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3 derselben ihre Besitzer wechselten, nämlich dieLaura", dieSiegeshalle" und dieBierhalle", und zwar je um bedeutend erhöhten Preis.

* Pforzheim, 28. Febr. Im Mühlkanal er» tränkte sich gestern vormittag die 19 Jahre alte Dienst- magd Anna Marie Wößner von Aistaig, O.-A. Sulz. Gegen halb 8 Uhr sprang das Mädchen bei der Brenk'schen Mühle am alten Schlachthaus in da- Wasser, wurde im überdachten Kanal bis zur Hauser'- schen Mühle in der großen Gerberstraße getrieben und dort als Leiche herausgezogen. Mittels Leichen­wagens wurde die Tote in die Leichenhalle gebracht. Das Mädchen war bei einem Wirt in Dienst und soll schon öfters Selbstmordgedanken geäußert haben.

* Die großen Schneemassen im oberen Rhein­thal verwüsten in trauriger Weise die dortigen Obst­bäume. Auch in den Wäldern ist der Schaden groß. In Harratried bei Lindau drückte die Schneelast ein Haus zusammen, in dem sich gerade die Nachbarn betend bei der Leiche des Besitzers be­fanden. Doch konnten sich alle rechtzeitig retten.

* Darmstadt, 28. Febr. > lieber Soldaten-Aus- schreitungen bringt derDarmst. Tägl. Anz." folgende Meldung aus Griesheim:Grobe Ausschreitungen ließen sich am Dienstag abend Angehörige des Wachkommandos vom UebungSplatz zu schulden kommen. Dieselben, größten teils den Feld-Artillerie-Regimentern Nr. 11, 14, 25, 27 und 30 angehörig, befanden sich im Gast­hausZum grünen Laub", als der Polizeidiener Funk kam und Feierabend gebot. Hierüber erbost, wollten sie auf der Straße den Beamten mißhandeln, doch ge­lang es diesem, sich in Sicherheit zu bringen. Im GasthausZur Harmonie" schlugen sie hierauf mit ihren Säbeln Fenster ein und mißhandelten alle Per­sonen, die ihnen in den Weg kamen und nicht schnell genug flüchtig gingen. Schließlich gerieten sie selbst untereinander in Streit und schlugen einen der Ihrigen so, daß er an der Schafsgasse liegen blieb. Als der Schneidermeister Rühl in der Hahlgasse sich gerade auf dem Wege nach Hause befand und sie aufforderte, doch sich ihres Kameraden anzunehmen, versetzte einer der rohen Patrone demselben mit dem Säbel einen Hieb quer über das Gesicht, so daß das eine Auge vollständig verloren ist. Sodann fielen sie über einen jungen Mann her, der ihnen in den Weg kam, und brachten ihm durch Säbelhiebe schwere Verletzungen am Kopfe und an der linken Hand bei. Als die Zahl der Zivilisten, die der Streit herbeilockte, immer größer wurde und den Excedenten scharf auf den Leib rückte, machten sie sich aus dem Staub, konnten aber doch nicht verhindern, daß einem der Ihrigen Mütze und Säbel abgenommen wurde, die zur Ermittelung der Beteiligten geführt haben."

* Die Nachmittagssihung der Budgetkommission an dem bedeutsamen Samstag wurde wieder mit einer Rede des Abg. Dr. Lieber eröffnet, welche dem Staatssekretär Frhrn. v. Thielmann Anlaß gab, mit aller Bestimmtheit zu versichern, daß die Kosten der Flottenvorlage für die drei ersten Jahre aus den Ueber- schüssen neben den Kosten für das Artillerie-Material vollständig gedeckt sind und auch für die folgenden vier Jahre Deckung vorhanden ist. Die Marinevorlage erschöpfe nur einen Teil der Ersparnisse und diese

würden sich bei der gesunden Entwickelung des Reiches noch vermehren. Einerhebender Augenblick" soll es übrigens gewesen sein, als in der Sitzung vom Samstag vormittag Plötzlich Eugen Richter die Flagge derunentwegten Opposition" wiederholte und sein entmastetes und zerschossenes Schlachtschiff steuerlos seewärts trieb.Die ältesten Parlamentarier erinnern sich nicht" nach der Weise der sonstigen ältesten Leute, den Parteigewaltigen schon jemals so resig­niert gesehen zu haben.

* Straßburg, 28. Febr. Vor der Straskammer in Colmar wurde der Weinpanscherprozeß gegen den Weinpfuscher Brendel von Egisheim verhandelt. Brendel wurde wegen Weinpanscherei (Betrug u. Vergehen gegen das Nahrungsmittelgesetz pon 1892) zu 1000 Mark Geldstrafe verurteilt. Die gefälschten Weine wurden beschlagnahmt. Der Prozeß ist der erste einer großen Serie gegen Weinhändler schwebender Anklagen, die von der Colmarer Staatsanwaltschaft im Einverständnis mit dem reichsländischen Ministerium eingeleitet wurden.

AuHländischeS.

* Wien, 28. Febr. Die Kronprinzessin-Witwe Stephanie ist an linksseitiger Lungen- und Rippfell- entzündung erkrankt.

* Wien, 1. März. Das Befinden der erkrankten Kronprinzessin Stephanie hat sich wesentlich ver­schlimmert. Es ist Lungen- und Rippenfellentzündung konstatiert. Heute wird der Kaiser hier erwartet.

* Rom, 1. März. Nachdem der Besitzer der Billa Zirich in San Remo, ein Franzose, sich geweigert hatte, ein Terram zur Errichtung eines Denkmals für Kaiser Friedrich herzugeben, hat der Gemeinderat be­schlossen, selbst für Errichtung dieses Denkmals zu sorgen.

* Paris, 28. Febr. Der Herzog Philipp von Orleans Hot von England aus an seine Getreuen einen Brief gerichtet, worin er Frankreich zur Verurteilung Zolas beglückwünscht. Bei dem Royalistenkongreß in Blois gab der Freund und Vertreter des Präsidenten, Herzog de Luynes, eine Erklärung in dessen Namen ab, worin auseinandergesetzt wird, welche Haltung der Herzog seinen Anhängern für die nächsten Wahlen anempsiehlt. Sie sollen die Vorurteile bekämpfen, welche noch gegen das Königtum bestehen. Das König­tum soll und will mit der Demokratie gehen, es ist weit entfernt, ein Hindernis für den Fortschritt zu sein und ist zufrieden, wenn die politischen Kräfte, welche unter der Republik der Verwaltung des Landes geführt und sich in den Kämpfen des Parlaments ge­stählt haben, sich ihm zur Verfügung stellen. Der Figaro" setzt heute seinen Lesern infame Karrikaturen des deutschen Kaisers vor, wobei das bereits dementierte Gerücht von der Beteiligung des Kaisers an Plantagen- Unternehmungen zum Vorwand dient.

* Paris, 28. Febr. DerJour" läßt eine Spe­zialausgabe auf den Straßen ausrufen, die berichtet, Oberst Picquart habe dem Obersten Henry, der ihn bekanntlich vor dem SchwurgerichtLügner" genannt hatte, seine Zeugen geschickt, aber es sei noch nicht ge­wiß, ob das Duell stattfinden und ob nicht vielleicht Picquart von Henry als nicht satisfaktionsfähig werde erklärt werden.

* Wie dem Kl. Journ. aus Paris gemeldet wird,

sprach eine Versammlung von 2000 Personen Zola, Labori und Picquart ihre Bewunderung au- und be­schloß eine energische Fortsetzung des Dreyfus-Feldzugs.

* Paris, I.März. Esterhazy sandte dem Oberste» Picquart seine Zeugen, nachdem ihn der Kriegsminister hierzu ermächtigt hat. Esterhazy verlangt, Picquart solle sich erst mit ihm schlagen, ehe er das Duell mit dem Obersten Henry ausfechte.

* Petersburg, 1. März. Da-Journal de St. Petersbourg" schreibt mit Bezug auf den Mord­anfall in Griechenland:Bei der Nachricht von dem verabscheuungswürdigen Attentat auf das Leben de- Königs der Hellenen war das erste Gefühl nicht nur in Griechenland, sondern überall dasjenige des Dankes gegen Gott, der den König und seine Tochter aus drohender Gefahr errettete. Ganz besonders in Ruß­land ist diese Dankbarkeit gegen die göttliche Vor­sehung eine aufrichtige und tiefe angesichts der so engen verwandschaftlichen Bande, welche das kaiserliche Haus mit dem griechischen Köntgshause verknüpfen, und infolge der traditionellen Gefühle der russischen Nation für das hellenische Volk, das sich zu derselben Religion und Rasse bekennt. Man hegt die Hoffnung, daß angesichts dieses Ereignisses die Parteistreitigkeiten weniger erbittert sein werden und daß alle, Groll und Leidenschaft bezwingend, sich um den erhabenen Herrscher schaaren, der sein ganzes Leben dem Glücke seine- Volkes geweiht hat, und daß das Volk der Hellenen aus diesem Ereignisse die heilsame Lehre zieh, daß nur durch Anhänglichkeit an die Dynastie, durch Eintracht und friedliche Arbeit seine innere Umbildung vollendet und seine Wohlsart und sein Glück gesichert werden könnten."

* Konstantinopel, 26. Febr. Die Pforte hat an die auswärtigen Vertreter der Türkei ein Rund­schreiben gesandt, in dem sie auf das Entschiedenste verlangt, daß die Regelung der Krctafrage vor der Räumung Thessaliens erfolge. Abschriften dieses Rund­schreibens wurden den Botschaftern übermittelt.

* Madrid, 27. Febr. DerJmparcial" erhielt eine Meldung aus London, nach der Bismarck in einer Unterredung mit einem englischen Korrespondenten ge­äußert habe, der Konflikt zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und Spanien bezüglich Kuba könne nur durch ein Schiedsgericht ausgeglichen werden, sonst sei der Bruch unvermeidlich. Sagasta, hierüber empört, erklärte, Spanien werde eher Alles aufs Spiel setzen, als seine undiskntierbaren Rechte auf Kuba einem Schiedsgerichte anheimstellen. Wenn Bismarck sich tatsächlich un genannten Sinne ausgesprochen habe, verkenne er ganz und gar die wahre Sachlage sowie die hier herrschende Stimmung.

* New-Aork, 25. Februar. Ein großes Feuer wütet in den amerikanischen Tabakpflanzungen bei Louisville. Der Schaden wird bereits auf 1 Will. Dollar geschätzt.

Neueste Rachrichte«.

* Wilhelmshaven, 1. März. Bei der heutigen Rekrutenvereidigung hielt der Kaiser eine Ansprache im Anschluß an die Farben der deutschen Flagge: Schwarz sei die Arbeit, weiß die Ruhe und der Frieden, rot das Blut, welches erforderlich sei, beide zusammenzuhalten. Er ermahnte die Mannschaften,

Wenn ich nur einen Menschen hätte, der sich mit mir meines Glückes freute," rief sie aus,jemand, mit dem ich darüber sprechen könnte, und der Anteil an mir nähme! O, Mutter, Mutter, wärest du noch bei mir, und könntest mich leiten und führen!"

Lange saß sie auf dem Rasen und suchte sich die neuen Verhältnisse klar zu machen. Als sie endlich ins Haus zurückkehrte, rief ihr Susann«, das Mädchen, schnippisch zu:Ihr Thee steht seit einer Stunde im Schulzimmer, Miß Rayner, er wird jetzt wohl kalt sein." Sie lachte in dem Gedanken, wie bald alles anders sein würde, und spann ihren Traum weiter, bis Miß Templeton zurückkam.

Diese Dame war von großer Figur, eckig in ihrem Aeußeren, wenig anmutig in ihren Bewegungen, und ihre Stimme klang rauh und kalt. Aber sie besaß eine gewisse Würde, die den Schülerinnen Respekt einflößte und ihren Eindruck auf die Eltern nie verfehlte. Der Hauptzweck ihres Lebens war Geld verdienen. Wenn man sie reden hörte, so mußte man freilich denken, daß sie alle Anbeter des Mammons verachtete, aber in Wahrheit lag sie beständig vor diesem Götzen auf den Knieen. Wie sie andern und vielleicht sich selbst einredete, umfaßte sie alle ihre Schülerinnen mit gleicher Liebe, während sie die Reichen gut behandelte und die weniger gut Gestellten tyrannisierte.

Einmal im Leben war ihr Herz mit ihr durch­gegangen, das war, als sie Leonie Rayner, das ver­waiste Kind ihrer langjährigen Lehrerin, zu sich ge­nommen hatte. Sie that sich viel auf diese Handlung zu Gute, obgleich dieselbe nicht ganz ohne Berechnung

war, denn Leonie sollte ebenso viele Jahre umsonst unterrichten und erziehen, wie sie selbst unterrichtet und erzogen worden war.

Miß Templeton war auch nicht besonders freund­lich gegen die Waise. Sie rügte all ihre Fehler un- nachsichtlich und gewährte ihr wenig Freiheiten. Wenn sie von ihrer Ferienreise zurückkam, bedurfte es einige Mühe, um etwas an Miß Rayner zu tadeln, oberes gelang Miß Templeton doch jedesmal. Sie hielt es für ihre Pflicht, das junge Mädchen vor Ueberhebung zu schützen, indem sie immer an ihr etwas auszusetzen fand.

Und heute ließ sie sich kaum Zeit, ihren Thee zu trinken, ehe sie Leonie im Schulzimmer aufsuchte, denn Susanna hatte nicht mit ihrem Bericht gezögert, und Miß Templeton war geradezu entrüstet.

Die Begrüßung war dementsprechend eine sehr kühle, dann sagte die Vorsteherin:Darf ich um Auskunft bitten. Miß Rayner, wer die beiden Herren waren, mit denen Sie sich gestern zwei Stunden in meinem Salon unterhalten haben? Ich muß ein solches Benehmen im höchsten Grade mißbilligen."

Ein leichtes Lächeln umspielte die schön geschwunge­nen Lippen des jungen Mädchens.

Zwei Stunden!" wiederholte Miß Templeton. Eine unglaublich lange Zeit für eine Dame, um sie in Herrengesellschaft zu verbringen, besonders wenn die Betreffenden wie ich annehme, Ihnen ganz fremd waren."

Ja, vollständig fremd, Miß Templeton."

Dann muß ich desto mehr um eine Erklärung

Ihres Betragens bitten, Miß Rayner. Wenn Sie Verstöße gegen Sitte und Anstand machen, müssen wir uns trennen."

Nicht einmal diese Drohung schien de» gewünschten Eindruck zu machen.

Die Herren führten sich selber ein, Miß Tem­pleton. Ich bin ganz unschuldig an ihrem Besuch."

Wollen Sie jetzt die Güte haben und mir sagen, wer es war!" sagte die Dame ärgerlich.

Mr. Clemens, ein Rechtsanwalt aus London, und Mr. Dnnscombe, der Administrator der gräflich Charn- leighschen Familiengüter."

Und was wollten die von Ihnen, Miß Rayner ?" fragte die Vorsteherin erstaunt.

Sie kamen in einer Angelegenheit, die mich sehr überraschte. Sie wollten mir Mitteilen, daß das launische Schicksal mir ein großes Glück in den Schoß geworfen hat."

Kommen Sie zur Sache!" sagte Miß Templeton kühl.Ich habe keine Lust, Rätsel zu raten."

Nun denn, die Herren versichern mir, genaue Nachforschungen hätten ergeben, daß ich eine Gräfin Charnleigh sei."

In ihrem grenzenlosen Erstaunen vergaß Miß Templeton ganz ihre sonstige Würde.

Was sind Sie?" fragte sie.

Ich bin eine Gräfin Charnleigh und Besitzerin von Llghton Hall."

Mein liebes Kind, das ist ja unmöglich. Sie scherzen."

(Fortsetzung folgt.)

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