vollständiger Ansrüstung aufgehoben. Zwei Falsch- - münzer wurden m Mainz bei Ausgabe falscher fünf- j Markstücke verhaftet. Ein dritter wird noch gesucht.
* Berlin, 3. April. Wie die „Nationalztg." hört, soll vom 1. Oktober ab an den preußischen medizinischen Instituten die Bestimmung in Kraft treten, daß der medizinische Doktortitrl erst nach bestandener ärztlicher Staatsprüfung erlangt werden kann.
* Hamburg, 4. April. Die Hamburger Nachrichten veröffentlichen folgendes Dankschreiben: Zu meinem Geburtstag sind mir vom In- und Ausland« so viele Begrüßungen zugegangen, daß ich, auch wenn ich mich voller Gesundheit erfreute, doch nicht im stände sein würde, jedem einzeln meinen herzlich empfundenen Dank auszusprechen. Ich hoffe aber, daß meine Freunde, die in diesen Tagen meiner wohlwollend gedacht haben, es mir nicht verdenken werden, wenn ich sie auf diesem Wege bitte, meinen verbindlichsten Dank für ihre Glückwünsche freundlichst entgegenzunehmen. v. Bismarck.
* Straßburg i. E., 5. April. Gestern abend 6 Uhr stieg in Straßburg der Registrierballon „Langen- bürg" auf und verschwand in osrnordöstlicher Richtung in den Wolken. Der Finder des BallonS, welcher die Instrumente, ohne sie zu berühren, in dem Schutzkorbe beläßt und diesen sorgfältig aufdewahrt erhält 50 Mk.
Ausländisch--.
* Wien, 4. April. Die Forderungen der Marineverwaltung wegen Ausgestaltung der Kriegsflotte stießen auf Widerspruch der beiderseitigen Finanz- minister und werden eine Einschränkung erfahren.
* Rom, 4. April. In den letzten Tagen herrschte im Vatikan eine große diplomatische Bewegung. Der preußische Gesandte besuchte den Vatikan auch an Tagen, wo kein offizieller Empfang stattfindet. Von kompetenter Seite wird mitgeteilt, es sei sehr wahrscheinlich, daß Deutschland den Papst um eine Intervention anging. Kaiser Wilhelms Streben, das monarchische Prinzip zu stärken, sei zu bekannt, daß er nicht suchen sollte, ein Mitglied des eng befreundeten österreichischen Kaiserhauses vor den Folgen eines unglücklichen Krieges zu behüten. In Frankreich herrschen zwei Richtungen; die eine möchte aus dem Sturz der spanischen Monarchie politischen Vorteil ziehen, die andere wünsche den Krieg zu vermeiden aus Furcht vor finanziellen Nachteilen.
* Paris, 5. April. Die „Agence Havas" meldet aus Shanghai, daß Frankreich in den letzten Tagen sämtliche China abverlangten Compensationen erlangt habe.
* Paris, 5. April. Der Siöcle behauptet, der frühere deutsche Militärattache v. Schwarzkoppen habe bei seiner Abberufung geäußert, von Esterhazy seien ihm insgesamt 162 Mitteilungen geliefert worden, darunter auch diejenigen, welche in dem Dreyfus zugeschriebenen Begleitschreiben aufgezählt sind. Oberst v. Schwarzkoppen habe dem Grafen Münster den Namen Esterhazy nicht genannt, sondern nur erklärt, daß er mit Dreyfus nicht in Beziehungen stehe. Am 16. Oktober 1897, als in der Dreyfussache der Name Esterhazy genannt wurde, sei letzterer zu Schwarzkoppen gekommen und habe gedroht, sich zu erschießen, falls der Militärattache nicht der Frau Dreyfus gegenüber erkläre, daß Dreyfus sein Agent gewesen. Schwarzkoppen habe aber nur Geheimhaltung versprochen. Bald darauf sei Esterhazy ganz beruhigt zu Schwarzkoppen zurückgekehrt mit der Angabe, er habe ein Schriftstück erhalten, das ihn decke.
* Das französische Kriegsgericht wird nach Pariser Berichten die Einbringung einer Klage gegen Zola voraussichtlich ablehnen; es teilt offenbar die Ansicht der Pariser Presse, daß auch nach der Aufhebung des schwurgerichtlichen Urteils die moralische Verurteilung Zolas bestehen bleibe. Der Matin spricht sich dahin aus, im Falle eines neuen Prozesses sei es beinahe sicher, daß der ganze Dreyfus-Prozeß aufgerollt würde und daß „man" alsdann Verhandlungen zu befürchten hätte, die für die allgemeine Sicherheit noch gefährlicher wären als die ersten.
* London, 4. April. England wird von Weihaiwei Besitz ergreifen, sobald China im nächsten Monat den Restbetrag der Kriegsentschädigung bezahlt und Japan Weihaiwei geräumt hat. Die pachtweise Abtretung erfolgt mit Zustimmung Japans, mit dem zuvor eine Vereinbarung abgeschlossen worden ist.
* London, 4. April. Die „Daily Mail" will wissen, daß Weihaiwei an England abgetreten sei und zwar auf dieselbe Zeit und unter denselben Bedingungen, wie Port Arthur an Rußland.
* London, 4. April. Die „Times" sagt in einer Besprechung, Weihaiwei sei geringer an Wert las Kiaotschau und Port Arthur. Der ganze Nutzen des Besitzes von Weihaiwei liege darin, daß es Eng
land in den Stand setze, auf die Regierung in Peking einen Druck auszuüben.
* London, 4. April. Reuters Bureau meldet aus Tientsin: In der chinesischen Admiralität herrscht lebhafte Thätigkeit. Die Chinesen beklagen sich, keinen Hafen zu haben für 5 neue Schiffe, welche in diesem Sommer eintreffen, wenn Weihaiwei nicht geräumt würde. Eine große Anzahl in Port Arthur entlassener chinesischer Arbeiter ist gestern Abend in Taku eingetroffen. Ein Mitglied höheren Ranges des Censoren- amtes richtete einen Appell an den Kaiser von China, in welchem er das ganze Tsung-li-Aamen anklagt, mit russischen Geldern bestochen zu sein. Die Summe übersteige 10 Millionen Taels. Li-bung-tschang habe allein 1^/2 Millionen bekommen. Der Censor fügte hinzu, er verlange eine Untersuchung und erbiete sich an, sich enthaupten zu lassen, wenn Li-hung-tschang seine Unschuld beweisen könne; dagegen verlange er, daß Li-hung-tschang geköpft werde, wenn dessen Schuld bewiesen würde.
* London, 4. April. Nach einer Meldung des „Daily Chronicle" aus Washington haben Vertreter europäischer Mächte dort angedeutet, daß sie vermitteln möchten, Mac Kinley habe sich aber ganz ablehnend verhalten.
* Madrid, 4. April. Der päpstliche Nuntius übergab der Königin ein Telegramm des Papstes, welches sofort an den Ministerrot mitgeteilt wurde. Der Papst sagt in demselben, er sei entschlossen, in der kubanischen Frage seine Vermittlung anzubieten, wenn die Vermittlung von Spanien angenommen würde. Er fügt hinzu, als Vater aller Gläubigen könne er nicht intervenieren, wenn das Blutvergießen unter denjenigen, welche die Kinder Gottes sind, nicht aufhöre. Er verlangt die Einstellung der Feindseligkeiten auf Cuba. Die spanische Regierung beschloß unter Vorbehalt, das Anerbieten des Papstes anzunehmen. Die Antwort ist unverzüglich nach Rom abgegangen.
* Madrid, 4. April. Etwa 4000 Personen veranstalteten gestern nachmittag eine Kundgebung. Sie begaben sich vor das Hotel des Ministerprästventen, wo eine Abordnung derselben von dem Minister des Innern an Stelle des leichterkranktenMinisterpräsioenten empfangen wurde. Die Abordnung überreichte eine Petition, in welcher die Revision des Prozesses gegen die Anarchisten von Montjuich, die obligatorische Militärdienstpflicht und die freie Einfuhr von Getreide verlangt wird. Der Minister lobte die Manifestanten wegen ihrer Ruhe und versicherte, daß die Regierung mit der öffentlichen Meinung gehen wolle; aber ihre Forderungen seien zu ernst, um sie sofort beantworten zu können. Die Teilnehmer an der Kundgebung zerstreuten sich hierauf ohne Zwischenfall.
* Es wäre das Beste, Spanien würde Kuba verkaufen, andernfalls wird es sich schwächen bis zum Bankrott. Der spanische Nationalstolz will aber von einem Verzicht oder Verkauf nichts wissen. Es handelt nach berühmten Mustern. Seit 1859—60 war es jedem verständigen Menschen in Oestreich vollkommen klar, daß Venetien nicht zu behaupten sei. trotzdem hat man den Gedanken eines Verkaufs dort avge- lehnt und 1866 lieber den Doppelkrieg geführt, der den Habsburgern die Stellung in Deutschland kostete und der Ausgangspunkt aller östreichischen inneren Verwicklungen wurde. Daß an Kuba ein großartiger „Schnitt" zu machen wäre, steht wohl außer Frage. Die Insel hat einen Flächeninhalt von 180 000 Quadratkilometer, ist also fast achtmal so groß als das Großherzogtum Baden. Bewohnt ist sie allerdings nur von etwa 2^/4 Millionen Einwohnern, von denen rund 1 Million Spanier, über 14/r Million Mulatten und Neger, der Rest Kulis und andere Ausländer sind. Die Eingeborenen sind etwa hundert Jahr nach der Entdeckung und Besitzergreifung durch die Spanier von diesen vollständig auSgerottet worden. Kuba ist nach doppelter Richtung hin für Spanien stets ein hochwertvoller Besitz gewesen. Die Einfuhr der Insel betrug im Jahresdurchschnitt 140 bis 150 Mill. Gulden, die Ausfuhr etwa 220 Mill. Gulden. Die Einfuhr umfaßt die gewöhnlichen Jndustrialien, bei der Ausfuhr steht in erster Reihe der Zucker, in zweiter Tabak und Kaffee, dann fertige Cigarren und Cigaretten, sowie kostbare Hölzer und Kupfer. Die Insel erzeugt alle Tropenprodutte und diese von der allerbesten Qualität. Speziell der Tabak ist anerkannt der beste der Welt. Der Schiffsverkehr ist der Lebhaftigkeit des Handels entsprechend ein sehr bedeutender. In den wichtigsten Häsen, den von Havanna selbst, laufen im Jahresdurchschnitte 1000 Schiffe ein mit rund I V 4 Million Tonnengehalt, wovon der spanische Ge- halt nahezu die Hälfte ausmacht. Die Insel hat ca. 1800 Kilometer Eisenbahnen und Telegraphen in der Länge von etwa 3800 Kilometern. Das Straßennetz ist ziemlich vollständig, aber in schlechtem Stande. Nicht infolge eines Gesetzes, sondern einfach infolge
eines Mißbrauches wurden alle höheren Beamtenstellen nur an Spanier aus dem Mutterlande verliehen. Die aus dem Mutterlande herübergeschickten Beamten aber haben sich zum großen Teil als wahre Blutsauger und Erpresser gezeigt, von denen die meisten nur den einen Gedanken haben, so rasch als möglich Geld zu machen und dann wieder nach der Heimat zurückzukehren. Man kann sich darnach ungefähr eine Vorstellung von den Verwaltungs- und Justizzustän^en auf der Insel machen. Von seinem einstigen großen, amerikanischen Kolonialreiche besitzt Spanien heute außer Kuba nur noch die Insel Puer- torico, die viel kleiner, aber viel dichter bevölkert ist, als Kuba. Puertorico hat nicht ganz 10,000 Quadratkilometer, d. h. es ist etwa ^/z so groß wie Baden und hat über 800000 Einwohner. In Kuba kommen auf den Quadratkilometer 14 Einwohner, in Puertorico 86 . Der Handel dieser Insel macht in der Ausfuhr etwa 40, in der Einfuhr etwa 43 bis 44 Mill. Gulden jährlich aus. Hauptansfuhrartikel ist in erster Linie Kaffee, in zweiter Zucker und erst in dritter Linie Tabak. Von der Einfuhr kommt etwa ein Drittel aus Spanien, von der Ausfuhr geht etwa ein Fünftel dorthin. Würde Kuba verloren gehen, so könnte das kleine Puertorico nicht behauptet werden. Um so mehr aber muß man annehmen, daß Spanien alles daran setzen wird, sich Kuba zu erhalten. Es fragt sich nun. was zäher ist, das stolze spanische Bemühen oder die amerikanische Spekulation.
-- Handel und Bekehr.
* Heilbronn, 1 . April. Die Zufuhren zum letzten Ledermarkt waren um ca. 100 Zentner schwächer als am Februarmarkt, was seinen Grund darin findet, daß vor dem Markt von Lederhändlern auf den Produktionsplätzen vieles aufgekaust wurde. Der Verkauf ging rasch von statten, so daß bis Mittag bis auf wenige kleine Reste alles verkauft war.
Neueste Nachrichten.
* Leipzig, 5. April. Die Revision TrojanS gegen seine Verurteilung wegen Majestätsbeleidigung durch die bekannte Veröffentlichung im „Kladderadatsch" wurde verworfen. Trojan muß also die gegen ihn erkannte Strafe von 2 Monaten abbüßen.
* Leipzig, 5. April. Wie das „Tageblatt" vernimmt, ist gegen den aus Edenkoben in Bayern gebürtigen 30jährigen Schriftsteller M. Minster die reichsgerichtliche Voruntersuchung wegen Verrats militärischer Geheimnisse eingeleitet worden.
* Wien, 5. April. Die Marineleitung beansprucht für den Ausbau der Flotte einen Kredit von 55 Millionen, welcher auf 10 Jahre verteilt wird. Außerdem soll die bisherige Steigerung des normalen Marine-Budgets um jährlich fl. 500,000 beibehalten werden. Nach der „Neuen Freien Presse" will der neue Flottenplan den Stand der Kriegsmarine auf 15 Schlachtschiffe, 14 Kreuzer, 15 Torpedofadrzeuge und 90 Torpedoboote bringen.
* New-Aork, 5. April. Dem „Journal" wird aus Havanna gemeldet: Generalkonsul Lee habe allen dort wohnenden Angehörigen der Vereinigten Staaten bekannt gegeben, sie müßten bereit sein, Cuba noch heute zu verlassen. — Die „Post" schreibt, Spanien werde noch 48 Stunden alle Forderungen Amerikas bewilligen müssen.
*New-Aork, 5. April. Die Abteilung des Marineamtes für Hilfskreuzer hat auf Anordnung des Marineamtes 10 Küsten-Schiffe angekauft, welche als Hilfsschiffe dienen sollen.
* New-Iork, 5. April. Der „Post" wird aus Washington gemeldet: Die Botschaft des Präsidenten Mac Kinley werde darlegen, Spanien habe seine vollkommene Unfähigkeit zu regieren bewiesen. Der amerikanische Handel habe Schaden erlitten. Die Existenz amerikanischer Besitzungen werde durch die gegenwärtigen Zustände gefährdet. Die Botschaft mache Spanien für den Unfall der „Maine" verantwortlich. Sie mache zwar keinen direkten Vorschlag, aber gebe deutlich der Ansicht Ausdruck, daß eine bewaffnete Intervention die Ordnung und den Frieden wiederherstellen werde. Die Botschaft empfehle nicht die Anerkennung der Unabhängigkeit Cuba's. da die Aufständischen keine angemessene Regierungsform eingesetzt hätten. Die Botschaft, welche gleichbedeutend mit einer Kriegserklärung sei, erkläre, die Vereinigten Staaten werden alle weiteren Verhandlungen einstellen nnd keine Vermittlung annehmen.
* In Mexiko sollen Doll. 10,000,000 zu einem spanischen Kriegsfonds gezeichnet sein. Viele Mexikaner bieten sich der spanischen Gesandtschaft in der Stadt Mexiko und den spanischen Konsulaten im Lande als Freiwillige an. Auch auf spanischer Seite wird energisch gerüstet, aber in den spanischen Blättern ist von den Kriegsvorbereitungen nicht so viel die Rede, wie in den amerikanischen.
Veramwortlicher Medalleur: W. Mieter, Altenst-ig.