Sriysint Di Srag Donnerstag
Samstag und
Sonntag.
BestellpreiS pr. Quartal im Bezirk Nagold 90 ^ außerhalb Xi l.I0
Nr. SO.
>g.M
MMblalt für
Mttenstei
olrsrvn ^/Lgolä
sik«n abonniert auSwürlS auf dieses Blatt keil I Ken BoMmtern und Poilboren. I
Donnerstag, 31. März
Bekanntmachungen aller Arr rinden die erfolgreichste Berbrriruna.
Einrück- ungSpreiS f. Aliensteig und nahe Umgebung bei einm» Einrückung "'8 bei mehrmal.
^ je « -4 Bf auswärts je 8 ^ die Ispalr. Zeil
1898.
Deutscher «eichttag.
* Berlin, 28. März. In dritter Lesung wurden die Gesetze wegen Entschädigung unschuldig Ver- urteiller und wegen Festsetzung des Gesamtkontingents der Brennereien angenommen. Die dritte Lesung des Flottengesetzes führt zunächst zu einer mehrstündigen Generaldebatte, in der der Abg. Enneccerus die wirtschaftliche Bedeutung der Flottenvermehrung betonte, sodann Abg. Liebermann von Sonne n- derg die Gründe der Mehrheit der Antisemiten für die Vorlage entwickelte. Fürst Radziwill und Abg. Frhr. v. Hodenbcrg entwickelten noch einmal den Standpunkt der Polen und Welfen. Abg. Bindewald führte aus, daß die Flottenvorlage ein weiterer Schritt auf dem Wege der Entwicklung Deutschlands zum Industriestaat fei, und er mit der Minderheit der Antisemiten au- diesem Grunde dagegen stimme. Dann folgte eine längere polemische Auseinandersetzung zwischen den Abgg. Rickert, Richter, von Bennigsen, Bebel, Graf Mirbach, Graf Arnim. Endlich wurde das Flottengesetz von der Mehrheit ohne namentliche Abstimmung angenommen. Nach kurzer Debatte gelangte dann auch der Antrag Levetzow betreffend die Errichtung eines Kaiser Friedrich- Denkmals gegen die Stimmen der Sozialdemokraten zur Annahme. Morgen dritte Lesung des Etats.
* Berlin, 29. März. Der Reichstag begann heute die dritte Lesung des Etats. Die Generaldebatte war ohne Bedeutung. Beim Etat des Reichstags entspann sich eine längere Debatte über einen Antrag des Zentrums, die Geschäfrsordnungskommission mit der Prüfung der Frage zu beauftragen, ob und wie die Unterschriften der beim Reichstage eingelaufenen Petitionen gegen Bekanntgabe an Personen, welche dem Reichstage nicht angehören, sichergestellt werden sollen. Dieser Antrag wurde schließlich gegen die Stimmen der beiden konservativen Parteien der Ge- fchäftsordnungskommission überwiesen. Eine längere Debatte knüpfte sich dann beim Etat des Reichskanzlers an den sozialdemokratischen Antrag, betreffend die Druckfehlerbenchtigung zur Gewerbenovelle. Auch dieser Antrag wurde schließlich zusammen mit einem Abänderungsantrag des Freiherrn von Stumm der Geschäftsordnungskommission überwiesen. Die Etats
des Auswärtigen Amts und der Schutzgebiete boten zu erheblichen Ausführungen keinen Anlaß.
LarrdeSuachrichtert.
* Altensterg, 30. März. Die Norddeutsche Hagelversicherungsgesellschaft hat sich durch die großen Verluste, welche sie in Folge der vorjährigen schweren Hagelschläge in Württemberg erlitten hat, genötigt gesehen, für das Jahr 1898 eine allgemeine Erhöhung der Prämien in Württemberg eintreten zu lassen. Die Versicherten werden hierauf mit dem Beifügen hingewiesen, daß die Höhe der neuen Prämie vom 20. April d. I. ab bei den Agenten der Gesellschaft zu erfahren ist und daß etwaige Kündigungen in Folge der Prämienerhöhung nur dann Giltigkeit haben, wenn sie spätestens am 30. April (Z 24 Abs. 2 der Versicherungsbedingungen) mittelst eingeschriebenen Briefs an die Generalagentur der Gesellschaft in Stuttgart ab- gesendet werden.
* Altensteig. 30. März. (Lehrlingswerkstätten.) Die Zentralstelle für Gewerbe und Handel erläßt gegenwärtig an die Gewerbevereine des Landes ein Rundschreiben, in welchem sie ihnen die Errichtung von Lehrwerkstätten empfiehlt. Die K. Staatsregierung erblickt in der Ergreifung dieser Maßnahme ein Mittel, um den vielfachen Klagen der Handwerker, daß die schlechte Lage des Handwerks zum guten Teile auf die vielfach mangelhafte Ausbildung der Lehrlinge zurückzuführen sei. abzuhelfen. Die Regierung hegt allerdings keinen Zweifel darüber, „daß noch in sehr vielen Handwerkszweigen dre Berusslehre bei einem arbeitstüchtigen, pflichtbewußten und umsichtigen Meister durch keine Art gewerblicher Ausbildung ersetzt werden kann; aber es werde vielfach Beschwerde darüber geführt, daß sich häufig nur junge Leute mit geringer Begabung und mangelhafter Schulbildung dem Handwerk widmen wollen und weiter, daß die Eltern der Lehrlinge auf eine weitgehende Kürzung der Lehrzeit ihr Absehen richten." Hier sollen nun die Lehrwerkstätten einsetzen, einerseits dem Kleingewerbe körperlich und geistig ausreichend entwickelte Lehrlinge zuzuführen und andererseits tüchtige Handwerksmeister für eine gründliche Lehrlingsausbildung zu gewinnen. Dieses Ziel soll dadurch erreicht werden, daß besonders tüchtigen Handwerksmeistern, welche sich zu einer
systematischen Unterweisung der Lehrlinge bei Ein' Haltung besonderer näherer Vorschriften verpflichten, aus staatlichen Mitteln Unterstützungen gereicht werden. Die Verpflichtungen, welche dre einzelnen subventionierten Lehrmeister einzugehen hätten, sind in den „Grundbestimwungen der württ. Lehrwerkstätten," welche unten ihrem wesentlichen Inhalte nach zum Abdruck gebracht sind, niedergelegt. Voraussetzung bei dem betr. Handwerksmann ist: umfassende Kenntnis des Handwerks und die Fähigkeit, die Lehrlinge in den nötigen Fertigkeiten seines Gewerbe- planmäßig zu unterweisen; gute Ausstattung seiner Werkstätte mit Werkzeug und Arbeitsgeräten u. s. w. Daß auf letzteres besonderes Gewicht gelegt wird, geht daraus hervor, daß die Zentralstelle ermächtigt ist, in den hü zu geeigneten Fällen zu einer besonders sorgfältigen Ausstattung der Werkstätten Beiträge zu geben. In Betracht kommen zunächst solche Gewerbe, welche sich weniger mit Verbrauchsartikeln als vielmehr diejenigen, welche sich mit der Produzierung von Gebrauchsartikeln befassen und die in höherem Grade unter dem Wettbewerbe großgewerblicher Konkurrenz zu leiden haben. Aus den Grundbestimmungen ist folgendes hervorzuheben : Als Lehrlinge werden nur solche junge Leute zugrlassen, welche ordnungsmäßig aus der Schule entlassen sind und die für das betreffende Handwerk notwendigen geistigen und körperlichen Eigenschaften besitzen. Die Bedingungen des Lehrverhältnisses sind durch schriftlichen Lehrvertrag zwischen dem Lehrherrn und den zur Fürsorge für den Lehrling Berufenen zu bestimmen. Ein Exemplar de« abgeschlossenen Lehrvertrags ist spätestens mit dem Antritt der Lehre der Kgl. Zentralstelle für Gewerbe und Handel zu unterbreiten und zugleich nachzuweisen, daß bei dem Lehrling die Voraussetzungen für seine Zulassung zu der Lehre zutreffen. Tie Lehrzeit soll in der Regel drei Jahre dauern, kann jedoch auch länger oder kürzer festgesetzt werden. Der Lehrmeister übernimmt nachstehende Verpflichtungen: a) Er hat den Lehrling dem Zwecke einer allseitigen Ausbildung in seinem Gewerbe entsprechend systematisch in allen Handfertigkeiten und Handwerksvorteilen des bezüglichen Handwerkes zu unterweisen, b) Der Lehrling darf, abgesehen von gelegentlichen häuslichen Dienstleistungen, nur zu Arbeiten verwendet werden, welche seiner gewerblichen Ausbildung dienen, o) Der
M_Lefefrucht.M
Glücklich, wenn die Tage fließen Wechselnd zwischen Freud und Leid,
Zwischen Schaffen und Genießen,
Zwischen Welt und Einsamkeit!
Aör Geheimnis.
Roman aus dem Englischen der Lady G. Robertson»
(Fortsetzung.)
„Finden Sie im Ernst, daß ich das alles zu gleicher Zeit thue?"
„Das und mehr. Sie bezaubern gleichzeitig alle, die in Ihre Nähe kommen."
„Mir liegt nichts daran, jemand zu bezaubern," sagte sie ruhig.
„Wirklich, keinen? '
„Nein, keinen," erwiderte sie, „wenigstens —" sie brach kurz ab und schlug vor, den Wagen nicht länger warten zu lassen.
Die kleine Gesellschaft traf es günstig. Die Ausstellung war noch nicht sehr besucht, und sie konnten mit Muße die Bilder betrachten. Lange standen sie vor dem bekannten Gemälde: „Die Hugenotten," dessen einfache Geschichte dem Beschauer sofort klar ist. In der Bartolomäusnacht versuchte eine junge Katholikin um den Arm ihres Geliebten die weiße Schärpe zu binden, das Zeichen, welches ihn sicher stellt. Aber er ist Protestant und will sein Leben nicht durch eine, auch nur äußere, Verleugnung seines Glaubens verkaufen.
„Wie schön," sagte Leonie endlich. „Vor nichts empfindet man doch solche Achtung und Bewunderung, wie vor wahrer innerer Größe eines Menschen."
„Würden Sie auch versucht haben, Ihren Geliebten auf solche Weise zu retten?" fragte Paul.
„Ja, ich würde nur seine Rettung im Auge gehabt haben, um jeden Preis."
„Aber hier stand doch die Ehre auf dem Spiel," warf Paul ein.
„Ja, die steht dem Soldaten nun einmal höher als alles andere. Aber von uns können Sie das nicht verlangen, uns geht die Sicherheit des geliebten Mannes über alles. Sehen Sie mich nicht so entsetzt an, Paul, Sie werden unter tausend Frauen kaum eine finden, die anders darin denkt."
„Außer mir," sagte Nelly. „Wie sehr ich einen Mann auch liebte, ich würde ihn lieber tot zu meinen Füßen sehen, als wie erleben, daß er an seiner Ehre Schiffbruck litte."
Barlow sah sie freudig an.
„Ja," antwortete er. „das glaube ich Ihnen, Sie sind eben die eine unter Tausend, von der Lady Charn- lcigh sprach."
Nellys Herz schlug höher, nichts beglückte sie mehr, als Lob aus seinem Munde.
„Sie haben beide so gleiche Ansichten," warf Leonie ein. „Aber mein Ritter ohne Furcht und Tadel, was würden Sie thun, wenn Sie ein Mädchen von ganzem Herzen liebten und erführen, daß sie in irgend einer Sache nicht ehrenhaft gehandelt hätte?"
„Unbedingt aufhören, sie zu lieben. Sie mögen
meine Ansichten sehr streng finden, aber es würde mir ebenso unmöglich sein, jemand lieb zu haben, der eine unehrenhafte Handlung begangen hat, als wie —"
„Selbst eine zu begehen," ergänzte Leonie, als er zögerte.
„Sie haben recht," sagte er, „ich halte es mit dem Ausspruch Shakespeares: „Der reinste Schatz in diesem irdigen Lauf ist unbefleckte Ehre."
„Was für ein ernstes Thema wird hier behandelt?" sagte Sir Walter Gordon, der eben unbemerkt herangetreten war. „Ach, Lady Charnleigh, Sie bewundern auch Millais berühmtes Bild?"
„Ja, und es war die Veranlassung zu unserm Gespräch," erwiderte sie. „Wie denken Sie darüber, Sir Gordon? Sind Sie ebenso streng wie Hauptmann Barlow? Könnten Sie jemand, den Sie lieb hätten, je eine unehrenhafte Handlung verzeihen?"
Er schwieg einen Augenblick, dann hob er stolz den Kopf.
„Ich kann mich nicht in die Lage denken, jemand zu lieben, der überhaupt einer solchen Handlung fähig ist," sagte er.
„Aber wenn Sie sich getäuscht hätten, wenn ein Mädchen, das Sie für gut u«d edel gehalten, sich einer Falschheit schuldig gemacht hätte, können Sie ihr vergeben?"
„Ich weiß es nicht. Ich glaube, ich würde die Umstände in Betracht ziehen — in welcher Weise die Versuchung an sie herangetreten wäre."
Der ernste Ausdruck seines Gesichts und sein Ton berührten Leonie eigentümlich. Sie ward blaß und versuchte vergeblich den Eindruck abzuschütteln.