicht. Darum sollen wir uns auch nicht schmähen lassen; wenn heute so Mancher den Mund weit aufmacht und keck schwatzt, klein zu machen sucht, was Anderen groß, was hat ihm je die Möglichkeit gegeben, frei zu reden? Die Großthaten von 1870/71, unserer ganzen großen Zeit. Da waren Thaten! Wer aber heute nur spricht, ohne Thaten aufzuweisen, der richtet sich selbst, er zehrt von Anderer Verdienst.

T«r<Kesps1itik.

Zum Abrüstungsvorschlag des Zaren haben bereits olle zivilisierten Völker durch den Mund ihrer Prcßorgane sich geäußert und überall ist der Inhalt dieser Aeußerung: An­erkennung des idealen Strebens des Zaren, überall aber auch der mehr oder minder lebhaft ausgedrückte Zweifel an der Möglichkeit des Planes des absolutistischen Herrschers. Wir lassen noch einzelne Aeußerungen nachstehend folgen:

Der PariserMatin" beurteilt heute den Vorschlag des Zaren sehr scharf. Entweder sei Frankreich nicht befragt worden, dann werde die Encyklika des Zaren nur den Plänen des Kaisers Wilhelm dienen; sei aber Frankreich befragt worden, dann könne der Krieg aus den Verhandlungen ent­stehen, da Deutschland sich der Abtretung von Elsaß-Lothringen widersetzen werde. Man dürfe daher den Zaren nicht be­glückwünschen.

In Spanien erwartet man von dem russischen Ab- rüstungsvorschlog kaum einen praktischen Erfolg; sollte aber thatsächlick etwas daraus werden, so verlangt die gesamte spanische Presse, daß die zu erwartenden Beschlüsse rück­wirkende Kraft erhalten und in erster Linie die Anerkennung der von Amerika gröblich vergewaltigten Rechte Spaniens enthalten. In Amerika will man aus dem gleichen Grunde nichts von dem Petersburger Vorschläge wissen. Spanien und Amerika geben also jetzt schon ein Beispiel dafür, wie wenig Aussicht vorhanden ist, den Weltfrieden in Wirklich­keit herzustellen.

Von Berlin aus wird dem Zustandekommen des Kon­gresses mit Zuversicht entgegengesehen. Den Kongreß werden voraussichtlich die meisten Staaten, Deutschland, Oesterreich- Ungarn und Italien ganz bestimmt, wahrscheinlich aber auch England und selbst Frankreich beschicken. Ob die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika der Einladung Folge leisten werden, ist noch recht zweifelhaft. Uebrigens mögen die Aankees thun, was sie nicht lassen können, für die nächste Zukunft bedeutet die nordamerikanische Union jedenfalls auf militärischem Gebiete noch keinen Faktor, mit dem die

europäischen Großmächte ängstlich rechnen müßten.

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Die Reichsregierung soll planen, auf dem Verord­nungswege den Gebrauch der BezeichnungHonig" auf das reine, von den Bienen gelieferte Erzeugnis aus den Blüten allein zu beschränken, für alle honigähnlichen Erzeugnisse aber die BezeichnungKunsthonig", sowie die Angabe der Art der Herstellung und Zusammensetzung vorzuschreiben. Da­mit sind gewiß alle soliden Bienenzüchter einverstanden.

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DieNordd. Allg. Ztg." schreibt aus Anlaß des Regie­rungsantritts der Königin Wilhelmine:Auch Deutschland begleitet das Ereignis mit lebhafter Anteilnahme. Es ist ein mühevoll gewonnenes, klug zusammengehaltenes Erbe, welches die junge Königin antritt. Daß sie das Erbe gut verwalten und das Land zu fortgesetztem Gedeihen regieren wird, dafür wollen wir das Oraniertum als Bürgschaft nehmen, welches von dem deutschen Boden die Fähigkeit und dieKraft gewann und zugleich mit großem staatsmännischem Talente begabt den Grund schuf für Hollands Wachsen und Gedeihen. Deutschland bringt der jugendsrischen, anmutigen Königin den aufrichtigen Wunsch dar, ihre Regierung sei immer gesegnet und in inniger Harmonie mit dem starken Volke zum Heil des Landes, eingedenk des Wahlspruches des Hauses:Oranjs bovo!"

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Die Ausgleichskonferenzen, welche dieser Tage unter dem persönlichen Vorsitz des Kaisers in Wien abgehalten wurden, sind nunmehr beendigt. Nach dem darüber ausge­gebenen amtlichen Bericht hat die österreichische Regierung im Hinblick auf das ungarische Gesetz beschlossen, sich noch­mals an den Reichstag Zu wenden, damit die parlamentarische Beratung des Ausgleichs so bald als möglich beginne. Die Regierungen haben sich dem nämlichen amtlichen Berichte zufolge, auf ein Vorgehen geeinigt, falls die parlamentarische Erledigung nicht möglich fei, so daß die Regierungen für alle Eventualitäten gerüstet seien. ^ Jedenfalls darf man dann gespannt sein, wie die nächste und dringendste An­gelegenheit, die wirtschaftliche Auseinandersetzung zwischen den beiden Reichshälften sich in Wirklichkeit vollziehen wird.

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Kaum ist das Strohfeuer der in diesem Jahre so lei­denschaftlichen Sommerhitze verflackert, so beginnt auch auf dem Gebiete der Politik ein sensationelles Ereignis das andere zu überstürzen. Am Montag verblüffte der Zar die erstaunte Welt mit seinem Abrüstungsvorschlag. Am Diens­tag ward Frankreich und der überraschten Menschheit eine unerwartete Kunde zu teil, daß die Unschuld des Exhaupt­manns Dreyfus in einer Weise dargethan ist, die selbst dem

verblendetsten Fanatiker die Augen öffnen muß. Oberst Henry hat gestanden, daß dasjenige Schriftstück, in welchem angeblich ein auswärtiger Attache den Kapitän Dreyfus als seinen Spion nennt, von ihm selbst gefälscht worden ist! Henry hat dieses Geständnis im Kriegsmini­sterium abgelegt und ist daraus sofort verhaftet worden. Damit fällt das ganze Urteil gegen Dreyfus in Nichts zu­sammen. Den gegen ihn vorgebrachten Beschuldigungen ist jeder thatsächliche Untergrund entzogen. Die Jntriguen, die man im Generalstab geschmiedet hat, um den ungerechten, auf Irrtum beruhenden Spruch des Kriegsgerichts zu recht- fertigen, sind vor aller Welt enthüllt. Wird man jetzt endlich dem Unglücklichen aus der Teufelsinsel Gerechtigkeit widerfahren lassen. Die Blamage des franz. Generalstabs ist nunmehr so offenkundig und so riesengroß, daß sie auch durch eine amtliche Anerkennung der Unschuld des mißhan­delten Dreyfus nicht vergrößert werden kann. Aber Frank­reich würde sich dadurch in den Augen der Welt wenigstens einigermaßen rehabilitieren.

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Der Oberbefehlshaber der britischen Armee, Lord Wolseley, hat ein Rundschreiben erlassen, in welchem er den Offizieren und Unteroffizieren ernstlich zur Aufgabe macht, darauf hinzuwirken, daß Ausschweifungen jeglicher Art im Heere nicht mehr Vorkommen. Das Rundschreiben sagt u. a.: Nichts hat mehr dazu beigetragen, junge Leute, die an­ständig erzogen worden sin", davon abzuhalten, Soldat zu werden, als die Annahme, d.e bei ihnen und ihren Familien herrschend ist, das Kascrnenleben sei solcher Art, daß sich ihm kein anständiger Junge unterziehen könne, ohne Cha­rakter und Selbstachtung zu schädigen."

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Ungeheure Entrüstung herrscht in ganz Amerika über die Unfähigkeit des Kriegsmmisteriums bei der Versorgung der von Kuba noch Hause zurückgekehrten kranken und ge­sunden Soldaten der Freiwilligen, in den Lagern von Wikoff bei Montank Point und Chickamanga. Die öffentliche Meinung verlangt den Rücktritt des Kriegssekretärs Alger und der frühere Staatssekretär Shermann hat sogar erklärt, daß gegen General Alger eine gerichtliche Anklage erhoben werden sollte. DerHerald" teilt einige haarsträubende Einzelheiten mit. Ein kranker, 19 Jahre alter Soldat des 71. Newyorker Freiwilligen-Regiments hatte seit der Abfahrt von Santiago seine Kleider nicht wechseln können; sein Körper war mit Wunden und Ungeziefer bedeckt und er war so abgemagert, daß seine eigene Mutter ihn nicht er­kannte. Das genannte Regiment, welches mit Monatlichem Urlaub heute von Montank nach New-Iork zurückkehren sollte, enthält kaum 400 gesunde Soldaten. Als es nach Santiago ging, war es 1200 Mann stark. Es hatte etwa 100 Tote und Verwundete, allein von den übrig bleibenden 1000 sind 600 so schwach, daß sie kaum marschieren können. Darum wurde die Rückkehr nach New-Aork um ein paar Tage verschoben. In den Kreisen deroberen 400" hat es einen tiefen Eindruck gemacht, daß einer der Ihrigen, Leutnant Tiffany,an Hunger" gestorben ist, wie sein Bruder Helmont Tiffany gegenüber einem Berichterstatter erklärt hat.

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Alten steig, 2. September. Man schreibt uns: Eine Art gefährlicher Agenten sollen wieder im deutschen Reiche auf Reisen begriffen sein, um ihr Schäfchen zu scheeren. Die Hoffnung, daß die Dummen nicht aussterben, läßt eben auch die verbrauchteste Schwindelei immer wieder von Neuem aufleben. Die gemeinschädlichen Burschen sind die Beauftragten obskurer Firmen, welche namentlich die Land­leute zu überreden versuchen, ihr Geld an fremden, angeb­lich hohe Zinsen bietenden Papieren anzulegen. Es ist doch eigentlich nicht anzunehmen, daß nicht ein Jeder wissen sollte, wie in den letzten zehn Jahren Hunderte von Millionen deutschen Geldes in Papieren leichtfertiger Staaten und un­sauberer Gesellschaften verloren gegangen sind. Da denken aber so Viele: Sind Andere so dumm gewesen, so bin ich schlauer!, und der Agent bestärkt sie in diesem schönen Ge­danken. Es ist nutzlos, zu glauben, daß in der heutigen Zeit, wo unbedingt sichere Papiere nicht eben hohe Zinsen geben, es doch ausnahmsweise Werte mit reichen Erträgen geben könnte. So etwas giebt es nicht! Es mag ja hart erscheinen, sich lange abarbeiten zu müssen, bis ein ansehn­licher Zinsertrag herauskommt, aber noch härter ist es, bei unsicheren Kantonisten einen Teil des Kapitals und der Zinsen zu verlieren, wie es so Manchem ergangen ist.

-II. Altensteig, 1. Sept. Gestern wurde unter dem Vorsitz von Hrn. Seminaroberlehrer Köbele eine Sonder- konserenz mit den jüngeren Lehrern des Bezirks hier ab-