Mitteilung des K. Kabinetts, wonach Seine Majestät der König von der Absicht der Abgeordnetenkammer, Seiner Majestät anläßlich der Verlobung Ihrer Kgl. Hoheit der Prinzessin Pauline ihre freudige Teilnahme auszudrücken, mit besonderem Wohlwollen Kenntnis genommen hat, jedoch m der gegenwärtigen arbeitsreichen Zeit eine Deputation der Kammer nicht zu sich bemühen möchte, vielmehr eine Adresse entgegennehmen wird. Sodann fuhr die Kammer in der Beratung des Verfassungsgesetzes fort. Es wurde zunächst die Ziff. 7 des Art. 1 (Vertreter der Universität und der Technischen Hochschule) durch Annahme erledigt, dann bei der zurückgestellten Ziffer 4 (Zahl der lebenslänglichen Mitglieder der Ersten Kammer) nach nochmaliger Debatte ein Antrag Sachs: Höchstzahl von 10 (wie im Entwurf), worunter mindestens 3 außerhalb des Kreises der Staatsbeamten zu wählen — mit 50 gegen 34 Stimmen abgelehnt und der Kommissionsantrag (Vs der Zahl der Prinzen und Standesherren) angenommen. In der Gesamtabstimmung wurde der Artikel 1 mit 70 gegen 14 Stimmen (Ritterbank und Prälat von Wittich) angenommen. Weiterhin wurden erledigt Artikel 2 sowie Artikel 3: Wahl der ritter- schaftlichen Mitglieder, wobei ein Antrag Kiene eine längere Diskussion hervorrief, aber abgelehnt wurde. Sodann wurde bei Art. 5 mit 63 gegen 18 Stimmen der Antrag angenommen, das Alter für den Eintritt in die Ständeversammlung auf 25 Jahre festzusetzen (für die Standesherren bleibt es bei der seitherigen Bestimmung.) Die Kammer erledigte noch Artikel 6 bis 10.
Landesnachrichten.
* Stuttgart, 26. März. Der neue Finanzminister v. Zeyer wurde gestern vom König vereidigt.
* Ulm, 24. März. Vor dem Schwurgericht stand gestern Gemeindepfleger Keller von Jesingen, OA. Kirch- heim, 42 Jahre alt, Vater von neun Kindern, wegen Unterschlagung im Amte mit Untreue. Er lebte früher in geordneten Verhältnissen, geriet aber durch Krankheit, zahlreiche Familie rc. in Schulden und ließ sich verleiten, in den letzten Jahren 1500 Mk. aus der Gemeindekasse zu entnehmen und für sich zu verbrauchen. Die Unterschlagungen wurden von ihm durch falsche Buchungen verdeckt. Der Angeklagte war geständig; die Geschworenen sprachen ihn schuldig, jedoch unter Zubilligung mildernder Umstände, und empfahlen ihn der Gnade des Königs. Das Urteil lautet auf neun Monate Gefängnis.
* Frittlingen, 25. März. In dem hier schon lange Zeit ausgebrochenen Bierstreik haben die Wirte bis jetzt fast ausnahmslos nicht die geringste Nachgiebigkeit gezeigt und nur ein einziger hat sich herbeigelassen der Forderung der Biertrinker entsprechend künftig Ve Liter zu 10 Pfennig auszuschenken. Wie die Sache sich weiter entwickeln wird, bleibt abzuwarten.
* Karlsruhe, 26. März. Wie die „Südd. Reichskorresp." erfährt, hat das badische Eisenbahnministerium Verhandlungen angeknüpft mit der preuß. Staatsbahnverwaltung wegen Abänderung der Ausnahmetarife für Malz, Getreide und Mühlenerzeugnisse, die zur Ausfuhr nach der Schweiz bestimmt sind, da die Wirkung derselben auf die badische Landwirtschaft
Es giebt Dinge, bei denen sie nie aus einer gewissen Reserve heraustritt, und ich könnte mir nicht denken, daß ich Liebesgeschichten mit ihr bespräche, oder sie mir anvertroute, daß sie sich für diesen oder jenen interessierte."
Paul Barlow lachte. „Und worüber unterhalten Sie sich denn, wenn Sie zusammen sind?"
„O über allerlei: Bücher, Konzerte, Theater und über die Menschen, mit denen wir verkehren. Auch von Ihnen sprechen wir oft," setzte sie zögernd hinzu.
Er verbeugte sich. „Eine große Ehre für mich," sagte er, und seine Augen glänzten vor Freude.
Paul Barlow Pflegte alle Tage bei Lady Charn- leigh vorzusprechen, ohne daß seine Besuche Lady Fanshawe im geringsten beunruhigten. Er war ja unzweifelhaft ein schöner, interessanter Mann und überall beliebt und geachtet, aber schließlich nur ein Offizier, der auf sein Gehalt angewiesen war und keineswegs eine Partie für die Erbin von Lighton Hall. Auch die Welt nahm keinen Anstoß an ihrem häufigen Verkehr; sie waren Verwandte und schienen sich gern zu haben, das war Grund genug.
Leonie kam nie auf den Gedanken, daß Paul ihr wärmere Gefühle entgegen bringen könne. Sie war so daran gewöhnt, von allen bewundert zu werden, von jedem die wärmsten und schmeichelhaftesten Worte zu hören, daß sie keinen Unterschied fand zwischen seinem Wesen und dem anderer Herreu. Sie bemerkte nicht, wie er nur für sie lebte, wie sie alle seme Gedanken ausfüllte, und jedes Wort von ihr ihn beglückte. Sie sah nichts von alldem, wohl aber eine andere,
ungünstig sei. Der Minister hofft, ein befriedigendes j Uebereinkommen herbeiführen zu können.
* Aus Baden, 25. März. In Oppenau hat sich der 55 Jahre alte Weber Friedmann selbst der Brandstiftung, begangen 1889, beschuldigt. Sein Bruder erlitt damals solche Brandwunden, daß er bald darauf starb. Jetzt hat das Gewissen den Brandstifter zur Selbstanzeige gezwungen.
* München, 26. März. Die Regierung holt Gutachten über das Bedürfnis und die Zweckmäßigkeit einer Kennzeichnung des Quebracholeders ein.
* Leipzig, 24. März. Das Reichsgericht verwarf heute laut Fr. Ztg. die Revision des vom Landgericht Heilbronn am 7. Januar wegen Unterschlagung verurteilten Ephorus August Palm aus Maulbronn.
* Berlin, 26. März. Laut Bekanntgabe des Polizeipräsidiums beziffern sich die bei dem Oberfaktor Grünenthal beschlagnahmten Werte außer den auf dem Grabe gefundenen 44,000 Mk. auf etwa 125,000 Mk.
D Berlin. Nach der einstimmigen Ansicht der entscheidenden Bankbeamten handelt es sich nicht um Hinterziehung von Banknotenstücken, als vielmehr um ein regelrecht ausgeführtes Münzverbrechen. Grünenthal soll nämlich die veruntreuten Banknoten mit dem roten- Stempel versehen h .ben, der denselben erst in der Rsichsbank nach der Einlieferung aus der Reichsdruckerei aufgedrückt wird. In einem hiesigen Geschäft soll Grünenthal zweimal wöchentlich große Einkäufe gemacht und die Kaufsumme stc:s mit einem neuen 1000-Markschein bezahlt haben. (Dann wären die in Umlauf gesetzten TausendmarksLnne also falsch! Aber wie ist ein solches Falsikat zu erkennen? Und wer trägt den Schaden, wenn es erkannt wird? — Schnelle Aufklärung ist dringend erwünscht!)
ss Eine besondere Bedeutung gewinnt die Fahrt des Kaisers auf dem Schnelldampfer „Kaiser Wilhelm der Große" nach der Nat.-Ztg. dadurch, daß der Dampfer als Hilfskreuzer für die Marine, jedoch ohne Zuschuß des Reichs erbaut ist und im Kriegsfälle eine überaus wertvolle Ergänzung der Reichsmariue darstellt. Das Schiff ist mit besonderer Fundamentierung für 12 Schnellfeuergeschützs ausgestattel und besitzt eine Reihe anderer Einrichtungen iür seine Verwendung im Kriegsfälle, die sich der Oeffentltchkeit entziehen. Es erscheint naheliegend, daß bei der Reise, die der Kaiser machte, es sich um eine Erprobung des Schiffes rücksichtlich der Geschwindigkeit, Steuerfähigkeit und anderer Einzelheiten für Kriegszwecke handelte.
* Hamburg, 26. März. Der Hamburger Korre- spondent erfährt aus Friedrichsruh: Als Uebereringer des Glückwunsches des Kaisers an den Fürsten Bismarck anläßlich dessen 60jährigen Militärjubiläums traf gestern nachmittag mit dem Schnellzug von Berlin der Generaladjutant v. Schweinitz ein. Der Tag ist durchaus still verlaufen. Aus Bremerhaven hat der Kaiser ein Telegramm an den Fürsten geschickt.
* Wie aus Essen a. Rh. gemeldet wird, fuhr ein mit zwei Lokomotiven bespannter Eilzug Freitag nachts um 1 Uhr auf dem Bahnhofe Oelde auf einen ausfahrenden Güterzug. Ein Bremser und ein Lokomotivführer sind anscheinenv leicht verletzt. Beide Lokomotiven des Eilzugs, sowie sieben Wagen des Güterzugs wurden erheblich beschädigt.
* In ganz Schleswig-Holstein wird in diesen
Nelly Day. Diese litt namenlos darunter, und jedes Zusammensein mit Paul und Leonie war ihr eine Qual. Sie täuschte sich nicht darüber, daß er endlich sein Ideal gefunden hatte und diesem die ganze heiße Leidenschaft seines Herzens zu Füßen legte.
Trotzdem war sie eine zu vornehme Natur, um es Leonie entgelten zu lassen, und innige Freundschaft verband dis beiden jungen Mädchen. Sie ergänzten sich gegenseitig. Nelly lernte viel von Lady Charnleigh in geselliger Hinsicht, und Leonie wieder wurde durch sie höheren ernsteren Interessen zugesührt, für die sie im Strudel des Lebens weder Zeit noch Gedanken gefunden hatte.
Eines Morgens wartete Nelly im Salon auf Leonie. Sie wollten zusammen eine Gemälde-Ausstellung besuchen, und Lady Charnleigh war noch bei der Toilette, Nelly nahm ein Buch vom Tisch, um sich die Zeit zu vertreiben. Sie vertiefte sich in eine rührende Erzählung von unerwiderter Liebe, und jedes Wort fand einen Widerhall in ihrem Herzen. So liebte sie Paul Barlow!
„Nur mit dem Unterschied," dachte sie, „daß ich meine Gefühle nie, nie verraten würde! Und wenn ich daran sterben sollte — das Geheimnis meiner Liebe käme nicht über meine Lippen, auch im Tode würde ich es nicht von mir lassen, es soll nnt mir begraben sein."
Nelly schrak zusammen, als eine weiche Hand sich auf ihren Arm legte.
„So in Gedanken Nelly? Und Thränen in deinen Augen? warum ergreift dich diese Erzählung so?"
Tagen die 50jährige Gedenkfeier der Erhebung gegen Dänemark begangen. In allen Städten und Dörfern fanden am Mittwoch abend Fackelzüge statt. In Kiel sind zur Landesfeier viele Mitkämpfer von 1848 eingetroffen, u. a. auch aus Amerika. Donnerstag früh wurde überall die Ecinnerungsfeier durch Glockengeläute eingeleitet. — Das deutsche Gebiet von Schleswig-Holstein war durch Erbteilungen unter dänisches Regiment gekommen, und als Christian VII! das dänische Erbsolgegesetz auch für Schleswig-Holstein für giltig erklärte und Friedrich VII am 28. Januar 1848 eine gemeinsame Verfassung für Schleswig- Holstein mit Dänemark ankündigte, da leistete das Land bewaffneten Widerstand. In der Nacht zum 24. März 1848 bildete sich in Kiel eine provisorische Regierung, der sich die Truppen anschlossen. Man setzte sich am Vormittage des 24. in den Besitz der Festung Rendsburg. Der dreijährige Krieg begann, in dem die Herzogtümer 1848 und 49 die Unterstützung Preußens und des deutschen Bundes erhielten, 1850 aber allein gelassen wurden. 1851 wurden sie der dänischen Herrschaft ausgeliefert. Die 1863 entgegen den Abmachungen vorgenommene Einverleibung führte zu dem Kriege von 1864 und der definitiven Loslösung der Herzogtümer von Dänemark. Aus dem Feldzuge von 1864 sind politisch die Kriegs von 1866 und 1870/71 hervorgewachsen, so daß es nicht ganz unrichtig ist, wenn ein Kieler Professor der älteren Generation erklärte: „Die deutsche Kaiserkrone lag auf dem Grunde des Kieler Hafens."
Ausländische-.
D Nachdem schon vor einiger Zeit in Wiener Blättern darauf hingewiesen worden war, daß Kaiser Franz Joseph die Feier seines Regierungs-Jubiläums durch Akte der Wohlthäligkeit gefeiert zu sehen wünsche, teilt nunmehr die amtliche .Wiener Abendpost/ um aufgetauchten Zweifeln bezüglich dieser Angabe entgegenzutreten, mit, daß der Monarch die Darbringung von Huldigungs-Geschenken, welcher Art sie auch seien, abgelehnt habe.
* Budapest, 26. März. Der Justizminister fordert die Staatsanwaltschaften aus im Einvernehmen mit den Postämtern alle unter Kreuzband verschickten Sendungen gründlich zu untersuchen, damit sie den Schmuggel konfiszieren oder verbotene Zeitungen in anderen Zeitungen versteckt, in Packeten oder als Warenmuster verhindern.
* Italien will zwei Kriegsschiffe an die Vereinigten Staaten von Nordamerika verkaufen ; es sind die beiden im Bau begriffenen Kreuzer „Garibaldi" und „Varese". In der Kammer wurde der Marineminister deshalb am Freitag darüber interpelliert. Der Marineminister Bcin antwortete aus die Anfrage von Emilio Farina und Santini, betreffend die Gerüchte vom Verkauf italienischer Kriegsschiffe nach dem Ausland. Er führte dabei aus : Die Regierung zog die Anerbietungen von fremden Staaten, betr. Ankauf von im Bau begriffenen Kriegsschiffen, ernstlich in Erwägung, könne jedoch augenblicklich über die schwebenden Unterhandlungen keine Mitteilungen machen. Er fügt hinzu, er könne die Erklärung avgebsn, daß die Regierung darauf bedacht sein werde, strikte die Vorschriften des Komptabili- tätsgesetzes zu halten. Was das Unternehmen betreffe,
Nelly entzog sich den sie liebevoll umschließenden Armen und sagte kühl: „Weil jede wahre Poesie einen Nachhall in meinem Herzen findet. Im allgemeinen bin ich aber keineswegs romantisch veranlagt und noch weniger unglücklich. Was Liebe andetrifft, so fühle ich dieselbe für niemand außer —"
„Hauptmann Barlow," meldete in diesem Augenblick der Diener, und als der Genannte eintrat, lachte Leonie laut.
„Ach, wenn Sie wüßten," rief sie ihm entgegen, „in welchem so herrlich passenden Augenblick Ihr Name genannt wurde. Es war zu amüsant!"
Paul sah erstaunt von Leonie zu Nelly, die, um ihr Erröten zu verbergen, ans Fenster getreten war.
„Ich verstehe nicht, was Sie meinen," gab er zurück.
„Das brauchen Sie auch garnicht," sagte Leonie. „Wir wollen jetzt aufbrechen, sonst kommen wir wieder zu spät. Ich bin schon zweimal in der Ausstellung gewesen, ohne meinen Zweck, die Bilder zu sehen, erreicht zu haben."
„Wie kam das?" — „Ich traf es so unglücklich, daß alle meine näheren Bekannten auch dort waren. Wenn es heute wieder so geht, müssen Sie die Kosten der Unterhaltung mit den Herrschaften tragen, Paul, während Nelly und ich die Bilder ausehen."
„Ich soll zu gleicher Zeit Lord Falcon amüsieren, den Herzog von Alton bezaubern, mit Walter Gordon über ernste Dinge reden und die Sentimentalitäten des jungen Poeten Dowing anhören?" rief er entsetzt. „Nein, danke. Leonie Sie verlangen Unmögliches von mir!" (Fortsetzung folgt.)