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^ Württsmbergischer Landtag
Kammer der Abgeordneten.
* Stuttgart,!. April. (195. Sitzung.) Tages- Ordnung: Gesetzentwurf betr. Aenderung des Landtagswahlgesetzes. Durch den Gesetzentwurf werden die Art. 4, 13, 14, 16 bis 18 und 18 b des Wahlgesetzes vom 16. Juni 1882 aufgehoben, bezw. ersetzt. Nach langer Debatte beschloß die Kammer die amtliche Aufnahme sämtlicher Wahlberechtigten in die Wählerlisten auch ohne die seither vorgeschriebene Anmeldung auch derjenigen Wahlberechtigten, die keinerlei direkte Steuern bezahlen. Die Abstimmung wird so geregelt, daß, wer um 7 Uhr im Wahllokal ist, noch zur Abstimmung zugelassen werden muß. Angenommen wird ferner, die Wiedereinführung der amtlichen Wahlcouverts und die Erstellung eines Jsolierraums für die Wähler. Das Haus beendigte ziemlich rasch die Beratung des Gesetzes.
* Stuttgart, 2. April. (196. Sitzung.) Beratung des Gesetzentwurfes über die Wahl der Abgeordneten der Kreise für den Landtag. (Proporz.) Art. 1 des Entwurfs (Feststellung des Grundsatzes von Verhältniswahlen für die Abgeordneten der Kreise) wird ohne Debatte angenommen. Art. 2 enthält die Bestimmung des Tages der Wahl (nach dem Regierungsentwurf frühestens 20 Tage nach den allgemeinen Landlagswahlen, nach dem Kommissionsvorschlag am gleichen Tage, wie die allgemeinen Landtagswahlen). Berichterstatter Nieder (Z.) empfiehlt den Kommissionsantrag. Sachs (D. P.) spricht sich für Herstellung des Regierungsentwurfes aus, die er auch beantragt. Er weist auf verschiedene Uebelstände hin, die sich aus der Zusammenlegung von Bezirks- und Kreiswahlen auf einen Tag ergeben würden, der Charakter der Bezirkswahlen würde entschieden leiden. Auch wahltechnische Gründe sprächen dagegen. Er werde gegen das Gesetz stimmen, wenn die beiden
Wahlen zusammengelegt würden. Rembold (Z.): Die Gründe, die gegen ein Auseinanderlegen sprechen, seien weit überwiegend. Ein Auseinanderlegen der beiden Wahlen würde bei den Kreiswahlen eine Benachteiligung der Landbevölkerung gegenüber der städtischen Bevölkerung zur Folge haben. H a u ß- m a n n-Gerabronn (V. P.) beantragt Annahme des Regierungsentwurfs mit der Aenderung, daß die Wahl zwischen dem 20. und 30. Tage nach den allgemeinen Bezirkswahlen stattzufinden habe. Schrempf (Kons.) macht Bedenken gegen die Zusammenlegung geltend, er befürchtet Unordentlichkeiten im Wahllokal. Er tritt für den Regierungsentwurf ein. Nach längerer Debatte wird der Antrag Haußmann mit 68 gegen 18 Stimmen angenommen. Art. 3 (Wählerlisten und Wahlkommissionen gleich wie bei den Bezirkswahlen) wird nach kurzer Debatte, im Wesentlichen in der Fassung des Entwurfs, angenommen; auch Art. 4 (Kceiswahlkommission) wird nach dem Entwurf angenommen. Man geht über zu Art. 5 (Wahlvorschläge. Ausschluß von Doppelkandidaturen). Berichterstatter Nieder (Z.) befürwortet den Kommissionsbeschluß mit einigen kleinen redaktionellen Aenderungen. Hauß- m a n n-Gerabronn (Volksp.) beantragt, die vom Entwurf vorgeschlagene Frist von 10 Tagen zur Einreichung eines Wahlvorschlags wiederherzustellen. Die Kommission hatte 14 beantragt. Henning (Volksp.) beantragt, die Gebühr für jeden vorgeschlagenen Bewerber von 20 auf 10 Mark herabzusetzen. Sachs (deutsche Partei) unterstützt den Antrag Haußmann. Minister von Pischek warnt davor, die Gebühr von 20 auf 10 Mark herabzusetzen. Haußmann- Gerabronn beantragt noch Streichung der Bestimmung, daß die Wähler nur einen Wahlvorschlag unterzeichnen dürfen. Der Artikel 5 wird hierauf im Wesentlichen nach dem Regierungsentwurfe angenommen.
Larrdesrrachrichtea.
* Altensteig, 4. April. Wir sind nach der Feier des Palm-Sonntages in die ernste Charwoche eingetreten, die Leidenswoche unseres Heilandes, in welcher es vom begeisterten „Hosiannah" bis zum erschütternden „Kreuzige" erklang. Mit ergreifender Wehmut drängen sich uns alljährlich wieder jene herzzerreißenden und doch so erhabenen Bilder auf, die
uns des Erlösers heiligstes Wesen, seine unendlich^ Liebe, seinen gewaltigen Opferwillen vor Augen führen. Eine Leidenswoche! Für unsere ernste Zeit könnte und möchte sie eine Läuterungswoche sein, wir haben so Vieles heute zu bedenken, was nur mit viel Liebe und mit großem Opferwillen gelöst werden kann. Wir Alle wissen, was Jesus Christus that, die Menschen zu entsündigen, ihnen eine Welt zu bereiten, in der es eine Lust sei, zu leben. Das that er für uns! Und doch wie wenig wird dagegen von den Menschen selbst gethan, einander Friede auf Erde zu schaffen? Und ist hier einmal ein herzlicher, opferbereiter Wille vorhanden, so stößt er doch oft wieder auf Hindernisse oder hemmende Widerwärtigkeiten, und was etwas Großes hätte werden können, bleibt gering. Jährlich kehrt um die Osterzeit der Frühling wieder, neue Hoffnung, neue Arbeitslust bringt er mit; aber auch die Leidenschaften regen sich, die Vieles stören, was sich gedeihlich entwickeln könnte. In solchen Strömungen ist ein Hinweis auf die ernste Charwoche eine schwere Mahnung, aber dem dunklen Grau folgt das lichte lebendige Ostern, das wir so freudigen Herzens dann willkommen heißen.
* Alten st eig, 4. April. (Der Mond sicher be- wohnt!) Von Mount Hamilton in Amerika kommt die interessante Nachricht, daß es dem Prof. Jiggle gelungen ist, auszuforschen, daß der Mond thatsächlich bewohnt ist. Das ist freilich so oft behauptet und pbantasievoll ausgemalt worden, daß vorsichtigen Menschen mehr als die Nachricht selbst die Methode von Wichtigkeit fein wird, auf die man zu dem Ergebnis gelangt ist. Prof. Jiggle schreibt darüber: „Ein Zufall und eine halbe Spielerei haben auch hier den Anstoß gegeben. Aus einer Vorstellung des Kinetographen in San Francisco entnahm ich meine erste Idee. Anfänglich wollte ich mich dazu des Kinetographen bedienen; längere, hier zu weit führende Erwägungen aber brachten mich dazu, einen Apparat zu bauen, dessen System am ehesten einem Fliegenauge zu vergleichen ist. Auf der Fläche einer großen Kugelkalotte wurden die einzelnen Negative befestigt und so beleuchtet, daß sämtliche durch entsprechende Linsen vergrößerte Bilder auf einem weißen Rahmen zu vollkommener Deckung kamen. Das Prinzip war einfach, aber die genaue Einstellung hat lange Monate cr-
W L-sefrucht. M
Weiß nicht, woher ich bin gekommen,
Weiß nicht, wohin ich werd' genommen;
Doch weiß ich fest: daß ob mir ist Eine Liebe, die mein nicht vergißt.
Zßr Geheimnis.
Roman aus dem Englischen der Lady G. Robertson.
(Fortsetzung.)
„Sie empfinden zu lebhaft, Lady Charnleigh," sagte er, „lassen Sie uns lieber hinausgehen in den Sommersonnenschein und alle trüben Gedanken abwerfen."
Alle folgten diesem Vorschlag, und draußen schüttelte Leonie schnell den trüben Eindruck wieder ab, und andere Gedanken und Interessen erfüllten sie.
„Ich habe eine Idee," begann sie. „Ich möchte ein großartiges Fest hier geben, einen Ball, von dem noch lange gesprochen wird. Was meinst du dazu, Nelly?"
„Ich denke, das müßte ganz reizend werden," erwiderte diese, und die zwei Herren stimmten eifrig ein.
„Sie Paul, und auch Sir Gordon müssen mir bei dem Arrangement helfen, ich möchte nämlich noch etwas ganz Besonderes vornehmen. Wollen wir erst lebende Bilder stellen? Das ist etwas so Hübsches und amüsiert jeden."
„Ich bin sehr dafür," beeilte Sir Gordon sich beizustimmen. Er dachte an die Besprechungen und Proben, die ihn öfter nach Lighton Hall führen
würden. Bewundernd sah er Lady Charnleigh an. „Welch lebhafte, leichtbewegliche Natur hat sie doch!" dachte er. „Eben noch preßte ihr fremder Kummer Thränen aus, und jetzt lacht sie im Gedanken an einen Ball. Sie ist eine vollkommene Undine, halb ernst, halb neckisch, teils Kind noch, teils gereiftes Weib — aber immer entzückend."
10 .
Die Beziehungen zwischen Sir Gordon und Hauptmann Barlow waren kühler geworden. Sie verkehrten wie sonst immer, aber die enge Freundschaft hatte einen Riß bekommen. Ein schönes Mädchen war zwischen sie getreten, ein Mädchen, welches in beiden eine heiße, tiefe Liebe erweckte.
Walter Gordon hatte einen schweren Kampf gekämpft. Er sah, wie sehr Paul Lady Charnleigh liebte, und fand es ungerecht, daß dieser, der schon die große Erbschaft verloren hatte, auch seiner Liebe entsagen sollte. Aber Leonie stand es frei, zu wählen, und er konnte so gut um sie werben wie jeder andere, ja er hatte die sichere Empfindung, von ihr geliebt zu sein. Er beschloß, die nächste Gelegenheit wahrzunehmen und ihr seine Liebe zu gestehen, mochte sie dann entscheiden.
Es war jedoch nicht leicht, diesen Entschluß auszuführen, denn obgleich er täglich nach Lighton Hall kam, um Rücksprache über das Fest und die Vorbereitungen zu nehmen, so gelang es ihm nie, Leonie allein zu treffen. Es schien, daß sie ihm auswich, vielleicht wollte sie das süße Glück, sich geliebt zu
wissen, ohne daß es durch ein Wort entweiht war, so lange wie möglich genießen.
Eines Morgens, als das Frühstück eben beendet war, sprengte ein Reiter in den Schloßhof. Nelly, die an das Fenster getreten war, sah ihn zuerst und rief aus: „Da ist Sir Gordon schon, Leonie, sein Pferd scheint den Weg hierher alle Tage schneller zurückzulegen."
Lady Fanshawe lächelte bezeichnend, und Leonie wandte sich ab, um ihr Erröten zu verbergen. „Leonie," wiederholte Nelly, „Sir Gordon kommt."
„Er ist mir immer willkommen," war die ruhige Entgegnung.
„Das glaube ich schon," lachte Nelly.
Als Lady Charnleigh beim Eintritt des Gastes aufblickte, sah sie einen so entschlossenen Ausdruck auf seinem Gesicht, daß sie genau wußte, er sei heute mit einem bestimmten Zweck hergekommen, und sie würde seiner Bewerbung nicht mehr ausweichen können.
Sie beobachtete ihn, als er durch das Zimmer auf Lady Fanshawe zuschritt, um dieselbe zu begrüßen. Wie schön, wie stattlich sah er aus, so frei und stolz! Ihr Herz schlug hörbar, als er sich nun zu ihr wandte und sagte: „Lady Charnleigh, ich kam heute her, um Sie etwas zu fragen. Werden Sie im Laufe des Tages ein paar Minuten für mich übrig haben?"
„Gewiß," antwortete sie, während sie in Gedanken Pläne machte, wie sie Nelly an ihre Seite fesseln könnte. Jetzt, wo die Entscheidung so nahe bevorstand, bangte ihr davor, und sie hätte das Glück, welches sie herbeisehnte, gern noch hinausgeschoben.