Kenntnis. — Egger (Ctr.) weist darauf hin, daß es auf dem flachen Lande dringendes Bedürfnis fei. daß der Arzt Arzneimittel verabreichen könne, besonders wenn der Weg zur Apotheke ein weiter sei. — In demselben Sinne spricht v. Hermann (Fr. V.) sowie Bueble (Ctr). Staatsminister v. Pischek versichert, daß die homöopathischen Aerzte von der Regierung gleich behandelt werden wie die allopathischen. Eine Uebergabe zur Kenntnisnahme genüge vollständig. — Schick (Ctr.) als Berichterstatter vertritt nochmals den Standpunkt der Kommission. — — Henning (V.-P.) befürwortet den Antrag Egger auf Uebergabe zur Berücksichtigung, er weist besonders auf die unnatürliche Steigerung der Preise für die Apotheken hin. — Betz (V.-P.) beantragt, über das Gesuch des Dr. Mattes in Ravensburg zur Tages- Ordnung überzugehen. Das Gesuch wird hierauf nach einer kurzen Erwiderung des Ministers v. Pischek nach dem Kommissionsantrag der Regierung zur Kenntnis übergeben. Im übrigen bringen die verschiedenen Petitionen lediglich nicht Erwähnenswertes. Bei der folgenden Wahl eines ständischen Registrators wird Polizeiamtmann Neef von Reutlingen gewählt. Hiermit ist die Tagesordnung erschöpft.
Karrvesnachcichterr.
* Altensteig, 14. März. Die hiesige Handwerkerbank hielt gestern nachmittag in der „Linde" ihre jährliche Generalversammlung ab. Dem hiebei vorgetragenen Rechenschaftsbericht ist zu entnehmen, daß im Rechnungsjahr 1897 der Kassenumsatz 3380033 Mk. 95 Pfg., der Wechselumsatz 611706 Mk. 14 Pfg., der Gesamtumsatz 4 040 820 Mk. 09 Pfg. betrug. Es wurde ein Reingewinn von 8853 Mk. 35 Pfg. erzielt. Infolge Ermäßigung des Zinsfußes für Darlehen durch Aufhebung der Provision von^"/« und Zinsvergütungen für Rückzahlungen auf den Geschäftsanteil ist die Dividende gegenüber dem Vorjahr um 1657 Mk. 08 Pfg. zurückgeblieben, es konnte aber dennoch eine Dividende von 5"/o festgesetzt werden, welche von der Versammlung genehmigt und sofort ausbezahlt wurde. Der seitherige Aufsichtsrat wurde mit großer Stimmenzahl wiedergewählt. Für die Periode 1895/97 ist die Bank durch den Verbandsrevisor untersucht worden und nach dessen zum Vortrag gekommenem Bericht hat dieRevision keinen Anstand ergeben, vielmehr dargethan, daß die Geschäfte statutengemäß gehandhabt, die Wertbestände in Ordnung waren und die Bücher äußerst Pünktlich geführt wurden. Beschlossen wurde sodann, der neu zu gründenden Zentralkasse, welche als Geldausgleichstelle bestimmt ist, beizutreten und zwar vorerst mit einem Geschäftsanteil. Hierauf folgte die Beschlußfassung über den Antrag auf Gewährung von Kredit in laufender Rechnung gegen Sicherheitsleistung durch Bürgschaft. Herr Stadt- schultheiß Welker referierte eingehend über diesen Antrag mit der Betonung, daß er gegen denselben weniger Bedenken mehr habe, seit er die Vertragsbestimmungen kenne, und der Kassier Hr. Hermann Burghard erläuterte den Vertrags-Entwurf. Hienach geht die Bank ziemlich sicher vor. Nach längerer Debatte wurde nahezu einstimmig beschlossen, dieKreditgewährung gegen Bürgschaft bis zum Höchstbetrage von 8000 Mark zuzulassen und dem K. 66 des Statuts die entsprechende Fassung zu geben. Damit ist der längst gehegte Wunsch
Sir Gordon trat schnell heran und verbeugte sich. „Wenn Lady Charnleigh mir die Ehre schenken will, würde ich mich sehr glücklich schätzen."
Leonie errötete und ihre Hand zitterte, als sie die Finger auf seinen Arm legte. „Was kommt über mich?" dachte sie ungeduldig, „ich werde doch nicht nervös und verlegen werden."
„Send Sie zu .diesem Tanz schon engagiert?" fragte Sir Gordon; als sie verneinte, verbeugte er sich, und ein paar Augenblicke darauf flog sie an seinem Arm durch den Saal. Die Musik schlug wiegend an ihr Ohr, der Helle Lichterglanz, das Plätschern der zur Kühlung aufgestellten Zimmerfontainen, alles war wie ein Traum. Ein starker Arm umfing sie und ein süßes, unbestimmtes Etwas kam über sie, welches sie nicht verstand. Ihr Herz klopfte, jeder Nerv bebte, und plötzlich erbleichte sie vor innerer Erregung.
„Sie sind ermüdet, Lady Charnleigh?" sagte Sir Gordon, „ich sehe es Ihnen an. Darf ich Sie in ein Nebenzimmer führen, wo es kühler ist und Sie sich etwas erholen können?"
Sie nahm seinen Arm mechanisch, sie wußte sich keine Rechenschaft zu geben über die Gefühle, die sie beherrschten, und versuchte sie von sich abzuschütteln. Sie sah zu ihrem Begleiter empor mit einer gleichgültigen Bemerkung auf den Lipyen, als sie aber seinem Blick begegnete, lag in seinen Augen ein Ausdruck, der ihr Herz höher schlagen ließ. Sie gingen durch mehrere brillant erleuchtete Zimmer, bis sie in einen Raum kamen, der wundervolle Blumen und Pflanzengruppen enthielt und daneben einladende Sitze.
mancher Gewerbetreibenden in Erfüllung gegangen; möge die vollzogene Thatsache von Segen begleitet sein. Die Bank zählte am 31. Dezember 1897 402 Mitglieder.
* Alten steig, 14. März. Das Konzert, das gestern abend der Kirchenchor unter gütiger Mitwirkung weiterer Musikkräfte gab, fand einen zahlreichen Besuch. Das Gehörte hat ganz der Erwartung entsprochen und die Zuhörerschaft spendete bei den einzelnen Aufführungen lebhaften Beifall und zollte dadurch den Mitwirkenden den gebührenden Dank. Für die Kasse des Kirchenchors hat das Konzert einen ansehnlichen Betrag abgeworfen.
Alten steig, 14. März. Bei der Gestügelaus- stellung in Oberndorf erhielt Hr. Uhl zum Bad hier für Enten einen 4. Preis.
* Unterjesingen, 11. März. In der Untersuchungssache gegen den hiesigen Bauern Sattler wegen Ausfertigung falscher Pfandscheine kommen immer mehr Betrügereien an den Tag. Die Summe soll jetzt ca. 3000 Mk. betragen. Auch die Frau des Sattler ist in die Sache verwickelt.
* Stuttgart, 11. März. Es ist nunmehr der Schaden genau festgestellt worden, den das Unwetter vom 1. Juli v. I. bei uns verursacht hat. Er beträgt fast 19 Millionen Mark und verteilt sich wie folgt: Oberamtsbezirk: Brackenheim 984007 Mk., Heilbronn 3 581340 Mk., Neckarsulm 2 680 326 Mk., Weinsberg 2 885 494 Mk., Oehringen 6953 292 Mk., Künzelsau 280 768 Mk., Gerabronn 1424682 Mk. Zusammen 18 798 909 Mk.
* Stuttgart, 12. März. Heute Nachmittag wurde dis Leiche des Finanzministers Riecke auf dem Pragfriedhofe beerdigt. Um halb 3 Uhr wurde ein Trauer-Gottesdienst in der Wohnung abgehalten, dem der König und Prinz Weimar beiwohnten. Um 3 Uhr bewegte sich der Leichen-Kondukt nach dem Friedhof. Es nahmen Teil außer den Familien-Angehörigen die Minister und hohen Staatsbeamten, die Generalität, die Abgeordneten, das Offizierkorps, die Beamten des Finanzministeriums u. s. w., ferner eine außerordentlich große Zahl sonstiger Leidtragender. Am Grabe sprach Stadtdekan Dr. v. Braun einen warmen Nachruf, und der Präsident im Finanzministerium von Zeyer schilderte den Verstorbenen in seinem amtlichen Wirken.
*Laichingen, 11.März. Die Typhus-Epidemie in unserem Ort kann nunmehr als beendigt angesehen werden. Der letzte Typhuskranke befindet sich auf dem Wege der Besserung. Anderthalb Jahre hat die Seuche hier und in den benachbarten Orten Westerheim und Hohenstadt geherrscht. Viele Erkrankungen und zahlreiche Todesfälle kamen vor. Einige besonders tragische Fälle sind zu verzeichnen, wie die gleichzeitige Erkrankung ganzer Familien. In Hohenstadt starben in kurzer Zeit zuerst die Mutter, dann der Vater und die Tochter. Der hier bestehende Krankenpflegeverein und seine tüchtige Krankenschwester linderten die Not nach Kräften.
* Pforzheim, 12. März. Die Stadtverwaltung hat angesichts des unverhältnismäßig starken Umsatzes in Liegenschaften mit Schankkonzessionen, welche mit unerwartet hohen Preisen bezahlt wurden, sich veranlaßt gesehen, das großh. Ministerium zu ersuchen,
„Wenn Sie sich hier ein paar Minuten ausruhen, Lady Charnleigh," bemerkte Sir Gordon. „werden Sie sich erfrischt fühlen," und er rückte einen Sessel für sie neben einen Blumentisch, auf dem die schönsten weißen Chrysanthemum standen.
Sie sah ihn lächelnd an.
„Wußten Sie, daß dies meine Lieblingsblumen sind?" sagte sie.
„Nein," erwiderte er.
„Ich mag diese Pflanze sehr gern, es liegt so viel Poesie darin, und ihr Dust erscheint mit süßer als jeder andere."
Sir Walter Gordon lehnte an einem Kaminsims und sah ihr in das erregte Gesicht.
„Ich werde keinen Chrysanthemumzweig wieder sehen, ohne dabei an Sie zu denken," sagte er. Dann schwiegen beide und dies Schweigen war unendlich beredter, als jede Unterhaltung.
Sir Gordon war in dem Anblick des jungen Mädchens vertieft, er betrachtete ihre vollendete Schönheit, ihr Mienenspiel und die liebliche Verlegenheit und Verwirrung, die ihre Züge ousdrückten. Dann fiel ihm ein, daß es unhöflich sei gegen eine Dame, und noch dazu eine Ballkönigin, sie anzuschauen, ohne mit ihr zu reden.
„Lady Charnleigh," begännet, „besuchen Sie das Theater oft?"
„So oft ich kann," antwortete sie, „es ist mir das größte Vergnügen."
„Ich sah Romeo und Julia vorige Woche, und
der Aushebung der Bedürfnisfrage näher zu treten. Nach ausgestellter Statistik beträgt bei einem Restaurant die Preissteigerung innerhalb zwölf Jahren 400"/g, bei den nächsten innerhalb 22 Jahren 33Öo/g, bei den 2 nächstfolgenden innerhalb 7 und 12 Jahren 300"/g. Eine Wirtschaft stieg in 20 Jahren um 288"/o, eine weitere in 16 Jahren um 286"/» im Wert. Den geringsten Wertzuwachs erfuhren zwei mittlere Gasthöfe, welche mit 8 und 3"/g Mehrerlös das interessante Verzeichnis beschließen. Man ersieht aus der Tabelle, daß es in Zeiten aufblühender Jndustriethütigkeit auch seinen Mann nährt, wenn man für der Mitmenschen Durst sorgt.
* In Owingen bei Ueberlingen wurde am Sonntag morgen der 80jährige Bernhard Bold in seinem brennenden Bette gesunden. Der Greis, dem beide Beine furchtbar verbrannt waren, kam nicht mehr zum Bewußtsein und starb nach wenigen Stunden. Vermutlich ist das Unglück durch ein in der Nacht angezündetes und brennend weggeworfenes Streichholz entstanden.
* Ein Mann von Niederbischoffsheim im Elsaß hatte vor 29 Jahren seine Frau und seine 7 Kinder im Stiche gelassen und war nach Amerika gegangen. Vorige Woche traf nun der gewissenlose Mensch wieder bei den Seinen ein, die ihn schon längst tot wähnten. Der vermutliche Tote soll sich ein größeres Vermögen im neuen Weltteile erworben haben.
* Diejenigen Betrüger, welche gewässerte Milch sich als gute Milch bezahlen lassen, mögen dos Folgende lesen: Das Schöffengericht Worms verurteilte einen Landwirt aus Gimbsheim wegen Zusatz von Wasser zur Milch zu einer Strafe von 6 Wochen Gefängnis. Der Bestrafte war wegen Milchfälschung schon mehrmals verurteilt worden.
* Für die Prügelstrafe plädierte kürzlich vor dem Amtsgericht in Leipzig ein — Angeklagter, ein 20jähriger Maler, der, kaum aus dem Gefängnis entlassen, sich wieder eines Diebstahls schuldig gemacht hatte und deswegen erneut zu einer G sängnisstrafe von zwei Monaten verurteilt wurde. Thränenden Auges bat er, es möchte doch die Prügelstrafe wieder eingeführt werden; längerer Aufenthalt in den Strafanstalten mache den Menschen gleichgiltig und töte den Sinn jeder Besserung; für ihn sei sich r eure gehörige Prügelstrafe das einzige wirksame Mittel. Diesmal konnte Inder dem Manne nicht zu der ersehnten Züchtigung verholfen werden, weil die Gesetzgeber anderer Meinung gewesen waren als er. Man sieht aus diesem Falle aber, wie Theorie und Praxis auf gespanntem Fuße stehen.
* Berlin, 11. März. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Endlich ist von der venezolanischen Regierung die Begnadigung und Freilassung des deutschen Reichsangehörigen, der in der Notwehr einen Venezolaner tötete, erreicht worden. Derselbe, Zahnarzt Warnekros, war in Marakaibo vor einem Cafichaus von einem ihm unbekannten Venezolaner mit einem Schlagring auf den Kopf geschlagen worden,, worauf er dem Angreifer in den Unterleib schoß, sodaß dieser am andern Tage starb. Warnekros wurde am 20. September v. I. wegen Totschlags zu 6 Jahren Kerkers verurteilt, legte Berufung ein, und wurde am 18. Dezember v. I. aus Veranlassung des Auswärtigen
mir fiel eben ein Urteil ein, welches rch darüber hörte und das mich amüsierte."
„Und welches war es?" fragte Leonie.
„Ein Herr, der neben mir saß, meinte, das Stück sei nickt glaubhaft, denn es wäre lächerlich, vorauszusetzen, daß bei den beiden Hauptpersonen Sehen und Lieben eins gewesen sei, das käme doch nicht vor im wirklichen Leben. Was meinen Sie dazu, Lady Charnleigh?"
„Ich weiß nicht. Ich habe nie darüber nachgedacht." Und sie wünschte, daß die weißen Blüten ab- sallen und ihr glühendes Gesicht bedecken möchten.
„Vor langen Jahren," fuhr Sir Gordon kort, „sah ich dasselbe Stück. Die Darstellerin der Julia ist bald nachher gestorben und ich habe die Rolle nie wieder so vollendet spielen sehen. Sie war mir das Ideal einer reinen, leidenschaftlichen Mädchenliebe, und der Tonfall der Stimme, mit dem sie den Namen Romeo aussprach, war geradezu hinreißend. Ich meinerseits glaube, daß Sehen und Lieben eins sein kann."
Leonie vergrub ihr Gesicht in die duftenden Blumen^ damit es nichts verraten könne.
„Was Romeo betrifft, so erscheint der mir doch bei weitem glaubhafter," begann Sir Walter wieder. „Wenn Sie, Lady Charnleigh, Julia gewesen wären, und ich an seiner Stelle, so würde ich mich viel schneller und viel ernstlicher verliebt haben, als er es that."
Sie rührte sich nickt, es war etwas in seinen Worten, was sie mit einem Glücksgefühl durchschauerte, sie wagte nicht das Antlitz zu ihm zu erheben.
(Fortsetzung folgt.)