Erscheint TienStaz Donnerstag, LamStag und Sonntag mit der GratiS-Bellage .Der Sonntags- Gast.'

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Bestellpreis pro Quartal im Bezirk Nagold ^

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EinrückungSpreiS für Altensteig und nahe Umgebung bei einmaliger Ein­rückung 8 ^ bei mehrmal. je 6 ^ auswärts 8 ^ die Ispaltige Zei le oder deren Raum.

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Donnerstag, 2L. Juti.

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg- I

reichste Verbreitung. I 1898 .

Die Aufnahmeprüfung in das evangelische Seminar in Schönthal haben u. a. mit Erfolg bestanden: Rudolf Brügel in Nagold; Karl Römer in Nagold; Paul Hornberger in Zavelstein; Paul Gaiser in Freudenüadt.

jZ ZollstreitiKkeiteir.

Fürst Bismarck hat in seinen parlamentarischen Reden im vorigen Jahrzehnt mehrfach hervorgehoben, wie die Re- gierungen der europäischen Großmächte wohl einander freundlich, wenigstens nicht direkt feindlich gesinnt seien, wie aber immer mit den Leidenschaften und Stimmungen der Völker gerechnet werden müsse, wenn es sich um die Sicherung und Verstärkung der Wehrkraft des Reiches handle. Und es ist die Wahrheit dieses Ausspruches seit dem Rücktritt des ersten deutschen Reichskanzlers immer klarer geworden, sie gilt heute selbst für solche Nationen, denen ein sehr nüchterner, geschäftsmäßiger Charakter nachgesagt wurde wie die englische es ist. Die Erfahrungen, die wir bezüglich der britischen Freundschaftsgefühle für uns gemacht haben, sind in den letzten Jahren ziemlich bitterer Natur gewesen, und wer weiß, wa« wir in dieser Beziehung noch künftig erleben werden. Für Frankreich und für Rußland galt der Satz schon lange, und es ist ja Thatsache, daß der Chauvinismus in Paris uud der Panslavismus in Peters­burg ihre stärkste Grundlage nicht in den regierenden Kreisen, sondern in der gesamten Volksströwung baben.

Fürst Bismarcks Worte galten für die hohe Tages- Politik; sie erfahren nachgerade aber auch eine Erweiterung für die Handels- und internationale Wirtschafispolitik. Es ist bedauerlich, daß die Nationen so nervös geworden sind und die Regierungen sich in einem s o hohen Grade beein­flussen lassen, aber es wäre Thorheit, wollte man Tat­sachen in Abrede stellen, nur weil sie etwas unbequem sind. Die Kündigung des deutsch-englischen Handelsvertrages von britischer Seite ist ein solches Zeichen der Nervosität, denn im Sachverhalt begründet ist diese Kündigung bis heute noch nicht. Nur war es nicht erforderlich, daß die Londoner Regierung dieser Strömung gar zu nachgiebig folgte, aber Deutschlands aufrichtige Freunde sind eben an der Themse auffallend dünn gesät. Die Franzosen hätten längst den auf der sogenannten Meistbegünstigung beruhenden Handels­vertrag mit Deutschland gekündigt, aber die Festsetzung, darüber sind im Frankfurter Friedensvertrage vom 10. Mar 1871 enthalten, und ihre Beseitigung spottet aller An­strengungen.

Es wird nun behauptet, daß mit Rußland wieder einmal Zollstreitigkeiten bevorstünden. Die Dinge sind weder zu ernst, noch zu leicht zu nehmen; daß der russischen Regierung an leidlichen Beziehungen zum deutschen Reiche gelegen ist, kann man wohl annehmen, daß wir von ihr eine engere Freundschafts-Neigung zu erwarten haben sollten, können wir, nachdem nun einmal ein russisch-französisches Bündnis besteht,' nicht wohl verlangen. Darauf kommt es in diesen Zollfragen auch weniger ätt, als daraus, Ww weit der Einfluß der sogenannten Moskauer ZollNNtei geht. Diese großen russischen Geschäftsleute mit ihrem weiten Anhänge in der Bevölkerung gehören zu den festesten Säulen des Panslavismus, der zugleich ihren Erwerbs- Interessen so vorzüglich dient.

Die Moskauer Partei hat immer und ewig versucht, die Petersburger Regierang gegen das deutsche Reich mobil zu machen. Beim Abschluß des letzten Handelsvertrages wurde von dieser Seite alles aufgeboten. den Vertrag, in welchem Deutschland bekanntlich die bei uns so vielfach ange­kündigte Ermäßigung der Kornzölle zugestanden hatte, zu Falle zu bringen, weil man die deutsche Warenemfuhr thun- lichst ganz unterbinden wollte. Es ist leicht möglich, daß man bei passender Gelegenheit aufs Neue versuchen wird, Schwierigkeiten heraufzubeschwören, um die deutsche Kon­kurrenz einzuengen. Die russische Regierung wird aus eigenem Antriebe kaum Vorgehen, sie gebraucht in mancher inter­nationaler hochpolitischer Frage Deutschlands Unterstützung und erkennt diese als hochwichtig an, aber es bleibt obzu­warten, welchen Widerstand sie dem Drängen aus dem Lande heraus leisten wird. An Versöhnlichkeit wird es bei uns jedenfalls nicht fehlen.

Diese und andere Anzeichen oder Thatsachen beweisen aber zur Genüge, wie sich der Abschluß von neuen Handels. Verträgen immer schwerer und ernster gestaltet. Deutschs ^ hat'zur Stunde in den hohen Leistungen seiner Jnd ^^ eine gute Position, die so leicht nicht erschüttert w^den kann, auch unser internationaler Einfluß ist gew' ins Gewicht fallend, aber wir dürfen uns doch nicht v-rbeblen wie die Dinge sehr viel weniger einfach ge» '.den sind' In allen Staaten spielt heute die Leib- . Maaeniraae die Hauptsache, überall will man viel ne^ geben. Unter solchen Umständen ist es doppelt wünschens­

wert, daß die fremden Regierungen den vorurteilsvollen Ausflüssen nachbarlichen Neides oder nationalen Hasses energisch entgegentreten, denn andernfalls sind Schädigungen für alle Teile unvermeidlich. Große Interessen, die ein Jeder zu wahren bat, kann kein Staat völlig aufgeben, auch Deutschland muß solche Interessen mit Besonnenheit und Festigkeit verteidigen, aber in anderen Dingen werden um des Großen willen kleinere Konzessionen unvermeidlich sein.

L<rndesir«retzrietzteir.

-u. Wald darf, 30. Juli. Jak. Walz, Bauer hier, bekam gestern die telegraphische Nachricht, daß sein 19jähriger Sohn, der als Wagnergeselle in der Schweiz in Arbeit stand, beim Baden ertrunken sei. Den Leichnam desselben habe man bis jetzt noch nicht aufgefunden. Allgemeines Mitleid wendet sich der schwergetroffenen Familie Walz zu, umso­mehr, da der Verunglückte als ein sehr wackerer, sparsamer und fleißiger junger Mensch überall beliebt war.

* Nagold, 18. Jul;. Die hiesige zweite Stadtpfarr­

stelle wurde dem Repetenten Höckh am theologischen Stift in Tübingen übertragen. (N. Tgbl.)

* Nagold, 18. Juli. Bei der am Samstag statt­gehabten Schultheißenwabl in Gültlingen wurde Stadt­pfleger Müller von Besigheim mit 137 Stimmen zum Orts­vorsteher gewählt.

Kälberbronn, 18. Juli. Unseregroßen Tannen" üben immer größere Anziehungskraft aus; so hatten sich am vergangenen Samstag ein Dutzend Tübinger Studierender der Forstwissenschaft, die unter Leitung des derzeitigen Rektors der Universität Professor Dr. Lorey eine Exkursion in das Revier Pfolzgrafenweiler machten, bei denselben cingefunden, um kurze Rast zu machen und sich nicht nur an den herr­lichen Bäumen, sondern auch unter dem Schatten derselben an den guten Speisen und Getränken des Schwanenwirts Ziefle zu erquicken. Der herrliche Tag und der stimmungs­volle Aufentbalt gab einem der Herrn Teilnehmer Veran­lassung zur Wiedergabe folgenden selbstverfaßten Gedichts, das unserem Blatt freundlichst zur Verfügung gestellt wurde:

Mein Wald.

Rings Tannenduft und stolzer Buchen Wipfel,

Das Waldthal dampft von nächtig kühlem Tau,

Es grüßen rings des Schwarzwalds hehre Gipfel,

Hoch über mir des Aethers strahlend Blau.

Der Kuckuck ruft, der Drosfel Lied erschallt,

Vom Waldesrand ein leises Echo hallt,

Der Lerche Lied steigt jubelnd himmelan,

Ein heil'ger Friede deckt den weiten Plan.

Das ist mein Wald! Deß' Rauschen traumverloren . In meiner Brust geheimste Tiefen dringt,

Den jugendfroh zur Heimat ich erkoren,

Der jedxg Herz in seinen Zauber zwingt,

Stets neu, nie alt,

Das ist mein Wald!

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>* * Freuden st adt, 17. Juli. Mit dem 15. Juli ds. Js. eröffnet- Oberamtsarzt Dr. Lieb hier ein Sanatorium für Nervenleidende und Erholungsbedürftige. Die Anstalt ist als Fawilienpension eingerichtet und nimmt außer Nerven­kranken auch chronisch Kranke anderer Kategorien auf: Herz­kranke, Asthmatiker, Zuckerkranke rc.; ausgeschlossen sind: Geisteskranke und infektiös Erkrankte. Das Anwesen liegt in der gesündesten und ruhigsten Lage außerhalb der Stadt, abseits vom Verkehr und vom bewegten Treiben der Bade­gäste, in einem Garten und wird von städtischen Anlagen begrenzt.

* Freud en stadt, 18. Juli. Der Hilfsarbeiter V., bei Herrn ElektrizZatstechüiker Messerfabrikant Glauner, war heute auf -flner mechanischen Leiter hier, mit der Her­stellung einer Freileitung beschäftigt. Wohl durch Unvor­sichtigkeit kam er den Leitungsdrähten zu nahe und durch gegensei^ae Berührung derselben fand eine Stromüberleitung auf B, statt, wodurch er an Kopf und Händen bedeutende Br andwunden erlitt. Bewußtlos in der Leiter hängend mußte e'r heruntergeholt werden, wo er bald wieder zum Bewußt­sein kam, doch war er derart geschwächt, daß er nach Hause geführt werden mußte. Für die zahlreich Umstehenden war der Anblick des bewußtlos halb auf den Drähten liegenden und noch zum Glück halb in der Leiter hängenden Arbeiters sonst wäre er unfehlbar herabgestürzt schreckenerregend.

' ' (Gr.)

«Stuttgart, 19. Juli. Zu Anfang dieses Jahres versuchte die Reichsregrerung erstmals festzustellen, welche Mengen von Gold alljährlich durch den gewerblichen Ver­brauch den monetären Zwecken entzogen werden, ^m Stutt- aarter Handelskammerbezirke hat sich nun ergeben daß die industrielle Verwendung von Gold sich von 1896 1897

von 1,297,000 Mark auf 1,336,000 Mark gesteigert hat. Davon entfallen auf deutsche Goldmünzen 777,000 Mark, auf fremdländische 159,000 Mark und auf Barrengold 400,000 Mark. Im ganzen Reich dürfte die Summe etwa 50 Millionen Mark betragen, wovon über die Hälfte auf den Verbrauch von deutschen Goldstücken entfällt.

* Schwenningen, 18. Juli. Seit einem halben Jahr wurden in der hiesigen cvang. Kirche aus einer Opfer­büchse Geldbeträge in verschiedenen Höhen entwendet, ohne daß man von dem Dieb eine Ahnung hatte. Vor einigen Tagen nun wurde der Thäter in der Person eines 13jähr. Schülers von hier ermittelt, welcher nach seinem eigenen Geständnis etwa 14mal Eingriffe in die Sparbüchse machte, über 60 Mk. daraus entwendete und für sich verbrauchte. Der junge Dieb sitzt hinter Schloß und Riegel.

* Ehingen, 15. Juli. Im Konkurs des E. Manz von hier war auf gestern Äläubigerversammlung zur Verhandlung über einen vom Gemeinschuldner gemachten Zwangsvergleichs­vorschlag anberaumt. Der Konkursverwalter Seitz, der als Assi­stent des Gerichtsnotars Hubbauer und nach dessen Pensionierung selbständig die Konkursverwaltung besorgte, erschien zur Ver­handlung nicht. Nähere Nachforschungen ergaben, daß er am 4. Juli mit dem Kassenvorrat von ca. 800 Mark und einer bei der Gewerbebank erhobenen Forderung von ca. 5000 Mark der gesamten Konkursmasseverreist" ist. Er wird gerichtlich verfolgt.

«Steinheim a. Aalbuch, 18. Juli. Der Sandgruben­besitzer Pharion hier hat in den letzten 14 Tagen interes­sante fossile Ausgrabungen gemacht. Erwähnenswert ist darunter namentlich ein gut erhaltenes versteinertes Reh- geweih samt Schädeldecke, sowie ein Rhinozeroskiefer mit tadellosen Zähnen. Dieser Tage wurde dem Hafnermeister Zimmermann durch Chirurg Maier eine Chassepotkugel aus dem Unterschenkel entfernt, welche der Genannte am 30. November 1870 bei Villiers erhalten und seither unter mancherlei Beschwerden mit sich herumgetrage» hat.

* Biberach, 16. Juli. Gestern Nacht geschah in Ochsenhausen eine schreckliche Blutthat. Der etwa 45 Jahre alte Bauer Eder, welcher schon längere Zeit zu sehr dem Morphiumgenuß huldigte, gab auf seine Ehefrau, mit welcher er im Unfrieden lebte, einen Revolverschuß ab und traf die­selbe in den Hintcrkopf, so daß sie sofort umfiel. Als der Unmensch sah, was er angerichtet hatte, richtete er die Waffe gegen sich selbst und schoß sich in den Mund, so daß er alsbald tot war. Die Frau wurde in das dortige Kranken­haus gebracht, wo sie andern. Tags starb.

* (Verschiedenes.) Der aus dem Landgerichts­gefängnis in Heilbronn entwichene gefährliche Einbrecher Endl ist nunmehr in Frankfurt a. M. wieder in Haft ge­bracht worden, woselbst er sich eines schweren Diebstahls und eines versuchten Mordes schuldig gemacht hat. In Saulgau ist der Bursche eingeliefert worden, welcher vor einigen Tagen in Herbertingen aus einem Stall eine Kuh entführte." Derselbe hatte die Kuh auf Umwegen bis nach Aulendorf gebracht, um sie dort zu verkaufen. Da er sie nicht an den Mann bringen konnte, band er das Tier an einen Heuwagen und suchte unter Benützung der Eisenbahn das Weite. In Konstanz wurde die Gensdarmerie seiner habhaft. Es wurde eine Summe von 400 Mk. in barem Gelde bei ihm gefunden, das höchst wahrscheinlich auf die­selbe Weise erworben worden ist, wie die Herbertinger Kuh.

«Mannheim. 18. Juli. Die hiesigen Bau- und Maurermeister haben ein Preisverzeichnis für Maurerarbeiten aufgestellt, das vom Stadtrat als ortsüblich anerkannt wurde, und nunmehr auch zur Grundlage bei der Vergebung und Berechnung städtischer Bauarbciten dienen soll.

* In Nürnberg wurden in den Sandgruben eines Neubaues zwei seit den Abend vorher vermißte 3jährige Knaben tot aufgefunden. Die Knaben sind beim Spielen in die Gruben geraten und durch den Einsturz des Erd­reichs verschüttet worden.

ss Eine eigenartige, ansteckende Krankheit herrscht seit mehreren Wochen unter den Schülern aller Schulklassen in Merrheim bei Koblenz. Den erkrankten Kindern fallen di- Kopfhaare an einzelnen Stellen in kreisförmiger Gestalt wie rasiert aus. Anfangs kaum sichtbar, erreichen die röt­lich umgrenzten Ringe bald die Größe eines silbernen Fünf­markstücks ; oft treten sie an mehreren Kopfstellen zugleich auf. Auf Anordnung der Behörde werden alle erkrankten Schüler vom Unterricht ausgeschlossen und gleichzeitig gründliche Reinigungen und Desinfektionen in den Lehrsälen vor­genommen.

* Berlin, 19. Juli. Aus Odessa meldet die Börsen­zeitung : Nach Nachrichten aus den südlichen Gouvernements haben sich die Ernteaussichten wesentlich gebessert.