Erscheint Dienstag Donnerstag, LmnStag L,nd Lonntag mit der EratiS-Beilage »Der SonntagS- Gofi.'

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EinrückungSpreiS für Altensteig und nahe Umgebung bei einmaliger Ein­rückung 8 ^ bei mehrmol. je 6 ^ auswärts je ^ ^ die Ispaltige Zei le oder deren Raum.

Verwendbare Beiträge werden dank­bar angenommen.

Man abonniert auswärts aut dieses Blatt bei dm Kgl. Poüämtern und Postboten.

Dienstag, 5. Zutt.

Bekanntmachungen aller Art finden die erfolg­reichste Verbreitung.

1898.

- Amtliches.

Das Landwirtschaftliche Hauptfest findet am Mittwoch den 28. September ds. Js. auf dem Wasen in Cannstatt statt. DerStaats-Anz." Nr. 150 veröffentlicht die Bestimmungen, welche für die Pferde- und Rindvieh- Prämierungen maßgebend sind und werden die Interessenten auf dieselben aufmerksam gemacht.

Die niedere Dicnfiprüfung im Departement des Jmievn haben u. a. mit Eisolg bestanden: Kart Robert Schmidt. Holzbronn, OA. Calw; David Glauner. Freudenstadt; Paul Theodor Lchwarz, BaierS- bronn, OA. Freudenstadt: Alfred BLuchle. Unterreichenbach OA. Calw; Georg Reinbold. Psalzarafenweüei, OA. Freudenstaoi.

T<»ses->slitik.

Der Kaiser hat jetzt seine alljährliche Reise nach den nordischen Gefilden angetreten, nachdem sommerliche Stille in die deutsche Politik eingezogen ist. Vorher bat der Monarch den Kieler Regatten angewobnt, wobei zu seiner großen Freude seine RennyachtMeteor" neue Siege davon­getragen hat.

Als erste That des neuen italienischen Ministerpräsi­denten Pelloux ist ein Zirkular desselben an die Präfekten anzusehen, in welchem diesen die Pflicht auferlezt wird, über die genaue Beobachtung der Gesetze zu wachen, beständig mit Sorgfalt die Bedürfnisse der Bevölkerung zu studieren und der Regierung die Mittel vorzuschlagsn, um für dieselbe nach der Lage der einzelnen Provinzen Sorge zu tragen. Das Zirkular schärst die genaue Achtung und strenge An­wendung der verfassungsmäßigen und gesetzlichen Bestimmungen, Aufrechterhaltung der gesellschaftlichen Institutionen und der öffentlichen Ordnung ein. Das Zirkular sagt ferner, man müsse auch jeden Akt und jede Propaganda umstürzlerischen Charakters, in welcher Form diese auch immer zu tage treten mögen, und jeden Versuch, der Aufreizung zum Klassenhaß verhindern und wenn nötig, energisch unterdrücken.

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Wenn die Dreyfus-Affaire nicht wäre, dann gebe es kein vergnügteres Kabinett, als das in Frankreich, das aller Schwierigkeiten, die sich der Bildung und Vorstellung in ganz besonders hohem Maße entgegengestellt batten, schneller und leichter als es selbst erwarten konnte, Herr geworden ist. Aber das drohende Gespenst der Dreyfusinterpellation verscheucht ihm den Genuß des Daseins; hat doch der Ab­geordnete Berry an den Kriegsminister Cavaignac bereits ein Schreiben gerichtet, worin er an dessen Versicherung in einer Kammerverhandlung vor einem halben Jahre erinnerte, daß das Kriegsministerium ein Beweisdokument zur Aufklärung der Dreysussache besitze. Berry fordert nun die Vorlegung dieses Dokuments am nächsten Donnerstag. Das Kabinett ist angesichts dieser Forderung natürlich in tausend Nöten geraten; will es sich behaupten, muß es die Forderung ein­fach ablehnen, wodurch es sich natürlich erbitterte Gegner in den Kreisen schafft, aus denen es hervorgegangen. Die Berry'sche Forderung kann demgemäß leicht zu einem Fall­strick für Brisson und seine Kollegen werden, die vor näch­sten Donnerstag jedenfalls nicht aus der peinlichsten Un­gewißheit herauskommen.

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(Eine englische Demonstration in der Ostsee.) Nack englischen Mitteilungen wird im nächsten Monat eine große englische Flotte in die Ostsee gehen und die Häfen von Christiania, Kopenhagen und Stockholm besuchen. Es ver­lautet nichts darüber, daß die Flotte auch deutsche Häfen anlaufen soll; da sie aber durch den Belt gehen wird, ist wobl anzunehmen, daß sie nicht bei der Kieler Föhrde vorbei­laufen wird. Sicher ist, daß die Ostsee noch niemals eine so mächtige Flotte gesehen hat als diejenige, die England jetzt den Ostseemächten zeigen will. Die Flotte ist in ihrer Macht und Zahl so kolossal, daß ihr Erscheinen als eine Demonstration ersten Ranges wirken muß. Im ganzen wird sie der Voss. Ztg. zufolge 30 Schiffe zählen und sie wird jedenfalls in Skandinavien Eindruck machen in Peters­burg weniger.

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Kammer -er Abgeordnete«.

* Stuttgart, 2. Juli. (237. Sitzung.) Beratung der Anträge der Steuerkommission zu den abweichenden Be­schlüssen der Kammer der Standesherren über den Entwurf eines Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer-Gesetzes. Die Kommission befürwortet unter anderem zu Art. 75 der vom anderen Hause ausgesprochenen Erwartung, daß bei der periodischen Revision des Gebäudekatasters möglichst Bedacht darauf genommen werde, eine den thatsächlichen Verhält­nissen mehr entsprechende Besteuerung der Gebäude herbei- zuführen. In den meisten Punkten wird auch sonst den

Beschlüssen des anderen Hauses zugestimmt. In Art IVa wird vorgeschlagen, zu bestimmen, daß das gegenwärtige Gesetz gleichzeitig mit dem Einkommensteuergesetz in Wirk­samkeit treten soll. Die Giltigkeit des Gesetzes wird auf 6 Jahre begrenzt. Die Steuerbcrechnung soll das Grund­kataster mit einem Abzug vsn 20 pCt., das Gewerbekataster mit einem Abzug von 60 pCt. bei den Gewerbetreibenden, die ein Struerkapital bis zu 1000 Mk. versteuern, von 50 pCt. bei einem Steuerkapital von 10015000 Mk., von 40pCt. beiden übrigen Gewerbetreibenden zu Grunde gelegt werden. Finanzminister v. Zeyer spricht sich gegen die vorgeschlogene Befristung des Gesetzes aus, in 6 Jahren könne man die Wirkungen der Einkommensteuer noch nicht absehen. Die Regierung müsse sich freie Hand Vorbehalten für die End­ziele der Steuerreform. Ob dieses Endziel die Vermögens­steuer sein werde, könne er nicht sagen. Eine Befristung der Nebengesetze sei gar nicht nötig, die Steuerreform bleibe gewiß nicht stecken. Wie im anderen Haus gegen eine 9jährige Befristung, müsse er sich gegen die 6 jährige dieses Hauses wenden; wolle mun doch aber eine Befristung, so möge man die 9jährige wählen. Was die übrigen Be­stimmungen von Art. I'V'a culange. so könne die Regierung das Ende der Verhandlungen zwischen den beiden Häusern abwarten. Der jetzt von der Kommission gesuchte Weg sei geeignet, Verbesserungen des bisherigen Zustandes herbeizu- sühren. Berichterstatter Häh nie. Man könne sich auf 9 Jahre nicht binden. Man hätte eben ander Gewerbebetriebs­kapitalsteuer und an der Gemeindegewerbesteuer festhalten sollen. Die Stellung des Finanzministers zur Vermögens­steuer sei bedauerlich. Binz spricht für den Antrag der Kommission. Rembold: Die Bedenken gegen die Ge­werbebetriebskapitalsteuer seien so gewichtig, daß man aus dem gewonnenen Boden, aus dem die Kommission stehe, bleiben müsse. H a u ß ma n n - Balingen : Aus der Begründung des Finanzministers habe durchgeleuchtet, daß er ein wahr­scheinlicher Gegner der Vermögenssteuer sein werde. Der Zustand, die halbierten Ertragssteuern neben der Einkommen­steuer bestehen zu lassen, sei nicht thunlich. Er und seine Partei stehen auf dem Standpunkt des verstorbenen Finanz­ministers. Die heutige Erklärung des Frnanzministers lasse es geboten erscheinen, daß die Kammer es in der Hand be­halte, an der Ausbildung der Steuerreform mitzuwirken. Man möge daher möglichst einstimmig dem Antrag der Kommission zustimmen. Finanzminister v. Zeyer. Er habe sich nicht gegen noch für die Vermögenssteuer ausge­sprochen. Es sei daher seine heutige Erklärung kein Rück­zug, sein Amtsvorgänger habe sich nach keiner Richtung hin engagiert. Man habe thatsächlich für die Vermögenssteuer keinerlei animierenden Vorgänge. Er bleibe dabei, daß die Regierung freie Hand halten müsse. Haußmann - Balingen: Die Erklärung des Finanzministers bedeute wieder einen Schritt vorwärts. Der Finanzmimster möge die ihm von der ersten Kammer her anhaftende Abneigung gegen die Vermögenssteuer abstreifen. Die zeitliche Befristung des Gesetzes erscheine nunmehr doppelt nötig. Es wird hieraus der Artikel nach dem Vorschläge der Kommission mit großer Mehrheit angenommen. Nachdem auch Art. V angenommen war, wurde über das ganze Gesetz abgestimmt und dieses mit 65 gegen 10 Stimmen angenommen (dagegen die Ritter und der Abg. Storz.) Es folgt sodann die Beratung über den zurückgestellten Artikel 17 des Einkommensteuergesetzes. Die Kommission empfiehlt den Abs. 2 de« Art. in der Fassung anzunehmen: soll mehr als der volle Einheitssatz zur Er­hebung kommen, so bedarf es der Festsetzung des Steuer­satzes in besonderem Gesetz. Hiernach ist § 181 der Ver­fassungs-Urkunde abgeändert. Bezüglich des Abs. 1 wird Zustimmung zu dem Beschluß der 1 . Kammer beantragt. H a u ß m a n n-Balingen bittet, dem Anträge der Kommission zu Abs. 2 nicht zuzustimmen. Bisher sei die Feststellung des Steuerbedarfs im Etatsgesetz erfolgt, jetzt wolle die 1 . Kammer eine Einwirkung aus die Feststellung des Be­darfs nach oben. Dagegen sich zu wenden habe die Re- gierung wie dieses Haus allen Grund, vollends nach der Stellung der 1 . Kammer zur Versassungsrevision. (Leb­hafter Beifall.) Re mb old: So wie die Sache liege, sei der Abs. 2 für die 1 . Kammer die unerläßliche Be­dingung für das ganze Gesetz. Wenn man die Einkommen­steuer überhaupt wolle, müsse man dem Kommissions-Anträge beitreten. Gröber beleuchtet kurz die verfassungsrechtliche Seite der Frage. Man brauche ein neues Steuergesetz und das bekomme man nickt ohne den Abs. 2 . v. Hermann befürwortet den Kommissions-Antrag. Es werde gut sein, wenn die besitzenden Klassen später einen Rückhalt an der 1 . Kammer haben, den sie in diesem Hause und bei der Regierung, die ein Abklatsch der politischen Parteien sei, nicht mehr finden würden. Payer rügt als Präsident diesen Ausdruck. Haußm an n-Balingen: Derartige böse

Bemerkungen gegen die Regierung zu machen, sei gegen­wärtig eine Hauptbeschäftigung der Ritter. Daß die Re­gierung mit dem Lande in Fühlung bleibt und nickt fossil wird, sei ein Vorzug und das Zeichen eines konstitutionellen Regiments. (Bravo!) Noch nötiger als die Steuerreform sei die Verfassungsrevision. Wer die Versassungsrevision wolle, dürfe heute nicht nachgeben. Gröber: Er mache auf dieses Heute aufmerksam. Heute nicht, vielleicht aber morgen. Er habe nur den Wunsch, die Steuerreform zu verwirklichen, dafür sei er Referent, für die Verfassungs- resorm sei ein anderer Referent bestellt. Finanzminister v. Zeyer weist den Ausdruck des Abg. v. Hermann zurück. Zur Frage selbst habe die Regierung noch keine bestimmte Stellung, v. Hermann bemerkt, er habe eine künftige Regierung gemeint und nicht die gegenwärtige. Haust­ür a n n-Balingen und Gröber polemisieren noch kurz, hieraus wird Abs. 1 des Kommissionsantrages angenommen, Abs. 2, der eine Verfassungsänderung in sich schließt, wird mit 40 gegen 36 Stimmen in namentlicher Abstimmung abgelehnt.

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Altensteig, 4. Juli. Ueber die günstige Wirkung des Dipbtherie-Heilserums veröffentlicht der Leiter des Berliner Kaiser Friedrich Kinderkrankenhauses Prof. Baginsky in der Kli. Wchschr. eine sehr eingehende Statistik. Der Aufsatz ist eine Erwiderung auf jüngst vom Wiener Professor Kassowitz gegen die Serumbehandlung gerichtete Angriffe. Die Statistik giebt die Zahl der an Diphtherie gestorbenen Kinder während der letzten acht Jahre an; es starben nämlich im Jahre 1890 etwa über 50 Prozent, 1891: 33^/z vom Hundert, 1892: 36, 1893: 42 Prozent, im Jahre 1894, in dessen Verlauf das Heilserum zum ersten Male mit Unterbrechungen angewendet wurde, nur 27,7 Proz., und diese Zahl sank im nächsten Jahre aus 10,6, im Jahre 1896 auf 9 und im Jahre 1897 sogar auf 8^/2 v. H. Diese Ueberficht, welche so deutlich zu Gunsten der von Behring eingesührten Heilserumbehandlung spricht, ist um so beweis­kräftiger, als gerade in den letzten Jahren sich die Zahl der aufgenommenen Schwerkranken durchaus nicht vermindert hat. Ebenso unverkennbar erwies sich der Einfluß des Diphtherie- Heilserums auf die Zahl der Operationen, in der Serumzert gestaltete sich der klinische Verlaus der Krankheit so viel günstiger, daß in einer weitaus geringeren Zahl von Fällen als zuvor operativ eingeschritten werden mußte.

* Nagold, 1 . Juli. Mit dem heutigen Tage tritt hier Oberlehrer Dölker in den Ruhestand. Aus diesem Anlaß wurde gestern eine Schulfeier veranstaltet und dem verdienten Lehrer, der 27 Jahre lang hier gewirkt hat und durch seine Lehrbücher in weiteren Kreisen bekannt geworden ist. von Stadtschultheiß Brodbeck und Stadtpsarrer Meßner im Auftrag des Gemeinderats ein schönes Angebinde über­geben.

* Horb, 1 . Juli. Die mit dinglichem Recht aus­gestattete Gastwirtschaft zumSternen" hier ging in den letzten Tagen käuflich um die Summe von 25000 Mk. auf den Bäcker Kar! Hofmann von Stammheim, OA. Ludwigs­burg, über. Dasselbe Anwesen wurde im Jahre 1896 um 14000 und im Jahre 1897 um 17 000 Mark verkauft.

(Schw. B.)

* (Im Zeichen des Verkehrs.) Die Hofbuch- druckerei von Greiner u. Pfeiffer in Stuttgart verbreitet so­eben einen patentierten Blitzfahrplan für Württemberg, der einfach, zweckmäßig, handlich, mit einem Worte eine praktische Neuerung von verblüffender Einfachheit ist. Das Nach­schlagen sonst eine Qual, ist jetzt ein Vergnügen.

* Ulm. 1. Juli. Hoflieferant L. M. Bernheimer hier, Modewarengeschäft, hat für zwei seiner Söhne das große Herren- und Damenwäschegeschäft von Th. Mosse in Berlin gekauft. Er zahlt allein für die Firma (Fasson) 180000-A.

* Ellwangen, 1 . Juli. Gestern stand vor den Schranken des Schwurgerichts der am 29. Dezember v. I. wegen Unterschlagung im Amt und anderer Vergehen ver­haftete Stadtschultheiß Franz Heckmann von Neresheim. Eine sehr große Menge Neugieriger von hier und auswärts hatte sich zu dieser Verhandlung eingefunden, welche un­unterbrochen von 9 Uhr morgens bis 4 Uhr nachmittags währte. Die Unterschlagung anvertrauter Gelder beläuft sich auf ca. 30000 Mark, sonstige Schulden außerdem 40000 Mk. Der Angeklagte war geständig und er wurde unter Ausschluß mildernder Umstände zu 6 Jahren Zucht­haus, 6 jähr. Ehrverlust und 300 Mark Geldstrafe verurteilt. Der Staatsanwalt hatte 8 Jahre Zuchthaus beantragt. Die Gläubiger, durchweg in sehr bescheidenen Verhältnissen stehende Leute, erhalten höchstens 5°/o ihrer Forderungen. Ebenso wendet sich seinen hochbetagten hier in Ellwangen lebenden Eltern das allgemeine Bedauern zu.