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BestellpreiS pr. Quartal im Bezirk Nagold
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abmmirrt auswärts auf dieses Blatt bell den Postämtern und Postboten. f
Dienstag, 29. Marz
Bekanntmachungen aller Art finden die erfolgreichste Verbreitung.
Einrück- ungSpreiS f. Aliensteig und nahe Umgebung bei einm. Einrückung 8 bei mehrmol. je «
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1898.
Die Aufnahmeprüfung in die Schulpräparandenanstalt zu Nagold hat u. a. mit Erfolg bestanden: Eugen Burghardt von Nagold; Jakob Großhans von Beuren; Wilhelm HaiSt von Miitellhal; Johannes Hanselmann von Pfalzgrafenweiler; Wilhelm Harr von Nagold; Friedrich Hayer von Pfalzgrafenweiler; Christian Keppler von Schernbach; Gotlhilf Schmidt von Freudenstadt; Wilhelm Widmayer von Pfalzgrafenweiler.
Zur Bewerbung ausgeschrieben find die Stellen eines ersten u. eines zweiten Oberlehrers an der Präparandenanstalt in Nagold.
^ Des Reichstags Rechenschaftsbericht.
Die in wenigen Wochen zu Ende gehende Arbeits- Periode deS Reichstages hat nicht selten eine herbe Kritik herausgesordert, der Besuch der Sitzungen war häufig ein recht schwacher, kleinliche Streitereien erregten unliebsames Aussehen, viel Zeit wurde vergeudet und doch ist in diesen fünf Jahren verhältnismäßig viel praktische Arbeit geleistet, ist man trotz aller drohender Krisen immer wieder um ernstere Konflikte herumgekommen. Wie oft wurde nicht eine Parlaments- Auflösung prophezeit, Gerüchte von Kanzler- und Ministerwechseln waren alle Augenblicke im Umlauf, und es hat ja auch in der That im vorigen Sommer eine, für die Entwicklung unserer gesamten inneren Politik bedeutsame Aenderung unter den leitenden Männern stattgefunden. Aber trotz alledem blieb der Reichstag und die bei wichtigen Gesetzen auftretenden Schwierigkeiten konnten immer wieder beseitigt werden.
Wie erinnerlich sein wird, wurde der Reichstag 1893 aufgelöst, weil die vom Reichskanzler Grasen Caprivi unterbreitete große Militärvorlage, welche uns die zweijährige Dienstzeit für die Infanterie brachte, nicht die Zustimmung der Volksvertretung fand. Es traten aber nicht sehr lange nach der Bewilligung der Militärvorlage Meinungsverschiedenheiten über die Schaffung eines Umsturzgesetzes hervor, die anfangs immer noch verschleiert wurden, am Ende aber doch den Rücktritt des-Grafen Caprivi, wie denjenigen des preußischen Ministerpräsidenten Grafen Eulenburg zur Folge hatten. Fürst Hohenlohe, bis dahin der Statthalter von Elsaß-Lothringen, ward der dritte deutsche Reichskanzler, er legte auch die neue Umsturzvorlage dem Reichstage vor, der sie indessen ablehnte. Die erwartete Auflösung unterblieb. Seitdem kam es wiederholt, namentlich wegen der Marinesorderungen zu Differenzen, die aber gleichfalls keine ernsteren Folgen hatten und nun in der Annahme der großen
Marinevorlage vor der Hand ihren Abschluß fanden. Die erste Kanzlerkrisis drohte schon im ersten Jahre der AmtSthätigkeit des Fürsten Hohenlohe, als sich mit dem zum preußischen Minister des Innern berufenen Herrn v. Köller Meinungsverschiedenheiten herausstellten; die Angelegenheit der Reform des Militär- strasprozesses brachte gleiche Nachrichten, bei dem Rücktritt der Herren von Marschall und von Bötticher im vorigen Sommer kamen Meldungen von ernstlicher Amtsmüdigkeit des Fürsten Hohenlohe und ebenso stand es auch mehrfach bei geringeren Angelegenheiten. Der Reichstag wurde erfreulicherweise nicht nervös, er wartete ab, kann allerdings die wenig erquicklichen Szenen nicht aus seinem Tagebuch streichen, die sich angesichts des Umzuges aus seinem alten Heim in das neue und bei dem 80. Geburtstage des Fürsten Bismarck abspielten. Diese Zwischenfälle waren zum Mindesten unnötig.
Der Reichstag kann von sich am Ende seiner Wahlperiode allerdings sagen, daß selten ein deutscher Reichstag, der seine verfassungsmäßige Zeit ausdauerte, so wenig neue Steuern bewilligte. Zur Deckung der Kosten der großen Armeevorlage waren mehrfach umfangreiche Skbnergesetze eiugebracht, aber sie sind mit Ausnahme der Erhöhung der Börsen-, Lotteriesteuer rc. samt und sonders abgelehnt. Und über diese Steuern sind am Ende noch keine Klagen verlautbart, die wirklich ein Recht auf Berücksichtigung hatten. Auch Herr von Miquel drang mit seinen Steuerresormvorschlägen im Reichstage, welche den Finanzen der einzelnen deutschen Bundesstaaten auf die Beine helfen sollten, nicht durch, Alles, was neue Steuern hieß, fand keine Billigung. Bei der Annahme der Marinevorlage ist ja soeben noch schwarz auf weiß garantiert, daß etwaige Mehrerfordernisie doch nicht durch neue Volkssteuern aufgebracht werden sollten.
Die Zahl der neuen Reichsgesetze, welche außer den militärischen Vorlagen in der letzten Wahlperiode geschaffen sind, führt an vor Allem das neue bürgerliche Gesetzbuch für das deutsche Reich. Das Handelsgesetz ist umgestaltet, das gewerbliche Leben betreffen dasHandwelkergesetz.dasGesetzüberdenunlauterenWett- bewerb, das Margarinegesetz, das Börsengesetz, Handelskammergesetz rc. rc. An verschiedenen sozialen Gesetzen wurden Asnderungen vorgenommen, gegen einseitige
Neuerungen auf diesem Gebiete legte der Reichstag Protest ein. Gewiß ist, daß über den Wert manches dieser neuen Gesetze die Anschauungen heute noch sehr auseinandergehen, wie namentlich bei einzelnen Be' stimmungen des Börsengesetzes, oberes ist doch wenigstens ein Anfang gemacht worden, Klarheit zu schaffen. Die Folgezeit wird allerdings lehren, daß es noch lange kein Rasten geben darf, daß wir mehr im Zeichen einer wirtschaftlichen, als einer politischen Gesetzgebung stehen, ist eine unabweisbare Thatsache.
Deruicher stetchsrag.
* Berlin, 26. März. Fortsetzung der Beratung des Flottengesetzes. Rintelen (Centrum) erklärt sich gegen den ein Aeternat konstituierenden Artikel 2, weil er die Rechte der Volksvertretung einschränke. Admiral Tirpitz versichert, die Regierung sei mit der Fassung des Artikels einverstanden. Fuchs (Centrum), der für das ganze Gesetz spricht, wird an der Polemik gegen frühere Reden durch den Präsidenten gehindert. Barth (Freis. Ver.) setzt auseinander, daß er im Interesse des Zustandekommens des Gesetzes die Bedenken gegen eine Bewilligung auf 6 Jahre unterdrücke. — Nach einer längeren Debatte, in welcher es zu scharfen Auseinandersetzungen zwischen Roeren und Spahn vom Zentrum kommt und Richter gegen Barth und Rickert heftig polemisiert, wird der Artikel 2 mit 193 gegen 118 Stimmen angenommen, darauf ohne Debatte die weiteren Artikel bis zum Artikel 6. Bei Artikel 7 und 8, betreffend die Deckungsfrage entspinnt sich wieder eine längere Debatte. Schließlich wurden sie unter Ablehnung der von sozialdemokratischer und freisinniger Seite gestellten Anträge nach den Beschlüssen der Kommission angenommen. Damit ist die zweite Lesung des Flottengesetzes erledigt. — Es folgt die 2. Lesung des Marineetats. Der Etat wird nach unerheblicher Debatte unter Wiederherstellung der erhöhten Forderungenfür Arbeiterwohnungen in Friednchs- ort genehmigt, ebenso ohne Debatte der Rest des Reichshaushalts und das Gesetz betreffend die Ver- wendung überschüssiger Reichseinnahmen.
WürLtembrrgischer Landtag
Kammer der Abgeordneten.
* Stuttgart, 24. März. (190. Sitzung.) Präsident Payer bringt zur Kenntnis des Hauses eine
Hj_L e f e f r u ch> t. _^
Wenn Du Tnch selber machst zum Knecht,
Bedauert Dich niemand, geht Dir's schlecht.
Machst Du Dich ober selbst zum Herrn.
Die Leute sehen es auch nicht gern.
Bleibst Du aber, wie Du bist,
So sagen sie, daß nichts an Dir ist.
Jör Geheimnis.
Roman aus dem Englischen der Lady G. Robertson.
(Fortsetzung.)
Sie sann und sann, bis sie endlich zu dem Entschluß kam: „Ich will nur meinem Herzen folgen, mein Herz allein soll mich leiten!"
Sie hatte in ihrem Nachsinnen überhört, daß die Thür ging und sie sah erschrocken auf, als Schritte sich ihr näherten. Hauptmann Barlow stand vor ihr und neben ihm ein junges Mädchen, etwas zurück ein älterer Herr.
„Lady Charnleigh, darf ich Ihnen General Sir Day und Miß Day vorstellen?" sagte Paul.
Leonie sah in ein Gesicht, welches sie gleich auf den ersten Blick anzog, es lag ein so sympathischer Ausdruck in den dunklen Augen. Sie reichte Miß Day die Hand und sagte: „Hauptmann Barlow meint, daß wir uns befreunden werden, und ich glaube, er hat recht."
Dann begrüßte sie den General, der wie jeder sofort von ihr entzückt war.
„Wollen Sie mir nicht gleich den heutigen Tag schenken, Miß Day?" bat Leonie. „Hauptmann Barlow
hat mir seine Begleitung nach dem botanischen Garten versprochen, und wir werden uns beide freuen, wenn Sie mit von der Partie sind. Wir lernen uns so auch besser kennen, als wenn wir uns in großen Gesellschaften treffen."
So leicht schlug niemand Leonie Charnleigh eine Bitte ab, und Nelly Day versuchte es auch garnicht.
Eine Stunde später gingen sie zusammen durch den botanischen Garten und zogen die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Ein stärkerer Gegensatz als die beiden jungen Mädchen war nicht leicht zu finden. Beide waren schön, aber die eine blond, lebhaft und strahlenden Antlitzes, die andere dunkel, ernsthaft und mit einem melancholischen Zug im Gesicht.
Zu Leonies Bedauern war die Herzogin von Rockhampton mit ihrem Sohne auch da. Sie hätte sich so gerne Nelly Day ganz gewidmet, mußte aber der Dame folgen, die ihr eine seltene Pflanze zeigen wollte.
Paul Barlow und Nelly blieben zusammen, und letztere bemerkte: „Sie haben nicht zu viel gesagt, Herr Hauptmann. Lady Charnleigh ist wirklich schön."
„Nicht wahr, das finden Sie auch ? Aber in meinen Augen ist ihre Schönheit nicht der Hauptreiz. Was mir besonders an ihr gefällt, ist ihr Wesen, ihre natürliche freie Art, sich zu geben und ihre herzliche Freund- lichkeit."
„Wie lieb Sie sie schon gewonnen haben!" bemerkte Nelly und Thränen schimmerten in ihren Augen.
„Wir sind gute Freunde," erwiderte Paul unbefangen.
„Und sie hat viele Verehrer, die ihr huldigen nnd sie verwöhnen?"
„Ja. aber sie bevorzugt keinen. Ich freue mich sehr, Miß Day, daß Sie beide öfter miteinander verkehren werden. Lady Charnleigh ist keine Natur, die sich leicht anfchließt, aber ich sah es ihr an, wie Sie ihr gleich gefielen."
„Das verdanke ich Ihnen," erwiderte Nelly. „Wie genau Sie aber schon studiert haben müssen, um ihr die Gedanken von der Stirn zu lesen!"
„Ich habe mir so oft eine Schwester gewünscht," sagte Leonie einige Wochen später zu Paul Barlow, „jetzt lerne ich tatsächlich kennen, wie schön es in Wirklichkeit sein muß. Ich wollte, Nelly Day wäre meine Schwester!"
Paul war sehr erfreut über dies Lob.
„Sagen Sie mir doch," fuhr Leonie fort, „ob ste ihr Herz in Malta gelassen hat. Hatte sie dort eine unglückliche Liebe?"
„Nein, ich habe nie etwas der Art gehört. Miß Day war sehr beliebt und wurde von allen bewundert, aber sie hat etwas in ihrem Wesen, was es schwer macht, sich ihr zu nähern. Wie kommen Sie auf die Idee, Lady Charnleigh?"
„Werl Nelly oft in Gedanken versunken ist, und es mir scheint, als ob ein Schatten über ihr liege. Ich fand keine andere Erklärung dafür."
„Ich glaube, Sie täuschen sich, und wenn es der Fall wäre, würde Miß Day, so befreundet wie Sie auch sind, doch mit Ihnen darüber gesprochen haben."
„Nein," sagte Leonie, „dies würde sie doch nicht