fordert, da es galt, fünfhundert äußerst lichtschwache Platten zu vollkommener Deckung zu bringen. AlsAnhalt dienten jedesmal die scharfen Kraderränder der Berge Cleo- medes, Copernicus, Gastendi und Furnerius. Nach mannigfachen vergeblichen Mühen erlangte ich endlich auf der Tafel eine photographische Kopie, die die Anwendung des Mikroskopes gestattete. Sogleich aber zeigte sich der Lohn meiner Mühen in überraschender Weise. Jene als „Moore" bezeichneten grauen Stellen auf der Mondoberfläche lösten sich in zahllose Punkte auf. Und diese Punkte reihten sich zu vollständig mathematischem System aneinander, zu aneinandergeschobenen gleichseitigen Dreiecken, die gleichmäßige Zwischenräume trennten. Je drei zusammengesügte Dreiecke wurden wieder durch größere Zwischenräume getrennt, so daß sich ein System von Haupt- und Nebenstraßen herausstellte, ähnlich dem unserer amerikanischen Städte, nur auf ein Dreistrahlensystem bezogen, dessen Vorzüge für den Verkehr allerdings einer so alten Kultur, wie die auf dem alten Monde sein muß, nicht verborgen bleiben konnte. Daß es sich hier um Gebilde von vernunftbegabten Wesen und nicht etwa um irgend welche Kristallisationserscheinungen handelt, geht einmal daraus hervor, daß in gewissen Zwischenräumen Dreiecke und Sechsecke als Plätze ausgespart sind, daß zweitens die Punkte längs der Hauptstrahlen von wahrnehmbar erheblicherer Größe sind und daß endlich an den äußeren Umgrenzungen und bei den Bodenerhebungen innerhalb der Meere, so namentlich im Nars Larsnitatis und imAmrsRudium, die Punkte sich ganz nach Art einer Vorortbebauung verlieren. Erstaunlich ist die ungeheure Ausdehnung dieser Bebauung, die alles auf Erden nur Denkbare weit in den Schatten stellt und vor Allem die Frage wachruft, wie eine so ungeheure Bevölkerung sich ernährt. Noch ist es nicht möglich gewesen, die Gestalt der Behausungen näher aufzuklären, deren Größe man auf etwa 30 bis 100 Meter schätzen muß. Die Dreieckssysteme sind ebenfalls von verschiedener Größe, so daß man etwa an verschiedene Nationen denken muß; im Nurs Rubium bauen die Seleniten mit einer Einheit von rund 300 Meter, im Oesauus Lroosllurum von etwa 500 Meter, in dem Linus Iriäum gar von rund 800 Meter Seitenlänge. Ob diese Entdeckung, welche eigentlich nur der Phantasie neuen Antrieb zu zahllosen Konjekturen giebt, ohne uns Bestimmteres zu sagen, bei einer weiteren Verfolgung des eingeschlagenen Weges noch neue Aufschlüsse geben wird? Ob wir die fortschreitende Bauthätigksit der Seleniten werden verfolgen können? Ob wir zwischen ihren anscheinend kreisförmigen Behausungen Gebilde werden erkennen können, die an irdische Gärten erinnern, ob wir an eine Ernährung aus dem Mondinneren heraus werden denken
müssen?-Alle diese Fragen drängen sich schier
atembenehmend uns aus; ob sie aber jemals gelöst werden? Trotzdem: menschliche Wissenschaft ist unzweifelhaft um einen großen Schritt weitergekommen!"
-u. Nagold, 2. April. In dieser Woche fand die Anstellungsprüfung der ältesten Zöglinge des hiesigen Seminars statt. Den Schluß derselben bildete gestern abend ein nach Auswahl und Durchführung der Tonwerke gleich gut gelungenes Konzert. Insbesondere war die Wiedergabe von Schillers Lied von der Glocke, von Romberg in Musik gesetzt, eine tüchtige
Leistung, die dem hiesigen Seminar und vor allem dem Musikoberlehrer Hegele zur hohen Ehre gereicht. Dankbar erwiesen sich die zahlreichen Besucher des Konzerts auch für die weiteren durchaus gelungenen Orchester-, Orgel-, Klavier- und Gesangsvorträge.
* Calw, 2. April. Gestern nacht wurde auf dem Bahnhof ein Einbruch versucht. Der Einbrecher hatte an der Billetkasse zwei Fenster eingedrückt. Er wurde durch den Nachtwächter verscheucht und verfolgt, konnte aber nicht festgenommen werden.
* Stuttgart, 2. April. Das Schwurgericht verurteilte heute nach viertägiger Verhandlung den Goldarbeiter Eberhard Friedrich Fauser von Feuerbach wegen Verbrechens des Vatermordrs zum Tode.
* Stuttgart, 1. April. Zu Nutz und Frommen der Radfahrer, welche mit Eintritt der guten Jahreszeit wieder beginnen, landauf landab die Straßen zu beleben, weisen wir auf ein in der Schlußinstanz vor einiger Zeit vom hiesigen Oberlandesgericht ergangenes Urteil hin. Nach demselben wurde ein Radfahrer, namens G., der in der Pragstraße zu Cannstatt einen Mann überfahren hatte, wobei dieser solche Verletzungen davontrug, daß er starb, zum lebenslänglichen Unterhalt der Hinterbliebenen des Verunglückten verurteilt.
(Schw. B.)
* Die ziemlich zahlreichen Beförderungen im Post- und Eisenbahndienst, die im „Staatsanzeiger" veröffentlicht wurden, sind auf den voriges Jahr verabschiedeten Etat pro 1897/99 zurückzuführen. Nach demselben wird die Zahl der Postmeister und Postsekretäre von 564 auf 574, der Postasistenten von 150 auf 190, der Eisenbahnsekretäre rc. von 271 auf 283 und der Eisenbohnassistenten von 137 auf 155, je für 1898/99 erhöht.
* Mehrstetten, 1. April. „Alter schützt vor Thorheit nicht!" Die Wahrheit dieses Satzes mußte wohl zu seinem Schaden dieser Tage ein Geschäftsreisender dessen Persönlichkeit festgestellt ist, an sich selbst erfahren. Derselbe hat nämlich „weil es so nett sei, wenn es so prassle" an verschiedenen Stellen in dem sogenannten Buchthal das dürre Gras und Wachholderbüsche angezündet. Auf einmal ging das Feuer weiter als er vermutet hatte. Zufällig in der Nähe arbeitende Leute kamen ihm, der sich selbst leb- Haft bemühte das Feuer zu löschen, zu Hilfe. Als jedoch das Feuer immer weiter um sich griff, ließ er alles im Stich und lief davon. Ungefähr ein Morgen Wald ist abgebrannt.
* Friedrichsruh, 1. April. Fürst Bismarck nahm abends an der Festtafel Teil. Den vom Kaiser geschenkten Stock mit goldner Krücke nahm der Fürst sofort beim Verlassen des Zimmers in Gebrauch. Bei der Tafel brachte Fürst Bismarck ein Hoch auf den Kaiser aus, worauf Graf Henckel von Donnersmarck den Fürsten hochleben ließ. Der Fürst befand sich in sehr guter Stimmung.
* (Verschiedenes.) Bei der Leichenschau eines kürzlich verstorbenen drei Monate alten Kindes der Witwe K. in Zuffenhausen entdeckte der Arzt größere Brandwunden an der Leiche, welche allem Anscheine nach von einer zu heißen Bettflasche herrühren. Es wurde gerichtliche Untersuchung eingeleitet, ob fahrlässige Tötung durch die Mutter vorliegt, oder inwieweit dieselbe eine Schuld trifft. — In Hülben,
OA. Urach, sind in den letzten Tagen zwei Einwohnern Obstbäume durch Absägen zerstört worden, wodurch denselben ein Schaden von über 200 Mark zugefügt worden ist. — In Wangen fiel ein Gast in einer Wirtschaft so unglücklich die Stiege herunter, daß er nach einigen Stunden seinen Geist aufgab. — Die Stadt Cannstatt beabsichtigt ein neues Anlehen im Betrag von zwei Millionen Mark aufzunehmen, um die Kosten für Kanalisationsarbeiten, Schulhauserweiterungen, Erbauung städtischer Kanzleien, die Einrichtungskosten für die pneumatische Abortentleerung rc. zu bestreiten. — Der Mahl st etter Bierstreik hat ein rasches Ende gefunden, sofern sämtliche drei Wirte daselbst den gewiß nicht ungerechtfertigten Wünschen des Publikums Rechnung tragend sich das Halbliterglas beigelegt haben — in „gescheidheitlicher Hinsicht" das Beste. Die Kapitulation und der Friedensschluß soll mit einem guten Trünke besiegelt worden sein. Wenn es doch gelänge, die widerhaarigen „Kubaner" auch auf solche Weise zur Kapitulation zu zwingen. — In Emerkingen, OA. Riedlingen, fiel einem Maurer von Langenenslingen so unglücklich ein Balken auf den Kopf, daß der Mann augenblicklich verschied.
* In Radolfzell wurde vom Bürgerausschuß einstimmig die Erbauung einer 1000 Stück Vieh fassenden Viehmarkthalle für den Zentralmarkt der ober- badischen Zuchtgenossenschaften genehmigt. Die auf 60000 Mark berechneten Kosten werden der Staat, die Stadt, die Kreise Konstanz, Villingen, Waldshut und der Verband der oberbadischen Zuchtgenossenschaften tragen.
* (Ein reicher Kindersegen.) Die Frau eines armen Taglöhners in Klein bard au bei Leipzig beschenkte im vorigen Jahr ihren Mann mit Zwillingen. Der Mann seufzte über diesen Segen, jetzt aber will er sich die Haare ausraufen, denn seine Frau beschenkte ihn vor einigen Tagen mit Drillingen, 3 Buben, die die beste Absicht bekunden, am Leben zu bleiben.
* Berlin, 2. April. Dem „Vorwärts" zufolge hat sich Eleonore Aveling, Karl Marx's Tochter, gestern in London vergiftet. Die Motive sind noch unbekannt.
2 Der Bundesrat hat in seiner letzten Sitzung dem Gesetzentwurf betr. die anderweite Festsetzung des Gesamtkoniingents der Brennereien in der Form der Reichstagsbeschlüsse die Zustimmung erteilt; ebenso dem Antrag der Reichstagsabgeordneten v. Levetzow u. Gen. wegen Errichtung eines Standbildes für den Kaiser Friedrich, dem Gesetzentwurf betr. die deutsche Flotte, endlich dem Gesetzentwurf betr. Elfaß-Lothringen über die Presse, womit zugleich der Reichstagsbeschluß wegen Einführung des Reichsgesetzes für die Presse in Elsaß- Lothringen für erledigt erklärt wurde.
* Für ein harmloses Liedchen mußte in Elberfeld ein junger Mensch mit dem Tode büßen. Der dort in einer Schlosserei beschäftigte 17jährige Lehrling hatte das Liedchen „Mein Herz ist wie ein Bienenhaus" bei der Arbeit vor sich hin gesungen. Darüber wurde der Geselle Wirths so empört, daß er ein Stück Eisen ergriff und damit nach dem jungen Menschen warf. An den Kopf getroffen, fiel er bald bewußtlos zu Boden. Es stellte sich heraus, daß er eine Gehirnerschütterung erlitten hatte und man schaffte ihn des-
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Sie bat Nelly, Sir Gordon die Fortschritte der Handwerker beim Bau der Bübne zu zeigen. Er folgte ihrem Wunsche, aber beim Verlassen des Zimmers warf er ihr einen Blick zu, der deutlich sagte, „du entgehst mir heute nicht, du mußt mich anhören."
Bis zum Frühstück zog Leonie sich ganz in ihre Gemächer zurück und als nach demselben Besuch gemeldet wurde, empfing sie die Gäste, forderte sie zum Verweilen auf und zeigte ihre Gewächshäuser, bis Sir Gordon fast die Geduld verlor. Die Mittagsglocke ertönte und noch hatte er keine Gelegenheit gehabt, mit ihr zu sprechen.
Als er ihr den Arm bot, um sie zu Tische zu führen, sagte er:
„Bitte Lady Charnleigh, denken Sie daran, daß Sie mir eine kurze Unterredung versprochen haben, Sie dürfen es nicht vergessen."
Und wieder wartete er geduldig während des ihm endlos erscheinenden Essens. In seinem ganzen Leben vergaß er nicht, wie schön Leonie aussah. Sie hörte ihn me an, wenn er mit ihr sprach, nur ein holdes Erröten flog über ihr Gesicht, auch redete sie ihn nie unaufgefordert an, aber er war seiner Sache ganz sicher. Ihr schüchternes, zurückhaltendes Wesen erhöhte ihre Anmut.
Endlich wurde die Tafel aufgehoben, und Sir Gordon trat zu Lady Charnleigh. „Der Abend ist schön," sagte er, „und die Vögel singen so lieblich, wollen wir nicht einen Gang durch die Anlagen machen?"
„Ja, gern," antwortete sie, „kommst du mit uns, Nelly?"
Miß Day, die nichts von Sir Gordons Plänen wußte, war bereit, aber dieser ging jetzt entschlossen auf sein Ziel zu, Leonie sollte ihn nicht länger Hinhalten.
Er wandte sich an Nelly und sagte: „Bitte, Miß Day, erfüllen Sie Lady Charnleighs Wunsch nicht. Ich möchte sie allein sprechen."
Nelly lachte. „Dann bleibe ich natürlich hier, Sir Gordon," sagte sie, „ich will mich nicht aufdrängen, wo ich überflüssig bin."
Darauf trat Leonie an der Seite ihres Gastes in den Garten. Beide gingen lange schweigend nebeneinander, bis sie sich weit vom Schlosse entfernt hatten.
Plötzlich rief Sir Gordon aus: „Wie hart und grausam sind Sie, Lady Charnleigh ! Sie müssen doch schon lange gemerkt haben, wie sehr sich mein Herz danach sehnt, Ihnen zu sagen, daß ich Sie über alles liebe. Aber Sie sind mir ausgewichen, Sie haben mich gequält und müssen jetzt doppelt freundlich sein." Er nahm ihre Hand in die seine, und sie entzog sie ihm nicht. „O Leonie," sagte er, „es ist schwer, Worte zu finden, wenn das Herz so voll ist!"
Sie antwortete nicht, und er fuhr fort: „Ich muß es jetzt endlich aussprechen, daß ich Sie vom ersten Augenblick an, wo ich Sie sah, geliebt habe, mit einer Liebe, die so stark, so mächtig ist, daß sie mein ganzes Leben ausfüllt. Es mag kühn sein, das zu sagen, wenn so manche edlere und bessere Männer um Sie geworben haben, aber heißer und treuer kann keiner Sie lieben. Wollen Sie mir Ihr Leben und ! Ihr Glück anvertrauen?
Jedes Wort von Walter Gordon schlug wie süße Musik an Leonics Ohr, ihr Herz war bewegt, aber kein Wort kam über ihre Lippen.
Walter Gordon beugte sich vor, um ihr ins Antlitz zu schauen, aber sie hatte sich abgewandt. Er sollte nicht sehen, welches Glück darauf ausgeprägt war.
„Ich wollte," begann er von neuem, „daß Sie nicht so reich wären, ich möchte Ihnen alles sein, alles geben. Ich möchte, daß Hindernisse uns entgegenständen, damit meine Liebe sie überwinden könnte. Leonie, sage mir doch nur ein einziges Wort."
Das liebliche Gesicht wandte sich ihm zu.
„Haben Sie mich wirklich von Herzen lieb?" fragte sie leise.
„Mehr als mein Leben, Gesiebte, aber es ist mir nicht gegeben, meinen Gefühlen Worte zu leihen, sie sind zu mächtig. Ich kann nur immer wieder sagen, daß ich Sie mehr liebe, als alles auf der Welt, und Sie bitten, mir auch ein wenig gut zu sein. Wollen Sie das, Leonie?"
„Ich habe so viele Fehler," erwiderte das junge Mädchen. „Sie halten mich für besser, als ich bin, ich könnte Sie enttäuschen."
„Das dürfen Sie nicht fürchten, ich liebe Sie so, gerade so wie Sie sind."
„Sie kennen mich eben nicht, ich bin so weltlich, ich kann nicht ohne Reichtum, Luxus und Vergnügen leben und könnte sie nie entbehren."
„Wenn Sie mich nur lieb haben," sagte Sir Gordon, „die Fehler, die Sie nennen, sind sehr verzeihlich, wenn man so jung und schön ist, wie Sie." (Forts, folgt.)
ff Hl